Ray of light von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: unexpechtes meetings -------------------------------- „Ihre Mutter war für einen kurzen Moment bei Bewusstsein, hat es aber kurz darauf schon wieder verloren“, erzählte mir eine Krankenschwester. Ich nickte. Ich war in einem Schockzustand. Ich fühlte nichts und bemerkte meine Umgebung kaum. Es fühlte sich so an als wäre ich in Watte gepackt und bekam alles von außen nur gedämpft ab. „Aber sie sagte mir ich solle ihnen einen Zettel geben, der in ihrer Handtasche sei. Hier“. Sie hielt mir den Zettel hin. Ich ergriff ihn und begutachtete ihn. Es war ein Notizzettel, der zweimal in der Mitte gefaltet war. Ich faltet ihn auseinander und erkannte Felicias feine Bonsaischrift. Darauf stand eine Adresse. Ich drehte mich grußlos um und verließ das Krankenhaus. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und fuhr etwas schneller als ein normaler Mensch es könnte zu der Adresse. Ich stoppte vor einem großen, weißen, freundlich aussehendem Haus und stellte mein Fahrrad an dem Zaun ab. Langsam ging ich auf das Haus zu. Als ich vor der Tür stand, blickte ich nach rechts und suchte die Klingel. Ich blickte nach links, doch auch dort war keine Klingel zu sehen. ‚So ein Mist’, dachte ich, ‚jetzt kann ich mich nicht am Namen orientieren, wer hier wohnt’. Ich atmete noch einmal tief durch, dann klopfte ich. Erst schien sich gar nichts zu tun, doch dann hörte ich im zweiten Stock Schritte, die zur Tür eilten. Dann öffnete sich die Tür und ich erschrak. Vor mir stand jemand, der genau so aussah, wie ich, nur in etwas älter. Die Frau hatte meine Haarfarbe, meine Augenfarbe, meine Gesichtsform, mein Lächeln, nur bereits mit kleinen Fältchen, und die gleiche Form der Arme, die kein anderer besaß. Ich konnte mir das nicht erklären. Warum sah diese Frau so aus wie ich? Oder, schoss es mir jetzt durch den Kopf, sehe ich gar nicht so aus wie sie. Vielleicht sieht sie auch so aus wie ich? Aber das würde bedeuten, dass... „Hallo Emma, ich habe mich schon gefragt, wie lange Felicia mein Geheimnis für sich behalten kann. Ich nehme deinen Besuch als Antwort auf diese Frage“, lächelte sie. Dann nahm sie mich an der Hand und zog mich ins Haus. Ich folgte ihr ohne Widerstand zu leisten. Ich war noch zu verwirrt, um klar zu denken. Im Wohnzimmer ließ sie mich los und setzte sich auf eines der strahlend weißen Sofas. Ich blieb stehen, selbst als sie mich freundlich zum setzten aufforderte. „Geheimnis... Ich... wer...“, fing ich mehrere Fragen auf einmal an. Dann fing ich mich und versuchte es noch mal. „Woher kennen sie meinen Namen?“ Das Lächeln der Frau wurde kleiner. „Hat Felicia dir nicht erzählt wer ich bin?“, fragte sie, jetzt ihrerseits verwirrt. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, denn sie liegt im Krankenhaus und war nicht bei Bewusstsein, als ich sie das letzte mal besuchte. Eine Krankenschwester gab mir einen Zettel von ihr, der mich hierhin führte,“ erklärte ich. Die Frau stand auf, seufzte und ging zum Fenster. Dort schaute sie heraus und schien über etwas nachzudenken. „Emma, dass wird jetzt sehr hart für dich, aber du musst mich verstehen! Ich tat es nur, weil es das Beste für dich war. Emma, ich bin deine Mutter!“ Ich starrte sie mit offenem Mund an. Ich konnte nicht denken. Es war alles zu viel. Felicia lag im Krankenhaus, Kai war tot und nach all den Jahren lernte ich endlich meine Mutter kennen. An der Wahrheit der Aussage hatte ich nicht eine Sekunde gezweifelt. Ich spürte einfach, dass sie die Wahrheit sagte. In meinem Kopf schwirrten 1000 Fragen. Ich wusste nicht, welche ich zuerst stellen sollte. Ich öffnete meinen Mund, schloss ihn aber gleich wieder. Dann schneller als ich denken konnte, hatte ich die erste Frage formuliert und auch ausgesprochen: „Warum?“. Meine Mutter sah mich aus ihren grünen Augen fragend an. „Ich meine,“ begann ich, doch hörte ich sofort auf, als ich in ihre Augen sah. Es war wie in einen Spiegel zu gucken. Das was ich sah, waren meine grünen Augen! In diesen Augen lag ein Schmerz. Derselbe Schmerz, den ich selbst seit Jahren mit mir herumtrug. Es war der Schmerz, den eine Person hatte, wenn sie von einer Person verlassen wurde. Von einer Person, von der man denkt, dass man von ihr geliebt wurde. „Du musst mir glauben, dass es mir sehr schwer gefallen ist,“ begann sie, „ich wollte dich nicht weggeben. Ich wollte dich großziehen, dein erstes Wort erleben, deinen ersten Schritt, dein erstes Mal auf einem Fahrrad... Ich wollte dir bei deinen Hausaufgaben helfen, dir mütterlichen Rat geben, wenn du Probleme hast. Ich wollte die eine gute Mutter sein. Aber die Umstände ließen das einfach nicht zu.“ Sie sah mich flehentlich an: „Bitte du musst mir glauben!“ Wieder konnte ich nur eine einzige Frage stellen: „Warum?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)