Augenblicke von abgemeldet (FFXII) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Basch kann sich nicht davon abhalten, zu starren. Seine Augen wandern, die Haut über seinem Auge, die rosafarbene Narbe, er spürt sie brennen wenn er die Stirn in Falten legt. Seine Erinnerung passt nicht zu dem, was er vor sich sieht, seine Blicke finden keinen bekannten Fleck Haut/Kleidung/Prinzessin. Trotzdem ist sie in seinen Augen perfekt. Er hatte sie kennen gelernt, als ihr junger Ehemann ihr voller Stolz seine Garde präsentierte, seine Hand auf ihrer, damals so schmalen, Schulter, ihre Züge weich, neugierig. Rassler trug seine schönste Rüstung, ein zartes Meisterwerk aus Gold und Mithril, der Helm spiegelnd blank. Das, na alcha, meine Rose, sind die besten Männer, die du dir nur wünschen kannst. Seine freie Hand fuhr an den Schwertgurt, zielgerichtet, und zog das breite Kurzschwert aus seiner Scheide, hob es hoch, zeigte ihm die Krieger. Seine Krieger. Basch kann den Anblick nicht vergessen. Es war allen klar, das der junge Prinz sein Handwerk beherrschte, seine Klinge stach schnell und er vergaß weder seine Füße noch seinen Schild, doch er hatte nie einen Gegner gesehen, der ihn töten wollte. Auch wenn er es nicht wusste, der Unterschied eines Kampfes um die Anerkennung des reichen Vaters und um des Überlebens Willen war allen anderen bekannt. Sie hassten seine zarte Rüstung, das Prestige-Objekt, das er Schwert nannte. Die Überheblichkeit, mit der er seine Besitzstücke spazieren führte. Sein Schwert. Seine Rüstung. Seine Prinzessin. Die Farben ihres Kleides waren Zwillinge der Einlegearbeiten des Kurzschwerts, ihre Augen Platten auf seiner Brust. Ihr Platz in seiner Brust, dagegen, scheint matt und farblos. Basch kann ihren Anblick nicht vergessen. Das lange Kleid in einem zarten Anflug von Wind, der Geruch, den sie verströmte, als sie an ihnen vorbei stritt, ihr Kinn hoch erhoben. Am selben Abend hatte er die Kaserne verlassen und sich in die Unterstadt aufgemacht, die Katakomben des Gesindels und der Dirnen. Seek streunten im Halbdunkel durch die Tunnel, die Schatten kicherten über seine Anwesenheit. Ein Junge kam auf ihn zu, dem Alter nach fast sein eigener Sohn, und fragte ihn nach Geld. Der Krieg sei schon da, meinte er und seine ganze Familie war darin verschwunden. Ob der große Held nicht den Anstand habe, ihm ein Abendessen zu spendieren? Innerlich war der junge Hauptmann aufgeschüttelt, äußerlich rang er um Fassung. Er gab dem Jungen einen der Windmagnititen, die er noch bei sich trug und wünschte ihm alles Gute. Ein Nicken und Rascheln von Umhang und der Krieger blieb wieder allein zurück. Die schulterlangen, blonden Haare des Jungen, die sehnigen Arme… Er verwünschte sich und seine Augen. Elende Lügner. Basch kannte den Namen der Hure nicht mehr, die er für diesen Abend zu Ashelia gemacht hatte, der er na alcha, meine Schöne, meine Anmutige, gegen die nackte Haut atmete. Der drohende Krieg kam näher und die Angst und Spannung legten die Sinne lahm, wen kümmerte es da noch, was der Hauptmann der Garde tat? Er würde gerne behauten, dass er seine Augen weit offen gehalten hatte, als er fieberhaft Liebesschwüre und Komplimente in die weiten Falten eines Kleides flüsterte, oder das die Prinzessin nichts mit ihm und dem Hume-Fräulein zu tun hatte, doch er wusste besser darum. Ashelias Lächeln, die strahlenden Augen… Er bat die Dirne, sich umzudrehen um all das besser vor sich zu sehen, doch ihr Rücken schien grün und blau geschlagen, wund und zerkratzt. Vielleicht noch schlimmer, als sein eigener. Die Hoffnungslosigkeit seiner Lage schmerzte ihn fast körperlich und er bezahlte sie für wenig mehr als den Anblick ihres Rückens und kurze Zeit hastigen, hoffnungsvollen an-einander-Reibens. Ob sie den Krieg wohl überlebt hatte? Basch weiß, dass er den Pfeil für seinen Herren hätte abfangen können, dass er Ashelia Schmerz, Wut und Hass ersparen hätte sollen. Hätte können, hätte sollen… Doch, sie gehört nun ganz ihm, seinen Blicken, seinem Herzen. Schade nur, dass aus Ashelia, Amalia geworden ist. Ihr Rücken starrt vor Dreck und Kratzern, wund gescheuert von Rüstungen und Waffengurten, ihre Waden und Beine haben nichts Zartes mehr an sich, tragen Muskeln und Narben spazieren. Manchmal fragt er sich, ob er eine Prinzessin zurückgewiesen und eine Hure erhalten hat oder ob ihn seine Augen täuschen. Vielleicht kann er nur den Unterschied nicht mehr sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)