Another Side, Another Story von _Kima_ (The Traitor's Tale) ================================================================================ Kapitel 27: Ein Ort zum Zurückkehren ------------------------------------ Jowy sah so abrupt zu dem Mann auf, dass seine Halswirbel unangenehm knackten, aber das kümmerte ihn in diesem Augenblick eher wenig. Was hatte er gesagt? „Jetzt schau mich nicht an wie ein Flughörnchen, wenn’s donnert, und iss“, grinste der Soldat etwas unbeholfen und steckte dem verblüfften Jowy demonstrativ den Löffel mit der kalten Suppe in den Mund. „Danach lasse ich dich laufen…“ „Warum?“, verlangte der Aristokrat zu wissen, nachdem er die Flüssigkeit geschluckt hatte. „Ihr seid…“ „Nicht hier, um lange zu diskutieren“, unterbrach der Mann ihn und gab ihm den nächsten Löffel. „Sei still und iss!“ „Aber…“ „Willst du vielleicht doch hier bei diesem Wahnsinnigen bleiben?“ Jowy schüttelte den Kopf und ließ sich eine Weile schweigend füttern, dann fragte er: „Ihr seid kein Highlander, nicht wahr?“ Die graugrünen Augen schienen kurz sein Gesicht zu studieren, dann zuckte der junge Mann mit den Schultern und antwortete mit einem leichten Grinsen: „Vielleicht. Vielleicht auch nicht.“ Also ja. Während der Soldat ihn weiter mit der kalten und nicht unbedingt wohlschmeckenden Suppe fütterte, betrachtete Jowy das Gesicht seines Wohltäters. Nein, er hatte wirklich keine highlandischen Gesichtszüge – seine Wangenknochen waren etwas zu hoch für einen Highlander und der Kiefer zu kräftig. War er aus den Graslanden? Aber dazu war seine Haut nicht braungebrannt genug. Ganz im Gegenteil, der Mann war eher ziemlich blass. Und die blonden Haare… Kam er vielleicht aus Harmonia? Egal, woher der junge Mann stammte, er stand jedenfalls nicht hinter Luca Blight. Und irgendwie beruhigte es Jowy, dass es hier an diesem furchtbaren Ort noch jemand anderen außer der Prinzessin gab, der auf seiner Seite war. „So“, stellte der Soldat fest, nachdem die Schüssel leer und Jowy wenigstens etwas gesättigt war. „Ich werde dich jetzt losmachen… und dann bringe ich dich aus dem Lager raus, das ist sicherer, als wenn du allein gehst.“ „… Schöpft denn keiner Verdacht, wenn…?“ „Nein“, erwiderte der junge Mann und grinste wieder. „Weißt du, das ist das gute daran, wenn die Armee von einem Psychopathen angeführt wird… Keiner denkt sich etwas dabei, wenn jemand anfängt, irgendetwas völlig Irrationales zu tun.“ Er stellte die Schüssel auf den Boden und ergriff das Messer, das Luca Blight Jowy zugesteckt hatte, um damit vorsichtig die Stricke zu durchschneiden, die dem Aristokraten noch immer in die Handgelenke schnitten. Kaum, dass er seine Hände wieder bewegen konnte, zog sich Jowy eilig die Handschuhe aus und strich über die schmerzende Haut. Ein leises Zischen entwich ihm, als der Schmerz kurz immer schlimmer zu werden schien – und zu allem Überfluss begannen die aufgeschürften Stellen zu jucken. Aber er ignorierte diese Tatsache so gut es ging und ergriff seinen Retter beim Handgelenk. „Warum tut Ihr das?“, verlangte er zu wissen und sah dem Mann in die überrascht geweiteten graugrünen Augen. „Ich kann dich ja schlecht hier zurücklassen, während ich selbst von hier verschwinde, nicht wahr?“ Der Soldat zwinkerte ihm zu und zog den verblüfften Jungen auf die Beine, dann verschwand der verschmitzte Ausdruck von seinem Gesicht und er raunte: „Hör zu, da draußen ist die Hölle los, seit du und dein Freund euch hier eingeschlichen habt. Die Wachen haben sich verdreifacht, also…“ Er ließ den Satz offen und seufzte. „Lass uns verschwinden, bevor noch jemand bemerkt, dass niemand dieses Zelt bewacht…“ Jowy nickte und beeilte sich, dem jungen Mann zum Zelteingang zu folgen, nachdem er das Messer wieder im Empfang genommen hatte. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass sie lebend hier herauskamen? Er konnte noch immer nicht fassen, was für ein verdammtes Glück er hatte. Nicht nur, dass die Prinzessin ihm hatte helfen wollen, er hatte auch noch jemanden gefunden, der gegen Highland arbeitete! Das war einfach ein zu großer Zufall, es konnte einfach nicht sein. Fast erwartete er, dass jeden Moment Rowd auftauchte, um ihm ins Gesicht zu lachen und ihn zurück zu Luca Blight zu schleppen… Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen ergriff ihn sein Retter am Oberarm und schleppte ihn mit sanfter Gewalt nach draußen, hinaus in den noch immer strömenden Regen. Jowy stolperte durch eine Pfütze und wäre beinahe hingefallen, wenn sein Gefährte ihn nicht aufgefangen hätte. „Lass dir nichts anmerken“, zischte er, dann wurde Jowy auch schon weitergezerrt, weiter durch die Dunkelheit des Lagers, vorbei an Highland-Soldaten und Zelten. Er wusste nicht, wohin es ging, da er sich hier nicht nur nicht auskannte, sondern es im Dunkeln und vor allem bei Regen auch noch recht schwer war, sich zurechtzufinden. Wie durch ein Wunder hielt keiner sie auf. Keiner der patrouillierenden Männer schien sich für den Gefreiten und das Mitglied der Jugendbrigade zu interessieren und nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten sie endlich den Holzzaun, der um das Lager herum errichten worden war. „Da ist es ja. Pass auf, dass uns keiner überrascht…“, murmelte der junge Soldat ihm zu, dann machte er sich daran, an ein paar Zaunpfählen zu rütteln. Die aufgeweichte Walderde gab nach und es entstand ein schmaler Durchgang, fast genau so eng wie der, den Riou und Jowy bei ihrem Einbruch ins Camp geschaffen hatten. „Geh“, sagte sein Retter schließlich. „Nimm den Weg durch den Wald und…“ „Ich bin nicht von hier gekommen“, unterbrach Jowy ihn und biss sich auf die Lippe. „Ich weiß nicht, wie ich zur Grenze komme!“ Der junge Mann fluchte unterdrückt und seufzte dann schwer, ehe er sich durchs klatschnasse Haar fuhr und erklärte: „Wenn du immer geradeaus gehst, kommst du in etwa einer Stunde an der Grenze an. Da steht irgendwo ein Baum, auf den du klettern kannst, um über die Mauer zu kommen – danach gehst du streng nach Süden, bis du Muse erreichst! Verstanden?“ „J-Ja…“ Jowy beeilte sich, durch den Durchgang zu schlüpfen und drehte sich anschließend zu seinem Gefährten um, doch der machte sich bereits wieder daran, die Zaunpfähle zurück in ihre ursprüngliche Situation zu bringen, während er immer wieder gehetzte Blicke über die Schulter warf. „Warte!“, bat der Aristokrat. „Kommt Ihr denn nicht mit?“ „Nein“, entgegnete der Soldat kopfschüttelnd. „Ich hab hier… noch etwas zu erledigen. Geh schon, bevor sie uns erwischen!“ „Aber…“ „Los, geh!“ Jowy ballte hilflos eine Hand zur Faust und nickte widerwillig. Dann, bevor das Gesicht seines Retters hinter den Zaunpfählen verschwand, fasste er sich doch ein Herz. „Sagt mir wenigstens Euren Namen!“ Trotz der Dunkelheit sah er, wie sich die graugrünen Augen weiteten, dann grinste der andere Spion. „Den brauchst du wirklich nicht, Junge.“ „Bitte!“ Der blonde Mann verdrehte die Augen und seufzte. „Also schön“, sagte er ergeben. „Ich bin Nash. Und jetzt geh endlich!“ „Nash… Danke.“ „Viel Glück, Kleiner.“ „Ja… Dir auch.“ Nashs Gesicht verschwand aus Jowys Sichtfeld und der Junge fröstelte in der nächtlichen Kälte. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand im Dickicht der Bäume. Jetzt konnte er nur hoffen, dass er sich bei diesem Wetter nicht den Tod holte… Im Morgengrauen ließ Jowy sich völlig erschöpft – und hustend, er hatte sich bei dem Regen hoffnungslos verkühlt – in einem kleinen Wäldchen neben einem Baum sinken. Er war müde und hungrig und er hatte keine Ahnung, wie weit Muse noch entfernt war. Inzwischen hatte es wenigstens aufgehört zu regnen und er war diese furchtbare Uniform los… Er lehnte den Kopf an den Baumstamm und schloss die Augen. Er war so, so müde… Sicher konnte er es sich erlauben, wenigstens ein bisschen zu schlafen, nicht wahr? Nur ein paar Minuten, das würde ja nicht… „Seinen Feinden kann man nicht aus dem Weg gehen“, ertönte plötzlich eine Stimme viel zu nah an seinem Ohr und Jowy fuhr aus dem Schlaf. Er starrte direkt in durchdringende, eisblaue Augen, die halb von dunkelbraunen, fast schwarzen Haarsträhnen verdeckt wurden. Oh, Runen. Wer…? Man konnte unmöglich sagen, wie alt der Mann war, der dort vor Jowy kniete und ihm – zu seinem großen Entsetzen – das Messer an die Kehle hielt, das der Aristokrat von Luca Blight zugesteckt bekommen hatte. Ein Lederband hielt ihm die gröbsten, dunklen Strähnen aus dem Gesicht, von dem man kaum etwas sah; er hatte ein dunkles Tuch bis über die Nase gezogen, wodurch es schwer war, seine Gesichtszüge zu erahnen. Er trug einen leichten Harnisch aus dunklen Leder, ein schwarzes, enganliegendes Hemd mit langen Ärmeln und eine Hose aus ebenso dunklem Stoff. Irgendwie zweifelte Jowy nicht daran, dass dieser Mann unsichtbar werden konnte, wenn er es wollte. „W-Wer seid Ihr?“, flüsterte der Aristokrat mit trockener Kehle und starrte in die kalten, hellblauen Augen. „Namen sind Schall und Rauch“, knurrte der Mann zur Antwort, „und tun nichts zur Sache. Ich wurde nicht geschickt, um mich zu unterhalten.“ Geschickt? Er war… von jemandem hergesandt worden, um…? „Ihr seid hier, um mich umzubringen.“ Eine Feststellung, aber die Antwort war ohnehin offensichtlich genug. Jowy spürte die Klinge des Messers an seiner Haut schaben. Doch entgegen all seiner Erwartungen schnaubte der Mann nur. „Wenn Luca Blight das wollte, wärst du schon lange tot, Junge.“ „Aber…“ „Du hast einen Auftrag. Luca Blight will eine Antwort.“ Ungläubig starrte Jowy den Mann an. Das war doch wohl nicht sein Ernst? Er erwartete wirklich eine Antwort auf die erpresserische Frage, die der Kronprinz dem Jungen gestellt hatte?! Scharf blitzte die Wut wieder in Jowys Innern auf, trotz seiner Erschöpfung noch hellwach. „Er glaubt doch wohl nicht wirklich, dass ich…?!“ „Dein Problem ist, dass du glaubst, du hättest Zeit“, unterbrach der Mann ihn kalt. „Aber die hast du nicht. Luca Blight hat seine Männer bereits nach Kyaro geschickt.“ Ein eiskalter Schauer lief Jowy über den Rücken, als er dies hörte. „Ihr lügt“, entgegnete er und hasste sich für die Verzweiflung, die in seiner Stimme mitschwang. „Ich bin hier, um deine Antwort zu hören“, knurrte der Mann. „Anabelle oder deine Familie.“ „Ich…!“ Er machte Anstalten, sich aus dem Griff seines Angreifers herauszuwinden, doch dieser packte nur noch fester zu und sagte, während die eisblauen Augen sich zu Schlitzen verengten: „Sprich schnell, Junge, oder ich nehme dir die Entscheidung ab. Luca Blight wartet nicht gern.“ Tränen schossen aus Jowys Augen, ehe er es verhindern konnte, und ein Schluchzen entwich ihm, für das er sich selbst verabscheute. Er konnte seine Mutter nicht Luca Blight ausliefern, er konnte nicht tatenlos bleiben, wohlwissend, dass sie leiden würde… „Anabelle“, flüsterte er kraftlos, während die Tränen in Strömen seine Wangen hinunterrannen. „Ich… ich werde Anabelle…“ Er wollte es nicht sagen. Er wollte es nicht tun. Er wollte nichts davon wissen, nichts davon hören! Aber er hatte keine Wahl. Er konnte nicht zulassen, dass seiner Mutter etwas zustieß. Er dachte an ihr Lächeln, an ihre gütigen, grauen Augen, an die Art, wie sie ihn immer angesehen hatte – als wäre sie unglaublich stolz auf ihn. Immer… bis auf das letzte Mal, als er sie gesehen hatte. Diese Enttäuschung in ihren Augen…! „Sehr gut.“ Der Griff um seinen Hals ließ nach, die Klinge verschwand von seiner Haut und er hörte, wie das Messer mit einem dumpfen Geräusch ins Gras fiel. „Ich werde Luca Blight davon in Kenntnis setzen.“ Jowy sah nicht auf, als der Mann aufstand und ein paar Schritte zurücktrat – dabei machte er kein einziges Geräusch. Wie er das schaffte, wusste der Aristokrat nicht… aber es interessierte ihn auch nicht. Er wollte aus diesem Albtraum aufwachen. Nur noch… aufwachen. Aber vielleicht… vielleicht konnte er…? „Denk nicht einmal daran, wegzulaufen“, ertönte die Stimme des Mannes plötzlich, als hätte er seine Gedanken gelesen, und Jowy zuckte zusammen. „Ich werde dich finden, egal, wohin du gehst, Junge.“ Nun blickte er doch hoch in die gefühllosen, eisblauen Augen, die ihn gleichgültig fixierten. „Geh zurück nach Muse und warte auf deine Befehle. Ich werde dich kontaktieren, wenn die Zeit gekommen ist. … Hast du das verstanden, Junge?“ Jowy war sich der morgendlichen Kälte, seiner Erschöpfung und der heißen Tränen auf seinen Wangen nur zu sehr bewusst. Es war zu viel. Er konnte einfach nicht mehr. Warum konnte das nicht alles ein schlechter Traum sein? Warum… Warum…? „Ob du verstanden hast, will ich wissen!“ „Ich… Ja. Ja, ich habe verstanden…“ Der Mann verschwand. Er ging nicht – sondern verschwand einfach im Zwielicht des Morgens. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sich Jowy vielleicht noch darüber gewundert, doch in diesem Moment war es ihm egal. So, so egal. Der Weg zurück nach Muse blieb ihm nicht im Gedächtnis. Wie er es geschafft hatte, wusste er nicht, aber es machte auch keinen Unterschied, weil jeder Schritt so schwer wog wie Tausende. Es fühlte sich an, als würde er zum zweiten Mal den Weg zum Galgen gehen, doch diesmal würde es niemanden geben, der ihn davor retten konnte, niemanden, der ihm helfen konnte. Die Sonne ging unter, als er die Mauern von Muse erreichte. Blutrot war das Gestirn, genau so blutrot wie seine Hände sein würden, sobald er… „Jowy!!“ Er sah auf und dachte einen Moment lang, sein überforderter Verstand würde ihm einen Streich spielen. Waren das wirklich Nanami und Riou, die da auf ihn zurannten? Oder waren sie eine Illusion, genau wie das Bild seiner Mutter, das ihn heimsuchte, seit er zugestimmt hatte, Anabelle umzubringen? Aber die schraubstockartige Umarmung, in der er sich wiederfand, war keine Illusion, genau so wenig wie der so vertraute Geruch nach der Blume, deren Name er vergessen hatte, und der Duft von Waffenpolitur, der ihm in die Nase stieg. Nanami. Aber… Aber was…? Er starrte an ihr vorbei, registrierte nur beiläufig, wie ihr Körper von erleichterten Schluchzern geschüttelt wurde. Nur am Rande bekam er mit, wie sich kurze Ärmchen, die mit Sicherheit Pilika gehörten, um seine Hüfte schlossen. Seine Aufmerksamkeit galt Riou, der wie völlig selbstverständlich neben seiner Schwester stand und erleichtert lächelte. „Ihr…“, hörte er sich sagen, so furchtbar heiser und nicht er selbst. „Ihr habt auf mich gewartet…“ „Du bist zurück!“, rief Nanami, hin- und hergerissen zwischen einem Lachen und einem Schluchzen. „Du bist wirklich zurück!!“ Ohne sein aktives Zutun hob sich eine seiner Hände, um sie ungeschickt an sich zu drücken, während die andere zu Pilikas Rücken wanderte, um das gleiche zu tun. „Ja, ich…“, murmelte er undeutlich, „… ich habe mein Versprechen gehalten…“ „Willkommen zu Hause.“ Jowy starrte seinen besten Freund an, der ihn seinerseits so sehr anstrahlte, dass er der Sonne selbst Konkurrenz machte. Willkommen zu Hause, hatte er gesagt. Aber… Aber Muse war nicht sein Zuhause… Vielleicht war es das gewesen, bevor er zum Highland-Camp aufgebrochen war, aber jetzt… Nein, er war hier nicht mehr zu Hause. Genau so wenig wie er bei seinen Freunden eigentlich nicht mehr zu Hause war. Bis jetzt waren sie immer der Ort gewesen, zu dem er immer wieder zurückkehren konnte, aber diesmal hatte er es sich endgültig verscherzt. Und er konnte, konnte es ihnen einfach nicht erzählen. Er wollte in ihren Augen nicht die gleiche Enttäuschung sehen wie in denen seiner Mutter. „D-Danke“, krächzte er mit verachtenswert feuchten Augen. „Ich… Es ist schön, wenn… jemand auf dich wartet…“ Klangen die Worte nur in seinen Ohren so furchtbar leer und unwirklich? Runen, sie würden ihn jeden Moment durchschauen, keiner kannte ihn besser als Riou und Nanami. Besonders Riou… Und er hatte sie durch seine Entscheidung bereits jetzt verraten, schon jetzt war er nichts weiter als ein dreckiger, nichtsnutziger Verräter. Pilika zupfte an seiner Hose und er sah nichts sehend zu ihr hinunter und zwang sich, zu lächeln. Er konnte, durfte sie nicht merken lassen, dass etwas nicht in Ordnung war. Das war er diesem unschuldigen kleinen Mädchen doch schuldig, nach allem was sie bereits durchgemacht hatte… Er ließ Nanami los, die sich weinend und lachend Riou an den Hals warf – der nur lachte – und bückte sich zu Pilika hinunter, um sie zu umarmen. „Danke, Pilika“, flüsterte Jowy. „Du hast auch auf mich gewartet…“ Sie schlang die Arme um seinen Hals und ließ sich von ihm hochheben, während sie geräuschlos lachte. Eher zufällig streifte sein Blick die offenen Tore der Stadt Muse, vor denen außer den Wachleuten noch ein einziger Mann stand. Er hatte blonde Haare, die sein Gesicht in zwei Strähnen umrahmten, und betrachtete das Wiedersehen wohlwollend. Selbst auf die Entfernung gab es keinen Zweifel – auch Nash war nach Muse zurückgekehrt. Nash hob eine Hand, als er bemerkte, dass Jowy ihn gesehen hatte, und salutierte grinsend, ehe er sich umdrehte und mit wehendem Mantel im Inneren der Stadt verschwand. Der Aristokrat starrte ihm hinterher und fragte sich, ob vielleicht alles anders gekommen wäre, wenn Nash ihn nicht vorgeschickt hätte. „Jowy? Was ist denn?“ Er spürte Nanamis fragenden Blick auf sich, konnte ihr jedoch nicht in die Augen sehen. Nicht so. „Nichts“, antwortete er, noch immer so furchtbar heiser. „Es ist nichts…“ Die erste Lüge. Und wie viele mehr würden folgen…? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)