Incomplete - Bis(s) in den Tod von *Fane* (The Bella & Edward Story geht in die dritte Runde!) ================================================================================ Kapitel 35: Mutter und Tochter ------------------------------ Musiktipps: Joshua Radin - Paperweight http://www.youtube.com/watch?v=6PSAxJfN1D4 Colton - Save You http://www.youtube.com/watch?v=JvtRWI6fvuM Das erste mag ich als Stimmung für dieses Nela-Bella-Kap^^ *love joshua radin* :girl: das zweite find ich von der message her super und colton, amateur hin oder her, finde ich total klasse^^ Dieses Kap hättet ihr euch bestimmt eher gewünscht bzw. wäre eher nötig gewesen!! Na ja, seht selbst :) Ein bisschen Nela-Bella... Bella bekommt etwas mütterlichen Instinkt wieder ^^^^^^^^ -------------------------------- Wie ein schlecht gemachter Film. Nicht der Inhalt, sondern das Flackern vor meinen Augen und der dumpfe Ton. Ich erkannte gar nicht wirklich die ganze Szenerie, die sich plötzlich rasend schnell vor mir abgespielt hatte – sobald Alice die bedeutenden Worte gesagt hatte: „Sie bringt ihn um.“ Ich hatte nur Edward angesehen. Zunächst starrte er unentwegt das Handy an, dann Carlisle, Edward hatte knapp genickt, dann mich. Unsere Blicke schrieen einander den Schock und die Sorge an. Edward wollte sofort losstürmen, zu Nela. Doch Alice mahnte sofort an, dass er nichts ändern könnte und sie sah, dass Nela auf dem Weg zu ihnen war. Sie habe nur angerufen, damit Elisabeth rechtzeitig gehen konnte, nicht, damit Edward Hals über Kopf zu ihr rennt. Jasper und sie wären gleich da. Ich war nicht begeistert, dass Elisabeth gegangen war. Alice und Edward waren der Ansicht, dass Nela Elisabeths Anwesenheit peinlich sein könnte und es ihr dann noch schwerer fiel, das alles zu verkraften. Ich glaubte, dass Elisabeth ihr mit ihrer einfühlsamen Art vielleicht gut helfen konnte… aber vielleicht durfte ich auch nicht von mir auf andere schließen, denn Emmett meinte, das würde sie rasend machen… Ich wusste gar nicht mehr, was ich denken sollte und was überhaupt gerade geschah. Alles ging so rasend schnell… Edward und Carlisle verließen als erste das Haus, gefolgt von Alice und Jasper. Sie hatten kurz besprochen, wie sie mit dem Leichnam möglichst unauffällig umgingen. Ich für mich konnte es noch gar nicht wirklich glauben… Leichnam… getötet… meine Tochter? Nela? Ich war mir bewusst, dass ich dabei war, zu vergessen, dass sie ein kompletter Vampir war, mit allem drum und dran. So erging es mir, aufgrund ihrer Fähigkeit oft. Aber jemand umbringen… Ich hatte mit Esme und Emmett auf der Couch verweilt, als auch Esme aufsprang und aus dem Haus lief und Emmett und mich in unangenehmer Stille allein ließ. Ich musterte ihn aus dem Augenwinkel. Höchst angespannt saß er neben mir. Den Blick starr auf einen Punkt auf dem Tisch gerichtet, die Hände auf die Knie gelegt. Unruhiger werdend stand er auf und schritt durch den Raum, bis er in der Mitte zustehen kam. Ich mochte mir gar nicht ausrechnen, wie es ihm ging. Wenn ich ehrlich war, dachte ich darüber nach, ob er Nelas Sex mit Jason oder seinen Tod momentan schlimmer fand. So wie ich Emmett kannte überwiegte ersteres, weil es ihn viel mehr verletzte. Jemanden zu töten, war bei Vampiren nicht unüblich. Auch die Cullens hatten keine reine Vergangenheit. Niemand, so viel ich wusste. Als Emmett ruckartig zur Tür sah und den Kopf nicht mehr abwendete, wusste ich, dass Nela kam. Esme glitt hinter ihr zu mir ins Zimmer. Ich wusste nicht, wie ich Nela ansehen sollte und empfand alles als nicht richtig… Mitleidig? Besorgt? Geschockt? Traurig? Nela steuerte sofort Emmett an. Sie sah… schrecklich aus. Mitgenommen irgendwie, total fertig. Sie tat mir so leid. Ihre Berührungen mit Emmett hatten, obwohl sie nur einem Hauch glichen, so viel Zärtlichkeit darin, dass ich nahe den Tränen war. Sie tat mir so unendlich leid… vor allem kam ihre Enttäuschung mir gegenüber dazu. Ich hatte ihr auch wehgetan… Ich konnte mir gar nicht ausmalen, wie sie sich jetzt fühlte. Emmetts Satz war ernüchternd, aber zeigte wieder mal seine Art mit solchen Dingen umzugehen. Er nahm sich und das Leben einfach nicht so ernst. Er war nicht gefühllos, aber hatte oftmals eine andere Sichtweise, die Nela momentan vielleicht helfen konnte. Sie ließ Emmett allein im Raum stehen und verließ das Zimmer. Ich war einerseits traurig, dass ich ihr nicht meinen Beistand spenden konnte, andererseits aber auch froh, weil ich nicht wusste, ob ich es aufrichtig hinbekommen hätte. „Sie ist nach draußen gegangen“, bestätigte Esme mir den Verdacht, den ich gerade hegte. „Augenkorrektur“, murmelte Emmett und blieb weiterhin im Raum stehen. In diesem Moment, wo wir alle einen Augenblick des Atmens fanden, rieselte die Müdigkeit auf mich ein und Esme bemerkte es sofort. „Ich denke, du solltest schlafen gehen“, sagte sie sanft. „Nela wird die ganze Nacht unterwegs sein und Edward und die Anderen werden auch nicht so bald wieder kommen. Außerdem kannst du jetzt sowieso nichts tun.“ Sie hatte recht. Und davon abgesehen fielen mir sowieso die Augen zu. Ich stampfte stumm die Treppen hoch. Das alles war ziemlich heftig… Als ich am Morgen aufwachte, war Edward nicht bei mir. Ich vermutete, dass er sich entweder um Nela kümmert oder noch um Jason. Ich beugte mich über das Babybett und strich mir die Haare zurück. Lion schlief, wider aller Erwartung, noch. Ich hatte nur einmal aufstehen müssen diese Nacht. Ich warf mir flugs ein T-Shirt über und schlüpfte in eine Stoffhose, um dann nach unten zu gehen. Ich wollte alles wissen, was ich in der unnötigen Zeit, die ich zum Schlafen, dachte ich verächtlich, benötigte, verpasste. Ich lugte ins Wohnzimmer. Ich hatte keine Stimmen vernommen und tatsächlich befand sich auf den ersten Blick auch niemand im Wohnzimmer. Doch sobald ich einen Schritt ins Wohnzimmer machte, ich hatte vorgehabt im hinteren Teil nach zusehen, rauschte Edward heran und wirbelte mich herum, bevor er mir einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte. Ich lächelte zwar, allerdings war mir nicht sonderlich nach heiterem Rumgemache. Ich war wissensdurstig. „Und? Wo ist sie? Ist sie hier? Was ist mit Jason?“, fragte ich drauf los. „Wir haben das erledigt“, murmelte er trocken und seine erfreute Miene wich einer harten. „Nela ist oben, in ihrem Schrank. Hör zu-“ „In ihrem Schrank?“, fragte ich dazwischen. Edward nickte nur langsam. Ich sah ihn fragend an, doch es kam seinerseits nichts mehr dazu, denn er sagte: „Kannst du zu Nela gehen?“ „Ich?“ Edward nickte wieder nur und sein Blick war nachdenklich. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich zu ihr sagen soll“, murmelte ich. „Das heißt, ich wüsste es schon, aber…“ „Meinst du nicht“, erklang Esmes Stimme neben mir, „dass du die richtigen Worte finden würdest? Du weißt doch bestimmt, was du ihr sagen würdest oder?“ Esmes Augen strahlten mich warm an. Sie hatte eine Hand zärtlich auf meinen Oberarm gelegt. „Habt… habt ihr denn schon mit ihr geredet?“, fragte ich nach; unschlüssig, ob ich wirklich die Richtige war. Edward schüttelte den Kopf. „Sie reagiert nicht und will einfach nicht reden.“ Und was sollte ich dann tun??, fragte ich mich kurzzeitig. Ich seufzte innerlich. Einen Versuch war es wert… „Aber nur mit dir“, formten meine Lippen lautlos. Allein… nein, allein hatte ich kein gutes Gefühl. Ich traute mich schon, aber ich glaubte, ich brauchte Rückhalt. Edward nickte, drückte mich kurz an sich und legte die Lippen an meine Schläfe. Ich genoss diese kurze Innigkeit, ehe er mich an die Hand nahm und wir hoch gingen. „Wo sind die Anderen?“, fragte ich auf dem Weg hoch. „Jason“, nuschelte Edward matt. Ich erwiderte nichts. Ich mochte gar nicht daran denken… Edward behielt recht. Sie saß wirklich in ihrem Schrank – zumindest mochte man das vermuten, da die Schranktür angelehnt, fast geschlossen war und sie sich sonst nirgendwo befand (außerdem war auf meine Vampire Verlass). Edward stupste mich sanft und nickte eindringlich. Etwas gequält (was sollte ich sagen??) ging ich vor zu dem Schrank. Sollte ich… klopfen? Die Schranktür einfach öffnen? Sie einfach verschlossen lassen und direkt anfangen zu reden? Was sollte ich ihr überhaupt sagen? Was wollte sie in so einen Moment hören? Ich würde es ihr gerne sagen, wenn sie sich besser fühlte, doch ich befürchtete, dass es nur befriedigend wäre, wenn das alles nicht passiert wäre. Und das konnte ich nicht ändern… „Hey… ähm…“ Super Anfang. „Hey, ähm“, klasse Anfang Bella. Ich machte einen Schritt auf den Schrank zu, während Edward hinter mir stehen blieb. Mit einem Mal stieß sie von innen die Schranktür auf, die Tür wurde ins Scharnier geschmettert und wieder zurück – ich spürte den Luftzug knapp an meiner Nasenspitze vorbei –, und Nela glitt heraus. „Nela“, knurrte Edward strafend. Es bezog sich auf mich. „Tschuldigung“, murmelte sie, ohne, dass ich den Ton ihrer Stimme definieren oder gar erfassen konnte. Suchend wand ich mich um und entdeckte sie vor dem Boden und Decken hohen Fenster, mit dem Rücken zu uns. Ich schluckte und versuchte mich bestmöglich zusammenzureißen. Jetzt sag etwas!, herrschte ich mich an. „Und?“, kam Nela mir bezüglich des Redens zuvor. „Was habt ihr mit ihm gemacht? Verbrannt? In den Fluss geschmissen? Einem anderen den Mord angehangen?“, sagte sie sarkastisch. „So etwas würden wir nie tun“, erwiderte Edward schlicht. „Und was würdet ihr dann tun? Was habt ihr getan?“, fragte sie nach. Nun aber wesentlich interessierter. Ich blickte Edward an. Er atmete tief ein und aus, Nela unentwegt auf den Hinterkopf starrend, ehe er redete: „Wir haben einen Autounfall an der Stadtgrenze simuliert. Carlisle hat ihm Infusionen verpasst, soweit das noch ging, und ansonsten eine heftige Platzwunde. Er ist an einer vereisten Stelle gegen einen Baum gefahren“, erklärte Edward. „Alice und Jasper haben die Wohnung präpariert bzw. auf den Ausgangszustand zurück gebracht und Emmett hat dann die Polizei gerufen, als Autofahrer, der zufällig vorbeigekommen ist. Die Polizei hat seinen Tod als Unfall aufgenommen und auch so an die Presse weitergegeben. Es besteht kein Verdacht.“ Nela rührte sich nicht sich nicht. Ich glaubte, dass sie kurz genickt hatte. „Ja, ein Unfall ist für die Angehörigen besser zu verkraften als ein“, sie pausierte, „Mord.“ Ihre Stimme klang so erdrückend, wie die Stimmung. Ich fasste all meinen Mut zusammen. „Nela-“ „Könnt ihr mich allein lassen?“, unterbrach sie mich sogleich. Sie schaute nicht zurück. „Klar“, sagte ich enttäuscht, nach ein paar stillen Atemzügen. „Papa?“, sagte Nela unvermittelt und Edward und ich drehten uns um, nachdem ich aus dem Zimmer getrottet war und Edward mir folgen wollte. Nela neigte den Kopf leicht zu uns. „Danke.“ „Nichts, was zu danken wäre“, meinte Edward aufrichtig und ging dann mit mir heraus. Auch er sah scheinbar keinen Sinn mehr darin, Nela zu drängen. Ich ging schnurstracks ins Bad, nachdem ich einen Blick auf den schlafenden Lion geworfen hatte, um mich zu waschen und anzuziehen. Das mit Nela bedrückte mich, keine Frage, doch es war nicht zu ändern. Ihr meine Anwesenheit aufzuzwingen war der falsche Weg. Edward stand stumm im Türrahmen des Badezimmers und beobachtete, wie ich mir die Zähne putzte, mich wusch, mich anzog und mir schließlich die Haare kämmte. „Und? Was hast du für einen Plan?“, fragte er endlich. „Plan? Welchen Plan?“, fragte ich nach, während ich ihm durch den Spiegel ins Gesicht sah. „Na, sag mir nicht, dass du keinen Plan hast“, lachte er und musterte mich weiterhin. „Eine Mutter hat doch immer eine Idee, oder? Eine Mutter… eine Mutter hatte immer die richtige Idee… eine richtige Mutter mit richtigen Ideen… ich war keine „richtige“ Mutter. „Die Frage ist, ob ich bei Nela den richtigen Plan habe“, erwiderte ich einen Hauch geknickt und blickte empor in Richtung Nelas Zimmer. Ich glaubte nicht, dass ich bei ihr jemals den richtigen Riecher entwickeln würde. Den hatte Edward erworben, nicht ich. Edward grinste und ich zuckte mit den Schultern. Er kam auf mich zu und schlang die Arme um meine Hüfte, während ich immer noch mein Haar gebürstet hatte. Er strich meine Haare auf der rechten Seite zurück und fuhr mit Nase und Unterlippe meinen Hals bis zum Ohr herauf. Ich genoss diese Zärtlichkeit zwar, allerdings blieb der bittere Beigeschmack hinsichtlich Nela. Ich drehte mich an seinem Körper herum und suchte und fand seine glatten, weichen Lippen. „Ich arbeite an dem Plan“, sagte ich ohne einen Ton verlauten zu lassen. Edward grinste schief. Zunächst nahm ich Lion mit runter und stillte ihn. Esme saß unten und auch Carlisle und die Anderen stießen nach und nach dazu – meist durchnässt, denn es hatte draußen kurzzeitig geregnet. Nun war der Himmel bewölkt, aber immer noch weiß und hell. Ich nahm ein spätes Frühstück zu mir und spielte danach etwas mit Lion (ich spielte mehr als er). Niemand ging zu Nela und auch Nela kam nicht zu uns. Die Atmosphäre war gespannt und nahezu unerträglich. Kein Wunder, dass Lion so unruhig war, dachte ich. „Bella?“, erklang Edwards Stimme. Ich hob den Kopf, da ich mit Lion auf dem Teppich hockte. Er sagte nichts weiter, sondern schaute mich einfach nur bedeutungsvoll an. Ich brauchte einen Augenblick um sein Gesicht zu lesen, doch dann wurde mir schlagartig klar, was er von mir wollte bzw. was er meinte. Ich sah kurz herab, legte Lion in die Wiege und nickte zu mir selbst. „Du findest die richtigen Worte“, hauchte er mir ins Ohr, drückte mich an sich und ließ mich dann los. „Vertrau’ dir selbst.“ Ich lächelte wenig überzeugt und lief hoch ins Dachgeschoss. Mein imaginäres Herz schien mir bis zum Hals zu pochen, als wäre dieses Gespräch, das Gespräch des Jahres. Die Zimmertür stand offen. Ich ging hinein und sagte nichts, denn sie würde mich sowieso schon gehört haben. Ich stand ein paar tiefe Atemzüge lang vor dem ein Viertel geöffneten Kleiderschrank und setzte mich schließlich auf den Boden, angelehnt an die andere Kleiderschranktür, die geschlossen war. „Als ich nach den Bissen von den Victoria und der mehrtätigen Tortur der Verwandlung endlich ein Vampir war, bekam ich recht bald den brennenden Durst, den du aufgrund deiner Fähigkeit nicht spürst“, begann ich zu erzählen. Ich glaubte, dass ihr meine Geschichte vielleicht half. „Ich hatte mich, seit ich wollte, dass Edward mich verwandelt, immer darauf verlassen, dass ich niemanden töten würde, denn er und die Anderen würden mir helfen, mich zu disziplinieren und mich zurückhalten. Niemand hatte allerdings die Rechnung mit meiner Fähigkeit gemacht. Du weißt, dass ich als Vampir Entscheidungen beeinflussen oder demjenigen neue auferlegen kann. Ich habe jede Entscheidung, die unsere Familie für mich traf, um mich abzuhalten, verneint. Ich könnte nichts dagegen tun, mein Kopf war voll von Instinkten. Ich wollte nur das Blut, das mich befriedigte. Selbst zu trainieren, dass ich die Entscheidungen der anderen nicht verneinte, half nicht wirklich. Ich war ungeübt und hatte keine Kontrolle über meine Fähigkeit.“ Ich machte eine Pause. „Demnach stillte ich meinen Durst und tötete. Nicht nur einmal. Viele Male. Und niemand konnte mir helfen, weil ich es selbst nicht zuließ. Ich habe einfach wahllos irgendwelche Leute angefallen.“ Ich hörte ein paar Geräusche im Schrank und bemerkte wie Nela zu mir nach Draußen kroch. Sie setzte sich zu mir. Unbeirrt fuhr ich fort. „Kaum, dass ich wieder bei klarem Verstand war, habe ich mich unsäglich geschämt. Damals, als ich noch ein Mensch war, diese ganzen Morde in Forks und Umgebung, die Vampire verursacht hatten und nun war ich es selbst und auch nicht viel besser.“ Wir saßen beide nebeneinander, den Blick nach vorn gerichtet. „Und was hast du dann gemacht?“, fragte Nela in zögerlichem Ton. Ich wand den Kopf zu ihr und lächelte. „Dich bekommen.“ Sie schaute mich mit ihren großen, nun nur noch leicht roten, Augen an und lächelte ebenso. Sie musterte meinen Gesichtsausdruck genau und seufzte dann in bitterem Tone: „Ich sehe schrecklich aus…“ „Nicht schlimmer als sonst auch“, sagte ich kichernd. Nela grinste. Es wirkte schmerzlich, als fiele es ihr schwer. „Das Schlimme ist“, ihre Mundwinkel hatten sich sofort nach unten verzogen und sie wand den Blick ab, „dass er nichts dafür konnte. Er war nett zu mir und ich hab seine Anwesenheit einfach ausgenutzt. Zuerst für- na ja für- für den Sex und danach hab ich ihn sogar umgebracht…“ Sie atmete tief ein. „Ich meine, er konnte nichts dafür, er war kein schlechter Mensch, er- er hatte das nicht verdient…“ Sie zog die Knie an und legte dann, das in den Händen verborgene Gesicht, auf die Knie. „Ich möchte nicht so einer sein… so ein- ein Vampir, der- der mordet“, stotterte sie, als schluchzte sie. Ich legte vorsichtig, damit sie es jederzeit revidieren konnte, wenn sie es nicht wollte, den Arm um sie – doch sie ließ es zu und lehnte sogar noch den Kopf an meiner Körperseite an. Ich drückte sie an mich. „Ich wollte das nicht. Es ging alles so schnell, ein- ein- nur eine Bewegung und er war schon tot. Ich- ich wollte das nicht“, wiederholte sie. „Ich hab das einfach alles nicht gemerkt, nicht mitgekriegt, weil ich gar nicht klar denken konnte. Wegen- wegen dieser scheiß Drogen!“, polterte sie und wimmerte ein wenig lauter. „Und dabei hatte Carlisle mich gewarnt und mir gesagt, dass ich die Kontrolle verlieren könnte…“ „Vielleicht“, überlegte ich, „hast du das ausnahmsweise mal von mir und nicht von deinem Vater.“ Ich grinste in mich hinein. Nela hob den Kopf und blickte mich fragend an. „Du musst wissen, ich hatte auch eine gewisse Affinität zu Drogen und auch Schmerzmittel. Ich weiß um ihren Reiz…“ Ich sah ihr tief in die Augen. „Und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du schwach geworden bist, denn letztlich hab ich dich in diese Situation gebracht.“ Ich richtete mich etwas auf und wand mich mit dem ganzen Körper zu ihr, ihre Hände in den meinen. „Nela, es tut mir leid. Ich hätte dich nicht so vernachlässigen dürfen, dass du dich so verletzt gefühlt hast. Ich habe in Lion meinen einzigen Auftrag gesehen, den ich jetzt zu bewältigen habe, weil du ja schon groß bist und Emmett und die Anderen hast, aber das ist falsch, denn ich möchte genauso mit dir zusammen sein, wie mit Lion. Bitte verzeih mir. Ich verspreche dir, mich zu bessern und falls nicht“, ich lächelte, „dann wasch mir rechtzeitig mal gehörig den Kopf, ja?“ Sie schmunzelte berührt und nahm mich in den Arm – und ich sie. Es tat mir alles so leid, dass Worte gar nicht dazu ausreichten. „Ich denke“, begann ich, als Nela und ich uns wieder anschauten, „ich habe dir gestern etwas versprochen, oder? Magst du es heute einlösen?“, fragte ich und erinnerte mich daran, dass ich Nela angeboten hatte, mit mir heute einkaufen zu fahren. „Ja“, sagte sie und lächelte glücklich über das ganze Gesicht. „-und die Windel braucht er bestimmt auch bald neu“, instruierte ich Edward unnötigerweise, nachdem Nela und ich herunter gekommen waren und aufbrechen wollten. „Du kannst Lion ruhig mitnehmen“, bot Nela großherzig an. Ich konnte es mir nicht verbieten, mich einen Augenblick zu freuen und das Kribbeln im Bauch zu spüren, Lion bei mir haben zu dürfen. In exakt dem gleichen Moment hätte ich mein Gefühl – und nicht zuletzt mich selbst – auch dafür ohrfeigen können. Ich war froh, dass mein Verstand nun nicht wieder aussetzte, sondern ich klar denken konnte. „Das Versprechen“, sagte ich deshalb. „Weißt du noch?“ Ich zwinkerte ihr zu. „Gut“, Nela grinste, „dann in zwei Sekunden draußen, ja? Ich fahr das Auto vor.“ Sie verschwand aus meinem Blickwinkel. Ich ging in den Flur, um mir warme Schuhe und einen Mantel anzuziehen. „Wir sind dann weg-“, äußerte ich noch, schnappte mir meine Umhängetasche und wollte Edward rasch zuwinken, als ich mich einen Wimpernschlag später in seinen Armen wieder fand. Verdutzt blickte ich ihm ins Gesicht. „Nicht so schnell, Liebste. Schließlich lässt du deine Lieblingsmänner, so wie ich euch kenne, einen ganzen Tag lang allein.“ Er giggelte. „Da darf ich mich doch gebührend verabschieden.“ Letztere Worte wurden schon nahezu von seinen Lippen auf meinen verschluckt. „Wir machen keine Weltreise“, versuchte ich über die Küsse zu formulieren, doch er ließ mir kaum Raum. „Hmmm“, machte er und hielt mich dann ganz nah bei sich. „Jede Sekunde ohne dich kommt mir länger vor, als die Ewigkeit, die ich bereits ohne dich verleben musste.“ Gerührt lächelte ich ihn an und küsste seine Lippen noch einmal, ehe ich mich von ihm abwenden wollte, doch er ließ noch nicht locker, sondern hielt mich noch mal fest und hauchte in mein Ohr: „Ich bin stolz auf dich.“ Ich schmunzelte. „Wenn ich nicht gehen darf, dann hast du keinen Grund, noch länger stolz zu sein.“ „Doch, den habe ich immer“, sagte er todernst. „Der letzte“, flüsterte ich, kam seinem Mund noch einmal näher und liebkoste ihn kurz, bevor ich mich dann wirklich losriss und zu Nela in den Panamera stieg. „Darf ich dich was fragen?“ Nela sah mich an und nickte Schulter zuckend, während sie den Porsche unter uns über die Straßen fegte. „Gibt es einen Grund für den Schrank?“, fragte ich direkt nach. Es hatte mir ganze Zeit auf der Zunge gebrannt, aber die Atmosphäre war zu drückend für solche flachsen Fragen gewesen. Nelas Gesichtsausdruck wurde nachdenklich und richtete sich nun wieder nach vorn. Die Lippen hatte sie aufeinander gedrückt und einen Mundwinkel angehoben. „Das hat dir Papa wohl nicht erzählt… also, als du tot warst“, begann sie zögernd, „da saß Papa unten bei dir drei Wochen. Na ja und ich wollte aber nicht dort sein und… also ich hab stattdessen in meinem Schrank gehockt… blöd, ich weiß“, lachte sie hüstelnd auf. „Habe in meinem Schrank nach der blauen Bluse gesucht, von damals, die ich dort aufbewahrt hab, weißt du, und hab mich da eben dort verkrochen.“ Sie sah mich kurz an und dann wieder nach vorne. Ich nickte, um ihr zu signalisieren, dass ich verstanden hatte. Dieser Hintergrund traf mich dumpf über die ganze Magengegend verteilt. Ich hatte gewusst, dass sie gelitten hatte, aber diese Untermalung zeigte das ganz deutlich. Ich meine… sie hatte in einem Schrank gesessen! Drei Wochen?! Aus Trauer… „Ich war unfair zu dir, wegen Lion“, rutschte es mir raus. Ich wollte das eigentlich denken. „Du hast immer so viel Verständnis für mich und ich mache deinem Vater eine Szene, wenn er versucht mich wachzurütteln-“ Sie zog überrascht die Augenbrauen hoch, nachdem sie sich zu mir gedreht hatte. Perplex schwieg ich. „Du… ich meine, du hast es ihm nicht geglaubt? Das mit mir?“ Mist, dachte ich kurzzeitig. Ich wollte nicht, dass jetzt alles von vorne begann. „Doch. Nur nicht glauben wollen. Ich konnte es nicht ertragen, dass er mich als Mutter kritisierte, aber das war wichtig und richtig und ich bin sehr froh, dass ich es jetzt endlich eingesehen habe.“ Ich streichelte ihr mit den Fingern über den Handrücken. „Cullensche Sturheit eben“, witzelte sie und ich war frohen Mutes festzustellen, dass sie es locker nahm. Aber so war sie eben. Meine Tochter. Wir entschieden am Anfang der Einkaufsstraße zu parken, bis zum anderen Ende zu laufen, wo das überdachte Einkaufszentrum lag und hinterher wieder gemütlich zurück zu schlendern. Wir hatten alle Zeit der Welt – vorausgesetzt das Wetter „hielt“, grinste ich in Gedanken. Somit liefen wir direkt zum Einkaufszentrum durch und steuerten das erste Kleidungskaufhaus an – was auch sonst. „Eigentlich dachte ich, ich gehe nicht mit Alice“, lachte ich, als wir über die Schwelle traten. „Und ich dachte, du könntest was neues gebrauchen. Du beschwerst dich ja ständig!“, neckte Nela. „Nicht mehr lange“, meinte ich, „es fehlt nicht mehr viel, dann ist alles wieder im Lot. Leider geht es nur so langsam…“ Nela hörte mir gar nicht mehr wirklich zu (also natürlich tat sie das, denn sie hatte gar keine andere Wahl) und überging das, da sie bereits einen Stand gefunden hatte, der ihr zu gefallen schien – oder besser ihr für mich zu gefallen schien. „Ich glaube, Lila steht dir“, murmelte sie vor sich hin und hielt mir einen violetten Pullover an. Ich stand still, während sie mir drei weitere andere Oberteile in derselben Farbe anhielt. Mit konzentriert zusammengekniffenen Augen schaute sie mich dann an. „Ich denke ja, das geht.“ Ich kicherte in mich hinein und drückte ihr spontan einen Kuss auf die Wange – wider jeglicher Vorsicht. „Ich liebe dich.“ Überrascht sah sie mich zunächst an, grinste aber verschmitzt. Sie schien zu überlegen, ob sie etwas sagte, tat es aber nicht und meinte, ich sollte zu den Umkleiden gehen, sie würde mir Sachen reinreichen. Es brauchte kein Wort ihre Lippen verlassen; ihre Augen waren der Rhetorik mächtig. „Uah, so ein Mist“, nuschelte ich, als wir mit Einkaufstüten bestückt, von dem überdachten Center die Einkaufsmeile entlang bummelten, ergossen sich die ersten Regentropfen aus den noch hellgrauen, von Regen behangenen Wolken. Wir stellten uns unter eine Markise mit vielen anderen. Die Tropfen waren so eiskalt und hart, dass es längst Schnee oder Hagel hätte sein müssen, dachte ich, als ich meine mit einem Mal komplett durchnässte Kleidung betrachtete. Und der aufkommende Wind, der eisig Regen herantrieb, war nicht förderlicher. „Das sieht nach Unwetter aus. Perfekt“, freute sich Nela mit zum Himmel gerichteten Gesicht. „Ich hätte so Lust Papa abzuzocken, solange ich noch schneller bin als er.“ Sie grinste breit. Ich freute mich auch für sie, doch anscheinend, konnte ich das nicht so überzeugt rüberbringen, da mir die Zähne klapperten. Nela betrachtete mich kurz und legte dann ihre Jacke um meine. Ich fragte mich, wie meine Vampirtochter es geschafft hatte, ihre so gut wie trocken zu behalten. „Nela“, mahnte ich und deutete mit den Augen nach rechts und nach links. Sie stand jetzt nur noch in po-langem Shirt und darüber liegender Kapuzenjacke vor mir. Nela zuckte unbeeindruckt mit den Schultern (das hatte sie nicht von Edward!). „Lass mich einmal meine Vorteile dir zuliebe nutzen.“ Sie zwinkerte mir zu und wand sich nach hinten, dann wieder zu mir. „Ich denke, auch ohne Alice, dass es nicht so schnell aufhört zu regnen. Lass uns doch da rein gehen.“ Nela deutete mit dem Daumen hinter uns auf das Café und lief schon, keine Antwort abwartend, vor. Während ich noch ihre und meine Jacke an der beheizten Garderobe, samt Schal, Mütze und Handschuhe, aufhing, hatte es sich Nela schon an einem Tisch etwas abseits gemütlich gemacht und sie schien auch schon bestellt zu haben. Denn kaum setzte ich mich, servierte der Kellner mir einen Milchkaffee. „Der war doch okay, oder?“, fragte Nela nach. „Ja, ja sicher“, nickte ich hastig und hielt zunächst nur die kalten Finger an die breite Tasse, während ich pustete. „So ein gutes Wetter“, grinste sie ironisch und blickte durch das große Fenster. „Jaah“, machte ich trinkend. „Das Gute ist“, sagte sie, „dass ich dich dann länger für mich hab, solange das andauert.“ Ihr Grinsen wich einem Lächeln und wurde breiter. Ich blickte sie etwas gequält an. „Du, es-“ „Nene, nicht noch mal“, unterbrach sie mich jäh. „Ich habe deine Entschuldigung akzeptiert und gut. Themenwechsel bitte.“ „Okay…“, meinte ich und suchte nach einem Thema. Prompt fielen mir zwei ein, ich begann mit dem weniger verfänglicherem, vermutete ich: „Gut, was ist denn jetzt mit Emmett und dir?“ Schlagartig änderte sich ihr Gesichtsdruck. Sie machte das berühmte vampirisch-cullensche Pokerface, doch Nelas verfinsterte Miene schien zu sehr durch. Sie öffnete den Mund, um etwas zu widersprechen, doch ich kam ihr zuvor, denn ich ahnte, was sie sagen wollte. „Ich meine nicht, dass ihr zusammen seid oder so was“, wand ich schnell ein, „aber ihr habt euch doch gestritten oder? Oder habt ihr euch nach der Sache gestern wieder ausgesprochen und vertragen?“ Nela schüttelte, ein wenig träumerisch, den Kopf. „Nein, haben wir nicht. Und ehrlich gesagt verstehn ich auch gar nicht, was zwischen uns im Raum steht.“ „Tust du nicht?“, fiel ich ihr ins Wort. „Ja gut, ich habe mit anderen Männern herum gemacht. Aber was geht es ihn an?“ Nela zuckte unwissend mit den Schultern und schaute mich erwartungsvoll an. „Kannst du nicht verstehen, dass er sich verletzt fühlt?“, fragte ich nach und nippte noch mal an meinem Kaffee. „Nein“, kam es strikt, wie aus der Pistole geschossen. Ich zog die Augenbrauen unwillkürlich hoch. „Ich meine, also- aber eigentlich-“ „Würdest du dich nicht verletzt fühlen, wenn es andersherum wäre?“, unterbrach ich ihr herumgedruckse. „Nein“, stellte sie klar. Punkt. Ich sah sie mit leicht verzerrtem Blick an. Ihr Tonfall hatte hart und unnahbar geklungen. „Nela-“, versuchte ich es erneut. „Ich weiß, was du sagen willst, aber so ist es nicht“, versicherte sie und schüttelte energisch mit dem Kopf. „Ich liebe ihn nicht. Wir tun uns gut und wenn wir es tun, ist es nur Spaß“, betet sie die Standardausrede runter, die ich schon zu genüge kannte, aber kaum länger glaubte. „Wenn es von seiner Seite aus anders ist“, sagte sie kühl, „dann ist das eine Sache, die er mit sich ausmachen muss und nicht mit mir, denn ich liebe ihn nicht und er kann auch machen, was er will“, beteuerte sie. Ich kaufte ihr nicht ein Wort von dem, was sie sagte, ab. Jetzt mochte sie das stur noch so sehen, aber im Laufe der Zeit würde sie einlenken, denn eine Ungereimtheit oder gar Streit mit Emmett machte ihr auch zu schaffen. Nela lenkte als bald vom Thema ab, doch ich würde noch mal darauf zurückkommen. Mal sehen, wie viel Einfluss ich als „seit neustem“ Mutter auf sie hatte, überlegte ich mit einem Lächeln auf der Seele. ---------------- Freue mich sehr auf kommis :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)