Ray of light von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 12: I walk alone ------------------------ Meine Mutter fing an zu weinen: „Es war die einzige Möglichkeit und zu trennen. Ihr wart in großer Gefahr und dein Vater und ich waren der Ansicht, dass es das beste wäre uns zu trennen, damit, wenn die dunkle Seite einen von uns findet und umbringt, immer noch ein anderer da war, um Jäger zu werden.“ Ich sah sie an. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Doch dann fiel mir eine wichtige Frage ein: „Wieso hast du mich dann ausgesetzt? Warum hat Felicia mich groß gezogen?“ Meine Mutter seufzte. „Weil die Situation, dass wir in Gefahr gerieten, Wirklichkeit geworden war“, erklärte sie immer noch unter Tränen. „Ich bin mit dir geflohen, doch es sah so aus, als würde ich nicht schnell genug sein, um entkommen zu können. Also habe ich dich vor der Tür der Schwester ausgesetzt. Ich dachte, dass wenigstens du die Nacht überleben solltest. Letztendlich habe ich es dann doch geschafft, aber in dem Moment habe ich an nichts anderes gedacht, als an deine Sicherheit.“ Sie endete und konnte vor lauter Schluchzern nicht mehr reden. Ich war etwas hilflos. Mein Leben ergab jetzt endlich einen Sinn. Ich hatte meine Mutter gefunden und erfahren, warum ich damals von ihr ausgesetzt worden war. Langsam stand ich auf und setze mich zu ihr rüber und nahm sie in den Arm. Vorsichtig strich ich ihr über den Rücken. Sie lehnte sich an meine Schulter und weinte sich aus. Nach Stunden so kam es mir vor, versieckten ihre Tränen. Sie sah erschöpft aus, deswegen stand ich vorsichtig auf und legte sie auf das Sofa. Sie schlief sofort ein. Ich wandelte durch ihr Haus und fühlte mich mit einem Mal wieder sehr einsam. Ich hatte meine Mutter gefunden und ich hatte Antworten bekommen, doch noch nicht genug. Was war mit meinem Vater? Was war aus meinem Bruder geworden? Wo lebten sie jetzt? Waren sie zusammen oder waren auch sie getrennt worden? Die Fragen überschlugen sich nur so in meine Kopf. Erst das Klingeln des Telefons riss mich aus meinen Gedanken. Ich ging zurück ins Wohnzimmer auf der Suche nach dem Telefon, doch da sah ich meine Mutter, die aufgewacht war und bereits ans Telefon gegangen war. Ich wollte nicht lauschen, deswegen ging ich ins Badezimmer und lies mir kaltes Wasser über die Pulsadern laufen. Das beruhigte mich meistens. Als ich damit fertig war, ging ich wieder ins Wohnzimmer, doch da war meine Mutter nicht mehr. „Leona?“, rief ich, da ich noch nicht bereit dazu war sie Mama zu nennen. „Oben“ kam es zurück und ich ging die Treppe hoch, wo ich Leona im Schlafzimmer antraf. Sie war dabei eilig ein paar Sachen in eine kleine Reisetasche zu werfen. „Pack schnell ein paar Sachen ein, wir fahren“, sagte Leona, als sie mich bemerkte. Ich war verwirrt. Ich konnte nicht weg. Felicia war im Krankenhaus. Ich hatte morgen wieder Schule. Ich musste Kai wieder sehen. Da fiel mir ein, dass Kai ja tot war. Ich sackte zusammen. Tränen rannen mir über das Gesicht. „Emma!“, rief Leona entsetzt. „Ich kann nicht...“, bekam ich gerade noch raus. Leona nahm mich ich den Arm, was mich entgültig zum weinen brachte. Ich war völlig verzweifelt und kam einfach nicht damit klar, was in so kurzer Zeit aus meinem Leben geworden ist. „Emma dafür haben wir jetzt keine Zeit!“, hörte ich Leonas Stimme an meinem Ohr. Ich stieß sie weg. Wieso keine Zeit? Sie musste doch Verständnis haben, dass ich gerade nicht mehr konnte. Leider hatte ich meine Kraft nicht ganz unter Kontrolle. Leona flog über ihr Bett hinweg und knallte gegen die Wand. „Oh Gott“, bekam ich noch heraus. Schnell eilte ich zu ihr. „Tut mir leid“, bekam ich noch hervor, bevor mir wieder die Tränen über das Gesicht liefen und meine Stimme brach. Leona rappelte sich auf und meinte: „Du bist wahrlich meine Tochter“. Sie rann sich ein kleines Lächeln ab, doch ich sah eindeutig, dass ich ihr wehgetan hatte. „Wir müssen nach Neumünster, dein Vater braucht unsere Hilfe. Deinem Bruder geht es nicht gut“, erklärte Leona und packte weiter. Vor Schreck hörte ich auf zu weinen. Mein Vater? Mein Bruder? Doch bevor ich auch nur eine Frage stellen konnte, hatte Leona fertig gepackt und meinen Arm gepackt und zog mich nun zu ihrem Auto, welches in der Ausfahrt parkte. Wir fuhren zum Haus, welches Felicia und och bewohnten. Ich rannte rein und fing an meine Sachen zu packen. Ich hatte mich soweit beruhigt, dass ich ganz objektiv denken konnte und gezielt nach den Sachen griff, die ich für ein Wochenende brauchte. Ich rannte ins Badezimmer und wieder zurück. Nach zehn Minuten hatte ich alles gepackt und rannte mitsamt meiner Tasche wieder nach unten. In der Eingangshalle griff ich schnell noch meinen MP3-Player, damit ich mich auf der Fahrt ein wenig mit Musik ablenken konnte. „Wieso brauchst du denn so lange?“, fragte mich Leona genervt, als ich wieder ins Auto stieg. Ich warf ihr nur kurz einen bösen Blick zu und konzentrierte mich dann auf meine Musik. And She will be my Death. Like on the Battle field. She's got her weapons armed. And she will always be my Beloved Enemy. Irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Ich erwachte erst wieder, als wir vor einem Haus hielten. Ich machte meinen MP3-Player aus und stieg aus. Ich blickte mich um. Es war eine schöne Gegend. Ich folgte Leona die Stufen zur Haustür hinauf. Sie klingelte. „Wo sind wir?“, fragte ich sie. „In Neumünster“, antwortete sie, während sich auch schon die Haustür öffnete. Ein Mann stand in der Tür. „Leona!“, rief er sichtlich erfreut und nahm sie in den Arm. Nach einer Ewigkeit so kam es mir vor, ließ er sie wieder los und küsste sie. Erst jetzt schien er mich zu bemerken. „Emma, das ist Julius. Dein Vater“, stellte uns Leona vor. Julius musterte mich und dann lächelte er. Ich schluckte. Das Lächeln kannte ich nur zu gut. Es war mein Eigenes. Ehe ich mich wieder fassen konnte, hatte mich Julius auch schon in seine Arme genommen. „Oh Gott, ich dachte ich würde dich nie wieder sehen“, sagte Julius und man hörte eindeutig, dass er gegen seine Tränen ankämpfte. Auch ich spürte auf einmal einen Kloß in meinem Hals. Er ließ mich los und sah dann Leona eindringlich an. „Wie geht es ihm?“, fragte diese. „Er hat sich seit einer Woche nicht mehr bewegt. Nichts gegessen, nicht geschlafen. Er ist nicht einmal aufgestanden, um auf die Toilette zu gehen. Ich weiß nicht, was wir anderes machen können. Ansonsten würde ich euch da nie mit reinziehen. Das weißt du“, sagte Julius und seufzte einmal tief. Leona nickte. Ich stand daneben und sagte nichts. Ich wusste auch nicht worum es ging. Auch wenn ich heraus hören konnte, dass es anscheinend um jemanden ging, der entweder sehr krank oder sehr traurig ist. Ich folgte Julius und Leona, meinen Eltern (ich hatte immer noch Probleme sie als meine Eltern anzuerkennen), ins obere Stockwerk. Wir blieben vor einer Tür stehen. Julius legte seine Hand auf die Türklinke. „Bereit?“, fragte er Leona. Diese nickte. Langsam drückte er die Klinke herunter und öffnete die Tür. Erst standen sie mir im Weg und ich konnte nicht sehen, wer dort lag. Doch dann traten sie ein Schritt zur Seite, damit ich auch etwas sehen konnte. „Luke“, keuchte ich. Dort vor mir im Bett lag Luke. Leblos. Wenn sich nicht seine Brust leicht heben und senken würde, könnte man denken er wär tot. „Ihr kennt euch?“, fragte Leona erstaunt. Auch Julius sah verwirrt aus. Ich konnte nur nicken. Langsam ging ich näher zum Bett und ließ mich davor fallen. „Luke“, flüsterte ich. Ich vergaß vollkommen, dass Julius und Leona hinter mir standen. Ich vergaß meine Sorgen und Probleme. Jetzt zählte nur, dass Luke mich hörte. Ich strich ihm eine Strähne seines kinnlangem schwarzen Haares aus der Gesicht, welche jedoch so gleich zurück fiel. Ich strich ihm über die Wange. Eine einzelne Träne lief mir über die Wange. Wie er so bewegungslos dalag. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich blickte auf und sah das es Julius war, der mich sanft aber bestimmend von Luke wegzog. Ich wehrte mich nicht. Er führte mich ins Wohnzimmer, wo wir uns auf das Sofa fallen ließen. Julius hatte einen arm um mich gelegt. Irgendwie fühlte ich mich wohl so. Es war so ein Gefühl von Geborgenheit, welches ich nicht kannte. Ich kuschelte mich leicht an ihn. Leona setzte sich uns gegenüber in einen Sessel. Die Stimmung wurde merklich angespannter und ich versuchte mich abzulenken, indem ich mich etwas im Zimmer umsah. Es war in einem hellen grün gehalten und wirkte dadurch sehr gemütlich. Die eine Wandseite war mit einer Schrankfront zu gestellt worden, in der sich auch der Fernseher und diverse andere Elektrogeräte, wie ein DVD- Player und eine Stereoanlage, befanden. Die Couch war beige und sehr bequem. An einer anderen Wand hingen Bilder. Hauptsächlich waren es Aufnahmen von Sonnenuntergängen. Leona räusperte sich und ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. „Emma, wie du sicher mitbekommen hast, haben wir ein Problem.“ Sie stockte. Schnell sprang Julius für sie ein. „Es geht, wie du sicher auch schon mitbekommen hast um Luke. Deinen Bruder“. Ich guckte ihn verwirrt an. Was sagte er da? Luke sollte mein Bruder sein. Sprachen wir von dem gleichen Jungen der oben lag und sich nicht rührte, den Jungen den ich vor einer Woche fast geküsst hätte? Das sollte mein Bruder sein. In mir kam das Bild von unserem letzten Treffen hoch. Ich blickte in seine blauen Augen und verlor mich in ihnen. Sie waren von so einem intensiven blau. Sie waren nicht hellblau, so wie bei den meisten, sondern ziemlich dunkel. Ich sah wie sein Gesicht immer näher kam. Auch ich kam ihm automatisch näher. Wir hielten erst an als sich unsere Nasen bereits berührten. Dieser Junge sollte mein Bruder sein? Ich wollte das nicht glauben. „Emma, wie brauchen deine Hilfe!“ Hörte ich eine Stimme aus weiter Entfernung. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Zögernd fragte ich: „Was soll ich denn machen?“ „Es gibt da ein uraltes Ritual. Das beruht auf der auf der engen Verbundenheit von Zwillingen. Es ist ein wenig Gefährlich, aber unsere letzte Chance“, begann Julius. Leona reichte mir ein altes in Leder gebundenes Buch. Ich nahm es und betrachtete die aufgeschlagene Seite. „Da steht, dass ich mich für immer in seiner Gedankenwelt verirren kann.“ Ich sah meine Eltern fragend an. Diese nickten. Ich sah wieder auf die Seiten. „Ich mach’s“, sagte ich dann mit fester Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)