zweiter Hauptteil: Ein Neubeginn von RitsukiKahn ================================================================================ Kapitel 4: Erinnerungen ----------------------- Unten in der Mensa war viel los, nachdem Hiro-kun mich vorgestellt hatte. Einigen Jungs schien es nicht zu gefallen, dass ich ab jetzt eine neue Mitschülerin seien werde. Ich nahm es ihnen nicht übel, da es leicht zu nachvollziehen war, dass sie sich nur von mir eingeschränkt fühlen würden. Denn welche Mädchen Clique wäre schnell bereit einen Jungen in ihrer Clique aufzunehmen oder wo hatte man ein Cheerleaderteam mit einem Jungen gesehen? Und so war es nun hier, ein Internat für Jungs, wo ein Mädchen leben sollte, Ich! Ich saß mit den Arashi-Boys, Toma-kun und Hiro-kun am Tisch, während sie aßen, sah ich ihnen zu. Morgens konnte ich nie viel vertragen oder besser gesagt, ich konnte allgemein nicht viel essen, mein Körper vertrug es nicht. Blicke. Ich spürte etliche Blicke auf mir. Von hier und da beobachteten mich die Jungs und fragten sich sicherlich, was ich hier zu suchen habe. Ein Lamm, das sich in die Höhle des Löwen gewagt hatte. Es war mir unangenehm, deswegen versuchte ich mich abzulenken und holte meinen Stundenplan raus. Ein Blick auf den Plan verriet mir auch schon, warum gestern, als ich hier angekommen war, viele Jungs kein Unterricht hatten. Es schien so, als ob ich dieses Jahr, nein, vielleicht sogar die nächsten fünf Jahre, viel weniger Unterricht haben würde, wie mein letztes Jahr an meiner alten Schule, wo ich alle meine Freunde und Erinnerungen zurückgelassen hatte. Die Tränen kamen wieder hoch, doch ich versuchte sie aufzuhalten, so fing ich an zu lachen, dabei bemerkte ich nicht, wie die Tränen mein Gesicht runtertropften. Mein plötzlicher Lachkrampf hatte die Aufmerksamkeit meiner Tischnachbarn geweckt. Ich zitterte am ganzen Körper. Für die Jungs, die nicht wussten was mit mir los war, sah es bestimmt so aus, als ob ich verrückt wäre. Doch im Gegensatz, sie schienen mich zu verstehen, schon versuchten alle mich zu trösten, sogar Jungs mit denen ich nicht mal ein Wort gewechselt hatte. Wie es aussah, hatte Hiro-kun ihnen paar Sachen über mich erzählt, sie wussten alle Bescheid, vielleicht waren sie ja deswegen am Anfang gegen mich, vielleicht wussten sie einfach nicht, wie sie mit mir umgehen sollten. Plötzlich wurde ich von irgendjemandem am Arm gepackt und aus der Menge gezerrt. Ich sah auf und erblickte den rücken von einem Jungen mit braunen Haaren. Ich wusste nicht wohin er mich mit zog, doch ich folgte ihm widerstandslos, ich wollte nur weg von hier. Wir verließen das Schulgebäude, an einem Wasserbecken blieben wir stehen. Er drehte sich zu mir um, es war Toma-kun, er hatte mich aus der Menge befreien wollen. „Wasch dir erst einmal dein Gesicht, damit du wieder zu dir kommst!“, sagte er mir beruhigend. Ich tat was er mir befahl. Als ich mich gerade vorlehnte um mir mein Gesicht zu waschen, hielt er meine Haare zusammen, damit sie auch nicht nass werden. Ich drehte mich leicht verwirrt um, ich sah, dass er rot im Gesicht war, er schnaubte nur und sagte: „Los, mach hin!“ Nachdem ich mein Gesicht gewaschen hatte, wandte ich mich lächelnd zu ihm und bedankte mich bei ihm: „Arigatou, gozai-masu!“ Er packte mich und drückte mein Gesicht gegen sein Hemd, dazu sagte er nur: „Du musst dein Gesicht abtrocknen!“ Es war eine Geste, die mir so fremd war. Ruki hätte so etwas nie getan, ging mir durch den Kopf, dafür wäre ihm sein Hemd wohl zu wertvoll gewesen, schließlich hatte ich kein Wert für ihn gehabt, warum also sein Hemd nass machen lassen, da lässt man doch eher die Freundin mit nassem Gesicht rumlaufen. Was war ich wohl ihn gewesen? Die Freundin? Nein, sicher nicht, er hatte es ja selbst verleugnet. Die Halbschwester seines Freundes oder nur irgendein Mädchen, die man gut ausnutzen konnte? Das traf es schon eher. Ich war nur ein blödes Mädchen gewesen, die man gut ausnutzen konnte, was auch sonst! Irgendwann würden wir uns wieder sehen. Wie würde er dann mir in die Augen schauen können? Vielleicht würde er mich sogar ganz ignorieren und sagen: „Ich kenne Sie nicht!“ Schließlich gehörte ich nicht mehr dazu, ich hatte nie dazu gehört. Dieser, wie hieß er noch mal, Uruha oder so hatte meine Stelle eingenommen. Ich verfluchte ihn, ihn und Ruki, beide, die hinter meinem Rücken alles geplant hatten. Aoi, Kai und Reita, meinem Bruder betrafen in diesem Fall keine Schuld, sie wollten nur berühmt werden und sie waren ja nicht diejenigen gewesen, die mich verleugnet hatten. Aber konnte ich überhaupt noch meinem Bruder unter die Augen treten, ohne mich zu schämen? Er wusste bestimmt jetzt schon über alles Bescheid. Was dachte er jetzt wohl über mich? Und Mama erst, sie machte sich bestimmt große Sorgen um mich, vielleicht sollte ich sie anrufen und sagen, dass es mir gut ging, aber ich traute mich nicht. „Itoe, Itoe-chan! Erde an Itoe!“, rief irgendeine Stimme. Ich war wieder in der Gegenwart. Toma-kun betrachtete mich kritisch. „Geht es dir wirklich gut?“, fragte er mich musternd. Ich nickte nur und nahm ihn an der Hand. „Los, wir kommen noch zu spät zum Unterricht!“, sagte ich und zog ihn in Richtung Schulgebäude. Ich nahm mir vor Mutter heute Abend noch anzurufen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)