Fear of the dark von Nox ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die Tür des Taxis knallte zu. „Behalten sie den Rest!“, rief Severina Hoyle dem Fahrer durch das Beifahrerfenster zu und warf ihm einen 20 Dollarschein auf den Beifahrersitz. Sie zurrte ihren Mantel etwas enger zusammen und stellte ihren Krangen hoch, es stürmte zu dieser Jahreszeit in New York häufig. Es war Herbst und Abends war es in dem etwas abgelegeneren Winkeln von New York, Brooklyn, Greenpoint schon sehr dunkel und beunruhigend. Severina Hoyle war eine gut aussehende, schlanke Frau, blieb aber lieber im Hintergrund. Auch in ihrem Job, sie war Sekretärin eines Bankleiters in der 5th Avenue, zog sie es vor nicht so viel zu reden sondern sich nur auf ihren Job zu konzentrieren. Sie hasste Greenpoint und die Menschen die dort leben, sie wollte lieber nach Thailand, Surat Thani und dort an einem kleinen Strand ein Café eröffnen. Sie war einst mit ihrem Vater dort gewesen. Er war es auch der auf die Idee mit dem Café kam, ein Traum den er sich nie hatte erfüllen können. „Bis jetzt hat es sich halt noch nicht ergeben...“, log sie sich vor. Severina hatte nicht den Mut dazu. Sie wich einer Pfütze aus, und ging zielstrebig über die Straße. Sie wollte so schnell wie möglich zu Hause sein. Sie hatte länger im Büro bleiben müssen, weil ihr Chef wieder einmal sämtliche Termine verschob, und sie alle Hände voll zu tun hatte um den Papierkram fertig zu bekommen. Sie seufzte. „Gleich erstmal ein schönes heißes Bad nehmen, mit einer Flasche Wein....Hmmm.“, dachte sie, und freute sich darauf ihren Kater Marek zu sehen. Marek war das Einzige was ihr in dieser Stadt noch geblieben war. Ihre beste Freundin war mit ihrem Mann nach Kanada ausgewandert. Sie und Christina hatten zwar noch Kontakt, aber nicht mehr so regelmäßig wie früher. Ihr großer Bruder lebte mal hier mal dort von gelegentlichen Aushilfsjobs, nach dem Tod ihres Vaters sahen sie sich nur noch alle paar Jahre. Ihre Mutter verschwand nach ihrer Geburt. Sie seufzte erneut und bog in die kleine Gasse ein, von der aus sie nur noch zwei Ecken von ihrem Apartment trennten. Derweil fing es langsam an zu regnen. Sie hatte keinen Schirm dabei und beschleunigte ihren Schritt. Sie zog den Kragen ihres Mantels ein wenig enger, und schlang die Arme um ihren Leib um sich ein wenig zu wärmen. Nachts war es für allein stehende junge Frauen sehr gefährlich mitten in Greenpoint. Sie bemerkte nicht, das jemand in einer dunklen Ecke der Gasse lag. Die Laternen, von denen einige noch funktionsfähige Glühbirnen hatten, gaben ein sehr schwaches Licht ab. Die Gestalt erkannte, das Severina an ihr vorbei ging und versteckte sich im Schatten einer Mülltonne. „Niemand darf mich so sehen!“, dachte er sich und beobachtete die junge Frau weiter, um sicher zu gehen, das sie ihn nicht bemerkte. Sein Plan schien aufzugehen, denn Severina ging unbeirrt weiter durch die Gasse, ihre Gedanken noch immer bei ihrem Kater und dem Café in Thailand. „Werden Katzen auch in Thailand gegessen? Ich hoffe nicht...“, überlegte sie. Plötzlich stieß die Gestalt gegen einen Haufen alter Kartons, die wohl von dem Restaurant um die Ecke hier abgeladen wurden. In diesen befanden sich eine Menge alter Konservendosen und verursachten einen ohrenbetäubenden Lärm. „Verdammt!“, fluchte er laut, schaute zu der Frau, und wünschte sich, vorhin doch nicht mit seinen Kumpels Football im Coopers gesehen und dabei so viel Schnaps getrunken zu haben. Severina blieb augenblicklich stehen, holte tief Luft und drehte sich zu der Stelle um aus welcher der Lärm kam. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie schlang ihre Tasche um ihre Faust, bereit sie jedweden Angreifer auf den Kopf zu hauen. Es vergingen einige Sekunden, bis sie es wagte zu rufen: „Wer ist da? Zeigen sie sich!“ - „Wieso besitze ich eigentlich kein Handy mit dem ich die Polizei rufen könnte?“, verfluchte sie sich innerlich. Jetzt musste die Gestalt schnell überlegen. „Sag ich was? Bleib ich still? Wieso geht diese Frau nicht einfach? Sie macht sich doch eh gleich vor Angst in ihren Rock. Ich will nicht das mich jemand so sieht!“, dachte er panisch, blickte sich um und versuchte einen Ausweg aus diesem Desaster zu finden. Leider war er noch nicht nüchtern genug nach seiner Sauftour, torkelte ein wenig und stieß dabei noch mehr der Konservendosen um. Jetzt bekam die junge Frau wirklich Angst, machte auf dem Absatz Kehrt und rannte so schnell sie auf ihren Pfennigabsätzen konnte. Doch das Schicksal war ihr nicht gnädig, sie rutschte in einer schlammigen Pfütze aus und fiel auf den nassen Boden, dabei schlug sie sich ihr Knie auf und verstauchte sich den Knöchel. Der Unbekannte hatte von seinem Versteck aus alles mit angesehen und überlegte nicht länger. Er wollte der Frau helfen. Er kam aus dem Schatten und lief auf sie zu, so sehr seine müden Knochen das im Moment zuließen. Severina bekam panische Angst, und suchte verzweifelt etwas womit sie sich verteidigen könnte. Bei ihrem Sturz hatte sie ihre Tasche fallen lassen, wobei sich deren gesamter Inhalt auf der Gasse verstreut hatte. Sie schaffte es lediglich einen Lippenstift zu fassen zu bekommen, blickte sich um und sah die Gestalt nun im schwachen Licht der Laterne. Der Mann wirkte heruntergekommen. Er schien etwa in ihrem Alter zu sein und seine Kleidung war zerrissen und teilweise mit Blut befleckt. Der Mann, der, wie sie annahm, wohl ein Obdachloser war, kam auf sie zu. Da sie nicht laufen konnte, robbte sie über den Boden Richtung Straße. „Lassen sie mich in Ruhe! Nehmen sie das Geld, aber lassen sie mich in Ruhe!“, sie drehte sich um und hielt ihm den Lippenstift entgegen. „So ein Scheiß!“, fluchte sie innerlich über sich selbst! „Warten Sie, ich will Ihnen helfen!“, er hob die Arme sodass sie sehen konnte, das er keine Waffe hatte. Er stand jetzt unmittelbar vor ihr und hielt ihr die Hand hin. Severina schien verwirrt. Dann sah der Mann, dass die Frau vor ihm einen Lippenstift auf ihn gerichtet hatte. Auch er wirkte nun verwirrt und ging auf die Knie, damit sie nicht weiter Angst vor ihm hatte. Vielleicht dachte sie, er würde sich gleich auf sie stürzen. Mittlerweile regnete es wie aus Kübeln und beide waren nass bis auf die Knochen. „Sind Sie verletzt? Geht es ihnen gut? Ich wollte Sie nicht erschrecken!“, beschwichtigte er. Sie ließ die Hand mit dem Lippenstift nun sinken und richtete sich ein wenig auf. Sie wischte sich mit dem Ärmel durch das Gesicht, und versuchte ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. „Sie wollen mich gar nicht überfallen?“, fragte sie heiser. „Nein, ich habe ihnen weder aufgelauert noch will ich sie nun überfallen.“, antwortete er. Er fasste sich an den Kopf und spürte eine dicke Beule pochen. Langsam kam nun auch seine Erinnerung zurück. Als er mit seinen Freunden in dem Pub war, fing wohl jemand einen Streit an. Er wollte schlichten und geriet in eine fiese Schlägerei. Anscheinend wurde er dann ohnmächtig von jemandem in diese Gasse geworfen und seinem Schicksal überlassen. Seine Freunde haben sich wohl doch nicht so viel aus ihm gemacht und lieber das Weite gesucht. Er fühlte sich wie ein Häufchen elend. Er stank nach Urin und Schnaps, und hatte überall blutende Schürfwunden. Es war ihm sehr unangenehm so gesehen zu werden. „Ich sollte wohl eher Sie fragen ob SIE verletzt sind!“, Severina hatte sich wieder gefasst, richtete sich langsam auf so gut es ging, und beschaute ihn genauer. „Sind sie obdachlos?“, fragte sie vorsichtig. Er erschrak und sah sie an. „Nein! Ich geriet in eine Schlägerei, und wurde wohl hier 'abgelegt'. Machen sie sich keine Sorgen!“, winkte er ab und stand auf. Er wollte ihr seinen Arm anbieten, und schämte sich für seinen Geruch und sein Aussehen. „Bitte verzeihen sie das ich Sie erschreckt habe!“, gab er leise von sich. „Ist schon in Ordnung.“, sagte Severina, „Darf ich ihnen eine Dusche und einen Tee anbieten?“. Sie wusste irgendwie, dass sie diesem Mann vertrauen konnte. Sie hatte immer dieses Bauchgefühl bei ein paar Menschen. Wie bei ihrer besten Freundin, als sie noch in der Schule war. Christina wurde damals von einigen Mitschülerinnen geärgert. Severina ging dazwischen und fand so ihre erste Freundin. Das war in der Grundschule, mittlerweile kannten sie sich fast 25 Jahre. Er sah aus wie ein trauriger Hund, nass bis auf die Knochen. „Sie sind verrückt, das sie mir so etwas anbieten!“, lachte er. „Aber ich bin froh, das sie keinen Lippenstift mehr auf mich richten.“ auch Severina musste lachen. „Machen sie sich keine Sorgen, zu Hause habe ich genug Kochmesser, wenn sie mich dennoch überfallen wollen, und zuallerletzt beißt mein Kater ihnen in den Arsch!“, lächelte sie. Er lachte: „Ich bin William Sheffield. Und sie brauchen wirklich keine Angst vor mir zu haben. Es tut mir ehrlich leid, falls ich sie erschreckt haben sollte.“, lächelte er und begann die zu Boden gefallenen Sachen ihrer Handtasche wieder einzusammeln. „Ich habe nicht vor es mir mit einem so tapferen Kater zu verscherzen! Geht es ihrem Knöchel gut, Miss...?“ Severina begann ebenfalls mit dem Auflesen ihrer Habseligkeiten. „Severina Hoyle. Freut mich sie kennen zu lernen William.“ Severina konnte sich wirklich auf ihr Bauchgefühl verlassen. William stellte sich als echter Gentleman heraus. Nachdem er geduscht und ein paar frischen Klamotten angezogen hatte, legte er ihr einen kleinen Stützverband um ihren Knöchel, desinfizierte ihr Knie und verband auch dieses. Er machte ihr sogar einen Tee. Nun war es ihm auch nicht mehr so ungeheuer peinlich. Der Geruch war weg, und die Schrammen würden verheilen. Sie unterhielten sich die ganze Nacht und trafen sich daraufhin öfters. Ein Jahr später waren beide verheiratet und lebten am Strand von Eastport, Maine. Sie haben eine kleine Tochter bekommen. Severina hatte ihren Job als Sekretärin aufgegeben und ein kleines Café eröffnet. William erstand einen kleinen Tauchclub direkt daneben. Sie verwarf den Traum nach Surat Thani auszuwandern allerdings nicht, später wenn sie älter wären, dann würden sie es nachholen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)