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Mirabellas Verdacht

von

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Die Beobachtung

Es dauerte einen Augenblick, bis ich richtig begriff, was ich da sah. Nur 20 Meter vor mir saß mein Ehemann der Elfenprinz Thordis in seiner Elfengestalt am Tisch in unserem Lieblingspavillion in der Anderswelt. Was ja eigentlich noch kein Grund war so einen Schock zu bekommen, wie ich ihn jetzt hatte. Schließlich waren wir hier verabredet. Was mir einen Schlag in die Magengrube, natürlich bildlich gesprochen, versetzte, war die Tatsache, dass er nicht allein dort saß. Ihm gegenüber saß eine bildhübsche, fliederfarbene Elfe, mit der er sich angeregt unterhielt. Ich kannte die Elfe nicht aber man konnte deutlich sehen, wie sie Thordis verliebt anblickte.

Ja, ich war eine halbe Stunde zu früh da und hatte ihn überraschen wollen. Aber doch nur, weil ich ihn so vermisste. Wir hatten uns schließlich seit zwei Wochen nicht mehr gesehen. Denn auch nach all den Jahren, die wir jetzt zusammen waren, hatten wir es nicht geschafft in einer Welt zu leben. Wir pendelten immer noch hin und her. Denn jeder hatte seine Familie und seine Pflichten in seiner Welt. Ich hatte in der Menschenwelt meine Eltern und die Verantwortung für fast 180 Schülerinnen, die auf das Internat Grauenfels gingen.

Nachdem die alte Direktorin Frau Sophia Zentner in den Ruhestand gegangen war, hatte man mir das Amt der Direktorin gegeben. Und da ich selbst auf diese Schule gegangen war und eigentlich ja alles hier angefangen hatte, konnte ich nicht ablehnen.

Thordis hatte seine Eltern und seine Schwester in der Anderswelt. Er war der Prinz der Elfenwelt und hatte seine Pflichten dem Elfenvolk gegenüber.

Ja, auf Grauenfels hatte alles angefangen.

Dort sah ich zum ersten Mal Geister und in unserem kleinen Garten, hatten Thordis und ich uns das erste Mal getroffen. Er, man kann schon sagen, verschleppte mich damals in die Elfenwelt, damit ich den Fluch, der zu dem Zeitpunkt auf der Anderswelt und auf Schloss Grauenfels lag, breche.

Vor langer Zeit hatte nämlich der Herr des Schlosses, Egmund von Grauenfels, er war ein mächtiger Zauberer, einen Fluch über das Schloss und gleichzeitig über die Elfenwelt ausgesprochen. Welcher laut einer Prophezeiung von einem besonderen Kind gebrochen werden sollte. Dieses Kind war ich und Thordis hatte das sofort erkannt.

Notgedrungen, machte ich mich damals an die Aufgabe den Fluch zu brechen. Was durchaus nicht einfach gewesen war. Ich musste viele Abenteuer, Rätsel und Gefahren bestehen. Zum Beispiel musste ich durch das endlose Meer schwimmen, wo ich das verschwundene Atlantis entdeckte, musste in einer Höhle einen Drachen besiegen, eine Freundin davor bewahren zu einer Steinstatue zu werden und in den gruseligen Katakomben unter Schloss Grauenfels nach einem Grab suchen.

Einige Male überlebte ich nur knapp aber Thordis Liebe zu mir ließ mich durchhalten und weiter machen, bis der Fluch gebrochen war.

Ich hatte geglaubt, dass seine Liebe für mich genauso stark sei wie meine für ihn. Doch die Szene, die ich vor mir sah, ließ Zweifel in mir keimen.

War diese Elfe der Grund, warum Thordis sich die letzten Wochen und Monate so komisch verhalten hatte?

War er gar nicht seinen Pflichten hier in der Anderswelt nachgegangen und hatte mit ihr ein Verhältnis?

Bei diesen Gedanken tat mir das Herz weh.

Den finalen Stoß versetzte es mir aber als Thordis der Fremden eine kleine Schmuckschachtel übergab, sie diese auf machte und ein Ring zu sehen war.

Innerlich brach ich zusammen.

Dem Anschein nach betrog er mich tatsächlich.

Er hatte mich immer noch nicht bemerkt und deshalb drehte ich mich um, öffnete ein Portal zur Menschenwelt und ging in meine kleine Wohnung auf Schloss Grauenfels.

Dort warf ich mich auf mein Bett und begann hemmungslos zu weinen.

Der Tag danach

Ich weiß nicht, wie lange ich auf dem Bett gelegen und geweint hatte. Irgendwann bin ich scheints eingeschlafen. Ich wurde auf jeden Fall durch die Schulglocke, die mich und alle Schülerinnen, Erzieher und Lehrer die hier lebten, jeden Morgen um halb sieben weckte, wach.

Schweren Herzens stand ich auf. Ich ging ins Bad um mich für den Schultag herzurichten. Erst da fiel mir auf, dass ich immer noch die Sachen vom letzten Tag an hatte. Also zog ich sie aus, öffnete mein langes rotes Haar und nahm erst einmal eine Dusche, um mich frischer zu fühlen. Danach trocknete ich mich ab und zog frische Kleidung an, föhnte mein Haar, machte wieder meinen Dutt, den ich immer in der Schule trug, und begab mich in den Speisesaal.

Auf dem Weg dorthin, begegnete ich keiner einzigen Schülerin, was sehr ungewöhnlich war.

Schließlich betrat ich den Speisesaal, wo mir augenblicklich fröhlicher Jubel entgegenkam.

Der Saal war festlich dekoriert und sowohl Lehrer, Erzieher wie auch Schülerinnen riefen mir „HAPPY BIRTHDAY DIREKTORIN MOONHEART“ entgegen.

Mein Geburtstag!

Richtig heute war ja mein Geburtstag. Durch meine gestrige Beobachtung hatte ich das komplett vergessen.

Jetzt sangen mir alle noch ein Geburtstagsständchen.

Im Anschluss trat die Schülersprecherin vor und überreichte mir ein Geschenk von den Schülern und lud mich für heute Nachmittag nach der Studierzeit in den Theatersaal ein, wo die Schülerinnen, Erzieher und Lehrer mir zu ehren etwas aufführen wollten.

Ich war so überrascht und freute mich, dass ich anordnete, dass heute keiner Hausaufgaben bekommen sollte und als Nachtisch nach dem Mittagessen sollte jede ein Eis erhalten.

Jubelnd setzten sich alle Schülerinnen frühstückten und gingen anschließend in ihre Klassen.

Als ich mich setzte, dachte ich wehmütig: „Wenigstens meine Schülerinnen denken an mich. Wenn selbst mein Mann nicht an mich denkt, weil er lieber mit einer anderen zusammen ist. Na ja ich bin halt keine Elfe. Ich bin halt nur eine Menschenhexe.“

Der Schultag verlief dann wie jeder andere. Viel Schreibkram und Organisationssachen. Was ganz gut war, denn so konnte ich nicht weiter an meine Vermutung denken. Die Aufführung später gefiel mir sehr. Da hatten sich alle wirklich Mühe gegeben. Es gab ein paar kleine Patzer, aber ohne die wäre es gar nicht so schön gewesen.

Der Tee und den Kuchen, den die Mädchen dann noch brachten, war köstlich und es wurde spät, bis alle dann in ihren Zimmern verschwunden waren.

Ziemlich müde ging ich schließlich in meine eigene Wohnung. Erst jetzt kamen die Gefühle und Gedanken die ich den ganzen Tag mehr oder weniger gut unterdrückt hatte, wieder hoch und ich wollte eigentlich nur noch ins Bett.

Vergeben und Vergessen

Was mich aber in der Wohnung erwartete, ist mit Worten beinahe nicht zu beschreiben.

Das Wohnzimmer beherbergte mindestens 20 Elfen, die bei meinem eintreten zu tanzen begannen. Sie schwebten mit ihren durchschnittlich 40 cm grazil durch die Luft. Jede hatte eine andere Hautfarbe und leuchtete leicht im Dämmerlicht.

Es war zauberhaft.

Ich war fast enttäuscht, als der traumhafte Reigen endete, die Elfen sich verbeugten und davon flogen.

Doch kaum waren die Elfen weg trat Thordis, in seiner Menschengestalt, aus seinem Versteck.

Wie angewurzelt stand ich da.

Wie sollte ich mich verhalten, nach dem was ich gesehen hatte?

Was sollte ich sagen?

Sollte ich so tun als sei nichts gewesen?

Sollte ich mich abwenden und gehen?

Nein!

In mir wütete ein Gefühlschaos.

Ich wollte eine Erklärung und beschloss daher erst einmal abzuwarten und ihn zu einem passenden Zeitpunkt darauf anzusprechen.

Er lächelte mich freundlich an, kam zu mir herüber nahm mich in den Arm und flüsterte: „Alles Liebe und Gute zum Geburtstag Mirabella mein Schatz.“

„Danke“, sagte ich etwas kühler als geplant.

„Du hattest sicher einen harten Tag. Komm setz dich. Ich hoffe dir hat der kleine Tanz gefallen“, sagte er löste sich von mir und geleitete mich zum Sofa.

Ich setzte mich.

Bevor Thordis sich setzte, holte er eine kleine Schmuckschachtel aus seiner Hosentasche und hielt sie mir hin.

„Für dich mein Schatz."

Ich nahm stumm die Schachtel entgegen.

Es war dieselbe Schachtel, die er gestern der Elfe gereicht hatte.

Verzweifelt versuchte ich ruhig zu bleiben.

In mir tobte es.

Einerseits wollte ich mich freuen, dass er den Ring doch mir schenkte.

Andererseits wollte ich ihm den Ring um die Ohren hauen und ihn anschreien.

Als ich die Schachtel nicht öffnen und sie nur unentwegt ansah, sagte er: „Was ist los? Du bist so komisch.“

Jetzt platzte es aus mir heraus: „Wollte sie ihn nicht? Wie praktisch. Da hast du dir die Rennerei nach einem Geschenk für deine Frau gespart. Nicht wahr?“

Verständnislos blickte er mich an und fragte: „Wovon redest du, mein Schatz?“

„Es hat sich ausgeschatzt! Nimm deinen verdammten Ring und gib ihn der Anderen! Ich will ihn nicht! Und verschwinde wieder in die Anderswelt!“

Wütend knallte ich die kleine Schachtel auf den Tisch, stand auf und lief ins Schlafzimmer, wo ich heulend auf dem Bett zusammenbrach.

Jetzt war alles aus.

Er würde sicher gehen und nie mehr wieder kommen. Davon war ich nach dieser Szene überzeugt.

Doch ich hatte falsch gedacht.

Vorsichtig öffnete er die Tür und setzte sich neben mich.

Er wagte es nicht mich zu berühren, denn er kannte meine Macht und wusste genau, dass es absolut weder für ihn noch für mich gut wäre mich anzufassen. In großen Gefühlssituationen war ich unberechenbar.

Doch er saß nur still da und ich ließ ihn gewähren, denn er hatte mich schon in ganz anderen Verfassungen gesehen.

Nach einer Weile sagte er dann nachdenklich: „Du warst also gestern doch bei unserem Treffpunkt. Ich hatte bis jetzt geglaubt dir wäre etwas dazwischen gekommen. Und dort hast du mich mit Annemie gesehen. Und jetzt denkst du ich habe etwas mit ihr und liebe dich nicht mehr. Stimmt das?“

Ich schluchzte, nickte und vermied es tunlichst ihn anzusehen.

Jetzt nahm er mich doch, mit sanfter Gewalt, in den Arm und flüsterte mir ins Ohr: „Du Dummchen. Wie kannst du nur so etwas glauben. Annemie ist doch nur ein neues Dienstmädchen im Schloss. Ich habe ihr deinen Ring, den welchen ich dir damals als beweis meiner Liebe geschenkt habe, gegeben, damit sie ihn zu dem Elfen bringt der ihn gemacht hat, um ihn zu verschönern. Wie kannst du nur annehmen, dass ich dich jemals betrüge?“

Sanft löste ich mich etwas von ihm, sah ihm direkt in die Augen und sagte immer noch etwas schluchzend: „Ist ... (schniff) ... ist das ... (schniff) ... wahr?“

Er lächelte mich an und nickte.

Ich musterte ihn noch etwas, doch ich fand nichts in seiner Mimik, was auf eine Lüge hindeutete.

Er ließ mich ganz los, griff neben sich und hielt mir die Schachtel hin.

„Willst du ihn wirklich nicht?“

Etwas betreten nahm ich die Schachtel entgegen und öffnete sie.

Darin war wirklich mein Ring.

Über die Jahre, war er etwas matt geworden, doch jetzt glänzte und funkelte er wieder. Auch hatte man drei wunderschöne, kleine Steine eingesetzt. Einen Saphir, einen Rubin und einen Smaragd.

Wie hatte ich nur je an ihm zweifeln können?

„Thordis ... ich ... mir fehlen die Worte. Es tut mir leid. Aber als ich dich da sah. Mit ihr! Was hättest du an meiner Stelle gedacht? Oh Gott ist der schön“, stammelte ich, nahm den Ring aus der Schachtel und zog ihn an.

Er nahm mich in den Arm und küsste mich.

„Ist schon okay, mein Schatz. Mir wäre es wahrscheinlich auch so ergangen, wenn ich dich so mit einem Anderen gesehen hätte. Aber nun Schwamm drüber und komm. Oberon gibt für dich ein Fest“, antwortete er verzeihend.

Jetzt wusste ich auch, warum Thordis so beschäftigt gewesen war. Er hatte ein Fest für mich im Auftrag des Elfenkönigs organisiert.

Ich umarmte ihn zärtlich: „Danke Thordis. Ich liebe dich.“

„Ich dich noch viel mehr, vergiss das nie“, gab er zurück.

Meine vorherige Müdigkeit war wie weggeblasen und gemeinsam feierten wir noch bis in die Morgenstunden in der Anderswelt.
 

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Danke fürs lesen *dich wer immer du auch bist knuddel*

Wenn du jetzt lust bekommen hast zu lesen was genau Mirabella in der Anderswelt erlebt hat und wie sie Thordis kennen gelernt hat, kannst du das in meinem Buch "Das Geheimnis um Grauenfels" nachlesen.

*Keks an dich Leser verteil*
 

Bis dann Engel-Lilith



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Trollfrau
2010-10-01T20:14:21+00:00 01.10.2010 22:14
Wie ich sehe, hat sich hier noch keiner verewigt, was hoffentlich nicht heißt, dass diese Geschichte noch keiner las.
Ihr Verdacht hat sich ja zum Glück nicht bestätigt. :3
Mir gefällt dein Schreibstil und der Inhalt der Geschichte. Ich mag solche Fantasy-Sachen.
Gehört zu dieser Geschichte noch etwas dazu?

LG von der Trollfrau
Von:  Trollfrau
2010-10-01T20:13:21+00:00 01.10.2010 22:13
Hast du zufällig die ’Schwestern des Mondes’ gelesen? ^^
Irgendwie kribbelt es mir in den Fingern....
Von:  Trollfrau
2010-10-01T20:12:28+00:00 01.10.2010 22:12
Oh, das hört sich ja schon mal vielversprechend an.


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