Augenblicke von Ryoko-chan ================================================================================ Kapitel 5: Liebe ---------------- Mein Gepäck und meine Taschen liegen um mich herum verteilt. Ich sitze auf dem kalten Flurboden meiner alten Wohnung. Ich bin wieder da, in Los Angeles. Fast zwei Jahre bin ich nicht mehr hier gewesen, seit ich nach Japan gekommen war um am diesen verdammten APTX4869 zu forschen. Ich zittere, habe das Bedürfnis zu schreien. Alles rauszuschreien. Zuviel geht mir durch den Kopf, aber besonders Er schien sich festgesetzt zu haben. You are on my mind, like never before… Sein letzter Blick, als ich durch das Gate ging… Ich konnte nicht länger bleiben, das Flugzeug wäre sonst ohne mich abgehoben. Shinichi hatte mich umarmt, für einen Moment habe ich friedlich in seinen Armen liegen können. Aber es war schon schwer genug, also riss ich mich los. „Ich muss gehen.“, sagte ich leise. Der Kloß in meinem Hals saß fest, ich konnte kaum sprechen. „Wieso bleibst du nicht in Japan?“, fragte Shinichi. „Du könntest doch hier leben und zur Universität gehen. Professor Agasa wird dich vermissen… und ich werde es auch.“ Seine Worte versetzten mir einen Stoß… - DU, allein du bist der Grund - , dachte ich verzweifelt. Ich erinnerte mich an unser Gespräch, wenige Wochen nachdem wir das wirksame Antitoxin eingenommen hatten, die Organisation zerschlagen war und Shinichi wieder zu seinem alten Leben zurückkehrte. Es schmerzte, zumindest mir zerriss es das Herz. Er wollte einen Rat, vielleicht auch nur Trost… was auch immer… Es ging um Ran, das hübsche Mädchen, dass meiner Schwester so ähnelte... sie war sehr verletzt gewesen, nachdem Shinichi ihr die Wahrheit beichtete, über seine Identität als Conan und Kogoros gelösten Fälle. Sie hatte sich für einige Zeit von ihm abgewandt und der junge Detektiv wusste sich einfach nicht zu helfen. Ich hatte ihm jedenfalls nicht helfen können. Ich saß einfach nur da, blickte auf meine Füße. „Vielleicht lässt sich an der Situation nichts mehr ändern.“, hatte er gemeint und ich biss mir vor Schrecken auf die Lippen. „Wie meinst du das?“, fragte ich vorsichtig, die Hoffnung unterdrückend. Shinichi hatte das Gesicht verzogen. „Ich weiß es nicht…“ Für mich sah es danach nicht gut aus. Meine Hoffnungen verwandelten sich in schimmernde Seifenblasen, die leise platzten. Etwas später verflog Rans Wut auf Shinichi. Und nach einiger Zeit waren sie sich wieder nah, so wie es früher gewesen sein musste. Natürlich sagte ich ihm nicht die Wahrheit, über den Grund meiner plötzlichen Flucht. „Ich kann nicht hier bleiben, ich kann es einfach nicht…“, erwiderte ich. Shinichi runzelte die Stirn. „Verstehe ich nicht…“ „Das erwarte ich auch nicht.“, antwortete ich hastig. „Ich muss jetzt gehen!“, sagte ich mit Nachdruck und wandte ihm schnell den Rücken zu. Zusammengebrochen sitze ich auf dem Boden. Toller Neuanfang. Guter Start in ein neues Leben… Ich habe zuviel verloren, um mich auf Neues einzulassen. Die Kraft zum Leben ist verschwunden… Dabei wollte ich mich in eine Universität einschreiben, nebenbei jobben und so was wie Freunde finden. Ich erwarte nicht, Spaß oder viel Glück zu haben. Über mein Elend kann ich noch nicht mal weinen. Mein Körper zittert, meine Mundwinkel ziehen sich automatisch hinunter… doch keine einzige Träne läuft mir über die Wangen. To see in the spotlight and I miss you and not Tokio And if I was younger I would cry I seek for a good life but I think of you and not California And if I was younger I would cry But tears are running dry… Mit voller Wucht schlage ich meine Faust gegen den Boden. Und schreie leise auf. Es tut weh. Ich lasse das ganze Gepäck liegen und trete mit wackeligen Schritten in mein Wohnzimmer. Mir ist nicht bewusst gewesen, wie müde ich nach dem langen Flug bin. Ich lasse mich aufs Sofa sinken und schließe die Augen. Schlafen würde mir gut tun, rede ich mir ein. Aber ich denke nicht daran, dass ER mir sogar im Traum begegnen würde. Don’t know how you do How you can How you’re there You’re obsessing my head Als ich aufwache, ist es bereits weit nach Mitternacht. Ausgeruht fühle ich mich nicht. Ich will aufstehen, mich umziehen und ins Bett legen. Aber ich kann es nicht. Stattdessen liege ich mit offenen Augen auf dem Sofa, starre auf die blassgelbe Wand und vergehe fast vor Sehnsucht. And I wish you were here, I wish you were here, and I wish you were here… Ich erschrecke fürchterlich, als es an der Tür klingelt. Ich wundere mich, wer um die Uhrzeit noch etwas von mir will. Ein Vertreter wird es hoffentlich nicht sein. Kurz überlege ich, nicht an die Tür zu gehen, doch da klingelt es erneut. Im Flur trete ich meine Taschen zur Seite und öffne die Tür. „Es war ein Fehler, dich gehen zu lassen…“ Mit offenen Mund starre ich Shinichi an, er grinst nur und ich falle ihm um den Hals. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)