Black Shadow (ab 16 Jahre) von raylight ================================================================================ Kapitel 16: Der Schlußstrich ---------------------------- Es regnete in strömen. Ein stürmischer Wind wehte von Meer nach Lutchieta. Das Meer war aufgewühlt. Man konnte denken, das Wetter spiegelte Shadows Seele wieder. Allen Bewohner hatten mitbekommen, wie schlecht es um seine Ehe stand. Es hatte kurz aufgehört zu Regnen. Shadow stand nachdenklich am Strand. Seine grauen Haare wehten im Wind. “Ab heute bin ich also Fünfzig. Ich fasse es nicht. Bis jetzt verstehe ich nicht, warum die Frucht des Lebens so viel Wert war?”, murmelte er, “Mh! Ich muß es irgendwann herausfinden.” “Shadow! Komm schnell, ich muß dir etwas zeigen.”, ertönte plötzlich Cornelias Stimme. Er drehte sich zu ihr um. “Ach ja, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich wünsche dir viel Gesundheit und alles Gute.”, rief sie. “Danke.” Er folgte ihr zu einer Lagerhalle der Werft. “Für dein Alter bist du noch ganz gut zu Fuß.”, meinte Shadow, der mühe hatte ihr Tempo zu halten. “Danke.” Die Lagerhalle war so groß, das ein normales Passagierflugzeug herein gepaßt hätte. Er begann sich zu fragen, was so wichtig sei. Cornelia machte die quietschende Tür auf und bat ihn herein. Hinter ihm schloß sie die Tür wieder. Überall wurden Lichter angezündet. “Überraschung! Alles Gute zum fünfzigsten Geburtstag.”, brüllten alle im Chor. Shadow war überwältigt. Als er sich bedanken wollte, versagte ihm die Stimme. Jefferys Sohn, Lukas, trug eine Geburtstagstorte mit genau fünfzig Kerzen. Er war zehn Jahre jünger als Shadow und war der Erbe der Werft. Lukas trat vor Shadow. “Blaß die Kerzen aus und wünsch dir was.”, meinte er. Er lächelte nur. Mit einen Mal gelang es ihm alle Kerzen aus zu blasen. Die Menge jubelte. Freudentränen rannen über sein Gesicht. Sein Blick glitt über die glücklichen Gesichter und blieb erst am Buffet hängen. Mit finsteren Blick sah er seine Frau, die sich übers Essen hermachte. Wütend trabte er zu ihr. “Elisabeth! Du fette Kuh!”, brüllte er an. Unschuldig sah sie ihn an. Sein Gesicht war wutverzerrt. “Was ist denn los?” “Warum? Das Buffet ist noch nicht eröffnet und du machst dich schon wieder übers Essen her? Ganz Lutchieta hat sich so viel Mühe gegeben und du zerstörst alles wieder!”, fauchte er. Beschämt senkte sie den Kopf. “Es tut mir Leid.” “Hast du nichts besseres zu sagen? Du Fettkloß.”, erwiderte er barsch. Elisabeth kamen die Tränen. “Glaub ja nicht, daß ich mit dir jetzt Mitleid habe. Ich... Ich habe dir schon zweihunderttausend Mal gesagt, du sollst endlich abnehmen und aufhören nur ans Essen zu denken. Aber du bist ja auf beiden Ohren taub! Hör zu, ich gebe dir nur noch eine letzte Chance. Wenn du nach drei Jahren deine Einstellung nicht änderst, dann verlasse ich dich für immer!!”, schrie er sie wütend an, “Hast du das kapiert?” Hilfe suchend blickte sich Elisabeth um, doch niemand schickte sich ihr beiseite zu stehen. “Ihr seid alle gegen mich!”, schrie sie wütend. Dann stürmte sie zum Ausgang und knallte die Tür zu. Shadow seufzte. Kevin legte seine Hand auf seine Schulter. “Du hast es richtig gemacht.” “Ja, daß finde ich auch. Du leidest doch unter ihrer Eßsucht. Vor achtundzwanzig Jahren dachten wir bestimmt nicht an so etwas. Es tut uns alles so Leid.”, meldete sich Jeffery zu Wort. Shadow stöhnte. “Wenn sie nach der Schwangerschaft ihr Gewicht gehalten hätte, das hätte mir nichts ausgemacht. Aber sie hat ja nur noch das Essen im Kopf.”, meinte er bedrückt. An Feiern war allen nach der Sache nicht mehr zu mute. Es entstand eine heiße Diskusionsrunde. Nebenbei wurde das Essen verputzt. Shadow redete kein Wort mehr mit Elisabeth, aber griff bei ihren Eßgewohnheit hart durch. Doch Elisabeth nahm seine Drohung nicht ernst und aß bei jeder Gelegenheit, wenn er nicht da war. Eines Tages kam Shadow etwas früher von der Arbeit. Er überraschte sie, als Elisabeth den Tisch voll Esserei hatte und sich ein Stück Kuchen in den Mund gestopft hatte. Plötzlich und unerwartet, verpaßte er ihr eine Ohrfeige. “Du hast es immer noch nicht verstanden! Was?”, brüllte er sie an. Elisabeth war wie benommen. Es war das erste Mal, das er sie geschlagen hatte. Schweigend holte er einen Sack, füllte etwas von dem Essen auf den Tisch darein, drei Flaschen mit Wasser, eine Feder mit Tintenfaß, Schreibpapier und ging zum Kamin. Über den Kamin hing ihr Degen. Er holte ihn aus der Halterung und steckte ihn an seine Schärpe. Shadow nahm den Beutel. Damit schickte er sich an zur Tür zu gehen. “Nein! Nein! Bitte geh nicht!”, flehte sie ihn an. Kaltherzig blickte er sie an, der sie erschreckte. “Du willst es doch nicht anders. Lieber Spitzel der Marine als mit dir weiter zusammen sein.”, rief er ihr barsch zu. Dann verließ er das Haus. Mit einem Knall war die Tür zu. Shadow ging zur Heart of Freedom, die Lukas für ihn neu gebaut hatte. Die Bewohner bemerkten, was passiert war. Sie kamen zu ihm hin. “Willst du wirklich gehen? Wir brauchen dich.”, fragte Lukas nachdenklich. Shadow senkte den Kopf. “Ja. Hier erinnert mich alles an Elisabeth. Ich kann nicht länger hier bleiben.” “Aber hast du einmal überlegt, wie alt du bist. Du bist keine zwanzig mehr.”, meinte Lukas’ Frau streng. “Ich bin noch keine sechzig! Außerdem vergißt ihr etwas, ich bin nicht normal. Die Frucht des Lebens.” “Stimmt. Vielleicht ist man mit dieser Frucht unsterblich?” “Kann sein Jeffery, aber nicht unverwundbar.”, meinte Shadow, “Lebtwohl, ich werde euch nie vergessen solange ich lebe.” Ein paar der Bewohner luden zwei Trinkfäser ins Schiff. Dann stieg Shadow in die Heart of Freedom und legte ab. Alle winkten zum Abschied. Währenddessen weinte Elisabeth in ihrem Haus. Sie konnte es nicht fassen, daß er seine Drohung wahr gemacht hatte. “Wie kaltherzig er nur geworden ist. Mich einfach so allein zu lassen.”, meinte sie nur. Als die Insel Kara hinter dem Horizont verschwand, begann er zu weinen. Er beweinte sein eigenes Los. Wie konnte das Schicksal nur so grausam zu ihm sein. Der Schrei eines Sturmvogels ließ ihn auf sehen. “Der Vogel der Marine.”, murmelte er. Er gleitete direkt vor die Füße. Shadow gab ihm ein kleines Stück Brot und entnahm eine Nachricht. Er konnte sich schon denken, was da stand. Lieber Black Shadow, 12. Juli 1275 du hast Dich lange nicht mehr gemeldet. Was ist seitdem Tod von Dulacre passiert? Lebst du überhaupt noch? Wie wir in Erfahrung gebracht haben, hast du eine Tochter und bist verheiratet. Isabell Shoned hat ein Kopfgeld von hundert Millionen Goldstücke. Darüber bin ich mehr als stocksauer. Du weißt, als Spitzel der Marine darfst du nicht heiraten oder dich Fortpflanzen. Es ist dir solange untersagt, bis du Marineoffizier bist. Na gut, sagen wir einmal so, nun ist es passiert. Bitte antworte uns! Großadmiral Saiko “Die haben mir gerade noch gefehlt. Ist ja auch egal. Bei denen bin ich ja auch nicht dreiundfünfzig, sondern achtunddreißig.”, murmelte er. Dann nahm er ein Blattpapier und die Schreibsachen. Sehr geehrter Großadmiral Saiko, 20. Juli 1275 Als ich ins Dorf Lutchieta kam, verliebte ich mich sofort. Sie verstand meine Gefühle und schließlich heirateten wir. Dann wurde Isabell geboren. Sie war mein ganzer Sonnenschein. Ich wollte sie davon abhalten Pirat zu werden, aber sie hörte nicht auf mich. Meine Frau wurde nach der Schwangerschaft fett wie eine Tonne. Ich habe sie angefleht. Doch sie wollte nicht. Sie dachte nur ans Essen. Ich habe ihr vor drei Jahren gesagt, wenn sie nicht aufhört zu Essen, dann verlasse ich sie in drei Jahren! Heute habe ich es getan. Ich bin einfach mit dem Schiff, daß ihr mir geben habt, von dort aus in See gestochen. Es tut mir Leid, daß ich mich erst nach zweiunddreißig Jahren melde. Ich warte auf eueren Auftrag. Bitte verlangen sie mir nicht, daß ich meine Familie verrate. Im Augenblick bin ich nicht in Stimmung, so etwas zu tun. Zur Zeit wäre ich sogar im Stande die Marine zu zerstören, wenn ihr mich auf meine geliebte Tochter hetzt!! Black Shadow Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)