Nachtfalter von Himi_und_Nami (Uruha x ???) ================================================================================ Prolog: Prelude --------------- In diesem Augenblick war Kouyou einfach gestorben. Er rannte, rannte, ohne sich umzudrehen, fühlte, wie der Boden unter seinen Füßen hinwegbröckelte, wie sein Herz, das mit jedem Meter mehr und mehr zerbrach, die Musik, die mit er Entfernung aus seinen Ohren verschwand, die eben noch sein Bein bewegte. Der Schmerz in seinem Hals ließ ihm kaum Platz zum Atmen. Luft, die er dringend brauchte. Schneller, er musste weg von hier, weg von ihr. Nur weg. Zwischen all den Leuten, all den Lichtern, all den Instrumenten hatte er sie gesehen. Und nicht zum ersten Mal hatten sie miteinander gesprochen. Aber diesmal lief es nicht wie sonst, diesmal nicht. Diesmal war alles schief gelaufen. Sie war so schön gewesen, als sie ihn anlachte und von dem Vibrieren der Verstärker zu ihm getragen, kam sie ihm vor wie ein Traum. Ihr Haar bewegte sich. Sie wechselten ein paar Sätze, mehr als sonst. Und Kouyou hatte alle Hände voll zu tun, nicht einfach in Ohnmacht zu fallen. Sein Herz war beschleunigt, die Gedanken wirr und unsicher. Und doch war er glücklich. Er hatte neben seinem Zittern und aller Nervosität, vor allem Hoffnung. Darauf, dass es ein gutes Ende haben könnte und nicht laufen würde wie immer: Er verliebte sich - haderte ewig mit sich, bis er Ungewissheit und Schmerzen nicht mehr ertrug - spielte schließlich Russisch Roulette mit seinem Schicksal, gestand seine Liebe - und verlor. Getroffen von der Kugel, die sich Zurückweisung nannte, war er jedes Mal mehr oder weniger sanft in ein sechsfußtiefes Loch gefallen. War wieder und wieder einen bitteren Tod gestorben. Neunzehn Jahre lang. Neunzehn Jahre lang chronisch erkrankt an gebrochenem Herzen. Neunzehn Jahre lang ungeliebt. Neunzehn Jahre lang ungeküsst. Neunzehn Jahre lang allein. Hoffnung war sein grausamstes Laster. Sie schlich sich von hinten in sein Herz und ließ ihn nicht los. Sie überlebte selbst den inneren Tod seines Herzens. Gerade glänzte sie lediglich mit partieller Abwesenheit. Er. Wo war er plötzlich hergekommen? Dieser schräge Typ. Er hatte sie einfach angesprochen. Sie fing an zu strahlen. Sie kannten sich, das war vom ersten Moment an klar. Ihr Blick war erwartungsvoll und vorfreudig. Vor Kouyous Augen hatte er ihr die Zunge in den Hals geschoben. Als sie den eindeutig leidenschaftlichen Kuss beendeten, war Kouyou schon fort. Weggerannt. Nur weg. Und sie hatten sich wieder dem Bandkontest gewidmet. Fahrig stolperte Kouyou durch die Gänge, kniff die Fäuste und die Augen zu. Warum konnten Frauen kein Schild um den Hals tragen, dass sich dynamisch veränderte, wenn sie einen Mann betrachteten. So was wie: „Bin vergeben - Pech gehabt!“ oder „Sorry, kein Interesse!“, wäre schön gewesen. Es wäre einfach gewesen, so einfach. Kouyou hatte den Hals gestrichen voll. Er riss die nächste Tür auf, sprintete quer durch den nur spärlich beleuchteten Raum und an der großen Glasfassade prallte er auf wie eine Fliege, die von außen an eine Fensterscheibe flog. Er weinte ungehalten - wütend über die eigene Nervosität. Schwankend taumelte er zu einem Tisch in der Mitte, die Hand an der Wange, die auffangen wollte, was am Fallen nicht mehr zu hindern war. Es tat weh ... An diesen Schmerz konnte man sich nicht gewöhnen, nie. Seine Stirn schlug fast unsanft an der Schreibtischplatte auf, das Gesicht verzerrt vor Unglück und Scham. Mit der blanken Faust schlug er immer wieder auf das Holz. Härter und härter für jedes einzelne Mal, das ihm auf diese Art und Weise weh getan wurde. Was machte er nur falsch? War es, weil er schüchtern war? Weil er Heavy Metall mochte? Weil er zu weich und feminin wirkte? Zu spack? Zu blass? Zu lieb? Zu nett? Also zu langweilig? Was wollten Frauen denn eigentlich? Er verfluchte sie innerlich. Das hatte er jedes Mal getan und sich doch immer wieder unglücklich verliebt. Er fühlte sich wie ein Nachtfalter, der sich auf einen Zigarettenstummel stürzte, weil es in seiner Mitternachtsschwärze kein anderes Licht gegeben hatte - und immer wieder, mit jedem Anflug hatte er sich entsetzlich daran verbrannt. So dumm, so naiv. Er schreckte zusammen, als neben ihm eine Tür aufgerissen wurde. Ein junger Mann stürmte herein, fegte wie ein Unwetter umher, zwei Stühle flogen. Dann hielt er inne. Kouyou konnte ihn nur von hinten sehen. Vor Schreck über die Plötzlichkeit seines Auftauchens hatte er aufgehört zu weinen, doch die Tränen hingen immer noch zierend auf den blassen Wangen, die Augen starr auf den fremden, jungen Mann mit den dunklen Haaren gerichtet, der neben ihm nach Luft japste und sich überfordert den Kopf hielt. Ein Tritt gegen den Tisch folgte. Er drehte sich um, doch das Aufschauen schien er vergessen zu haben, so verpasste er auch Kouyou zu entdecken und lief in ihn hinein. Er wich erschrocken einen Schritt zurück. Beide Männer schauten sich groß an. Auch der Fremde weinte. Kouyou hätte nicht beschreiben können, wie es sich anfühlte, den anderen so aufgelöst zu sehen. Er war kleiner als er, die Haare nett zurecht gestylt, coole Klamotten - das genaue Gegenteil von ihm, doch einen Moment später erkannte er sich selbst in den ebenholzfarbenen Augen des anderen. So konnte man nur schauen, wenn man Liebeskummer hatte, so schaute nur jemand, dessen Herz gerade zu Staub zerborsten war. Er schien in einen Spiegel zu sehen. Minutenlang standen beide da und fixierten einander mehr oder minder ergründend. Von Sekunde zu Sekunde schienen sie beide gleicher zu werden. Gleich ängstlich. Gleich wütend. Gleich verletzt. Gleich schwach. Kouyou verstand nicht, was geschah, doch sein Gegenüber schien ebenso wenig zu begreifen, als sie plötzlich aufeinander zu stürmten. Zugleich, ohne Zucken, ohne Absprache, ohne ein Wort. Sie küssten sich eindringlich, verlangend, tief. Hände glitten über weiße Haut, erste Kleidungsstücke fielen zu Boden. Kouyou wehrte sich nicht. Ließ sich einfach an die nächste Wand spielen. Sein Verstand setzte völlig aus. Sein Herz auch. Da war nichts, nichts außer der Dringlichkeit und dem unübersehbaren Wunsch, mit diesem Fremden einfach ungebremst in die Nacht zu stürzen ... ~~~ Danke schön fürs Lesen! Kommis sind herzlich Willkommen ^^ Wir hoffen, es gefiel ^^ Wer mehr lesen oder mehr über uns als Künstlerduo erfahren will, klickt bitte hier: Viele, liebe Grüße! Himitsu_und_Namida Kapitel 1: Mitternachtsschwärze ------------------------------- Er hatte keine Ahnung, was er tat oder tun sollte. Auch dann nicht, als sich seine Hände über die gebräunte Haut schlichen und dort die letzten Zweifel und das letzte Zögern verscheuchten. Kouyou staunte über die Hingabe, die ihm entgegengebracht wurde, obwohl sie sich doch überhaupt nicht kannten. Aber es genügte ihnen zu wissen, dass in ihnen beiden derselbe Schmerz wohnte und getilgt werden wollte. Der Fremde ließ von seinen Lippen ab und fixierte seine Augen, in denen wieder jene Verletzlichkeit aufglomm, die in seinem Herz hauste. Kouyou wollte das nicht sehen. Nur eine halbe Sekunde später lagen ihre Lippen wieder aufeinander, ihre Schneidezähne stießen voller Hast so aneinander, dass sie hätten zurückzucken müssen. Beide jedoch fürchteten sich, diese ungestümen und zarten Gefühle im anderen zu erkennen. Deswegen blieben sie gierig, küssten einander und auch Kouyou begann damit, den jungen Mann vor ihm auszuziehen. Wie weit er gehen wollte? Wie weit er gehen würde? Das wusste er nicht. Doch diese Küsse, das Gefühl, das die Lippen des Schwarzhaarigen bei ihm auslösten, ließen ihn aufbegehren und nach mehr verlangen. Er war absolut unerfahren und das wusste er auch, doch seinen Leidensgenossen schien dies nicht zu stören, so lange er ihn nur berührte und sobald wie möglich entkleidete. Kouyou wich zurück gegen die Wand, als seine freie Brust von der Haut des Anderen berührt wurde, und sog tief Luft in seine Lungen, während sein Hals von den viel begabteren Lippen malträtiert und ebenso liebkost wurde, dass er haltlos aufseufzte, sich aber im nächsten Moment die Hand vor den Mund schlug, weil er sich vor seiner eigenen Lautstärke erschrak. Ein liebliches Lachen ertönte an seinem Schlüsselbein und warmer Atem blies über seine Schulter, ehe flinke Finger gekonnt seine Hose öffneten. Die Gürtelschnalle klapperte, der Fremde zog ihm den Bund über die Hüften, während er ihn weiter küsste und liebkoste. Kouyous Herz beschleunigte, als auch seine Unterwäsche gelüpft und schließlich heruntergezogen wurde. Vor Scham griff er nach dem Gesicht des Dunkelhaarigen und haschte nach seinen Lippen mit der Absicht, sich selbst von seiner Nacktheit abzulenken. Die fremde Zunge schlich sich in seinen Mund und stupste die seine an, was ihm schon unsägliche Schauer über den Rücken schicken ließ. Doch plötzlich ungefragt und unerwartet legte sich eine freche Hand bestimmt und verlockend fest um sein leicht erigiertes Glied, dass seine Knie nachgaben und er zu Boden rutschte. Der war ein wenig kühl im Vergleich zu der Hand, die ihn nun sanft massierte. Dieses Gefühl war so neu, dass er erst mal die Augen zusammen kneifen musste und dann im nächsten Moment auch schon spürte, wie der andere sein Kinn anhob und ihn so dazu brachte ihn anzusehen. Er führte Kouyous Hand an seinen eigenen Gürtel. Schaute ihn dann erwartungsvoll an. Kouyou begriff, was er tun sollte. Er streichelte kurz und mit bebendem Herzen über den freigelegten Bauch, der sich nun mit ihm fast auf Augenhöhe befand, da der Dunkeläugige wieder aufgestanden war. Dann öffnete er zitternd den Hosenknopf, zog den Reißverschluss auf und griff mit beiden Händen an die Hüften seines Gegenübers, um den Jeansstoff nach unten zu ziehen, während sein Haar durchwühlt wurde. Momentan fühlte er sich wie ein Spielzeug, das auf dem Boden an der Wand saß und zu seinem Besitzer aufschaute. Was der andere wohl noch von ihm verlangen würde? Aber er war gerade so unter Strom gestellt, dass er wahrscheinlich alles getan hätte, was der andere ihm wortlos auftrüge. Fast mit galanten Bewegungen stieg der Unbekannte aus der Hose, schob sie mit dem Fuß zur Seite. Kouyou schluckte. Nun waren sie beide völlig nackt. Was sollte er jetzt tun? Sollte er ihm ...? Er wurde feuerrot bei dem Gedanken! Würde er sich das trauen? Doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, kniete der andere sich zu ihm herunter. Wieder küsste er ihn sanft, was ihn ein wenig beruhigte. Dieser leichte Kuss sagte schlicht: Hab keine Angst, ich zwinge dich zu nichts, was du nicht möchtest ... Das brach Kouyous Furcht, bis nur noch blanke Nervosität übrig war. Der junge Mann vor ihm stieg über seine Beine und setzte sich sanft auf seine Oberschenkel. Dann beugte er sich vor, um den Hals des Kupferblonden wieder zu küssen, ihn zu streicheln. Anmutig stützte er sich auf die Knie, um seinen Oberkörper ganz nahe an Kouyous zu bringen. Er machte ein Hohlkreuz, um noch mehr Haut erhaschen zu können. Kouyous Stirn wurde sanft zwischen die Schlüsselbeine des anderen gedrückt. Er hob den Kopf, um leicht an dem schönen Hals aufschauen zu können. Der Kontrast zwischen der kalten Wand und diesem siedendheißen Körper war ebenso erschaudernd wie erregend zugleich. Er wurde mit einem verführerischen Blick bedacht. Seine Hand wurde ergriffen und seine Finger angefeuchtet. Die warme Zunge des anderen zu spüren, die sorgsam seine Finger umspielte, war abstrakt ausgedrückt befremdlich für ihn, doch es faszinierte ihn dabei zuzusehen. Wieder lenkte der andere seine Hand dorthin, wo er sie gerade brauchte. Sie rutschte die Seite über die Taille hinunter und wurde schließlich über die Lenden geführt. Kouyou drohte fast zu verglühen, als er das Glied des anderen streifte und dieser tief die Luft aus den Lungen jagte und in sein Ohr stöhnte. Doch er begriff schnell, dass das nicht das Ziel der Reise war. Er wurde weiter geleitet. Sein Herz massierte den oberen Bauch des anderen, als er spürte, wie eine beinahe ungeduldige Hand zwei seiner Finger in den pulsierendenden Eingang drängte. Er leitete ihn noch ein wenig weiter an, schob sie tiefer und tiefer in sich hinein, bis zum Anschlag, spreizte die Beine mehr, damit es nicht so zog. Danach begann er Kouyou langsam in sich zu bewegen, verkrampfte die Hand an der Schulter des Mannes unter ihm. Umschlang seinen Hals so fest, rieb sich gleichzeitig an Kouyous Arm. Dieser begann ebenfalls zu stöhnen - auch seine empfindlichste Stelle blieb von der Reibung nicht verschont, denn der Fremde auf seinem Schoß begann sich kräftiger auf seine Finger nieder zu senken, wollte es intensiver machen. Kouyou wurde neugierig. Er wollte wissen, was er ein mit ein wenig Bewegung in dem anderen alles erreichen konnte. Er erkundete vorsichtig das heiße Fleisch um sich herum. Er wurde sofort fester an den Oberkörper des anderen gepresst, vernahm stärkere Laute - er reagierte im selben Maße leidenschaftlicher je fester und versierter Kouyous Finger sich in ihm bewegten. Der andere ließ ihn jetzt sogar los, um sich richtig an ihm festhalten zu können. Eine kleine Weile ließ er Kouyou die vollkommene Macht über sich, kümmerte sich mit erstarkter Hand um die Erregung des Kupferblonden, der daraufhin die Lippen an die Haut des anderen presste, um seine Laute zu ersticken. Er schloss wieder die Augen, konzentrierte sich auf die anderen vier Sinne, die nun unheimlich geschärft waren, die Situation außerordentlich gut wahrnahmen. Beide Männer gerieten mehr und mehr außer Atem. Bis der Dunkle plötzlich inne hielt und Kouyous Finger wieder aus sich heraus zog, was diesen die Augen wieder öffnen ließ. Er spürte, wie die Stirn des anderen auf seine Schulter sank, er sich dann aber wieder ein wenig von ihm entfernte. Eine luftige Kälte streifte Kouyous Brustwarzen, die sich daraufhin noch weiter zusammenzogen. Er fühlte, wie Hände sich sanft hinter seinen Ohren durch das verschwitzte Haar kämpften, fand die Augen zuerst, die seine gesucht hatten. Mit leicht geöffneten dunkelroten Lippen wurde er fixiert. Da war keine Trauer mehr in diesem schönen Gesicht, keine Wut, keine Verzweiflung ... nur noch pure Lust und Neugier auf mehr. Der Fremde biss sich auf die Unterlippe und prall schnellte sie kurz darauf wieder in die alte Form zurück, haschte nach den Lippen des anderen, küsste ihn tief. Dann legte er das Gesicht schräg an die Wange des anderen, der seinen Kopf immer noch anheben musste, um ihm entgegen zu kommen. In Zeitlupe schloss der Unbekannte die Augen, sog Luft ein, um sie anzuhalten, als er sich langsam auf den bebenden Schoß Kouyous niederließ und dessen Erregung sanft Millimeter für Millimeter in sich aufnahm. Kouyou kniff wieder die Augen zusammen, er durfte jetzt nicht die Kontrolle verlieren, selbst als er spürte, wie es um ihn herum immer enger und heißer wurde, selbst als der Schauer, der den anderen überkam, sich für ihn in ein Vibrieren verwandelte, musste er sich beherrschen. Zuerst ganz vorsichtig spannte der Dunkelhaarige die Oberschenkel wieder an, zog so Kouyou wieder ein Stück aus sich heraus, ließ sich wieder fallen und wiederholte es dann erneut, stetig, bis sie ein angenehmes Tempo erreicht hatten. Er fing an lustvoll zu wimmern, als der andere eine gewisse Stelle in ihm stimulierte, intensivierte seine Bewegungen, stöhnte laut auf und erschrak den Mann unter sich damit ein wenig, der ebenfalls um Fassung rang. Dieses extreme Gefühl war fast nicht auszuhalten. Seine Hand klatschte beinahe unsanft auf die straffe Haut am Bein des anderen, er hielt sich daran fast, packte jedes Mal fester zu, um seine Lust zu kompensieren. Doch das half nicht im Geringsten. Beide gerieten zunehmend in Ekstase, der Mann auf Kouyous Schoß verkrampfte sich mehr und mehr, kurz darauf hörte der Kupferblonde eine Hand an die blanke Wand klatschen ... Er hatte nicht damit gerechnet, dass es sich so anfühlen würde. Seine Sexualität war ihm selbst immer ein Mysterium gewesen. Sobald er in Gedanken an ein Mädchen, das er liebte, den Punkt erreicht hatte, an dem er nur noch eine Sekunde gebraucht hätte, um den Halt zu verlieren, hielt er inne und hörte auf. Niemals war er so weit gegangen, wie er schon jetzt war ... mit Niemandem. Sein Gesicht wurde mit einer Hand nach oben gerissen, sodass der Lautschutz der heißen Haut vor seinen Lippen verschwand und er eine noch stärkere Gänsehaut bekam, als er sein eigenes Stöhnen vernahm. Gepaart mit den Lauten des fremden, jungen Mannes auf seinem Schoß klangen ihre Stimmen wie eine Melodie, die sich Kouyou ins Gedächtnis brannte. Auch als er wieder diese Lippen auf seinen spürte, die heiße Zunge, das schwarze Stück Metall, das sie in manchen Momenten voneinander trennte, kannte er sie und wiederholte sie wie eine Litanei in Gedanken. Auch dann, als er wie aus einem Reflex heraus die Beine leicht anwinkelte, um den so wilden Bewegungen entgegen zu kommen und sich tiefer in den zitternden Leib zu treiben. Selbst als er glaubte zu explodieren und er vor Hitze und Enge nur noch Sterne sah, glaubte er, zwischen ihren Lippen eindeutig ihren gemeinsamen Klang zu hören. Das schwarze Haar klebte dem Fremden und auch ihm an der Stirn. Aus dem Delirium heraus ergriff Kouyou beinahe todesmutig die Erregung , die zwischen ihren Körpern stand und pulsierte, begann sie erst leicht und sanft und dann immer stärker zu massieren. Ihre Körper bewegten sich immer noch rhythmisch gegeneinander, miteinander, ineinander. Wie in einem Traum, ein verrückter Film mit wildem Szenenwechsel erlebte er die letzten Sekunden, in denen sich die Zähne des schwarzhaarigen Jungen in seine Unterlippen gruben und mit an seiner Zunge lutschte, dass er sich nicht mehr auf einen bestimmten Punkt konzentrieren konnte. Sein gesamter Körper brannte lichterloh. Und wie er das Gefühl hatte, vollständig ausgepresst zu werden, stöhnten sie gemeinsam laut auf, doch verbarg ihr Kuss ihr lautes Bekenntnis, sodass niemand davon erfahren würde. Es war unglaublich, als die Anspannung endlich von ihnen abfiel und der plötzlich schwere Leib über ihm zusammensackte, keuchend und japsend. Ihre Haut klebte aneinander, Kouyou stieg der Geruch von Schweiß in die Nase, der irgendwie verführerisch kribbelte. Sein Kopf sackte in den Nacken gegen die Wand und seine Nüstern blähten sich auf, während heißer Atem über seine Schultern strömte und eine kalte Gänsehaut über seinen Rücken jagte. Es hätten Stunden vergangen sein können, bis sie sich wieder bewegten, denn Kouyou hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Der junge Mann über ihm beugte sich ein Stück zurück und wie aus einem Reflex sah er ihn an. Dieses Leuchten in den jetzt noch viel dunkleren Augen schickte einen neuen elektrischen Stoß zwischen seine Beine, doch er hoffte, dass es vorborgen bleiben würde. Sie küssten sich wieder. Doch dieses Mal waren sie fast unschuldig, sanft und – inzwischen so ungewohnt, dass Kouyou schmunzelte. Minuten später lagen sie auf der Seite, auf ihren Kleidungsstücken, immer noch vereint und sich küssend. Ihre Hände streichelten einander, über Rücken, Brust, Gesicht, Po und Hüfte, doch es war nicht erotisierend oder zur Anmache. Es heizte sie nicht im Geringsten an, doch irgendwann schien es seinem Partner unangenehm zu werden, so nah bei ihm zu sein, denn er versuchte sich von ihm wegzubewegen. In diesem Moment stöhnten beide wieder auf, als Kouyou aus ihm glitt und auf dem Boden wie stoned liegen blieb. Und allein. Jedoch blieb er nicht lange allein. Die Hitze neben ihm tauchte erneut auf und legte seine Arme um ihn, streichelte ihn weiter. Sie lagen nebeneinander und hielten sich warm, gaben sich Zärtlichkeiten hin. Keiner hatte die Überhand, ihre Beine waren ineinander verkeilt und ihre Köpfe ruhten nebeneinander. Eine Hand erhob sich über Kouyous Gesicht und streichelte ihm ein paar Strähnen weg, die ihm in die Augen gefallen waren. Sein Kamerad war älter als er. Seine Hände waren älter als seine eigenen wie er fand. Er lächelte und es wurde erwidert. Sie küssten sich und ließen die Köpfe sinken. Warum fühlte sich diese kleine Geste so gewohnt an? Warum entspannte er immer mehr? Warum gab es keine Fragen, die ihm im Kopf herumspukten? Es sollten Hunderte in ihm aufkeimen ... Aber Kouyou merkte, dass es ihn schlicht überhaupt nicht interessierte, wer da neben ihm lag, wer ihn mit einem sanften, aber auch müden Blick fasziniert fixierte. Er wusste nur, dass der andere in diesem Moment wohl Ähnliches dachte. Sie schauten sich immer noch stumm an, blinzelten langsam durch das Halbdunkel des Raumes und spielten sich so gegenseitig Blicke zu, die undeutbar, aber intensiv waren ... Sie kannten sich nicht. Es gab keine Verbindung zwischen ihnen - keine Gefühle, die störten - keine Erinnerungen, die belasten würden - keine Liebe, die enttäuscht werden konnte. Kouyou war überwältigt davon, dass der andere ihn annahm, wie er war, ohne wirklich etwas über ihn zu wissen. Er hatte nie darüber nachgedacht, ob er schwul war oder nicht. Das wollte er in diesem Moment auch gar nicht. Darum ging es auch überhaupt nicht mehr. Es war schlichtweg unwichtig geworden, über was er zuvor jahrelang gegrübelt hatte. Dass er sich als >Spätzünder< fühlte, weil er mit neunzehn noch ungeküsst war, dass die Statistik sagte, dass er spät dran sei für den ersten Sex, dass ihn kein Mädchen wollte, oder er sich scheinbar immer in die Falsche verliebt hatte, die Sticheleien von seinen Schwestern und die dummen Kommentare seines Vaters. - Das alles war jetzt nichtig geworden. Es war unwichtig. Er fühlte sich, als hätte er eine neue Ebene betreten, als sei er gewachsen. An sich selbst und diesem Mut, der aus seiner Verzweiflung entstanden war und die ihn in dieses Abenteuer hatte fallen lassen. Es gab nur noch sie beide. Diesen Raum. Die Dunkelheit. Wärme und Zärtlichkeit. Sie gaben einander alles, was sie sich wünschten und so viel mehr, als sie sich erhofft hatten. Statt sich zu verkriechen und zu weinen, oder einen Wutausbruch nach dem nächsten zu bekommen, trugen sie einen kleinen Teil ihres Schicksals gemeinsam. Aber sie sprachen kein Wort mit einander. Worte hätten diesen Zauber einfach zerstört. Worte hätten sie nur zurückgeworfen. Worte brachten Menschen näher ... Doch welche Nähe konnte gerade intimer und bedeutender sein, als hier neben einander zu liegen, sich in die Augen zu sehen, nachdem man gerade in den Bann reiner Körperlichkeit gefallen war, nachdem man in mitten der dunkelsten Stunde eins geworden war? Die Nähe, die aus einem Gespräch entstand, war nicht damit zu vergleichen - nicht ihm Geringsten. So geborgen hatte Kouyou sich noch nie gefühlt. Alles schien so vertraut, nachdem sie alle Risiken einfach überwunden hatten. Kouyou interessierte nicht, was morgen war, ihn interessierte nicht, ob er den anderen jemals wiedersehen würde - es ging nur um den Moment, diese paar Stunden, diese eine Nacht. Eine Nacht lang schien sein Herz zu schweigen Eine Nacht lang brauchte er keine Liebe Eine Nacht lang küsste man ihn ohne Fragen Eine Nacht lang war er nicht allein ... Er brauchte auch die Hoffnung nicht, die sonst sein ganzes Sein bestimmte. Er genoss einfach das Gefühl von seidiger Haut und den vollen Lippen, die sich immer wieder auf seine legten und vorsichtig an ihnen nippten. Und er versank mehr und mehr in den schwarzen Augen, die vor ihm geheimnisvoll glänzten. Sie waren beide Nachtfalter, die kein Licht mehr brauchten, wenn sie im Dunkeln einander hatten ... ~~~ Danke schön fürs Lesen! Kommis sind herzlich Willkommen ^^ Wir hoffen, es gefiel ^^ Wer mehr lesen oder mehr über uns als Künstlerduo erfahren will, klickt bitte hier: Viele, liebe Grüße! Himitsu_und_Namida Kapitel 2: Postscript --------------------- Mit einem Mal drohten seine Augen aber doch zuzufallen. Er bemühte sich, wach zu bleiben, doch es fiel ihm von Minute zu Minute schwerer. Das bereitete ihm Unbehagen. Er wollte keine Sekunde von diesem sinnlichen Mann verpassen. Sein Gesicht wurde gestreichelt, seine Müdigkeit war längst bemerkt. Er erhielt ein Lächeln und das war das Letzte, was er sah, bevor seine Lider einfach zu klappten. Ein nervendes Geräusch weckte Kouyou für ihn nur einige Augenblicke später. Doch trotz dieses gefühlten Sekundenschlafs fühlte er sich ausgeruht und befriedigt. Es dauerte ein paar weitere Sekunden, bis er wusste, warum er sich so wohl fühlte, und noch ein paar, bis er erkannte, dass er allein war. Wo war der Mann, mit dem er geschlafen hatte? Wo die Seele, die seine Wunden geleckt hatte ohne zu hinterfragen und ohne auch nur seinen Namen zu kennen? Ihm war klar, er war damit einverstanden gewesen, nicht mit ihm zu reden, nicht zu wissen, wer er war und was er tat, doch er hätte so gerne noch ein bisschen länger seine Nähe genossen und sich in seinem Lächeln und seinen Berührungen gesonnt. Das nervende Geräusch ertönte erneut und jetzt erkannte er, was es war. Stöhnend setzte er sich auf und registrierte tatsächlich ein wenig geknickt, dass nichts von dem Fremden geblieben war. Nicht ein Haar, nicht ein Kleidungsstück und erst recht kein Blatt Papier, auf dem er ihm erklärte, wer er war und dass er ihn gerne wiedersehen würde. Selbstverständlich war dort nichts von ihm. Sie hatten Sex gehabt – und sie teilten auch jetzt noch immer ein Gefühl, dass wahrscheinlich so viele verspürten, aber nur sie beide hatten einander gebraucht und genutzt. Sein Handy blinkte nervtötend auf, als er es - nackt wie er war - in die Hand nahm und auf den Display sah. Drei Nachrichten in Abwesenheit. Wo er denn bliebe, was er denn machen würde. In einer guten Stunde würde ihr Auftritt stattfinden und er müsste doch langsam erscheinen, um sich schminken zu lassen und sich umzuziehen. Eine Nachricht von Reita, zwei von Ruki. Kouyou seufzte. Es war wohl an der Zeit, in die Realität zurückzukehren. Eher träge als hastig zog er sich an, jedoch ließ er sein Hemd halb offen, da er sich in fünf Minuten eh in dieses Stück Stoff kämpfen musste, bei dem kaum mehr freie Haut zu sehen war außer seinem Gesicht und seinen Fingerspitzen. Und wie er nun auch fünf Minuten später vor dem Spiegel saß und sein Gesicht weiß getupft wurde, bemerkte er etwas, das ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte und die Visagistin den zarten Lipgloss leichter ziehen ließ. An seinem Hals prangten zwei kleine Flecken, die er gut sehen konnte. Auf seiner eh schon hellen Haut taten sich diese beiden roten Verfärbungen wie ein leuchtendes Signal ab, das so etwas anzeigte wie: Ich hab mich vergnügt – und ihr? Sein Grinsen fiel ihm gar nicht so sehr auf, erst als Reita schon in seiner schwarzen Kluft auf ihn zukam und ihn mit zusammengekniffenen Augen musterte. Hinter ihm tauchte Ruki auf, der verwegen grinste und Reita in die taillierte Seite piekste. Er sei das Mädchen der Band, gluckste der Jüngste und sprang weg, als er Strafe kassieren sollte. Reita hatte an diesem Abend anscheinend das einzige Outfit mit Taille bekommen, was ihn dazu zwang, nach dem Konzert mindestens eine Runde Essen zu schmeißen. In zehn Minuten waren sie dran. Kouyou bat darum, dass er nur im Gesicht geschminkt werden sollte und man respektierte seinen Wunsch. Auf dem Weg zur Bühne reckte er den Hals, als er an ihr vorbeiging. Es war egal, ob sie es sah oder ob sie ihn überhaupt wahrnahm. Es war schon eine Genugtuung ihr zu zeigen, dass es ihm gut ging – mehr als gut sogar! Die blaue Gitarre in der Hand betrat er die Bühne und genoss die leisen, jedoch vorhandenen Beifallsrufe. Die wasserstoffblonde Kunsthaarperücke kitzelte ihn an der Nase, war merkwürdig und vielleicht ein bisschen peinlich, aber das war unwichtig. Er hatte heute Nacht etwas Wichtiges gelernt: Es gab verschiedene Arten von Liebe. Die Liebe, die unerwidert blieb, wie das Gefühl zu einer Person, die einen nicht beachtete. Und die Liebe, die zwei Menschen miteinander verband. Im Nachhinein hatte er noch mehr in dieser Nacht erkannt. Man hatte ihm mitgeteilt, er hätte noch nie so gelöst gespielt, noch nie so leicht die Hüften bewegt. Sein Kopf sei noch nie so stolz erhoben gewesen. Sein Körper nie so verspielt und angeregt über die Bühne getanzt. Sein Lächeln noch nie so strahlend. Nach dem Auftritt zerrte Ruki ihn sofort in den Backstagebereich zurück, um ihn endlich Yune vorzustellen. Yune trug Plateauschuhe, Kouyou konnte also nicht sagen, ob er größer oder kleiner war als er selbst. Der Mann, der in ihrer zukünftigen Band das Schlagzeug übernehmen sollte, damit Ruki das Mikrofon erreichen konnte – wenn man es ihm auf die richtige Größe einstellte, natürlich. Der Name seiner Band war Artia, die der Leadgitarrist verpasst hatte, weil er – beschäftigt gewesen war. Der fremde Schlagzeuger lächelte freundlich und erzählte etwas von künstlerischen Differenzen, die sich in ihrer Band zeigten. Doch er und ihr Rhythmusgitarrist würden zusammen halten, egal, was da komme. Und wie Kouyou bisher sehr uninteressiert gewirkt hatte, griff er sich unwillkürlich an den Hals und streichelte die Liebesbisse, die ihm von seinem Abenteuer geblieben waren. Gleichzeitig spürte er, wie sein Puls vor Aufregung beschleunigte. Irgendetwas lag in der Luft, das ihn schneller atmen und sein Herz gegen seinen Brust pochen ließ. Als wäre im Raum, ganz nahe bei ihm, eine Person, die er nicht so schnell vergessen könnte. Yune trat zur Seite, um den Blick auf seinen Freund frei zu geben. Nie hatte er damit gerechnet, ihn wieder zu sehen. Ausgerechnet er war sein zukünftiger Partner? Das schwarze Piercing glänzte an der rechten Seite seiner Unterlippe, wie noch vor ein paar Stunden in dem mitternachtsschwarzen Zimmer, in dem sie fast verbrannt wären - wie Nachtfalter, die sich auf das letzte Licht ihrer glühenden Körper stürzen. ~~~ Danke schön fürs Lesen! Kommis sind herzlich Willkommen ^^ Wir hoffen, es gefiel ^^ Wer mehr lesen oder mehr über uns als Künstlerduo erfahren will, klickt bitte hier: Viele, liebe Grüße! Himitsu_und_Namida Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)