Innermost - Bis(s) zu deinem Schutz von *Fane* (The Bella & Edward Story geht weiter !) ================================================================================ Kapitel 4: Vertrauensbruch -------------------------- Next one...^^ ------------------------------------------------------------------------- Carlisle nahm prompt den Lehrstuhl an. Ich sagte zwar nichts, aber mir war klar, dass Edward ihn dazu überredet, wenn nicht gar gedrängt hatte. So konnte Carlisle mich jeden Tag sehen – und andersherum, was nicht unbedingt schlecht war, wenn ich mal unbefangen mit jemandem reden wollte. Trotzdem. Ich fand es übertrieben, aber ich gab keinen Widerspruch. Wenn es Edward glücklich machte. Emmett und Rosalie waren, zu Nelas Unmut bezüglich ersterem, wieder abgereist und auch Alice war zerknirschter denn je. Jedoch nicht wegen Emmett und Rosalie, sondern wegen Nelas plötzlichem Interesse an Biologie, Medizin und Naturwissenschaft. Sie war nur noch in ihrem Labor oder blätterte in allen in der Bibliothek und in Carlisles Büro auffindbaren naturwissenschaftlichen Büchern. Sie hatte kein Interesse mehr an Nähen und Kleidung („wenn sich ihr Geschmack dem ihrer Mutter anpasst, wandere ich aus“, hatte Alice geknurrt). „Und wie war dein Treffen?“, fragte Edward, der bereits in der Wohnung auf mich wartete, als ich vom Treffen der Stiftung nach den Seminaren kam. „Anstrengend“, nuschelte ich und ließ sämtliche Unterlagen auf den Esstisch fallen. „Nächste Woche fängt unser Schulprojekt an, aber ich glaube, dass unser Stiftungsetat nicht für das gesamte Projekt reicht. Die Bücher sind nicht gerade billig.“ Ich zog mich aus und schlüpfte in Shirt und Jogginghose. Zwar hatten die Cullens – wir – sehr viel Geld, doch es wäre zu auffällig, wenn ich als Studentin auf einmal ein paar Tausende spendete. „Na ja abwarten“, gähnte ich, wischte mir mit der Hand durchs Gesicht und streckte mich. Edward grinste mich schief an und reichte mir einen Teller mit meinem Lieblingsobst. „Was?“, fragte ich halb grinsend. Edward legte die Hand an mein Gesicht und strich mit dem Daumen unter meinem Augen. Er nahm die Hand wieder weg. Auf seiner weißen Haut war meine schwarze Mascara. Ich seufzte. „Jaja, ich vergesse das hin und wieder mal“, murmelte ich und verschwand ins Bad um mich von dem Zentner Make-up zu entfernen. „Auch wenn die ‚ältere Bella’ seinen Reiz hat, so mag ich dich immer noch am liebsten“, sagte Edward, als ich mich danach in seine kühlen Arme auf das Sofa legte. „Da bist du wahrscheinliche der einzige“, sagte ich mit geschlossenen Augen. „Und das ist auch gut so“, flüsterte er mir ins Ohr und küsste meine Lippen. „Ich habe dir übrigens neue Anti-Baby-Pillen ins Bad gelegt, die du anstelle der jetzigen nehmen sollst. Ich soll dir von Carlisle ausrichten, dass du keine Schmerzmittel nehmen sollst, weil diese Pillen sehr schwach dosiert sind und wir sehen wollen, ob es damit vielleicht geht. Allerdings müssen wir sehr aufpassen, weil sie daher eben möglicherweise gar nicht wirken. Carlisle wird in nächster Zeit noch ein paar Hormonspiegeltests bei dir machen“, erklärte er beiläufig. „Hmmm“, machte ich leise, „sehr aufpassen.“ Ich spürte wie sich Edwards Lippen auf meinen zu einem Grinsen verzogen. „Und… habt ihr mittlerweile herausgefunden, was Nela genau macht? Oder herausfinden zu sucht?“ Edward hatte mir erzählt, dass sie mittlerweile von morgens bis abends in der Bibliothek bzw. ihrem Labor hockte. Sie verließ es nur, wenn sie auf Toilette musste oder Hunger hatte (in letzter Zeit aß sie aber auch immer öfter in ihrem Labor, hatte Edward gesagt). Sie verbot, dass jemand sich ihrem Labor näherte und sprach auch nicht darüber. „Ja.“ Ich richtete mich auf und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Und? Sag schon!“ „Alice hat ein paar ihrer Visionen zusammengebastelt, sodass wir uns sehr sicher sind, obwohl Nela versucht hat, und das nicht schlecht, es vor uns zu verbergen“, begierig sah ich ihn an, „sie untersucht ihr Erbgut und ihr Blut, um herauszufinden, wie sie selbst die Verwandlung herbeiführen kann.“ „Was?! Warum?“, fragte ich erschüttert. „Entweder will sie mich damit… na ja erpressen ist ein hartes Wort, aber vielleicht ein wenig weich kochen, wenn es darum geht, ihr etwas über dich zu erzählen oder sie traut uns nicht, dass wir sie wirklich an ihrem achtzehnten Geburtstag verwandeln, bzw. dass du das tust.“ Ich runzelte die Stirn. Das war nicht gut. „Keine Sorge, sie wird es nicht herausfinden können, weil es gar nicht geht“, sagte Edward leichthin, „wir müssen uns keine Sorgen machen. So hat sie wenigstens etwas zu tun und macht keinen Blödsinn“, lächelte Edward. Ich war nicht sehr begeistert. „Es gibt wirklich keine Möglichkeit?“ Edward schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind uns sehr sicher.“ Ich war misstrauisch. „Das heißt, es könnte doch sein?“ „Nein, theoretisch ja, aber das kann sie nicht. Sie müsste sich selbst sehr viel Blut abnehmen und das Gift heraus segregieren und sich dies dann selbst wieder zuführen. Das ist wirklich unmöglich, zumal sie nicht mal ausreichend Geräte hat.“ Ich glaubte ihm. Doch ich hatte nicht nur meine kleinen speziellen Probleme. Hinzu kamen die Menschlichen. Es war Anfang des Semesters und alles noch mehr oder weniger in Vorbereitung. Meine Kurse standen zwar schon, aber bei der Stiftung gab es noch einiges zu tun, schließlich hatte ich gerade erst den Vorsitz von Leni bekommen. Ich hatte ihn mit gemischten Gefühlen angenommen. Einerseits konnte ich mich so richtig in die Arbeit reinhängen und es machte mir großen Spaß mit den Kindern zu arbeiten, andererseits wusste ich nicht was mich erwartet, ich war nie oft „Chef“ gewesen. Und genau das würde mir bewusst, als ich am nächsten Tag zum Direktor zitiert wurde. „Mrs Cullen, setzten Sie sich doch bitte“, sagte er, als ich sein Büro betrat und mich dann vor seinen Schreibtisch setzte. „Ms Cenedy hat mich unterrichtet, dass sie nun den Vorsitz der Bildungsstiftung sind. Herzlichen Glückwünsch.“ „Vielen Dank“, sagte ich in seiner Atempause und war gespannt, was er nun von mir wollte. Ein gutes Gefühl hatte ich nicht. „In dieser und nächster Woche ist Stiftungswoche für unsere Sponsoren und Universitätsleiter. Das heißt ich erwarte einen Bericht über die Erfolge und Misserfolge, sowie Bilanzen des letzten Semesters und eine Vorausschau über Mittel und bildungsfördernde Programme für dieses Semester. Also ein kleiner Businessplan über den Sie dann vor uns referieren.“ Ich schluckte. Was?, schoss es mir durch den Kopf, während ich mir mit zitternden Händen Notizen machte. „Wäre Ihnen nächsten Montag recht?“ „Ähm wir fangen bereits nächste Woche mit den Schulbesuchen an-“ „Gut, dann diesen Freitag? Kommen sie einfach um 12:00 Uhr in mein Büro, wir gehen dann nach nebenan in den Konferenzraum“, sagte er und deutete auf die kirschfarbene Tür am anderen Ende des Büros, „oder ist Ihnen das zu kurzfristig?“ „Hm, also ich weiß nicht- doch das müsste gehen“, sagte ich schnell, bevor er es noch weiter vorverlegte oder nach hinten schob, wo unser Projekt schon startete. „Sehr gut, ich freue mich schon“, sagte er, ich stand auf und er reichte mir die Hand. „Ja, ich mich auch“, sagte ich höflich und verließ das Büro ehe ich eine Möglichkeit finden würde zusammen zu brechen. Ich blieb neben der Bürotür stehen, die schweren Bücher in meinen Armen. Ich atmete ruhiger. Ich? Einen Vortrag halten? Ich lief gedankenverloren durch das Unigelände Richtung Parkplatz. Ich? Vor anderen Leuten reden? Ich parkte aus und befand mich auf dem Heimweg. Ich? Mit errötetem Kopf vor Sponsoren und Professoren referieren? Ich stieg aus, schloss erst die Haus-, dann die Wohnungstür auf und legte alles ab. ICH?! Ich ließ meine Unisachen liegen und arbeitete nur den Berg Arbeit von der Stiftung durch. 3 Tage nur noch! Und ein Konzept hatten wir noch nicht. Ich hatte Leni angerufen, damit sie mir einen Bericht zusammenstellte vom letzten Jahr, wo sie Vorsitz war (ich war zwar schon dabei gewesen, aber sie kannte sich besser aus, da sie schließlich bei allem anwesend gewesen war). Dann hatte ich noch Miriam und Max angerufen, die beide hauptsächlich die Finanzen machten und sie um eine Zusammenstellung gebeten. Leona, Lucas und Sara bereiteten während dessen unseren Projektbeginn nächste Woche vor. Darum konnte ich mich jetzt nicht auch noch kümmern. „Unsere Ziele, wie wir sie erreichen wollen, bei welcher Zielgruppe, mit welchem Personaleinsatz und welchen finanziellen Mittel. Und nenn Aktionen, wie wir weiter Geld rein bekommen“, hatte Leni mir noch gesagt. Ich hatte zwar alle gebeten sich dazu ein paar Gedanken zu machen, wir trafen uns morgen Abend, doch vortragen und die Vorschläge vertreten musste schließlich ich allein, dachte ich seufzend. Ich hatte kaum auf die Zeit geachtet und so erschrak ich heftig, als Edward mir am Abend über die Schulter sah und meinen Nacken mit seinen kühlen Lippen berührte. „Au“, sagte ich, nachdem ich zusammen gezuckt und mit dem Kopf gegen sein unnachgiebiges Kinn gestoßen war. „Entschuldige“, sagte er, „was machst du da?“ „Das weißt du doch bestimmt schon“, nuschelte ich. Meine Augen waren immer noch ans Papier geheftet. „Würdest du es mir trotzdem erzählen?“ Er hatte sich auf die Eckbank rechts neben mir gesetzt. „Es ist schrecklich“, fluchte ich und sah ihn verzweifelt an, „ich kann so was nicht. Ich war noch nie gut darin im Mittelpunkt zu stehen! Wenn ich versage und den Sponsoren das Konzept nicht gefällt, kann sich das auf unseren Etat bzw. unsere gesamte Stiftung auswirken!“ „Mehr Selbstbewusstsein, Bella. Du bist immerhin eine Cullen“, lachte er. Ich zog eine Grimasse. Ich fand das absolut nicht witzig. „Aber vielleicht kann ich dich beruhigen. Die Kleiderfrage hat Alice bereits für dich geklärt“, sagte Edward und griff hinter mich. Er hatte einen Bügel an den Schrank hinter mir gehangen. „Beruhigen?“, fragte ich mit möglichst gelassener Stimme, doch ich war überhaupt nicht gelassen. Das Kleid war ein schwarzes schräg abgeschnittenes Kleid, wozu parallel rote Streifen verliefen. Es war tief ausgeschnitten, aber Alice hatte ein trägerloses schwarzes Top angezogen, auch wenn sie es sicherlich bedauert hatte, doch sie kannte meine Grenzen. „Du wirst darin bezaubernd aussehen“, sagte Edward, der mein entrüstetes Gesicht sah. „In jedem Fall ziehe ich das erstens nicht an und zweitens würde das nichts nützen, wenn ich nur Müll rede“, murrte ich und kritzelte auf mein Papier. Ich war so verbissen konzentriert, dass ich gar nicht merkte, dass mehrere Stunden vergingen. Erst als die Lampen am Balkon sich bei Dunkelheit automatisch einschalteten, sah ich auf und wand mich suchend nach Edward um. Er saß auf der Couch und schaute aus dem Fenster. Als er meinen Blick bemerkte, lächelte er mich an. „Entschuldige, ich hab… die Zeit vergessen“, sagte ich, er schritt auf mich zu, „ich bin wohl keine sehr gute Gastgeberin.“ Er sah mich gespielt entsetzt an und legte die Arme von hinten um mich. „Ich bin nur Gast?!“ „Nein“, sagte ich lachend, wandte das Gesicht nach rechts und küsste seine glatte Wange, „du bist viel viel mehr.“ Seine Augen fixierten meine Unterlagen. „Bin mal gespannt, was du da hinschreibst.“ Ich folgte seinem Finger auf dem Papier. Er deutete auf „eigene Motivation“. Ich seufzte. „Nicht die Wahrheit zumindest. Ich kann ja schlecht sagen, dass es mir Trost spendet, wenn ich mit anderen Kindern zusammen sein kann, anstelle meines Eigenen. Und dann noch hinzusetzen, dass ich mein Kind aus Schutz davor von den Volturi als unsterbliches Kind zerfetzt zu werden siebzehn Jahre lang nicht sehen darf“, brachte ich es auf den Punkt. Ich spürte wie abgestumpft ich bereits war und das ängstigte mich. Doch Edward nickte nur und ging nicht weitere darauf ein. „Trag mir doch mal vor, was du bisher hast.“ „Hm“, machte ich und sah nun wieder zu meinem Gekrakel, „okay… gut.“ Kaum hatte ich das ausgesprochen war Edward zurück zur Couch gesaust und sah mich in erwartungsvoller aufrechter Haltung an. Ich schnaubte, stand auf und stellte mich in die Mitte des Wohnzimmers. Ich sah auf den Zettel in meinen Händen, dann auf Edward, der mit einem intensiven Blick und einem kleinen Lächeln musterte. Ich sah auf meinem Zettel, der immer mehr zu verschwimmen schien. Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss. Keiner wusste wie es in mir drin aussah, da meine Haut vermutlich zu fest für Operationen war, doch fest stand, dass bei mir alles Menschliche funktionierte – außer dem Herzen. So widersprüchig es klingen mag. Ich öffnete den Mund und merkte, wie das Blatt in meinen Händen zu zittern begann und mein Hals trocken wurde. Ich seufzte, verdrehte die Augen und drehte mich um. „Das hat so keinen Zweck. Ich kann nur froh sein, dass kein Cullen an dem Tisch sitzen wird.“ „Hm, das könnte man bestimmt einrichten“, gluckste Edward. Ich warf ihm einen finsteren Blick zu und setzte mich in die Essecke. „Ich schaffe das nie und nimmer, hätte ich das eher gewusst, hätte ich den Vorsitz nicht übernommen“, jammerte ich kindisch und legte das Gesicht in die Hände und die Ellenbogen auf die Knie. „Schatz. Wie wär’s wenn du jetzt erst mal duschen gehst und ich mache dir was zu essen? Auf irgendetwas bestimmtes Hunger?“ Ich schüttelte den Kopf, eigentlich mehr weil ich keinen Hunger hatte, als dass ich auf seine Frage antwortete, und schlurfte ins Bad. Es würde zwar nichts helfen, abgesehen davon, dass ich sauber wurde, aber in Selbstmitleid zu zerfließen war genauso schlimm. Ich stocherte wenig später in Edward sicherlich köstlichem Auflauf herum. „Bella, es ist nur ein kleiner Vortrag“, sagte Edward und legte eine Hand auf meine. „Nur ein kleiner peinlicher sehr wichtiger Vortrag“, korrigierte ich mürrisch mit Blick auf den Teller. Am Mittwoch und Donnerstag ließ ich die Kurse sausen, was eigentlich nicht meine Art war, doch ich musste Prioritäten setzen, und sammelte die Berichte der anderen Stiftungsmitglieder ein. Gedankenverloren saß ich Donnerstagnachmittag vor dem ganzen Zettelkram und war mit meiner Rede nicht zufrieden, geschweige denn, dass ich sie mochte. Ich konnte mich nicht konzentrieren und ging stattdessen ins Bad um die Packung Pillen zu holen. Genau genommen waren nur die Pillen in ihrer Hülle, ungewöhnlicherweise nicht mehr mit Verpackung oder Packungsbeilage. Ich presste eine Pille aus der Hülle und drehte die Hülle um. Komisch. Der Name kam mir nicht bekannt vor, aber das hieß auch nichts. Was mich stutzig machte, war der Wirkstoff. Ich hatte immer die kompletten Wirkstofflisten gelesen und mir angesehen, ob sie sich mit den Schmerzmitteln vertrugen. Es waren fast immer ähnliche oder gleiche Wirkstoffe nur in anderen Kombinationen und Mengen. Doch diese hatte ich noch nie gelesen und ich hatte schon viele verschiedene Pillen genommen. Mit zusammengezogenen Augenbrauen ließ ich die herausgepresste Pille liegen und ging ins Wohnzimmer zu meiner Arbeitsecke an den Laptop. Ich googelte nach dem Wirkstoff. Ich fand ihn kurzerhand und starrte fassungslos auf den Eintrag dazu: Placebo. Ich stürzte zurück zum Esstisch zum Telefon und schmiss die Pillenhülle auf den Tisch. Vorsichtig sein, ja klar, die Pille wirkte nur sehr schwach, ja klar, von wegen. Wollte er mich auf den Arm nehmen?! Ich tippte Edwards Handynummer auswendig ein, doch bevor ich ihn anrufen konnte, klingelte es an der Tür. Ich klappte das Handy zu. „Umso besser“, nuschelte ich und drückte auf. Er hätte sich das klingeln auch sparen können, so hatte ich nur noch mehr Zeit mit aufzuregen. Doch statt Edward kam Alice die Treppe hoch getänzelt. „Alice-“ „Ich dachte ich wahre deine Privatsphäre“, sagte sie, küsste mich einmal links einmal rechts und schwebte an mir vorbei. „Alice-“ „Ich dachte ich ergreife mal Partei für meinen Bruder“, unterbrach sie mich wieder. „Was- Achso“, verbesserte ich mich, als ich sah, wie sie die Pillenhülle betrachtete. Alice setzte sich auf die Eckbank und deutete auf den freien Stuhl, auf den ich mich verkehrt herum setzte. Ich seufzte, als ich ihren strengen Blick sah. „Warum hat er das gemacht? Will er mich veräppeln? Ich dachte wir wären ehrlich zueinander!“, stöhnte ich. „Bella, Edward macht sich sehr sehr große Sorgen um dich, andernfalls hätte er das auch nicht gemacht“, sagte Alice entschuldigend. „Du hast das gewusst?!“, rutschte es mir dummerweise raus. Alice zog die Augenbrauen hoch. „Egal, vergiss es. Warum belügt er mich?“, fragte ich, als ob die Antwort nicht auf der Hand lag. „Was soll das ganze Theater? Dann brauche ich auch gar nichts nehmen!“ Ich hatte Tränen in den Augen und verschränkte die Arme. „Bella, es gibt keinen neuen Wirkstoff mehr, Carlisle ist ratlos“, sagte sie mit sehr ernstem Ton, „alles was du nehmen könntest, hat immer schlimmer werdende Nebenwirkungen, die du wie bisher mit Schmerzmitteln unterdrücken müsstest.“ „Ich mache das nicht, egal was sie sagen“, sagte ich leise und wand den Blick von Alice ab. Ich dachte an die einzige Alternative – für Edward. „Bitte versteh ihn doch und sei nicht sauer-“ „Nicht sauer? Er wollte mich wie ein kleines Kind reinlegen!“, die Tränen verließen meine Augen, „sag Alice, wenn du in meiner Situation wärst, wenn du diese Chance hättest– würdest du es machen?“ Alice sah mich lange an und sagte schließlich: „Ich weiß es nicht.“ „Ich weiß auch nicht mehr was ich noch denken soll“, grummelte ich, nahm die einzelne herausgedrückte Pille und die Hülle mit den übrigen, schmiss sie in der Küche in den Müll und blieb aufgebracht neben Alice stehen. „Jedenfalls brauchen wir kein Theaterspiel. Siehst du Edward heute Abend kommen?“ Alice nickte. „Gut.“ „Aber ich sehe auch, dass es nicht gut ausgeht…“, setzte Alice hinzu. „Nicht gut für wen?“, fragte ich nach. Alice zuckte mit den Schultern. „Für beide.“ Ich ließ mich seufzend auf den Stuhl fallen. Ich hatte genug. „Bitte Bella, macht ihm keine Vorwürfe-“ „Du kannst mir glauben, dass ich nicht mit Vorwürfen sparen werde“, sagte ich gereizt. „Ich hätte Jasper mitnehmen sollen“, sagte Alice mit einem frechen grinsen, „er hätte dich etwas abkühlen können.“ Ich sah bei Betonung des Wortes hektisch auf und kniff die Augenbrauen zusammen. Achso… das… mit dem Fieber, schoss es mir in den Kopf. „Sehr witzig“, murrte ich. Alice kicherte. Alice stand auf. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, sie deutete auf die Zettelberge, „sieht nach viel Arbeit aus…“ „Du brauchst nicht auf mich aufpassen, im Gegensatz zu früher kann ich mich nicht mehr umbringen.“ Meine Stimmung war noch mieser als vorher. Alice lächelte. „Jaja, also, was kann ich tun?“ Ich schob ihr widerwillig die Finanzakte zu. „Da könnte mal nachgerechnet werden“, murmelte ich. Alice nickte triumphierend und machte sich sofort darüber her. Alice verschwand kurz bevor Edward kommen würde. „Bitte bleib sachlich“, hatte sie noch gesagt und war über das Treppenhaus verschwunden (sie sagte Edward würde über den Balkon kommen). Ich lehnte die Balkontür an, sie knatschte ein klitzekleines bisschen, druckte den Eintrag zu dem „Wirkstoff“ aus und legte den Zettel neben mich. Ich setzte mich auf den Stuhl an den mit Akten übersäten Esszimmertisch und starrte auf die Zettel vor mir. Ich las kein einziges Wort, ich wartete nur auf einem Luftzug, ein minimales Geräusch, das Edward ankündigte. Da. Ein ganz leises Knirschen. Er schlang die Arme kurz um mich und küsste mich auf den rechten Wangenknochen, da ich den Kopf starr gerade aus hielt. „Na, gerüstet für morgen?“, fragte er munter. Er hatte meine starre Haltung und den Zettel neben mir noch nicht bemerkt. „Hmm“, machte ich in kühlem Ton, den er sehr wohl bemerkte. Er nahm die Arme von mir und stellte sich aufrecht hinter mich. Ich sah aus dem Augenwinkel wie er mit der Hand den Zettel neben mir nahm. Es war beinahe zu hören, wie er im Kopf eins und eins zusammen zählte. „Bella, ich-“ Er brach ab. Ich wartete und sah weiter auf das Papier vor mir. Ich schrieb nicht. Ich las nicht. Er setzte sich seitlich neben mir, immer noch den Zettel in den Händen haltend. Ich sah ihn nicht an. Ich wollte mich nicht weich kochen lassen, denn ich war wirklich wütend. Ich hörte wie er einatmete und Anstalten machte, sich zu erklären, doch er schwieg. Das machte mich noch wütender. Hatte er nicht mal den Mumm dafür gerade zu stehen? Mir schossen die Tränen in die Augen. „Ganz schön beschissen, wenn die Ehefrau nicht so dumm ist, wie man denkt oder?“, provozierte ich. Ich hielt den Kopf unverändert und warf nur mit den Augen einen Blick zu ihm und sah, wie er große Augen machte. „Bella, es tut mir leid, ich hätte-“ „-mich nicht belügen sollen“, beendete ich mit scharfem Ton. „Warum hast du mich belogen?“ Ich sah ihn direkt in die Augen. Doch ich erkannte ihn kaum, denn alles war verschwommen. „Ich wollte dich nur schützen-“ „Eine Lüge mehr oder weniger“, murmelte ich dazwischen und sah bereits wieder auf die Blätter vor mir. Er sagte nichts. Gut, dann fang ich eben wieder an. Ich sah ihn direkt an. „Tut mir leid Edward, aber ich habe geglaubt, dass mich für ein wenig klüger hältst. Was soll das ganze Theater? Sag mir doch gleich, dass du entweder nicht mehr mit mir schläfst, oder ich mich sterilisieren lassen soll!“ Meine Stimme war Tränen erstickt und brüchig. Ich atmete tief ein und aus und schloss die Augen, um mich zu beruhigen. Ich spürte Edwards kühlen Finger an meinem Kinn. Er zog mein Gesicht in seine Richtung. Ich öffnete die Augen, ließ ich ein paar Tränen freien Lauf und sah ihn warmes fließendes Gold. „Ich wollte dich nicht hintergehen, aber ich möchte nicht, dass du Schmerzen hast“, sagte er leise. Ich stand auf, um mich von ihm frei zu machen. „Du und Carlisle ihr tüftelt irgendwelche perfiden Pläne hinter meinem Rücken aus, die doch sowieso nur auf eins hinauslaufen oder?“, schrie ich, „Dann bitte! Setz es mit Gewalt durch, anstatt mich für dumm zu verkaufen!“ „Bella bitte, dass kann doch nicht dein Ernst-“ „Ich weiß gar nichts mehr Edward!“, meine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen, „ich habe euch vertraut, vor allem Carlisle, und ihr belügt mich!“ „Carlisle hat damit nichts zu tun“, sagte Edward mit klarem Ton. „Schön, dann eben nur du! Gib’ es doch wenigstens zu, dass deine Entscheidung schon gefallen ist!“ Ich stand immer noch mit verschränkten Armen und verweintem Gesicht vor ihm. Zwei oder drei Meter trennten uns. Edward sah mich lange an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten. „Ja, ja gut, wenn du es sehen willst“, ich starrte ihn entsetztem Blick und offenem Mund an, „Ja, ich habe eine Entscheidung getroffen, und zwar die, das zu schützen, was mir-“ „Dann treffe ich jetzt auch eine Entscheidung. Geh, ich will dich nicht mehr sehen. Ich hab zu tun“, sagte ich und erschrak fast, weil gefasst und eiskalt mein Tonfall gefasst war. Doch so meinte ich es auch. Ich sah ihn nicht an und hörte wie er leise hinter sich die Wohnungstür schloss. Ich setzte mich wieder an den Schreibtisch. Alice hatte gelogen, dachte ich, es war zwar wirklich nicht gut, aber eigentlich doch nur für mich. So egoistisch das jetzt klang. Schließlich setzte er mir das Messer auf die Brust. Er stellte mich vor vollendete Tatsachen, auch wenn er das sicher nicht so nennen wollte: Sex und Sterilisation oder kein Sex und keine Pille. Mein Gesicht zwar nass, aber ich weinte nicht mehr. Ich war zu geschockt von Edwards Entscheidung bzw. in meinen Augen Erpressung. Denn er wusste genau, dass ich das nicht aushielt (meine menschlichen Hormone waren da alles andere als förderlich) und ich wusste genau, dass er sich sicher mehr zusammenreißen könnte als ich und mit Sicherheit strikt enthaltsam sein konnte. Sehr lange Zeit. Ich fand das so unfair und war wirklich froh, so sehr ich ihn auch liebte, jetzt allein zu sein. Ich hätte sein besorgtes verständnisvolles Gesicht nicht ertragen können. Egal Bella, egal egal egal, jetzt konzentrierst du dich auf deinen Vortrag morgen, sagte ich mir, verbannte Edward irgendwohin, nur ganz weit weg in meinem Kopf, und widmete mich gefühllos meinen Aktenbergen. Erleichtert verabschiedete ich mich von dem Direktor, der mich noch zur Tür begleitet hatte. Ich trug das rot-schwarze Kleid, ich wusste auch nicht, was mich geritten hatte, aber nun sah ich so aus wie ich mich fühlte: Eine kalte, emotionslose Geschäftsfrau. Ich hatte alles verdrängt und mich voll auf den Vortrag konzentriert. Ich hatte ein Ziel gehabt, doch jetzt drohte ich zusammenzubrechen. Ich ging schnurstracks in Richtung zu Hause. Ich war mir bis dato sehr sicher gewesen auf keinen Fall meine Fruchtbarkeit aufgeben zu wollen, doch nun zweifelte ich und stellte mir vor, wie ich mich fühlen würde, wenn ich die Sterilisation zulassen würde. Doch sobald der Gedanke präsent wurde, überkam mich die Entschlossenheit, das doch nicht zu wollen. Nicht jetzt. Es war verwirrend. Ich hatte erst siebzehn Jahre meiner Ewigkeit gelebt und ich wusste nicht, was ich die nächsten hundert Jahre wollte und empfinden würde, wie sich alles mit Nela entwickeln würde. Natürlich bestand die Chance, dass ich bemerkte, dass ich Kinder nicht mochte und mir das alles nicht lag, aber ich glaubte – befürchtete – dass genau das Gegenteil der Fall war, dass ich noch ein Kind, wenigstens eines, wollte, mit allen Konsequenzen. Ich blieb die nächsten Tage nie zu Hause. Ich ging in die Stadt, blieb in der Uni, lernte, hängte mich ab Montag ins Projekt ein (ich hatte ja die Ausrede als Vorsitzende überall dabei sein zu sollen) und schlief nur noch in der Wohnung. Ich ging früh aus dem Haus und kam erst so spät wieder, dass ich sofort ins Bett ging. Ich wollte mir selbst keinen Raum geben, um über alles nachzudenken. Ich weinte nicht. Stattdessen nahm ich jeden Tag Schlafmittel und meist auch Schmerzmittel, da ich immer häufiger, obwohl ich die Pille nicht mehr nahm, Magenkrämpfe bekam. Ich fühlte mich mechanisch und funktionierte, doch selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte Edward nicht anrufen können. Es gab 2 Möglichkeiten: Erstens Edward kam oder meldete sich bei mir. Zweitens ich ging zu ihm oder meldete mich bei ihm. Das Problem an erstem war, dass ich Edward rausgeworfen hatte, warum sollte er auf mich zu kommen? Allerdings fiel Möglichkeit zwei flach, weil ich meine Meinung nicht geändert hatte und nicht wusste, was ich zu ihm sagen sollte. Aber sollte er sich nicht eigentlich melden? Hatte er mich nicht verletzt? Musste er sich nicht melden? Ich schüttelte den Kopf, während ich in der Bibliothek wahllos irgendetwas lernte. Nein, es ging hier nicht um Recht und Unrecht, nicht um Stolz oder Eitelkeit, sondern um Liebe. Ich packte meine Sachen zusammen und verließ nach endlosen sinnlosen Stunden die Bibliothek bei Dunkelheit. Ich träumte, während ich an der roten Ampel mit den Fingern auf das Lenkrad trommelte. Die erste Projektwoche an einer Grundschule, eine Fußweg von meiner Wohnung entfernt, war großartig gewesen. Es hatte mir unheimlich viel Spaß gemacht. Wir waren jeden Tag für zwei Unterrichtsstunden dort gewesen, immer abwechselnd, nur ich war immer dabei gewesen, und hatte Bücher mit den Kindern gelesen und dazu Spiele gespielt und gebastelt. In einem Monat war die nächste Projektwoche, wo wir jedoch mit beim ein- und errichten der Schulbibliothek halfen. Ich freute mich schon riesig darauf. Ich seufzte. Jetzt hatte ich erst mal etwas anderes zu tun... doch was sollte ich ihm sagen? Ich musste es einfach darauf ankommen lassen. Alice würde meine Entscheidung gesehen haben und somit auch Edward. Wir hatte beide Zeit in Erfahrung zu bringen, was wir einander sagen wollten. Ich würde eine Stunde brauchen, bis ich dort war (Edward brauchte ca. 20 Minuten). Zeit genug sollte man meinen, doch als ich schon die Einfahrt zu den Cullens sah, wurde mir mulmig, denn ich hatte nichts in petto. Gar nichts. Ich wusste einfach nur, dass ich Edward unendlich liebte und die Distanz nicht länger aushielt. Ich fuhr schnurstracks zum Haus der Cullens. Es war kurz nach Mitternacht und ich hoffte, dass Nela schon schlief oder nicht zu Hause war. Andernfalls, da war ich mir sicher, hätte Edward mich vorher abgefangen. Ich überlegte hin und her. Gab es nicht einen anderen Weg? Eine Alternative? Gab es nicht immer eine Alternative? Mir kamen die absurdesten Ideen und eine davon, mit der ich mich abwegiger Weise immer mehr anfreunden konnte. Ich würde meine Sterilisation vortäuschen und weiter die Pille und Schmerzmittel nehmen. Ich nickte zu mir selbst. Erst als ich geparkt hatte und den Motor nur leise summen hörte, fand ich einen klaren Kopf und dachte über die Konsequenzen dieses Vorschlags nach. Wie trieb ich einen Arzt auf, der es verantwortete mir immer schlimmere Hormoncocktails zu verschreiben? Geld, dachte ich prompt. Aber wie rechtfertigte ich es, den Eingriff nicht von Carlisle durchführen zu lassen? Oder noch schwieriger: Wie konnte ein fremder Arzt den Eingriff durchführen ohne zu erkennen, was ich war? Das Schlimmste an dem Ganzen fiel mir erst spät ein: Ich belog Edward. Er machte sich auch nichts auf Ehrlichkeit, sagte eine bittere Stimme in mir. Nein, das geht nicht. Nein, dass war unmöglich. Ich hatte das Auto neben der Garage geparkt, sodass Nela es nicht, falls sie aus dem Fenster gucken würde, sehen könne. Ich überlegte kurz ob ich einfach draußen warten sollte, mir war es peinlich vor den anderen Cullens, doch ich ging trotzdem rein. Sie waren Merkwürdigkeiten schon von mir gewöhnt. Ich lugte nervös ins Wohnzimmer. Leer. Unüblich. Auch sehr still, fand ich, auch wenn es bei den Cullens nie laut zuging. Ich schritt durch das Wohnzimmer, durch die angrenzende Küche und sah ins Klavierzimmer. Leer. Ich horchte. Kein Geräusch. Ich ging ganz langsam ins erste Stockwerk und betete nicht auf Nela zu treffen. Alles ruhig. Es brannte zwar überall Licht, doch das ganze Haus war komplett leer, wie ich nach ein paar weiteren Minuten feststellte. Ich ging in Edwards – unser – Schlafzimmer. Es stand nur unser rundes Bett darin. Bis auf ein Regal war es sonst komplett leer. Ich löschte das Licht in dem Zimmer und stellte mich vor die Glaswand. Mondlicht schien matt herein. Wo waren die Cullens? Noch dazu mit Nela? War etwas geschehen? Doch das hätte Edward mir erzählt? Oder? Hätte er? Nach unserem Streit? Ich legte mich aufs Bett und strich mit der Armaußenseite über den freien Platz neben mir – Edwards Platz. Mir schossen die Tränen in die Augen, bevor ich es verhindern konnte. Konnte ich bleiben? Was wenn sie mit Nela zurück kamen? Ich war leichtsinnig und es war mir egal, was noch leichtsinniger war… ich würde einfach warten… --------------------------------------------------------------------- DANKE FÜR DAS INTERESSE! Freue mich über Kommis =) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)