Ray of light von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Schriek! ------------------- „I kissed a girl and I liked it, it tasted good...“, plärte es aus meinem Wecker. Schlafversunken öffnete ich vorsichtig ein Auge. Mein Wecker zeigt 6:30 Uhr an. War heute nicht Samstag? Ach nein. Es war ja bereits Montag. Das passiert mir öfter. Ich denke öfter, dass am Montag Samstag ist. Das passiert, wenn man sich am Wochenende bis tief in die Nacht auf dem Friedhof aufhält. Ich bin die Jägerin. Ich bin auserwählt gegen Vampire und Dämonen und gegen die anderen Mächte der Finsternis zu kämpfen. Es gibt in jeder Generation nur eine Jägerin. Erst wenn diese Kinder gebärt, werden ihre Kräfte auf das Neugeborene übertragen. Gleichzeitig verliert die alte Jägerin ihre Kräfte. Das heißt die Welt ist ein paar Jahre ungeschützt, bis die neue Jägerin alt genug ist, um ihrer Aufgabe nachzukommen. „Emma!“ rief meine Mutter aus der Küche. Widerwillig öffnete ich die Augen und schaute wieder auf den Wecker. Es war bereits 6:56 Uhr. Ich musste wieder eingenickt sein. Auch das Lied hatte sich jetzt geändert. Es lief nicht mehr I kissed a girl von Katy Berry, sondern Apolegize von One Republic. Wieder typisch Radio. Sie spielen immer noch die Lieder, die keiner mehr hören will. Mit einem leisen Stöhnen machte ich mein Radio aus und ging ins Badezimmer. Eine halbe Stunde später hatte ich mich angezogen, Zähne geputzt und meine Haare frisiert. In der Schule trug ich meine etwas länger als schulterlangen, blonden Haare meist offen. Genauso ist mein Make-up in der Schule eher dezent. Ich ging in die Küche, schnappte mir eine Schüssel, schüttete Cornflakes und Milch hinein und setzte mich auf den Tritt mit dem Rücken zur Heizung. Das machte ich immer. Ich könnte mich auch einfach auf einen Stuhl setzen, aber das war zu einfach. Außerdem war es im Winter am Rücken immer warm. „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“, fragte mich meine Mutter. Als Antwort bekam sie nur ein Stöhnen. Ich haste es, wenn mich morgens schon gut gelaunte Leute ansprechen. Morgens schlafe ich noch, da höre ich weder zu, noch bekomme ich großartig mit was andere sagen. Außerdem reagiere ich meist sehr gereizt aus muntere Leute. So wie bei meiner Mutter. „Sag mal bist du taub?“, fragte diese. Ich antwortete wieder nur mit einem Brummen. „Emma!“ „Morgen“, grummelte ich. „Emma!“ „Boah, Mama, ich schlafe noch! Erwarte also keine Antwort!“, platzte es aus mir heraus. Im selben Moment hätte ich mich für diese Bemerkung schlagen können. Ich konnte es nicht leiden meine Mutter anzuschnauzen. Auch sie reagiert auf solche Bemerkungen sehr empfindlich. Meine Mutter ist genau genommen nicht meine Mutter. Ich bin adoptiert. Ich war zehn Jahre lang in einem Waisenhaus, bis mich Felicia zu sich nahm. Sie kannte meine Mutter und wusste über meine Fähigkeiten bescheid. Sie war es, die mich über mich selbst aufgeklärt hat. Felicia hat ihre Doktorarbeit über die Jäger und ihre Geschichte geschrieben. Zwar wurde sie für verrückt befunden und ihr der Doktortitel verwehrt, aber alles was sie wusste, kam mir zu Gute. Doch leider weiß auch sie nicht, was genau mit meiner Mutter passiert ist. Sie ist von einem Tag auf den anderen verschwunden. Im Waisenhaus haben sie mir nur gesagt, dass sie mich als ich gerade mal ein Jahr alt war bei einer der Schwestern vor der Haustür ausgesetzt hatte. Keiner weiß, wo sie jetzt ist, oder ob sie überhaupt noch lebt. Aber mit Felicia habe ich eine gute neue Mutter gefunden. „Emma, ich erwarte ein bisschen mehr Respekt von dir. Es ist mir egal, ob du müde bist oder nicht, du kannst mich morgens grüßen!“ „’tschuldigung“ murmelte ich und meinte es ernst. „Warst du gestern erfolgreich?“, fragte Felicia, „ist Stephan pünktlich aus seinem Grab gekrochen?“ „Pünktlich ist relativ. Um drei Uhr morgens hat er sich aus seinem Grab bequemt. Und dann wurde er auch noch aggressiv, als ich ihn pflöcken wollte.“ Ein Lächeln umspielte Felicias Mund. Doch ihre Augen waren Ernst. Sie wusste zu viel über die Schicksale anderer Jägerinnen und befürchtet mir könnte auch so etwas passieren. Erzählt hatte sie mir nichts. Sie meinte, dass würde mich bei der Jagd ablenken. Aber ihre Sorgen waren so enorm, dass sie selbst mir aufgefallen sind. Ich guckte aus die Uhr. Es war bereits 7:35Uhr. „Scheiße“, fluchte ich und sprang auf. Ich schnappte mir meine Tasche, rannte raus und schwang mich auf mein Fahrrad. Ich trat ordentlich in die Pedale und kam pünktlich zum zweiten Klingeln in der Schule an. Ich rannte in den zweiten Stock und wäre in der Tür zum Klassenraum fast mir Herrn Lowsnek, meinen Mathelehrer, zusammengeprallt. „Na, sind wir etwas spät dran?“, fragte er mit einem freundlichen Grinsen auf den Lippen. Ich lächelte flüchtig zurück und huschte in die Klasse. Ein normaler Mensch hätte die Strecke von meinem Zuhause zur Schule nicht in 10 Minuten geschafft. Da ich aber die Jägerin war und dämonische Fähigkeiten habe, bin ich noch einigermaßen pünktlich gekommen. Zu meinen dämonischen Fähigkeiten gehören Kraft, welche ich brauche, denn Vampire sind stark und lassen sich nicht gerne pflöcken, Schnelligkeit und ich beherrsche sämtliche Kampfarten, die es gibt, ohne das ich sie lernen musste. Außerdem kann ich die Gedanken der anderen lesen. Das ist sehr hilfreich, denn du kannst jeden Schritt deines Feindes vorher in seinen Gedanken lesen und darauf reagieren. Ich kann aber auch die Gedanken aller anderen hören. So hörte ich die Stimme meiner besten Freundin, als ich den Klassenraum betrat. „Kann Herr Lowsnek nicht einmal in seinem Leben zu spät kommen?“ Allerdings hörte ich ihre Stimme nur in meinem Kopf. Keiner weiß, dass ich Gedanken lesen kann. Das ist auch gut so, denn sonst würden sich die meisten wohl von mir fernhalten. Ich setzte mich auf meinen Platz und holte meine Mathesachen aus meinem Rucksack. „Öffnet bitte eure Bücher auf Seite 179. Wir vergleichen die Hausaufgaben“ forderte Herr Lowsnek uns auf. Ich öffnete mein Buch und mein heft mit meinen Aufgaben. „Lena, fängst du bitte mit Aufgabe 12 a an“. Lena schluckte und fing an ihre Ergebnisse vorzutragen. „Das ist leider nicht richtig. Lena, den Stoff musst du bis zur Klassenarbeit draufhaben“, sagte Herr Lowsnek. Doch denken tat er etwas ganz anderes: „Lena schafft das Schuljahr doch sowieso nicht. Wieso muss ich mich mit solchen Schülern eigentlich ‚rumschlagen?“ Ich seufzte und fing an die ganzen Gedanken die auf mich eindrangen zu ignorieren. Normalerweise klappt das ganz gut und ich höre nur noch die Gedanken, die ich hören will, außer bei Herrn Lowsnek. Seine Gedanken sind so intensiv, dass ich sie meistens mitanhören muss, was mich allerdings auf eine zwei in Mathe brachte, weil er in Mathearbeiten immer alle Lösungen vorne in Gedanken durchgeht und ich mir diese nur anzuhören brauch. Wir brauchten die ganze Stunde, um die Hausaufgaben zu vergleichen. Am Ende bekamen wir noch mal soviel auf, um „den Stoff, den wir nicht durchgenommen haben nachzuholen“ wie unser Mathelehrer das so schön sagte. Allgemeines Stöhnen war die Antwort. Ich packte meine Sachen und schulterte meinen Rucksack, um mich auf den Weg zum Bioraum zu machen. „Hey Emma!“, rief meine beste Freundin Ciara. Ich drehte mich um. Sie hatte ich ganz vergessen. „Hey“, sagte ich und lächelte und hoffte, dass sie mir nicht böse war. „Warst du am Wochenende wieder zu lange auf der Jagd, oder warum bist du so spät.“ Ciara sprach zwar leise, aber trotzdem drehte ich mich um, um zu sehen, ob jemand lauschte. Aber die anderen waren alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt und achteten gar nicht auf uns. „Ja, voll schlimm. Ich war die ganze Zeit auf dem Friedhof, weil Stephan einfach nicht spielen wollte. Ciara war die einzige, abgesehen von Felicia, die meine Identität als Jägerin kannte. Sie sollte sie eigentlich auch nicht kennen. Doch die Telefongesellschaft hatte einmal ein technisches Defekt und Ciara wollte anrufen und konnte dann irgendwie ein Gespräch zwischen Felicia und mir belauschen. Am nächsten Tag musste ich ihr dann rede und antwort gestehen. Aber auf Ciara ist verlas. Sie hat Geschwiegen und mir manchmal mit guten Ausreden aus auswegslosen Situationen geholfen. Es tat auch gut mit jemand anderem als Felicia über das Jagen zu sprechen. „Hast du die Bio Hausaufgaben?“, fragte Ciara. Mist. Die hatte ich ganz vergessen. „Nein“, gestand ich. „Na, da kann sie sich auf etwas gefasst machen. Frau Carl ist schon jetzt auf hundertachtzig“, hörte ich Ciara denken. Mist, was sollte ich denn jetzt machen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)