Incomplete - Bis(s) in den Tod von *Fane* (The Bella & Edward Story geht in die dritte Runde!) ================================================================================ Kapitel 3: Stich um Stich ------------------------- Vielen Dank an euch Leser & Kommi-Schreiber!!!!!!! Ihr seid grandios!!!!!!!!!! :) :) :) :) :) Genug gefreut und auf Wolke 7 geschwebt, jetzt aber zum neuen Kap^^ Wie immer die Musiktitel zuerst: Musiktipps: Brand X Music – Going under http://www.youtube.com/watch?v=yqhVl4FlU44&feature=PlayList&p=54C3E5D6BB8C11D2&playnext=1&playnext_from=PL&index=30 Muse - Exogenesis Symphony Part 2 http://www.youtube.com/watch?v=f_sHYn_cSn0&feature=related => nur von 0:58 bis 2:55 ! Warum diese Lieder und wozu die Lieder genau bzw. zu welcher Stelle genau die Lieder - meiner Meinung nach - passen, schreibe ich nach dem Kap^^ ------------------------------------------ Da die übrigen Cullens sich auch keinen Reim darauf machen konnten, blieb mir bzw. uns nichts weiter übrig als abzuwarten. Ich ging schlafen, Esme versprach mir, mich zu wecken, wenn Nela nachts mit Emmett oder Edward wieder kommen sollte, doch das war gar nicht nötig, denn Nela und Emmett kamen erst nach meinem ausgiebigen Frühstück, noch vor Edward, wieder. Sie stolperten beide ausgelassen ins Wohnzimmer. „Bella es war großartig! Wir sind…“ Ich versuchte mich auf den Inhalt ihrer Aussage zu konzentrieren, doch es fiel mir schwer, denn ich konnte einzig und allein daran denken, dass sie wieder „Bella“ gesagt hatte. Eigentlich ist es eine Bagatelle. Nichts besonderes, nichts von Bedeutung. Doch mein Gefühl widersprach diesem. Es zeigte einfach wie wenig wir zueinander gehörten. Ich hörte nicht mehr was sie sagte, als sie mit Emmett immer weiter ins Zimmer lief und übermütig drauflos plapperte. Wenn sie so glücklich war, fiel es mir schwer traurig zu sein. Allerdings wusste ich auch, dass sie nur in diesem Augenblick glücklich war. Tief drinnen würde sie immer noch an Alec denken. Zumindest würde es mir so gehen. Ich sah Edward erwartungsvoll an, als er gegen Mittag mit einem Beutel ins Wohnzimmer schritt. Emmett und Nela hatten es sich auf der Couch gemütlich gemacht und sahen irgendeinen Horrorstreifen über den sie sich köstlich amüsierten, während ich eine weitere Kiste sortierte und dann und wann durchs Haus lief. Die übrigen vier waren irgendwo im Haus. Nun wandten sich auch Emmett und Nela verwirrt zu Edward, der mitten im Raum stehen geblieben war und jetzt sehr langsam zum Esstisch ging. Er legte den Stoffbeutel darauf. „Und?“, fragte ich, als er einfach nicht mit der Sprache rausrücken wollte und mich damit wahnsinnig machte. „Wo warst du und was ist das?“ Im Hintergrund kreischten Menschen, sogleich schaltete jemand den Ton des Films aus und es wurde totenstill. Das Licht des Fernsehers flackerte noch. „Du willst doch wissen, ob du eine Fähigkeit hast oder nicht?“, fragte Edward an Nela gerichtet, die einen Wimpernschlag später neben ihm stand. Emmett tat es ihr gleich. „Ja. Und?“ Sie sah Edward, wie wir alle, mittlerweile waren Jasper, Alice, Esme und Carlisle neugierig hinzugekommen, fragend an. Edward nahm wortlos den Inhalt aus dem Beutel. Mir stockte der Atem und ich blickte jedem der Umstehenden nacheinander in die Augen, denn es war nichts Geringeres als Blutkonserven in seinem Beutel. Er warf Nela eine zu, die perplex und nicht minder verwirrt eine auffing. „Das ist Menschenblut“, erklärte Edward und nickte zu der Blutkonserve in Nelas Händen. „Das ist Tierblut.“ Er deutete auf jene vor ihm. „Probier und sag dann wie’s schmeckt.“ „Du hast jetzt völlig den Verstand verloren oder?“, zweifelte Nela an Edwards Intelligenz, ich überlegte gerade gleiches, doch Edward grinste nur. „Nur zu. Entweder hat deine Fähigkeit etwas direkt mit Blut zu tun oder sie wird einfach nicht ausgelöst, dadurch, dass du enthaltsam lebst“, spekulierte Edward. Nela sah herab auf das verpackte Blut in ihren Händen. Ihre Miene verfinsterte sich schlagartig und sie warf das Blut zu Boden. „Ich will es nicht“, sagte sie laut und schritt zur Seite. Sie setzte sich vor den Fernseher, als wäre nichts gewesen, doch sie blickte nicht hin, sondern sah mit angezogenen Knien zur Seite. Edward und ich tauschten einen viel sagenden Blick aus. Das war eine Vampirangelegenheit. Da konnte ich nicht mitreden. Trotzdem nahm er meine Hand und wir gingen gemeinsam zu ihr. „Du leidest“, sprach Edward leise zu ihr, „das sehen wir doch. Warum nimmst du es nicht einfach. Dann ist dieser Schmerz zumindest gelindert-“ „Das ist er nicht!“, fuhr Nela ihn an. „Wie sollte Blut meinen Schmerz lindern?!“ Ich war vollkommen durcheinander – und Edward ebenso. Er sah sie mit zusammen gekniffenen Augen an. Ich kannte den heftig brennenden, alles in den Schatten stellenden Reiz, der die ganze Kehle entlang ran, wenn man durstig war. Ich hatte als Neugeborene kläglich versagt und dem nichts entgegen zu setzen gehabt. Nela tat sich das nun seit einer knappen Woche an. Und das als Neugeborene. Warum tat sie nur? Absichtlich, wie Edward vermutete? „Es muss dir doch weh tun nichts zu trinken“, begann Edward sachlich. Nela schüttelte den auf die Knie gelegten Kopf. Edward wand sich zu den übrigen Cullens, welche verwirrte Blicke austauschten. Ich tat es ihm gleich. „Du empfindest kein Verlangen nach Blut? Es schmerzt nicht? Du spürst nichts?“, fragte Jasper. Ein Hauch Neid schwang in seinen Fragen mit. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Auch wenn durch Nelas siebzehnjährige Menschlichkeit alle Cullens abgehärtet waren, hieß das nicht, dass Jasper nicht immer noch mehr, jedoch vergleichbar weniger zu früher, darunter litt als die anderen. Nun sah Nela auf. „Nein. Ich verstehe euch nicht, was sollte mir wehtun?“ „Alles“, sprach Jasper wieder, „mit zunehmenden Aufschub einer Jagd. So sehr, dass du an nichts anderes denken kannst und es deine messerscharfen Sinne benebelt, sodass du nur noch deinen Durst stillen willst. Ein Brennen, dass dir durch die Glieder fährt ausgehend von dem heftigen Kratzen in deiner Kehle.“ Nela nickte Jasper zu, als Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte und schüttelte dann wieder den Kopf. „Dann ist das deine Fähigkeit“, schloss Carlisle. „Du kannst Blut nicht riechen-“ „Doch das tue ich“, unterbrach Nela ihn. „Ich war ja schon jagen. Ich wusste da nur nicht, dass es so eine Art von Schmerz ist, den ich hätte empfinden müssen. Ich rieche das menschliche und tierische Blut in den beiden Konserven.“ „Scheinbar reagierst du aber nicht darauf“, sagte Jasper und fügte murmelnd hinzu: „Du darfst dich glücklich schätzen.“ „Toll“, sagte Nela nur und stand auf. Sie zögerte kurz und sagte dann: „Dann habt ihr ja sicher nichts dagegen, wenn ich mich etwas unter die Leute mische oder?“ Sie schritt in Richtung Tür. „Nela, warte“, bat Edward. „Ich finde, dass das nicht sehr klug ist, es ist nur eine These. Wir sollten abwarten.“ „Ich-“ Ich brach ab. Ich war anderer Meinung. Ich fand, dass wir sie gehen lassen sollten. Sie hatte in Volterra keine Anstalten gemacht, einen „Anfall“, wie die meinigen damals, zu bekommen und ich glaubte, dass noch mehr Verbote nicht förderlich waren. Doch ich sagte nichts. Ich wollte Edward nicht in den Rücken fallen und mich auf Nelas Seite stellen – gegen ihn. Er könnte es so auffassen, als täte ich das nur, um bei ihr zu punkten. „Schon okay“, nuschelte ich, als ich merkte, dass mir Aufmerksamkeit zuteil wurde. Nela ging endgültig aus dem Zimmer. Allerdings nicht aus dem Haus. Ich spürte, dass jetzt der „Frauenpart“ begann und Edward bestätigte mir dies mit einem langen intensiven Blick. Ich nickte und ging ihr nach bis in ihr Zimmer. Sie saß an ihrem Schreibtisch, vor dem eingeschalteten Laptop, das Gesicht in die Hände gelegt. „Ich hab sie nicht gelöscht. Ich hab die CD zwar demonstrativ zerbrochen, aber die Mails und Gespräche habe ich vorher auf den Laptop gezogen“, flüsterte sie so leise, dass ich Mühe hatte alles zu verstehen. Mir fiel ein Stein von Herzen, dass sie sich mir öffnete, obgleich ihre Botschaft natürlich nicht erfreulich war, doch ich genoss das kurze überraschende Hochgefühl. Sie hatte mir etwas erzählt… etwas Persönliches… „Das ist okay. Du kannst nicht von jetzt auf gleich wieder Alltag einkehren lassen. Tu das, was du glaubst, das für dich gut ist“, sagte ich und stand mittlerweile neben ihr. Ich stockte, gab mir dann einen Ruck und glitt mit den Händen über ihr wunderschönes samtenes Haar. „Es kommt alles immer wieder hoch. Ich kann ihn einfach nicht vergessen“, schluchzte sie. „Das musst du auch nicht“, versuchte ich sie zu ermuntern, „aber du musst versuchen damit zurecht zu kommen und weiterzuleben.“ Ich konnte ihr Leid gut nachempfinden. Sie musste im Gefühlsrausch ersticken. Mir war es vereinzelt auch so ergangen. „Warte hier bitte“, sagte ich plötzlich und sprang auf, denn ich hatte eine Idee. Mir hatte es damals geholfen, warum sollten wir es bei Nela nicht auch probieren? Ich nahm zwei Stufen herunter und sogleich stand Edward vor mir und hielt genau das in der Hand was ich suchen bzw. finden wollte: Ein Tagebuch für Nela. Dieses war aus demselben samtenen Stoff wie die meinigen, jedoch in einem herrlichen Grün, welches unglaublich gut zu Nelas damaliger Augenfarben gepasst hätte. Ich fragte gar nicht erst, nahm es dankend an und stiefelte die Treppen wieder hoch. Sie saß immer noch schluchzend mit geneigtem Kopf am Schreibtisch. „Nela… ich habe dir erzählt, dass es mir nach der Sterilisation zeitweise auch nicht sonderlich gut ging“, ich untertrieb, doch ich wollte es nicht dramatisieren, um sie zu ängstigen, „und Edward hatte damals die Idee, dass ich Tagebuch schreiben sollte um meine Gefühle auszudrücken und meine Gedanken zu sortieren.“ Ich legte ihr dann stumm das kleine Buch, unter ihrem Arm hindurch, auf den Schoß. Sie hob den Kopf, wich zurück und nahm es in die Hand. „Schreib einfach alles rein, was dir durch den Kopf geht. Es hilft, glaub mir“, versuchte ich sie zu ermuntern und hockte mich zu ihr herunter. Nela betrachtete es lange und sah dann hinab zu mir. „Danke“, flüsterte sie und umarmte mich stürmisch. Vor lauter Freude, die mir die Tränen in die Augen steigen ließ, dass ich endlich einen Anfang mit Nela gefunden hatte, einen ersten Funken, spürte ich den ersten durchdringenden Schmerz in der Schulter nicht. Ich nahm direkt das heftig, mich umwerfende Stechen war und keuchte mit aufeinander gebissenen Zähnen auf. „Oh Gott, tut mir leid, ich- tut mir leid- Papa!!“, hörte ich Nela stammeln. „Nela, was ist passiert-?!“ Edward war sofort neben mir. „Bella!“ Ich hatte den Kopf auf die Brust gelegt und die Augen geschlossen. Mit der rechten Hand hielt ich mir die linke Schulter. Edward drehte mich zu sich um und zog mit meiner Hilfe meinen Pullover aus, damit er meinen Oberarm hoch zur Schulter abtasten konnte. „Carlisle kommt sofort“, sagte Edward besorgt zu mir. „Es tut mir so leid Bella, ich- ich weiß das ja eigentlich- ich hab gerade nur nicht daran gedacht, dass du ja- ich meine, dass- ich- es tut mir leid“, stakste Nela durcheinander herum. Ich nickte nur, als Zeichen, dass ich ihr natürlich nicht böse war und ihre Entschuldigung selbstverständlich annahm, während ich die Augenlider geschlossen hielt und Edwards sanfte kalte Berührungen an meiner Schulter genoss. Es brannte höllisch. „Lass mich mal schauen“, hörte ich Carlisles wie immer betont ruhigen Tonfall. Ich hob den Kopf und sah seinen fachkundigen Händen zu, wie er meine Schulter abtastete und hin und wieder nachfragte, ob es mir wehtat. „Ich glaube nicht, dass es sehr schlimm ist, aber es könnte angebrochen sein. Ich würde lieber mit dir ins Krankenhaus fahren und das kurz röntgen“, sagte er nach einer Weile. Ich nickte bevor Edward mir auf half. „Ich möchte mit! Papa bitte!“, flehte Nela. „Nein“, entgegnete Edward harsch mit zu ihr gewandtem Kopf, während wir schon aus dem Zimmer gingen. „Sei nicht sauer auf sie. Es ist nicht so schlimm“, flüsterte ich ihm zu. Edward blieb stehen. „Ich bin nicht sauer auf sie“, sagte er zu mir und sah dann Nela an, „aber ich bin immer noch der Ansicht, dass wir deine Fähigkeit, insofern es wirklich eine ist, nicht überstrapazieren und es langsam angehen sollten. Ein Krankenhaus ist weiß Gott nicht die beste Adresse dafür.“ Nela sagte nichts mehr, wir verließen endgültig ihr Zimmer und dann das Haus und stiegen in Carlisles Wagen ein. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass sie mitkam. Sie wollte von sich aus mit und außerdem hatten wir uns gerade erst etwas angenähert. Aber Edward hatte wahrscheinlich recht… „Bella?“, riss er mich aus den Gedanken und schien genau diese vorweg genommen zu haben, denn er sagte: „Es ist üblich, dass Eltern im Umgang mit ihren Kindern schon mal anderer Meinung sind.“ „Ähm, ich…“ Edward rutschte etwas näher zu mir und nahm meine Hand, während Carlisle den Wagen durch das Schneetreiben steuerte. „Seit ihrem Geburtstag bist du jetzt genauso verantwortlich für ihre Erziehung, soweit man das in ihrem Alter noch so nennen darf, wie ich auch.“ Ich senkte den Blick. „Ich weiß, aber ich wollte nicht, dass du glaubst, dass ich nur gegen dich argumentiere, um bei ihr bessere Chancen zu haben“, sagte ich ehrlich. Edward schnaubte grinsend. „Ach Bella, ich weiß doch, dass das nicht so ist“, sagte er nur und küsste meine Stirn. „Vielleicht ist es einfach nicht vorherbestimmt, dass Nela und ich jemals eine Beziehung zueinander aufbauen dürfen“, sagte ich niedergeschlagen. „Es ist einfach zu viel passiert und wir sind zu verschieden. Schon von Natur aus…“ Ich blickte auf meine höllisch schmerzende Schulter herab. „Tja, Nela muss eben lernen, dass sie bei dir vorsichtiger sein muss-“ „Sie weiß das! In Denali war sie auch sehr vorsichtig“, wand ich ein. „Aber darum geht es mir auch nicht. Unsere Voraussetzungen sind dermaßen ungünstig. Wenn ich glaube, dass es vielleicht gerade besser wird zwischen uns, passiert so etwas.“ „Ihr habt alle Zeit der Welt“, flüsterte Edward nur, hob mein Gesicht zu seinem an und berührte zärtlich meine Lippen. Es stellte sich heraus, dass mein Oberarmknochen angebrochen und ein Schulterblatt geprellt war. Carlisle verband mir die Schulter und den Oberarm lediglich, da er glaubte, dass es bei mir schneller verheilen würde, wenn es nicht eingegipst war. Eigentlich war ich ja eine Unsterbliche – eigentlich – und hatte Selbstheilungskräfte, deren Intensität und Dauer jedoch zu wünschen übrig ließen. „Bella? Wie geht’s dir?! Alles okay?!“, rief Nela aufgebracht und war sogleich bei mir, als ich zwei Schritte ins Wohnzimmer getätigt hatte. Ich lächelte, als ich ihr besorgtes Gesicht sah. Sie sorgte sich um mich und erkundigte sich nach mir. Ich ergötzte mich an der Freude darüber und nickte dann langsam. „Alles in Ordnung, nichts schlimmes-“ „Der Knochen ist angebrochen und ein paar Blutergüsse und Prellungen“, unterbrach Edward mich zu Nela gerichtet, er erntete einen bösen Blick von mir. „Du musst in Zukunft vorsichtiger sein. Ein Bruch ist harmlos, aber-“ „Ich weiß“, wand Nela traurig ein. „Ich verspreche dir, dass es nicht mehr vorkommt und ich mich beherrsche“, setzte sie hinzu und nahm meine Hand in ihre beiden – na ja, wenn man das so nennen konnte. Ich spürte ihre Haut kaum an meiner, so wenig berührte sie mich. „Mach dir keine Sorgen, ich kann das ab“, versuchte ich sie aufzumuntern und lächelte. Nela erwiderte ein schuldhaftes Lächeln und wollte etwas sagen, wurde jedoch von Esmes Rufen, sie solle kurz kommen, unterbrochen und flitzte in die Küche. Edward seufzte grinsend, küsste mich auf den Haaransatz über meiner Schläfe und lotste mich zum Tisch, wo er mir einen Stuhl zurückrückte. „Für dich Bella!“ Nela stellte eine dreistöckige Buttercremetorte vor mich. Ich sah Nela verdutzt an. „Kranke werden verwöhnt oder nicht?“, sagte sie und zwinkerte mir zu. „Und Esme war eigennützig“, flüsterte Edward mir ins Ohr. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte sich Esme vor mich gesetzt, uns beiden rasend schnell gedeckt und ein großzügiges Stück auf jeden Teller getan. Ich musste unweigerlich anfangen zu lachen, weil es mich an Edwards masochistische Eigenart, Eis zu mögen, erinnerte und unsere Zeit auf der Insel… damals… „Probier’ schon, wie schmeckt’s?“, drängelte Nela und sah hinüber zu Esme. „Esme brauche ich gar nicht erst zu fragen.“ In diesem Moment leckte Esme ihren Finger, den sie zuvor in Sahne getaucht hatte, genüsslich ab und lächelte mir verschmitzt zu. Ich grinste ihr zu und probierte mit dem gesunden rechten Arm – köstlich. Eindeutig. „Für einen Vampir gar nicht schlecht“, neckte ich sie mit einem schwachen Lächeln. Nela lachte und setzte sich zu uns. „Ist schon merkwürdig, ich meine… das hab ich mal gegessen und gemocht“, gab sie zu bedenken, deutete auf den Kuchen und rümpfte die Nase. Ich leckte die Gabel ab. Ja, das hatte sie mal gemocht… in einer Zeit, in der ich sie nicht kannte… Es dauerte ganze zwei Wochen bis meine Schulter verheilt und auskuriert war. Carlisle war wieder, wie damals mit meiner Narbe, überrascht und gleichermaßen interessiert – wie immer wenn es um (meine) Sonderbarkeiten ging. Edward, Nela und ich hatten die Zeit mit den Cullens fast ausschließlich im Haus verbracht. Sagen wir, wenn man von den Jagdaktivitäten absah. Nela war immer mitgegangen, hatte aber nie sehr viel getrunken, wie Edward mir berichtete. Edward meinte, dass das aber in Ordnung sei. Wenn man diesen inneren Drang, den zu stillenden Reiz, nicht verspürte, dann würde man weniger trinken, so glaubte er. Ebenfalls erzählte er mir, dass Nela das Tagebuch nutzte und hin und wieder rein schrieb. Da Nela nichts weiter in diese Richtung erwähnte, sprach ich es auch nicht an. Edward hatte in dieser Zeit auch unser Urlaubsgeschenk für Nela angesprochen, doch weder Nela noch ich hegten das große Bedürfnis zu verreisen, weshalb wir es verschoben. Obwohl es mich schon sehr interessierte, wo es hinging, da er scheinbar unser ursprüngliches Ziel, Hawaii, an den Nagel gehängt hatte. Wir entschieden, am Tag, als Carlisle meinen Verband abnahm, mit Nela zu meinem Haus in Edmonton zu fahren. Die Verletzung an sich und die Zeit nach der Verletzung hatte sich auf die Beziehung zwischen Nela und mir positiv ausgewirkt – so perfide es klingen mag. Wir hatten viel miteinander gemacht, gelacht und uns unterhalten. Es war wunderschön gewesen. Mir wurde allerdings auch schmerzlich bewusst, woran ich bei ihr war: Ich war ihre Freundin – nicht ihre Mutter. Das lag nicht daran, dass sie mich nicht „Mama“ nannte, sondern wie wir miteinander umgingen. Ich wirkte zwar wie eine gute Freundin von ihr, aber eine Fremde. Das innige, vor allem familiäre Verhältnis fehlte. Doch damit musste ich mich abfinden. Ich würde niemals mehr sein. Dazu hatte ich zu viele Jahre ihres Lebens und ihrer Entwicklung verpasst. Ich würde zufrieden sein mit dem, was momentan zwischen uns war. „Das Auto ist spitze“, lobte Nela immer wieder, während sie dem Porsche unter ihrem Po die Sporen gab. „Hier links“, sagte Edward rasch über Nelas Freudentaumel, als wir von der Hauptstraße abbiegen mussten. Bei voller Geschwindigkeit bremste sie und riss den Wagen herum. Ich vermochte gar nicht hinzusehen, aber Edward zeigte keine Art von Bedenken, weshalb ich das auch nicht tat. „Hier vorn“, sagte ich und deutete auf meinen alten Wohnsitz. Nela hielt an. „Nicht schlecht“, rühmte sie und stieg mit uns aus. „Wer wohnt links?“ „Niemand“, sagte ich Augen verdrehend. „Alice wollte mir Privatsphäre gönnen.“ Nela und Edward lachten. Erstere warf Edward einen verschmitzten Blick zu und murmelte schief grinsend, was ich nur zu gut kannte: „Soso.“ Verblüfft sah ich Edward an. Diese Gedanken? Von meiner Tochter? Ich musste innerlich auflachen. Das war Edwards Gen, mit Sicherheit. Na ja, ich musste mich an den Gedanken gewöhnen, dass sie kein kleines Mädchen mehr war. Wir gingen ins Haus, entledigten uns unserer dicken Winterkleidung und schritten durch die leeren Zimmer des Hauses. „Ein Klavier? Kannst du auch Klavier spielen?“, fragte Nela nach, als wir ins das Klavierzimmer kamen. „Nein, also ich hab es mal versucht-“ „Mein Weihnachtsgeschenk letztes Jahr waren ein paar Zeilen aus einer sehr traurigen Ode“, unterbrach Edward mich. „Kannst du das denn? Ich meine… wenn man kein Vampir ist- also-“, fragte Nela nach. „Es hat nicht wirklich funktioniert. Die ‚traurige Ode’ war tatsächlich ein Trauerspiel“, gestand ich. Nela lächelte mich an und ich entgegnete dieses. „Ist schon merkwürdig… du hast parallel zu meinem Leben deines geführt. Ich kann irgendwie immer noch nicht glauben, dass das alles wahr sein soll“, murmelte Nela und strich mit der Hand über den Flügel. „Geht mir genauso“, entgegnete ich ebenso leise. Es kam mir so vor, als wäre es Ewigkeiten her, dass ich sie bei den Cullens zurück gelassen hatte und sie dann siebzehn Jahre nicht gesehen hatte. Es kam mir vor wie eine andere Welt, ein anderes Leben, eine andere Geschichte – nur nicht meine. Es fühlte sich an, als hätte ich sie nur miterlebt, aber nicht durchlebt. Wir liefen eine ganze Weile durch das Haus und Nela fragte hier und da nach, bevor ich breitwillig erzählte. „Was will sie?“, fragte Nela plötzlich und wand sich zu Edward. „Wer?“, fragte ich irritiert und sah zwischen Edward und Nela hin und her. „Alice, hast du nicht- oh, entschuldige“, unterbrach sie sich selbst. Ich musste kurz schmunzeln. Sie vergaß, wie ich damals, öfter, die Besonderheiten von Vampiren. „Alice steht draußen“, sagte Edward erklärend zu mir, während wir schon auf dem Weg zur Haustür waren und Edward diese für uns öffnete. „Hey Papa, spendierst du uns deine Kreditkarte?“, lachte Alice winkend aus ihrem schnellen Schlitten. Edward verdrehte die Augen. „Deine Tochter läuft seit drei Wochen in alten Sachen herum. Es sind neue Kollektionen herausgekommen-“ „Was Alice dich fragen will ist, ob du Lust auf eine kleine Shoppingtour hast“, übersetzte Edward und schnitt eine genervte Grimasse zu Nela, die ebenso verblüfft wie ich schien. „Es geht nicht um ‚Lust haben’. Nela könnte was Passendes zu ihrem Collier gut gebrauchen“, begründete Alice mit strahlenden Augen (scheinbar sah sie schon wie es ausging – natürlich zu ihren Gunsten). „Jaah, okay“, willigte Nela etwas verwirrt ein. „Eine Sache Nela.“ Edward hielt sie an der Hand fest. „Ich kenne deine Gabe, aber sei trotzdem bitte vorsichtig und sag Alice, wenn es dir zuviel werden sollte-“ „Ich werde es sehen, Edward!“, fuhr Alice seufzend dazwischen. „Alles klar, Dad“, grinste Nela, küsste ihn auf Zehenspitzen stehend auf die Wange und stieg zu Alice ins Auto. Schon düsten sie davon. Ich ignorierte den kleinen Stich, der mir durch Nelas Abschied von uns, sie hatte mich lediglich kurz angesehen, verpasst wurde, denn etwas anderes beschäftigte mich mehr. Ich hatte das Schauspiel mit wachsendem Interesse verfolgt. Edwards und Alice’ Reaktionen wirkten- ja wirkten geschauspielert. Mein Bauchgefühl meldete alarmierend, dass es nicht echt gewesen war. Ich folgte Edward ins Haus und teilte ihm meine Vermutung mit. „Habt ihr euch… abgesprochen?“, zögerte ich. „Hm“, schnaubte Edward. „So auffällig? Na ja, sagen wir’s so, Alice hat meine Absicht gesehen und mitgespielt“, sagte er ehrlich. Fast ehrlicher als ich erwartet hatte. „Deine Absicht?“, fragte ich nach. „Ja…“ Edward ging zur Garderobe, während ich in der Essecke wartete. Ich hätte fast geseufzt, als ich sein Gesicht sah. Bitterlich geseufzt. Seine Miene war warm – Nein, andersherum: Sie war kalt und spielte mir Wärme vor. Eine nüchterne Maske, die mich nicht beruhigte, sondern, im Gegenteil, einschüchterte und ängstigte, vor dem, was er vor hatte mir zu sagen – und, das beruhigte mich nicht weniger: Er hielt etwas hinter dem Rücken. „Ich muss über eine Sache ungestört mit dir reden.“ Er senkte den Blick und ich konnte förmlich hören, dass er innerlich nach den richtigen Worten suchte, was mich zusehends nervöser machte. Hatte er mir etwas von Carmen verschwiegen? Hatte Nela noch etwas gesagt?, schoss es mir zuerst durch den Kopf. Nein. Er nahm die Hände nach vorn und hielt ein Heft hoch, welches zuvor auf einer Kiste im zweiten Geschoss gelegten hatte – Kisten, die Edward nach Hinton gebracht hatte. Ich starrte es an und es überrollte mich innerlich. Daran hatte ich nicht gedacht… es komplett verdrängt. Die ganzen Tage. Es war, als hätte ich über das imaginäre klaffende Loch von damals in meinem Unterleib einen Flicken nach dem anderen pausenlos darüber angebracht. Nadelstich um Nadelstich. Faden um Faden. Nadelreihe um Nadelreihe. Und nun war jemand unbeabsichtigt im Begriff die Flicken, all meine kläglichen Bemühungen, mit einem Mal abzureißen. Ich hatte keine Chance, die Gefühle drangen in mir hoch, unaufhörlich und ich blieb fest stehen und hatte Angst davor, dass sie überquollen und für Edward sichtbar wurden. Er musterte mich ausgiebig und fixierte meinen Blick. Er versuchte mich zu lesen… Ich war zwanghaft damit beschäftigt nichts preiszugeben, denn alles, alles, was damit zu tun hatte, flatterte in rasender Geschwindigkeit vor meinem inneren Auge, als würde es mich peitschen. Stich um Stich. „Ich hatte noch keine Gelegenheit, dich darauf anzusprechen, doch letztendlich kam ich zu dem Schluss, dass das eines dieser Gespräche ist, für die es keinen günstigen Moment geben wird. Ich habe Elisabeths Gedanken gehört“, durchdrang seine leise Stimme, die mich hart erdrückende Stille. Mein Gesicht schien nichts sagend, meine Lippen regungslos, doch ich wusste nicht, was er in meinen Augen sah. Ich versuchte fieberhaft meinen Atem zu kontrollieren, den mein Geist zu schnelleren Zügen antreiben wollte. Ich ließ es nicht zu, sondern wartete ab was kam. Es war von vornherein unwahrscheinlich gewesen, dass Edward nichts von alle dem, was Elisabeth und ich damals besprochen hatten, während ihrer Anwesenheit bei uns erfuhr – auch wenn Elisabeth es versucht hatte. „Bella hast du wirklich vor die Sterilisation rückgängig zu machen?“ Seine Stimme klang neutral. Künstliche Neutralität. Als ich bemerkte, dass er eine Antwort meinerseits erwartete, wachte ich wie aus der Trance auf und schüttelte eindringlich den Kopf. „Nein, nein, nein natürlich nicht“, brachte ich mühselig japsend hervor und zwang mich zu einem kleinen, nicht überzeugend wirkenden Lächeln. Edward wartete. Nein!, schrie alles in mir ihn an, als ich realisierte, was er vorhatte. Er wollte, dass ich sprach. Ich wollte nicht weiter reden, ich wollte nichts erklären, ich wollte nichts weiter vertiefen, ich wollte nicht weiter darauf eingehen – doch ich musste. Ich hatte keine Wahl. „Ich habe das mit Elisabeth damals als Schlupfloch für mich genommen, um meine kümmerliche Seele auszutricksen“, es war mir nicht gelungen, schoss es mir durch den Kopf, „um auf diese Weise damit- damit leben zu können.“ Ich wurde zunehmend leiser, bis es kaum mehr als ein Hauchen war. „Bella“, flüsterte Edward zärtlich und machte wenige Schritte auf mich zu, um mich umarmen zu können. „Ich verstehe dich und doch hättest du diese Last nicht allein tragen müssen-“ Ich hörte ihm nicht mehr zu, stellte ich fest. Was hatte ich ihm gesagt? Es war ein Trick gewesen? Ein Schlupfloch, um mit allem fertig zu werden? Das war eine Lüge. Eine Lüge verdammt. „Bella?“ Ich sah an seiner Brust zu ihm auf, die, von mir bis jetzt unbemerkt, nass von Tränen war. „Wollen wir Heim fahren?“ „Ja“, formten meine Lippen kraftlos. Ich will vor allem nicht hier stehen und darüber reden. Immer mehr sickerte durch, dass sich alles wie eine Lüge anfühlte… und ich wusste, dass es kein Gefühl mehr war, dass es schon lange nicht mehr nur ein Gefühl war, sondern Realität, Wahrheit. Ich müsste einem weiteren Kind nicht fern bleiben, da wir es nun, durch das Wissen der Volturi besser wussten. Es sprach von dieser Seite her nichts dagegen. Es war eine Lüge. Schweigend stieg Edward in Nelas Auto, nachdem er mir die Tür aufgehalten hatte. Ich glitt bereits auf den Beifahrersitz und presste tief atmend die Lider aneinander. Mir war speiübel. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich hatte es die ganze Zeit verdrängen können, weil es nicht gegenwärtig und relevant war. Ich hatte es abtun können, weil ich wusste, dass ich mir vor Wochen oder Monaten darüber keine Gedanken hatte machen müssen, weil es nicht an der Zeit war. Es war einfach nicht aktuell gewesen – das war es jetzt. Jetzt, dadurch, dass Edward mir das Heft gezeigt hatte, wurde es mir immer bewusster. Jetzt. Es war eine Lüge, es war kein Trick, es war und ist mein Ernst. Ich wollte Edward weder auf die Thematik, noch auf das Heft ansprechen (ich wusste nicht, wo er es hingelegt hatte) und versuchte das Thema äußerlich zu übergehen. Innerlich tobte alles schmerzhaft in mir. Warum musste es jetzt hochkommen? Warum musste es mich jetzt innerlich so sehr aufwühlen? Warum jetzt? Aber Edward hatte Recht. Wir hatten darüber reden müssen und einen guten Zeitpunkt gab es für so etwas nicht. Ich riss mich zusammen und das kostete mich mehr Kraft und Disziplin, als ich je aufgebracht hatte, verglich ich. Umso glücklich war ich, als die Cullens entschieden heute gemeinsam, Alice hatte eine Herde Karibus weiter entfernt gesehen, jagen zu gehen. Nela bot zwar an, hier zu bleiben, doch ich stritt ab und überzeugte sie davon, mitzugehen. Ich sah den Cullens aus dem Wohnzimmerfenster nach, wie sie am Horizont verschwanden (genau genommen verfolgte ich die umgestürzten Bäume, die unweigerlich von Emmetts Übermut herrührten) und ging dann langsam, bis sechzig zählend, in unser Schlafzimmer. Jetzt konnte ich sichergehen, dass sie mich längst nicht mehr hören konnten. Ich brach auf der Stelle in Tränen aus und schmetterte ein Buch nach dem anderen aus dem Regal gegen die gegenüberliegende Wand. Ich langte nach dem Buch was sich dahinter verbarg: Mein Tagebuch. Nach Luft ringend ließ ich mich mit aufgeschlagenem Tagebuch aufs Bett fallen. „Nichts- nichts ist Geschichte!!“, kreischte ich völlig außer mir. Doch mir war nicht mehr nach schreiben. So schnell hätte ich gar nicht schreiben können. Ich weinte einfach über dem Tagebuch, das mir in meinen Händen so heuchlerisch erschien. Ich musste zu Elisabeth. Ich musste sie fragen ob es möglich war, ob sie es machen könnte. Andernfalls wäre dieser Weg für mich für immer gestorben. Ich wollte- nein ich brauchte noch ein weiteres Kind. Die ganze Zeit… Ich nahm das Handy in die Hand und wollte es einschalten, doch ich klappte es einen Handgriff später zu. Ich stand auf. Ich würde direkt zu Elisabeth fahren- nein. Auch nicht gut. Würde Alice es sehen? Nicht nur meine Reise zu Elisabeth, sondern auch was dann weiter geschehen konnte oder nicht geschah? Ich setzte mich wieder und fuhr mir raufend mit den Fingern durchs Haar. Was sollte ich tun? Was sollte ich denken? Wenn ich doch wenigstens das Heft eher gelesen hätte und wusste wie wahrscheinlich es wäre… ob es eine geringe Chance gab… Anzeichen für Hoffnungen… Es war alles so kompliziert und zermürbend. Ich atmete tief durch. Ich musste warten bis Edward wieder da war und ihm dann begrifflich machen, dass ich Elisabeth besuchen wollte, wie ich es damals mit ihr, vor ihrer Abreise, besprochen hatte. Würde er das auf unser Gespräch heute Mittag beziehen? Ich betete inständig, dass das nicht der Fall war. Und ich hoffte, dass es ging… ich flehte… Die Cullens kamen am nächsten Tag wieder. Ich zitterte merklich, als Edward mich zur Begrüßung küsste. „Kalt“, hatte ich nur gemurmelt, als er mich darauf ansprach. Er hatte nachdenklich, dies erwog mein Misstrauen, genickt. „Edward ich würde gerne zu Elisabeth fahren. Ist das okay?“, fragte ich fast zu ängstlich für eine einfach Frage. „Klar“, Edward kommentierte meine Furcht indem er die Augenbrauen hochzog, „natürlich. Soll ich mitkommen?“ „Nein, nein“, entgegnete ich betont lässig. „Bleib du hier bei Nela…“ „Geht es um die Sache mit dem Heft?“, sprach er mit Absicht in Rätseln, denn alle anderen konnten selbstverständlich jedes Wort klar und deutlich vernehmen. Natürlich bezog er meinen plötzlichen Wunsch auf meine Abreise. „Nein“, ich war überrascht wie fest es klang, es war mir sehr ernst, „ich möchte mich nur noch mal bei ihr bedanken, unterhalten und so… Sie war nach Nelas Verwandlung nicht lange bei uns.“ Es war so authentisch, dass ich es mir selbst geglaubt hätte. Edward nickte. „Soll ich dir einen Flug buchen? Wann willst du fliegen? Hast du schon mit Elisabeth telefoniert?“ „Nein, noch nicht. Öhm, heute Abend vielleicht…“ „Aber vorher“, vernahm ich Alice Stimme, „schaust du dir noch das brillante Kleid an, das wir vor unserem Aufbruch gekauft haben! Nela, schmeiß dich in Schale“, befahl sie und hüpfte in Richtung Treppen, die zu Nelas Zimmer führten, wo sich letztere befand (nach meinem letzten Kenntnisstand). Wenige Minuten, ich hatte kaum Luft zum atmen holen können, später sauste Alice, gefolgt von Nela, ins Wohnzimmer. Nela drehte eine Pirouette. „Woah, du siehst toll aus“, lobte ich, wenn auch innerlich halbherzig. Ich konnte mich an so etwas momentan nicht wirklich erfreuen, obwohl sie wirklich atemberaubend aussah. Ihr Kleid war matt glänzend und in demselben Grün ihrer damaligen Augenfarbe, welches unheimlich gut mit ihrem – Edwards – bronzefarbenen Haar harmonierte. Das glänzende Collier rundete alles ab. „Barfuß?“, bemerkte Edward mit hochgezogenen Augenbrauen. Nela seufzte. „Ihr glaubt nicht was Alice mir für Schuhe andrehen wollte! Darin hätte ich mich selbst als Vampir auf die Nase gelegt und verletzt!“, stöhnte sie. Edward lachte und ich stimmte rasch ein, obgleich ich gar nicht zugehört hatte. „Das kennen wir oder?“ Edward küsste meine Wange. „Äh ja“, stimmte ich zu und hoffte, das Richtige gesagt zu haben. Ich war momentan nur damit beschäftigt alle Gefühlswallungen in mir zusammenzupressen, sodass ich sie nicht spürte geschweige denn der Umwelt mitteilte. Edward wand sich, zu meinem Glück, wieder Nela zu. „Ich würde sagen, dass ich dich in dem Outfit mal ausführen muss oder?“ Nelas Augen strahlten. „Wohin gehen wir denn?“ „Wohin du möchtest“, bot Edward an. Ich drehte mich zu Alice, während Nela und er über ihren heutigen Abend sprachen. „Kommst du bitte kurz mit?“ Ich lotste Alice hinter mir her in die Küche und kritzelte auf einen Zettel: Könntest du dich in nächster Zeit etwas mehr auf Nela konzentrieren? Und setzte dann, sie hatte es bereits gelesen, hinzu: Und nicht auf mich, wie Edward es bestimmt von dir verlangt hat. Ich wusste, dass Edward ihre Gedanken hören konnte, aber es bestand immerhin eine geringe Chance, dass er nicht drauf achtete oder Alice es gut vertuschte, die ich nutzen wollte. Alice Hand flog über das Papier. Machst du dir Sorgen, dass sie etwas Dummes macht? Vielleicht, schrieb ich, obgleich ich das nicht wirklich glaubte. Sie wirkte momentan viel fröhlicher und vergleichsweise ausgeglichen. Ich wollte nur damit bezwecken, dass Alice nichts sehen würde, wenn ich bei Elisabeth war, was Edward dann unweigerlich auch mitkriegen würde. „Man sollte nichts dem Zufall überlassen oder?“, fügte ich schmal lächelnd hinzu und ging mit Alice aus der Küche. „Da bist du bei mir genau an der richtigen Adresse“, lachte sie und legte verspielt einen Arm um mich. „Wollen wir vielleicht-“, begann Nela in meine Richtung, als wir wieder zu ihnen stießen, doch ich wimmelte schnell ab: „Ich fliege heute Abend zu Elisabeth.“ „Ach ja…“, Nela überlegte. „Kann ich vielleicht mitkommen?“ Ich öffnete den Mund, um etwas einzuwenden, obwohl ich keine Idee hatte, was das sein könnte, doch Edward kam mir, überraschenderweise, zuvor: „Ein andermal vielleicht. Ich dachte wir wollen ausgehen?“, schmunzelte er und warf mir einen kurzen Blick zu, den ich äußerlich dankbar, aber innerlich verwirrt entgegnete. Wusste er warum ich alleine gehen wollte? Musste? Was ich in Begriff war zu tun? Unmöglich… er würde mich unter diesen Umständen dann nicht gehen lassen. Er konnte nur mutmaßen, dass ich wichtige intime Themen mit Elisabeth bezüglich meiner Unfruchtbarkeit zu besprechen hatte – wenn es so war und er nur ein Gespräch nicht eine Tat annahm, konnte ich aufatmen. Jedenfalls war ich erleichtert, dass er mir geholfen hat. Und Nela tänzelte bereits, ihre Anmut verblüffte mich in dieser Kleidung nur noch mehr, zum Laptop, wo sie, wie sie selbst sagte, nach den nächsten Großevents, die für ihr Kleid angemessen waren, suchte. Im Flugzeug fiel alles von mir ab. Ich musste mich nicht mehr zusammenreißen. Das hieß nicht, dass ich zusammenbrach, obgleich jeder Winkel meines Körpers danach lechzte, doch ich musste mir die Gedanken nun nicht mehr verbieten. Gegenüber Edward war es jedoch eine Notwendigkeit – mein Gesicht hätte sie ihm entgegen geschrieen. Ich wusste genau, was ich im Begriff war zu tun. Ich war unterwegs zu Elisabeth um die Sterilisation rückgängig zu machen; Um hinter Edwards Rücken meine Fruchtbarkeit wieder zu erlangen; Um ein zweites Kind bekommen zu können. Das war Wahnsinn, das war mir bewusst. Und doch war der Wunsch ein zweites Kind unter allen Umständen zu bekommen größer, als Edward nicht zu hintergehen. Hätte ich klar denken gekonnt, hätten mich diese Prioritäten erschreckt, doch ich war außer Stande mit Vernunft zu denken – und im Begriff den vielleicht größten Fehler meines Lebens zu begehen. --------------------------- Kurz zur Musik: Ich fand dass das Instru-Stück wunderbar zu Stelle passte, in der Ed Bella seinen "Fund" offenbahrt. So in etwa stelle ich es mir in diesem AUgenblick in ihr drin vor. Das andere Lied hat was von Umschwung und Aufbruch, letzteres auch eher im Sinne von "fortgehen", finde ich. Würde mich wieder riesig auf so zahlreiches Feedback freuen :) :) :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)