Wehmut – Schwermut - Hochmut von Kassia (Wishshipping (JounouchixYugi)) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Disclaimer: Yu-Gi-Oh ist geistiges Eigentum von Kazuki Takahashi und anderen. Jedenfalls nicht von mir. Pärchen: Wishshipping (JounouchixYugi) ---------------------- Wehmut - Schwermut - Hochmut Es war einer dieser faulen Samstagabende. Das Wetter war trübselig, das Fernsehprogramm schlecht und selbst die von Jounouchi mitgebrachte DVD, laut Packungsbeschreibung voller Drama, Action und Spannung, hatte sich als seichter Streifen mit obskurer Handlung und noch obskurerer Liebesgeschichte herausgestellt, dessen Hauptdarsteller sich bereits zum zigsten Male ihre unsterblichen Gefühle füreinander versicherten, während sie, quasi nebenher, denn so heldenhaft waren sie, im Allein-, pardon Zweigang die Welt retteten. Einzig die ab und an auftretenden Explosionen diverser Autos und Gebäude vermochte Yugi halbwegs zu fesseln, aber selbst dies nicht genug, als dass ihm Jounochis Grimassen entgangen wären, die sein Freund seit geschlagenen fünf Minuten in seine Richtung schickte. Yugi kicherte leise. „Ha, habe ich dich!“, verkündete Jounouchi zufrieden und stupste Yugi triumphierend mit seinen Zehen an. „Und das, obwohl du immer behauptet, du fändest das nicht witzig.“ „Dass ich es nicht witzig finde, habe ich nicht gesagt“, berichtigte Yugi ruhig und schob Jounouchis Fuß von sich weg. „Nur, dass du das im Klassenzimmer lassen sollst. Du musstest deswegen diese Woche dreimal nachsitzen und ich gleich mit, weil ich gelacht habe. Das reicht mir fürs Erste.“ Er warf Jounouchi einen vielsagenden Blick zu. „Wir sind immerhin bald Oberschüler. Da macht sich das nicht sonderlich gut.“ Schnaubend ließ sich Jounouchi nach hinten aufs Sofa fallen und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Er zuckte mit den Schultern – im Liegen kein leichtes Unterfangen – und drapierte dreist seine Beine auf Yugis Schoss, der das Ganze leidig genervt über sich ergehen ließ. „Pft, erstmal müssen wir dafür die Aufnahmeprüfungen bestehen“, murmelte er düster und kniff die Augen zusammen. „Du kannst das bestimmt schaffen, aber bei mir sehe ich da echt schwarz.“ Dabei waren es nicht einmal nur Jounouchis schlechte Noten, die ihm Sorgen bereiteten. Vor allem aber wollte er unbedingt gleich nach der Mittelstufe Geld verdienen. Er dachte an seinen Vater, der gerade vermutlich entweder betrunken vor dem Fernseher saß und sein Leben verfluchte oder aber unterwegs auf seiner allabendlichen Kneipentour war und dabei das bisschen Geld, was sie hatten, versoff oder beim Glücksspiel verzockte. Das wäre doch mal ein lohnender Beruf. Sakeführer durch Domino. Den Posten hätte sein Vater garantiert sicher, wahlweise auch den Job als professionellen Versager, aber für so was zahlte leider keiner. Jounouchi seufzte tief. Manchmal fragte er sich, warum er eigentlich noch versuchte, seinem Alten aus der Misere zu helfen. Umgekehrt kümmerte sich dieser schließlich einen Dreck um ihn. Aber er konnte sich nicht helfen. Der Mistkerl war sein Vater und er liebte ihn. Yugi starrte ihn betroffen an. In letzter Zeit verfiel Jounouchi immer öfter in diese depressiven Phasen und bisher hatte Yugi noch nicht herausgefunden, wie er seinem Freund wieder daraus helfen konnte. Selbst Jounouchi mit Essen ködern funktionierte nicht mehr, dabei war das in der Vergangenheit praktisch die Universallösung zur Aufmunterung gewesen. „Du…“, Yugi schluckte. „Du schaffst das bestimmt. Du musst nur mehr lernen.“ Ruckartig fixierte er Jounouchi mit großen, violetten Augen, in denen eine schwache Zuversicht schwebte. Zu schwach, wie Jounouchi im Stillen befand. „Ich helfe dir auch. Gemeinsam packen wir das.“ Seine Finger krallten sich in Jounouchis Hose, sein Mund war zu einer schmalen Linie zusammengepresst und in Jounouchi stieg das schlechte Gewissen hoch. Er wollte nicht, dass sich Yugi für ihn verantwortlich fühlte. Yugi hatte schon genug eigene Probleme, da brauchte er nicht noch Jounouchis. Er zwang ein falsches Grinsen auf seine Lippen. „Danke, Kumpel. Wird schon werden.“ Im TV explodierte wieder was und Jounouchi ergriff die Gelegenheit und zeigte mit gespielter Begeisterung auf den Fernseher. „Man, hast du gesehen, wie das Auto in die Luft geflogen ist? Ein Knall und weg wars. Der Film ist Schrott, aber die Spezialeffekte sind doch echt erste Sahne. Schraub mal die Boxen hoch!“ Er schnappte sich eine Tüte Chips und stopfte sich eine Handvoll in den Mund. Yugi betrachtete ihn noch eine Weile, offensichtlich hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, Jounouchi zu helfen und der Angst vor seiner eigenen Unfähigkeit, doch Jounouchi ignorierte ihn eisern. In solchen Momenten wünschte sich Yugi, der Pharao wäre noch bei ihm. Er hätte ihm bestimmt einen Tipp, zumindest aber die nötige Zuversicht geben können. So aber war Yugi völlig auf sich allein gestellt und er hasste es. Bedrückt nahm er die Fernbedienung und drehte den Ton lauter. Das Pärchen im Film nutzte inzwischen eine kurze Verschnaufpause und ging von verbalen Liebesbekundungen zu enthusiastischen körperlichen über, alles im glorreichen Detail, was Jounouchi zu einer spöttischen Bemerkung verleitete, die verdächtig nach „Wenn ich das sehen wollte, hätte ich auch gleich nen Porno gucken können“ klang und Yugi die Schamröte ins Gesicht trieb. Wehmütig dachte er an Anzu. „Wie es ihr wohl geht? Unser letztes Telefonat ist schon über eine Woche her.“ Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter, die ihn aufmunternd drückte. „Hey, nur weil ich drauf bin wie Sieben-Tage-Regenwetter, musst du es mir nicht gleich nachmachen und auch im Elend ertrinken. Das passt nicht zu dir.“ Er knuffte Yugi sachte in die Seite. „Du denkst an Anzu, was? Ich vermisse sie auch.“ Yugis Augen wurden noch unmöglich größer. Entweder war er wirklich so durchschaubar oder aber Jounouchi kannte ihn besser, als Yugi bisher geglaubt hatte. Die zweite Möglichkeit war so überraschend wie sie willkommen war. Es…wärmte Yugi. Er lächelte müßig. „Du hast Recht. Anzu bewirbt sich bereits fleißig für ein Tanzstudium in Amerika und ich sitze hier und denke nur an mich und dass ich sie wiedersehen will. Dabei ist sie gerade mal seit zwei Wochen weg. Wie soll das erst werden, wenn sie nach dem Schulabschluss tatsächlich fort ist? Ich bin ein miserabler Freund.“ „Schwachsinn, du bist der beste Freund, den man haben kann“, brummte Jounouchi mürrisch und wandte sich verlegen ab. „Wenn sich einer schämen muss, dann Honda. Der hat uns heute Abend schon wieder sitzen lassen, um sich mit seiner komischen Angebetenen zu treffen.“ „Du bist bloß neidisch auf ihn“, triezte Yuugi schelmisch und beugte sich leicht zu seinem Freund vor. „Weil Honda vor dir eine Freundin gefunden hat.“ „Pah, als ob.“ Grummelnd vertiefte sich Jounouchi erneut in seine Chipstüte. „Die geht bloß aus Mitleid mit ihm aus. Honda hat sie doch praktisch um ein Date angebettelt; rückhaltloser Idiot der er ist.“ „Ich weiß nicht“, überlegte Yugi laut und kuschelte sich tiefer ins Sofa. Seine und Jounouchis Schultern berührten sich beinahe, Jounouchis Atem kitzelte seinen Nacken und überhaupt fühlte sich Yugi gerade unheimlich behaglich. „Ich glaube, sie mag ihn wirklich.“ „Hmhm“, war Jounouchis unverständliche Antwort, der zwischenzeitlich die letzten Reste aus der Tüte kramte, bevor er sie achtlos auf den Wohnzimmertisch warf. Ein paar Minuten schaute er konzentriert dem Film zu – das Pärchen war immer noch, vielleicht auch schon wieder, so genau hatte Jounouchi nicht aufgepasst, intim zugange und Jounouchi begann unruhig hin- und herzurutschen. Unauffällig schielte er zu Yugi, der kurz vorm Eindösen schien, dabei selig wie die Made im Speck wirkte und, es fehlten nur ein paar wenige Zentimeter, fast schon an Jounouchi lehnte. Jounouchis Augen funkelten unheilvoll. Etwas neugierig war er schon, das musste er zugeben und der Film mit der viel zu viel nackten Haut hatte sein Übriges bezüglich Jounouchis, nun, Quasi-Erregung getan, aber er konnte doch nicht wirklich Yugi… Oder konnte er doch? Nervös kaute er auf der Innenseite seiner Wange. Yugi hatte ihm schließlich gesagt, dass er ihn sehr mochte, damals, in dem von Marik arrangierten Todesduell zwischen dem unter Gehirnwäsche stehenden Jounouchi und Yugi, doch da hatte Yugi auch geglaubt sterben zu müssen und er hatte es bestimmt nicht so gemeint, aber trotzdem… Jounouchis Hände begannen zu schwitzen. Entweder zog er das jetzt durch oder er würde nie wieder davon anfangen, aber irgendetwas musste er nun tun. Immerhin war er Jounouchi Katsuya, Top-Duellant und nicht irgendein feiger Hund! (Auch wenn bestimmte Personen etwas anderes behaupten mochten). Er setzte einen unbekümmerten Gesichtsausdruck auf. „Sag mal Yugi, hast du eigentlich schon wen geküsst? Ich meine richtig geküsst?“ Jounouchis Worte drangen nur langsam in Yugis schläfriges Gehirn vor, doch als sie es endlich taten, schlugen sie ein wie eine Bombe. Schwerfällig setzte sich Yugi auf und starrte Jounouchi unsicher lachend an. „G-geküsst...? Wie kommst du denn jetzt darauf?“ Nicht, dass Yugi davon (und einigem mehr) nicht bereits hinreichend fantasiert hätte, aber darüber wollte er nun wirklich nicht mit seinem Freund sprechen, oder, wenn er schon dabei war, überhaupt mit irgendjemanden. Die gelegentlichen Neckereien Atemus hinsichtlich Yugis Gefühle für Anzu waren schon peinlich genug gewesen. Jounouchi jedoch blieb hartnäckig. „Na ja, hätte ja sein können. Du und Anzu…also das ist doch schon ziemlich offensichtlich, was du für sie empfindest.“ „Ist…ist es das?“ Yugi brachte kaum noch einen klaren Satz heraus. „Ich fand… ich meine, ich hätte schon gerne…“ Er verstummte abrupt. Das Thema war ihm nicht nur unangenehm, es tat auch weh. „Genug von Anzu“, bat er leise und Jounouchis eben noch neugierige Mimik wurde weich von Mitgefühl. Yugi hatte nie wirklich herausgefunden, wen Anzu lieber hatte – ihn oder den Pharao und sich auch nie getraut zu fragen. „Ich will unsere Freundschaft nicht kaputtmachen“, hatte er Jounouchi gesagt, als er ihn fragte, ob er Anzu nicht mal ausführen wolle. Jounouchi hatte dies insgeheim für eine Ausrede gehalten, das Thema aber auf sich beruhen lassen. Er wollte nicht reinpfuschen. Anzu und Yugi mussten das allein klären. Und trotzdem bohrte er jetzt in offenen Wunden. „Gut gemacht, Jounouchi“, verfluchte er sich selbst und nahm einen tiefen Atemzug zur Beruhigung. „’Tschuldigung. Ich hätte nicht davon anfangen sollen“, murmelte er dann kleinlaut und boxte frustriert ein Sofakissen. „Ich bin halt ein Idiot, der erst redet und danach denkt, wenn er überhaupt denkt.“ Yugi schüttelte den Kopf. „Schon gut“, entgegnete er sachte und klang dabei, als ob er es auch tatsächlich so meinte. Nach kurzem Zögern wandte er sich, seine eigene Neugierde geweckt, interessiert an Jounouchi. „Wo wir gerade vom Küssen reden…“ Er sammelte seinen Mut und sah Jounouchi offen ins Gesicht. „Haben du und Mai jemals…?“ Abrupt stoppte er. Verdammt, wollte er das eigentlich wirklich wissen? „Huh?“, merkte Jounouchi überrumpelt auf. Die Frage an sich störte ihn nicht, nur dass Yugi es überhaupt ansprach, verwunderte ihn doch sehr. „Nein, keine Gelegenheit gehabt. Weißt ja, sie ist nicht die Art Frau, die es lange an einem Ort aushält. Und ich war auch so unreif.“ Yugi lächelte verschmitzt. „Ein wenig unreif bist du immer noch, aber das gehört einfach zu dir dazu.“ „Tja, vielleicht“, Jounouchi ließ die Schultern hängen. „Aber das ist bestimmt nicht das, was Mai gesucht hat.“ Plötzlich leuchtete sein Gesicht auf. „Obwohl, bei dem Duell mit ihr während der Sache mit Dartz und seinen drei Lakaien der falschen Gerechtigkeit…als sie mich mit ihren Harpien nach Strich und Faden vermöbelt hat…ich bin dann doch umgekippt. Mai hatte mich jedoch aufgefangen und fest an sich gedrückt. Es könnte sein…also ich vermute das jetzt nur, aber ich könnte schwören, ich hätte ihren Mund auf meinem gefühlt, bevor ich meine Seele an Dartz und sein Schosstier verloren habe. Vielleicht bin ich doch nicht so ungeküsst, wie ich dachte.“ Der Gedanke gefiel ihm. Vor allem, da es sich bei Mai nicht um irgendein Mädchen, sondern eine waschechte junge Frau handelte. Mit eindeutigen Vorzügen, wie sich Jounouchi begeistert in Erinnerung rief. Ein riesiges Grinsen zog sich von einem Mundwinkel zum nächsten. „Oh.“ Mehr fiel Yugi dazu nicht ein. Er mochte Mai, er mochte sie wirklich und er wollte seine Freunde nur glücklich wissen, allerdings…ein unbestimmtes Gefühl nagte in seinem Inneren und Yugi hatte fast die Befürchtung, es könnte Eifersucht sein. Aber dazu bestand doch gar kein Grund. Mai hatte sich schon länger nicht mehr bei ihnen gemeldet und Jounouchi…also Jounouchi war sein Freund, sein bester Freund sogar, aber doch nicht mehr. Schlagartig blickte er auf Jounouchis Beine, die immer noch auf ihm lagen. Er schubste sie von sich herunter. „Ich muss mal aufstehen“, begründete er rau und erhob sich missmutig von seinem Platz. „Ich hole mir was zu Trinken. Willst du auch? Ach, ich bring dir einfach was mit. Bis gleich.“ Damit wollte er sich zum Gehen wenden, als ihn Jounouchi flink am Arm packte und zurückzog. „Hey, was soll das denn auf einmal?“, wollte dieser verwirrt wissen und legte fragend den Kopf schief. „Habe ich dir irgendwas getan? Du guckst so böse.“ „Ich gucke nicht böse“, widersprach Yugi hastig, vermied es aber, Jounouchi direkt anzusehen. Er wollte sich aus Jounouchis Griff befreien, doch der ließ nicht locker. Plötzlich weiteten sich Jounouchis Augen wissend. „Ah, verstehe“, nickte er weise und drückte Yugi bestimmt zurück aufs Sofa. Yugi entwich ein überraschter Laut. „Du verstehst? Was denn bitte?“ Yugi wusste doch selbst nicht einmal genau, was in ihn gefahren war und Jounouchi wollte plötzlich Bescheid wissen? Das konnte er kaum glauben. „Ach Yugi, dass du der Einzige bist, der noch nie geküsst wurde, muss dir doch nicht peinlich sein.“ Er blickte Yugi tief in die Augen. „Dagegen können wir was machen.“ Er beugte sich ganz dicht vor und Yugis Gesicht verfärbte sich puterrot. Aus irgendeinem Grund konnte er nur noch auf Jounouchis Lippen starren. „Du musst natürlich nicht, wenn du nicht willst, aber ich habe vorhin schon einmal daran gedacht. Wir könnten doch…“ Seine Nasenspitze berührte beinahe Yugis, so dicht rückte er an ihn heran. „Mädchen machen das doch auch, um Erfahrungen zu sammeln. Sollen wir uns mal küssen? Nur um sehen, wie es richtig geht.“ Das konnte einfach nicht Jounouchis Ernst sein! Sicher, er hatte mitunter verrückte Ideen, aber das hier war selbst für Jounouchis Verhältnisse einfach nur schräg. „Jounouchi-kun, ich…ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist.“ Zweifelnd drehte sich Yugi zur Seite, weg von Jounouchi und seiner unmöglichen Nähe und den viel zu verlockenden Lippen. War irgendetwas in den Chips gewesen? Lag es am Film? Sie waren doch sonst nicht so hormongesteuert. Nun, jedenfalls Yugi war es nicht, da war er sich relativ sicher. „Ich meine, wir beide…“ Weiter kam er nicht. „Warum nicht? Bin ich nicht gut genug oder was?“, fragte Jounouchi verschnupft und hob arrogant sein Kinn. „Kann nicht schwieriger als Duelmonsters sein und da habe ich mich nach den ersten Versuchen doch auch zu einem echten Profi entwickelt.“ „S-schon“, stotterte Yugi und seine Ohren brannten heiß vor Scham. „Aber wir sind beide Jungs und immerhin geht es hier ums…“ „Ist doch nur ein harmloser Kuss“, unterbrach Jounouchi ungeduldig, nahm ungefragt Yugis Gesicht in seine Hände und schaute ihm suchend ins Gesicht. „Wenns dir nicht gefällt, schlag mir eine runter und ich höre sofort auf.“ Damit presste er ohne weitere Vorwarnung seinen Mund auf Yugis. Im ersten Moment erstarrte Yugi zur Salzsäule, doch Jounouchi ließ sich davon nicht beirren, nutzte Yugis vor Schreck leicht geöffnete Lippen, um den Kuss zu vertiefen, knabberte sanft an Yugis Unterlippe und fühlte einen Anflug von Mannesstolz, als er merkte, dass Yugi schließlich nachgab und sich ihm völlig überließ. Er zog Yugi näher an sich, strich mit einer Hand beruhigend über seinen Rücken und Yugi, erst zögerlich, dann mutiger, imitierte seine Gesten, berührte ihn zärtlich, streichelte ihn und drückte sich fordernd an ihn. Yugis Verlangen kam unerwartet, aber nicht ungebeten und vorsichtig senkte Jounouchi Yugi nach unten aufs Sofa, bis er schließlich halb auf ihm saß, halb lag und Yugi sich ihm leise stöhnend entgegenreckte. Jounouchi unterbrach den Kuss kurz, um Yugis Shirt aus dessen Hose zu ziehen und seine Hände über dessen Bauch fahren zu lassen; beobachte fasziniert, wie sich Yugis Wangen vor Erregung röteten und sein Atem immer hektischer wurde. Bevor Yugi wieder zu klarem Verstand kommen konnte, verschloss Jounouchi schnell seine Lippen wieder mit Yugis; die einzigen Geräusche zwischen ihnen leises Keuchen und undeutliches Murmeln; eine unaussprechliche Bitte nach mehr. Vage wurde Jounouchi bewusst, dass er das Terrain eines Übungskusses schon lange verlassen hatte und mehr und mehr in gefährliches Gebiet vordrang. Er musste sich unbedingt wieder unter Kontrolle bringen, bevor er noch etwas tat, was er später bereuen würde, doch insgeheim wusste er, dass es dafür schon zu spät war. Außerdem konnte er einfach nicht stoppen. Eigentlich hatte Jounouchi niemals geglaubt, jemals einen Jungen zu küssen, hatte auch niemals nur das geringste Bedürfnis dazu gehabt, doch nun, mit Yugi in seinen Armen, musste er zugeben, dass es sich überraschend gut anfühlte. Fast konnte er sogar Yugis falsches Geschlecht vergessen. Außerdem war Yugi Yugi und Jounouchi kannte keinen anderen Menschen, der ihm so wichtig war. Von seine Schwester Shizuka mal abgesehen, aber die war schließlich auch seine Familie und… Und erneut stöhnte Yugi gierig in den Kuss und jegliche Zweifel flogen aus Jounouchis Bewusstsein; machten Platz für ein wohliges Kribbeln in seinem Bauch und eine Wärme, die sich durch seinen ganzen Körper zog. Er vertiefte den Kuss, zog Yugis Shirt immer mehr nach oben; seine Finger glitten über einladende Haut und landeten schließlich auf Yugis Gürtel, dessen Schnalle er geschickt öffnete. Plötzlich erstarrte Jounouchi entsetzt. Sein Blick fiel auf Yugis halboffene Hose und als hätte jemand einen kalten Eimer Wasser über ihn gekippt, wurde Jounouchi schlagartig klar, was er gerade noch vorgehabt hatte. Von seinen eigenen, verräterischen Trieben angeekelt krabbelte er rasch nach hinten und verharrte dort. Unruhig leckte er sich die Lippen. „Ähm, also ich…“ Was sollte er nun sagen? Das war einfach unglaublich? Hey, Alter, cooler Kuss? Sorry, dass ich dich befummelt habe? Jounouchi bezweifelte, dass Yugi sonderlich angetan darauf reagieren würde. Außerdem, gerade dass ihm der Kuss dermaßen gefallen hatte, beunruhigte Jounouchi zutiefst. Yugi, ein Junge überdies, hatte kein Recht, so gut zu schmecken; genauso wenig wie Jounouchi das Recht hatte, sich nach mehr zu sehnen. Er war doch nicht schwul! Keiner von ihnen war schwul. Er war nicht mal bi, sicher nicht, dafür mochte er viel zu sehr tiefe Ausschnitte und große Vorbauten. Was er jedenfalls keinesfalls, keinesfalls mochte oder brauchte, waren…waren… Er atmete hektisch und fiel in seiner Hast von Yugi wegzukommen fast vom Sofa. Sein Gehirn war reinster Matsch und seine Gefühle schlugen Purzelbäume. Auch Yugis vorherige Paralyse verschwand allmählich. In dem einen Moment noch lag Jounouchi auf ihm, um dann im nächsten unerwartet zu verschwinden und...oh Mist! Jounouchi hatte auf ihm gelegen und sie hatten… Alarmiert setzte er sich auf. Auch ihn begann so langsam die Tragweite ihrer Aktivitäten einzuholen und beschämt richtete er sein Shirt und seinen Gürtel. Keiner von ihnen wusste etwas zu sagen. „Man, ich bin toll, was?“, lachte Jounouchi schließlich unsicher und rieb sich verlegen den Hinterkopf. „Hätte gar nicht gedacht, dass ich gleich so begabt bin. Aber hey, jetzt sind für alle Mädchen bestens gerüstet.“ Sein Lachen nahm eine beinah hysterische Note an. Yugi indessen konnte überhaupt keinen Humor in dieser Situation finden. „Ja, für alle Mädchen gerüstet“, wiederholte er leise und fixierte das Teppichmuster unter seinen Füßen. War der Fleck da hinten eigentlich schon immer gewesen? Er musste seinen Großvater mal fragen. Überhaupt konnte das Wohnzimmer eine ordentliche Grundreinigung vertragen. Er schluckte schwer und schlang unsicher seine Arme um sich. Jounouchi hob seine Hand, wollte Yugi berühren und ließ sie dann doch wieder ungenutzt sinken. „Ich habe ziemliche Scheiße gebaut. Verzeih mir, Yugi.“ „Was? Nein!“ Die Heftigkeit seines Ausrufs überraschte nicht nur Jounouchi. „Du hast nichts Falsches gemacht. Dieser Kuss…also es war…es war…“ Schüchtern kratzte er seine Wange, nur, um irgendetwas zu tun zu haben. „…schön.“ „Schön, huh?“ Jounouchis Augen verschleierten sich. Warum musste es von allen Dingen, die Yugi hätte sagen können, ausgerechnet das sein? Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht?! Nur weil er sich nicht kontrollieren konnte, musste er nicht auch noch Yugi in seine Perversitäten mit hineinziehen. Seinen besten Freund, der für alle immer nur das Beste und den Jounouchi niemals verlieren wollte. Und da ging er daher und machte so einen Schwachsinn! Jounouchi wünschte sich, Yugi würde ihn anschreien, ihn schlagen. Was er nicht wollte, war dessen Verständnis, die stille Verwirrung, dass er…dass er mochte, was Jounouchi mit ihm gemacht hatte. Was Jounouchi sogar jetzt noch gerne mit ihm tun wollte. Unbehaglich wurde er sich der Härte in seiner Hose bewusst. Er war so ein Mistkerl. Wortlos ließ er Yugi stehen und näherte sich dem Ausgang. Es war bestimmt das Klügste, für eine Weile zu verschwinden, Gras über die Sache wachsen zu lassen. Doch Yugi sah das anders. „Wohin willst du denn jetzt?“, fragte er bestürzt und klammerte sich von hinten an Jounouchis Rücken. „Geh nicht. Nicht jetzt.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Fiepsen und beschämt vergrub er sein Gesicht in Jounouchis Jacke. Jounouchi stoppte unsicher. Dann jedoch schüttelte er resolut den Kopf. „Ich kann das einfach nicht, Yugi. Ich wollte nur…“ Er drehte sich nicht um, entzog sich stattdessen Yugis Griff. „Wie ich schon sagte: Ich bin einfach ein Idiot. Ich gehe jetzt nach Hause. Muss nachdenken. Ich melde mich aber die Tage bei dir. Versprochen. Also…“, er ging ein paar unsichere Schritte vorwärts. „Also bis dann.“ Noch bevor Yugi ihn erneut aufhalten konnte, rannte er davon. Die Haustür fiel mit einem Knall ins Schloss, der unheilvoll in Yugis Ohren hallte und so endgültig klang, dass Yugi beinahe die Tränen in die Augen stiegen. Trotzig schluckte er seine Trauer herunter. Jounouchi und er waren schon viel zu lange befreundet, hatten zu viel miteinander durchgemacht, als dass ein blöder Kuss nun alles zerstören könnte. Außerdem hatte Jounouchi gesagt, er wolle sich melden und was Jounouchi versprach, das hielt er auch. Darauf konnte sich Yugi immer verlassen. Es war also alles bestens. Yugis Zähne knirschten vor lauter Frust. „Genau, alles bestens. Schon bald werden wir hierüber lachen oder so tun, als wäre es nie geschehen. Einfach alles bestens.“ Ein harsches Lachen entwich ihm. Mühsam riss er sich zusammen. Er wusste nicht, welche Variante er bevorzugen würde; beide klangen unbefriedigend und waren nicht das, was er wollte. Doch er wusste auch nicht, was er dagegen machen sollte. Erschöpft trottete er zurück auf das Sofa. Der Film war inzwischen am Ende angekommen. Das Paar hatte natürlich überlebt und war nun in inniger Umarmung umschlungen. Ein letzter Kuss, ein paar schwülstige Worte, der Bildschirm verklang zu einem Schwarz und schon liefen die Credits. Für einen Moment starrte Yugi nur teilnahmslos auf den Abspann, sein Kopf fühlte sich gleichermaßen matt wie leer an und es kostete ihn immense Anstrengung, den Fernseher auszuschalten und sich vom Monitor loszureißen. Sein Blick fiel sehnsüchtig auf die Haustür, verhaarte dort für endlos scheinende Minuten. Er rügte sich selbst. Was erwartete er eigentlich? Dass Jounouchi wie der edle Prinz auf seinem weißen Ross durch diese Tür schritt und ihn davonstahl? Wollte er das überhaupt? Vorsichtig betastete Yugi seine immer noch leicht geschwollenen Lippen, schloss die Augen und erinnerte sich daran, wie wohl und sicher er sich in diesem Moment gefühlt hatte. Die Erinnerung verblasste jedoch, als er seine Augen wieder öffnete. Er seufzte wehmütig. „Du hast Recht, Jounouchi-kun“, flüsterte er tonlos und ließ seinen Blick durch den leeren Raum schweifen, bemerkte die Kissen auf dem Boden, die einer von ihnen, er wusste nicht wer, von der Couch gefegt hatte, als sie zusammen aufs Sofa gestürzt waren. „Du bist wirklich ein Idiot.“ Ende Teil 1 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)