Die Feuerkriegerin von kurudoll ================================================================================ Kapitel 1: Der Traum -------------------- Sie war wieder da. Jene riesige schwarze Gestalt mit den kalten, stechenden Augen. Sie hielt die Zügel einer Kreatur, wie sie das Mädchen bisher noch nie erblickt hatte. Die Konturen des Wesens schienen in stetiger Bewegung. Es wirkte wie ein gigantischer Schatten, der sich in dauernder Unruhe befand. Hinter ihnen erstreckte sich eine riesige Armee von bizarr anmutenden Wesen, die alle bis zu den Zähnen bewaffnet waren. Ruhelos trommelten sie gegen ihre Waffen und starten mit rot glühenden Augen erwartungsvoll zu ihr herüber. Sie konnten den Befehl zum Angriff kaum erwarten. Die kalten, ausdruckslosen Augen musterten sie kurz suchend. Dann fing das Wesen an, mit ihrer grauenhaft klingenden Sprache, Befehle zu erteilen. Sekunden später wälzte sich eine gewaltige dunkle Masse auf das schutzlose Mädchen zu. Verzweifelt lief sie los und versuchte zu entkommen, doch die Kreaturen zogen einen immer enger werdenden Kreis um die Hilflose. Kriegsgesang ertönte und auch die letzten Waffen wurden gezogen. Es gab kein Entrinnen. Sie würde ihnen nicht entkommen können! Einer der Krieger sprang blitzschnell aus der Dunkelheit hervor und lies sein gewaltiges Schwert auf sie niedersausen. Nerya wachte schreiend auf. Zitternd saß sie im Bett. Nach einigen Augenblicken fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn und wischte die kleinen Schweißperlen weg. Dann holte sie kurz Luft und versuchte sich gut zuzureden. „Es war nur ein Traum, nur ein ganz normaler Albtraum, so wie jeder andere“. Aber tief in ihren Inneren wusste sie, dass das, was sie gerade gesehen hatte, auf irgend eine Weise wahr werden würde. Es würde geschehen und sie würde es nicht verhindern können. Sie hatte schon öfters von solchen Begebenheiten geträumt, die später irgendwie wahr geworden waren. So wie das von der Familie Morva. Sie hatte geträumt, dass der Älteste der Söhnen nicht mehr von seiner Jagd im Laureswald heimkehren würde und man hatte wirklich nie wieder etwas von ihm gesehen oder gehört. Damals hatte sie es als dummen Zufall abgetan, aber mit der Zeit wurde sie noch mehrmals von solchen Träumen heimgesucht. Noch nie hatte ein Traum Nerya dermaßen aus der Fassung gebracht wie heute. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass sie es gesehen hatte. Aber das erste Mal, dass der Traum dermaßen realistisch wirkte. Das konnte nur eines bedeuten! Er würde bald eintreffen. Draußen lärmte ein Kind. Neryas achtjährige Schwester Selra war anscheinend schon hellwach. Gleich würde die Tür zu ihrem Zimmer aufgerissen werden und Selra würde hereinstürmen, um sie zu wecken, so wie an jedem Morgen. Schon stand sie mit knallrotem Gesicht in Neryas Zimmertür und rief laut: „Nerya, du musst aufstehen! Paps hat schon nach dir gefragt. Er wollte, dass du Wasser holen gehst!“ Nerya fragte sich oft, warum ihre Schwester zum Vater „Paps“ sagen durfte. Sie dagegen musste ihn „Vater“ nennen. Diese Anrede war ihr jedoch irgendwie unangenehm, weshalb sie ihn bei seinem Vornamen „Tenuri“ nannte. „Ja, ja, ich komm ja schon. Könntest du jetzt bitte raus gehen, ich würde mich gerne noch ankleiden." Nerya wartete noch, bis ihre Schwester die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, dann stand sie auf. Teilnahmslos öffnete sie die Deckel ihrer Kleidertruhe, um sich ein frisches Kleid herauszusuchen. Während sie sich wusch, schweiften ihre Gedanken ab. Angestrengt versuchte sie sich an ihren Traum zu erinnern. Doch da war nichts. Nichts als Finsternis, nichts als Schatten, die sich in ihren Kopf ausbreiteten. Ein Schaudern lief ihr über den Rücken. Sie sollte wohl besser etwas anderes machen, als hier vor ihrem Spiegel zu stehen und über ihre Hirngespinste nachzusinnen. Wütend über sich selbst drehte Nerya sich um und ging auf die Zimmertür zu. Sie öffnete sie und prallte beinahe mit Tenuri zusammen. „Es wird Zeit, dass du auftauchst, Nerya. Geh jetzt bitte Wasser holen!“ Nerya nickte kurz, dann rannte sie in die Küche, um den Wasserkrug zu holen und um ihrer Mutter „Tirza“ einen „Guten Morgen“ zu wünschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)