I close my eyes von VL (私は目を閉じて) ================================================================================ Kapitel 2: Helianthus --------------------- -Helianthus- Die nächsten Tage verliefen glatt für die Band. Hal lies sich nichts anmerken, von dem was er gesehen hatte, auch wenn jeder Vertrauensseeligkeit zwischen den beiden ihm im Herzen weh tat. Schließlich kam das Wochenende, wo er sich vorgenommen hatte mit Fumiko darüber zu reden. Schließlich konnte er nicht ewig vor seinen Gefühlen zurück weichen. Zumindest mit Ihr wollte er offen darüber sprechen. Für seine Probleme hatte sie schon immer ein offenes Ohr gehabt und gab ihr immer gute Lösungsvorschläge. Gestern hatten sie telefoniert und sich die Zeit abgemacht - heute war er auf dem Weg zu ihr. Da er nicht selbst mit Auto fahren wollte, hatte er sich Tickets am Vortag auch noch bestellt am Bahnhof. Sein kleines Sportauto nutze er eh nur innerhalb der Stadt, wenn er kleinere Strecken zurücklegen musste. Das einzigste was ihn ständig nervte war, dass es wenig oder besser gesagt keine freien Parkplätze gab in der Stadt. Tokyo, wo er nun schon seit zwei Jahren lebte war eine komplette Umstellung, im Gegensatz zu Kobe, welches in der Präfektur Kansai lag. Tokyo war im Gegensatz auch zu Osaka, wo sie ihre ersten größeren Konzerte gaben, vom Umgang her einfach kompakter, die Menschen waren offener, herzlicher und nicht so gedrungen wie in Tokyo. Die nächste Station wurde ausgerufen und der Mann mit der Aktentasche neben ihm machte sich auf und spurtete noch mit raus, das die Türen noch nicht schlossen. Die Züge waren in ganz Japan zum Glück auch schon ziemlich sicher, selbst auf einem noch so kleinen Bahnhof gab es einen Bahnhofswärter, der den Gästen raushalf, ihnen das Gepäck abnahm und sie notfalls auch zum Ausgang geleitete. Weiter raste der Zug nach auswärts, weiter raus von Tokyo. Hal lehnte sich auf dem Sitz nach hinten, sah auf zur Decke und überlegte jetzt schon, wie er es Fumiko beichten sollte, dass er auf seinen Schlagzeuger seiner Band stand. Immerhin war das nun schon ziemlich lang, um genau zu sein kurz nach Kazis Einstieg in die Band hatte es damit angefangen. Seine Blicke waren dem Anderen gefolgt, ihm wurde warm wenn er ihn auch nur schon umarmte zur Begrüßung. Nach etlichen Proben un Beratungen mit seiner Familie, hatte er für sich festgestellt, dass er in Kazi verliebt war. Doch schon bei den Kleinsten Andeutungen hatte der Blonde einfach nicht reagiert. Noch waren seine Haare auch blond, Kazis ja noch schwarz blond. Doch er nahm sich vor, seine Haare zu färben, sobald sie die Aufnahmen für Hikari beendet haben würden. Zwar gefiel ihm das Blond sehr, doch das ständige Färben belastete sein Haar. Wenn er etwas nicht leiden konnte, wenn er oder etwas um ihn herum krank war. Nicht das er es hasste oder gar denjenigen, er hatte schon Verständniss, doch es war einfach das Mitgefühl und Umweltbewusstein was sich immer wieder zu Wort meldete. Seine Station wurde angesagt und er sprang hastig auf. Da er nicht dort übernachten wollte, es sei denn es würde spät werden, hatte er sich nicht großartig Gepäck mitgenommen. Locker gekleidet wie immer in Jeans und Sweatshirt, darüber einen schwarzen Parker war der blonde Sänger unterwegs. Ja er hatte diese Blicke auf sich gezogen, schließlich liefen hier nicht immer Blonde Sänger oder anders bunt gefärbte Leute umher. Neben ihm stiegen nicht viel Leute ein oder aus, das freute den Sänger, da er sich dann nicht dem Gewühl aussetzen musste. Konnte jedoch auch an der Uhrzeit liegen, denn es war vormittags. Mit einem sanftmütigem Lächeln wurde er erwartet und umarmte seine für ihn bestimmte Freundin. Innerlich seufzte er wieder bei der Begrüßung wo sie einander umarmten. Sie selbst machte gerade eine Ausbildung zur Bürokauffrau, wo sie sich doch jedes Mal aus lies, wenn Hal da war, wie doof doch die Lehrer waren und welchen Auftrag sie nun als nächstes haben würde. “Wollen wir irgendwo hingehen zum reden?” “Uhm...gerne doch! Was meinst du wie lange wir weg sein werden? Du weist doch meine Eltern sind da kleinlich.” Hals Blick wanderte zum Himmel und er legte einen Finger an die Lippen - eine Angewohnheit die er seid der Mittelschule nicht abgelegt hatte. Die Chancen standen hoch, dass sie mindestens 3 Stunden unterwegs sein würden. “Also sich nehme an, drei Stunden...hai”, antwortete Hal auf Fumikos Frage. Kurzerhand zückte das Mädchen neben ihm ihr Handy und tippte flott die Hausnummer ihrer Eltern ein. Fumi hatte einen Vertrag mit ihrem Handyanbieter abgeschlossen, welchen Betrag ihre Eltern bezahlten. Ihre Eltern waren eine traditionelle Familie, sie lebten sogar noch in einem Tempel, den sie von Generation zu Generation weitervererbt hatten. Auf ihrem Grundstück vertrieben sie Zimmer, die zur Vermietung frei waren oder für Gäste als Urlaubsunterbringung galten. Fumiko hatte nur noch einen 8 Jahre jüngeren Bruder, der ihr auch ständig auf der Pelle hockte, wenn sie zuhause war und fragte sie ständig um Hilfe. Wenn der Blonde zu Besuch kam, war er immer derjenige der ausgeschlossen wurde, deswegen nahm dieser es ihm meistens übel und hetzte gerne mal über ihn, was seine Eltern nicht gerne hörten und ihn deswegen wegsperrten. Ihre Erziehungsmethoden wirkten auf Hal manchmal mehr als fragwürdig, doch er mischte sich dort nicht ein. Wieder wanderte sein Blick zum Himmel. Quellwolken hatten sich am Himmel gebildet und der Wind zog durch die Gassen, der kleinen Vorstadt von Kobe, wo Fumiko mit ihren Eltern lebte. Seine Familie selbst wohnte in Kobe, einem Stadtteil von Kansai. Seine und Fumikos Familie hatten sich auf dem Sakurafest in Kobe kennen gelernt, als die beiden noch Kleinkinder waren. Sie kamen durch die hauptstraße des Dorfes, wo alte und junge Leute unterwegs waren. Schließlich kamen sie an, betraten ihr Stammlokal. Viel gesprochen hatten sie auf dem Weg hierher nicht. Er selbst war da in Gedanken, da er auch überlegte, wie er sein Problem Fumiko näher bringen sollte. Der Sänger war aufgeregt aber doch auch zuversichtlich. Schließlich kannte er das Mädchen an seiner Seite schon seit sie klein waren. Er traute es ihr also nicht zu. Sie setzten sich an einen Tisch, freundlich wurden sie von dem Wirt und der Kellnerin begrüßt. Da sie hier schon seit einigen Jahren immer hergegangen waren, wenn Hal hier vorbei gekommen war, waren sie hier als Stammgast angesehen. Wie immer bestellten sie sich Ramen mit Zwiebeln und Omlett. Der Blonde bestellte sich ein leichtes Bier und seine Freundin bestellte sich ein süßes Sprudelgetränk. “Weist du noch wie wir uns früher immer über Schulprobleme ausgelassen haben?”, witzelte Fumi und lachte leise. Hal nickte bestätigend und lächelte bei den früheren Gedanken, oft hatten sie sich auch abgemacht, irgendwas zusammen zu unternehmen, manchmal auch gegen ihre Eltern ausgeheckt. Doch jedes Mal hatten sie hier Probleme und Gedanken gewälzt, es war also der perfekte Ort um sein Problem vor ihr darzulegen. Während sie warteten kamen immer mal wieder Leute in das Lokal. Es war bereits Mittags, zu dieser Zeit also recht voll. Doch der Zweiertisch blieb ihnen erhalten und auch kurz danach kam die Kellnerin mit dem Trinken. Sie stellte es ihnen vorsichtig hin und grinste. “Na Blondi, was gibt es neues? Hast ja nun deine Schule fertig...was ist nun?” “Ich habe ‘ne Band und lebe in Tokyo, alleine...” “Hoi Hoi, aber was arbeitest du dann, wenn es nicht weiter geht?” Auf die Frage verstummte er und lies den Kopf sinken, wie es mit ihm weiter ging, war ihm bis jetzt nicht klar. Er war schon seit zwei Jahren aus der Schule raus und hatte mit seinen besten Freunden Kazi, Tomo und Hiro seine Band, die er auch so schnell nicht aufgeben wollte, gerade jetzt wo sie anfingen ihr erstes Musikvideo zu drehen, ein großer Erfolg für die Band. “Ehrlich gesagt ich weis es noch nicht, die Aufnahmen für unser erstes Musikvideo sind bald abgeschlossen. Es geht schnell bergauf.”, berichtete er und zuckte heftig zusammen als Fumiko in die Hände klatschte, als sie das hörte. “Oh wirklich? Wann ist das Release?” Sie fand ihre Lieder schon immer toll und half Hal auch teilweise beim Songtext schreiben, wenn er nicht weiter wusste. Sie war ihm immer wieder eine große Stütze, dafür hatte er sich schon so oft bedankt. “In zwei Wochen...wir werden auch von einer Sendung dazu interviewt. Sowie ein Fotoshooting haben wir dazu auch.” “Na dann, ich drück dir die Daumen!”, sagte die Kellnerin und zwinkerte ihm zu. Schließlich wendete er sich wieder Fumiko zu, die schon angefangen hatte ihr Getränk zu schlürfen über einen Strohhalm. “Hmm~” “Du, Fumiko...es geht um folgendes...”, fing er an und seufzte schwer. Er war aufgeregt, doch was sollte er schon machen, immerhin vertraute er ihr am meisten, er wollte, dass sie es als erstes erfahren sollte. “...unsere Eltern haben uns einander versprochen, wir kennen uns schon so lange, ich mag dich wirklich sehr... aber...”, stoppte er und sah sie an “mein Herz ist an jemand anders schon vergeben.” Zuerst umging er dieses Problem, mit dem Schwulsein. Doch schon auf Fumis kommende Frage hin, musste er es sagen. Ihre Augen wurden groß und blickten dann niedergeschlagen in ihr Getränk, rührte darin mit ihrem Strohalm etwas um. “Oh...achso verstehe, sagst du mir auch in wen?” Hal schluckte. Er öffnete den Mund, um es zu sagen, schloss ihn jedoch wieder. Wie oft hatte er sich vor diesem Gespräch gedrückt, doch wenn er ehrlich war, was konnte ihm schon geschehen. Er atmete tief ein und schaute sie erneut an. Er wollte dabei ehrlich sein, mit ihr offen sprechen, schaute ihr deswegen in die Augen. “In ... Kazi. Den Schlagzeuger meiner Band.” Ihre Reaktion war alles andere als selbstverständlich, die quiekte auf und klatschte erneut in die Hände, doch diesmal wilder und hatte ein breites Grinsen aufgesetzt. Alle Blicke waren für einen Moment wieder auf die beiden gerichtet. Leise nickte er und verbeugte sich schüchtern mit einer Entschuldigung. “Aaahhw~! Echt???” “Hai!” “Wie bist du denn darauf gekommen?” Kaum zu glauben, wie sie auf einmal nur so vor Euphorie sprühte. Ihre Augen funkelten geheimnissvoll und ihr Griff um ihr Glas war angespannt. “Es..es tut mir so Leid Fumi-chan...es...ich hab es selbst festgestellt, weil mein herz immer geklopft hatte in seiner Nähe. Das tut es natürlich immer noch sehr, wenn er bei mir ist... Aber auch so... er ist so lustig, ich möchte immer bei ihm sein, oft mit ihm kuscheln und so... seine Nähe ist so toll, es ist einfach traumhaft...”, schwärmte Hal begeistert udn lächelte schüchtern. Immer wieder machte er beim Sprechen Pausen wo er aufsah vom Tisch und sein Bier betrachtete. “Es ..geht schon Hal...du weist doch aber das ich so begeisterte Yaoi Manga Leserin bin, es ist so erstaunlich, dass ich sowas mit erleben darf, wie sich so eine tiefgründige Liebe entwickelt... Hach Hal~ du glaubst nicht wie erleichtert ich bin, ich dachte du wolltest mir sagen, dass wir uns nie wieder sehen können oder so...” Ihr Lächeln war ehrlich, zwar anfangs etwas niedergeschlagen doch wie sie dann berichtete, musste er lächeln. “Mh mh! Dazu bist du mir viel zu wichtig Fumi-chan!”, sagte Hal ihr fest überzeugt und lehnte sich leicht vor, um ihre Wange zu streicheln. Ein Kichern lief ihr über die Lippen und sie blinzelte schüchtern. “Hach Hal, genau in solchen Momenten wünschte ich du wärst mein Freund. Aber... damit habe ich mich ja schon lange abgefunden gehabt, dass du nicht mit mir zusammen kommen würdest.” “Was? Warum? Wusstest du es etwa???”, sprudelte es aus dem jungen Mann hervor. Verwundert blinzelte er sie an. Von ihr kam ein alles sagendes Nicken, gespickt mit einem heimtückischem Grinsen. “Es war wirklich interessant es mit zu erleben, die ganzen Wochen über. Zumal ich ja auch mal dein volles Tagebuch gefunden hatte beim Umzug, dort habe ich heimlich reingelesen.”, flüsterte die Brünette leise und grinste hämisch, streckte ihm frech, verspielt die Zunge kurz raus und kicherte. Hal’s Gesichtsauddruck wechselte von verwirrt über erstaunt zu verlegen. Wie konnte das nur passieren? Sie wusste es also schon die ganze Zeit? Zwar schrieb er schon seit seinem Abschluss nicht mehr rein, doch das hatte zwei Gründe. Der erste war leicht, er fühlte sich nicht mehr geeignet, bzw kam es ihm kindisch vor, dass er in seinem Alter noch ein handschriftliches Tagebuch hatte. Zweiterer Grund war, weil es voll war und sich ein neues besorgen befand der Blonde für schwachsinnig, da er momentan eh dabei war seit neustem im Internet seinen eigenen Blog zu führen. “Natoll~ hast du etwa alles gelesen?” “Nein nein, nur den Eintrag mit dem Foto von Kazi und dir, wo du ein Herzchen drumgezeichnet hattest und das in dem Eintrag so da stand...Ah da kommt unser Essen...” Er erinnerte ich in Gedanken schnell zurück, das war jener Eintrag, wo sie in den großen Ferien nach dem Abschluss zusammen im Vergnügungspark waren. Gerade wollte er sich auf die Situation in Gedanken beziehen, als die Kellnerin ihn aus seinem gedanklichen Erinnerungssalat befreite, indem sie das Essen brachte. Genüsslich zog er den Geruch der Brühe durch die Nase ein und schloss kurz genüsslich die Augen. Zugegeben, er hatte Hunger. Schon seit zwei Tagen hatte er keine warme Mahlzeit mehr zu sich genommen, nur immer Kleinigkeiten. Wenn überhaupt nur wie gestern, Pocky Sticks und andere kleine süße Sünden. Also machte er sich mit Hunger über die Mahlzeit her und war dementsprechend auch als Erster fertig. Weil Fumiko noch nicht fertig war, wollte er ihr von gestern erzählen. “Ah, ich hatte dir ja gesagt, das ich in Kazi verliebt bin, ne? Gestern... darüber wollte ich noch mit dir reden..”, fing der Blonde an und lehnte sich zurück und überschlug ein Bein auf das Andere. “...Ich habe Kazi gefragt ob er Zeit hätte. Da meinte er nein, habe er nicht. Darauf hin war ich erst mal etwas... naja enttäuscht, doch als mir dann einfiel, dass ich noch einkaufen musste, bin ich los und habe doch tatsächlich auf dem Rückweg gesehen wie Kazi und Hiro Händchen gehalten haben, sie sich angeregt unterhalten haben und dabei gelacht haben...und das ohne mich... Ich habe jetzt irgendwie voll Angst, dass da was läuft..weil sie auch so vertraut mit einander umgegangen waren - was sie sonst bei den Proben eigentlich tun.” Aufmerksam hörte das braunhaarige Mädchen ihm gegenüber sitzend zu, nachdem sie ihre Mahlzeit Ramen aufgelöffelt hatte. “Und du meinst wirklich, das die beiden deswegen zusammen sind?”, fragte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue und grinste vielsagend. Irgendwie kam er sich gerade verarscht vor. Denn ihr Blick sprach Bände. Ungläubig lehnte sie sich vor und sa ihm in die Augen, worauf ihm schon anders wurde, denn dieser Blick war so durchdringend. “Ähm...ja! Glaube ich! Warum sonst hätte Kazi sich rausgeredet?” “Weil er dich vielleicht nicht verletzen wollte, Depp du!” Ein Lachen durchbrach die Stille ihres trockenen Gesprächsthemas. Daran hatte Hal nicht im geringsten gedacht. Doch trotzdem schien ihm dieser Gedanke absurd. “Mach dir deswegen nicht so einen Kopf drum Hal-kun. Sie werden schon ihre Gründe gehabt haben...Außerdem nennt man das Neugier, wenn du immer wissen willst was da vor sich geht. Lass sie doch einfach...” Stumm hatte der Blonde das mit angehört. Er musste kurz gähnen und entschuldigte sich auch gleich wieder dafür. Immerhin wollte er ja nicht den Eindruck erwecken, dass sie ihn langweilte. Aber irgendwie konnte er sich nicht mit abfinden, Kazi war schließlich seine große Liebe und er wollte ihn endlich erreichen! So war es ein Wille der in Hal aufflammte, ihn zu erobern. Bei ihrem Gitarristen Tomo war es ähnlich wie bei ihm, nur dass er mit seiner Freundin zusammen war, sie war manchmal schon mit zu den Proben gekommen, sie hatten sich alle prächtig verstanden. Er musste wieder gähnen und lachte darauf. “Tut mir Leid Fumi~ wollen wir dann bezahlen? Ich brauch frische Luft” “Geht klar!” Sie rief die Kellnerin ran und sagte, dass sie nun bezahlen wollten. Doch diese winkte ihnen nur vielsagen zu und flüsterte den beiden zu. “Geht aufs Haus! Macht euch noch einen schönen Tag ihr beiden, und schaut bald mal wieder vorbei.” Hal machte große Augen, weil er damit nicht gerechnet hatte. Diese Großzügigkeit der hier wohnenden Leute beeindruckte ihn immer wieder. In der Stadt ging halt jeder seine Wege, hier auf dem Land war das halt anders. Er mochte diese Atmosphäre, doch lange hätte er es hier wohl trotzdem nicht ausgehalten, weil er nicht einsam sein konnte, er brauchte nun mal ständig Menschen um sich. Das war schon so gewesen, von zuhause aus. Da er ein Einzelkind war, hatte er sich oft bei Fumiko aufgehalten, weil sie in einem großen Tempel mit ihrer Familie lebte. Die beiden Väter ihrer Familien hatten sich auf einer Betriebsfeier kennen gelernt und verstanden sich ab da sehr gut und besuchten sich auch gegenseitig, bis sie davon anfingen, zu reden über ihre Kinder. Hal und seine eigentliche Verlobte waren damals gerade mal Kleinkinder. Zum Glück waren sie nur zwei Jahre auseinander. Undenkbar das Hal eine viel Jüngere hätte haben können. Schnell schüttelte er den Kopf um die unnötigen Gedanken wegzuschütteln und ging mit dem Mädchen an seiner Seite aus dem Restaurant. “Was schüttelst du den Kopf so?”, fragte sie lachend und lief etwas langsamer. Ihr Blick ruhte belustigt auf ihm. “Ach ich habe nur gerade an früher gedacht, ich find’s gut das du nur zwei Jahre jünger bist als ich.” “Ach so. Ja das ist ok!” Die Sonne schien über ihren Köpfen kräftig und wärmte sie. Letztes Jahr im Dezember hatten sie ihr erstes Album veröffentlich, mit steigender Nachfrage. In ihrem nahen Umfeld bekamen sie ebenfalls viel Anerkennung, sowie auch kräftige Unterstützung. Wie Hal nun seine Laufbahn nun so in Gedanken durchging stellte er fest, dass er niemals wirklich alleine war. Nur auf der Bühne war er stehts Frontman, ungeschützt, der beliebte Sänger von SINCREA. Das er seine Haarfarbe wechseln wollte, hatte er Fumi noch garnicht erzählt. Das andere Thema mit Kazi war ja aber auch wichtiger gewesen. Spätestens wenn sie bei ihr zu hause ankommen würden, wollte er ihr davon erzählen. Er fragte sich jetzt schon, welche von ihren Geschwistern jetzt zu hause war. Fragen wollte er jedoch nicht - desto größer war die Überraschung eine ihrer 4 jüngeren Geschwister anzutreffen. Sie waren noch auf dem Weg zu ihrer Familie. Der Tempel lag etwas am Rand des Ortes. Deswegen ließen sie es sich aber nicht entgehen bei diesem schönen Frühlingswetter bis dorthin zu laufen. Immerhin waren sie beide jung und liebten das Laufen. Da auch die Temperaturen angenehm waren, ließen sich die beiden Zeit. Es war gegen vier, als sie durch das Tor des Geländes schritten. Jedes Mal wenn Hal hier her kam, blieb er andächtig still im Hof. Gemeinsam gingen Fumiko und der Sänger zum Haupteingang der Wohnstätte. Die Jüngere klopfte kurz, darauf hin ging die Tür sofort auf und sie traten ein, als ihnen Fumikos Großmutter kräftig umarmt hatte. Sie zogen ihre Schuhe aus und mussten beide lachen über die angenehme Situation. Sofort hörte man Schritte aus dem Obergeschoss als die beiden sich nur kurz austauschten über die momentanen Geflogenheiten der Familie. Ihr Vater war zu dieser Zeit also noch arbeiten, nur die Großmutter und ihre- “Hal!!” Gleich drei Stimmen kamen jubelnd näher, als die Mutter aus dem Wohnraum trat und seinen Namen ausgerufen hatte. Schnell hatte diese die kurze Entfernung überwunden und umarmte ihn herzlich. Längst hatten sie besseren Umgang, das sie sich nicht mehr nur verbeugen mussten, zur Begrüßung. “Was bringt dich hier her? ... Hey! Nicht zu stürmisch...” In dem Moment wo er die Frage hörte kamen auch schon ihre drei Geschwister von der oberen Etage und umarmten ihn stürmisch. Sie waren allesamt etwas gewachsen stellte er fest und lachte mit ihnen zusammen. Nachdem sie ihn ausgefragt hatten, wie es ihm ginge und warum er nicht öfters komme, machte er sich auf und ging mit allen ins Wohnzimmer und erzählte, was er gerade machte und wie es alles lief. Damit waren sie alle in einer Runde, bei einem gemütlichen Tässchen grünem Tee und den restlichen Plätzchen von der Großmutter, die immer sehr gut schmeckten. Zwar waren sie etwas trocken schon aber dienten als Notdurft sehr gut. Eine der drei jüngeren Schwestern hatte sich noch aufgemacht zu einem nah gelegenen Kombini zu laufen und einen Kuchen zu kaufen. So saßen sie also zu sechst am Tisch redeten lange, über die Umstände. Doch keiner der beiden erzählte etwas von Hal’s Neuigkeit, was ihn unglaublich stolz machte. Kurz vor dem Abendbrot -er bekam grundsätzlich immer etwas- gingen sie nochmals in Fumikos Zimmer und dort bekam er ihr nächstes Cosplay gezeigt. Sie beschrieb ihm haargenau, wo sie noch etwas ändern wollte und was sie noch benötigt. Seufzend lies sich Fumi auf ihre Tatami Matte nieder und sah zu Hal. “Meinst du ich schaffe das noch rechtzeitig?” fragte sie schüchtern. Mit einem Nicken bestätigte er ihre Frage und lächelte. Ihre verlegene Art manchmal machte in nachdenklich und dabei musste er wieder an Kazi denken. Er war in Situationen, wo sie alleine zusammen unterwegs waren auch eher ruhig. Nur in der Gesellschaft von Hiro und Tomo war er aufgebracht und witzig drauf. Nachdem er Fumi noch beraten hatte, welche Cosplays sie als nächstes in Angriff nehmen sollte, wurden sie runter gerufen zum gemeinsamen Essen. Inzwischen war ihr Vater heimgekehrt und saß nun mit am Tisch. Sie unterhielten sich alle köstlich. Fumis nächst jüngere Schwester war bei einer Freundin und übernachtete dort, deswegen bestellte er ihr schöne Grüße als sie sich an der Tür herzlich voneinander verabschiedeten. Immer wieder fragten sie nach, ob er Hilfe brauchte, doch er fühlte sich auch jetzt im Stande dazu, allein nach hause zu fahren. Immerhin war er hier schon oft gewesen. Nachdenkend machte er sich auf zum Zug. Was die anderen wohl heute gemacht hatten? Von Tomo wusste er lediglich, dass er bei seiner Freundin war, aber dort trotzdem üben wollte. Er schrieb seinem besten Freund Hiro eine SMS, als er im Zug saß, der ihn zurück in die Innenstadt Tokyo’s bringen sollte. Verträumt legte er sein Gesicht an die Kopflehne seines Sitzes. Kurz nickte er ab, träumte leicht, dass ihm Hiro seine Liebe gestand. Im Traum war er wohl anders drauf als im Realen, denn er machte sich darüber lustig und kündigte ihm arrogant die Freundschaft noch. Als Hiro ihn festhalten wollte, wurde alles schwarz um ihn herum. “Die Fahrkarten bitte, junger Mann!” rief ein schon leicht genervter Zugschaffner und stämmte die Hände in die Hüfte und sah dem blonden Jungen vor sich zu, wie er seine Fahrkarte suchte. Schwups. Da fiel ihm die Karte aus der Jackentasche und er reichte sie ihm hin zum stempeln. “Gomen nasai” Mit einer Verbeugung seufzte er und ging weiter um die umstehenden Leute zu kontrollieren. Hal war leicht nervös nun drauf und schaute rasch auf sein Handy. Hiro hatte ihm schon vor einer halben Stunde geantwortet. Verlegen kratzte er sich den Hinterkopf und grinste sein Handy an. Er hatte schnell ein Foto gemacht und schickte dieses Hiro mit einer Textmessage. >Hoffe dir gehts gut. Wie war dein Tag? Ich habe mal wieder Fumiko besucht. Grüße Hal.< Einen Klick später hatte er die Nachricht versendet und schaute auf den Plan. Nur noch zwei Stationen, das hieß er war schon in Tokyo. Super! Ausgelassen gähnte er und streckte sich. Seine gestrigen Probleme lies er außer Acht und hatte sie deshalb nicht erwähnt bei der Nachricht. Zuhause angekommen öffnete er alle Fenster nacheinander und lies kurz den Wind durch seine offenen Türen fegen. Morgen und auch die Tage darauf würden noch stressig genug werden, sagte er sich als er sich umzog. Alleine zu wohnen, war schön, doch mit einem Lebenspartner bestimmt doch noch viel interessanter. Hiro hatte seine Nachricht noch nicht beantwortet und legte sich in sein Bett. Luftig schmiss er sich die Decke über und drehte sich zur Fensterseite. Dort blieben seine Blicke hängen, bis er langsam aber sicher in die Traumwelt abdrifftete. Diesmal blieb er zum Glück verschont von Liebesgeständnissen, doch ein vermasselter Auftritt in einer großen Halle war ja auch nicht gerade das Wahre? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)