Finera - New Adventures von Kalliope ================================================================================ Kapitel 107: Die Vorrundenkämpfe - Teil 1 ----------------------------------------- Mimi nickte Faith kameradschaftlich zu, als die Münze des Schiedsrichters Kopf zeigte und somit sie zuerst ihr Pokémon wählen musste, was für die braunhaarige Trainerin jedoch kein Problem darzustellen schien. Mit einem fast schon übermäßig zuversichtlichen Blick entließ sie ein Rizeros, das mit beiden Beinen auf den Boden stampfte und schnaubte. Faith zögerte keine Sekunde, als sie Folipurba entließ und ihrem anschmiegsamen Pflanzenpokémon die Attacke Zauberblatt befahl. Die Blätter sausten augenblicklich auf Rizeros zu, das eindeutig schwerer und weniger wendig war. Jedoch öffnete das Nashorn sein Maul, schnaubte erneut und im nächsten Moment raste ein Flammenwurf auf Folipurba zu. Die Blätter verkohlten mitten im Flug und Faiths Pokémon wurde mit einem Volltreffer erwischt. „Ich habe meine Hausaufgaben gemacht“, kommentierte Mimi Goldberg lächelnd das Szenario und bedachte Rizeros mit einem Lob für die schnelle Reaktion. Faith begriff erst in diesem Moment, dass es um so viel ging. Wenn sie nicht gleich aus dem Turnier fliegen wollte, musste sie ihre drei Vorrundenkämpfe innerhalb ihrer Gruppe D in der ersten Runde zumindest mit zwei Siegen bestehen, das gab ihr eine gute Position, auch wenn natürlich nur zwei Trainer je Gruppe weiterkommen würden. „Folipurba, Synthese!“ Sie sah ruhig zu, wie Folipurba sich heilte, doch Mimi nutzte den Moment und befahl ihrem Pokémon die Attacke Tarnsteine, sodass das gesamte Kampffeld nun mit spitzen Steinen gespickt war, die jedes Pokémon, das eingewechselt wurde, verletzten. „Noch einmal Flammenwurf! Heiz ihm so richtig ein!“ Mimi wusste genau, dass sie Folipurba auf Distanz nur durch Volltreffer mit Flammenwurf erledigen konnte. Aber sie war auf der sicheren Seite, denn Folipurba musste sich für das Ausweichen mehr bewegen als ihr Pokémon, das nur an einer Stelle stand und seinen kräftigen Flammenwurf zum Besten gab. Nach etwa einer Minute wurde Folipurba langsamer und musste schließlich anhalten, wobei es natürlich sofort von der Feuerattacke erwischt wurde. Erschöpft blieb die Evolientwicklung liegen und auf der Anzeigetafel wurde das Bild von Folipurba unter Faiths Konterfei schwarzweiß. Zähneknirschend zog Faith ihr Pokémon zurück, spürte aber allmählich Panik in sich aufsteigen. „Mantax, du musst das richten.“ Sie entließ den Rochen, der freudig mit den Seiten auf die Erde schlug, nachdem die Tarnsteine ihren Job getan hatten. „Aquawelle!“ Mimi riss die Augen auf, aber Mantax‘ Angriff war schnell und gezielt. Rizeros hob zwar schützend die Ärmchen vor sein Gesicht, aber gegen die Wucht der Wasserattacke konnte Rizeros mit seiner Zweifachschwäche nichts ausrichten. Mit einer Kombination aus Agilität und Blubbstrahl konnte Mantax seinen Gegner besiegen, bekam es im nächsten Augenblick allerdings schon mit Mimis Minun zu tun, das bedrohlich Funken aus seinen Wangen sprühen ließ. Einige Minuten später war der Spuk vorbei. Mantax hatte gegen Minun verloren, woraufhin Faith ihr Bibor in den Kampf geschickt hatte. Bibor konnte Minun besiegen, aber Mimi setzte daraufhin ein Ponita ein und konnte den Sieg für sich verbuchen. „Du hast gut gekämpft.“ Aufmunternd klopfte Mimi ihr auf die Schultern. „Ich habe dich mit Rizeros‘ Flammenwurf einfach nur eiskalt erwischt.“ „Ich denke, du hättest auch ohne den Flammenwurf gewonnen, ich war auf die Situation noch nicht vorbereitet.“ Faith seufzte ziemlich enttäuscht. So hatte sie sich ihr Debüt in der Finera-Liga nicht vorgestellt, aber ändern konnte sie es nun auch nicht mehr. Trübsal zu blasen war so gar nicht ihr Ding, außerdem konnte sie noch immer die beiden anderen aus ihrer Gruppe D besiegen und dadurch in die zweite Hälfte der Vorrundenkämpfe aufsteigen. Mimi nickte verständnisvoll. „Ich habe letztes Jahr schon einmal an der Liga teilgenommen, bin aber schon in der ersten Vorrunde rausgeflogen. Alleine aus diesem Grund darf ich es dieses Jahr erneut versuchen, weil ich letztes Jahr nicht bis in die zweite Hälfte der Vorrunde gekommen bin. Mein Bruder ist dieses Jahr das erste Mal mit von der Partie und ich kann dir versichern, dass er ebenso aufgeregt und verunsichert ist wie du, Faith.“ „Mike war sein Name, nicht wahr?“ „Mike Goldberg“, wiederholte Mimi und betrat nach Faith den Aufenthaltsraum, wo ihnen einige bewundernde, einige skeptische und einige vernichtende Blicke zugeworfen wurden. „Er sitzt dort drüben.“ Faith folgte Mimis Finger und entdeckte einen Jungen mit Goldlöckchen und einem angestrengten Gesichtsausdruck. Sah sie etwa auch so verkrampft und verbissen aus? „Okay, ich verstehe. Danke für die Aufmunterung, Mimi.“ „Ach, keine Ursache.“ Grinsend ließ sich Mimi neben Faith auf einer Eckbank nieder, streckte sich und beobachtete genau wie Faith am Bildschirm die anderen Kämpfe. „Dieser Joel aus Gruppe B ist ziemlich gut, hm?“, meinte sie nach einer Weile und registrierte genau, wie Faiths Schultern leicht nach unten sackten. „Du kennst ihn? Erzähl mal.“ Mit ein wenig Widerwillen begann Faith zu reden. „Na ja, er ist ein starker Trainer. Wir kennen uns von unserer Reise durch Finera, ich habe ihn auch mal in seinem Zuhause besucht. Er ist ganz nett.“ Mimis wacher Blick lag auf der jüngeren Trainerin, dann streckte sie sich und schaute zu Schwester Joy, die kostenlos Supertränke an die Trainer verteilte, die bereits einen Kampf hinter sich hatten. Als Joy bei ihnen ankam, nahm Mimi zwei Tränke, einen für sich und einen für Faith. Es war wichtig, dass die Pokémon mit voller Energie zu ihrem nächsten Kampf aufbrechen konnten und nicht von den vorherigen Kämpfen angeschlagen waren. Allerdings verschob Mimi das Benutzen ihres Supertranks auf später, da Rizeros in dem ohnehin überfüllten Aufenthaltsraum nur noch mehr Platz weggenommen hätte. „Ich möchte ihm nicht schon in der Vorrunde begegnen, er würde mich bestimmt aus dem Turnier werfen. So gut wie er bin ich nicht, das kann ich ganz gut einschätzen. Ich nehme mehr für die Erfahrung an der Liga teil.“ Faith wusste nicht, was Mimi ihr damit genau sagen wollte, aber sie fühlte fast so etwas wie Stolz, dass sie Joel so hochlobte. Wobei sie das im nächsten Moment eigentlich wieder stören sollte, denn wenn sie die Liga gewinnen wollte, würde sie früher oder später besser als Joel – oder derjenige, der ihn besiegte – sein müssen. Mit ihrem nicht ganz ausgeglichenen Team würde das definitiv keine leichte Aufgabe sein. Über den Bildschirm flimmerten nun die Ergebnisse der gerade beendeten Kämpfe. Mittlerweile war aus jeder Gruppe jeder einmal an der Reihe gewesen und es wurden nun die neuen Paarungen innerhalb der einzelnen Gruppen ermittelt. Faith sah ihr Bild über dem eines schwarzhaarigen Jungen, Mimi bekam den anderen Jungen aus ihrer Gruppe ab. Vor den nächsten Kämpfen gab es allerdings erst einmal eine Mittagspause, in der alle Teilnehmer verpflegt wurden und sich am Büffet mit reichlich Essen bedienen konnten. „Komm, wir holen uns schnell etwas, sonst sind die besten Sachen weg.“ Mimi zerrte Faith hinter sich her in den Nachbarraum, wo die köstlichsten Gerüche die Luft erfüllten. Zügig lud Mimi sich zwei Stücke Lasagne, Erdbeercreme, Schokoladenpudding mit Vanillesoße und zwei Gläser Cola auf ihr Tablett. „Man weiß ja nie“, meinte sie grinsend und wartete auf Faith, die sich statt Lasagne Schnitzel mit Pommes nahm, ansonsten aber ein ebenso gut gefülltes Tablett zurück zu ihrer Eckbank im Aufenthaltsraum schleppte. „Das riecht unheimlich gut.“ Faith probierte sofort und stopfte mehrere Pommes auf einmal in ihren Mund. „Kämpfen macht hungrig.“ Mimi nickte, nahm einen großen Schluck Cola und brachte das Thema Joel wieder zurück ins Gespräch. „Du kennst ihn doch ein wenig. Er sieht niedlich aus, ist er noch zu haben?“ Faith verschluckte sich beinahe, musste etwas trinken und versuchte dann kein Furiengesicht zu machen. Schließlich lächelte sie jedoch milde und winkte ab. „Nein, ich glaube, er ist quasi vergeben.“ „Schade“, erwiderte Mimi und begann dann von ihren weiteren Erwartungen an die Finera-Liga zu sprechen. Die Jungtrainerin mit den türkisfarbenen Haaren hörte ihrer Sitznachbarin allerdings nur noch mit einem halben Ohr zu, denn sie war noch immer verblüfft darüber, wie sie Mimi bezüglich Joels Beziehungsstatus geantwortet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)