One-Shot-Sammlung 19 von Lesemaus (One-Shots über Loveless) ================================================================================ Kapitel 2: Pairing 2-Die Ostereierjagd -------------------------------------- Die Ostereierjagd Vorsichtig spähte ich um die Ecke, schaute ob die Luft rein war oder nicht. Links, rechts, nichts war auch nur ansatzweise zu sehen, was einem menschlichem Wesen ähnelte. Dann fixierte ich wieder die Ostereier, die in einem selbst geflochtenen Korb lagen und wie auf dem Präsentierteller mitten im Raum herum standen. Verlockend rumstand, bloß gab es dabei zwei Hacken in dieser Wohnung. Der erste hatte den Namen Soubi inne, meine sogenannte „Waffe“, der zweite hieß Semei, mein großer Bruder, der nach etlichen Jahren nach Hause zurückgekehrt war. Noch einmal schaute ich mich um, dann schlich ich auf leisen Sohlen dorthin und griff mir den Korb. Wie wahrscheinlich schon bemerkt wurde, stand Ostern vor der Tür und Soubi hatte extra dafür im ganzen Haus Ostereier versteckt, die nur darauf zu warten schienen, gefunden und gegessen zu werden. Ich liebte einfach Schokolade und leider wussten das alle. Sobui war momentan in der Uni, er stand kurz vor den Prüfungen, Semei dagegen arbeitete im Büro. Zumindest sollten sie eigentlich an genau diesen Orten sein, aber bei den Zwei konnten man sich nie wirklich sicher sein. Ich wusste zwar nicht wie sie das immer anstellten, aber manchmal kamen sie aus irgendwelchen Ecken geschossen, obwohl man gedacht hat, dass sie zu dem Zeitpunkt völlig wo anders sein sollten. Also war erhöhte Vorsicht geboten. Meine Ohren zuckten nervös hin und her, als mich ein Gefühl ergriff, als würde mich jemand beobachten. Prüfend sah ich mich um, aber es war wirklich keiner zu sehen. Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Jetzt wurde ich schon paranoid und das in meinem noch jungen Alter. Ich hatte anscheinend zu lange in einer nicht intakten Familie gewohnt, aber das war ja zum Glück endlich vorbei. Nachdem Semei vor knapp zwei Monaten wieder nach Hause gekommen war, was schon ein gewaltiger Schock bei mir ausgelöst hat, schließlich dachte ich zu dem Zeitpunkt er sei tot, kam unsere gemeinsame Mutter in die Nervenklinik, damit sie dort richtig behandelt werden konnte und mich endlich als Ritsuka an sah, so wie ich auch war. Der Ritsuka, der schon bald siebzehn Jahre alt wurde und nicht der kleine zwölfjährige, der ich einmal war. Seitdem lebte ich mit Soubi und Semei zusammen. Sie hatten beschlossen zusammen zu ziehen, ich hatte nichts dagegen einzuwenden und wir fanden sogar verhältnismäßig schnell einen neuen Makler mit einer Wohnung, die perfekt für uns ausgelegt war. Es standen momentan zwar noch ein paar Kartons rum, aber ansonsten hatten wir uns schon weites gehend gut eingerichtet, es fehlten meistens nur noch die Kleinigkeit. Damit wir uns nicht gegenseitig auf den Schlips treten konnten, hatten wir es so vereinbart, dass jeder sein eigenes Zimmer bekam, um eventuellen Streitigkeiten vorzubeugen oder wenn derjenige einfach mal seine Ruhe haben wollte auch allein sein konnte. Bis jetzt hatte das ausgesprochen gut geklappt, außerdem konnte jeder in seinem eigenen Reich seine Hausaufgaben machen, die hatte leider von uns dreien jeder auf, selbst wenn Semei im Büro arbeitete, er hatte dann nämlich Papierkram zu bearbeiten. Das Kochen übernahmen wir alle drei, genauso die aufgeteilte Hausarbeit. Ich hatte sogar meinen eigenen Wohnungsschlüssel bekommen, den ich zusammen mit dem Handy, welches ich damals von Soubi geschenkt bekam, um meinen Hals trug. Es machte mich glücklich, dass die zwei mir vertrauten und es war ein tolles Gefühl zu jemanden zu gehören! Ruckartig hob ich den Kopf, aus den Gedanken gerissen durch einen gedämpften Laut direkt hinter mir. Hatte ich mich also doch nicht getäuscht, jemand war hier anwesend, ohne dass ich etwas bemerkt hatte. Verdammt! Im nächsten Moment wurde ich auch schon von zwei starken Armen gepackt, die sich besitzergreifend um meinen Bauch schlangen. Durch die Kraft, die mein Angreifer an den Tag legte und den Schwung, den er mit sich brachte, stolperten wir ein paar unkoordinierte Schritte nach vorne, ehe ich mein Gleichgewicht wieder fing. Das Herz schlug mir bis zum Hals, meine Finger verkrampften sich um den Korb mit den Ostereiern darin. Ich kannte diese Arme und ich kannte sie sehr gut. Den größten Teil meines Lebens hatten sie mich begleiten, bis sie gegangen waren, erst seit kurzem durfte ich wieder ihre Nähe spüren. Hörbar atmete ich aus, diese Erschrecken-Nummer musste er wirklich jedes Mal abziehen. Ob es ihm Spaß machte mich absichtlich zu erschrecken? Wahrscheinlich, sonst würde er es ja nicht jedes Mal darauf anlegen. Schmollend die Unterlippe verzogen, sah ich über meine Schulter direkt in das grinsende Gesicht meines großen Bruders. „Musst du mich immer so erschrecken, Semei?“, murrte ich nicht begeistert. Ich dachte jedes Mal es wäre ein Einbrecher, auch wenn uns der Makler versichert hatte, dass unsere Haustür ein Drei-Punkt-Schloss besaß und der Einbrecher schon ziemlich talentiert sein musste, um dieses zu knacken. Aber so ein gemeiner Schmerz musste auch wirklich nicht sein. Ich war doch eh so ein kleines verängstigtes Kätzchen, dass wussten beide: Soubi und Semei. Aber naja, Erwachsene halt, die wollten unbedingt noch einmal jung wirken und Scherze machen, obwohl sie es nicht mehr waren. Ich wusste wirklich nicht, was sie daran so toll fanden, noch einmal in meinem Alter zu sein. Ich meine, was durfte ich schon? Vom Gesetz her war ich nicht volljährig, durfte keinen Alkohol kaufen, keinen Führerschein machen, nicht lange draußen bleiben, dass alles eben und manchmal nervte es einen wirklichen extrem, wenn man diese ganzen Dinge auch noch von den zwei vorgeführt bekam. Es war doch immer wieder dasselbe. Mittlerweile überhörte ich diese Tatsachen einfach nur, sonst würde ich nur noch genervt wie eine aufgescheuchte wildgewordene Katze herumlaufen. Obwohl es bestimmt ein sehr lustiger Gedanken wäre meine zwei Mitbewohner mal so richtig aufzuscheuchen, es wäre eine Genugtuung mal zu sehen, wie sie mit so einer Situation klar kommen würden. „Sonst würde es doch keinen Spaß machen oder?“, fragte er mich amüsiert flüsternd ins Ohr, was mir einen prickelnden Schauer über den Rücken jagte. In letzter Zeit hatte sich unsere Beziehung grundlegend verändert, in jeder Hinsicht, nicht nur im Zusammenhang mit Soubi. Eigentlich waren wir schon ein Pärchen gewesen, Soubi und ich, aber jetzt musste unsere Beziehung komplett neu aufgeräumt werden. Es gab nun einen mehr in dieser kleinen Familie, den wir eingliedern mussten. Manchmal war es für mich noch schwer zu wissen, dass Semei wieder da ist. Ich wache morgens auf und denke es war alles nur ein Traum, bis ich aus meinem Zimmer komme und meinen großen Bruder in der Küche sah, wie er gerade Kaffee für sich und Soubi aufkochte, damit sie überhaupt richtig wach wurden. Es war ein schöner Anblick. Pikiert stellte ich fest, dass sich meine Wangen röteten. Das merkte ich daran, dass mir im Gesicht richtig heiß wurde. Aber eigentlich sollte ich gar nicht so auf meinen großen Bruder reagieren, schließlich und gerade deswegen war er mein Bruder. Wir sollten normaler Weise eine brüderliche Beziehung haben, aber irgendwie war das nicht mehr möglich. „Du kannst mich wieder loslassen.“, stammelte ich, die Unsicherheit die mich befiel war deutlich aus meiner Stimme herauszuhören. Im Gegensatz zu den anderen zwei Mitbewohnern dieser Wohnung war ich nur schwer dazu in der Lage meine Gefühle zu verstecken. Während man Soubi und Semei gar nichts in den Gesichtszügen abzulesen vermochte, glaubte ich bei mir, dass ich ein offenes Bilderbuch für jedermann war, was mir auch leider immer wieder von anderen Schülern, Lehrern oder Freunden bestätigt wurde. Es war zum Haare raufen! Statt mich jedoch loszulassen, tat er genau das Gegenteil. Brüder konnten ja so klasse hören… Mit einem Ruck hob er meinen schmächtigen Körper in seine Arme. Ich quitschte dabei erschrocken auf, ließ dabei den Korb mit den Ostereiern fallen, um mich aus reinem Reflex an ihm festzuhalten, indem ich meine dünnen Arme um seinen schlanken Hals schlang. Mit wenigen Schritten war er beim Sofa und setzte sich mit mir darauf hin, hob mich dabei aus seinen Armen, als wöge ich nicht mehr wie eine Feder und bettete meinen Kopf in seinen Schoß, damit ich schlafen konnte. Meine Katzenohren zuckten in alle Richtungen, versuchten die neuen Eindrücke aufzunehmen und zu ordnen. Ich war angespannt, wie ein steifes Brett lag ich neben Semei, obwohl an dieser Geste von ihm nichts Komisches war, eigentlich. Aber da ich nun mal mittlerweile andere Gefühle für ihn hegte, jagte allein dieses Zusammensein schon meinen Puls in ungeahnte Höhen, dass man glauben konnte ich würde gleich einen Herzinfarkt bekommen. „Entspann dich Ritsuka. Ich tu dir nichts.“, beschwichtigte mich Semei, versuchte mich zu beruhigen, was aber nur mäßig funktionierte. Ich war trotzdem noch total aufgekratzt! Lange Finger legten sich an meinem Nackenansatz, strichen federleicht darüber, wanderten höher, brachten mein Haar leicht durcheinander, bis sie an meinen empfindlichen Ohren angekommen waren und diese anfingen zu kraulen. Kurz verspannte ich mich noch mehr, dachte sterben zu müssen, bis es über mich hereinbrach, als würde vor unserer Haustür die nächste Apokalypse stattfinden, ohne dass ich von ihr etwas mitbekam. Ein ungewolltes Schnurren entwich mir, was mich ziemlich irritierte. Bis jetzt hatte ich erst einmal das Verhalten einer Katze an den Tag gelegt und das war bei Soubi gewesen, als er genau diese Stelle an meinem Ohr gekrault hatte. Ich schmolz förmlich dahin, wie Butter in der Sonne und gleichzeitig machte mich dieses vertraute Streicheln unendlich müde, dass ich plötzlich alle Mühe hatte überhaupt im wachen Zustand zu bleiben. Es war mollig warm in der Wohnung, also die besten Voraussetzungen zum Einschlafen, nur ein kalter Schneeball mitten ins Gesicht hätte mich wahrscheinlich davon abhalten können einzuschlafen. Dieser Schneeball kam leider nicht, wie auch im Frühling, und so driftete ich in einen angenehmen Schlummer, immer begleitet von der geschickten Hand, die mir übers Ohr kraulte. Sichtwechsel zu Soubi „Ich bin wieder da!“, rief ich gut gelaunt, als ich in die Wohnung schlüpfte und meine Schuhe auszog, den Mantel an die Garderobe hängte sowie den Haustürschlüssel auf eine kleine Kommode, die den Eingangsbereich zierte. Dann stutzte ich. Niemand hatte mir geantwortet, obwohl auf jeden Fall Ritsuka schon Zuhause sein musste, seine Schule ging heute nicht so lange und eigentlich auch Semei, umsonst hatte er mir gestern Abend, als wir kurz zu zweit in der Küche waren, während Ritsuka auf der Wohnzimmercouch ein Buch las, schließlich nicht gesagt, dass er sich heute früher frei nahm. Doch etwas besorgt strebte ich das Wohnzimmer an und sah einen Anblick, den ich schon lange vermisst hatte in den letzten Wochen. Auf dem Sofa schliefen Ritsuka, eingekugelt zu einem kleinen Ball auf Semeis Schoß, und Semei an der Rückenlehne. Beide hatten entspannt die Augen geschlossen, nur ihr Atem leiser Atem war zu hören. Wie süß! Bedacht darauf keinen Mucks von mir zu geben, schlich ich zu den beiden hin, nahm mir nebenbei die Wolldecke vom Fußende des Sofas, breitete diese vorsichtig über die zwei aus. Sie wachten zum Glück nicht auf. Mit einem Schmunzeln registrierte ich zu dem den kleinen Berg an Ostereiern, den ich auf dem Glastisch sah, der in der Mitte der Sofagruppe prangte. Also hatte Ritsuka doch alle Ostereier gefunden, die ich extra für ihn versteckt hatte. Mit einem seligen Lächeln ging ich in die Küche, um das Mittagessen zu machen. Spätestens der Geruch des Essens würde die Zwei schon aus ihrem Schlaf reißen, außerdem sollten sie die Zeit für sich nutzen. In letzter Zeit kam es nämlich viel zu oft vor, dass Ritsuka wortwörtlich vor seinem großen Bruder Semei floh. Ich wusste, dass es nur daran liegen konnte, dass er sich endlich in diesen verliebt hatte, aber anscheinend konnte er diese Gefühle noch nicht wirklich zuordnen oder wollte sie nicht zu lassen. Vielleicht würde sich das bald ändern, wünschen würde ich es mir. Aber genug gequatscht, erst einmal musste ich jetzt das Essen machen, sonst würden die beiden noch den ganzen Tag verschlafen und das wollte ich auf keinen Fall! Schließlich wollte ich mein Ostergeschenk im Laufe des Abends auch noch auspacken, dazu musste man wohl anmerken, dass derjenige noch keine Ahnung hatte, was ihm heute Abend noch blühte, aber das war das lustige an dieser Sache. Semei würde mich nicht verraten. Genau wie jeder andere Mensch mochte ich Schokolade, aber am lebendem Objekt fand ich es noch ungemein interessanter. Armer Ritsuka. One-Shot Ende So^^ Das wars von mir auch schon, ich werde ab und zu jetzt zu dieser Geschichte One-Shots hochladen, die allerdings mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun haben^^ So, dass war es erst einmal von meiner Seite aus, ich bemühe mich hier demnächst weiterzuschreiben, bis dahin wünsche ich euch einen schönen Tag, viel Spaß beim Lesen, bei Mexx, haltet die Ohren steif, lasst euch nicht unterkriegen^^ Lesemaus Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)