Die Fröhlichkeit die versiegte... von SakuraxChazz ================================================================================ Kapitel 1: Die Fröhlichkeit die versiegte.... --------------------------------------------- Die Fröhlichkeit die versiegte „Was sie ist tot?“ Geschockt steht Isabelle an der Türe. Sie kann einfach nicht glauben, was sie eben von der Mutter ihrer besten Freundin gehört hat. Bis jetzt war der Tag normal verlaufen, aufstehen, sich fertig machen, essen, zur Schule gehen und dann Anne die Hausaufgaben bringen. Isabell hatte sich schon die Tage zuvor gewundert, warum Anne zu Hause blieb. Sie hatte immer fit und gesund gewirkt. Immer wenn Isa kam, hatte Anne sie angelächelt und sich vergewissert, das sie auch am nächsten Tag wieder kommen würde. Isa hatte ihr versprochen immer zu kommen, aber gestern hatte sie ihr Versprechen nicht halten können. Wenn doch bloß nicht, ihre Mutter gestern vergessen hätte, Butter einzukaufen. Deswegen hatte Isa einen Platten mit dem Rad gehabt und musste es erst reparieren lassen. Ihr Vater hatte ihr gesagt, dass er das in 10 Minuten fertig machen würde, aber letztendlich dauerte die Reparatur bis Abends. Ihr Vater hatte einfach zu viel noch für die Arbeit zu erledigen gehabt und ihre Mutter musste kochen und den Haushalt schmeißen. Isa selbst kann so was nicht, deswegen wollte sie mit Bus fahren, aber das ging nicht. Die Buslinie zu Annes Haus fährt nur zweimal täglich und diese Zeit hatte Isa natürlich überschritten. Ihre Mutter meinte schließlich nur: „Dann gibst du ihr halt die Aufgaben morgen.“ Immer noch geschockt und wie ein Zombie aussehend, geht Isabelle die Treppe hoch in Annes Zimmer. Es ist leer, aber alles steht noch an seinem Platz. Nur die Besitzerin ist nicht dort. Es ist als wäre Anne nur mal eben draußen um sich noch was zu Essen oder zu trinken zu holen. Annes Mutter hatte noch viel zu Annes Tod erzählt, aber irgendwann hatte Isa einfach abgeschaltet. Sie hatte den Schmerz einfach nicht mehr ertragen können. Sie konnte den Schmerz nicht ertragen, ihre beste Freundin verloren zu haben, den Schmerz schuld zu sein an Annes viel zu frühem Tod. „Es tut mir so Leid...“ schluchzend betritt Isa das Zimmer ihrer ehemaligen, besten Freundin. Sie zittert und muss sich an der alten, blassblau gestrichenen Kommode festhalten. Isa streicht über die Kommode, kann sich noch genau erinnern, wie Anne hier jedes zweite Wochenende stand und ihre Kleidung zurecht gemacht hatte und sich ein neues Outfit ausgewählt hat für den Chorbesuch. Sie hatte viel Wert darauf gelegt, ordentlich auszusehen und dabei nicht zu overdressed zu sein. Danach wandert sie weiter zu dem alten Schreibtisch, an dem sie immer zusammen Hausaufgaben gemacht hatten. Dann vorbei an dem Regal mit den Puzzeln, Anne hatte immer große Freude daran gehabt, aber auch das wird sie nie wieder hier tun... Das werden sie beide nie wieder tun... Isabelle muss blinzeln um durch ihren Tränenschleier noch was erkennen zu können. Schließlich kommt sie am Bett an und setzt sich. Annes Mutter muss wohl in der Küche sein, man kann hören wie jemand den Abwasch macht. Annes Vater ist normal zur Arbeit gefahren. Alles ist normal, das Einzige, das fehlt ist das wunderbare Lächeln Annes, wenn sie sich wieder Isas Sorgen angehört hatte, oder davon Bericht erstattet bekam, was die Jungen wieder für komische Sachen im Unterricht gemacht haben. Isabelle vermisst ihr Lachen jetzt schon, den Klang wie Engelsgesang, der immer durchs Haus geweht war. Was jetzt bleibt ist Stille und die Gewissheit, das niemand mehr in diesem Haus je so lachen wird.... Nach einer halben Ewigkeit wie es Isabelle scheint, steht sie von dem Bett auf und geht zum Fenster. Sie sieht auf die Straße und denkt über die vergangenen Tage nochmal nach. Annes Mutter hatte gesagt, sie hätten sie alleine im Bad gefunden. Sie und das Messer.... Als Isa daran denkt kommen ihr wieder die Tränen. Die Mutter hatte gut geschildert, wie es wahrscheinlich gewesen war. Anne ist nachdem Isa nicht gekommen war normal aufs Bad gegangen und kam für mehrere Stunden nicht raus. Die Dusche hatte sie angeschaltet, wahrscheinlich, damit man ihr Schluchzen nicht hören kann, deswegen hatte auch erst niemand verdacht geschöpft. Anne konnte Stundenlang duschen, das kennt Isabelle nur zu gut. Bei dem Gedanken muss sie leicht lächeln, muss aber gleich wieder an Annes unbeschreibliches Lachen denken und wird gleich wieder trauriger. Als man Anne gefunden hatte, war es schon zu spät gewesen, der Notarzt konnte sie nicht mehr retten... er hatte alles versucht, aber sie hatte sich nicht mehr zurückholen lassen... Isabelle würde am liebsten für immer in Annes Zimmer bleiben.. aber das geht natürlich nicht.. Benommen steht sie auf und geht an den Ort, an dem ihre Freundin beschlossen hatte zu sterben. Das Bad war natürlich schon gereinigt worden und riecht nun angenehm nach Zitrone. Nichts ist mehr zu sehen von dem kleinen Blutbad, das hier geflossen sein muss. Nichts zeugt mehr davon, das hier mal etwas anderes war, als das tägliche Geschäft. Auch hier wandert Isa einmal durch den Raum, doch lange hält sie es hier nicht aus. Sie dachte sie wäre stark genug sich den Ort anzusehen, wo ihre Freundin gestorben ist, doch sie ist es nicht. Kaum war sie drin ist sie schon wieder draußen. Es war keine gute Idee gewesen sich den Ort des Geschehens anzusehen. Isa schnappt sich ihre Tasche, murmelt ein knappes „Auf Wiedersehen“ und ist zur Türe raus. Sie rennt so schnell und weit sie kann. Dabei achtet sie nicht auf den Weg, sie läuft einfach nur durch die langsam rötlich schimmernden Straßen. Sie läuft weiter, bis sie einen Hügel erreicht. Nach Luft schnappend lässt sie sich dort ins Gras fallen, jetzt wo sie hier so liegt fällt ihr etwas auf. Langsam richtet Isabelle sich wieder auf. Hier ist der Hügel, wo sie und Anne viel Zeit miteinander verbracht hatten. Man kann von diesem Ort aus die ganze Stadt überblicken, außerdem sieht man so die besten Sonnenuntergänge. „Warum Anne? Warum nur bist du von mir gegangen?“ spricht Isa ihre, ständig durch den Kopf schwirrende Frage aus. Der Wind weht ihr durchs sorgenverzottelte Haar und trägt ihre Tränen mit sich. Noch lange saß Isa auf dem Hügel und stellt sich die immer gleiche Frage: Warum? So lange sie auch nachdachte, sie kam zu keiner Lösung. Schließlich stand sie vom kalten Boden auf. Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden, sie würde am nächsten Tag wiederkommen, Freude schenken. Anne wird es nie wieder tun.... Mit verweinten Augen kommt Isa zu Hause an. Ihre Mutter wusste noch nichts von Annes tragischem Tod, so erzählte sie es ihr auch nicht. Sie gab für ihre verweinten Augen einfach an, das sie sich gestoßen hatte und es nicht so wild sei. Isa's Mutter glaubte ihr nicht, ließ sie aber in Ruhe. Ihre Mutter verschwindet kurz in der Küche, um mit einem Brief in der Hand zurückzukehren. „Hier der ist von Anne. Laut Poststempel gestern abgeschickt worden. Schon komisch, das sie ihn dir nicht persönlich gibt...“ „Danke Mum..“ Isabelle nimmt den Brief, lächelt nochmal kurz ihre Mutter an und geht dann die alte Eichenholztreppe hinauf in ihr Zimmer. Erst setzt sie sich nur auf ihr Bett, starrt den unschuldigen, weißen Briefumschlag an. Zum Glück war heute Freitags, sonst wäre ihre Mutter bestimmt nochmal hoch gekommen, um über die späte Heimreise zu reden. Aber jetzt wäre Isa nicht nach solch einem Gespräch, wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, würde sie sich gerne den Schmerz von der Seele reden, aber sie kann nicht. Sie will nicht noch mehr Leute enttäuschen und traurig machen. Mit zitternden Händen öffnet Isa den Briefumschlag, dort steht in Annes schönster Handschrift: Liebe Isabelle, Es tut mit wirklich Leid was du wegen mir für Scherereien hattest. Jeden Tag musstest du mir die Hausaufgaben bringen, weil ich krank war. Ich weiß nicht ob es dir aufgefallen ist, aber ich hatte starke Gefühlsschwankungen. Mein Arzt meinte ich könnte Depressionen oder etwas ähnliches haben. Dafür bekam ich starke Medikamente, die Momente, die Stunden an denen du da warst, waren die klarsten Stunden des ganzen Tages, ja der ganzen Woche... Jetzt wurde es aber immer schlimmer... Der Arzt will das ich in eine spezielle Einrichtung gehe, aber meine Eltern wollen es nicht. Ich bin trotzdem gegangen, jetzt sprechen sie nicht mehr mit mir, es ist als wäre ich für sie tot... Sie wollen nichts mehr von ihrer einzigen Tochter wissen... Es tut mir Leid, dass ich es dir nicht früher gesagt habe. Leider ist hier kein Besuch erlaubt, aber mein hier behandelnder Arzt meint, das es gut wäre, wenn wir uns gegenseitig schreiben. Es könnte meiner Genesung helfen. Isabelle du bist die Einzige, die ich jetzt noch habe. Schreibst du mir? Kannst du mir verzeihen? HDGDL Anne *Kuss* Langsam und noch immer zitternd lässt sie den Brief sinken. Jetzt weint sie nicht aus Trauer, nein sie weint aus Glück und Wut. Aus Glück, weil sie ihre Freundin nicht verloren hat. Aus Wut, weil ihre Eltern so tun, als ob ihre Tochter tot wäre. Sie haben sich ja ein richtiges Horrorszenario ausgedacht und das zu vertuschen. Und aus Wut auf Anne, dass sie ihr das Geheimnis nicht anvertraut hat. Da rutscht noch etwas aus dem Umschlag, eine Fotografie von ihnen beiden beim Eis essen im Sommer, dann noch eine mit Anne und einem jungen Mann daneben. Er trägt einen weißen Kittel, also muss das ihr Arzt sein. Isa dreht das Bild um, dahinter ist eine Adresse und Beschreibung des Bildes. Das erste mal, seit einer Ewigkeit, wie es Isa erscheint, lächelt sie wieder. Sofort setzt sie sich an den Schreibtisch und beginnt ihrer besten Freundin zu schreiben. Sie will nicht nochmal den Moment verpassen, ihrer Freundin zu sagen, wie wichtig sie ihr ist. Aber besonders freut sie sich darüber, dass sie Anne wieder in ihre Arme schließen kann und wieder ihr wunderschönes Lachen hören wird. Isabelle will nicht, dass das fröhliche Lachen je wieder versiegt... ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)