Innermost - Bis(s) zu deinem Schutz von *Fane* (The Bella & Edward Story geht weiter !) ================================================================================ Kapitel 23: Ein herber Schlag ----------------------------- Hallo *wink* Bitte entschuldigt, wenn die Kapitel jetzt meist 3 oder sogar 4 Tage dauern... ich les die nur immer wieder durch, weil mir im nachhinein immer noch etwas nicht passt und das dauert dann^^ Hoffe es gefällt euch und es ist wieder was neues, womit keiner gerechnet hat (mit welchem unglück habt ihr gerechnet??) Kuss Fane ------------------------------------------------ In diesem Moment, als ich gerade widersprechen wollte, brachte er den Wagen zu stehen. Wir waren angekommen. Was war so schrecklich, dass selbst Edward es nicht aussprechen konnte oder wollte? Wie betäubt stieg ich aus dem Auto, während Edward unsere Koffer in eine Hand nahm und vorging. Als ich die Koffer sah und mir die Bilder unseres Urlaubs, der erst vor wenigen Stunden geendet hatte, vor Augen führte, wurde mir schlecht. Das Gefühl kollidierte jetzt schon, bevor ich überhaupt wusste, was los war, mit meinem verkrampften Magen. Mit verschwommenem Blick, obwohl meine Augen trocken waren, ging ich die Stufen hoch und nach Edward ins Wohnzimmer. Ich erschrak, als ich umher sah und in drei mitleidige Gesichter blickte, die Carlisle, Esme und Jasper zugehörig waren. „Bitte sagt mir jetzt, was los ist“, brachte ich mit stockender Stimme hervor und spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Jasper schritt näher. Er hielt etwas in der Hand. „Alice hat gesehen, dass wir in Forks Post bekommen-“, er brach ab, „Das war darin.“ Er schob einen kleinen quadratischen Zettel über den Tisch, der einen Meter von mir entfernt war, ließ ihn liegen und blieb selbst nehmen dem Tisch stehen. Ich sah hoch. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Es wirkte fast, als ängstigten sie sich vor meiner Reaktion. Ich trat näher, um es lesen zu können. Ich spürte Edward rechts neben mir stehen. „Nein“, sagte ich kopfschüttelnd und keuchend, als ich die Worte erkannte, „nein“, sagte ich wieder. So leise, dass ich gar nicht wusste, ob es überhaupt hörbar war. Eine Todesanzeige. Die meiner Mutter. Renée Dwyer. Neunter Februar. Ich fasste mit den Fingern darauf. Mein Atem raste. Meine Augen waren so voll Tränen, dass ich erst jetzt sah, was per Hand darunter geschrieben war: „Wenn es dich interessiert.“ Ich konnte nicht länger hinsehen und wand mich zu Edward um. Sarkastisch lächelte ich gequält und sagte mit kaum vernehmbarer rauer Stimme: „Jetzt krieg ich wenigstens keine Probleme mehr oder? Meine ganze Familie ist tot.“ Dann liefen meine Tränen über und Edward drückte mich an seine Brust. Seine Arme umschlossen mich, während ich weinte. Es war totenstill. Nur mein Keuchen und Schluchzen war zu hören. Ich wollte nichts hören, keine Erklärungen nichts… sie war tot! Meine Mutter war tot! Verstand das niemand?!, schrie ich in Gedanken, obwohl niemand etwas sagte. Ich war vollkommen durcheinander, weil ich andere Sachen dachte, als ich empfand oder wahrnahm. „Was ist mit ihr? Was war mit ihr?“, schluchzte ich in Jaspers Richtung. Edward tätschelte meinen Rücken. „Wir wissen es nicht“, sagte Jasper tonlos. Ich weinte bitterlicher. Edward nahm mich hoch und trug mich zur Couch. Ich hatte die Stirn an seine nasse Brust gelegt, während er eine weiße Decke um mich schmiegte. Ruhe und Zufriedenheit machten sich in mir breit. Es biss sich so sehr mit meinen Empfinden, dass es schmerzte. Zwei heftige Gefühle prallten in meiner Brust aufeinander. „LASS DAS! LASS DAS!!“, schrie ich Jasper an und schlang die Arme um meine berstende Brust. Augenblicklich flaute das wohlige, von mir als Qual empfundene, Gefühl. Ich nahm ein paar rasche Atemzüge. Es war als hätte die Welt sich aus Trotz aufgehört zu drehen. Als wäre der Wind, jedes Geräusch, jede Bewegung verschwunden, damit ich inne hielt. Als wollte alles mir zeigen, was geschehen war. „Weißt du, ich habe immer gehofft, so sehr gehofft, dass Renée Nela nach ihrer Verwandlung vielleicht sehen kann… meine Mom…“, krächzte ich, „Wenigstens einmal, nur einmal…“, meine Stimme brach ab. Ich krallte mich an seinen Pullover und vergoss noch mehr Tränen. Wenn es dich interessiert… „Natürlich interessiert es mich Phil“, versuchte ich meine wirren Gedanken mitzuteilen, Edward würde meine Lippenformungen verstehen, „sie hat mich immer interessiert! Und ich musste ihr so wehtun, all’ die Jahre… immer wieder, nur damit ich glücklich bin-“ „Schhh“, machte Edward leise, „so was darfst du nicht denken-“ „SO IST ES ABER!“, kreischte ich hysterisch, blickte kurz in sein mitleidvolles Gesicht und vergrub meines wieder in seiner Brust bis ich nach einer mir lange vorkommenden Zeit des Weines kraftlos einschlief. Ich schlief traumlos, doch mir war sofort bewusst, was geschehen war, denn ich spürte mein rotes, schmerzendes Gesicht und Edward unter mir. Er hatte sich gelegt und mich im Arm gehalten. Mein Gesicht lag auf oberhalb seines Bauches auf einem anderen Pullover, einem halbwegs trockenen. Er schien sich umgezogen zu haben. Und mich, denn ich trug einen schicken rosafarbenen Satinschlafanzug. Mit leeren Gesichtsausdruck und geöffnetem Mund richtete ich mich von ihm auf, er rutschte zurück, sodass er saß, was ich ihm gleich tat. Ich blickte kurz raus. Es schien wieder Abend zu sein… oder zumindest später Nachmittag. Es dämmerte, aber hier dämmerte es immer früh… Ich fasste mit den Händen in meine zerwuschelten Haare, zog die Knie an und kniff die Augen fest zusammen. In mir schrieen die Szenen von gestern Abend. Ich presste die Hände gegen die Ohren. Edward saß stumm neben mir und streichelte meinen Arm. „Hey“, vernahm ich eine zärtliche weibliche Stimme, die mir übers Haar strich. Ich blickte kurz in Esmes Gesicht und nahm die Tasse mit irgendetwas Heißem entgegen, dass ich aber sofort wieder auf den niedrigen Tisch neben mir abstellte. Meine eisigen Hände zitterten erheblich und schmerzten von der Wärme der Tasse. Meine Tränen waren getrocknet. Esme setzte sich neben mich, strich mir über den Rücken und nahm meine Hand. Ich nahm das alles wie unter einer Glasglocke wahr. Meine Mundwinkel zeigten unbeweglich nach unten, meine Lider fühlten sich schwer an und mein Hals war trocken, sodass ich nicht schlucken konnte. Tot? Meine chaotische, lustige, kindische Mutter? Wie konnte sie tot sein? Sie ist so quick lebendig und munter- sie war… Ich krümmte mich, presste die Fäuste an die Stirn und verzerrte das Gesicht. Keine Träne verließ meine ausgetrockneten Augen. Wie konnte so ein Mensch sterben? Sterben, bevor sie- „Sie hat Nela nie wirklich kennen gelernt“, murmelte ich, „Gerade mal Fotos hat sie von ihrer einzigen Enkelin bekommen.“ Meine Stimme war tonlos. Niemand sagte etwas. Ich sah rasch zur Seite auf, als ich spürte, wie die Couch ein wenig hochging. Jasper stand nickend in der Tür, er versteckte eine Hand versucht unauffällig hinter seinem Rücken, ich hatte die Todesanzeige erkennen können, und verschwand. Edward schüttelte kurz aber sehr eindringlich den Kopf, während er zur Tür schritt. „Ich komme sofort wieder Liebes“, sagte Edward rasch, aber zärtlich zu mir und ging heraus. „Was hat er?“, fragte ich Esme, die nur mit den Schultern zuckte. Entweder log sie um mich zu schützen oder sie wusste es wirklich nicht, schließlich konnte sie nicht Gedanken lesen. Ich nahm einen Schluck aus dem Becher. Es rann heiß meine Kehle hinab. Es war angenehm etwas zu fühlen, etwas normales, obgleich ich nicht mal schmeckte, was es war. Nervös saß ich noch eine Weile in Esmes Armen bis ich aufstand und Esme zunuschelte: „Ich muss mal auf Toilette.“ Allerdings hatte ich nichts anderes im Sinn, als zu wissen, wo Edward war. Ich vermutete ihn oben und ging mit wackeligen Beinen und einem merkwürdigen Körpergefühl die Treppen hoch. „Nein auf keinen Fall“, hörte ich eine sehr leise Stimme, während ich gerade einmal zwei Stufen hochgegangen war. Es kam aus Carlisles Büro, „sie ist völlig fertig mit den Nerven, sie würde es nicht verkraften, wenn wir ihr jetzt sagen-“ Edwards Stimme brach ab. Sie hatten mich gehört. „Wenn ihr mir was sagt?“, fragte ich, nachdem ich die restlichen Treppen schnell hochgegangen und die angelehnte Tür etwas weiter geöffnet hatte. Carlisle stand hinter dem antiken Schreibtisch, Jasper daneben, Edward davor. „Schatz-“ „Sagt es mir, schlimmer kann es wohl kaum werden oder?“ Ich biss mir auf die Lippe, als ich an den kleinen Zettel auf dem Schreibtisch liegen sah und erschauderte. Mir war schlecht. Ich sah wie Edward Carlisle und Jasper einen Blick zuwarf. „Oder?“, fragte ich noch mal, nun aber mit piepsiger Stimme, denn sein zögern ängstigte mich. „Bella, sieh mal bitte auf Zettel“, sagte Carlisle ruhig. Ich schritt näher, doch konnte nicht hinab sehen. Ich atmete zwei Mal, mit geschlossenen Augen, ein und aus und zwang mich hinzusehen. Ich folgte Carlisles Finger auf dem Papier. Unterhalb der Todesanzeige standen die Namen der Trauernden. Ich suchte erst gar nicht nach meinem, sondern lass das, was Carlisle mir zeigte. „Gabriel Dwyer“, las ich gedämpft vor. Ich sah verständnislos zu Carlisle auf. „Wir glauben, dass das ihr Sohn ist“, sagte Carlisle, „Alice und Jasper waren dort, nachdem der Brief bei uns ankam, und haben Fotos gemacht.“ Ich bemerkte die rechteckigen Papiere in seiner Hand und blickte, als Carlisle keine Anstalten einer Bewegung machte, zu ihm auf. Er sah mich lange prüfend an und als er glaubte, so schien es mir, dass ich es verkraften konnte und es nicht zu schnell ging, breitete er einige auf dem Tisch vor mir aus. Darauf war ein kleiner blonder Junge, vielleicht sechs oder sieben Jahre, der mit Phil im Garten spielte, auf der Straße ging oder das Auto wusch. Ich erkannte Mums Grübchen, ihre leicht gewellten Haare an dem Jungen und Phils blauen Augen bei einer Nahaufnahme. Kein Zweifel. Ich strich mit den Fingerspitzen über die Wange des Kindes. „Mein Bruder?“, fragte ich, doch ich erwartete keine Antwort, denn ich wusste, dass dieses Kind, das Kind meiner Mutter war. „Wieso- Wann- Warum hat sie es mir nicht gesagt?“, stotterte ich und spürte wie die Tränen in mir hochkamen. „Nein, nein, sagt nichts…“, warf ich rasch ein und schloss mit gesenktem Kopf die Augen, „weil ich die schrecklichste Tochter bin, die man sich vorstellen kann.“ Ich wand mich augenblicklich um und wollte weg, einfach nur raus, einfach nur weg, doch Edward schnappte meine Hand, die ich sogleich abschüttelte. „Ich will allein sein“, sagte ich grob und er ließ es zu. Ich nahm zwei Mäntel von der Garderobe, schlüpfte barfuss in Winterboots und rannte raus. Der eisige Wind, der um meinen nur einen Schlafanzug tragenden Körper wehte, war mir gleich. Ich rannte einfach nur, während mir die Tränen stumm das Gesicht entlang rannten. Ich schlüpfte in die Ärmel der Mäntel ohne sonderlich darauf zu achten. Hinter der nächsten Baumgruppe fiel ich über einen abgeknickten Ast und landete mit den Ellenbogen auf der mit Frost überzogenen Erde. Ich hämmerte mit Fäusten darauf ein, bis ich meine Hände und den beißenden Schmerz nicht mehr spürte. Ich kauerte mich an einen Baum und legte mir die Mäntel wahllos um. Ich atmete flach, da das einatmen der kalten Luft meine Lunge zerbersten ließ. Ich wusste genau, warum meine Mutter mir nicht von ihrem Kind erzählt hatte. Meinen Bruder. Die ganzen Jahre, all die Male in denen ich sie so sehr enttäuschen und verletzten musste, bis ich den Kontakt ganz zu ihr abgebrochen hatte, weil ich ihre traurige Stimme nicht mehr hören konnte. Wer würde so einer Tochter noch irgendetwas mitteilen?!, fragte ich mich selbst und vergoss heiße Tränen über mein Gesicht, die durch den Wind nun eiskalt auf meinen Wangen trockneten. Niemand. Ich hatte sie verraten, enttäuscht, verletzt. Immer und immer wieder. Jede Begegnung, jeder Brief, jeder Anruf war eine Qual gewesen. Alles nur, damit ich das Geheimnis wahren konnte und mit Edward glücklich war. Ich hatte nie an ihr eigenes gedacht. Nun war sie tot. Ich hatte alle in ihr Unglück gestürzt und Charlie sogar in den Tod. Alles nur, weil ich ein Vampir werden und mit Edward zusammen leben wollte. „Bella, Liebes, du wirst dich noch-“ „HAU AB!“, schrie ich Edwards Samtstimme reflexartig an, obgleich ich nicht aufgesehen hatte, und presste die Hände mit ausgebreiteten Fingern gegen meinen Kopf. „GEH WEG!“ „Bella bitte komm ins Haus-“ Er hatte seine Hände an meine Arme gelegt und ließ sich nicht abschütteln. „VERSCHWINDE!“, schrie ich unkontrollierbar. „Hätte ich dich nur nie getroffen! Hätte ich euch alle nie getroffen! Dann wären sie alle noch am Leben! Dann wäre höchstens ich an meiner Tollpatschigkeit gestorben und nicht sie!!“ Ich nahm nicht mehr wahr, ob ich dachte, sagte oder tat. Ein Atemzug. Ein zweiter. Ein dritter. Ein weiterer. Ich öffnete die Augen und hob den Kopf. Edward war nicht mehr da. Seine Hände berührte meine Arme nicht mehr. Ich sah umher. Was hatte ich gesagt? Was hatte ich gesagt?! Was hatte ich- Hatte ich das- AUSGESPROCHEN?!? Ich riss die Augen auf und hatte das Gefühl als sprang mein Herz mir aus der Brust. Niemals- Edward, nein-!, wimmerte ich Gedanken. Nein, nein, nein! Wenn die Welt gestern für mich stehen geblieben war, um mir zu zeigen, was ich in der Vergangenheit meiner Mutter angetan hatte, raste sie jetzt. Ich hatte das Gefühl sie drehte sich immer schneller, damit ich begriff, was ich in der Zukunft angerichtet hatte, was ich soeben gesagt hatte. Mir wurde schwindelig und in mir kreisten meine Gedanken und stoben wild auseinander. Ich sprang auf und lief. Ich wollte nicht, dass mich irgendjemand findet. Ich konnte ihnen nicht unter die Augen treten… Ich wusste nicht, was ich aus dem Weg trat und gegen was ich gelegentlich stieß oder sich die beiden Mäntel, in denen ich nur mit den Armen steckte, verfingen. Ich war mir lediglich sicher, dass ich vorankam. Weg von den Cullens. In der einbrechenden Dunkelheit erkannte ich immer weniger um mich herum, bis ich nur den Lichtern folgte, die ich sah und die mich schließlich aus dem Wald heraus zur Hauptstraßen führten, als plötzlich Scheinwerfer auf mich gerichtet werden. Ich hielt mir die Hände vor das Gesicht, dann war das Licht wieder weg und ich blinzelte rasch, damit sich meine Augen an die wieder einkehrende Dunkelheit gewöhnten. „Mitfahrgelegenheit nach Edmonton gefällig?“, ertönte Emmetts leicht kichernde Stimme, der sich als Beifahrer aus dem Auto herauslehnte. Ich hastete darauf zu und stieg wortlos ein. Rosalie würdigte mich keines Blickes und fuhr bereits los, während Emmett sich auf dem Beifahrersitz umdrehte und mich musterte. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. „Alles okay mit dir?“ „Danke“, sagte ich anstelle eine Antwort und ließ mich schlaff und unbeweglich auf die Rückbank sinken. Ich sah wie Emmett mich noch mal kurz musterte und seine Hand dann zur Heizung ging. „Woher wusstet ihr wo ich war? Warum seid ihr hier?“, fragte ich tonlos. „Zufall. Also zumindest letzteres. Wir wollten euch mal wieder besuchen und da Edward“, ich spürte einen Stich durch meinen ganzen Körper fahren, „und du im Urlaub wart, sprach ich mit Esme ab, an eurem ersten Tag hierher zu kommen“, er wartete ob ich etwas sagte, doch ich blickte nur aus dem Fenster, „Vor ein paar Tagen erreichte uns dann der Anruf wegen… wegen des Briefes… und vor ein paar Minuten ein Anruf Alice, die sah, dass wir auf dich treffen könnten und uns bat, dich einzusammeln.“ Ich hörte aus seiner Stimme heraus, dass er zu lächeln schien, doch ich sah ihn nicht an. Ich spürte jetzt wieder wie jeder Zentimeter meines Körpers, aufgrund der plötzlich aufsteigenden warmen Luft im Auto, schmerzte. Alles fühlte sich taub und erstarrt an. Emmett machte noch ein paar Gesprächsversuche, gab jedoch auf, da ich unfähig war, seinen Worten zu folgen, geschweige denn ihm zu antworten. Ich sah die ganze Zeit aus dem Fenster auf die in gleichen Intervallen beleuchtete Dunkelheit. Mein Kopf war leer, mein Geist ruhte, denn mein Körper arbeitete und schickte die verschiedensten Schmerzsymptome an mein Hirn. Ich blieb regungslos und konnte an nichts denken. In meinem Kopf war Leere, die sich nicht zu ändern schien. Nur stumme Tränen flossen meine Wangen unaufhörlich herab, während ich in die Ferne blickte. Rosalie parkte vor meinen Haus, blieb selbst jedoch im Auto sitzen, während Emmett und ich ausstiegen. Sie würde ein wenig unterwegs sein, murmelte sie nur zu Emmett, gab ihm einen Kuss und brauste gleich wieder los. Ihr eiskalter Blick, der mir galt, entging mir nicht. Doch ich fühlte mich merkwürdig immun dagegen, denn er zeigte mir das, was ich fühlte: Selbstverachtung. Emmett machte über all das Licht an, doch ich hielt mich gar nicht mit so etwas auf, sondern ging, wie von einem Magneten angezogen, schnurstracks zur Couch im Wohnzimmer. Dort ließ ich mich, immer noch in zwei Mänteln, Winterboots und darunter Schlafanzug, alle samt verdreckt, nieder. Ich saß noch ein paar Momente mit leerem geradeaus gerichtetem Blick da, bis mich die ganze Trauer überkam, ich das Gesicht in die Hände legte und nun richtig zu weinen begann. „Hey“, flüsterte Emmett sanft. Er setzte sich zu mir und legte einen Arm um mich. „Ich bin nicht nur schrecklichste Tochter, sondern auch noch die abscheulichste Ehefrau, die man sich vorstellen kann“, schluchzte ich, als ich endlich wieder einigermaßen Stimme fand. „Bella das stimmt doch nicht, du-“ „Doch! Doch! Du weißt nicht was ich gesagt habe!“, schrie ich, fassungslos bei dem Gedanken daran, es wirklich ausgesprochen zu haben. „Ich verstehe nicht Bella“, sagte er langsam, „was hast du zu wem gesagt?“ „Zu Edward“, wimmerte ich und lehnte mich an Emmetts Schulter, „ich habe alles noch entsetzlich schlimmer gemacht, ich- ich-“ Ich brachte kaum einen Ton heraus, ich fühlte mich unfähig es auszusprechen. Emmett wartete und strich mir übers Haar. Als meine Tränen nach vielen Minuten der Stille, einer erdrückenden Stille in der nur mein Schluchzen zu hören war, zu verebben schienen, richtete ich mich wieder etwas auf und antwortete auf Emmetts Frage: „Ich hab Edward angeschrieen und gesagt- und gesagt-“, ich versuchte in meinem trockenen Hals zu schlucken, „dass ich mir wünschte, dass ich ihn niemals getroffen hätte.“ Ich verzog das Gesicht, als es mir mit dem Aussprechen noch bewusster wurde und wieder flossen viele Tränen meine Hände hinab. „Mach dir um meinen Bruder keine Sorgen, er weiß, dass du das nicht so gemeint hast“, sagte Emmett ruhig, als er sicher war, dass ich ihn über meine Geschluchze hören konnte. Ich schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe alles falsch gemacht. Meinen Vater in den Tod getrieben, meine Mutter unglücklich gemacht bis sie starb und nun auch noch Edward verletzt.“ „Ich hole dir mal etwas anderes zu anziehen, sonst holst du dir den Tod.“ Ich sah mit weinten Augen nachdenklich auf. Nun bemerkte Emmett seine Wortwahl. Er schnaubte kurz. „Das war ausnahmsweise mal kein Scherz“, sagte er und verschwand in eiliger Geschwindigkeit nach oben. Ich konnte mir ein sehr schmales Grinsen abgewinnen, bevor ich wieder den Kopf in die Hände legte und meinem Schmerz Ausdruck verlieh. Die Kopfschmerzen, meine tauben Glieder und die Übelkeit, ich wusste nicht, ob letzteres echt war, denn ich hatte nichts gegessen, die in mir zeitweise hoch kroch, ignorierte ich. Emmett kam mit einem T-Shirt, einem Pullover, zwei Paar Socken und meiner Lieblingsjogginghose wieder. Über seiner Schulter lagen neben meiner Bettdecke noch zwei andere Wolldecken. Schweigend nahm ich die Kleidungsstücke entgegen und zog mich unbeholfen um. Emmett wickelte daraufhin meine Füße in eine Wolldecke, mich in die andere und darüber legte er noch die Bettdecke, als er mich an sich lehnte. „Er wird mich nicht mehr wollen. Niemand will so jemanden haben, niemand will so etwas verlogenes wie mich-“, jammerte ich. Plötzlich spürte ich wie Emmett mich aufrichtete und etwas heftig gegen meine Wange prallte. Die Stelle wurde sofort heiß. Es war Emmetts Hand gewesen. „Entschuldige bitte, aber was du sagst ist kompletter Schwachsinn. Edward würde dich niemals verlassen. Nicht mal, wenn du ihm all deine noch so dunklen Gedanken verraten würdest“, sagte Emmett mit einem Hauch grinsen. Ich nickte und schlief gedankenlos ein. Ich wachte am Morgen mit demselben ausdruckslosen Gesicht und glasigen Augen auf. Ich starrte benommen zur Decke, während ich die ehemals nassen, aber nun eingetrockneten, Stellen an meinem Gesicht ertastete. Ich lag auf der Couch und spürte mehrere Wärmflaschen um meinen Körper herum. Mein Blick wanderte durch den Raum und hielt nach Emmett Ausschau, bis seine Stimme von irgendwoher leise ertönte: „Rose, ich werde gleich mal nach ihr sehen und mit ihr reden-“ „Wir wollten sie nur besuchen! Und nicht Babysitter spielen!“, zischte Rosalie. Es klang als befanden sie sich in der Küche. „Ich werde gleich mit ihr reden und sie überreden“, beschwichtigte Emmett wieder, „dass sie zu Edward gehen soll, damit sie sich aussprechen.“ Es war wie ein Schlag gegen meine Brust, als ich mir das vorstellte. Edward gegenübertreten? In die Augen schauen? Ich atmete langsam ein und aus. „Sie verhält sich wie ein kleines Kind. Sobald etwas nicht in ihre ach so schöne ‚Edward-Welt’ passt-“ „Pssssst!“, zischte Emmett dazwischen. Rosalie sprach gedämpft weiter: „Sie hätte sich das damals eben überlegen sollen, als sie-“, Rosalie brach ab, nachdem etwas scheppernd zu Boden fiel. Sogleich erschien Emmett in meinem Blickwinkel und lächelte mich an. Er hielt ein Tablett mit Frühstück in der Hand. Ich hob meinen Oberkörper an und stemmte die Ellenbogen in die Couch. „Na wieder aufgetaut?“, witzelte er, erwartete aber keine Antwort, „Wie geht’s dir?“ Er setzte sich auf den Couchtisch mir gegenüber. „Gut wäre übertrieben“, sagte ich wahrheitsgemäß. Emmett nickte nur und sah hinab auf das Tablett, welches auf seinem Schoß lag. „Edward meinte, dass könnte dir schmecken, er-“ „Du hast mit ihm gesprochen?“, fiel ich ihm entsetzt ins Wort. „Ja, vor ein paar Stunden“, entgegnete Emmett neutral. Ich nickte geschäftsmäßig und schüttelte sogleich den Kopf, als Emmett mir das Tablett hinhielt. Ich traute mir keine Nahrungsaufnahme zu. Emmett stellte es neben sich auf den niedrigen Tisch. „Und was hast du jetzt vor?“, fragte er nach einer Weile, in der ich mit angezogenen Beinen einfach nur den Schneeflocken draußen zusah. Ich zuckte mit den Schultern und sagte nichts. „Bella, du musst zu Edward gehen und mit ihm reden. Glaub mir, das klärt sich bestimmt alles“, versuchte es Emmett nachdrücklich. „Was soll sich klären? Es ist unverzeihlich, was ich gesagt habe“, erwiderte ich monoton und sah weiter gerade aus. Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen. Als Emmett die Arme um meine Schultern schlang und mich seitlich gegen seine Brust drückte, rannten sie zeitlupenartig meine Wange hinab. Als hätte ich nicht schon genug vergossen. „Bella du musst mit ihm reden. Willst du dich auf ewig hier verkriechen?“ „Vielleicht wäre das das Beste.“ „Ich glaube du solltest ein Bad nehmen oder Duschen gehen, bevor ich dir noch eine Ohrfeige verpassen muss, damit du zur Besinnung kommst.“ Er grinste. Ich erwiderte es unmerklich, befreite mich von den vielen Decken und ging mit mir wackelig vorkommenden Beinen hoch. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf die Küche, wo ich Rosalie sah. Sie stand mit dem Rücken zu mir und sah aus dem Fenster. Ich wollte nicht, dass Emmett sich aufopferte, doch ich glaubte, wenn ich mir deswegen noch Vorwürfe machen würde, platzte ich. Ich entschied mich zu duschen. Baden würde mir erstens nicht schnell genug gehen und zweitens war mir die Tätigkeit zu ruhig. Ich schlüpfte aus meiner Kleidung und drehte den Hahn auf. Meine Mutter war tot, sie hatte mir meinen Halbbruder nachvollziehbarerweise verschwiegen und ich hatte Edward auf übelste Art und Weise vor den Kopf gestoßen, zählte ich an den Fingern auf. Mir lief es kalt den Rücken runter. Und das hatte nichts mit dem Wasser zu tun. In diesem Augenblick fragte ich mich ernsthaft, was mich mehr traf: Dass meine Mutter so entsetzlich von mir verletzt worden war, dass sie es nicht übers Herz brachte, mir von meinem kleinen Bruder zu erzählen oder, dass sie gestorben war (wenn ich Edward mal außen vor ließ, ich schluckte). Ich wusste nicht, was mich mehr erschreckte. Mein Verstand kannte natürlich die Antwort. Mein Gefühl nicht. Wie elendig, von ihrer Tochter im Stich gelassen, muss sie sich die ganzen Jahre über gefühlt haben? Ich fühlte mich innerlich kaputt, zerstört, als wäre meine heile Welt, die ich aus Sand versucht hatte aufzubauen, nun endgültig mit der Flut weggewischt worden. Sie hatte es nie wirklich gegeben. Und wenn ich ehrlich war, wusste ich in diesem Moment nicht, wie ich damit weiterleben sollte. ------------ Das war bisher das heftigste Kapitel, was ich geschrieben hab... also ich finde, dass es zum lesen nicht das heftigste ist, aber beim schreiben sind mir zum ersten Mal die Tränen gekommen (hat das tippen nicht einfacher gemacht :D)... das passiert mir sonst nie Ôo Freue mich auf Kommentare *kuss* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)