Ray of light von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Zwischenspiel ------------------------- „Leona!“, rief Julius besorgt. „Was denn?“, fragte diese etwas genervt. „Du sollst doch nichts schweres mehr tragen, hat der Arzt gesagt. Das ist nicht gut in deiner Situation“. Er nahm ihr die Kiste mit den schweren Fotoalben aus der Hand und ging nach oben ins Wohnzimmer. „Ich bin nicht schwerbehindert! Ich bin nur Schwanger! Das ihr immer alle so tun müsste, als würde ich jeden Moment zusammenbrechen. Meine Güte, der Arzt hat doch keine Ahnung! Der hat bestimmt noch nie eine Jägerin behandelt. Der kann gar nicht wissen, was gut für mich und meine Babys ist!“ Julius lächelte. Leona und ihre Wutausbrüche. Sie waren immer schon recht heftig gewesen, aber Julius hatte das Gefühl, dass es seit der Schwangerschaft schlimmer geworden ist. Vielleicht bildete er sich das auch nur ein. Aber recht hatte sie schon irgendwie. Der behandelnde Arzt hatte noch nie eine Jägerin behandelt. Diese Tatsache verkomplizierte die ganze Angelegenheit. Auch hatte Julius seine Bedenken, ob es der richtige Zeitpunkt war, um Kinder zu bekommen. Denn wenn er richtig gerechnet hatte, dann lebte seine Familie bereits seit 666 Jahren in dem kleinen Haus am Stadtrand von Berlin. 666 Jahre. Das bedeutet nichts gutes. Das kann gar nichts gutes bedeuten. „Jetzt gib endlich diese Fotos her!“ sagte Leona, sie wirkte verärgert, weil er nicht auf ihren Wutausbruch eingegangen war. Julius gab ihr die Kiste und konnte sich gerade noch das Lachen verkneifen, was Leona erst richtig wütend gemacht hätte. Den ganzen restlichen Abend verbrachten sie damit, sich die Fotos, die bis zu beider Kindheit reichten, anzugucken. Es war ein entspannter Abend. Und es sollte ihr letzter gemeinsamer Abend gewesen sein. Gegen 10 Uhr hatten sie sich alle Fotos angesehen und wollten gerade zu Bett gehen, als sie in der Küche Glas splittern hörten. Beide rannten in die Küche, doch sie konnten niemanden sehen. Auch sahen sie kein zerbrochenes Glas. Automatisch griff Julius nach Leonas Hand, doch fand er sie nicht. Er drehte sich um, doch da stand niemand. Hektisch drehte er sich in alle Richtungen, doch Leona war nicht zu sehen. Langsam ergriff Panik ihn. Wo war sie? Wieso hatten sie Glas splittern gehört, doch sahen kein zerbrochenes Fenster? War ein Dämon in ihrem Haus? Das wäre nichts ungewöhnliches. Fast wöchentlich statteten ihnen die übelsten Ausgeburten der Hölle einen Besuch ab und zerstörten dabei immer das halbe Haus. Aber das war normal im Leben eines Jägers. In letzter Zeit aber hatten die Attacken abgenommen. War es nur ein Luft holen vor dem Sturm gewesen, ein Luftholen vor der absoluten Katastrophe? „Leona“, rief Julius. Panik hatte von ihm Besitz ergriffen und er dachte gar nicht mehr an mögliche Gefahren und das er die Dämonen mit seinem Geschrei nur auf sich aufmerksam machen würde. „Leona“, rief er erneut. Er rannte durch das halbe Haus, doch gerade wollte er im zweiten Stock im Badezimmer nachsehen, als die Badezimmertür von innen aufgerissen wurde. ‚Waffen’, dachte er noch, ‚Ich brauche meine Waffen’. Doch es war nur Leona gewesen, die die Tür aufgerissen hatte. Beide sahen sich kurz in die Augen und fielen sich dann in die Arme. „Oh Gott Leona, was ist passiert?“ fragte Julius besorgt, nachdem sie sich aus ihrer Umarmung gelöst hatten. „Ich weiß nicht genau“, meinte diese. „Ich war genau hinter dir, als wir in die Küche gerannt sind. Dann wurde mir auf einmal Schwindelig und ich befand mich hier oben. Ich wollte gerade wieder zu dir, da bekam ich eine Vision. Du kennst ja meine Visionen, bis ich mich danach wieder aufrappeln konnte, warst du schon hier oben.“ „Und was kam darin vor?“, fragte Julius. „Wo drin?“ „In deiner Vision!“, schrie Julius sie an. Sie hatten keine Zeit, um sich dumm zu stellen. „Achso ja. Ich sah, die absolute Apokalypse. Es war grauenhaft, die ganzen Menschen, alle tot. Und ich sah unsere Kinder. Sie werden unsere Fähigkeiten erben und werden die einzigen sein, die die Apokalypse verhindern können. Ich glaube, dass soll heute verhindert werden. Die Geburt unserer Kinder. Deswegen sind sie heute hier. Die einzigen Menschen, die sich den Mächten der Finsternis in den Weg stellen können, sollen heute getötet werden. Julius verstehst du? Wir müssen hier weg! Vergiss das Haus und alles andere, aber wir müssen hier weg!“ Die letzten Sätze schrie Leona. Julius zögerte keinen Moment. Er schnappte Leonas Hand und rannte dir Treppe runter ins Erdgeschoss. In der Eingangshalle schnappte er sich seinen Geldbeutel mit seinen ganzen Papieren und seiner Kreditkarte. Dann öffnete er die Tür, um zusammen mit Leona zu fliehen. Doch vor der Eingangstür stand eine Gestalt, die ihnen den Weg versperrte. Julius erkannte ihn. Es war ihr Nachbar. Jedoch sah er verkrampft aus. In diesem Moment ertönte ein Geräusch als, ob ein Messer aus Fleisch gezogen wird und ihr Nachbar fiel ihnen vor die Füße. Hinter ihm stand der schlimmste aller Dämonen. Der Vorca. Die rechte Hand Satans. Leona und Julius schraken zurück. Natürlich wussten sie sofort, wer da vor ihnen stand. Jahrelang hatten sie immer wieder sein Abbild in ihren Büchern gesehen. Und jetzt stand er da vor ihnen. Beide senkten intuitiv den Blick, um nicht den des Vorcas zu treffen und von dem hypnotisiert zu werden. Beide hörten sie ein zischendes Geräusch. „Lauf!“, war das letzte was Julius noch über die Lippen brachte, bevor er von Schmerzen gekrümmt zusammen brach. „Julius!“, schrie Leona. Dann rannte sie. Sie rannt in die Küche öffnete ein Fenster und kletterte hinaus, was sich mit ihrem Babybauch als schwierig erwies. Draußen angekommen zückte sie ein Messer, welches sie sich in der Küche gegriffen hatte, und rannte zum Vordereingang. Dort sah sie den Rücken des Vorcas und hörte Julius’ Schmerzensschreie. Sie schlich sich an den Vorca ran, doch dieser drehte sich um und hielt das Messer, welches sie gerade in seinen Rücken stoßen wollte, fest. Bevor Leona ihren Blick senken konnte, traf sie der stechende Blick des Vorcas. „Leona!“, schrie Julius, doch Leona reagierte nicht. Sie war von dem Blick des Vorcas hypnotisiert worden. Julius griff sich die Axt, die immer neben der Tür stand und hiebte auf den Vorca ein. Dieser reagierte zu spät und so trennte Julius sauber den Kopf des Vorcas von seinem Körper. Blut spritze zu allen Seiten und der Vorca und Leona sackten zusammen. „Leona“. Julius beugte sich besorgt zu ihr runter. In diesem Augenblick öffnete Leona schon wieder die Augen und stand mit Hilfe von Julius auf. Beide sahen sich an und rannten los in die Nacht hinein. Sie hatten gerade das Ende der Straße erreicht, als ein lauter Knall ertönte und ihr Haus in Flammen aufging. Keiner der beiden blickte zurück, doch Leona weinte leise eine Träne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)