Black Shadow (ab 16 Jahre) von raylight ================================================================================ Kapitel 14: Das Opfer,1248 -------------------------- Der Herbst brach ein. Wolken verdeckten die Sonne. Doch es regnete nicht. Ein leichter Wind wehte in Shadows Gesicht. Neben ihm lief seine Frau. Beide machten einen Spaziergang am Strand. Da sie im achtem Monat Schwanger war achtete er auf sie. Einem Tag zuvor hatte Jeffery ihm bis zur Geburt des Kindes frei gegeben, weil er mit Shadows Arbeit mehr als zufrieden war. Mit Argwohn betrachtete Shadows ihre Eßgewohnheiten. Sie hatte in den letzten Monaten dreißig Kilo zugenommen. Es waren Neunzig Kilo bei einer Größe von ein Meter fünfundsechzig. Er seufzte. “Hoffentlich wird sie nach der Geburt des Kindes nicht noch dicker.”, dachte er besorgt. Elisabeth dagegen sah es positiv. Sie dachte überhaupt nicht, daran ihre neue Gewohnheit abzulegen. Nie hätte sie gedacht, daß sie einmal von ihm ein Kind erwartet. Eine Woche später, es war ein Nachmittag, holte Shadow eine befreundete Hebamme, die drei Häuser weiter wohnte. Der junge Mann mußte vor dem Haus warten. Nervös und angespannt liefen er vor der Haustür hin und her. Er betete ersten Mal zum Himmel, daß es ein Mädchen mit roten Haaren wird. Nach einer Weile hörte er erste Babyschreie. Ein paar Minuten später trat die Hebamme vor die Tür. sie lächelte ihn an. Dann führte sie ihn zu seiner Frau. Er trat an ihr Bett. Das Kind war an die Mutter gekuschelt. Sie lächelte ihn an. “Es ist ein Mädchen, wie du dir gewünscht hast. Ich lebe noch, siehst du.”, scherzte sie. “Das sehe ich.”, meinte er sanft. Er lächelte sie an. “Wann hast du einmal richtig herzlich und laut gelacht?” “Ähm, bis jetzt nur einmal, seit ich verbannt wurden bin in Ohara und das war vor neunzehn Jahren, als ich Joe kennenlernte. Seitdem nie wieder.” “Verstehe. Such du einen Namen für sie aus.”, meinte sie erschöpft. “Isabell.” “Ein schöner Name.” Mit diesen Worten schlief sie ein. Shadow streichelte ihre Wange. Endlich nach all den Jahren hatte auch er einmal Glück im Leben. Isabell war ein hübsches Kind. Sie hatte dunkelbraune Augen und rote Haare. “Wie kommen die roten Haare zu stande?”, fragte Elisabeth ihren Mann. “Weißt du, wie ich von Joe und meinem Vater hörte, war meine Mutter eine rothaarige Frau. Daher die roten Haare.” “Verstehe.” Das Kind war ein Wirbelwind und ihre Neugierde kannte keine Grenzen. Sie hielt ihre Eltern ganz schön auf Trap, obwohl sie gerade einmal ein Jahr alt war. Ihr Vater schaffte es immer wieder sie zum Lachen zu bringen. Das ganze Dorf hatte seine Familie ins Herz geschlossen. Überall wo er hinkam begrüßten die Leute ihn. Jefferys jüngster Sohn, Tiron, war gerade einmal sieben Jahre alt. Er hatte schwarze Haare und blaue Augen. Der Junge sah Shadow gerne bei der Arbeit zu und hörte aufmerksam seine Abenteuergeschichten, die er auf See erlebt hatte. Tiron kannte ihn schon seit er drei Jahre alt war. “Shadow, ich habe einen Entschloß gefaßt. Ich werde Pirat.” “Wenn du dir nicht zu viel zu mutest. Na, hoffentlich endest du nicht so wie ich vor sieben Jahren. Ich würde dir empfehlen in acht Jahren los zu segeln.”, stöhnte er. “Aber du bist doch mit sieben Jahren angeheuert wurden!”, meinte er zornig. “Ich bin in schlechteren Verhältnissen aufgewachsen, als du. Junger Mann! Ich hatte keine Eltern. Aber du hast deine Eltern noch. Bitte, fahr erst in acht Jahren los. Bis dahin lehre ich dich, alles übers Meer und das Kämpfen. OK?” Tiron nickte betrübt. “Außerdem mußt du noch das Schwimmen üben.” “Hey, Moment mal. Du kannst auch nicht schwimmen! Durch diese komische Frucht” “Das denkst du. Ich weiß, daß ich in meiner Kindform schwimmen kann.” Tiron schwieg gereizt. Am nächsten Tag ruderte Tiron in einem Ruderboot vom Strand los. “Pah! Von wegen Warten. Dem werde ich es zeigen!”, meinte er zornig. Jefferys Frau, Cornelia, war zwei Jahre jünger als ihr Mann. Sie war blondhaarig, ein Meter fünfzig groß, hatte blaue Augen und war etwas mollig. Als Cornelia auf Shadow zu kam, bemerkte er sie so fort. “Was ist?”, fragte er. “Hast du meinen Sohn gesehen?” Shadow hob die Brauen. “Nein, wieso?” “Ich hatte gedacht, er wäre bei dir. Tiron ist ohne ein Wort gegangen. Hast du eine Ahnung, wo er ist?” “Er ist verschwunden?”, fragte Shadow entsetzt. “Ja. Ich habe schon überall nachgeschaut.” Mit aufgerissenen Augen blickte er zu der Frau. “Oh nein! Er wird doch nicht etwa mit dem Ruderboot hinausgefahren sein.” “Was?!” “Keine Angst, Cornelia. Ich hole ihn zurück.” Mit diesen Worten rannte er Richtung Strand. “Dieser Volltrottel! In dieser Gegend schwimmt ein riesiger Hai. Schon bei meiner Ankunft habe ich seine Anwesenheit gespürt. Das Vieh hat schon viele Menschen verletzt und getötet.” Tiron hörte plötzlich merkwürdige Geräusche. Er lutschte gerade am Zeigefinger, weil er sich am Riemen geschnitten hatte und das Blut am Finger hatte er mit Salzwasser ausgespült. Als er sich umdrehte, sah er ein riesigen Hai. Der sich gerade am Bug festgebissen hatte. Vor Angst sprang er kopflos ins Wasser. Der Hai zerstörte das Boot mit seinen wuchtigen Kiefer. “Er ist eindeutig von meinen Blut angelockt worden.”, sagte sich Tiron. Dann fiel ihm ein, daß er nicht schwimmen konnte. Panisch pattelte er mit den Händen. Nun schwamm der Hai auch noch auf ihn zu. “Hilfe!”, brüllte er so laut er konnte, “So hilf mir doch jemand! Ahhh!” Tiron schloß seine Augen. Das Untier war ihm so nah, daß er seinen warmen Atem spüren konnte. Plötzlich spürte er wie ihn etwas zurückzog. Ein Geräusch von zuklappenden Kiefern war zu hören. Er spürte, das aufgewühlte Wasser. Als er seine Augen aufmachte, sah er in zwei Meter Abstand den Hai. Dann blickte er nach links und sah ein Kind neben ihn. “Shadow!”, durchfuhr es Tiron. Wütend blickte Shadow den Hai an. “Los verschwinde!”, fuhr er mit einer Kinderstimme den Hai an. Verängstig von Shadows starker Aura, tauchte das Tier ab und schwamm davon. “Danke!”, brachte er nur heraus. “Du kannst dich später bedanken, du Trottel! Ich habe dir schon fünfhundertmal gesagt, daß du so etwas nicht machen sollst. Deine Mutter ist krank vor Sorge!”, fauchte Shadow ihn an. “Tut mir Leid.” “Hoffentlich, war das dir eine Lehre. Komm ich bringe dich an Land.”, keuchte er. Er brachte ihn zurück ans Ufer. Keuchend krochen sie an den Strand. Shadow nahm seine wahre Gestalt wieder an. Der Junge bemerkte das Blut an Shadows linken Schulter. Erschöpft fiel Shadow in den weichen Sand. Seine rechte Hand auf die blutende linke Schulter gelegt. Nun fiel bei Tiron der Groschen. Er kniete sich zu ihm hin. “Oh nein!”, schluchzte er, “Dein Arm!” Als Shadow ihn vor den Hai rettete, hatte das Raubtier ihm den linken Arm abgebissen. “Hey, hör auf zu weinen. Ich kann keine traurigen Augen sehen.”, meinte Shadow sanft. “Ich... Ich kann nicht anders, wenn ich auf dich gehört hätte. Dann... Dann wärst du nicht verletzt wurden. Es tut mir alles so Leid!” Shadow lächelte ihn an. “Das ist schon in Ordnung. Es hat wenigsten einen Sinn gehabt.” Dann verlor er das Bewußtsein. “Shadow! Shadow!”, rief Tiron verzweifelt. Doch es war vergebens. Tränen rannen unaufhörlich sein Gesicht hinunter. Der Junge stand auf und blickte zum Haus des Arztes, der am Rand des Dorfes wohnte. Ohne Nachzudenken stürmte er los. Der Arzt kam gerade aus der Haustür, als er Tiron panisch auf ihn zu rennen sah. Er bemerkte sofort, daß etwas nicht in Ordnung war. “Dr. Kevin! Shadow ist verwundet!”, rief Tiron ihm zu. Kevin hob die Brauen. Er war zwei Jahre älter als Shadow, ein Meter fünfundsiebzig groß, muskulös, braunhaarig und grünbraune Augen. “Ist das wahr?” “Ja.” “Zeig ihn mir.” Der Arzt folgte dem Kind. Shadow war noch bewußtlos. Tiron zeigte ihm die Wunde. “Oh! Das sieht übel aus. Hör zu, sag sofort seiner Frau Bescheid. Ich bringe ihn in meine Praxis.” Der Junge nickte und rannte los. Elisabeth saß gerade am Tisch und genoß ihr sechzehntes Stück Käse. Sie hatte nach der Schwangerschaft zwanzig Kilo zu viel auf die Waage gebracht. Die sie bis heute nicht abgespeckt hatte, sondern fünf weitere Kilos zu genommen hatte. Ihre alten Piratenkleider paßten ihr gerade noch so. Die Fettpolster schimmerte unter ihren Hemd hervor. Der Hüftspeck quoll über ihre Hose und hatte an ihrem Gürtel das vorletzte Loch erreicht. Es klopfte an der Tür. “Warum müssen sie immer beim Essen stören.”, knurrte sie. Sie stopfte das letzte Stück in den Mund, stand auf und ging zur Tür. Bevor sie aufmachte, schluckte sie das Essen hinter und drückte die Klinke. “Tiron. Du weinst ja. Was hast du?”, staunte sie. “Shadow. Er... Er ist verletzt, weil er mich vor einem Hai gerettet hat.” Elisabeth hielt entsetzt die Hand vorm Mund. “Oh mein Gott! Wo ist er jetzt?” “Bei Dr. Kevin.” “Gut. Paß auf Isabell auf. Sie ist im Schlafzimmer und schläft. Wenn sie aufwacht, muß jemand hier sein.” Tiron nickte. Schon stürmte sie zur Tür hinaus. Sie mußte nur fünf Häuser weiter und klopfte an Kevins Tür. Er machte auf. “Wie geht es ihm?” Kevin senkte den Kopf. “Er hat viel Blut verloren. Zur Zeit ist er bewußtlos.” “Wo ist er verwundet wurden?” “Shadow hat seinen linken Arm verloren. Am Oberkörper auf der linken Seite hat er zwei tiefe Bißwunden erlitten.” Elisabeth hielt entsetzt die Hand vor dem Mund “Oje.”, meinte sie geschockt. “Hoffentlich hat er keine gefährliche Krankheit mit den Wunden eingefangen. Aber da müssen wir leider abwarten.”, erklärte der Arzt weiter. “Kann er seine Arbeit auf der Werft, weitermachen, wenn seine Wunden verheilt sind?” “Mh, ich denke nicht. Für diese Arbeit braucht man zwei Hände. Shadow hat nur noch eine Hand. Soweit ich weiß, sucht Jeffery einen Schiffsbauzeichner. Wenn er gut zeichnen kann, braucht er nicht woanders Arbeit zu suchen, die für Einarmige sowieso eingegrenzt ist. Der Siebenundzwanzigjährige kann nicht mehr zu allen arbeiten eingesetzt werden, besonders die, wo man zwei Hände braucht.” “Verstehe.” “Jeffery sagt, er wäre sehr begabt. Stimmt das?” “Ja. Mit vier Jahren war er schlauer, als ein Dreißigjähriger. Jedenfalls hat mir das Shadow gesagt. Ich war da sehr überrascht, aber er ist ein schlechter Lügner. Man hat ihn damals den Namen Wunderkind gegeben.” “Mh, ist er Rechtshänder oder Linkshänder?” Mit großen Augen sah sie ihn an. Sie überlegte kurz. “Ähm, ich glaube Rechtshänder. Ein Linkshänder wäre mir bestimmt aufgefallen, weil ich noch nie einen gesehen habe.” “Aha! Ja dann, hat er vielleicht gute Chancen, ein Leben als Schiffsbauzeichner zu führen.” “Wie lange wird er brauchen, bis seine Wunden verheilt sind?” “Das kommt auf ihn an. So genau kann ich es dir nicht sagen.” “Wann kann er wieder arbeiten?”, fragte sie weiter. “Tja, nach vielleicht in einen oder zwei Monaten, wenn er als Schiffsbauzeichner anfängt.” “Das ist wenigsten eine gute Nachricht.” Kevin musterte Elisabeth ernst. “Wieviel wiegst du?”, fragte er plötzlich. “Ich? Keine Ahnung. Warum?” “Seit du Isabell bekommen hast, wirst du mit jeden Tag etwas dicker. Was sagt denn dein Mann dazu?” “Er hat vor einem Jahr gesagt, daß es ihm nichts ausmacht, wenn ich nach der Geburt meines Kindes etwas mehr Speck auf den Rippen habe. Jetzt meckert er ständig herum, ich sei zu fett und würde nur noch ans Essen denken.” Kevin lächelte. “Shadow möchte, daß du nicht das Essen liebst, sondern die Familie. Wenn du dein Gewicht gehalten hättest, statt weiter zu zunehmen, dann würde er nicht an dir so herummeckern. Ich teile seine Meinung.” “Natürlich! Ihr Männer müßt ja auch alle zusammenhalten.”, spottete sie. “Das ist nicht wahr. Ich sage es dir als Arzt!”, fauchte er sieh an. Sie knurrte. “Darf ich zu ihm?” “Ja, wenn er aufwacht, rede bitte leise mit ihm. Er braucht dringen Ruhe.” “Wie geht es Shadow?”, fragte plötzlich Tirons Stimme, der plötzlich vor ihnen stand. “Tiron! Du solltest doch auf Isabell aufpassen!”, fuhr sie ihn an. “Ich weiß, mein Vater spielt gerade mit ihr, weil ich mir Sorgen gemacht habe.” “Ihm geht es den Umständen entsprechend gut.”, erklärte der Arzt gelassen. Kevin führte sie zu Shadows Krankenbett. Beiden schmerzte es ihn so zu sehen. Er wirkte zerbrechlich. Sein rechter Arm lag über der Bettdecke. Am Rand der Decke schimmerte auf seiner Brust ein weißer Verband. Tiron begann wieder zu weinen. “Es tut mir alles so Leid. Hätte ich nur auf dich gehört.”, murmelte er. Wehmütig blickte Elisabeth ihren hageren Mann ins Gesicht. Er hatte sich überhaupt nicht verändert, nur das seinen Mund ein Dreitagebart umrahmte. Auch wenn er etwas offener geworden war, hatte er die typischen Anzeichen eines Einzelgängers. Sie hatte sich längst an diese Wesensart von ihm abgefunden. Elisabeth seufzte. Plötzlich bemerkte sie von ihm ein Zucken der Augenlider. “Shadow?”, flüsterte sie. Vorsichtig schlug er die Augen auf. Sein Blick glitt von Tiron zu Elisabeth. Stöhnend setzte er sich auf. Man sah ihm an, das seine linke Seite stark schmerzte. Es tat Elisabeth in der Seele weh, Shadow mit diesen Verband und dem linken Arm, wo nur noch ein kleiner Stumpf zusehen war. Das Untier hatte ihn in der Mitte des Oberarmes abgetrennt. Der sanfte Blick von Shadow heftete sich auf Tiron. “Geht es dir gut?”, fragte er besorgt. Der Junge umarmte Shadow, dabei paßte er auf, daß er seine Wunde nicht traf. “Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen.” “Weißt du mein Junge, ich gebe dir nicht die Schuld daran. Ich habe schon oft daran gedacht, die Zeit zurück zu drehen. Hör zu, ich habe in meinen bisherigen Leben nur eine sehr schmerzhafte Wunde erlitten und das sind die drei Narben am linken Auge. Tiron, bitte hör auf zu weinen. Der verlorene Arm ist nichts, was ich bereuen würde. Du bist es Wert!” Tiron sah zu ihm mit verheulten Gesicht auf. “Hey, es gibt keinen Grund zum Weinen.”, meinte Shadow lächelnd. Elisabeth sah überrascht zu ihren Mann. “Warum?”, fragte Tiron verwirrt. “Weil es sich lohnt, sich für Freunde zu opfern. Es bereitet mir Freude, das du lebst!” Seine Worte brannten sich in Tiron ein und sie wurden zu seinem Leitsatz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)