Cruel Nature von Rhyo ================================================================================ Kapitel 8: Dinner for six ------------------------- Dinner for six Die Suppe ist fast fertig, der Wein steht bereit und das Fleisch ist auch gleich durch. Hoffentlich langweilt sie sich dahinten im Wohnzimmer nicht, denkt Miho. „Alles in Ordnung? Kann ich vielleicht helfen?“, fragt plötzlich die junge Frau, die hinter Miho aufgetaucht ist. „Ähm, nein, nein, ist schon in Ordnung. Immerhin sind Sie heute Abend mein Gast, Frau Mitsuki. Sie können ins Wohnzimmer zurückgehen, ich komme gleich.“ Die Rothaarige nickt und antwortet: „Okay. Du kannst mich ruhig Luna nennen. Ich möchte doch, das wir uns näher kennenlernen. Habe ich nicht recht, Miho?“ Mit diesen Worten geht Luna in das Wohnzimmer zurück. Miho sieht aus dem Fenster. Warum ist sie so nervös? Sie versucht nur, einen guten Eindruck zu machen. Den gesamten unteren Bereich des Hauses hat sie geputzt und aufgeräumt, damit alles gepflegt aussieht. Sie ist immer die einzige, die sich um das Haus kümmert. Ihre Brüder helfen ihr fast nie bei der Hausarbeit, aber das ist schon in Ordnung. Die beiden sollen sich vergnügen können und sich nicht mit solch trivialen Dingen herumschlagen müssen. Sie macht sich Sorgen um ihren kleinen Bruder Keisuke, denn er ist immer noch nicht zu Hause. Hoffentlich hat er Spaß mit Shizuka, die er heute treffen wollte. Hätte er ein Handy, würde Miho ihn anrufen um zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Ein leichter Rauch steigt ihr plötzlich in die Nase. „Oh nein! Die Filets!!!“ Panisch nimmt sie das Fleisch aus der Pfanne und begutachtet es: „Ob man das noch essen kann?“ Jetzt beeilt sie sich, die Teller in das Wohnzimmer zu tragen, wo Luna auf dem Sofa sitzt und Shya streichelt. „Sie ist süß...“, sagt sie zufrieden. Miho stellt die Teller auf den Tisch. Plötzlich ist ein Piepsen zu hören und eine Maus kommt unter dem Sofa hervor. Oh mein Gott, denkt Miho; Was denkt sie jetzt nur? Wir haben Ungeziefer... Shya springt wie von der Tarantel gestochen auf und rennt in den Flur, dicht gefolgt von der Maus. „Normalerweise haben wir keine Mäuse hier... denke ich...“, stottert Miho. „Warum rennt die Katze vor der Maus weg?“, will Luna wissen; „Ist sie vielleicht krank? Das sollten wir uns einmal ansehen, oder?“ Miho sieht bedrückt zu Boden: „Ähm, das war immer schon so. Aber die Maus kann ihr ja nicht gefährlich werden oder so. Setzen Sie sich jetzt an den Tisch? Ich bringe das Essen herein.“ Luna geht zum Tisch: „Sag ruhig 'du' zu mir. Wir sind zwar für die nächste Zeit Kollegen, aber das heißt ja nicht, dass wir keine Freundinnen werden können.“ Miho lächelt sie freundlich an und macht sich daran, das Essen aus der Küche zu bringen. Als sie dann am Tisch sitzen und mit dem Essen anfangen, fragt Miho: „Du studierst doch Medizin? Warum machst du dann ein Praktikum bei einem Tierarzt?“ Luna muss lachen: „Das fragt man mich sehr oft. Du musst wissen – Ich liebe Tiere. Deswegen studiere ich auch ihre Anatomie. Eigentlich will ich nach dem Studium Ärztin werden, aber ich will Menschen und Tieren gleichermaßen helfen können.“ Miho ist beeindruckt. So viel Offenheit hat sie nicht erwartet. „Aber sprechen wir nicht über den Beruf. Du hast erzählt, dass du mit deinen Brüdern zusammen lebst? Wo sind die denn?“ Miho zögert zu antworten: „Hm, naja, ähm... Keisuke, der Jüngste, ist mit einer Freundin verabredet. Er müsste eigentlich bald wiederkommen.“ „Und der andere?“, fragt Luna ungehemmt. „Sakito? Ich weiß nicht, wo er ist. Irgendwie ist er so gut wie nie zu Hause. Frag mich nicht warum.“ Beide fangen gleichzeitig an zu lachen. Unerwartet klingelt es an der Haustür. „Hast du noch jemanden eingeladen?“, kommt es von Luna. „Eigentlich nicht“, sagt Miho und geht zur Haustür. Sie macht sie auf, und vor ihr steht ein blonder Mann mit Brille, der ein graues Hemd und eine Jeans trägt. „Oh, hallo Desmond“, begrüßt ihn Miho. „Ja, guten Abend. Ich wollte gerne mit Keisuke sprechen, wenn er zu Hause ist.“ „So spät noch?“, hakt Miho nach. Desmond räuspert sich: „Als Forscher stecke ich in sehr viel Arbeit, und ich kann mir meine Freizeit leider nicht immer so einteilen, wie es für alle anderen am Günstigsten ist. Kann ich hier warten, bis er zurückkommt?“ Miho wird ein bisschen nervös: „Ähm, Sie müssen wissen, ich habe Besuch...“ „Macht doch nichts! Lass ihn ruhig rein!“, ertönt Lunas Stimme aus dem Wohnzimmer. Miho seufzt: „Sie haben sie ja gehört. Setzen Sie sich einfach zu uns, ich hole dann noch einen Teller.“ Der Wissenschaftler bedankt sich und tritt ein. Zum Glück habe ich genug für drei gekocht, denkt Miho, als sie wieder beim Essen sind. Sakito taucht heute aber wahrscheinlich eh nicht mehr auf und Keisuke braucht keine Nahrung wie wir sie essen... „Also Desmond, du bist ein Forscher? Was sind denn deine Gebiete?“, fragt Luna interessiert. Desmond antwortet: „Theoretische Physik und chemische Analysen. Außerdem arbeite ich im Bereich der Mechanik, und ich habe schon die ein oder andere Erfindung gebaut.“ „Erfindung? Klingt interessant. Ich interessiere mich mehr für Biologie“, sagt Luna. Von einer Medizinstudentin ist das aber auch irgendwie zu erwarten. Gerade freut Miho sich, dass der Abend so gut läuft, da klingelt es schon wieder an der Haustür. „Ist das Keisuke?“, fragt Desmond. „Kann eigentlich nicht sein, er hat ja einen Hausschlüssel“, erwidert Miho und geht an die Tür. „Hier ist echt viel los“, lacht Luna. Keisuke, der inzwischen fast zu Hause ist, bereut es, keine Armbanduhr zu tragen. Miho wird ihn bestimmt wieder mit Fragen löchern, warum er so spät kommt. Naja, eigentlich tut sie sowas nie, aber Keisuke will nicht, dass sie sich Sorgen machen muss. Wem kann er eigentlich vertrauen? Raito wahrscheinlich nicht, Yuri vielleicht. Aber ganz sicher kann er seinen Geschwistern vertrauen, denn diese haben ihn noch nie im Stich gelassen. Auch wenn er es oft nicht bemerkt, seine Schwester ist immer für ihn da. Vielleicht sollte er sich ihr anvertrauen? Ein erschreckender Anblick reißt ihm aus seinen Gedanken. Er ist zu Hause angekommen, aber er traut seinen Augen nicht: Im Vorgarten seines Hauses steht doch allen ernstes ein Pferd! Keisuke geht näher an das Tier heran. Es ist ein schönes, braunes Pferd mit schwarzen Haaren, und es sieht sehr gepflegt aus. Jemand hat es an den Holzzaun des Vorgartens angebunden, aber es macht auch keine Anstalten, fliehen zu wollen. Als Keisuke an dem Tier vorbeigeht, ignoriert es ihn völlig. Ihm ist nicht klar, was das zu bedeuten hat, aber er hat ja nichts gegen Pferde und Miho würde ihn schon aufklären. Möglicherweise hat sie es ja aus der Praxis mitgebracht, um sich um es zu kümmern. Er schließt die Haustür auf und geht rein. Dabei ruft er: „Miho, ich bin wieder da!“ Kurz darauf hört er ihre Stimme: „Keisuke? Wir sind alle hier im Wohnzimmer!“ Wie meint sie das, 'alle' ? Jetzt erinnert Keisuke sich daran, dass sie eine Kollegin erwähnt hat, die zum Essen kommen sollte. Genau! Die muss gemeint sein. Er geht ins Wohnzimmer. Eine junge Frau und Desmond Corin sitzen am Tisch. „Desmond?!“ Miho steht daneben und ist gerade dabei, den Tisch abzuräumen: „Er kam eben vorbei. Das ist noch nicht alles, es sind noch zwei Freunde von dir da.“ Hinter ihr erscheinen zwei Gestalten, eine junge Frau mit blutroten Haaren und zierlichem Körper, sowie ein sehr großer Mann mit weißem Haar und weißem Hemd: Es sind die Curser. „Nein!!!“, ruft Keisuke panisch; „Nicht ihr!“ Die beiden fangen an zu lachen, Miho dreht sich fragend um und wird direkt vom Großen gepackt und festgehalten. „Aaaaaaaah!!!“ Lure stürmt währenddessen auf den Tisch zu, Desmond steht auf und ruft: „Es sind also Vampire!“, während Luna nur wie angewurzelt sitzen bleibt und verwirrt umherschaut. Lure beugt sich direkt über sie, Keisuke ruft: „Schau ihr nicht in die Augen!“ Doch es ist zu spät, Luna sackt zu Boden. Dann widmet sie sich Desmond, der sich auch nicht wehren kann und friedlich einschläft. Zitternd muss Keisuke sich hinsetzen: „Bitte... Bitte lasst meine Schwester in Ruhe...“ Lure beugt sich über ihn, mit einem süffisanten Lächeln und gibt ihm einen kurzen Kuss auf dem Mund. Warum tut sie das nur? Macht es ihnen soviel Spaß, Keisuke zu quälen? Jetzt wird seine Schwester in diese Sache verwickelt... Miho versucht, etwas zu sagen, aber der Riese hält ihr den Mund zu. Dann flüstert Lure mit einem Blick in Keisukes Augen: „Vielleicht bringt dich das dazu, unser Angebot zu überdenken.“ Danach wird alles schwarz... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)