mute kiss, unfulfilled longings von GeezKatsu (Es begann mit einem Mistelzweig... Puzzleshipping ~ Yami/Yugi) ================================================================================ Kapitel 2: ... verhedderte sich in der Realität ... --------------------------------------------------- “Ein Tag beginnt wie jeder andere auch. Man wacht auf, hat kurzzeitig den Sinn zur Realität verloren und befindet sich mit den Gedanken noch in einer Traumwelt. Da, wo alles möglich scheint und nur die guten Dinge regieren. Aber schon nach wenigen Sekunden, blinzelt man, und man muss feststellen, das es wie jede Nacht war... nur ein einfacher Traum. Er war schön, aber nicht echt. Die ersten Sonnenstrahlen werden durch dein Fenster scheinen und mit etwas Glück regnet es nicht. Auch wenn man sein Leben verflucht, so solltest du nicht immer nur das negative auf der Welt heraus ziehen. Die kleinen Dinge des Lebens solltest du mehr Beachtung schenken. Hör auf, ständig in den Rückspiegel zu blicken, sondern konzentriere dich auf die Straße, die vor dir liegt. Geh auf die Straße, bleibe einfach stehen und lausche. Merke dir alles gut. Denn dort findest du Lärm, Abgase, Gehupe der Autos und Gesprächsausschnitte fremder Leute, die an dir vorbei laufen. Es scheint alles normal, aber kaum einer fühlt sich wohl. Wenn du auf das höchste Dach der Stadt gehst und du wieder lauschst, was hörst du?“ Ich drehte mich im Licht der Sonne, die Arme weit von mir gestreckt und ein zufriedenes Lächeln war auf meinen Lippen. Ein kleines Stück Freiheit hatte ich mitten an dem Platz gefunden, wo ich mich so eingeengt fühlte. Ein Windhauch strich sanft über mein Gesicht, spielte mit meinen Haaren und ich genoss dieses Gefühl. “Was du dort finden wirst, ist das Selbe, aber nicht das Gleiche. Es ist deine Welt, in der du lebst, nur aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Jeder trägt den Lärm in sich, man muss sich nur mal trauen, die Stufen zu erklimmen und über die Brüstung zu schauen. Bemerkst du die Stille? Diese Einsamkeit, die aber dennoch Willkommen ist? Jeder Mensch braucht seine Auszeit, du solltest sie dir auch mal nehmen um Kraft zu tanken. Weit oben bist du etwas abgeschirmt und kannst wieder durch atmen. Weißt du, wo ich gerne hingehe? Zum Landmark Tower vor dem Sky Garden*. Dies ist das höchste Gebäude Japans und das direkt in unserer Stadt. Von dort hast du eine fantastische Aussicht und kannst einfach mal die Seele baumeln lassen... und gib es zu. Es gefällt dir dort genauso wie mir.“ Langsam öffnete ich wieder meine Augen. Dadurch, das mein Kopf in den Nacken gelegt war, blickte ich direkt in den wolkenfreien Himmel. Diese besondere Farbe von Blau hatte ich bisher immer nur dort oben gesehen. Es war … dieses Gefühl war wie beim aufwachen, eindeutig. Man denkt, man kann es greifen, als läge das Glück direkt vor dir und du fühlst dich einfach nur frei. Seufzend nahm ich die Arme wieder runter, doch mein Gesicht weiter den Himmel entgegen gestreckt. Es ist erstaunlich, wie er mein Herz erreichen kann. Ohne ein Wort zu sagen, kann er die Dunkelheit erhellen. Auch wenn ich es versuchen würde, ich könnte es mir niemals erklären, was ich höre, wenn er gar nichts sagt. Den ganzen Tag über höre ich Leute laut sprechen, aber wenn ich seine Briefe lese, übertönt er die Menge. “Und nun wird es an der Zeit, das du den ersten Schritt tust. Geh einfach immer weiter und sprich das aus, was dich bedrückt. Hab keine Angst vor der Realität, denn nach dem ersten Schrecken ist es gar nicht so schlimm, wie man zuerst dachte.“ Und ich tat es, was er mir geraten hatte. Ich wusste nicht, warum ich diesen Ratschlag befolgte. Auch wenn ich ihn nicht kannte, ja nicht einmal seinen Namen, so wusste ich doch, das er Recht hatte. Ich sagte selbst einmal, das ich keine Lust mehr auf dieses Ja und Ahmen hatte. Ich ging zu meinen Eltern und setzte mich mit ihnen zusammen. Eine Lüge geht immer sehr leicht von den Lippen. Man denkt sich, das Ziel ist wichtig, nicht der Weg. Doch was man dabei völlig außer Acht lässt, ist, das der Weg genauso wichtig ist, um an das Ziel zu kommen. Auch nur eine falsche Abzweigung kann alles über den Haufen werfen. Und die Wahrheit... sie war unsagbar schwer. Ich hatte Angst vor den enttäuschten Gesichtern oder den wütenden Blick meines Vaters. Ich konnte es mir schon Bildlich vorstellen, wie er aufsprang und mir an den Kopf knallt, wie undankbar ich sei. Nun ja, in vielen Familien wäre es so gewesen. Doch ich hatte nicht mit der Toleranz von ihnen gerechnet. Das Verständnis meiner Mutter. Das Mitgefühl meines Vaters und der Stolz beider Seiten. Sie waren stolz, das ich es gesagt hatte. Am Ende war die Nacht eingebrochen. Das Gespräch war lang und anstrengend. Ohne, das ich es wollte, musste ich alles erzählen, was mich störte. Mir ihnen mein Herz öffnen, das für mich am schwersten war. Doch wir kamen zu einer Einigung. Wenn ich nicht mehr mit umziehen wollte, sollte ich es sagen und sie würden sich für eine Wohnung für mich kümmern. Es klang wie an einen Morgen, kurz nach dem aufwachen... wie ein Traum. Ich sollte erst viel später erfahren, das die Träume schnell zerplatzen, wenn nur eine spitze Nadel sie berührt. “Du wirst sehen, wie befreiend das Gefühl sein kann, wenn du über deinen eigenen Schatten springst. Jede Last fällt von deinen Schultern, die dich zur Schwerkraft gezwungen hatte. Anschließend denkst du, zu schweben. Du kannst alles erreichen. Doch sollte man auch nicht zu übermütig damit umgehen. Denn auch, wenn das leben Meisterbar ist, so hat es auch seine Tücken.“ Seinen letzten Brief hatte mir Joey überreicht, als ich meinen Spind geschlossen hatte. Er sagte mir, das er mir herunter gefallen sei und er auf dem Boden lag. Ich zweifelte ein wenig, da ich extra die Augen offen gehalten hatte, aber dennoch den Umschlag übersehen hatte. Doch ich nahm ihn grinsend an und der Blondschopf grinste zurück... und ging. Ja, er ging einfach so. Fragte nicht, was in den Briefen drin stand, von wem diese seien. Rein gar nichts. Er ging einfach so und winkte mir noch einmal zu, bevor er um die nächste Ecke verschwand. Und genau das machte mir zu schaffen. Er war neugieriger als jeden anderen, den ich kannte. Doch er fragte nichts. Wiederhole ich mich gerade? Nun, das zeugte meine Verwirrtheit. “Ich habe dir nun alles gezeigt, woraus die Grundbausteine von Glück sind. Die wahre Bedeutung der Worte, die du jeden Tag ausgesprochen hattest, aber nie wusstest, wie es sich anfühlte. Jetzt weißt du, wie kräftig ein Herz richtig schlägt, wenn es für einen Moment frei sein kann. Doch eines weißt du noch nicht. Wie sich die Liebe anfühlt. Wie es ist, wenn du so sehr gebraucht wirst, das du wichtiger zu sein scheinst, als die verdammte Luft zum Atmen. Wichtiger als Essen oder Trinken. Wichtiger, als alle elementaren Bedürfnisse eines Menschen. Sie scheinen unwichtig, zerfallen zu Staub vor deinen Füßen, wenn du nur einen Gedanken hast – ich liebe diesen Menschen. Ich weiß nicht, ob ich das Recht dazu habe, aber ich möchte gern versuchen, dieser Mensch in deinen Leben zu sei ~“ Plötzlich wurde mir das Papier aus der Hand gerissen. Ein Mitschüler war an mir vorbei gerannt und ein Anstecker hatte sich durch die Reibung mit dem Blatt verhakt und nun klebte es am Rucksack fest. Der Besitzer verschwand in der Menge und somit aus meinen Augen. „Nein!“ Fast schon panisch rannte ich ihm hinterher. Ließ meine Bücher vor meinen Spind zu Boden fallen, ließ meinen eigenen Rucksack achtlos zurück. Ich zwängte mich verzweifelt durch Körpermassen, stolperte, fiel und rappelte mich wieder auf... … aber umsonst. Ich sah den Jungen nicht mehr, hatte keine Ahnung, wo er hin war. Ich wusste nicht, woher das Gefühl kam, aber ich glaubte, das in dieser Nachricht das stand, was ich unbewusst ersehnte. Ein Treffen. Eine Möglichkeit für seine Dreistigkeit ihn ins Gesicht zu spucken, nur um ihn anschließend in die Arme zu schließen. Doch ich hatte es verbockt. Es gab nur diese eine Chance. Ich wusste nicht, wie ich ihn erreichen konnte. Ich wusste ja nicht einmal seinen Namen! Den ganzen Tag hielt ich Ausschau nach dem Rucksack. Sogar während des Unterrichts blickte ich aus dem Fenster, jeder zeit bereit auf zuspringen. Doch ich sah niemanden. Selbst nach jeder Stunde habe ich meinen Spind auf den Kopf gestellt, in der Hoffnung einen weißen Umschlag zu finden. Ich entdeckte nie etwas. Genau eine Woche später, nach meinem Schulschluss stand ich wieder vor meinem Spind und kramte alles raus, was nicht Niet- und Nagelfest war. Jedes Buch wurde auseinander geklappt, geschüttelt, nur um anschließend frustriert auf dem Boden zu landen. „Yugi?“ Erschrocken blickte ich zur Seite und Seto stand da, sah mir nur verständnislos an. „Was tust du da?“ „Das siehst du doch!“ Ich wollte mich nicht länger mit belanglosem Gerede aufhalten, ich hatte wichtigeres zu tun. Etwas wichtiges finden... Jeder Hefter wurde unter die Lupe genommen, wieder geschüttelt doch nur meine eigenen Notizen kamen zum Vorschein. „Warum räumst du ausgerechnet jetzt deinen Spind auf?“ „Ich räume nicht auf!!“ Ohne es zu wollen, hatte ich ihn angebrüllt, sah in seine Augen, die mich mit einem Blick musterten, den ich wieder nicht bei ihm zuordnen konnte. „Ich suche nur etwas.“ Ein Schluchzen konnte ich gerade noch so unterdrücken, aber leider nicht die Tränen, die wie Feuer in meinen Augen brannten. Kraftlos sank ich auf die Knie, stützte mich mit den Händen auf dem Boden ab. „Ich kann es einfach nicht finden.“ „Was nicht finden?“ Seto ging in die Hocke und legte mir eine Hand auf meine Schulter. Die Geste sollte mich wohl beruhigen, doch sie erreichte nur das Gegenteil. Am liebsten hätte ich meine ganze angestaute Wut hinaus geschrienen, mich für meine eigene Dummheit bestraft. Doch wieder kam nur ein Schluchzen über meine Lippen. Ich wusste selbst nicht, warum ich mir alles so zu Herzen nahm. Ich kannte ihn nicht. Er war für mich ein völliger Fremder.. ein Fremder, der mir ein Teil des Lebens neu entdecken lies. Die letzten Wochen waren für mich die schönsten, seit ich denken konnte. Noch nie hatte sich jemand solche Mühe für mich gegeben. Nie hatte mich einer mit diesen Augen gesehen, wie er es tat. Und ich hatte diese Chance versemmelt, ihn zu danken. Ohne diesen Brief, konnte ich keinen weiteren Hinweis finden, etwas neues kennen lernen, mich ihm näher fühlen. Nichts! „Den Brief... ich kann den Brief nicht finden.“ Seto öffnete die Lippen, schien etwas sagen zu wollen, doch in den Moment tauchte Joey auf, Tea neben ihn. Sofort stürzten sich beide zu mir und ich fühlte mich umzingelt, eingeengt. „Was machst du hier?“ Ich lachte. Zumindest dachte ich, es wäre ein Lachen, doch es hörte sich eher wie ein gequälter Schmerzensschrei an, der tief aus meiner Seele kam. „Er findet den Brief nicht.“ Setos Stimme klang etwas geschockt und Joey überrascht, als dieser antwortete. „Was?“ Seine Hände lösten Setos ab, indem sie sie beiseite schoben, meine Schultern packten und mich zu ihm drehte. „Es wird keine weiteren geben, Yugi! Er hatte es dir doch geschrieben.“ Mein Blick war irritiert und verwirrt. „Ich konnte ihn nicht zu Ende lesen... ich … ich habe ihn verloren.“ Tea keuchte neben mir auf, doch Joey lies sich nicht beirren. Er schob seinen Ärmel hoch und blickte auf seine Uhr. „Verdammt.“ Die anderen Beiden taten es ihm gleich und jeder schien bedrückt. Ich kam mir vor, als würde ich im falschen Film sein. Ich verstand nicht. „Yugi, du musst dich beeilen!“ Ehe ich wirklich realisierte, was er sagte, wurde ich von drei paar Arme wieder auf die Beine gezogen. Tea wandte sich meinen Spind zu, stopfte alles was auf dem Boden lag wieder ein, während Joey und Seto mich in den Flur hinein schoben. „Seit zwei Stunden wartet er auf dem Schuldach auf dich.“ Ich fragte nicht mehr nach, woher sie das wussten. Ich rannte einfach nur den Gang entlang, die Treppen hinauf. Hatte nur noch sein Blick vor Augen, wie er vor dem Backofen hockte und mich ansah, fühlte wieder die kalten Finger an meiner Nase und die sanften Lippen auf meinen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Oben angekommen riss ich sofort die Tür auf und stürmte auf das Gelände vom Dach, kam schlitternd am Zaun stehen, sah mich um. Doch ich war allein. Später erfuhr ich, das er mir eine Woche Zeit gegeben hatte, um über seine Worte nach zu denken. Er wollte mich nicht bedrängen, er wollte mir Zeit lassen, mich nicht überfordern. Sein Name sei Yami. Und dieser Yami hatte auf den ersten Blick etwas in mir gesehen, das ihn an mich bannte, ihn fesselte und ihn zu diesen Taten verführte. Er hatte keine Gegenleistung von mir erwartet und wie er selber einmal Joey geschrieben hatte, war es purer Egoismus. Er wollte nur seine Sehnsucht befriedigen. Ich will alles, aber nichts von dir. Durch Joey und den anderen erfuhr er mehr über mich. Seit dem Tag auf dem Ball habe er einen Narren an mir gefressen und habe sie ausgequetscht. Sie erzählten ihm alles was sie wussten. Unter einer Bedingung: Sie wollten immer wissen, was in den Briefen stand. Sie waren es, die mir die Umschläge in den Spind geschoben hatten. Joey hatte an dem Tag auf der Bank nicht den Brief gefunden, sondern vorher aus seiner Tasche genommen und ihn da hingelegt, bevor er sich neben mich setzte. Sie waren die Boten. Sie hatten die Zügel in der Hand um notfalls einschreiten zu können, falls es mich überforderte. An diesen Tag verschwand Yami. Er hatte so lange auf mich gewartet, wie es seine Zeit zuließ. An diesen einen Tag fuhr er zurück in seine Heimatstadt. Der Schüleraustausch war beendet gewesen und war nur noch einmal gekommen, in der Hoffnung, das ich mich traute. Tja, nun stehe ich hier, vor dem riesigen Campus, genau ein Jahr später, in seiner Stadt, um mich erneut zu trauen. Ich weiß nicht, wie dieser Kerl aussieht, der mir so den Kopf verdreht hatte, doch ich bin fest entschlossen, ihn zu finden. tbc *Der Tower existiert in Yokohama, die zweitgrößte Stadt des Landes. Die Aussicht von dort ist einfach nur Atemberaubend. Aussicht bei Tag http://www.muza-chan.net/aj/poze-weblog/yokohama-landmark-tower-view-15-big.jpg Der Landmark Tower bei Nacht http://www.japan-i.jp/explorejapan/kanto/kanagawa/yokohama/4oa00l0000006tos-img/4oa00l0000006tpa.jpg Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)