Written down past with uncertain future von GeezKatsu (Wenn mich ein Buch zu Dir führt - Yugi/Yami) ================================================================================ Kapitel 2: Mein Herzschlag zwischen den Seiten ---------------------------------------------- Es gibt viele bedeutsame Momente im Leben, die man schnell vergisst. Sie ziehen an einem vorbei, ohne das man es mit bekommt, das sie jemals da waren. Immer wieder versuche ich in die Vergangenheit zu schauen, genau diese Momente ein zufangen. Doch ich finde sie nicht einmal. Jeder Augenblick war bedeutsam. Jeder Augenblick kostbar, viel zu wertvoll um sie je vergessen zu können. In all diesen Momenten und Augenblicken warst du, gabst ihnen den Reichtum. Er saß auf einem kleinen Kissen, das auf der Fensterbank lag und kuschelte sich in die Decke, hielt ein Glas in der Hand. Er war sich auch durchaus bewusst, das dieser Anblick wohl das jämmerlichste war, was man in dieser Gegend finden konnte, doch Yugi hatte keine Kraft mehr, es zu ändern. Vorhin war er so schnell wie möglich aus diesem Laden gestürmt. Hatte schlagartig die Flucht ergriffen, als die längst verdrängten Gefühle über liefen. Dieses verdammte Buch riss Wunden auf, die noch längst nicht verheilt waren, dabei sollte es ihn doch helfen... ... aber leider ist dieser Versuch nach hinten los gegangen. Schon beim schreiben dieser Texte habe ich immer wieder meine Feder nieder gelegt und mich gefragt, warum ich das tue. Warum ich mir immer wieder freiwillig diesen Schmerz antue, dabei wollt ich es doch vergessen... nein, auch das ist nicht ganz richtig. Ich wollt es nicht vergessen, nur endlich verarbeiten, wollte nicht mehr wütend sein, wollte diesen verdammten Kummer zur Ruhe zwingen. Doch ich bin einfach machtlos. Deine Augen folgten mir überall hin, nirgends war ich vor ihnen sicher. Jeder Mann hatte dein Gesicht, jeder Song deinen Inhalt. Es war furchtbar und ist es immer noch. Doch man lernt daraus. Unendlich viele Male habe ich dein Bild an die Wand geworfen, wollte, das es zerbricht, wollte dir zeigen, wie es in meinem Inneren aussieht. Das Handy klingelte leise. Diese kleine Melodie schwebte durch den Raum, erfüllte die stillen Ecken mit sanften Tönen, prallte an den reglosen Körper ab, der an teilnahmslos aus dem Fenster starrte und ab und zu an seinem Tee nipte. Einige Minuten war das Handy hartnäckig, bis es für wenige Sekunden verstummte, nur um erneut nach Aufmerksamkeit zu verlangen. Dann war es wieder still, später brummte etwas. Das Haustelefon lag allein auf der Kommode, vibrierte auf dem Holz. Die Tastaturen blinken, doch Yugi zeigte keine Regung. Seine Augen lagen starr geradeaus, schienen nichts zu sehen. „Hey, hier ist Yugi. Ich bin grad´ nicht da oder bin einfach zu faul ran zu gehen. Sollte es wichtig sein, quatsch nach dem Piepton.- Eventuell beweg´ ich dann doch mein Hintern vom Sofa hoch.“ „Mensch Alter, wo steckst du?“ Joeys Stimme schallte durch den Raum, klang aufgebracht aber besorgt zugleich. „Du bist so schnell abgehauen, das ich dir nicht mal erzählen konnte, was Yun raus bekommen hatte!“ Yugi wandte den Kopf zum Anrufbeantworter, wischte die verräterischen Spuren von seinen Wangen. „Achso, Yun ist die Verkäuferin aus dem Buchladen. Eine echt interessante Person, sag ich dir. Sie würde dir gefallen, wenn du auch mal andere Menschen an dich ran lassen würdest. Die fährt voll auf dich ab und-...“ Ein Piepen unterbrach Joey, das Display leuchtete kurz auf und zeigte eine neue Nachricht an. Nur einige Augenblicke später brummte es erneut und wieder hörte Yugi sich selbst. „Hubsala. Ich sollte mich mal kürzer fassen. Also ohne Punkt und Komma: Du wirst es nicht glauben, aber wir haben einen Namen auf der Bestellliste entdeckt, den du kennen wirst. Sagt dir Yami Atem noch etwas?“ Joey lachte, räusperte sich leicht um wieder ernst zu werden. „Wenn du mir jetzt zuhörst und in deinen eigenen Kummer badest, anstatt ans Telefon zu gehen... du kannst ihm nicht egal sein, wenn er sich dein Buch gekauft hatte. Hörst du Yugi? Er liest es! Yami Athem liest dein Buch!“ Gesplittertes Glas übertönte das Piepen, welches das Ende der Nachricht signalisierte. Wie oft habe ich versucht, dich zu hassen. Doch auch jeder Versuch ist gescheitert. Einige Freunde können sich bestimmt noch an meinen verzweifelten Worten erinnern, als du gegangen bist. Ich schrie, das ich dich hassen würde.. was für eine Lüge. Nicht mal mein eigenes Leben kam an deinen Wert ran. Aber weißt du was? All die Jahre, die wir inzwischen schon getrennt sind, haben mir deutlich gezeigt, wie Jung ich doch war. Wie Naiv meine Vorstellungen und wie dumm meine Träume waren. Wie aus Glas liegen sie nun vor mir auf dem Boden und konfrontierten mich jeden Tag aufs Neue mit der grausamen Realität. Du sagtest mir oft, wie viel ich dir bedeutete. Glaubte dir jedes Wort. Doch warum quälst du mich jetzt? Warum hast du mein Herz zerstört? Ich muss schon selbst lachen, wie total kitschig das klingt. All diese Fragen, die jedoch nie eine Antwort erhalten werden. Am liebsten würde ich einfach alles stehen lassen und dich suchen gehen. Doch ich weiß, das ich dich niemals finden würde. Schlanke Beine schwangen sich aus der schweren Decke, setzten Barfuß auf dem Boden auf. Unsicher wurde sich von der Fensterbank abgestoßen, sein Körper richtete sich in der vollen Größe auf, doch die Augen hafteten nur auf den Anrufbeantworter. Wie viele Male zuvor. Nur diesmal war es eine andere Stimme, die sein Herz höher schlagen lies. Unter seinen Fußsohlen knirschte leise das Glas, schenkte das Brennen keine Beachtung, hinterließ eine kleine rote Spur auf den Dielen. Yugis Finger berührte das Gerät, hielt die Luft an, während das Gerät sich erneut Abspielte. „Sie haben drei neue Nachrichten. Nachricht eins am 15.07.2005 um 16:03 Uhr: Hey...“ Eine kleine Träne löste sich aus seinen Augenwinkeln, rollte über seine Wange, tropfte zu Boden. „Hey Yugi, hier ist Yami.“ Ein Schluchzen übertönte fast den Namen. „Ich bin gerade im Krankenhaus und habe keine guten Nachrichten. Das Herz deines Großvaters hat eben aufgehört zu schlagen. Doch du brauchst nicht zu trauern, es hatte eh keinen Sinn mehr gehabt. Der alte Mann war tapfer und hat bis zum Schluss gekämpft, doch er war schon seit langer Zeit tot, Yugi. Wenn du das hörst, kommst du wahrscheinlich gerade von deinem Einstellungstest von der Uni, auf die du immer wolltest. Ich drück´ dir die Daumen, das alles glatt läuft. Leb wohl.“ Leb wohl... solche simplen Wörter, aber die Bedeutung dahinter haute mir den Boden unter den Füßen weg. Ich kam an diesem Tag wirklich von dem Test nach Hause. Gott weiß, wie lang ich dafür gelernt hatte. Stundenlang hatte ich mich hinter den Büchern verkrochen und habe dich dadurch vernachlässigt. War das der Grund? In den wenigen Sekunden deiner Nachricht überschwemmten mich verschiende Gefühle. Als ich deine Stimme vernahm, freute ich mich. Malte mir die schöne Zeit aus, die wir ab jetzt zusammen verbringen konnten, zog mir dabei grinsend die Schuhe aus. Doch genauso schnell wie ich sie von den Füßen hatte, landeten sie mit einem dumpfen Poltern vor mir. Den einen Schuh noch in der Hand, rutschte aber langsam zwischen meinen Fingern hindurch. Genau in diesem Moment hatte mich die ganze Kraft verlassen. Die Kraft zu sehen, zu atmen, ja sogar zu stehen entwich mir, sank keuchend auf den Dielen. Leb wohl... „ Nachricht zwei am 12.07.2009 um 19:07 Uhr: Mensch Alter, wo steckst du?“ Doch blasse Finger drückten zitternd auf ´weiter´ und die dritte und letzte Nachricht wurde abgespielt. Horchte ganz genau hin, konnte kaum glauben, was er eben gehört hatte. Doch er wurde nicht enttäuscht. Ganz deutlich hörte er den einen Namen, der schon seit Jahren nicht mehr in seiner Gegenwart ausgesprochen wurde. Hörst du Yugi? Er liest es! Yami Athem liest dein Buch! Erneut wurde die Nachricht abgespielt. Immer und immer wieder, nur um die letzten Wörter zu hören, nach denen er sich so gesehnt hatte. Nun war die Zeit gekommen. Die Zeit die aufgeschriebene Vergangenheit ruhen zu lassen und... vielleicht... nur vielleicht, wenn Yami es auch möchte... könnten sie einen Neuanfang wagen, wenn er eine Antwort auf seine Frage bekommt, die er er schon seit Ewigkeiten in seinen Herzen gedeihen ließ. Weißt du, manchmal.. nein, eigentlich ziemlich oft; sitze ich an meinem Fenster und schaue in die Sterne. Sie sehen so nah aus, doch wenn man die Hände danach ausstreckt, kann man sie nicht erreichen, egal wie sehr man es auch versucht. Sie bleiben unerreichbar. Man kann sie sehen, doch niemals berühren. Kommt es dir bekannt vor? Nein? Mir schon. Du warst für mich die Sterne, Yami. Du strahltest ohne es zu wissen, dieses Licht aus, das einen warm einhüllte. Man fühlte sich geborgen. Deine Blicken schienen immer über mich zu wachen. Es kann auch sein, das ich es mir nur eingebildet hatte, doch deine Augen waren immer so voller Sorge, wenn du mich angesehen hattest. Du warst immer so Anmutig, wie nicht von dieser Welt. Wie ein kleiner Herrscher in seiner eigenen Welt und nur ich durfte sie damals betreten. Ließest mich an ihr teilhaben. Doch egal, wie oft ich mich danach verzerrte deine Hand zu berühren, egal wie oft ich neben dir lag und eine vor witzige Strähne sich über deine Stirn gelegt hatte... Egal wie oft ich auch versuchte, deine Haut zu berühren, dir Nahe zu kommen, … meine Hand griff immer ins Leere. Ich wollte nie viel. Für andere waren es simple banale Sachen, die sie schon fast als Selbstverständlichkeit ansahen, seine Liebe in den Armen halten zu dürfen. Doch für mich wäre es eine neue Realität, die damit geschaffen werden würde. Die Seifenblase, die nicht zerplatzt, sondern seine Mauern verstärkt, sodass sie niemand mehr zum einstürzen bringen kann. Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung? Sie blieb in meinem Kopf haften, jedes einzelne Detail. Dein unsicheres Lächeln, deine tapsigen Schritte, ja sogar die leicht brüchige Stimme. Damals hatte ich nur diesen einen Wunsch, den du mir erfüllt hattest, unbewusst. Doch leider... reicht er mir nicht mehr. Menschen entwickeln sich weiter, die Bedürfnisse verändern oder vergrößern sich. Genauso wie meine. Die Zeit tropfte an uns vorbei, unaufhaltsam und wurde nicht einmal von dir bemerkt. Ich war damals naiv. Diese Naivität ließ mich in den Glauben, das wenn mal mein Großvater gehen würde, das du da bleiben würdest. Das du nicht seine Stelle einnimmst, aber die Lücke so gut wie es dir möglich wäre, es ausfüllen könntest. Ich wollte nach einiger Zeit mehr. Meine Vorstellungen drehten sich nur um dich. Jede einzelne Planung, in jedem Traum, ja sogar in jeden Gedanken wurdest du mit eingebunden. Warst ein Bestandteil meines Lebens. Ich labere wieder viel zu viel Unsinn und bestimmt langweilen sich meine Freunde, wenn ich jemals den Mut haben sollte, ihnen diese Schriften lesen zu lassen. Wenn du das lesen könntest, würdest du jetzt auch bestimmt leicht anfangen zu gähnen. Doch wenn du so geblieben bist, wie ich dich vor Jahren kannte, wirst du es dir durch lesen, ohne eine kleine Regung zu zeigen. Deine Mine bleibt ausdruckslos. Wenn du mich verstehst, würdest du dir die Nacht über meine Worte gedanken machen und wenn nicht... dann wäre es ein weiteres Buch in deiner Sammlung, die sich bestimmt in den Jahren verdoppelt hatte. Jede einzelne Seite, die ich schrieb, bestand aus Absätzen, Wörter, Buchstaben. Doch jedes einzelne Zeichen wurde nicht mit Tinte oder digital geschrieben, sondern mein Blut war die Tinte, mein Herz die Feder und meine Seele das Blatt Papier.. Wenn du ganz still bist, kannst du sogar mein Herzschlag zwischen diesen Seiten wahr nehmen. Jedes einzelne Wort beherbergt soviel Wahrheit... die Wahrheit, die ich dir damals nicht sagen konnte, wo ich zu feige war. Ich sprach es nie aus und vielleicht war genau das mein Fehler. Du ahntest es und im nach hinein, hattest du mich ausgelacht. Doch wenn ich es dir Auge in Auge erzählt hatte, dann hättest du mich bestimmt für voll genommen. Du sagtest immer, meine Augen seien mein Seelenspiegel und gleichzeitig ein offenes Buch meiner Gefühle. Doch wenn das wahr war, wieso hattest du denn nicht in meine Seele geschaut? Wieso hast du dir nicht die Mühe gemacht, mich auch nur einen Augenblick anzusehen? Das war unser letzter gemeinsamer Abend. Das letzte Mal, das ich dich sah. Das letzte Mal das du deinen Wagenschlüssel von meiner Kommode genommen hattest und das letzte Mal, das ich eine Nachricht von dir auf meinem Anrufbeantworter hatte. Ich schwöre dir, Yami Athem, wenn diese Sätze wirklich meine Wohnung verlassen sollten und sie für jeden Öffentlich zugänglich sind und ich weiß, das du es gelesen hast... dann werde ich das letzte Stück Vergangenheit von dir aus meinem Leben verbannen. Die letzte Erinnerung löschen und hoffen, das mein weiterer Weg irgendwann deinen kreuzt. „Hubsala. Ich sollte mich mal kürzer fassen. Also ohne Punkt und Komma:-...“ Piiiep „Die Nachricht wurde gelöscht.“ „Mensch Alter, wo steckst du? Du bist so schnell abgehauen-...“ Piiiep „Die Nachricht wurde gelöscht.“ „Hey Yugi, hier ist Yami.“ Die schlangen Finger zitterten leicht, schwebten über die Knöpfe des Anrufbeantworters. Nur vereinzeltes Schluchzen durchschnitt die Stille. Yugi erblickte die Scherben auf den Boden. Die Glassplitter erinnerten ihn an seinen eigenen Schmerz. Doch er hatte genug gelitten. Er atmete tief durch, schloss die Augen und verbannte diese Stimme in den hintersten Teil seines Gedächtnisses. Sein Plan würde eh nicht aufgehen, aber man darf nicht behaupten, er würde kein Wort halten. Es war Zeit. „Wenn du das hörst, kommst du wahrscheinlich gerade von deinem Einstellungstest von der Uni, auf die du immer wolltest. Ich drück´ dir die Daumen, das alles glatt läuft. Leb wohl.“ Piiiep „Die Nachricht wurde gelöscht.“ tbc Puh... das war ne Arbeit gewesen. Weiß nicht warum, aber ich hatte mich mit diesem Cap echt schwer. Ich wollte soviel Handlung hinein bringen, gleich alles schreiben, was in meinem Kopf rum schwirrt, doch das wäre leider zu früh -.- Musste die Hälfte umändern. Das nächste Kapitel wird mehr Handlung beinhalten und auch viele Fragen klären, auf denen ich mit Absicht noch nicht eingegangen bin. Lasst euch überraschen ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)