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Weihnachten a la Draco Malfoy

von

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Hallo und hereinspaziert!

Dieses Jahr gibts von mir auch eine Weihnachtsgeschichte. Ich hoffe, es gefällt euch!
 

Disclaimer: Die Welt von Harry Potter gehört wie immer Rowling und ich verdiene hiermit keinen Penny.... sonst noch was? Ach ja: Professor Signata ist zwar nur eine Nebenfigur, aber sie gehört mir!
 

Viel Spaß bem Lesen!
 

***** ***** *****
 

Weihnachten a la Draco Malfoy - Kapitel 1
 

Der Wind fegte um die Türme von Hogwarts und schleuderte eiskalte Regentropfen durch jedes offene Fenster und jede undichte Ritze. Es dämmerte bereits, doch noch hatte die Finsternis das Schloss in ihren Klauen und sträubte sich, es an die schwachen Sonnenstrahlen am Horizont abzutreten.

Draco Malfoy saß bereits in der Großen Halle beim Frühstück. Und er hatte verdammt schlechte Laune.
 

Nicht nur hatte sein Vater ihn gezwungen, Alte Runen weiter zu belegen und ihm gedroht, ihn zu enterben, wenn er zu Weihnachten nicht mindestens mit einem E nach Hause kam, nein, er hatte auch noch das ganze Wochenende nicht ausschlafen können, da Blaise zur Zeit anscheinend keinen Schlaf brauchte und in ihrem Zimmer nachts soviel Lärm machte, dass Draco immer wieder davon aufwachte.

Und zu allem Überfluss hatte er die letzte Runenübersetzung, die gewertet wurde, vermasselt und würde heute das Ergebnis bekommen.
 

Alles in allem kein besonders gelungener Montagmorgen.

Draco kippte missmutig seinen Kaffee hinunter und starrte ins Leere. Er würde es in ein paar Wochen nicht mehr schaffen, sich auf ein E hoch zu arbeiten. Niemals. Sein Vater würde toben. Besser nicht daran denken.
 

"Guten Morgen, Dracy-Schatz!"

Draco zuckte zusammen. Nicht auch das noch. Pansy Parkinson setzte sich strahlend neben ihn. Er schnaubte als Begrüßung ungehalten.

"Zum was weiß ich wievielten Mal: Nenn mich nicht Dracy-Schatz! Was willst du hier?"

Pansy blickte ihn leicht verletzt an.

"Auf die Idee, dass ich dich mag und mit dir frühstücken möchte, kommst du wohl gar nicht, was?"

"Nein. Wieso sollte ich?"
 

Draco wandte den Blick ab und starrte einen der üblichen zwölf Weihnachtsbäume in der Halle so finster an, als wäre er die Wurzel allen Übels. Während sich die beiden eine Weile anschwiegen, tröpfelten um sie herum die ersten Schüler zum Frühstück herein.
 

Schließlich legte Pansy Draco vorsichtig die Hand auf den Arm. Er blickte sie widerstrebend an.

"Was?"

Aus ihrem Blick sprach Besorgnis.

"Was ist mit dir los, Draco?"

Draco starrte wieder den wie immer ekelhaft kitschigen Weihnachtsbaum an, um ihr nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Dass sie ihn Draco genannt hatte und nicht Dracy, fiel ihm gar nicht auf.
 

"Was soll den los sein?", knurrte er missmutig.

Pansy seufzte.

"Das weiß ich nicht, aber irgendwas ist nicht in Ordnung. Sonst würdest du nicht freiwillig zehn Minuten lang einen kitschigen Weihnachtsbaum anstarren."

Draco wirbelte zu ihr herum und musterte sie einen Augenblick lang verblüfft, dann legte sich der übliche geringschätzige Ausdruck auf seine Miene und er schob ihre Hand weg.

"Ich starre, wohin ich will. Und selbst wenn ich ein Problem hätte, würde es dich nichts angehen."

Er fischte seine Tasche unter der Bank hervor, stand auf, winkte Crabbe und Goyle, die wieder einmal am Mampfen waren, ihm zu folgen, und verließ die Große Halle.
 

Während sich das Trio auf den Weg zum Zauberkunstunterricht machte, grübelte Draco vor sich hin. Es erschreckte ihn, wie gut Pansy ihn kannte. Irgendwo unter ihrem nervigen Getue musste sie eine gute Beobachtungsgabe besitzen. Er hatte niemals erwähnt, dass er den Weihnachtsschmuck in Hogwarts nicht mochte. Sie musste es aus seinen Gesichtsausdrücken gelesen haben, wann immer er dieses unerträglich kitschige Zeug vor Augen bekam.
 

Aus seinen Gesichtsausdrücken! Und das ihm, dem Eisprinz von Hogwarts, der unter anderem für seinen Blick bekannt war, der einzig und allein zu sagen schien: 'Aus dem Weg, du minderwertiger Abschaum!'

Er hatte immer versucht, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Er hatte diesen verächtlichen Blick, diese Maske sogar vor dem Spiegel eingeübt, jahrelang.

Dass Pansy ihn so einfach durchschaut hatte, war beunruhigend.
 

Während er den Unterricht über sich ergehen ließ, kreisten seine Gedanken weiter um sie. In den letzten Wochen war sie nicht mehr so nervig gewesen wie früher. Sie schien bemerkt zu haben, wann sie ihm auf die Nerven ging. Sie hing nicht mehr die ganze Zeit wie eine Klette an ihm. Tatsächlich sprach sie außerhalb der Mahlzeiten kaum noch mit ihm. Er vermisste sie fast schon.

Moment mal, er vermisste sie? Ja, doch.
 

Es schmeichelte ihm, begehrt und in Pansys Fall auch angehimmelt zu werden. Eigentlich sollte das ja für ihn selbstverständlich sein - er war schließlich ein Malfoy - doch da die meisten seiner Mitschüler diesen Umstand immer noch nicht zu würdigen wussten, hatte er begonnen, Anerkennung mit Wohlwollen zu begegnen. Er mochte die Leute, die ihn seinem Stand gemäß behandelten, einfach lieber als die, die es nicht taten.

Irgendwo mochte er Pansy, sie meinte es nur ab und zu etwas zu gut mit ihm. Und jetzt, wo ihre Nerverei nachließ, machte es ihm meist sogar Spaß, sich mit ihr zu unterhalten.
 

Während er nachdachte, verging der Tag schneller, als es ihm lieb war. Ehe er sich versah, saß er im Klassenzimmer für Alte Runen und beobachtete beklommen seine Lehrerin, Professor Signata, die die fertig korrigierten Übersetzungen austeilte, hier und da stehen blieb und mit den Schülern redete.
 

Dracos Herzschlag beschleunigte sich, und seine Handflächen wurden feucht. Er wischte sie an seinem Umhang hab und presste die Lippen aufeinander. Lächerlich. Er hatte nie Angst vor Noten, auch nicht vor schlechten. Das war eines Malfoys nicht würdig.
 

Aus den Augenwinkeln sah er, wie die Granger-Göre ihre Arbeit zurück bekam. Sie nahm sie gelassen entgegen - wie immer natürlich ein O - und packte sie ohne eine weitere Gefühlsregung in die Tasche. Nicht einmal ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.

Draco hätte ihr am liebsten ins Gesicht geschlagen, dafür, dass sie ihre Leistung nicht einmal zu würdigen wusste. Er war mit einem Mal unglaublich wütend auf sie. Wütend, weil sie so gut war. Wütend, weil er er es nicht war. Ein Schlammblut hatte ihn überflügelt!

Er ballte unter dem Tisch die Fäuste, um sich unter Kontrolle zu behalten.
 

Er musste einen wahrhaft mörderischen Blick umher geworfen haben, denn Professor Signata ließ seine Übersetzung mit spitzen Fingern auf seinen Tisch fallen, als würde sie in Flammen stehen, und machte sich schleunigst aus dem Staub. Draco schluckte und blickte langsam auf das Pergament hinunter.

Ein dickes, rotes M winkte ihm höhnisch entgegen.
 

Dracos Mund wurde trocken. Seine Note war endgültig versaut. Sein Vater würde ihm keine weitere Chance geben. Er hatte seinen Titel als zukünftiger Herrscher über das Malfoy'sche Imperium verwirkt.
 

Den Rest der Stunde versank er in dumpfen Grübeln und wachte erst wieder auf, als es klingelte und Professor Signatas Stimme durch das Zimmer hallte.

"Als Hausaufgabe übersetzt ihr den zweiten Brief von Emmerich dem Bösen an Ullrich den komischen Kauz! Das wird bewertet! Draco Malfoy und Pansy Parkinson noch auf ein Wort zu mir, bitte! Den anderen ein schönes Wochenende!"
 

Draco knallte missmutig die Tasche auf sein Pult und stopfte seine Sachen hinein. Wochenende. Nicht auch das noch. Das hieß, sein wöchentlicher Brief nach Malfoy Manor war fällig.

Er schlurfte durch das leere Klassenzimmer nach vorne zum Pult. Er hätte nicht gedacht, dass seine Laune noch weiter sinken könnte.
 

Professor Signata blickte ihn ernst an, als er mit Pansy vor dem Pult ankam.

"Mr Malfoy, so kann es nicht weitergehen. Ihr Vater hat vor ein paar Tagen per Eule angefragt, wie es denn mit Ihren Noten aussähe. Ich habe ihm geschrieben, dass Sie sich förmlich durch Runen quälen, Ihre Noten keine Fortschritte gemacht haben und ich Ihnen raten würde, das Fach nicht weiter zu belegen."

Sie holte tief Luft.

Draco ahnte böses. Auf solche Briefe reagierte sein Vater normalerweise nicht allzu gut.
 

"Heute Morgen wurde ich von einem Heuler geweckt. Einem verdammt lauten. Er hat mich als komplett hirnlose und inkompetente Lehrerin beschimpft und mir befohlen, Sie irgendwie zu besseren Noten zu treiben, statt zu faulenzen. Und dass sie Alte Runen ablegen, käme überhaupt nicht in Frage."

Sie holte zittrig Luft.

"Er hat mir damit gedroht, meiner Familie etwas anzutun, wenn ich Sie nicht vor Weihnachten auf ein E hoch bekomme."
 

Dracos Blick hatte sich während ihrer Erzählung verdüstert.

"Dieser vermaledeite -"

Er verkniff sich nur mühsam den Fluch, der ihm auf der Zunge lag, und ballte stattdessen seine Hände zu Fäusten. Seine Fingernägel gruben sich schmerzhaft in die Handflächen. Das half, die Kontrolle zu behalten.
 

Professor Signata seufzte.

"Ich würde Ihnen helfen, den Stoff nachzuholen, wenn Sie wollen. Aber ich habe vor Weihnachten schon so viel um die Ohren - das packe ich nicht auch noch. Miss Parkinson, würden Sie Mr Malfoy Nachhilfe geben?"

Pansy schien bei diesen Worten regelrecht aufzublühen und blickte strahlend zu Draco.

"Liebend gerne! Was meinst du, Draco?"
 

Draco blickte wenig begeistert aus der Wäsche. Er hatte nichts gegen Pansy, sondern etwas gegen zusätzliche Stunden in Runen. Doch hatte er eine Wahl?

Er seufzte schwer.

"Okay. Aber ich bin ein hoffnungsloser Fall, Pansy."

Pansys Strahlen ließ nicht nach.

"Das bekommen wir schon hin, Dracy!"

"Nenn mich nicht Dracy!"

Weihnachten a la Draco Malfoy - Kapitel 2
 

Als Draco am nächsten Morgen ins Zaubertränkeklassenzimmer kam, war das erste, was er sah, Potter. Potter lachte. Nicht gerade der Anblick, den man sich wünscht, wenn man sowieso schon schlechte Laune hat.

Draco ballte die Hand zur Faust und beschloss, etwas von seinem Frust an Potter auszulassen. Dieser Kerl hatte nicht zu lachen, wenn er selbst so schlechte Laune hatte!
 

Mit einer undurchdringlichen Maske, die seine Gefühle verbarg, stolzierte er mit Crabbe und Goyle im Schlepptau zu Potter, Granger und Weasley hinüber. Er schnappte gerade noch den Rest ihres Gesprächs auf.
 

"-Das war nicht witzig, Jungs! Professor Snape konnte einen ganzen Tag lang nicht unterrichten!"

Weasley grinste dümmlich. "Ist doch gut, oder? Wir müssen uns doch auch mal von der alten Fledermaus erholen!"

Potter nickte eifrig. "Es ist ja nicht so, dass er irgendeinen bleibenden Schaden behält -" Die drei erblickten Draco und verstummten.

Draco lächelte kalt. Das war genau das, was er jetzt brauchte.
 

"Verzieh dich, Malfoy!", blaffte Weasley ihn an. Ganz schön unverschämt, der Kerl.

Draco schnalzte missbilligend mit der Zunge. "Tsetse, das war aber nicht sehr nett. Pass auf, mit wem du sprichst, Muggelfreund!"

"Genau, nimm dich in Acht", zischte Crabbe und ballte die Fäuste.

Draco zog leicht überrascht die Augenbraue hoch. Crabbe hatte tatsächlich einen ganzen Satz zustande gebracht? Nicht zu fassen. Demnächst würde er noch lesen lernen.
 

Er blickte die drei Gryffindors mit zusammengekniffenen Augen an und tat so, als würde er angestrengt überlegen.

"Wenn ich euch richtig verstanden habe - und das habe ich, im Gegensatz zu euch habe ich gute Ohren - dann freut ihr euch über Professor Snapes kleinen Unfall. Wer weiß, vielleicht seid ja sogar ihr dafür verantwortlich? Das kann ich auf keinen Fall ungestraft durchgehen lassen."

Er streifte wie zufällig seinen "Ich bin für Cedric Diggory"-Anstecker, während er lässig nach seinem Zauberstab griff. Befriedigt sah er Weasley erbleichen.

Nummer eins.
 

Als Potter der grün leuchtende Anhänger "Potter stinkt" entgegen blinkte, ballte dieser die Fäuste. Eine davon wanderte ebenfalls in Richtung seiner Umhangtasche.

"Denk nicht mal dran, Potter", schnarrte er gehässig. "Du wirst es nicht rechtzeitig schaffen."
 

Mit einer flüssigen Bewegung richtete er seinen Zauberstab genau zwischen Potters Augen. Kalte Befriedigung stieg in ihm auf. Ja, das war wieder einmal nötig gewesen.

"Sag, Potter, habt ihr Professor Snape diesen unterrichtsfreien Tag verschafft?"

Potter schwieg und starrte ihn zornig an.
 

Draco ließ kalt lächelnd einige Funken aus der Spitze seines Zauberstabs zischen. Potter zuckte zusammen, blieb jedoch weiterhin stocksteif stehen. So sollte es sein. Dracos Lächeln wurde breiter - und noch eisiger.

Doch die Granger-Göre trat jetzt einen Schritt vor. "An deiner Stelle würde ich das nicht tun, Malfoy. Du könntest dafür richtig Ärger bekommen."

Draco schnaubte nur ungläubig. "In Snapes Klassenzimmer? Wohl kaum."
 

Einen Moment blickte er zu ihr statt zu Potter, da zog der seinen Zauberstab und schleuderte ihn mit einem Zauber rückwärts. Er segelte durchs Klassenzimmer und landete mit einem hässlichen Knirschen auf dem steinernen Fußboden, genau in dem Moment, in dem Professor Snape den Raum betrat.

Schmerz durchzuckte seinen linken Arm wie Feuer. Er wälzte sich mühsam herum, von dem verletzten Arm herunter, auf dem er gelandet war.
 

Professor Snape ließ den Blick einmal durchs Klassenzimmer schweifen - Draco auf dem Boden, stöhnend vor Schmerz, Potter mit dem Zauberstab in der Hand und der Rest der Klasse entsetzt auf die beiden starrend - und sein Blick verdüsterte sich noch mehr, als er es sowieso schon war.

"Potter, nach der Stunde zu mir. Miss Parkinson, bringen Sie Mr Malfoy in den Krankenflügel. Der Rest schlägt die Bücher auf, Seite 135."
 

Draco richtete sich mühsam auf. Pansy half ihm auf den Flur hinaus und führte ihn die Treppen hoch Richtung Krankenflügel. Sie betrachtete ihn besorgt.

"Tut es arg weh, Draco?"

Er nickte stumm und biss die Zähne zusammen. Sein linker Arm ließ sich nicht bewegen, schmerzte wie verrückt und außerdem stand er in einem seltsamen Winkel vom Körper ab.
 

Pansy griff im Gehen vorsichtig nach seiner gesunden Hand und hielt sie fest. Seltsamerweise störte ihn das gar nicht. Es war... angenehm, zu wissen, dass er nicht alleine mit seinem Schmerz war. Ohne es zu bemerken, umklammerte er ihre Hand fester als nötig. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke nicht, sie müsste ihn gleich im Krankenflügel wieder loslassen.
 

***** ***** *****
 

Draco stöhnte und warf unwirsch die Feder auf den Tisch. "Ich werde das nie begreifen", brummte er missmutig.

Die Runen auf dem Blatt Pergament vor ihm schienen ihn regelrecht zu verspotten, während sie sich ihm immer wieder entzogen, so als sähe er jedes mal komplett unterschiedliche Zeichen.
 

Es war bereits die vierte Nachhilfestunde, doch Draco hatte immer noch das Gefühl, rein gar nichts begriffen zu haben. Sicher, einige Zeichen verstand er mittlerweile, über die er sich früher regelrecht den Kopf zerbrochen hatte, doch die schiere Menge an Zeichen, die es galt, zu lernen und in einem komplizierten Muster wieder zu finden, erdrückte ihn.
 

Pansy blickte ihn geduldig an. "Weißt du, was dein Problem ist, Draco?"

Draco schnaubte nur.

"Du lernst und wiederholst die Bedeutungen dieser Zeichen nicht. Aber das ist das A und O in Runen. Im Übersetzen bist du nicht schlecht - ehrlich nicht! - aber dir fehlen zu viele Zeichen. Das ist nicht anders, als eine Sprache zu lernen. Da musst du auch Vokabeln lernen. Welche Sprachen hast du bisher denn schon gelernt?"
 

Auf Hogwarts wurden keine Fremdsprachen unterrichtet, doch jede der alten Reinblüterfamilien sorgte natürlich dafür, dass ihre Sprösslinge die wichtigsten Weltsprachen beherrschten und sich mit jedem möglichen Gast unterhalten konnten.
 

"Französisch und Spanisch", brummte Draco. "Aber was hat das mit Runen zu tun?"

Pansys Lächeln hielt sich hartnäckig auf ihrem Gesicht. "Runen ist auch eine Sprache. Sie wird nur nicht mit den Buchstaben geschrieben, die wir kennen, sondern mit alten keltischen Zeichen. Das heißt, du musst zu jedem Wort die Zeichen, mit denen es geschrieben wird, mitlernen. Das ist der ganze Trick hinter der Sache."
 

Draco seufzte und zog seine Zeichentabelle hervor. "Gehe ich recht in der Annahme, das du willst, dass ich zuerst mal die hier auswendig lerne?"

Pansy tätschelte ihm die Hand. "Ganz recht. Wenn du die Grundbedeutungen der Zeichen kennst, dann ergibt sich die Schreibweise eines Wortes fast von alleine. Das ist wie schreiben lernen. Wenn du die Buchstaben kennst und jemand diktiert dir etwas, weißt du meist auch ohne dass du das Wort kennst, wie es geschrieben wird."
 

Draco seufzte und begann, die Runen abzuzeichnen. Pansy lehnte sich lächelnd zurück, dann setzte sie sich an seine eigenen Hausaufgaben.
 

***** ***** *****
 

Die Wochen vor Weihnachten vergingen schneller, als es Draco lieb war. Er verbrachte seine Zeit meistens mit Pansy, seinem besten Freund Blaise Zabini und seinen beiden Schatten, Crabbe und Goyle in der Bibliothek.

Ab und zu waren auch Pansys Freundinnen mit dabei, doch eher selten. Dracos kalte Art sowie Crabbes und Goyles bedrohliche Blicke schafften es meist, die Mädchen von Pansy und Blaise fernzuhalten.

Draco war froh darüber.
 

Wenn Pansy mit ihren Freundinnen zusammen war, war sie immer unausstehlich. Sie kicherte dann immer albern über allen möglichen Mist, diskutierte mit ihnen, wer der süßeste Junge von Slytherin war, und zickten alle an, die sich in ihre angeblich so geheimen Gespräche einmischten.

Wann immer Draco sie zusammen mit ihren Freundinnen sah, fragte er sich, ob sie wirklich schon fünfzehn war.
 

Doch sobald sie nur mit ihm oder anderen Jungs zusammen war, war sie wie ausgewechselt. Nicht mehr so albern und kindisch, sie kicherte kaum noch und man konnte sich vernünftig mit ihr unterhalten, und zwar auch über andere Themen als die süße Stupsnase von weißgottwem.
 

Was Alte Runen anging, was Pansy eine gnadenlose Lehrerin. Sie brummte ihm täglich neue Zeichen zum Lernen und zusätzliche Übersetzungen auf. Draco beschwerte sich nicht. Sie tat das ja schließlich nicht, um ihn zu quälen, sondern um ihn davor zu bewahren, enterbt zu werden.

Professor Signata tat ebenfalls ihr möglichstes, um seinen Notendurchschnitt zu retten. Sie bewertete auch die Zusatzübersetzungen, die Draco anfertigte.

Als er die ersten besseren Noten bekam, war er Pansy wirklich dankbar.
 

***** ***** *****
 

Schließlich standen die Weihnachtsferien an.

Nach der letzten Runenstunde rief Professor Signata Draco und Pansy nach vorne. Als die anderen Schüler alle den Raum verlassen hatten, holte sie ein Pergament heraus, auf dem Dracos Noten aufgelistet waren.
 

Draco holte tief Luft. Jetzt würde sich zeigen, ob er gut genug für seinen Vater war. Professor Signata lächelte ihn an und hielt ihm das Pergament hin. Mit einem Mal bekam er Angst.
 

Was würde sein Vater anstellen, wenn er es nicht auf einen E-Durchschnitt schaffte? Würde er ihn nur aus seinem Testament streichen, oder würde er ihn am Ende sogar aus Malfoy Manor hinauswerfen? Wo sollte er dann hin?

Mit zitternden Fingern nahm er das Pergament entgegen. Wollte er wissen, was darauf stand?
 

Mit einem Mal spürte er Pansys Hand in seiner. Sie war warm und gab ihm Sicherheit. Er lächelte sie dünn an, drückte ihre Hand fest und warf einen Blick auf seine Noten.
 

Zu Beginn des Schuljahres waren hauptsächlich As und Ms aufgelistet, doch er schien jede Woche schlechter geworden sein. Bald schon hatte er keine As mehr neben den Ms geschrieben, sondern sogar das eine oder andere S.

Er schluckte.
 

In den letzten Wochen jedoch war kein einziges S mehr eingetragen. Auch die Ms waren verschwunden. Stattdessen hatte er jetzt As und Es geschrieben, einen ganzen Haufen Es sogar, und zum Abschluss - ein O!
 

Professor Signata lächelte. "Ihre letzte Übersetzung war fehlerfrei, Mr Malfoy. Ich habe mir die Freiheit genommen, sie auch nach Notenschluss noch in den Bogen aufzunehmen. Für einen E-Durchschnitt reicht es nicht ganz, doch Ihr Vater kann nicht bestreiten, dass Sie sich enorm gebessert haben. Ich hoffe, das genügt ihm."

"Das hoffe ich auch", murmelte Draco und blickte weiter fassungslos auf den Notenbogen. Er hatte es noch nicht ganz begriffen.
 

"Sie dürfen den Notenbogen behalten. Zeigen Sie ihn ihrem Vater. Miss Parkinson, ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Hilfe. Alleine hätte Mr Malfoy es bestimmt nicht geschafft."

Draco spürte, wie Pansy seine Hand noch fester drückte.

"Das habe ich doch gern gemacht, Professor!", sagte sie.

Professor Signata lächelte die beiden warm an. "Frohe Weihnachten euch beiden. Auf Wiedersehen!"

Damit verließ sie das Klassenzimmer.
 

Pansy nahm Draco den Notenbogen ab und legte ihn auf das Pult. Sie strahlte ihn an.

"Draco, du hast es wirklich geschafft! Du bist toll!"

Draco wurde warm. Mit einem Mal realisierte er, wie gern er sie eigentlich hatte.

"Nein", meinte er leise. "WIR haben es geschafft. Danke für deine Hilfe, Pansy."

Er lächelte sie an. Pansy strahlte zurück.
 

"Sag mal, Draco, hättest du Lust, mit mir dieses Wochenende nach Hogsmeade zu gehen?", wollte sie wissen, während Draco den Notenbogen in seine Tasche packte. "Ich muss mir noch einen passenden Umhang zu meinem Ballkleid kaufen. Ich fasse es nicht, dass ich das so lange vergessen konnte!"
 

Draco blickte erschrocken auf.

"Ach du Scheiße! Der Ball! Den hab ich doch vor lauter Runen total vergessen!"

Rasch nickte er. "Natürlich gehe ich mit dir nach Hogsmeade. Ich muss mir auch noch einen neuen Festumhang kaufen."

"Danke, Draco! Das ist lieb von dir!"
 

Pansy strahlte schon wieder. Ihre Augen leuchteten. Draco musste unwillkürlich lächeln, als er sie so sah.

Sie warf sich beschwingt ihre Tasche über die Schulter und machte sich auf den Weg zur Klassenzimmertür. Sie war schon fast draußen, da riss Draco sich endlich von ihrem Anblick los. Er hatte ihr die ganze Zeit lächelnd hinterher gesehen. Was war nur los mit ihm? Egal.
 

"Pansy?"

Sie wandte sich um. "Was ist denn noch, Draco?"

Er schluckte. Hoffentlich war er noch nicht zu spät, sonst hätte er ein echtes Problem...

"Willst du... willst du mit mir zum Ball gehen?"
 

Er sah, wie ihre Augen sich weiteten, sie begann zu lächeln - dann lief sie zu ihm zurück und fiel ihm um den Hals. Draco schloss ohne nachzudenken die Arme um sie und drückte sie an sich. Das fühlte sich verdammt gut an.

"Gerne", flüsterte sie ihm zu. "Ich dachte schon, du fragst nie."

Kapitel 3 - Hogsmeade
 

Am ersten Tag der Weihnachtsferien war zwar der Ausflug nach Hogsmeade, doch Draco blieb genüsslich im Bett liegen. Es waren schließlich Ferien!

Er liebte das Gefühl, sich morgens nach dem Aufwachen weiter unter die warme Decke zu kuscheln, immer schwerer zu werden und wieder einzuschlafen – doch heute war ihm dieser Luxus nicht vergönnt.
 

Es war noch nicht einmal hell, da flog die Tür zum Schlafsaal auf. Draco schreckte aus seinem Halbschlaf hoch und hörte im gleichen Moment einen dumpfen Aufprall. Gleich darauf fluchte sein Freund Blaise herzhaft.

Draco rappelte sich langsam auf und blickte verschlafen zur Tür. Dort stand eine vor Begeisterung sprühende Pansy.

„Guten Morgen, alle zusammen“, rief sie fröhlich, durchquerte den Raum und ließ sich auf Dracos Bettkante nieder.
 

Draco blinzelte sie verschlafen an.

„Danke fürs Aufwecken“, brummte er missmutig. „Musste das sein?“

Pansy blickte ihn gekränkt an.

„Das hatten wir doch gestern ausgemacht“, gab sie zurück.
 

Draco schwang, immer noch etwas benommen, die Beine aus dem Bett.

„Wir hatten ausgemacht, dass du mich zum Frühstück abholst, aber nicht, dass du mich aus dem Bett wirfst!“

Er tappte ins Bad. Bevor die Tür hinter ihm zufiel, hörte er Pansy noch rufen: „DU hast verschlafen, selber schuld!“ und Blaise kichern.
 

Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Großen Halle, bei dem Draco einen Brief von seinem Vater bekommen hatte, der ihm mitteilte, er würde ihn zu Beginn der Ferien in King's Cross erwarten, machten sich Draco und Pansy auf den Weg nach Hogsmeade.
 

Es war ein klarer, kalter Tag. Über Nacht hatte es gefroren, auf den Grashalmen, Blättern und Nadeln lag Raureif. Der Atem der beiden gefror in der Luft zu kleinen Wölkchen. Sie schlenderten durch das Schlossportal und durch die Straße ins Dorf hinunter.
 

Pansy strahlte. Draco blickte sie etwas verwirrt an.

„Was freut dich denn so?“

Pansy lachte.

„Erstens, wir kommen aus dem Schloss raus. Zweitens, es ist bald Weihnachten, und drittens, du bist bei mir.“

Draco musste lächeln und bot Pansy seinen Arm an. Sie war wirklich süß. Sie hakte sich bei ihm ein und die beiden gingen weiter.
 

In Hogsmeade angekommen, zog Pansy Draco sofort in ein vornehmes Kleidungsgeschäft. Draco danke nach einem ersten Rundblick den Göttern, dass er nicht zu der Sorte Jungen gehörte, die sich nichts aus Mode machten. Ansonsten wäre er hier sicher wahnsinnig geworden.

Eine Glocke ertönte, als sie eintraten. Innen war es warm. Leise Musik wehte aus einer Ecke, und magische Leuchtkristalle tauchten die überall ausgestellten Kleider in ein warmes, sanftes Licht.
 

Pansy seufzte auf. Ihre Augen leuchteten.

„So viele schöne Kleider...“

„Du kannst doch sowieso nur eins tragen, und du hast schon ein schönes“, meinte Draco nur.

Pansy strahlte ihn an. „Du findest mein Kleid schön?“

Draco nickte. Sie drückte kurz seine Hand.

„Danke“, flüsterte sie.
 

Eine stark geschminkte Verkäuferin in einem knallpinken Kleid wuselte auf die beiden zu und schenkte ihnen ein anscheinend lange geübtes Lächeln.

„Meine Lieben, was kann ich für euch tun?“

Draco richtete sich zu seiner vollen Größe auf und schnarrte nach bester Malfoy-Manier: „Ich suche einen Festumhang für den Weihnachtsball in der Schule, schwarz, und meine Freundin hier benötigt einen Umhang als Überwurf für ihr rosanes Ballkleid.“
 

Bei Dracos Worten war der Verkäuferin unter seinem kalten Blick das Lächeln verrutscht, doch als Pansy mit leuchtenden Augen wild gestikulierend jede Rüsche ihres Kleides zu beschreiben begann, kehrte es in Sekundenschnelle zurück.
 

Draco ließ die beiden stehen und schlenderte zwischen den Regalen hindurch. Hier und da zog er mit fachkundigem Blick einen Umhang hervor, betrachtete den Schnitt, befühlte den Stoff.

Nach einigen Minuten erfolglosem Suchen drangen aus dem hinteren Teil des Ladens Stimmen an seine Ohren.

„Schatz, wie findest du das hier?“ Eine Frau.

Draco, neugierig geworden, spähte um ein Regal.
 

Vor einem Spiegel stand ein junges Paar, beide recht unscheinbar. Der Mann trug gewöhnliche Kleidung, während die Frau sich in ein weißes Ballkleid gezwängt hatte, das eine Nummer zu klein für sie war.

Draco verzog das Gesicht anhand der kleinen Speckröllchen auf der Taille der Frau. Sie war nicht sehr dick, das Kleid passte schlicht und einfach nicht.

Der Mann hauchte einen Kuss auf die schwarzen Haare der Frau.

„Du siehst wunderschön aus.“

Draco schnaubte. Das war ja unerträglich!
 

Er trat hinter die beiden und ließ die Augen kurz über den Körper der Frau wandern.

„Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, gnädige Frau, kaufen Sie dieses Kleid nicht“, schnarrte er.

Die beiden wirbelten herum und der Mann meinte empört: „Was erlaubst du dir?“

Die Frau jedoch blickte nicht allzu glücklich an ihrem Kleid herab.
 

Draco fuhr ungerührt fort: „Dieses Kleid lässt Sie dick aussehen, es ist an der Taille zu eng und an der Brust zu weit geschnitten. Außerdem macht das weiß Ihre Haut noch blasser. Wenn ich verschlagen dürfte, suchen Sie sich ein Kleid in einer leuchtenden Farbe, das Ihrer Haut schmeichelt. Und nehmen Sie ein Modell vom letzten Jahr; der letztjährige Schnitt dürfte Ihnen besser passen.“
 

Einen Moment lang schwieg das Paar verblüfft, dann verzog die Frau das Gesicht.

„Er hat Recht, Schatz. Das Kleid macht mich dick.“

Sie schenkte Draco einen bewundernden Blick.

„Woher weißt du soviel über Mode?“, wollte sie neugierig wissen.
 

Draco blickte säuerlich drein.

„Ich bin ein Malfoy“, gab er knapp zurück.

„Oh.“

Die Frau blickte milde überrascht drein, dann bekam ihr Blick etwas bittendes.

„Kannst du mir bitte noch einen Tipp geben? Wir sind völlig planlos.“
 

Draco verdrehte innerlich die Augen. Warum hatte er nicht einfach die Klappe halten können? Er seufzte.

„Was für einen Festumhang tragen Sie?“, fragte er den Mann.

„Einen einfachen schwarzen. Wieso?“

„Das Kleid und der Umhang müssen farblich zusammenpassen. Bei schwarz ist das natürlich kein Problem. Wie wollen Sie Ihre Haare tragen?“
 

Die Frau lächelte und löste ihren Haarknoten. Glattes, schwarzes Haar fiel auf ihre Schultern. Einen Teil davon fasste sie wieder zu einem kleinen Knoten zusammen, doch die meisten hingen auf ihren Rücken hinab.

Draco seufzte.

„Sie sollten sich ein Kleid mit einem tiefen Rückenausschnitt kaufen, so dass Ihre Haare nicht über den Rand des Kleides hängen.“

Die Frau nickte eifrig.
 

Draco musterte ihr Gesicht genauer.

„Sie haben blaue Augen, nicht wahr? Dann schlage ich als Farbe blau oder grün vor.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Sie werden mit dem richtigen Kleid bestimmt bezaubernd aussehen.“

Die Frau lächelte. „Danke“, meinte sie leise.
 

In diesem Moment ertönte eine aufgeregte Stimme hinter ihm.

„Dracy! Draco, schau mal! Wie sehe ich aus?“

„Nenn mich nicht Dracy“, meinte er, lächelte jedoch, als er sich umdrehte. Es störte ihn nicht mehr so sehr wie früher.
 

Als er sie erblickte, stockte ihm für einen Moment der Atem. Er hätte schwören können, dass Pansy ihr Ballkleid im Schloss gelassen hatte, doch nun stand sie in genau diesem Kleid vor ihm. Es war hellrosa, hatte Rüschen an den Trägern und der weite Rock fiel vielschichtig und ebenfalls mit Rüschenabschlüssen von der Taille herab. Darüber trug sie einen weißen, hauchzarten Umhang mit halblangen Ärmeln, der ihr bloß bis zur Taille reichte. Er sah sehr dünn aus, doch Draco wusste sofort, dass ein Wärmezauber darüber lag. Seine Mutter besaß selbst solche Umhänge.
 

Pansy lächelte ihn sichtlich unsicher an, als er sie nur schweigend betrachtete.

„Gefällt es dir nicht?“

Rasch schüttelte Draco den Kopf.

„Doch, ich war nur nicht darauf gefasst, dass du dein Kleid dabei hast. Du...“ Er musste schlucken.

Wieso war er mit einem Mal so nervös? Er war NIE nervös. Er war schließlich ein Malfoy!

„Du siehst wunderschön aus, Pansy.“
 

Ihre Augen leuchteten auf, und ein leichter roter Schimmer legte sich auf ihre Wangen.

„Echt?“, wollte sie verlegen wissen.

Draco nickte und lächelte. Die roten Wangen machten sie noch süßer. Einen Moment lang blickten sie sich unverwandt in die Augen, und Draco spürte warmes Glück in seiner Brust aufsteigen. Ja, er hatte sie wirklich sehr gerne...
 

Die Türglocke klingelte, Pansy wandte den Blick ab, der magische Moment war vorüber. Draco räusperte sich, um die Stille zu durchbrechen.

„Hilfst du mir, einen Umhang zu finden?“

„Klar“, gab Pansy lächelnd zurück.
 

Die nächste Stunde verbrachten die beiden vergnügt in einem Wirbel aus Farben, Umhängen und Mänteln.
 

Schließlich standen die beiden, fertig eingekleidet für den Ball, vor einem Spiegel. Pansy hakte sich strahlend bei Draco ein und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Er trug einen schwarzen, fließenden Festumhang, der bis zum Boden reichte und seinem schmalen Körper schmeichelte.

„Du siehst auch toll aus“, meinte Pansy leise.

Draco war glücklich.
 

Es dämmerte schon, als Draco und Pansy zusammen mit Blaise, Crabby, Goyle und Blaise' momentaner Freundin Millicent aus den drei Besen kamen und sich auf den Rückweg zur Schule machten. Pansy und Millicent hatten sich bei Draco und Blaise eingehakt und kicherten überdreht.
 

Blaise rollte genervt mit den Augen, während sie den dunklen Weg bergauf Richtung Schloss liefen. Draco grinste ihm gequält zu und wies mit dem Kopf auf die beiden kichernden Mädchen. Blaise nickte ihm zu und zwinkerte. Draco wusste, dass ihn das ständige Gekicher der Mädchen genauso nervte wie ihn selbst.
 

Blaise ließ Millicent los, blieb stehen und bückte sich. Als die anderen anhielten und sich nach ihm umsahen, grinste er dreckig. Einen Moment später flog ein Schneeball direkt auf Dracos Brust.

Draco knurrte, grinste aber dabei.

„Na warte! Das bekommst du zurück!“
 

Schon hatte er ebenfalls einen Schneeball geformt und warf ihn Blaise an den Kopf.

„Ich helfe dir“, rief Pansy begeistert und bückte sich ebenfalls nach Schnee.

Schon war eine Schneeballschlacht im Gange. Blaise und Millicent gegen Draco und Pansy.
 

Crabby und Goyle standen zunächst etwas unschlüssig daneben, doch dann taten sie, was sie immer taten: Draco helfen. Mit Schneebällen in beiden Händen rannten sie auf Blaise zu, alles andere vergessend, und rempelten Pansy aus dem Weg.

Sie stolperte, verlor den Halt und kugelte im Schnee den Weg bergab, genau in Dracos Beine hinein. Er fiel über sie, und sie rollten gemeinsam in einem Gewirr aus Armen und Beinen den Berg hinunter.
 

Zuerst hatte Draco erschrocken aufgeschrien, doch als er Pansy erkannte, die immer noch am Kichern war, konnte er nicht anders, als ebenfalls zu lachen.

Als sie irgendwann liegen blieben, machte keiner der beiden Anstalten, wieder aufzustehen. Sie lagen dicht beieinander und blickten sich in die Augen, die Nasenspitzen berührten sich beinahe.

Dracos Herz klopfte schneller.
 

Mit einem Mal hatte er das Bedürfnis, sie zu küssen. Sollte er es tun? Aber was, wenn sie das nicht wollte? Zweifel befielen ihn, und er verharrte reglos.

Er musste wohl ziemlich dämlich ausgesehen haben, denn Pansy fragte leise: „Draco? Ist irgendwas?“
 

Draco atmete tief durch und gab sich einen Ruck. Er hatte nicht hier dumm rumzuliegen und sich düstere Gedanken zu machen. Er war ein Malfoy, verdammt, und die hatten keine Angst!
 

Er drückte Pansy noch dichter an sich und küsste sie.

Sie gab ein ersticktes Quietschen von sich, schlang die Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss ohne zu zögern.

Weihnachten a la Draco Malfoy - Kapitel 4
 

Der Hogwartsexpress fuhr langsam in King's Cross ein.

Draco schluckte. Der Moment, in dem er seinem Vater gegenübertreten musste, rückte immer näher. Nervös knetete er die Hände in seinem Schoß.

Pansy, die neben ihm saß, betrachtete ihn einen Moment lang, dann ergriff sie seine Hände und hielt sie fest.

"Mach dich nicht verrückt, Draco. Jetzt kannst du auch nichts mehr an deinen Noten ändern. Und ich bin sicher, dein Vater wird dich nicht enterben. Durchschnitt hin oder her, du hast gewaltige Fortschritte gemacht, das wird ihm reichen."
 

Draco riss sich missmutig von ihr los.

"Du kennst ihn nicht so gut wie ich", gab er zurück. "Er kann verdammt gemein sein, wenn er will."

"Was ist mit deiner Mutter? Sie ist mit Sicherheit nicht so gemein."

Draco schnaubte. "Ja, aber Vater hört nicht auf sie."
 

Pansy seufzte auf. "Okay, okay. Dann lass mich bei dir bleiben, bis ihr geht. Dann musst du sie nicht alleine begrüßen."

Draco sah sie verblüfft an. "Das - das wäre lieb von dir."

Pansy lächelte und küsste ihn.
 

***** ***** *****
 

Ein paar Minuten später hievte Draco seinen und Pansys Koffer auf den Bahnsteig und die beiden machten sich auf die Suche nach den Malfoys. Sie fanden sie früher, als es Draco lieb war, doch Pansy, die sich bei ihm eingehakt hatte, gab ihn ein wenig Zuversicht.

Er schluckte und trat auf seine Eltern zu.

"Tag, Vater, Mutter."

Er nickte ihnen zu.
 

Lucius erwiderte das Nicken mit einem ernsten, undurchschaubaren Gesichtsausdruck. Narcissa jedoch umarmte Draco.

"Draco! Ich bin ja so froh, dass du wieder da bist!" Sie musterte Pansy interessiert. "Und du bist Pansy Parkinson, nicht wahr?"

Pansy nickte. "Eine Freude, Sie zu treffen."
 

"Ist sie deine Freundin?", ertönte Lucius' kalte Stimme.

Draco schluckte, dann nickte er. "Ja, Vater."

Lucius hob eine Augenbraue. "Wenigstens eine Reinblüterin. Die Freude ist ganz meinerseits, Miss Parkinson."

Pansy neigte leicht den Kopf.
 

"Nun", fuhr Lucius fort. "Verabschiedet euch, wir wollen aufbrechen."

Draco schluckte nervös und wandte sich zu Pansy um.

Sie lächelte. "Keine Angst, es wird alles gut gehen, das verspreche ich dir."

"Woher willst du das denn wissen?", knurrte Draco missgelaunt.

Sie zwinkerte. "Du erfährst es spätestens zu Weihnachten."
 

Draco warf ihr einen finsteren Blick zu, konnte jedoch nicht böse auf sie sein. Er seufzte.

"Gut, wie du meinst. Auf Wiedersehen."

Er umarmte sie. Sie klammerte sich an ihn und flüsterte in sein Ohr: "Ich werde dich vermissen."

"Ich dich auch", murmelte Draco zurück.

Er gab ihr einen schnellen Kuss, dann lösten sie sich voneinander.
 

Pansy nickte Dracos Eltern zum Abschied zu.

"Es war mir eine Freude, Sie getroffen zu haben. Auf Wiedersehen."

Lucius nickte bloß. Narcissa lächelte warm.

"Wiedersehen, Pansy."

Pansy erwiderte das Lächeln, lächelte auch Draco noch einmal zu, dann nahm sie ihren Koffer und verschwand in der Menge.
 

Lucius zog eine Zeitung aus seinem Umhang.

"Kommt, lasst uns gehen."

Narcissa und Draco ergriffen beide die Zeitung, Draco packte seinen Koffer fester.

Im nächsten Moment flogen sie durch einen bunten Wirbel aus Formen und Farben. Als der Wirbel nachließ, spannte Draco die Beine an und konzentrierte sich auf den Aufprall. Er wollte um jeden Preis stehen bleiben. Vor seinem Vater am Boden zu liegen, wollte er um jeden Preis vermeiden.
 

Und er blieb tatsächlich stehen. Er schwankte zwar etwas, doch er stand und holte erst einmal tief Luft, um sich zu beruhigen.

Jetzt war er mit seinen Eltern alleine. Er sah auf. Seine Mutter hatte gerade ein paar Hauselfen gerufen und gab ihnen Befehle, sein Vater musterte ihn kritisch. Er musste erneut schlucken.
 

"Nun, Draco. Wie sieht es mit deinen Noten aus? Hast du getan, was ich dir befohlen habe?"

Draco nickte schnell. "Pansy hat mir Nachhilfe in Runen gegeben. Sie hat alles von ihren Eltern gelernt und ist richtig gut."

Er zog seinen Notenbogen hervor und reichte ihn seinem Vater.

"Ich fürchte", fuhr er zögerlich fort. "Ich fürchte, es reicht nicht ganz für einen E-Durchschnitt, aber ich habe Fortschritte gemacht und werde mich auch nach den Ferien weiter anstrengen."
 

Sein Vater studierte das Pergament sorgfältig. Die Stille, die plötzlich auf dem Salon lastete, dröhnte in Dracos Ohren. Sein Herz pochte viel zu schnell. Er schloss die Augen und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Hier wurde sein ganzes weiteres Leben entschieden.

Bitte, lass ihn heute gute Laune haben, flehte Draco stumm.
 

Schließlich räusperte sich Lucius. "Gut, gut. Du hast dich verbessert. Das reicht mir fürs Erste. Zu Schuljahresende erwarte ich jedoch einen E-Durchschnitt, hast du verstanden?"

Draco nickte schnell. "Natürlich, Vater. Ich... Danke."
 

Lucius musterte ihn stumm, doch sein Blick schien ein wenig weicher zu werden. War das dort der Hauch eines Lächelns? Draco wurde warm. Er hatte es geschafft! Sein Vater war zufrieden!

Lucius nickte kurz.

"Gut. Ich sehe dich beim Abendessen."

"Natürlich, Vater."
 

***** ***** *****
 

Draco konnte nicht glauben, was er gehört hatte. Sein Vater hatte ihm seine zukünftige Frau ausgesucht. Und dieses Mädchen würde mit seiner Familie über Weihnachten zu ihnen kommen. Womit hatte er das nur verdient? Gerade jetzt, wo er dachte, sein Vater wäre zufrieden mit ihm...
 

Missmutig trank er seinen Kaffee. Er hatte sich in die Küche verzogen, statt mit seinen Eltern im Salon zu frühstücken. Das würde noch Ärger geben, aber das war Draco egal. Er brauchte jetzt Ruhe.

Die Hauselfen wuselten gewissenhaft um ihn herum und versuchten, so leise wie möglich zu sein, um ihn nicht zu stören.
 

Dass sein Vater ihm seine Frau aussuchen würde und er nicht aus Liebe heiraten würde, war ihm schon klar gewesen - doch warum musste es bereits jetzt sein? Er war schließlich erst vierzehn! Und warum, zur Hölle, musste er Weihnachten mit ihr und ihrer Familie verbringen? Warum hatte sein Vater nicht bis Ostern oder zum Sommer warten können?
 

Weihnachten war die einzige Zeit im Jahr, wo Draco seinen Vater gern hatte. Weihnachten war die einzige Zeit im Jahr, wo die Malfoys nicht anders waren als jede andere Familie. Sie hatten wie jeder einen Weihnachtsbaum, sie schenkten sich gegenseitig etwas wie alle anderen, sie verbrachten viel Zeit zusammen...
 

Draco seufzte und erhob sich.

"Bring meinen Festumhang auf mein Zimmer", befahl er Mara, einer der Hauselfen. Sie nickte und verbeugte sich.

"Natürlich. Wie Master Malfoy es wünscht." Mit einem Plopp war sie verschwunden.
 

Draco straffte die Schultern und verließ die Küche. Er hatte den kältesten und abweisendsten Blick aufgesetzt, den er beherrschte. Heute würden das Mädchen und seine Eltern ankommen. Und zwar pünktlich zum Mittagessen.
 

Es war bereits elf Uhr morgens. Draco hatte ausnahmsweise einmal lange geschlafen. Er hatte seine Mutter im Verdacht, den Hauselfen befohlen zu haben, ihn heute nicht zu wecken. Er konnte es ihr nicht verübeln - er hatte den Schlaf gebraucht.

Seit er von seiner Verlobung erfahren hatte, hatte er sich jeden Abend ewig im Bett gewälzt und nicht einschlafen können.
 

Auf seinem Zimmer angekommen, fand er bereits Mara, die seinen schwarzen Festumhang auf einen Ständer gehängt hatte und ihn mit leichten Magiestößen in die richtige Form brachte.

"Das reicht, Mara. Du kannst gehen."

Sie nickte, verbeugte sich und verschwand.
 

Draco seufzte und zog sich den Umhang an. Er hatte ihn ursprünglich für den Weihnachtsball in Hogwarts gekauft. Beim Gedanken an den Ball schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Es war ein wundervoller Abend mit Pansy gewesen. Sie hatte dafür gesorgt, dass er seinen Vater für ein paar Stunden vergessen konnte und wirklich glücklich war.

Sie hatten getanzt, geredet, sich geküsst und gekuschelt und wieder getanzt, bis tief in die Nacht hinein.
 

Jetzt musterte er den fließenden schwarzen Stoff an seinem Körper stirnrunzelnd. Er erinnerte ihn an Pansy - das konnte er wirklich nicht gebrauchen, wenn er seiner Zukünftigen vorgestellt wurde.
 

Er hatte bereits für sich beschlossen, dass nichts Pansy und ihn auseinander bekommen würde - Verlobung hin oder her. Sein Vater hatte ihm bereits zu verstehen gegeben, dass er erst nach seinem Schulabschluss heiraten würde - bis dahin konnte er noch mit Pansy glücklich sein, basta.
 

Dennoch musste er nicht jede Sekunde an sie erinnert werden, wenn er mit seiner Verlobten zusammen war. Das würde die ganze Sache nur verkomplizieren. Doch es war zu spät, sich noch einmal umzuzuziehen. Es war bereits halb zwölf - sie würden bald kommen.
 

Mit einem tiefen Seufzer lief Draco ins Bad, richtete seine Haare mit ein paar Zaubersprüchen und machte sich dann auf den Weg in die Eingangshalle hinunter. Seine Eltern standen bereits dort, ebenfalls in vornehmer Kleidung. Draco nickte ihnen beiden zu und stellte sich zwischen sie, auf seinen Platz.

Sein Vater nickte ihm ebenfalls zu. Seine Mutter legte ihm eine Hand auf die Schulter.
 

"Du warst nicht beim Frühstück", meinte Lucius leise, aber scharf.

"Die Hauselfen haben mich nicht geweckt, Vater. Ich bin erst um zehn Uhr aufgestanden."

Narcissa seufzte. "Das ist meine Schuld. Er sah die letzten paar Tage so müde aus, da dachte ich, er sollte zumindest heute ausgeschlafen sein."

Lucius nickte, erwiderte jedoch nichts.
 

Ein paar Minuten standen sie schweigend nebeneinander, dann ploppte es und ein paar Personen erschienen in der Eingangshalle. Draco klappte der Mund auf, als er sie erkannte.

Es waren die Parkinsons. Mr und Mrs Parkinson, der bereits erwachsene Sohn Mael mit seiner Frau - und Pansy.

Pansy strahlte ihn an.
 

Lucius trat einen Schritt vor.

"Es ist mir ein Vergnügen, Sie hier auf Malfoy Manor willkommen zu heißen. Draco, darf ich dir deine Verlobte vorstellen? Das ist Pansy Parkinson."

Draco funkelte seinen Vater an. Die Freude darüber, dass es Pansy war, von allen Mädchen, die sein Vater hatte wählen können, vermischte sich mit Wut, darüber, dass er es ihm nicht gesagt hatte, obwohl er wusste, wie sehr Draco an ihr hing.
 

Er ignorierte das Protokoll und erwiderte kalt: "Wir kennen uns schon, Vater. Warum hast du mir nicht gesagt, wer meine Verlobte ist?"

Lucius musterte ihn missbilligend. "Das ist Tradition. Das Paar soll sich ohne Vorbehalte, was die Familie des anderen angeht, kennen lernen."

"Du hast nur vergessen, dass Pansy und ich uns bereits kennen, Vater."

Draco funkelte ihn immer noch an.
 

Lucius' Gesichtsausdruck wurde hart. "Das reicht jetzt. Du wirst mich nicht mehr in Frage stellen. Begrüße deine Verlobte, wie es sich gehört."

Draco jedoch ließ sich nicht mehr einschüchtern. "Darf ich sie auch so begrüßen, wie es sich für meine Freundin gehört?"
 

Narcissa war es, die antwortete, während Lucius Draco immer noch missbilligend anfunkelte.

"Aber natürlich, mein Schatz."

Draco lächelte ihr zu. "Danke, Mutter."
 

Mit wenigen Schritten war er bei Pansy und umarmte sie.

"Du wusstest es", zischte er ihr zu. "Du wusstest es, als du mir versprochen hast, dass alles gut wird."

Sie klammerte sich nur noch fester an ihn.

"Natürlich wusste ich es", erwiderte sie, löste sich ein Stück von ihm und lächelte ihn breit an.
 

Draco schnaubte. "Du hast es mir auch nicht gesagt!"

Sie zwinkerte. "Es war mein Weihnachtsgeschenk für dich. Sowas verrät man nicht vorher."

Draco konnte nicht anders, er musste lächeln.

"Danke", murmelte er und küsste sie mitten auf den Mund.



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