Kampf der Zauberer von risuma-night-blue (Die Macht der Himmelskinder - wie alles begann) ================================================================================ Prolog: -------- An einem Spätnachmittag, vor ca. 5000 Jahren, in einem Dorf in der Wüste Ägyptens: „Bakura, komm her!“ Aufgebracht rannte ein ca. 15 jähriges Mädchen einem weißhaarigen Jungen hinterher. Aber dieser dachte nicht daran, sondern drehte sich um, und streckte seine Zunge raus. „Fang mich doch, wenn du kannst.“, rief er lachend seiner Verfolgerin zu und rannte weiter durch die Stände der Händler. „Bakura, du Miststück. Gib endlich das Brot wieder her.“ „Nein, das schmeckt viel zu gut.“, rief der ungefähr Zehnjährige und biss in eins der Brote. „Warte nur, bis dich der Tempelaufseher zu fassen bekommt, dann geht es dir schlecht.“, rief die Braunhaarige, während sie weiter versuchte, den kleinen Dieb zu fassen. „Pah, der kriegt mich eh nicht, der ist viel zu fett.“, grinste Bakura wieder, blieb kurz stehen und machte den dickleibigen Tempeldiener nach, von dem das Mädchen gesprochen hatte. „Wer ist hier viel zu fett?“, wollte Samir wissen, der schnaufend hinter Bakuras Verfolgerin auftauchte. Diesem wich vor Schreck alle Farbe aus dem Gesicht, er drehte sich um und lief um sein Leben. Zu oft schon hatte er den Mann geärgert, diesmal würde er ernst machen. Dabei passte er nicht genau auf, und prallte gegen ein blaues Seidengewand. Schreckerfüllt schaute er den Fremden an, als sich dessen Hände auf seine Schultern legten. „Bitte, Herr, lasst mich laufen...“, wimmerte der kleine Junge und versuchte sich aus den Händen, die ihn festhielten zu befreien. „Er bringt mich um...“ Vollkommen überrascht schaute sich der Blaubekleidete den jungen Menschen an, auf dessen Schultern seine Hände lagen. Von diesem Weißhaarigen ging eine Aura aus, die er niemals bei einem Menschen erwartet hätte... Ein Blick zu dessen Verfolger, dessen Augen vor Mordlust sprühten, genügte ihm und seine Entscheidung war gefallen. „Möchtest du vielleicht mit mir kommen? Ich könnte einen Gehilfen gebrauchen und du bräuchtest kein Brot mehr zu stehlen.“ „Ihr würdet mich ehrlich mit euch mitnehmen? Fort von diesem Ort?“ Ungläubig weiteten sich die violetten Augen des weißhaarigen Jungen. „Ja. Nun, was ist? Kommst du mit mir mit?“ Eine Hand streckte sich dem Jungen mit den beiden Broten entgegen - und Bakura ergriff die sich ihm bietende Chance. „Ich bin Mahou.“, stellte sich der Fremde vor. Kapitel 1: Der Zauberlehrling ----------------------------- Kapitel 1 Der Zauberlehrling Nachdenklich kehrte Mahou aus dem Palast in sein Anwesen zurück. Die Stimmung im Palast wurde immer schlechter, und auch des Pharaos Freund, der junge Priesteranwärter Seth, konnte diesen nicht wirklich aufmuntern. Auch dieser brachte immer wieder schlechte Nachrichten aus dem Tempel mit... Im Palast, im Tempel und in der ganzen Stadt beklagten sich alle über die zunehmenden Diebstähle. Der Pharao hatte den Zauberer damit beauftragt, einen Zauber zu finden, um die dreisten Diebstähle zu beenden. Heute war es besonders schlimm, denn dem Pharao wurde, aus seinem Schlafzimmer, ein Medaillon gestohlen – das einzige Erinnerungsstück an seine Mutter. Gedankenversunken suchte er sein Studierzimmer auf, um in seinen Schriftrollen eine Lösung zu dem Problem zu finden, als leises Gemurmel ihn innehalten lies. Erstaunt schaute Mahou seinem Zögling dabei zu, wie er einen einfachen Leuchtzauber aussprach und damit eine Lampe zum leuchten brachte. Er war ziemlich stolz auf den Jungen – obwohl er ihm bisher keinen einzigen Zauber gezeigt hatte, schien der Junge Talent zu haben. Mit dem Vorsatz, ihn zu loben, betrat der Zauberer das Zimmer, und bemerkte erst jetzt, dass der Leuchter, der dort leuchtete, nicht seiner war... „Bakura?“ Erschrocken drehte der Jüngling sich zu der Stimme um, da er vollkommen in sein Tun vertieft gewesen war. „WAS IST DAS FÜR EIN LEUCHTER?“ Dieser wusste gar nicht, das Mahou schon wieder zurück war, dann wäre er viel vorsichtiger gewesen... Nun hatte sein Meister ihn beim zaubern erwischt und dazu hatte er noch einen 'geborgten' Leuchter. „Ähm... dieser hier?“, versuchte Bakura Zeit zu schinden, um sich eine plausible Erklärung einfallen zu lassen. „Ja, genau diesen meine ich.“, antworte der Ältere. „Ich habe ihn hier noch nie gesehen, und kann mich nicht daran erinnern, ihn gekauft zu haben.“ „Ich habe ihn auf dem Markt gekauft.“, erklärte der Weißhaarige mit unschuldiger Mine, „Ich habe gespart.“ „Dann musst du aber lange gespart haben.“, meinte der Zauberer anerkennend. „Solch ein Leuchter ist nicht gerade billig. Und wo willst du ihn dann hinstellen?“, erkundigte er sich neugierig bei seinem Schüler. „So teuer war der gar nicht. Der Mann sagte, es sei der letzte und darum habe ich ihn günstig bekommen.“, verteidigte Bakura seinen Besitz. „Ist etwas falsch daran?“ Seine Augen weiteten sich furchtsam. „Habe ich einen Fehler gemacht?“ „Nun ja, vielleicht... es könnte sein, dass du einen gestohlenen Leuchter gekauft hast, und in dem Fall, musst du ihn dann leider zurückgeben.“, versuchte Mahou seinen Schützling zu beschwichtigen. „Du solltest in Zukunft ziemlich vorsichtig sein, bei dem was du kaufst. In letzter Zeit gibt es immer mehr Diebstähle und die Stimmung unter den Händlern und im Palast ist nicht gerade gut. Versprichst du mir das?“ Eindringlich schauten grüne Augen in Violette... „Gestohlen?“, kam es entsetzt von dem Weißhaarigen, „Das wusste ich nicht. Natürlich gebe ich ihn zurück.“ Zerknirscht senkte Bakura den Blick. „Herr, würdet ihr ihn zurück geben.“, bat der junge Mann mit zitternder Stimme. „Der Tempeldiener mag mich nicht besonders.“ Er fiel vor seinem Herrn auf die Knie. „Verzeiht mir, ich werde künftig besser aufpassen. Ich will euch doch keine Schande bereiten.“ Zugegen, das war ein bisschen sehr dick aufgetragen, aber Bakura wusste, wie er Mahou manipulieren konnte. „Seid ihr mir eigentlich nicht böse, wegen meines Zaubers?“, wechselte der Lilaäugige das Thema. „Zauber, welcher Zauber?“ Irritiert blickte der Zauberer einen Augenblick lang seinen Schützling an. „Ach so... der Leuchtzauber... Ich muss sagen, ich war schwer beeindruckt... Wieso sollte ich dir böse sein?“, antwortete Mahou ehrlich. „Aber sag mir, wie und wann hast du das gelernt?“, wollte er doch neugierig von dem Jüngeren wissen. „Nun ja, ihr wollt es mir ja nicht beibringen, also habe ich euch beobachtet.“, gab Bakura sein kleines Geheimnis preis. Er wagte es nicht seinen Meister anzusehen, denn er war sich nicht sicher, ob er seine Gefühle verbergen konnte. „Nur allein durch beobachten?“ Der Zauberer war fasziniert. Wenn Bakura nur allein durch Beobachten einen solchen Zauber erlernen konnte, was würde er alles vollbringen können, wenn er ihn richtig unterwiese? Die Sehnsucht nach einem Schüler, einem Zauberschüler, machte sich in Mahou breit. „Ich denke, es wird an der Zeit, dass du ein Handwerk erlernst, damit du eines Tages eine Familie selbst ernähren kannst.“, räusperte er sich, und blickte seinen Schüler abwartend an. „Was würdest du davon halten, wenn ich dich richtig in der Zauberkunst unterweisen würde?“ Das war mehr als Bakura erhoffen konnte. Immer wieder hatte er seinen Herrn gefragt und jedes Mal eine Absage erhalten, so dass sich der Weißhaarige, nur durch beobachten, ein bisschen Zauberei selbst beibringen musste. Aber es waren nur kleine Spielereien, er wollte mehr – er wollte die machtvollen Zauber beherrschen. Der Weg dazu war nun offen. Die Freude, die sich nun in seinen Augen spiegelte war ehrlich... „Das wollt ihr tun? Herr... das ist mein größter Herzenswunsch, wie ihr wisst.“, freute sich der fast Sechzehnjährige. „Ja, ich will es tun.“, antwortete der Zauberer angenehm angetan von der Freude, die ihm entgegen schlug. „Aber, lass dir eins gesagt sein – es ist kein Zuckerschlecken, ich verlange von dir absoluten Gehorsam. Strengste Disziplin, ein fester Wille und wahre Herzensstärke sind vonnöten das Zaubern zu erlernen, denn nur so kannst du einen Zauber auch beherrschen. Wankst du, beherrscht der Zauber dich, und du wirst zu einer Marionette... Immerhin rufst du Mächte auf, von deren Ausmaß du keine Ahnung hast. Das ist auch der Grund, weshalb ich es immer ablehnte...“, erklärte Mahou seinem Zögling. „Bist du dazu bereit?“, wollte er von ihm wissen. Bakura brauchte nicht lange zu überlegen, in diesem Moment war er auch fest entschlossen sich genau nach Mahous Worten zu richten. Eifrig nickte der junge Mann. „Ja, Herr. Ich werde hart arbeiten, um euch Stolz zu machen.“ „Wann fangen wir an?“, kam dann doch die Ungeduld Bakuras zum Vorschein. Viel zu lange hatte er auf diesen Moment gewartet... „Morgen.“, antwortete schmunzelnd der Zauberer. „Ich muss erst einiges für deine Unterweisung zusammenstellen. Gleich nach dem Frühstück können wir beginnen...“ Mit dem ersten Sonnenstrahl weckte Mahou seinen schlafenden Schützling. Verschlafen öffnete der fünfzehnjährige seine Augen. Sicher, er war es gewohnt früh aufzustehen, doch heute war es noch früher. „Schon?“, gähnte er entsprechend müde. „Guten Morgen, Bakura. Das Frühstück ist fertig – beeil dich, ich erwarte dich in meinem Studierzimmer.“ Bakura schoss förmlich aus seinem Bett, heute sollte ja die Unterweisung in die Magie beginnen. „Guten Morgen, Herr. Ich beeile mich.“, erwiderte er den Gruß. Hastig säuberte er sich, kleidete sich an, verschlang sein Frühstück und fand sich keine viertel Stunde später in besagtem Studierzimmer ein. Ehrfurchtsvoll blieb er kurz hinter der Tür stehen und betrachtete mit großen Augen die Berge von Schriftrollen, die sich auf den Tischen und dem Boden türmten. In diesem Zimmer war er noch nie gewesen. Mahou hatte ihm verboten, dieses zu betreten und ausnahmsweise hatte er sich daran gehalten. „Ah, da bist du ja.“, lächelte der Zauberer. „Komm her zu mir, und setz dich.“ Er wies auf einen Holztisch, der uralt zu sein schien, so schwarz war er. Darauf lagen etliche Schriftrollen und Federn, standen ein Fass mit Tinte und ein Holzbrett mit Sand. Einige der Schriftrollen waren beschrieben, doch die meisten waren leer. Mahou griff nach einer der beschriebenen Rollen und hielt sie seinem Schüler hin. „Lesen habe ich dir ja schon beigebracht.“, begann er seinen Unterricht. „Bitte sei so gut, und lies mir vor, was dort geschrieben steht.“ Begierig griff Bakura nach der Schriftrolle, und in Erwartung seines ersten richtigen Zauberspruchs, entrollte er sie und begann zu lesen: „Om, kasaran tu, mikula so, efftakaranatani, kamarinu to...“ Es klang sehr geheimnisvoll und die Sprache gefiel ihm sehr. Es würde ihm leicht fallen, die Sprüche auswendig zu lernen. „Ankarinia...“ „Halt!“, wurde er von Mahou unterbrochen. „Verstehst du denn überhaupt. was dort steht?“, wollte der Magier von seinem jungen Schüler wissen. Verblüfft starrten violette Augen auf den Mann, der vor ihnen stand. „Muss ich das denn überhaupt? Reicht es denn nicht, dass ich sie aufsagen kann?“ Bisher war es doch immer so gewesen – er hatte sich gemerkt, was Mahou gesagt hatte und die Handbewegungen dazu sich gut eingeprägt, und es danach geübt. „Was glaubst du wohl, WOMIT du es hier zu tun hast?“, donnerte der Zauberer der Zeit los. „Mit Jahrmarktshokuspokus? Es ist Zauberei, eche Magie, damit ist nicht zu spaßen... man muss verstehen und wissen, WAS man da spricht.“ Eingeschüchtert zog der Weißhaarige seinen Kopf ein. „Entschuldigt, Meister, das kommt nicht wieder vor.“, beeilte er sich zu entschuldigen. „Sagt ihr mir, Meister Mahou, was die Worte bedeuten?“ „Das werde ich.“ Scheinbar war der Zauberer besänftigt und Bakura seufzte erleichtert auf. „Als erstes wirst du diese Rolle Wort für Wort abschreiben – und zwar ein Wort unter das andere. Papyrusrollen liegen hier genug – du solltest bis heute Abend damit fertig sein...“ befahl Mahou streng. „Fehlt ein Wort, betrachte ich deine Unterweisung als beendet.“ Hart schluckte der Weißhaarige... so hatte er es sich wahrlich nicht vorgestellt. In ihm wuchs ein Groll auf Mahou – wenn er diese Dinge alle lernen musste, hätte sein Herr schon längst mit der Unterweisung beginnen können. Bakura kämpfte diesen Unmut hinunter und senkte demütig sein Haupt. „Heute Abend werde ich es, wie ihr es wünscht, fertig haben.“ „Wir sehn uns heute Abend. Jetzt muss ich in den Palast.“ Mahou verließ den Raum und ließ seinen Schützling allein. Bakura warf ihm einen bösen Blick hinterher. So ganz war er nicht einverstanden, aber wenn es der einzige Weg war, um an die richtige Macht heranzukommen, dann würde er ihn gehen. Er nahm sich eine Papyrusrolle und begann die Zeichen abzuschreiben. Der erste Versuch war kaum leserlich, dicke Kleckse Tinte zierten sein Werk. Unwillig zog er seine Augen zusammen, so schwer konnte das doch nun wirklich nicht sein. Sein Ehrgeiz war geweckt, ohne Pause, schrieb er immer wieder die gleichen Worte ab. Zum Schluss war er mit sich zufrieden, er konnte keinen Unterschied zwischen seinen Worten und denen von Mahou erkennen. Bald würde er wissen, ob der Unterricht weiterging. Anerkennend nickte Mahou, als er am Abend aus dem Palast zurückkam. Bakura hatte sich wirklich Mühe gegeben, also meinte er es ernst. Sicher, er hätte ihm den Text auch einfach so übersetzen können, doch wer wirklich hinter das Geheimnis der Magie kommen wollte, musste die Sprache der Magie nun einmal lernen. „Das hast du wirklich sehr gut gemacht.“, lobte er deswegen den Fünfzehnjährigen auch. „Morgen früh machen wir weiter.“ Am nächsten Morgen diktierte der Zauberer seinem Schützling zu jedem Wort eine Übersetzung. „Verinnerliche den Text und lerne alle Worte auswendig.“, ordnete er an. „Ich werde dich heute Abend abfragen.“ Eine Welle der Erleichterung flutete durch Bakura. Müde fiel er ins Bett. Am nächsten Morgen war er schon vor Mahou wach und wartete vor dem Studierzimmer auf seinen Meister. Eifrig lernte er die, ihm von Mahou aufgetragene, Aufgabe. Am Abend prüfte der Zauberer der Zeit wiederum seinen Schüler. „Wie heißt der Text, den ich dir geben habe?“ „Wer die Magie beherrschen will, muss auch das Wort beherrschen. Geschrieben und Gesprochen ist es eine große Macht, weicht der Magier im Klang oder der Linienführung ab, beschwört er ein großes Unglück herauf.“, antwortete Bakura wie aus der Pistole geschossen. Auch das Abfragen der einzelnen Worte, egal in welcher Reihenfolge, gelang zu Mahous vollster Zufriedenheit. „Du warst wirklich richtig fleißig.“, wurde er auch von seinem Meister gelobt. „Wenn du weiter so fleißig bist, dann wirst du bald die ersten Früchte deiner Arbeit ernten können.“ Am nächsten Morgen bekam Bakura von Mahou eine weitere Schriftrolle gereicht. „Diese schreibst du genauso ab, wie die vorherige“, begann der Zauberer gleich ohne Umschweife, „und bei jedem Wort, das du kennst, schreibst du gleich seine Bedeutung dahinter. Es ist dir freigestellt, ob du unbekannte Worte noch einmal auf eine eigene Schriftrolle schreibst... Wir sehn uns dann wieder heute Abend.“ Auch diese Arbeit erledigte Bakura gewissenhaft, und wie schon zuvor, war die am nächsten Tag gestellte Aufgabe, alle Worte zu lernen. So ging es tagein, tagaus und immer mehr Schriftrollen bearbeitete der Weißhaarige auf diese Art und Weise. Und alle sieben Tage übten sie die richtige Aussprache der einzelnen Worte und Mahou erklärte darüber hinaus verschiedene Zusammenhänge. Zuerst machte es dem Lilaäugigen großen Spaß, doch je länger es dauerte und er diese 'läppischen' Worte lernen musste, desto mürrischer wurde er. Ein kleiner Lichtblick war, dass er inzwischen jede Schrift akkurat kopieren und auch eigenständig schreiben konnte... sprich, er konnte die Eigenheiten der unterschiedlichen Handschriften fehlerfrei wiedergeben. Zur 'Entspannung' schlich er sich oft des Nachts aus dem Haus Mahous und übte seine andere Fingerfertigkeit. Auch die Besuche auf dem Markt nutzte er, um seine Finger zu trainieren. Seine Beute brachte er allerdings in die Berge, nahe bei Kul-elna. In den dortigen Höhlen fand er sehr gute Verstecke. Hier war seine Beute sicher, das plötzliche Erscheinen Mahous damals in seinem Zimmer, hatte ihn dazu bewogen. Ein Jahr lang lernte Bakura alles, was sein Herr von ihm verlangte. Aber es war ihm nicht genug, er wollte endlich zaubern... richtige Zauber anwenden. Eines Tages hielt er es nicht mehr aus. „Herr, seid ihr mit meinen Leistungen zufrieden?“, begann Bakura das Gespräch. „Ja, Bakura, das bin.“, antwortete der Zauberer verwundert, „Aber wieso willst du das wissen?“, erkundigte er sich dennoch. „Ich frage mich, wann ihr mir erlaubt, echte Magie anzuwenden, zum Heilen vielleicht.“, wagte sich Bakura weit vor. Er traute es sich absolut zu, wieso sein Meister nicht? „Wie lautet noch der erste Spruch, den du lernen solltest?“, forschte Mahou nach. „Wer die Magie beherrschen will, muss auch das Wort beherrschen. Geschrieben und Gesprochen ist es eine große Macht, weicht der Magier im Klang oder der Linienführung ab, beschwört er ein großes Unglück herauf.“, zitierte Bakura. „Aber wie soll ich das lernen, wenn ich keine Magie benutzen darf? Was ist, wenn nur ich helfen könnte? Wenn keine andere Hilfe da ist? Muss tatenlos zusehen? Darf ich wirklich nichts tun?“ Er hatte ja eigentlich andere Ziele, doch die durfte er Mahou niemals offenbaren. Dennoch musste er sich Luft machen. Mahou gab sich geschlagen, so ganz Unrecht hatte der mittlerweile Sechzehnjährige ja nicht. „Du hast ja recht – tatenlos zusehen, sollst du nicht müssen. Du darfst einige vorerst einfache Heilzauber anwenden. Mehr aber nicht – üblicher weise darf ein Zauberschüler erst nach 10 Jahren seine ersten Zauber anwenden, wenn sichergestellt ist, dass er auch wirklich nichts falsch machen kann. Dann ist deine nächste Aufgabe, jeden Tag nach einem verletzten Tier Ausschau zu halten, und es hierher zu bringen.“ „10 Jahre?“, kam es entsetzt von Bakura, so viel Geduld würde er niemals aufbringen können. Aber das Versprechen, einen Heilzauber, wenn auch einen einfachen, anwenden zu dürfen, versöhnte ihn innerlich wieder mit seinem Meister. „Danke, Herr.“ Die nächsten Tage verbrachte er damit, ein krankes Tier zu suchen, doch wie zum Hohn fand er keines. Doch dabei lernte er jemanden kennen, der ihn die Zauberei kurzfristig vergessen ließ. Zwar erledigte er alle aufgetragenen Arbeiten, doch dann ritt er hinaus in die Wüste. Am Fluss bei Kul-elna traf er sich mit ihr... Malika. Er verliebte sich in das Mädchen und nichts konnte seine Laune trüben. Das fiel auch seinem Meister auf. Im Tempel war etwas Ruhe eingekehrt, da die Diebstähle scheinbar weniger wurden. Auch die Tempeldiener hatten nicht mehr soviel unter den Diebstählen zu leiden, und so kam es, dass Mahou eines Tages schon zur Mittagszeit zurückkam. Er fand Bakura dabei vor, wie er fröhlich ein Lied vor sich hin pfeifend, das Pferd für einen Ausritt vorbereitete. „Na mein Guter, gleich geht’s wieder raus, nicht wahr, du freust dich genauso wie ich die freie Wüste zu sehn.“, hörte er seinen Schüler leise sagen. „Wohin soll es denn hingehn?“, erkundigte sich der Zauberer bei seinem Schüler. Erschrocken fuhr der Weißhaarige herum – er hatte Mahou wieder einmal nicht kommen hören. Eine leichte Röte zierte sein Gesicht. „Äh... in die Nähe vom Fluss“, antwortete Bakura vage. „Na, wie heißt denn die Angebetete?“, wollte Mahou lächelnd wissen. Ihm war nicht entgangen, dass sein Schüler frische Kleidung trug. Dies war diesem mehr als peinlich, Bakuras Wangen brannten, woher wusste sein Herr von Malika? „Malika.“, antwortete er zögernd. Machte sich Mahou über ihn lustig? „Ein schöner Name.“, nickte der Ältere. „Na, dann will ich dich nicht länger aufhalten. Reite schon los, zu deiner Malika.“ „Danke, Herr.“, stammelte der Weißhaarige und beeilte sich sein Pferd aus dem Stall zu bringen, aufzusteigen und davonzureiten. „Sei glücklich mein Junge.“, murmelte Mahou leise und blickte ihm wehmütig hinterher. Kapitel 2: Malika ----------------- Malika Glühend heiß brannte die Sonne auf den einsamen Reiter herab. Zum Schutz gegen die erbarmungslosen Strahlen, hatte dieser die Kapuze seines Umhangs tief in die Stirn gezogen. Trotz der Hitze wirkten das Reit- und das mitgeführte Handpferd jedoch relativ frisch. Der knapp sechszehnjährige Reiter lenkte sein Pferd sicher durch die Wüste, so als würde er sich hier auskennen. Um diese Zeit wagte sich sonst niemand in dieses Meer aus Sand, denn kannte man sich hier nicht aus, würde es den sicheren Tod bedeuten. Der junge Mann ließ seine Tiere antraben und steuerte zielsicher die Steinwüste an. Wenig später hielt er an und starrte hinunter in das Tal, welches sich zu seinen Füßen erstreckte. Ein Lächeln huschte über das gebräunte Gesicht des Reiters. Unten im Tal lag das versteckte Dorf Kul-elna, seine Heimat. Auch wenn es zum größten Teil nur aus Ruinen bestand, lebten hier noch Menschen... ausgestoßene der Gesellschaft. Diebe, Betrüger, Grabräuber und die Ärmsten der Armen hatten hier ein Zuhause gefunden. Seit damals die Soldaten des Pharaos diese Ortschaft verwüsteten, kamen sie nur noch sporadisch hier vorbei. Jedes Mal nahmen sie einige Bewohner mit in den Palast.... egal, ob diese Schuldig waren oder nicht. Diese armen Seelen wurden nie wieder gesehen. Der junge Mann seufzte tief auf und lenkte seine Tiere auf den Weg hinunter. Er selbst war hier geboren und verbrachte seine ersten zwölf Lebensjahre hier, so wie in der Hauptstadt. Seine Mutter war eine Hure und sein Vater ein Grabräuber, trotzdem liebten sie einander und versuchten ihrem Sohn eine unbeschwerte Kindheit zu bieten. Diese hatte er auch, bis zu dem Tag, als der Pharao beschloss wieder einmal ein abschreckendes Exempel zu statuieren. Der, zu dieser Zeit, knapp Neunjährige befand sich mit seinen Freunden gerade in der Stadt, als sie zurückkehrten, fanden sie ein brennendes Dorf vor. Seine Eltern und noch einige andere aus dem Dorf wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Hass flammte in dem Jungen auf – doch was konnte er schon tun? Geduldig wartete Bakura auf die Chance, sich endlich rächen zu können. Der erste Schritt bedeutete für ihn, dass er ein Dieb werden musste... ein sehr geschickter Dieb. Er war bald der Beste... egal ob es sich um die Beschaffung von Lebensmitteln handelte, oder es darum ging, den Reichen die prallen Münzbeutel von deren Gürtel zu schneiden. Am liebsten ärgerte er aber die Tempeldiener und trieb diese mit seiner Dreistigkeit zur Weißglut. Bis er eines Tages fast erwischt wurde – von diesem Tag an änderte sich sein Leben. Das Stehlen gab er allerdings nicht auf, das lag ihm schon zu sehr im Blut. Aber er hatte es jetzt einfacher. Der Mann, der ihn damals vor dem Tempeldiener rettete, war ein Magier namens Mahou. Dieser nahm den Jungen in seine Dienste und lehrte ihn auch das Lesen und Schreiben. Begierig darauf, soviel wie möglich, zu lernen, blieb er bei dem Magier, vergaß dabei aber seine Herkunft nicht und die Not, die in Kul-elna herrschte. Er hatte keine Ahnung, ob sein Meister wusste, was er tat, aber es war ihm auch egal. In letzter Zeit kam der junge Mann öfter hier her, denn die kleine Gemeinde hat Zuwachs bekommen. Aus der nördlichen Provinz kam ein Mann mit seiner Tochter, der hoffte für sein Mädchen und sich eine bessere Zukunft zu finden. Das Mädchen war wunderschön, besonders beeindruckend waren die großen dunklen Augen, ein Blick aus ihnen und es war um den jungen Mann geschehen. Malika hieß sie, sie war so ganz anders, als die Mädchen, die er kannte. Ihr graziler Körperbau, das feine Gesicht, die langen schlanken Hände, alles wurde durch ihre geschmeidigen Bewegungen unterstrichen. Obwohl sie erst vierzehn war, sah sie schon wie eine erwachsene Frau aus. Der Reiter konnte nicht abstreiten, dass er sich freute Malika wieder zu sehen. Eigentlich kam er nur wegen ihr sooft in dieses Dorf zurück. „Hey Bakura.“, wurde er angesprochen. „Was träumst du so durch die Gegend?“ „Ich träume nicht, Raphael.“, erwiderte der Angesprochenen grinsend. „Du und Dartz folgt mir schon über eine halbe Stunde.“ „Ich hab dir doch gesagt, das er uns bemerkt.“, brummte Dartz und strich sich eine grüne Haarsträhne aus dem Gesicht. „Aber wenn wir es nicht versuchen, können wir auch nicht besser werden.“, gab Raphael trotzig zurück. „Hört auf zu streiten... nehmt mir lieber das Handpferd ab und verteilt die darauf befindlichen Lebensmittel.“, unterband der weißhaarige Dieb den beginnenden Streit seiner Freunde. Er wusste nicht warum, aber irgendwie sahen ihn alle als eine Art Anführer – eine Position, die er so gar nicht mochte. Zwar kümmerte er sich um die Gemeinschaft, doch war er dabei nicht uneigennützig bei der Sache. Schnell hatte er gemerkt, dass Malika ihn für sein Engagement für die Dorfbewohner bewunderte – und das wiederum gefiel ihm. Fortan tat er alles, um noch mehr Eindruck bei ihr zu schinden, was ihm auch sehr gut gelang. Heute hatte er ihr ein kleines Geschenk mitgebracht. Suchend ging sein Blick über die, ihn begrüßenden, Menschen. Lässig sprang er von seinem Reittier, sofort wurde er von den kleinsten Dorfbewohnern umringt. Lachend verteilte er einige Süßigkeiten unter den Kindern und zeigte ein bisschen von dem, was er sich bei seinem Meister ab geguckt hatte. Sehr zu seinem Leidwesen, weigerte sich Mahou noch, ihn in die Kunst der Magie einzuweihen. Aber Bakura lernte sehr schnell, sehr aufmerksam beobachtete er den Magier und übte das Aufgeschnappte bis zur Perfektion. Die Kinder hier waren ein sehr dankbares Publikum. Raphael arbeitete sich zu seinem Freund durch und klopfte ihm auf die Schulter. „Falls du Malika suchst, sie ist am Fluss.“, grinste er Bakura an. „Wer sagt, dass ich sie suche?“, zierte sich der Weißhaarige. Die leichte Röte in dessen Gesicht sagte alles. Lachend entfernte sich sein Freund wieder und zog das Handpferd hinter sich her. Hastig schwang sich Bakura zurück in den Sattel und trabte aus dem Dorf. Kurze Zeit später erreichte er den Fluss und bald darauf erspähte er seine heimliche Liebe. Auch die Vierzehnjährige war von dem Weißhaarigen angetan – sie hatte ihn sehr gern und genoss seine Nähe. Malika hatte hier draußen gebadet, nun saß sie am Ufer und kämmte ihr langes, schwarzes Haar. Leise Hufschlag ließ sie aufblicken und erfreut leuchteten ihre Augen auf, als sie erkannte wer da kam. Bakura sprang von seinem Pferd, nahm seinen Umhang ab und warf ihn über den Sattel seines Tieres. Im Moment trug er einen leichten, bodenlangen baumwollenen Kittel und leichte Sandalen. Seine weißen Haare standen ihm wirr vom Kopf, dagegen konnte er nichts machen, so sehr er sich auch bemühte sie zu ordnen. Auch jetzt unternahm er einen vergeblichen Versuch, mehr unbewusst, mit seinen Fingern seine Mähne zu bändigen. Malika flocht ihre langen Haare unterdessen behände zu einem dicken Zopf zusammen. Eine leichte Röte zog über ihr Gesicht und ihr Herz schlug nervös in ihrer Brust. Schüchtern warf sie einen Blick auf den jungen Mann, der nun auf sie zukam. „So allein hier, meine schöne Wüstenblume?“, begrüßte er sie lächelnd. „Nun bist du ja hier, Bakura.“, erwiderte Malika lächelnd, ihr leicht rosa Farbton verstärkte sich ein wenig. „Du solltest wirklich nicht allein zum Fluss gehen. Es ist einfach zu gefährlich.“, warnte der Weißhaarige sie besorgt. „Gut... ich verspreche dir, das ich nicht mehr alleine zum Baden gehen werde.“, erklärte die Schwarzhaarige sich einverstanden. Schweigend saßen sie nun nebeneinander und sahen auf das träge dahin fließende Wasser. „Ich habe ein kleines Geschenk für dich.“, durchbrach Bakura schließlich die Stille. „Du schenkst mir was?“, hakte Malika neugierig nach. „Ja... warte.“, lachte der junge Mann. Flink sprang er auf und lief zu seinem Pferd, kramte in den Packtaschen und förderte endlich ein, in weißes Tuch gewickeltes, Päckchen zum Vorschein. Seine Hände zitterten kaum merklich, ob es ihr gefallen wird? Sicheren Schrittes kehrte er zu dem Mädchen zurück, ließ sich wieder neben ihr nieder und reichte ihr das kleine Päckchen. Mit großen Augen schaute sie ihn an und senkte den Blick auf den weißen Gegenstand in seiner Hand. Malikas Hände näherten sich diesem, doch traute sie sich es zu nehmen. „Es ist wirklich für mich?“ hauchte sie ungläubig. „Ja... es ist lange nicht so schön wie du, aber vielleicht gefällt es dir.“, antwortete Bakura sanft. „Das wird es sicher.“, beeilte sich Malika zu versichern. Das entlockte dem Dieb ein leises Lachen, er mochte Malikas Art und nichts wünschte er sich mehr, als sie zur Gefährtin zu haben. Vorsichtig nahm sie nun sein Geschenk entgegen und wickelte es aus. Zum Vorschein kam eine feine gearbeitet Kette mit einem ungewöhnlich filigran gearbeiteten Katzenanhänger... beides war aus purem Gold. Auch wenn er ein Dieb war, der Beste zugegebener Weise, so hatte er das Geschenk für seine Angebetete käuflich erworben. „Der Anhänger, gesegnet von der Sonnengöttin Bastet, bringt seinem Träger Glück und Liebe.“, erklärte Bakura leise. Mit zitternden Fingern legte sich das Mädchen dieses wunderschöne Schmuckstück um. „Es ist wundervoll.“, lächelte sie glücklich. So ein schönes Geschenk hatte sie noch nie bekommen. Spontan fiel sie dem Weißhaarigen um den Hals, dessen Herzschlag erhöhte sich sofort und schüchtern legte er seine Arme um ihren schlanken Körper. Malika ging ein wenig auf Abstand und blickte Bakura in die Augen. Langsam näherte sie sich dessen Gesicht, scheu legten sich ihre Lippen auf die des Älteren. Sanft und unschuldig war dieser Kuss und barg dennoch das Versprechen einer großen Leidenschaft. Das ungeduldige Scharren des Pferdes holte beide in die Wirklichkeit zurück. Verliebt schauten sie sich an, sie brauchten im Moment keine Worte um sich zu verstehen. „Wir sollten ins Dorf zurückkehren.“, schlug der Lilaäugige vor. „Ja... das sollten wir.“, stimmte Malika leise zu. Bakura stand auf und hielt dem Mädchen seine Hand hin, lächelnd ergriff sie diese und ließ sich von ihm aufhelfen. Hand in Hand gingen sie auf das Pferd des Weißhaarigen zu, er warf sich seinen Umhang wieder um die Schultern und stieg auf. Anschließend beugte Bakura sich herunter, griff mit seinem linken Arm um den Oberkörper der Schwarzhaarigen und hob sie vor sich auf das Tier. Ein leiser Aufschrei quittierte diese Aktion, doch das kam nur von der Überraschung. Vertrauensvoll lehnte sich Malika an den Mann hinter sich. Mit der linken Hand führte Bakura die Zügel und sein rechter Arm lag locker um die Taille des Mädchens. Beide waren im Augenblick überglücklich, sie ahnten nicht im Entferntesten, das die Götter ein anderes Schicksal für sie bereithielten. Eine Woche später rang sich Bakura durch und bat Malikas Vater, Sinuhe, um Erlaubnis dessen Tochter heiraten zu dürfen. Dieser hatte nichts dagegen, was letztendlich an dem 'Brautpreis' Bakuras lag, den er heranschaffte... er bekam die Zustimmung. Die Bewohner Kul-elnas freuten sich für das junge Paar, eifrig waren alle dabei die Vorbereitungen zu treffen. Ein solches Fest hatte schon lange nicht mehr stattgefunden, keiner verschwendete einen Gedanken an eine drohende Gefahr aus dem Palast. ~~~~~~~~~ Hoch erhobenen Hauptes schritt Samir dem Hohepriester des Pharaos entgegen. Endlich hatte er sein Ziel erreicht – er war zum höchsten Tempeldiener im Tempel des Pharaos ernannt worden. Jahrelanges Buckeln, ausharren und sich nicht beklagen in dieser erbärmlichen Wüstengegend hatten sich bezahlt gemacht. Er hatte die Hoffnung längst aufgegeben... Doch schon in den ersten Tagen musste er erkennen, dass dies gar kein so toller Posten war – immer wieder wurde er vor den wütenden Hohepriester zitiert, der sich darüber beschwerte, dass wichtige Dinge nicht an ihrem Platz wären, und wurde von diesem durch die Gegend gescheucht, das vermisste „Auf der Stelle!“ wieder zu beschaffen... Er hatte nur einmal Glück, das Gesuchte an einem anderen Platz wieder zu finden – immer häufiger musste er von seinem persönlichen Vermögen die vermissten Dinge selbst kaufen, der Priester des Pharao ließ keine Gnade walten. Oh, wenn er DEN zwischen die Finger bekam, der für all das verantwortlich war... Aber die Diebe waren geschickt – oder waren es am Ende nur einer? Die Handschrift kam ihm immer bekannter vor... Mit diesem Bürschchen hatte er noch eine persönliche Rechnung zu begleichen... ~~~~~~~ Drei Tage vor Bakuras geplanter Hochzeit platzte dem Pharao Atemu der Kragen. „WOLLT IHR MIR ETWA SAGEN, DASS IHR ES NICHT SCHAFFT, DIESES ELENDE DIEBESGESINDE ZU FASSEN?“, donnerte der junge Herrscher außer sich vor Zorn. Heftig zuckte der Kommandant der Palastwachen zusammen, so einen Ausbruch hatte er noch nie bei seinem Herrscher erlebt. Samir kam wieder einmal wütend und murrend vom Goldschmied des Pharaos wieder, der auch für die Tempelausstattung zu ständig war. Bereits zum vierten Mal musste er die Kerzenhalter ersetzen, die zum Altar Seths gehörten – und der Kerl verlangte jedes Mal mehr Gold dafür. Er kannte nur einen, der so dreist war, immer wieder die gleichen Gegenstände aus einem Tempel zu stehlen – BAKURA... Der Ausbruch des Pharaos war laut durch den ganzen Tempel zu hören... oh ja, er wünschte sich auch, dass die Diebe endlich gefasst wurden, ganz besonders seine Goldtruhe sehnte sich danach. Und, als würden die Götter seine Bitten erhören, kam der Kommandant der Palastwachen direkt auf ihn zu. „Ich hätte da so eine Idee, wo ihr die Diebe finden könntet.“ Samir räusperte sich und blickte den Kommandant unterwürfig an. Das Gemurmel der Wachen interessierte Mahou nicht besonders, als er in deren Nähe vorbei kam. Erst als das leise geflüsterte Wort Kul-elna fiel, horchte er alarmiert auf. Was er da zu hören bekam, gefiel ihm ganz und gar nicht. Lag das nicht am Fluss? Am Ende war dies der Ort, in dem Bakuras kleine Freundin lebte... Er beeilte sich, so schnell er konnte, um seinen Schüler noch zu erreichen, bevor dieser sich auf den Weg machte. Nicht dass er in die Arme der Palastwache ritt... Die Palastwachen brachen zur, von Hohepriester Seth bestimmten Zeit, zu ihrer Strafaktion auf. Zwei Stunden vor Sonnenuntergang wollten sie Kul-elna erreicht haben. Noch jemand brach auf... Mahou. In etwa einer Stunde würde er zu Hause sein, zwar würde er gern hier im Palast bleiben, doch die Sorge um seinen Schützling trieb ihn nach Hause. Pünktlich trafen die Soldaten an ihrem Ziel ein, schweigend nahmen sie ihre Position ein. Im Dorf herrschte ausgelassene Stimmung, niemand bemerkte etwas von der Bedrohung, die sich um ihre Heimat legte. Auf ein stummes Kommando hin, setzten sich die Reiter in Bewegung – erst als sie die ersten Ruinen Kul-elnas erreichten wurden von den dort Lebenden bemerkt. Doch die folgende Warnung kam zu spät. Panisch schreiend versuchten sich die Menschen in Sicherheit zu bringen. Wahllos griffen sich die Häscher des Pharaos Personen aus der Bevölkerung und trieben sie vor dem Dorf zusammen. Die Männer verteidigten die Frauen und sich furchtlos. Doch es brachte ihnen nur den Tod. Malika kam gerade vom Fluss zurück, als der Tumult losbrach. Eine ältere Frau rannte an ihr vorbei. „Renn um dein Leben oder versteck dich.“, rief sie dem verschreckten Mädchen zu und hetzte in die Wildnis hinaus. Mit großen Augen sah die Schwarzhaarige hinter der Erwachsenen her, erst das Geräusch eines galoppierenden Pferdes riss sie aus ihrer Starre. Blind rannte sie auf das nächste Haus zu und drückte sich in dessen Schatten. Sie hatte Glück, offenbar hatte der Soldat sie nicht gesehen, der mit unvermindertem Tempo an ihr vorbei jagte. Das blutige Schwert in der Hand, erreichte der Reiter die flüchtende Frau und streckte diese gnadenlos nieder. Panik ergriff die junge Frau, jetzt erst wurde ihr die Gefahr richtig bewusst, in der sie schwebte. Ihre Gedanken schrieen nach dem einzigen, der ihr helfen konnte... Bakura. Kapitel 3: Bakuras Verlust -------------------------- Bakuras Verlust Bakura trieb sein Pferd zur Höchstleistung an. Hoffentlich kam er noch rechtzeitig, um Malika in Sicherheit zu bringen. Einmal mehr wünschte er sich, die Magie richtig beherrschen zu können, doch das wenige was er konnte, half ihm in dieser Situation überhaupt nicht. Er war wütend auf Mahou, das er ihm solange das Erlernen der Magie verweigerte. Schon sah er am Horizont dunkle Rauchschwaden aufsteigen. Verdammt... er kam zu spät, vielleicht doch noch rechtzeitig um seine Braut zu retten. Hart schlug er auf sein Reittier ein, damit es noch schneller lief, ein gequältes Wiehern war die Antwort auf die rüde Behandlung. Am Rand der Klippen hielt er sein Pferd an – schweißüberströmt und völlig außer Atem, stand das Pferd mit hängendem Kopf da. Doch Bakura nahm keine Rücksicht auf das Tier, die Sorge um Malika trieb ihn an. Wankend trabte das Pferd den schmalen Pfad zum Dorf hinunter. Die Sonne schickte sich an schlafen zu gehen, sie berührte den Horizont und versank dahinter. Die beginnende Nacht legte gnädig ihre Dunkelheit über die grausigen Geschehen in Kul-elna. Hysterische Schreie, klirrende Waffen und das flackernde Licht der brennenden Häuser zeugten von dem Kampf, der noch tobte. Am Fuße des Pfades versteckte Bakura sein Pferd und lief zum Dorf. Ihm war schon klar, das er sich nicht offen zeigen durfte. Sie würden mit ihm genauso kurzen Prozess machen, wie mit den Anderen. Da half es ihm nicht, dass er bei Mahou in Diensten stand, allein seine Anwesenheit hier würde schon ausreichen. Als er die ersten Häuser des Dorfes erreichte, traf er auf Dartz und Raphael. Diese berichteten ihm hastig was vorgefallen war, aber das interessierte den Weißhaarigen überhaupt nicht. „Wo ist Malika?“ unterbrach er sie dann auch unbeherrscht. „Wir wissen es nicht, wir haben sie nicht gesehen.“, gestand Raphael zerknirscht. „Ich muss sie finden, ihr darf nichts geschehen... ich muss zu ihr.“, herrschte er seine Freunde an, mehr als deutlich war die Sorge um Malika herauszuhören. Ein durchdringender Schrei ließ Bakura das Blut in den Adern gefrieren, seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Malika...“, flüsterte er, dann schrie er: „MALIKA“ Schon rannte der Weißhaarige in Richtung des Schreis – wer auch immer seiner Braut ein Leid zufügte, war des Todes. Seine Augen verdunkelten sich vor unverhohlener Wut und gleichzeitig zerriss die Sorge um seine Liebste sein Herz. ~~~~~~~~~~ Sinuhe machte sich Sorgen um seine Tochter, wenn sie in die Hände dieser brutalen Männer fiel, würde das die schlimmsten Folgen für sie haben. Den Kämpfenden ausweichend, hastete er durch die Straßen und suchte nach Malika. Immer wieder rief er nach ihr und war sich nicht bewusst, dass er sie in tödliche Gefahr brachte. Schließlich wurde Horace, der Kommandant der Soldaten, auf den Mann aufmerksam. Er hatte gerade seinen Männern den Befehl gegeben die Gefangenen in den Palast zu bringen. Lediglich drei Soldaten, Abdel, Behar und Aziz waren noch bei ihm geblieben. Samir, der dicke Tempeldiener kam auf ihn zugeritten. „Habt ihr diesen weißhaarigen Bastard erwischt?“ erkundigte er sich bei dem Soldaten. „Nein... ich glaube, du spinnst dir auch was zurecht.“, antwortete Horace genervt. Eine Bewegung am Rande seines Blickfeldes richtete seine Aufmerksamkeit auf Sinuhe. „Sieh an, da haben wir ja noch jemanden.“, höhnte der Soldat und trieb sein Pferd auf den Mann zu. Sofort folgten ihm Abdel und Behar, zu dritt trieben sie den verängstigten Mann auf den freien Platz. Mit ihren Pferden scheuchten sie den Mann hin und her, rempelten ihn an. Samir nutzte die Gelegenheit. „Wo ist dieser Bakura?“ stellte er die Frage, die ihn am meisten Interessierte. Horace verdrehte leicht die Augen, ließ den Tempeldiener aber gewähren. Nun gesellte sich auch Aziz dazu, er liebte diese Situationen, in denen er die Macht über Leben und Tod hatte. Er zog sein Schwert und stieß dem alten Mann dessen Spitze ins Fleisch. Schmerzhaft stöhnte dieser auf und hielt sich seine blutende Wunde. „Ich kenne keinen Bakura.“, presste er zwischen den Zähnen hervor. „Du lügst... ich weiß, das er sich hier oft verkriecht.“, fauchte ihn der Dicke an. Die Anderen hielten ebenfalls ihre Krummschwerter in der der Hand, ritten im Wechsel auf Sinuhe zu und bohrten ihre Klingen in dessen Fleisch. Blutüberströmt torkelte Malikas Vater über den Sand und versuchte seinen Peinigern zu entkommen. „Sag schon, wo finden wir diesen elenden Dieb Bakura?“ bohrte Samir nach. „Bakura ist kein Dieb. Er ist ein sehr nobler Mann und er wird meine Tochter heiraten.“, rutschte es dem gequälten Mann heraus. Dröhnend lachten die Reiter, erneut hetzten sie den Blutenden hin und her. „Der und nobel, das ich nicht lache.“, kicherte der Tempeldiener böse. „Dafür, dass du uns angelogen hast, wirst du jetzt sterben.“, grinste Behar niederträchtig. „NEIN!“, schrie eine Frau auf und drängte sich zwischen den Pferden hindurch zu Sinuhe und kniete sich neben den, inzwischen zusammengebrochenen, Mann. „Er hat euch doch nichts getan.“, klagte sie die Reiter an und wandte sich an ihren Vater. „Es wird alles wieder gut, Vater.“ Malika hatte das Ganze mit ansehen müssen und ihr war bewusst, dass sie ein hohes Risiko einging, doch sie konnte nicht mehr in ihrem Versteck ausharren. Sie musste versuchen ihren Vater zu retten. „Na... was für ein hübsches Täubchen ist da denn aufgetaucht?“ bemerkte Samir und leckte sich unwillkürlich über seine wulstigen Lippen. Ein schneller Blick in die Runde sagte ihm, dass auch die anderen einen lüsternen und gierigen Blick hatten. Samir und Horace stiegen gleichzeitig ab und traten an das Mädchen heran. „Malika flieh... lauf... lass mich.“, bat Sinuhe verzweifelt. Nur zu deutlich konnte er den Männern ansehen, was sie vorhatten. „Nicht ohne dich.“, weigerte sich seine Tochter und versuchte ihren Vater auf die Beine zu ziehen. „Nein... lauf... ehe es zu spät ist.“ Panik schlich sich in Sinuhes Stimme. Der Kommandant erreichte die Beiden, kaltschnäuzig stieß er dem alten Mann sein Schwert in die Brust. Röchelnd sackte dieser zusammen, musste Husten und ein Blutschwall quoll ihm dabei aus dem Mund. „Rette... dich.“, keuchte er mit letzter Kraft und fiel leblos zur Seite. Jetzt erst ließ Malika ihren Vater los, hastig sah sie sich um und rannte blindlings los. Aziz galoppierte hinter ihr her, holte sie nach wenigen Metern ein und trieb sie wieder zurück. Sie versuchte es in eine andere Richtung, doch auch dort kam sie nicht weit. Das höhnische Gelächter der Männer machte ihr panische Angst und lähmte ihr Denken und Handeln. Kopflos rannte sie weiter, genau Samir in die Arme. „Du bist also Bakuras Braut. Du bist viel zu Schade für diesen Kerl.“, spottete der Tempeldiener. Gierig sah er an dem Mädchen herunter. Verzweifelt versuchte sie von dem Mann loszukommen, aber ihre Kraft reichte nicht. „Zeig doch, was du zu bieten hast.“, forderte er anzüglich. Mit einer Hand hielt er Malika fest und die andere griff den Stoff auf der Brust des Mädchens. Mit einem kräftigen Ruck zerriss er diesen und die Schwarzhaarige war den gierigen Blicken der Männer schutzlos ausgeliefert. Instinktiv wollte sie ihre Blöße verdecken, doch das löste nur Gelächter bei den Männern aus. „Nicht so schüchtern.“, grinste Samir. Mit einer geschickten Bewegung drehte er das Mädchen zu den anderen herum, nahm dessen zweiten Arm und hielt beide an ihren Handgelenken fest. Ganz dicht war der feiste Tempeldiener hinter ihr und ließ eine Hand über ihre Brüste hinunter zu ihrem Bauch gleiten. Ein klägliches Wimmern kam von ihren Lippen. „Nein... bitte nicht... bitte lasst mich.“, flehte Malika inständig. Ihr Brustkorb hob und senkte sich in schneller Folge, ausgelöst durch die empfundene Angst. ‚Bakura... hilf mir... Bakura.’, schrie sie innerlich um Hilfe. Das war alles nur ein fürchterlicher Albtraum, aus dem sie bald aufwachen würde... aufwachen musste. „Sag... habt ihr es schon miteinander getrieben?“, wollte Horace wissen und trat näher an Malika heran. Unvermittelt griff er ihr in den Schritt. Schlagartig nahm ihr Wimmern zu und Tränen der Verzweiflung rannen ihr herunter. Die nächsten Worte machten ihr klar, dass sie das hier nicht überleben würde. Und plötzlich wünschte sie sich, das Bakura nicht da war... dass er in Sicherheit war... „Wir werden dir zeigen, was es heißt von einem Mann geliebt zu werden.“, versprach Behar, der ebenfalls vom Pferd abstieg, sowie Aziz und Abdel auch. „Ich zuerst.“, bestimmte der Tempeldiener rau, „Sie ist Bakuras Hure, ich will es ihm heimzahlen.“ Der Gedanke an das, was sie vorhatten, erregte die fünf Männer gleichermaßen. Samir stieß Malika von sich, taumelnd stürzte sie nach vorn und sogleich packten Abdel und Behar ihre Arme und rissen sie zu Boden. Mehr instinktiv als wirklich bewusst, begann sich Malika zu wehren, doch Aziz und Horace beendeten es ganz schnell. Sie griffen nach ihren Beinen, spreizten und hielten sie. Nun war sie der Begierde der Männer hilflos ausgeliefert – ihr blieb nur noch den Schmerz, den ihr Samir zufügte, hinauszuschreien... ~~~ Kurze Zeit später erreichte Bakura, seine Ortskenntnisse nutzend, ungesehen den Ort des Geschehens. Er brauchte einige Sekunden, bis er realisierte, WAS dort vor dem Haus geschah, welches er durch die Hintertür betreten hatte. Seine Malika wurde geschändet und niemand stand ihr bei... Ein böses Knurren löste sich aus seiner Kehle, das würden die Kerle bezahlen – sofort. Außer sich vor Wut, blind allen Gefahren gegenüber, stürmte er durch das Haus und wollte gerade die Haustür aufreißen, als sich kräftige Arme um ihn legten und ihn zurück hielten. Heftig wehrte er sich und wollte seinen Zorn hinaus schreien, doch eine Männerhand erstickte seine Worte. „Bakura... nicht... du kannst ihr nicht helfen. Es sind noch zu viele Soldaten in der Nähe.“, beschwor Dartz seinen Freund. „Dartz hat recht... du KANNST jetzt nichts tun.“, redete auch Raphael auf ihn ein. Zornig schob Bakura die Hand von seinem Mund. „Mir doch egal, was mit mir geschieht. Ich MUSS Malika helfen.“, fauchte der Weißhaarige ungehalten. „Wenn du jetzt die Palastwachen tötest, werden sie jeden von uns so lange jagen, foltern und töten, bis keiner mehr übrig ist.“, sehr eindringlich waren Raphaels Worte. „Gib dem Pharao keinen Grund, hier alles dem Erdboden gleich zu machen.“ „Malika würde es auch nicht wollen, weder das du stirbst, noch das der Pharao alle aus Kul-elna töten lässt.“, brachte Dartz als letztes Argument ins Spiel. Bakuras Gegenwehr erlahmte. Tränen der Verzweiflung und Wut stiegen ihm in die Augen. Er war seiner Angebeteten so nah – und doch so fern. Seine Freunde hatten recht, selbst wenn er jetzt eingreifen würde, könnte er ihr doch nicht helfen, sie würden sich nicht von ihm aufhalten lassen. „Komm, du musst dir das nicht ansehen.“, forderte Raphael den Weißhaarigen leise auf. Doch dieser schüttelte nur den Kopf, er konnte jetzt nicht gehen, er wollte bei Malika bleiben, ihr so beistehen. Kraftlos sank er auf die Knie, den Blick unverwandt auf das grausame Geschehen gerichtet. Dartz und Raphael zogen sich etwas zurück und starrten betreten zu Boden, sie brachten es nicht fertig sich dass anzusehen. Bakura nahm nichts mehr um sich herum wahr, er hörte nur noch die schmerzerfüllten Schreie... sah ihre leidvoll aufgerissenen Augen... hörte das höhnische Gelächter der Peiniger. Deutlich sah er, wie die Seele Malikas brach, wie ihre wunderschönen, warmen Augen leer wurden. In diesem Moment wusste er, das sie nie wieder so sein würde, wie sie vorher war. Die Häscher des Pharaos hatten ihr den Willen gebrochen, stumm ließ sie nun alles über sich ergehen. Doch damit gaben sich die Männer nicht zufrieden, einer nach dem anderen verging sich an ihr und sie fügten ihr mit ihren Messern zusätzliche Schmerzen zu. Hilflos sah Bakura mit an, was diese Schurken seiner Malika antaten. Unfähig sich zu bewegen, oder auch nur die Augen zu schließen, durchlebte er ähnliches, wie das geschändete Mädchen. Sein Herz starb immer mehr, am Ende war Bakura nur noch eine leere Hülle. Auch seine Augen blickten gebrochen auf die außerordentliche Brutalität, die sich vor seinem Versteck abspielte. Er bekam gar nicht mit, dass die Vergewaltiger mit ihrem Opfer fertig waren. Horace beugte sich noch einmal zu seinem Opfer herunter und riss ihr brutal die Kette vom Hals. „Die hast du doch sowieso gestohlen.“, lachte er gemein und hängte sich das Schmuckstück um den Hals. Zufrieden bestiegen sie ihre Pferde und ritten lachend aus dem Dorf. Eine unheimliche Stille senkte sich über Kul-elna, nur von dem prasselnden Feuer und den berstenden Balken unterbrochen. Leises Wimmern drang an sein Ohr und eine leichte Bewegung Malikas ließ Bakura in die Realität zurückkehren. Hastig rappelte er sich auf seine Beine, ging wankend auf Malika zu, zog dabei seinen Umhang aus, fiel neben seiner Braut wieder auf die Knie und deckte den geschundenen Körper zu. Dartz und Raphael folgten ihm in gebührenden Abstand. Betroffen schauten sie auf die Szene, die sich ihnen bot. „Malika... meine Wüstenblume.“, flüsterte Bakura seiner Liebe ins Ohr und strich ihr behutsam über das Haar. Überall an ihrem Körper war Blut... er war mit unzähligen Schnittwunden übersät. Wieder wimmerte das Mädchen leise. „Wach auf, meine Morgenröte.“, bat der Weißhaarige erstickt. Behutsam nahm Bakura Malika in seine Arme, zärtlich strich er über ihr Gesicht. Er sah nicht ihr geschundenes Antlitz, sondern sah sie so, wie sie bis vor ein paar Stunden war... wunderschön und makellos. Flatternd öffneten sich ihre Lider, mit leerem Blick sah sie ihn an, doch dann trat ein Erkennen in die braunen Augen. „Bakura...“, hauchte sie. „Ja... meine Liebe, ich bin da.“, lächelte er unter Tränen. „Es tut mir so Leid, das ich nicht da war um dir zu helfen... es tut mir so Leid.“ „Sie … haben dich... gesucht.“, kam es kaum hörbar von ihren Lippen. „Es war... gut... das du... nicht da... warst.“ „Nein... ich hätte dich beschützen müssen.“, widersprach Bakura schwach. „Ich liebe... dich.“, hauchte sie nun. „Bleib bei mir... Malika, bitte bleib bei mir.“, würgte der Weißhaarige förmlich hervor. „Ich kann... nicht. Anubis wartet schon auf mich.“, ein schwaches Lächeln glitt über ihr Gesicht. „Gib mir... einen letzten Kuss.... Liebster.“, bat sie stockend. Sanft legten sich seine Lippen auf die ihren, unaufhaltsam bahnte sich der Strom seiner Tränen ihren Weg. Er spürte, wie ihr Körper erschlaffte, atmete ihren letzten Atemzug ein und drückte sie fest an sich. Eine Mischung aus tiefer Trauer, schmerzlichem Verlust, Hilflosigkeit und unbändiger Wut braute sich in seiner Brust zusammen. Er glaubte daran ersticken zu müssen, warf dann seinen Kopf in den Nacken und schrie all seine Gefühle in den Nachthimmel. Seine Freunde kämpften mit ihren Tränen, Bakura so zu sehen erschütterte sie zutiefst. Bakura war leer, nichts war mehr in ihm, lediglich unermessliche Trauer um den Verlust seiner Liebe. Doch etwas anderes keimte in ihm... Hass und der Wunsch nach Rache. Mit zitternden Fingern strich er über das bleiche Gesicht der Toten, schloss ihr sanft die Augen. Er konnte jetzt nur noch eins für sie tun... sie würdig begraben. „Holt mein Pferd!“, befahl er mit harter Stimme. Dartz und Raphael zuckten beim Klang der Stimme zusammen... sie war so kalt, ohne Gefühl. Raphael, der Kräftigerer der beiden, machte sich auf, um Bakuras Reittier zu holen. Keine fünfzehn Minuten später tauchte er mit den Pferden auf, er ritt auf dem seinen und das von Dartz hatte er auch gleich mitgebracht. Behutsam wickelte Bakura den geschändeten Leib Malikas in seinen Umhang, hob sie auf seine Arme und stand mit ihr auf. Mit steinernem Gesicht schritt er auf sein Pferd zu. Dartz wollte ihm Malika solange abnehmen, bis er im Sattel saß, doch das lehnte der Weißhaarige ab und so beschränkte sich sein Freund darauf, das Pferd zu halten. Bakura brauchte keine Hilfe – ohne den Leichnam loszulassen, schwang er sich auf sein Tier. Er nahm mit seiner Linken die Zügel, trieb sein Pferd an und lenkte es seinem Ziel entgegen. ~~~ Bei Sonnenaufgang erreichten Bakura und seine Freunde das Einbalsamierungshaus. Es lag vor der Stadt direkt am Fluss. Trotz der frühen Stunde waren die Priester schon auf, sie wollten den Ankömmlingen den Zugang verweigern, doch Bakura ließ sich nicht abweisen. Mit Malika auf dem Arm stieg er ab und betrat den Tempel. Dort legte er sie sorgsam auf einen Tisch ab, strich ihr sanft ein letztes Mal über den Kopf und wandte er sich an einen Priester mit einer Anubismaske. „Bereitet sie für das Leben nach dem Tode vor... so wie es einer Pharaonin gebührt.“, verlangte er kalt. „Wie ihr es wünscht Herr. Aber es ist nicht billig.“, erwiderte der Priester dumpf. „Die Kosten spielen keine Rolle.“, spuckte Bakura förmlich aus, griff an seinen Gürtel, nahm den gut gefüllten Lederbeutel ab und warf ihn dem Mann zu. „Das reicht wohl für den Anfang.“ Geschickt fing der Einbalsamierer den Beutel auf und warf einen Blick hinein. „Noch vier solch prall gefüllter Beutel, dann reicht es.“, meinte er. „Fangt an... in einer Woche bringe ich euch den Rest.“, stimmte der Weißhaarige zu. Nach einem letzten Blick auf die Frau, mit der er sein Leben verbringen wollte, verließ Bakura diesen heiligen Ort. In einer Woche würde er das restliche Geld bringen und nach siebzig Tagen würde er seine Liebe hier abholen und sie zur letzten Reise betten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)