Die Feuerkriegerin von kurudoll ================================================================================ Kapitel 4: Das Geheimnis ------------------------ Als sie zu Hause angekommen waren, schickte Tenuri Finya und ihre Schwester zu den Nachbarn. Die Kinder sollten das Gespräch zwischen ihm und seiner Frau nicht mitbekommen. Das Oberhaupt der Familie Frajk, der alte Paerot, kannte alle alten Geschichten und Sagen und verstand sich einmalig im Erzählen. Der Klang seiner Stimme zog einen regelrecht in seinen Bann, egal wie banal die Geschichte war, man hing wie erstarrt an seinen Lippen und litt und freute sich mit den Figuren. Es schien, als ob man selbst am Geschehen teilhaben würde. Gerade als die Geschwister ankamen, fing der alte Mann an zu berichten: „Ja, ja, das waren früher noch Zeiten. Jedes Mal, wenn man sich aus dem Haus wagte, musste man aufpassen, dass man nicht von einer blutrünstigen Bestie zerrissen wurde. Eine Zeit lang war es sogar so schlimm, dass man die Kinder nicht mehr aus dem Haus ließ ...“ Ein kleiner Junge fiel ihn ins Wort. Er fragte, ob Paerot die alte Legende von Jurito kannte. Der Alte schmunzelte und begann begeistert zu erzählen: „Also vor langer, langer Zeit, müsst ihr wissen, waren Menschen und Dämonen noch Freunde und Gefährten. Sie halfen aneinander, wo sie nur konnten. Doch wie ihr wohl wisst, hält keine Freundschaft ewiglich. So kam es, dass sich eines Tages einer der Dämonen über alles andere erheben wollte. Er strebte, wie besessen nach Macht! Sein Name war Karodis. Er hielt das Volk der Menschen für schwach und stumpfsinnig! Sobald er absolute Kontrolle erlangt hatte, brach er ihren Willen und Geist. Ab da dienten sie den Dämonen als nichtswürdige Sklaven. Alle, die sich seinen Plänen in den Weg stellten, egal ob Mensch oder Dämon, metzelte er gnadenlos nieder. So kam es zum großen Krieg zwischen den Menschen und den Dämonen. Die Menschen kämpften aber nicht alleine, ihnen hatte sich das Volk der Magier zur Seite gestellt. Es war ein geheimnisvolles Volk. Nur dank ihnen ging die große Schlacht zu unseren Gunsten aus. Diese Kreaturen, die Magier waren imstande ihre Umgebung zu manipulieren. Wasser, Erde Feuer, Luft, Licht und Finsternis, alle Elemente gehorchten ihnen aufs Wort. Eines Tages, als die Dämonen die frühere Hauptstadt Jurito angriffen, sah die Schlacht für die Menschen und Magier hoffnungslos verloren aus. Doch gerade als die Dämonen in die Stadt einstürmen wollten, erschien eine Reiterin am Horizont. Die Augen der Frau glühten, als ob in ihnen lebendiges Feuer loderte. Sie schienen einen regelrecht zu verschlingen. Sie stammte vom Volk der Magier und beherrschte die Kräfte des ...“ „Hör auf den Kindern solche Ammenmärchen zu erzählen, sonst bekommen sie davon noch Albträume. Stattdessen solltest du dich jetzt nützlich machen und Kartoffeln für das Abendessen schälen.“ Frau Frajk atte die Arme in die Hüften gestützt. „Ach, und schick die Kinder nach Hause. Es wird schon dunkel.“ „Ihr habt sie gehört, also ab nach Hause mit euch“, sagte Paerot schmunzelnd. Nerya runzelte die Stirn. Sie bezweifelt, dass man Paerots Geschichten ernst nehmen konnte. Allerdings hatte diese sie heute wirklich mitgerissen. Sie kam ihr so bekannt vor. Irgendwie vertraut, als ob sie das alles schon einmal erlebt hätte. Als die beiden Mädchen zu Hause ankamen, hörten sie fremde Stimmen. Überrasch sahen sich die Geschwister an. Dann schlichen sie langsam zur Küchentür. Nerya, die am schnellsten die Tür erreichte, stockte der Atem, als sie durch das Schlüsselloch lugte. In dem Raum waren zwei große, bedrohlich wirkende, Gestalten zu sehen. Sie waren ganz in schwarz gehüllt und Nerya konnte an dem Gürtel des Größeren einen Dolch mit dem Zeichen der Dämonen erkennen. Sie erkannte ihre Eltern, die demütigst vor den beiden Gestalten knieten. „Was führt euch zu uns, Lord Irunio?“, fragte ihr Vater mit bebender Stimme. „Das müsstest du dir denken können, du Unwürdiger“, sprach der Lord. Als Nerya seine Stimme hörte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Diese war eiskalt, überheblich, drohend. „Wir sind hier um deine Tochter abzuholen“, verkündete Irunio. „Ihr könnt sie doch nicht einfach mitnehmen“, rief Neryas Mutter bestürzt. Sie warf sich flehentlich vor die Füße des Lords. „Sie weiß überhaupt nichts über euch und ihre Fähigkeiten...“ „Schweig, Weib!“, fiel ihr Irunio ins Wort. Angewidert trat er einen Schritt zurück, bevor ihn diese Menschen Frau hätte berühren können. Dann wandte er sich wieder Tenuri zu. „Soll das heißen, dass ihr dem Mädchen nichts über sich erzählt habt und über die Tatsache, dass sie uns, den allmächtigen Dämonen, dienen wird? Habt ihr ihr genau so verschwiegen, dass ihr nur ihre Pflegeeltern seid?“ Tenuri schluckte. „Antworte!“ Tenuri nickte und sprach mit vor Angst erfüllter Stimme: „Ich hatte vor es ihr in nächster Zeit zu erzählen.“ „Ach, auf einmal, wieso gerade in der nächsten Zeit?“, fragte Irunio verächtlich. „Ich wollte es ihr wegen den letzten Überfällen erzählen“, brachte Tenuri stotternd hervor. „Du hättest es ihr früher erzählen sollen, Mensch. Sie wird mit uns kommen und du solltest eigentlich für deine Dummheit bestraft werden, aber ich werde für heute mal großzügig sein.“ Er drehte sich zu seinem größeren Begleiter hin. „Geh die Sachen von Nerya zusammenpacken, Fladorack.“ Nerya schrak zusammen. Diese Wesen waren nur wegen ihr hier? Sie wollten sie mitnehmen?. Sie hörte Fladoracks immer näher kommende Schritte. Selra, die ebenfalls gelauscht hatte, schlich auf Zehenspitzen zum großem Kleiderschrank, um sich dort zu verstecken. „Nerya, komm, sie dürfen uns nicht entdecken oder willst du, dass sie dich mitnehmen?“ Verzweifelt versuchte Selra ihre Schwester zum sicheren Versteck zu zerren. Kurz vor dem erhofften Ziel öffnete sich die Tür und Fladorack trat heraus. Die beiden Mädchen hielten den Atem an, doch es war zu spät, der Dämon hatte sie schon entdeckt. „Na, wen haben wir denn da? Nerya und ihr kleines Stiefschwesterchen, beim Lauschen. Ihr wolltet euch wohl gerade heimlich davonstehlen.“ Er grinste schadenfroh. „Aber, dass müsst ihr doch nicht, ich und mein Herr wollen euch doch nichts böses. Doch, da ihr eh schon hier seid, kann ich euch ja gleich zu Lord Irunio führen, er wird sich höchstwahrscheinlich riesig über eure Anwesenheit freuen.“ Er packte die beiden Mädchen, die verzweifelt versuchten sich zu wehren und riss sie mit sich in die Küche. „ Meister Irunio, ich habe die Beiden hier beim Lauschen entdeckt. Was soll ich mit ihnen anstellen?“ Irunio musterte die Mädchen mit einem leichten Stirnrunzeln, dann antwortete er seinem Diener in belustigtem Ton: „Lass die Mädchen hier und geh jetzt Neryas Sachen packen. Beeil dich, ich will gleich aufbrechen!“ Fladorack verbeugte sich tief vor seinem Herrn und verließ das Zimmer. Der Lord wandte sich zu Nerya und musterte sie aufmerksam von oben bis unten. Während er sie beobachtete, murmelte er etwas. Trotzig erwiderte Nerya die aufdringliche Musterung des Dämons. „Warum wollen Sie mich zu sich holen“, fragte sie mit einem leichten Zittern in der Stimme. Der Lord sah sie mit einem amüsierten Lächeln an. „Das wirst du spätestens bei unserer Ankunft in meinem Land erfahren.“ „Und was ist, wenn ich überhaupt nicht mitkomme?“, erwiderte Nerya diesmal mit fester Stimme. „Ich würde es gerne erleben wie du versuchst uns zu entwischen“, entgegnete der Dämon belustigt. Eine Weile sagte keiner von den beiden etwas. „ Herr, ich habe Neryas Sachen, wir können jetzt aufbrechen.“ Fladorack brach das beunruhigende Schweigen, als er in den Raum eintrat. „Gut“, Irunio wandte seinen Blick von Nerya ab, „ Warte draußen. Das Mädchen und ich kommen sofort nach.“ Nachdem Fladorack aus dem Raum getreten war, packte der Dämonenlord Nerya am Arm und zog sie hinaus, obwohl Nerya sich verbissen wehrte. „Meister, der Wagen ist bereit. Soll ich ihnen das Mädchen abnehmen?“ „Nimm sie, und dass du sie ja nicht laufen lässt!“ Irunio übergab Fladorack Nerya, die immer noch versuchte sich aus den Fängen ihrer Kidnapper zu retten. Der Lord drehte sich um und schritt, erhobenen Hauptes, in Richtung Wald davon. Fladorack folgte ihm aus einiger Entfernung. Als die kleine Gruppe am Waldrand ankam, sah Nerya eine große schwarze Kutsche, die von zwei unheimlich schwarzen Pferden, mit Flügeln, gezogen wurde. Auf dem Kutschbock saß ein weiterer Dämon. Gerade als Fladorack das Mädchen in die Kutsche ziehen wollte, schnellte Napo, der ihnen gefolgt war, aus dem Gebüsch hervor. Er sprang Fladorack direkt an die Kehle. Der Dämon schlug wie wild um sich und versuchte den Kater von sich zu reißen. Nerya nutzte den Moment zur Flucht und hetzte in den Wald hinein. Sie rannte wie noch nie zuvor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)