Das Herz der Gebrannten Erde von Incubus_Traum (Buch 1: Das Auge des Soko) ================================================================================ Kapitel 1: Die Nacht der zwei Monde ----------------------------------- Eine Staubwolke wirbelte auf, als Telyth auf den Boden aufschlug. Sein Blick trübte sich, er nahm alles nur noch verschwommen wahr. In den grauen Wirbeln und Windungen sah er seine Vergangenheit noch einmal. Wie er in der Festung Flare aufgenommen wurde, nachdem seine Eltern; Opfer der Seuche wurden. Das Er bei einer Schneiderin aufgenommen, und die ihn wie eigenes Kind behandelt hat. Und wie er anfing sich die Magie anzueignen, bis er schließlich in den verborgenen Hexenzirkel gelang, wo er in der Illusion und Zerstörung unterwiesen wurde. Der Schmerz in seinem Rücken und am Hals drückte ihm die Luft ab. Die Wunden brannten und dann ward alles taub. Kälte stieg in ihm hoch. Telyth schloss die Augen. Eine Gestalt stand keine drei Meter vom sterbenden Hexenmagier entfernt. Sein schmerzverzogenes Gesicht war bleich, die Augen zugekniffen, der Mund blutverschmiert. In gebückter Haltung, die Hände auf die Ohren pressend, so stand er da, regungslos. Wie eine Steinskulptur. Minuten vergangen. Der Mann rührte sich nicht. Unverändert stand er da. Ja nicht mal eine Atembewegung war zu erkennen. Im fahlen blauen Mondlicht glitzerte etwas an der Brust des Mannes, ein handbreiter, silberner Schafft. Der Griff war mit einem Schlangenkopf verziert. Im Maul der Schlange war ein Malachit eingelassen. Die Klinge steckte tief. Ein normaler Mensch würde das nicht überleben. Der Mann stand aber noch. Wie aus Stein gemeißelt. Es dämmerte langsam. Ein neuer Tag begann. .„Öffnet das Tor! Wir haben einen Verletzten. Wir müssen zum Prior.“, Bal und Accus standen vor dem Tor des Tempels. Sie stützen einen Mann mit blutverschmierten Kleidern. Er hing fast leblos, den Kopf nach unten geneigt. Eine kleine Tür, die im großen Tor eingelassen war, öffnete sich sanft. Eine Frau stürzte hinaus und half den Männern. Zu dritt legten sie den Verwundeten auf ein, mit einen weisen Lagen bespannten, Tisch. Die schwere Eichentür schoss auf und ein alter Mann in Kutte betrat den Raum. „Prior, wir fanden ihn draußen bei den alten Felsgräbern liegend. So zugerichtet.“ Bals Stimme war aufgekratzt, fast so als ob er befürchtet, der Prior würde ihn dafür zur Verantwortung ziehen. Der Prior lauschte seinen Worten, öffnete eine Schublade des Eichenschrankes, nahm eine Schere und trat vor den Tisch. Er zerschnitt die blutgetränkten Kleider des Mannes und sprach: „Bal wir sprechen später, jetzt müssen wir ihm erstmal helfen. Lyth hol bitte frisches Wasser vom Teich. Accus hol du bitte Bruder Telmir.“ Der Prior hat mittlerweile die Gewänder allesamt bäuchlings geöffnet. Nun lag der Mann nackt wie er geboren auf einem Teppich von Fetzen. Die zwei Angesprochenen verließen den Raum. Nur Bal blieb am Tisch stehen. Der Prior begutachtete den Patienten. Strich über seinen Körper und sprach: „Bal hilf mir!“, er packte den Nackten an Schulter und Hüfte, die von ihm weg lagen. Bal stellte sich auf die andere Seite des Tisches und schob etwas unbeholfen. Gemeinsam drehten sie ihn. Auf die Seite. Der Stoff klebte vom getrockneten Blut an seinem Rücken. Lyth kam zurück, mit einem Krug in der Hand, welche sie am unteren Ende des Tisches abstellte. Sie kramte etwas in der Schublade des Wandschrankes, nahm ein Leinentuch und tränkte es mit Wasser aus dem Krug. Vorsichtig tupfte sie über den Rücken. Der Prior lehnt den Mann an seinen Körper und zog behutsam die Kleidungsfetzen nach unten. Nur schwerlich lösten die sich von der verkrusteten Haut. Vier parallelen Furchen zogen sich quer über den gesamten Rücken. Schwach stöhnte der Mann auf. Bal konnte es nicht mit ansehen und verlies den Raum um frische Luft zu schnappen. Als die Kleider vollständig vom Körper gelöst waren, begab sich Lyth wieder zu Wandschrank und holte eine handlange Zange, eine große braune Flasche und weiter Leinentücher. Der Prior starte auf des Verletzten Halses. „Lyth! Schau mal dir hier die Wunde an.“ „Das Vieh wollte ihm an die Kehle.“, meinte sie. Eines der Leinentücher knüllte sie zusammen und führte es mittels der Zange in die Flasche. Ein starker Alkoholgeruch machte sich breit. „Das wird jetzt etwas brennen.“ Sagte sie zum Verletzten und tupfte nun die Lösung auf die Wunden. Der Patient stöhnte nur leise. Zu zweit, der Prior und Lyth, säuberten den armen Mann, verbannten seine Wunden und flößten ihm eine weiter alkoholische Tinktur ein. Kurz bevor sie fertig waren kam Accus abgehetzt und außer Atem im den Raum gestürzt: „Prior, es tut mir Leid, Bruder Telmir ist nicht aufzufinden. Keiner der Ordensmitglieder hat ihn seit heut morgen gesehen.“ Der Prior beruhigte Accus ein wenig: „Lass gut sein, Accus. Der werte Bruder wird schon seine Gründe haben, warum er nicht im Tempel ist.“ Accus verlies den Raum wieder, der Prior wusste, dass er nicht damit zufrieden sei und weiter nach Bruder Telmir suchen würde, er hat aber keine Zeit sich darüber Gedanken zumachen. Der Prior schob langsam die Tür auf. Er hielt Ausschau nach Bal, er sollte mittragen helfen. Der er fand ihn am Nebengebäude auf einer Steinbank sitzend. „Bal komm mit! Ich brauch deine Hilfe.“ Bal schreckte auf, er war eingenickt. „Ich komme.“ Die beiden Männer hoben den Verletzten mit einem großen Leinentuch auf eine Trage. Sie trugen ihn zwei Gebäude weiter in einem großen Raum, der mit Strohbetten und Hängematten bestückt war. Es war ein ruhiger Ort. Wo ab und an ein paar Reisende oder Obdachlose schliefen. Zurzeit war niemand hier der Schutz suchte. In Krisenzeiten, wie bei der letzten Seuche, war das ein Quarantänezimmer. Der Geruch dieser Krankheit haftet immer noch diesem Raum an. Obwohl diese schon 15 Jahre her ist. Der Verletzte fand auf einem recht weichen Strohbett platz. Lyth weichte ihm nicht von der Seite. Sie war schließlich die Sanitäterin des Ordens. Sie überwachte ihn Tag und Nacht. Am Tag darauf öffnete er die Augen, ganz vorsichtig und sacht. Lyth hatte gleich den Prior herbeigerufen. Beide standen vor dem Krankenbett. Redeten auf ihn ein. Der Fremde sagte jedoch kein Ton und schaute sie nicht an. Nur gerade aus an die Decke. Nach einer Weile schloss er die Augen wieder und schlief ein. Lyth hielt weiter Wacht. Sie meinte er müsse bestimmt erschöpft ein. Solche Wunden wären nicht einfach zu überstehen. In der Nacht schreckte der Fremde unerwartet hoch. Er war schweißgebadet und wusste nicht, wo er ist, diesen Raum hatte er noch nie gesehen und es stank fürchterlich. Neben ihm am Bettrand schlief behutsam eine junge Frau. Ihr Atem ging langsam. Er hörte ihren Herzschlag. Sie war das Einzigste, was lieblich duftete. Etwas stieg in ihm hoch. Er wusste nicht warum, aber er hatte einen starken Drang, ein Verlangen diese Frau zu töten. Da durchfuhr ihn ein Schmerz. Er stöhnte leise und fiel bewusstlos zurück auf das Bett. Das Dämmerlicht des neuen Tages begann, den Raum langsam zu erhellen. Lyth rieb sich den Sand aus den Augen. Sie froh ein wenig. Der Fremde schlief immer noch, so behutsam wie ein kleines Kind. Lyth wusste nicht warum, aber irgendwie empfand sie etwas für ihn. Etwas zwang sie hier an seiner Seite zu wachen, darauf wartend das Er aufwachte. Der Prior betrat den Raum, wie immer in seiner Kutte. „Guten Morgen Lyth. Hast du die ganze Nacht hier verbracht?“ „Ja, habe ich.“ „Wie geht es ihm?“ „Sein Zustand ist unverändert, er hat nicht einmal seine Augen wieder …“ Lyth schaute die ganze Zeit auf ihm herab und noch bevor sie den Satz zu Ende sprechen konnte, öffnete der Fremde erneut die Augen. Er verzog das Gesicht und kniff sie wieder zu. Etwas blendete ihn stark. Der Prior sah, wie er unter der aufgehenden Sonne leidet, und schloss Tür und Fenster. Nur noch minimal strömte Licht in das Zimmer. Gerade noch soviel, das die Zwei noch etwa erkennen konnten. Lyth strich vorsichtig über seine Schulter: „Guten Morgen. Du bist hier in einem Ordenstempel. Zwei von unseren Leuten haben dich draußen stark verwundet gefunden.“ Der Prior kam nun an das Krankenbett: „Ich bin der Prior dieses Tempels, mein Sohn sag wie heißt du?“ Eine schwache kratzige stimme erhob sich: „Der Prior? … Ich bin Telyth. Lyth half ihm sich etwas aufzurichten und reichte ihm eine flache Schale mit Wasser. „Du wurdest vor zwei Tagen draußen bei den Felsgräbern gefunden.“, Während der Prior sprach drehte sich langsam um, ging zur Tür und verlies den Raum. Der Fremde zuckte zusammen als sich die Tür öffnete. Erst nachdem der Prior gegangen war meinte Lyth zu Telyth: „Du musst ihn entschuldigen. Dich fand man vor seinem Ahnengrab und keine drei Meter entfernt Knochenreste aus diesem Grab.“ „Nein, ich hab seine Ahnen nicht entweiht. Ich bin unschuldig.“, er zuckte unter den Schmerzen zusammen. „Beruhig dich. Niemand hat dich beschuldigt.“, Lyths Stimme sanft aber durchdringend. „Ruh dich etwas aus. Ich gebe dir noch etwas gegen die Schmerzen.“ Er atmete schwer, rasselnd und abgehakt. Nach dem er wieder eingeschlafen war, verlies auch Lyth den Raum. Sie öffnete die Tür ganz sachte nur einen Spalt das sie herausschlüpfen konnte. Sie war auf der Suche nach Bal. Der Prior hatte jetzt keine Zeit, aber Bal. Mit schnellen Schritten durchkämmte sie den Orden. Es waren nur wenige Leute unterwegs. Viele müssten jetzt auf den Feldern sein. Es gab nur einige Handvoll die keine Arbeit hatten. Bal war einer davon. Sie fand ihn am Teich unter einer der vielen Palmen liegend. Er war eingeschlafen. Unsanft weckte ihn Lyth, mit einen Schlag in die Seite. „Bal wach auf! Ich muss mit dir reden.“ Nur mühselig reckte sich Bal und begutachtete den Störenfried, welche ihn bei seinem Mittagsschläfchen gestört hat. „Was willst du Lyth?“, er überlegte kurz da sie ihn nur anstarrte und kein Ton sagte: „Es geht um den Kranken, den wir vor ein paar tagen gefunden haben, oder?“ Bal lies einen tiefen Seufzer von sich hören als Lyth mit ihrem Kopf nickte. Ihre langen schwarzen Haare schlugen bei der Bewegung Wellen. Er schaute sie an und beginn zu erzählen: „Accus und ich hatten ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Du weist wovon ich rede. Deswegen sind wir früh, bevor es Hell wurde zu den Ordenstoren hinaus zu den Steingräbern. Wir hatten unsere Sachen gerade verstaut und wollten uns auf den Rückweg machen. Da wanden wir ihn. So blutüberströmt wie wir ihn hier hergetragen haben. Seit dem kennst du ja die Geschichte.“ Bal wusste das sie damit nicht zu Frieden war aber er hatte keine andere Wahl. Er konnte es ihr nicht sagen. „Erzähl! Wie habt ihr ihn gefunden. Der Prior hat gesagt er lag vor seinen Ahnengrab. Was hast du ihm erzählt?“, Lyth war sichtlich schlecht gelaunt. Sie wusste Bal verheimlicht etwas. „Mehr gibt es nicht zu wissen. Ehrlich.“, Bal wurde immer leiser, so als würde er sich für seine Worte schämen. Lyth drehte sich um sie wollte gehen, mit einem strafenden Blick sagte sie: „Das wird Konsequenzen haben Bal, das weist du.“ Bal rappelte sich auf. „Lyth! Warte.“ Sie drehte sich wieder um und stütze die schmalen Hände in die Seite. „Was? Ist doch noch was?“ Bal war die Sache mehr als unangenehm, er war nervös und schwitze sehr. „Lyth ich sage es dir aber nicht hier. Uns darf keiner hören.“ Sie wusste zwar das er etwas wichtiges geheim hielt aber so von Bedeutung das niemand sonst es mitbekommen sollte? Ein einfacher Wink zeigte Bal er soll ihr folgen. Wenige Minuten später waren die beiden in der Hütte von Lyth. Bal schaute sich um. Er war noch nie hier gewesen. Ein paar vereinzelte Schränke an den Wänden. Diese aber enthielten viele verschiedene Flaschen und Schachteln. Es stank richtig nach Räucherwerk. So hatte er sich Lyth Hütte ganz und gar nicht vorgestellt. Sie bot ihn keinen Stuhl an, wo er hätte Platz nehmen können. Sie stand nur da vor ihm am Tisch. Einige gelehrte Flaschen standen auf diesem. „Was ist nun? Was ist so wichtig das es Niemand sonst erfahren darf?“ Bal schluckte, in diesem Moment machte Lyth ihm richtig Angst, sprach aber dann trotzdem: „Neben ihm. Neben ihn lag ein Haufen Asche.“ „Ja und? Das ist nichts Ungewöhnliches bei den Steingräbern. Da liegt überall Asche.“ „Nein nicht irgendwelche. In ihr waren Knochen. Von einem Menschen.“ Lyth rollte mit den Augen. Auch das war nichts Ungewöhnliches. Bal setzte Fort. „Die Knochen und der Schädel hatten viele verbrannte schwarze Stellen. Und ein silberner Dolch lag in dem Haufen, sowie eine Kette.“ Er kramte aufgeregt in seiner Manteltasche herum. Und zog zwei in braunen Stoff eingewickelte Pakete vor und reichte sie Lyth. „Hier!“ Mit nachdenklicher Mine öffnete sie beide. In einem Länglichen war der Dolch so wie er sagte. Er war anscheinend aus reinem Silber und der Griff war aufwendig gefertigt. Das gebeizte Muster schwang sich elegant und endete in einem Schlangenkopf. Ein walnussgroßer grün leuchtender Edelstein war im maul der Schlange eingelassen. Die rasiermesserscharfe Schneide schimmerte leicht grünlich. Behutsam legte sie den Dolch beiseite auf den Tisch und öffnete das zweit kleine runde Päckchen. Bal wich zwei Schritte zurück. Er war kreidebleich. Eine goldene Kette kam zum Vorschein. Als Lyth den Anhänger erblickte fiel auch ihr die Farbe aus dem Gesicht. Vorsichtig drehte sie ihn. Das Zeichen des Soko war darauf mit roter Farbe eingraviert. Sehr Langsam kippte sie die kette wieder in die Stofffetzen und legt sie auf den Tisch zum Dolch. „Weis der Prior davon? Oder noch irgendjemand anderes?“, Lyths Stimme war ganz leise, bebte aber ein wenig im Raum. „Nein, selbst Accus nicht.“ Sie blickten sich an und dann wieder auf den Anhänger. „Gut“ Er glänzte in einem verführerischen Rotton. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)