Die Last des Verrats von Run_Tao (Die Forsetzung zu "Schwere Entscheidungen") ================================================================================ Kapitel 4: When we meet again... -------------------------------- Zu allererst tut mir diese schlimme Verspätung unglaublich leid, aber ich hatte eine Schreibblockade :( @Apfel-mus: JUHU! Eine neue Leserin! Herzlich willkommen! *dir Kekse und Kuchen gib* Danke für deinen lieben kommi. Ich freu mich wie immer, wenn meine Geschichte jemandem gefällt. Immerhin schreibe ich sie ja deshalb :D Leider kenne ich diesen Anime nicht aber das hört sich spannend an. Um was geht es denn in diesem Anime? Ach und brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Von mir aus kannst du mir auch nur einen Satz über meine Geschichte schreiben und den Rest der Kommentarbox mit einer Geschichte von deinem Tag füllen. Ich lese alles gerne, was mir geschrieben wird xD Ich hoffe doch, dass dich meine Story nicht langweilt und du mit mir bis zum Ende der Story aushältst^^ Und von dem Anime musst du mir unbedingt mal erzählen^^ @Karo-chan92: Weißt du, das du die einzige warst, die sich Anna und Hao Szenen gewünscht hat?^^ Ich hab versucht deinen Wunsch umzusetzen (wie du in diesem Kapitel sehen wirst). Ich hoffe du wirst aus diesem Kapitel erkennen wie sich die „Beziehung“ zwischen ihnen entwickelt hat^^ Aber keine Sorge es wird noch vieeel mehr Anna und Hao Szenen geben. Und dann nicht nur kleine Ausschnitte sondern auch längere Szenen. Also ist das hier noch nicht die ganze Erfüllung deines Wunsches ;) Aber dazu muss ich sagen, dass Hao wie immer böse ist und es wahrscheinlich auch bleibt. Mal sehen^^ @IanZarewitsch: Tut mir leid! Ich hab dich dieses mal verraten! Aber ich habe schon so hinterhergehinkt, dass ich meine Leser nicht länger warten lassen konnte. Ich hoffe du verzeihst mir und bist das nächste mal wieder meine Beta- Leserin, denn immerhin bist du es ja, die diese Kapitel erst lesenwert umfunktioniert^^ @kayla_casterville: Solange du so liebe Kommentare schreibst bezahle ich jede Rechnung, die von deinem Psychiater reinflattert^^ Ehrlich gesagt bin auch ich ein bissen verwirrt auf was das denn hinausläuft. Größtenteils frage ich mich beim schreiben schon selbst, was die Charaktere denn da schon wieder machen xD Naja wir werden sehen ^.^v Ich wünsche wie immer: Viel Spaß beim lesen! Kapitel 4: Wenn wir uns wieder sehen... „Es wird Zeit, dass du dich um deine Freunde kümmerst“   Die Augen des Schamanen nahmen bei diesen Worten erneut diesen unergründlichen Ausdruck an, vor dem Anna sich so sehr fürchtete. Sie schüttelte leicht ihren Kopf und wandte ihren Blick ab, woraufhin er sie am Kinn packte damit sie ihn wieder ansehen musste. Erschrocken schnappte sie leise nach Luft als er ihren Lippen mit seinen eigenen immer nähr kam und verfluchte sich innerlich als er kurz vor ihrem Mund stoppte. Sie hatte ihm schon wieder eine ihrer zahlreichen Schwächen gezeigt und an dem spöttischen Lächeln auf seinen Lippen konnte sie erkennen, dass er es genoss.   „Du willst mir wohl alles wegnehmen“ sein Grinsen wurde breiter, als er das Zittern in ihrer Stimme hörte "Wie lautet dein Plan? Erst meine Freunde und dann mein Leben?"   „Nein“ Der Griff an ihrem Kinn verfestigte sich als er Grinsend den Kopf schüttelte „Dein Leben halte ich doch bereits in meinen Händen“   Schnell befreite sie sich aus seinem Griff indem sie ihr Gesicht zur Seite wandte. Sie konnte seine Hand spüren, die sich um ihre Hüften schlang um sie schließlich eng an ihn ran zu drücken. Einmal mehr verfluchte Anna seine Existenz in ihren Gedanken als sie ihre Augen schloss und einmal tief durchatmete. In ihr machte sich leichte Panik breit als sie spürte, wie er ihr einen Kuss auf die Schulter hauchte. Dennoch versuchte sie so gut es nur eben ging Ruhe zu bewahren. Dieses Bett war so verdammt groß. Warum konnte er nicht einfach auf seiner Seite des Bettes bleiben und sie blieb auf ihrer? Warum musste er ihr unbedingt seine Nähe aufzwingen?   „Ich werde aus dir einfach nicht schlau“   , erklang seine ruhige Stimme nach einer Weile erneut nahe an ihrem Ohr. Es schien als sei er tief in Gedanken versunken während er über den Bauch der Blondhaarigen strich. Sie zuckte leicht zusammen als er ihr erneut einen Kuss, diesmal auf den Hals hauchte ehe er fortfuhr.   „Du hast dir doch gewünscht, deine Freunde wiedersehen zu dürfen. Und jetzt, wo ich es dir erlaube, weigerst du dich mit ihnen zu sprechen?“   Wie sollte sie denn mit ihren Freunden sprechen, wenn sie jeden Moment damit rechnen müsste, dass Hao diese, einen nach dem anderen, umbringen würde? Natürlich wollte sie ihre Freunde sehen und sie würde nichts lieber als mit ihnen zu sprechen aber nicht unter diesen Umständen. Nicht, wenn ihre Freunde in ihrer Nähe in Gefahr waren.   „Willst du mich dazu zwingen?“, fragte sie leise ohne ihre Augen zu öffnen. Es wäre ja immerhin nicht das erste Mal, an dem er sie zu etwas zwingen würde.   „Zwingen? Ist es das selbst, wenn es zu deinem eigenen Wohl ist?“ er strich ihr erneut leicht über ihren Bauch „Wenn ich dich zu irgendetwas zwingen muss, um dich vor dir selbst zu beschützen, werde ich nicht davor zurückschrecken“   Sie zweifelte nicht eine Sekunde lang an den Worten dieses Heuchlers. Er würde sie, wenn es sein muss, auch mit Gewalt zu ihren Freunden zerren um sie zum Reden zu bewegen. Denn er wusste, dass sie nichts mehr fürchtete als den Tag, an dem ihre Freunde sich endgültig von ihr abwenden würden. Und er wusste auch, dass ihr Geständnis diesen Tag immer nähr an sie heranrücken lassen würde. Sie seufzte leise als sie ihre Augen langsam wieder öffnete und ihren Blick dem Fenster zuwandte, das sich zu ihrer rechten befand. Sie hob ihre Hand, doch zögerte kurz bevor sie diese auf seine legte, die noch immer über ihren Bauch strich.   „Lass mir etwas Zeit. Ich brauche sie“   Sie brauchte nicht nur Zeit sondern auch Kraft. Das wusste sowohl er als auch sie. Dennoch konnte er ihr nur eines geben. Er konnte ihr nur Zeit lassen und sie nicht unnötig drängen. Die Kraft würde sie selbst aufbringen müssen.   „Ich lasse dir deine Zeit. Zögere es nur nicht unnötig heraus“   Er hauchte ihr noch einen Kuss gegen die Stirn ehe er sich von dem großen Bett erhob und auf die Tür zuschritt.   „Ich muss noch kurz etwas erledigen gehen. Bin bald wieder zurück“   Gerade als er das Zimmer verlassen wollte hielt ihn ihre Stimme zurück.   „Hao…“ ihr blick war flehend und sie hätte nicht einmal weitersprechen müssen, denn er wusste ganz genau, was sie wollte „…wenn du ihnen begegnest… tu ihnen bitte nichts“   „Keine Sorge, mein Engel. Ich halte mein Versprechen“   Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und zog die Tür hinter sich wieder zu. Einen momentlang blieb er noch vor der Tür stehen und sah an die Wand ihm gegenüber. Er konnte spüren, dass eine Person nähr kam, die er nur zu gut kannte und auf dessen Anblick er gerne verzichtet hätte. Dennoch bewegte er sich nicht von der Stelle. Er wandte seinen Blick von der Wand ab und richtete ihn auf eine Ecke des Flures, um die nur wenige Sekunden später der Junge kam, mit dem er sich vor einer Woche fast einen Kampf geliefert hätte.   „Du hast also endlich herausgefunden wo wir uns befinden. Hast dir ja richtig Zeit gelassen“ Der langhaarige Schamane musterte den Tao einen momentlang „Wo hast du denn deine Anhängsel gelassen?“   Die Fäuste Rens begannen bereits zu zittern jedoch hielt er sich zurück. Er war nicht gekommen um zu kämpfen sondern einzig und allein um zu reden. Aber Angewohnheiten kann man bekanntlich nicht einfach abstellen.   „Wo ist sie?“   Eine Zeit lang herrschte eine erdrückende Stille in dem Gang. Hao machte nicht den Eindruck als wenn er Ren antworten wollte und Ren fiel es immer schwerer sich weiterhin zurückzuhalten. Langsam setzte Hao sich wieder in Bewegung und ging an dem Spitzkopf vorbei, auf den Ausgang zu.   „Sie ist im Zimmer. Geh ruhig zu ihr“     Ren blieb einfach vor der Tür stehen. Machte keinerlei Anstalten zu klopfen. Er sah lediglich auf die Tür aus massivem Eichenholz und fragte sich gleichzeitig was er hier tat. Warum war er gekommen? Was hatte er sich dabei gedacht? Langsam hob er seine Hand um zu klopfen. Er hielt jedoch inne. Irgendetwas hielt ihn von seinem Vorhaben ab. Vielleicht die Angst? Die Angst davor, dass er in die Augen seiner Freundin sehen würde und feststellen müsste, dass Hao sie gebrochen hat. Die Angst davor, dass sie nicht mehr die war, die ihn und seine Freunde einst verlassen hatte. Leicht schüttelte er seinen Kopf. War er denn wirklich so feige geworden? Seine Hand bewegte sich fast wie mechanisch als er nun doch leise Klopfte und still den Geräuschen auf der anderen Seite der Tür lauschte. In ihm kam der plötzliche Wunsch auf, dass Anna sich nicht in diesem Zimmer befinden sollte. Dass sie nicht die Tür öffnen sollte. Denn sonst wäre er gezwungen, sich der Wahrheit zu stellen. Und plötzlich kam Ren sich wie ein Idiot vor. Wie konnte er Hao nur vertrauen? Dieser Mann war voll von Lügen und Ren war auch noch so blöd um auf diese Lügen reinzufallen. Warum sollte er auch wollen, dass der Tao mit ihr sprach? Das ergab keinen Sinn. Immerhin hat Hao in den letzten Monaten alles getan um ihn von Anna fernzuhalten und nun war er plötzlich so nett und erlaubte ihm sie zu besuchen? Das war doch absurd. Sich, über sich selbst ärgernd wandte er sich von der Tür ab und überlegte ob er Hao vielleicht folgen sollte. Vielleicht führte er ihn ja zu der Kyoyama...   „Ren…“   Er stockte als die leise Stimme an sein Ohr drang. Jedoch traute er sich nicht sich zu ihr umzudrehen. Er hatte zu große Angst, vor dem Ausdruck in ihren Augen. Der Ausdruck, der ihn an sein Versagen erinnern würde. Wo war er jetzt schon wieder reingeraten? Warum war er zu ihr gekommen? Er wusste genau, dass es nicht so enden würde, wie er es gerne hätte. Er wusste ganz genau, dass mit einem kleinen Gespräch nicht alles einfach aus der Welt geschaffen werden konnte. Er könnte nicht alle Probleme auf einmal lösen. Und in ihm machte sich die Erkenntnis breit, dass er nicht einmal ein Problem lösen könnte. Er würde alles nur noch schlimmer machen. Über seine Schulter hinweg sah er ihr in ihre von Tränen gefüllten Augen. Sie hat geweint und Ren musste sich unweigerlich fragen ob sie das immer tat, wenn Hao sie alleine zurückließ. Ließ sie all ihren Schmerz raus, wenn sie ungestört war? Oder hat sie geweint, während Hao mit ihr beschäftigt war? Ist dieses Monster gerade erst mit ihr fertig geworden und hat sie dann wie ein gebrauchtes Taschentuch einfach liegen lassen?   „Was tust du hier, Ren?“, riss ihn ihre Stimme aus den Gedanken. Mehr hatte sie nicht zu sagen? Sie wollte nur wissen, was er hier zu suchen hatte? Nach so langer Zeit in der sie sich weder gesehen, noch miteinander gesprochen hatten war das erste, was sie von ihm wissen wollte, was er vor ihrer Tür tat? War das denn nicht offensichtlich?   „Ich will reden“   Sie nickte leicht während sie ihn musterte. Nach all den Jahren, in denen sie den Tao nun kannte war es kein schweres unterfangen zu erkennen, wie sehr er darunter litt. Sie kannte ihn gut genug um zu wissen, wie sehr er sie nun dafür hassen müsste. Sie erinnerte sich an die vergangene Woche, in der sie ihm mit Hao zusammen begegnet war. An dem Tag war ihr bereits der Schmerz in seinen Augen aufgefallen und wenn sie jetzt in seine Augen sah schien es sie fast zu erdrücken. Er litt und das nur ihretwegen. Schnell wandte sie ihren Blick ab, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen und trat an die Seite um die Tür weiter zu öffnen.   „Komm rein“   Ihr Freund kam ihrer Aufforderung nur wenige Sekunden später nach und sie schloss die Tür, mit einem letzten Blick auf den leeren Gang, hinter ihm.   „Du bist allein?“   „Yoh und Run wissen nicht, wo du dich befindest, falls du das wissen wolltest“   Anna wandte sich ihm wieder zu und beobachtete wie Ren mit starrem Blick mitten im Raum stehen blieb und auf das zerwühlte Ehebett sah, dass im angrenzenden Schlafzimmer stand und er erinnerte sich plötzlich an ihr Treffen vor acht Monaten. Der Tag an dem er mit seiner Schwester zusammen zu Yoh und Anna gegangen war, damit sie zusammen nach Dobie Village aufbrechen konnten. Seine Schwester hatte sich damals unglaublich darüber amüsiert, dass Anna so lange gebraucht hat, die Tür zu öffnen und hatte die Blondhaarige und ihren Verlobten anschließend damit aufgezogen. Wenn Run an diesem Tag mit ihm zusammen zu Anna gegangen wäre, was hätte sie dann getan? Was hätte sie gedacht, wenn sie, wie er, dieses Bett gesehen hätte in dem Anna mit ihrem Peiniger schlafen musste, nur um sie alle zu beschützen? Was hätte sie Anna an den Kopf geworfen? Hätte sie sich auch darüber lustig machen können?   „Du hast ihnen nicht erzählt, dass du herkommst?“   Er schüttelte seinen Kopf und wandte seinen Blick vom Bett ab, verdrängte seine Gedanken, um sich mit, vor der Brust verschränkten Armen an die Fensterbank zu lehnen.   „Ich will alleine mit dir sprechen. Damit du mir die Wahrheit erzählst“   Anna setzte sich auf einen Stuhl, der an einem Tisch in einer Ecke des Raumes stand und senkte ihren Blick. Sie rang nach Worten, wusste jedoch nicht womit sie anfangen sollte. Sie wusste, dass es ihre Schuld war und dennoch wusste sie nicht, was sie tun sollte. Wo sollte sie starten? Was sollte sie sagen? Es war einfach zu viel als dass sie alles erzählen konnte. Obgleich sie sich dies sehnlichst wünschte. Es sollte alles schnell und schmerzlos ablaufen. Sowohl für sie als auch für Ren. Doch spätestens beim Anblick ihres Freundes wusste sie, dass dies einer von vielen Wünschen war, der nicht in Erfüllung gehen würde.   „Der Ring an deinem Finger…“, begann Ren als er bemerkte, dass sie anscheinend nicht antworten würde „Es ist ein Verlobungsring, nicht wahr? Aber… das ist nichts Yohs...“   Sein Blick lag auf dem silbernen Schmuckstück an ihrem rechten Ringfinger. Er kannte den Ring, den Yoh ihr geschenkt hatte. Immerhin hatte sein Freund tagelang dieses kleine Schmuckstück angesehen während er darüber gegrübelt hatte, ob er es wirklich wagen sollte diesen Schritt zu tun und ob Anna überhaupt bereit war, diesen entscheidenden Schritt in eine gemeinsame Zukunft zu machen. Ren konnte sich noch ganz genau erinnern, wie Yoh ihn gefragt hatte ob er sich als Testobjekt zur Verfügung stellen würde, damit der Asakura an ihm üben konnte, wie er es Anna am besten sagen sollte. Er musste leicht lächeln als er daran dachte, wie Run ihn und Yoh bei den Proben erwischt hatte und daraufhin gefragt hatte, ob es denn eine große Hochzeit geben würde oder ob die beiden das Fest im kleinen Kreise veranstalten wollten. Das Lächeln auf seinen Lippen verblasste wieder als ihm klar wurde, dass diese Zeiten ein für alle mal vorbei waren. Sein Blick fiel erneut auf den Ring an ihrem Finger. Die glücklichen Zeiten waren vorüber denn so wie die Dinge zu diesem Zeitpunkt standen, hätte niemand genau sagen können, wie es weitergehen würde. Anna schloss ihre Augen und legte ihre linke, über ihre rechte Hand um den Ring vor seinen Blicken verbergen zu können. Es war eine sinnlose Aktion. Er hatte es bereits gesehen und es war dieser eine Moment an dem es sie wie ein Schlag traf: Auch wenn sie noch nicht bereit dafür war. Auch wenn sie noch nicht die Kraft hatte, die sie für diese Situation benötigte. Auch wenn sie wusste, dass das hauchdünne Band der Freundschaft zwischen ihnen endgültig zu zerreißen drohte. Auch wenn dies alles der Fall war. Es würde sie nicht vor dem unausweichlichen bewahren. Es gab kein Zurück mehr. Es war egal, was sie ihm erzählen würde. Sie war nicht in der Lage die Freundschaft mit ihm aufrecht zu erhalten. Es war alles aus.   „Nein du hast Recht. Es ist nicht Yohs sondern Haos“ Sie hob ihren Blick wieder und sah Ren in die Augen als sie weitersprach „Ich und Hao werden nächsten Monat heiraten“   Trauer. Angst. Wut. Und letztendlich Hass… All diese Emotionen konnte sie plötzlich in seinen Augen erkennen. Und es beunruhigte sie. Sie konnte nicht sagen wem dieser Hass galt. Hao, weil er dafür gesorgt hat, dass es so weit kommen musste? Ihr, weil sie all das zugelassen hat? Oder doch diesem ganzen verdammten Teufelskreis, in dem sie sich befanden?   „Bist du dir eigentlich im Klaren darüber, was du da sagst?“   „Ich weiß genau, was ich sage, Ren. Ich werde nächsten Monat meinen Verlobten heiraten“   Ein bitteres Lachen erklang seitens des Taos der nun seinen Blick zum Boden wandte und erneut den Kopf schüttelte als wenn er es nicht glauben konnte.   „Und ich dachte, dass Yoh dein Verlobter wäre. Aber wie es aussieht haben die Zeiten sich wohl geändert“   Sie nickte leicht, unterdrückte das Stechen in ihrer Brust. Die Zeiten hatten sich verändert, da hatte er vollkommen Recht und niemand außer ihr hätte besser wissen können, dass dies erst der Anfang war. Sie sah den Ausdruck in seinen Augen, spürte seinen Schmerz zusätzlich zu ihrem eigenen und wusste im selben Moment, dass sie ihn noch viel mehr verletzen musste um wirklich das zu erreichen, was sie sich vorgenommen hatte. Sie wollte ihre Freunde beschützen, wollte ihren Schutz gewährleisten und dies ging nur auf eine Art und Weise: Sie musste alle Brücken, alle Verbindungen mit ihren eigenen Händen einreißen...   „Er hat also geschafft dich zu seiner willenlosen Marionette zu machen“   Hat er dies wirklich getan? Sie zu einer willenlosen Marionette umfunktioniert? Hatte sie wirklich so viel Schmerz durchleiden müssen, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sah als ihre Seele an den Teufel zu verkaufen? Hatte sie in all ihrer Verzweiflung keinen anderen Ausweg gesehen als sich seinem Willen zu beugen?   Ein leichtes Zittern hatte den zierlichen Körper der Blondhaarigen ergriffen, was dem Jungen nicht aufzufallen schien. Womöglich lag es daran, dass dieser zu weit von ihr entfernt war. Vielleicht wollte er es auch einfach nicht sehen. Vielleicht hatte Ren mit seiner Aussage Recht und wollte diesem verräterischen Zittern keine Beachtung schenken. Aus Angst vor der Wahrheit…   Einen momentlang beobachtete Ren stumm seine Freundin, die still auf einem Stuhl saß. Ren wollte es sich nicht eingestehen. Obgleich er die Leere in den Augen seiner Freundin sehen konnte, wollte er sich nicht eingestehen, dass sie sich verändert hatte. Dass sie in all der Zeit zu einer Fremden geworden war. Er konnte es nicht. Er redete sich immer wieder ein, dass sich nichts an ihr verändert hatte. Dass sie noch immer die war, die sie damals alle verlassen hatte. Sie war das Mädchen, das ihnen allen so viel bedeutete… Ren war blind für die Wahrheit.   „Vergiss es. Es ist nicht mehr zu ändern, Ren. Ich gehöre jetzt Hao“   „Du gehörst Hao?“   , wiederholte Ren sauer und sie wusste wenige Sekunden später, dass sie nicht schaffen würde diesem unausweichlichen Streit zu entkommen. Sie wollte- Nein, sie müsste ihm alles sagen und dabei das bereits viel zu dünne Band der Freundschaft zwischen ihnen zerreißen.   „Ist das der Grund dafür, dass du ihm so unterwürfig bist?“   „Du hast keine Ahnung…“   Er ballte seine Hände zu Fäusten. Natürlich hatte er keine Ahnung. Wie denn auch, wenn er monatelang nicht mehr mit ihr sprechen konnte? Er konnte nicht wissen, was in ihr vorging, wenn sie sich weigerte den Mund aufzumachen.   „Dann erkläre es mir, Anna. Warum bist du noch hier? Hao hat dich hier alleine gelassen und nicht einmal die Tür abgeschlossen. Und du bleibst einfach hier und versuchst nicht mal zu flüchten?“   Sie senkte erneut ihren Blick und sah auf den silbernen Ring, der ihren rechten Ringfinger schmückte. Ein tiefer Schmerz durchzuckte sie. Es war der Ring, der ihre Abhängigkeit von Hao symbolisierte. Auch Ren wandte seinen Blick von dem blondhaarigen Mädchen ab und sah erneut auf das große Ehebett. Es versetzte ihm einen tiefen Stich, wenn er daran dachte, was Hao ihr alles antat. Und einen tieferen Stich versetzte es ihm, wenn er daran dachte, dass sie dies alles freiwillig über sich ergehen ließ. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie sich bereits aufgegeben hatte. Nach allem was Hao ihr antat, konnte er nicht verstehen, dass Anna es noch ertragen konnte in diesem Zimmer auf die Rückkehr dieses Psychopathen zu warten wo sie doch ganz genau wusste, was sie erwarten würde.   „Du leidest, weil du uns beschützt“, begann er leise und wandte ihr wieder seinen Blick zu „Glaubst du wirklich, dass wir das wollen?“   „Es ist nicht eure Entscheidung“   Der Unterton in ihrer Stimme machte ihn wütend, dass konnte er nicht bestreiten. Dennoch wusste er, dass er seine Wut nicht an ihr auslassen durfte. Wie so vieles war es aber leichter gesagt, als getan.   „Ja, du hast Recht. Es ist nicht unsere Entscheidung, weil du nie nach unserer Meinung gefragt hast!“   Seine Stimme war lauter geworden, als er es beabsichtigt hatte und er sah wie seine Freundin leicht zusammen zuckte. Schnell stieß er sich von der Fensterbank ab und ging auf das blondhaarige Mädchen zu. Vor dem Tisch, an dem sie saß angekommen, schlug er seine Handflächen auf die Tischplatte woraufhin die Blondhaarige erneut zusammen zuckte. Sie wich zurück als er sich über den Tisch beugte um ihr tief in die Augen schauen zu können.   „Und genau das ist der springende Punkt, Anna. Wir hätten diese Entscheidung zusammen treffen können. Wir hätten alles tun können um dich vor ihm zu beschützen aber stattdessen musstest du im Alleingang handeln und dich einfach an ihn verkaufen!“   Sie wich weiter vor ihm zurück und er hatte das Gefühl als wenn sie es nicht einmal bemerken würde. Es schien zu einer Art Reflex geworden zu sein und es tat ihm weh, dass sie selbst in seiner Nähe von diesem Reflex Gebrauch machen musste. Wieder einmal wurde ihm klar, dass er sie nicht einfach so an ihren Peiniger übergeben würde. Er würde sie befreien. Er würde alles, in seiner Macht stehende tun um diese Angst endgültig aus ihrem Blick verbannen zu können. Sie hat genug gelitten. Unfähig seinem Blick noch weiter standzuhalten wandte sie sich ab und stand von dem Stuhl auf. Mit ihrer linken Hand strich sie sich immer wieder über ihren rechten Arm. Als wenn sie dadurch dieses Gefühl des beschmutzt seins abwaschen könnte.   „Es ist meine Entscheidung und ich… bereue nichts“   Es war eine Lüge. Mehr nicht. Und auch Ren, der die Kyoyama wütend musterte bemerkte dies.   „Du bereust nichts? Ich sehe doch wie du daran leidest! Warum tust du dir das noch weiterhin an?“   Anna schwieg einen momentlang. Was wollte Ren von ihr hören? Die Wahrheit? Anna musste sich unweigerlich Fragen wie der Tao wohl regieren würde, wenn er die ganze Wahrheit erfuhr. Wenn er bereits bei der Bekanntgabe ihrer Hochzeit derartig die Beherrschung verlor, wie würde er dann wohl regieren, wenn sie ihm auch noch den Rest erzählen würde? Nein. Das konnte sie ihm nicht antun. Das was er bereits wusste, war schon mehr als genug.   „Tu nicht so als ob du den Grund nicht kennen würdest, Ren“   „Nein Anna, ich kenne den Grund nicht!“, zischte Ren sauer und krallte sich mit seinen Fingern am Rand des Tisches fest „Verrate ihn mir doch. Denn alles was ich weiß ist, dass du dich in deinem Wahn, deine Freunde beschützen zu müssen, anscheinend verloren hast!“   „Verloren…“, flüsterte Anna leise zu sich selbst. Verloren hatte Anna in letzter Zeit vieles. Ihr altes Leben. Ihre Seele. Ihren Lebenswillen. Und sie wusste, dass bald auch ihre Freunde zu den verlorenen Dingen gehören würden.   Ren schüttelte leicht den Kopf als nichts weiter von Anna kam. Sie würde ihm wohl nicht mehr antworten und wenn er es sich recht überlegte grenzte es schon fast an ein Wunder, dass sie bis jetzt mit ihm gesprochen hatte. Er musterte sie eine Zeitlang und Ren musste feststellen, dass sie anscheinend nicht mehr die Anna war, die ihm von Hao entrissen wurde. Sie hatte sich verändert. Sie war nicht mehr das Mädchen, das er noch vor einigen Monaten seine Freundin nennen durfte. War sie ihm in so kurzer Zeit denn wirklich völlig fremd geworden?   „Warum sagst du nichts mehr dazu? Früher hättest du das niemals auf dir sitzen gelassen. Aber…“   Er wollte sie Provozieren. Wollte sie- wenn es sein musste- sogar zum Reden zwingen. Er wollte eine Gefühlsregung in ihrer Stimme hören. Nur eine. Nur damit er wusste, dass sie noch nicht ganz verloren war. Nur damit er wusste, dass es doch noch Hoffnung gab. Damit er wusste, dass es noch einen Grund zum Kämpfen gab.   „…Du bist anscheinend unter der Last zerbrochen“   In ihre Augen trat eine Wut, die er als Bestätigung sah. Es war Wut, ein Gefühl, dass er an Anna- in Bezug auf ihn- nie gerne gesehen hat und dennoch begrüßt er dies in dieser Situation. Endlich zeigte sie wieder eine Gefühlsregung. Mehr wollte er gar nicht. Er wollte nur diese Gewissheit, dass in ihr noch immer die Anna steckte, die er vor langer Zeit als seine beste Freundin angesehen hat. Nur leider bekam er gleichzeitig noch eine andere Gewissheit. Seine beste Freundin war zwar noch tief in ihr drin, würde jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit nie wieder anderes zum Vorschein kommen als durch Wut, Angst, Trauer oder Panik.   „Tu das nicht, Ren. Versuch nicht Therapeut zu spielen. Er hat nicht geschafft mich zu brechen“   Noch nicht. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis es soweit wäre.   „Warum reagierst du dann derartig darauf?“   Sie wusste nicht was sie darauf antworten sollte. Warum regierte sie so? Stimmte es etwa? Immer mehr Wut machte sich in ihr breit. Warum konnte Ren nicht verstehen, dass sie keine andere Wahl hatte?   „Was erwartest du von mir, Ren?“   Sie ballte ihre Hände zu Fäusten.   „Erwartest du von mir, dass ich Hao verlasse um einfach dabei zu zusehen, wie er euch, qualvoll, einen nach dem anderen vor meinen Augen tötet? Ist es das, was du willst?“   Sie sah ihn noch immer wütend an. Erst nach einiger Zeit schüttelte sie leicht den Kopf ehe diese Wut wieder aus ihrem Blick verschwand.   „Du würdest dasselbe wie ich tun, Ren“   Sie hatte Recht. Jeder von ihnen würde dasselbe tun. Sie ging langsam auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter als sie bemerkte, dass er immer mehr mit sich selbst zu kämpfen begann. Sie hatte ihn verletzt, das wusste sie und doch war es die einzige Möglichkeit um ihm endlich klar zu machen, dass sie jetzt nicht einfach aufgeben konnte. Dass sie nicht aufgeben durfte. Und Anna hoffte, dass er endlich anfing sie zu verstehen. Mehr wollte sie gar nicht. Sie wollte nur verstanden werden.   „Beantworte mir eine Frage, Anna“   , sagt er leise und sah ihr in ihre braunen Augen, in denen er nicht mehr so lesen konnte wie er es einst immer konnte. Früher hatte er sich keine Mühe geben müssen um all ihre momentanen Gefühle aus ihrem Blick herauslesen zu können. Doch dies gehörte der Vergangenheit an. Denn sie hatte gelernt, ihre Gefühle zu verstecken. Und das nur wegen Hao. Wer könnte es ihr auch verübeln? Ren konnte sich gut vorstellen, dass dies ziemlich hilfreich sein würde bei einem Psychopathen wie Hao es war.   „Du sagtest, die Hochzeit sei nächsten Monat“, begann Ren „Wann genau?“   Sie sah ihn lange schweigend an ehe sie ihre Hand wieder von seiner Schulter nahm und sich dem Fenster zuwandte. Sie konnte ihm nicht länger in die Augen schauen. Es machte alles nur noch schlimmer.   „Nach dem Turnier“   , antwortete sie leise. Eine plötzliche Angst machte sich in ihr breit. Würde er jetzt wieder ausrasten?   „Er will dich nach dem Turnier endgültig an sich binden… So schnell…“   , sagte er fast lautlos und schloss seine Augen. Seine Finger krallten sich erneut feste um den Tischrand und er spannte seine Schultern an. Das ging eindeutig zu schnell. Das war zu wenig Zeit um Hao aufzuhalten.   „Es ist die einzige Lösung, Ren“   Schnell schüttelte er seinen Kopf.   „Es ist eben NICHT die EINZIGE Lösung!“, zischte er erneut wütend und bereute es im nächsten Moment sofort wieder, als Anna ihm wieder ihr trauriges Gesicht zuwandte.   „Nenn mir eine andere“   Er schüttelte den Kopf. Was sollte er ihr auch für Lösungen nennen, wenn ihm selbst keine einfallen wollten? Er konnte leicht reden aber einfallen wollte ihm beim besten Willen nichts. Immer mehr Wut auf Hao machte sich in ihm breit. Was fiel ihm auch ein Anna solch eine Qual zuzufügen? Was hatte er für ein Recht sie so zu verletzen?   „Es ist Hao, Ren. Du weißt, dass er nicht für seine Geduld bekannt ist. Und ich habe mich für ein Leben mit ihm entschieden. Für mich gibt es kein Zurück mehr. Ich gehöre ihm. Daran kann niemand mehr etwas ändern. Was bleibt mir auch anderes übrig?“   Das war eigentlich als rhetorische Frage gemeint. Dennoch machte sich in Ren erneut Wut breit.   „Alles!“, sagte er wütend und wandte seinen Blick von seiner Freundin ab „Alles wäre besser als dich an ihn zu verkaufen. Es wäre sogar besser du wärst tot...“   Sie wich zurück als wenn er sie geschlagen hätte. Seine Worte schmerzten wie Peitschenhiebe. Tränen traten ihr in die Augen die sie mit aller Kraft zu unterdrücken versuchte. Es gibt Momente in denen man die Trauer eines Menschen fast schon greifen kann. Und Anna wusste, dies war einer dieser Momente.   „Ich will doch nur nicht, dass euch etwas passiert“ , flüsterte sie leise mehr zu sich als zu dem Tao und wandte ihm den Rücken zu um zu dem großen Fenster zu gehen. Langsam hob sie eine ihrer zitternden Hände und legte sie auf die kühle Fensterscheibe ehe sie ihre Augen schloss. Es tat so weh und dennoch konnte sie ihm seine Reaktion nicht verübeln. Sie wusste, wie sehr sie ihn und all die anderen verletzt hatte. Vielleicht hätte sie an seiner Stelle genauso reagiert…   „Es ist nicht deine Lebensaufgabe andere zu beschützen. Du musst das Wohl der anderen nicht in den Vordergrund stellen“   Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sie sollte also nicht an das Wohl der anderen denken sondern einfach leben? Ohne Rücksicht auf Verluste?   „Könntest du denn so leben?“   Er schien einen momentlang zu überlegen ob das, was er gesagt hat auch wirklich richtig war. Er überlegte ob er wirklich die Kraft dazu haben würde, so zu leben. Könnte er einfach leben und in Kauf nehmen, dass seine Freunde womöglich aufgrund seiner egoistischen Lebenseinstellung starben? Könnte überhaupt jemand so leben? Leicht schüttelte er seinen Kopf.   „Womöglich nicht. Aber ich kann bestimmen um was ich kämpfe“   Anna nickte leicht.   „Wenn du um meine Freiheit kämpfen willst…“, begann sie und öffnete ihre Augen um wieder aus dem Fenster schauen zu können „…bestimmst du lediglich auf welche Art du sterben willst“   „Wenn du so denkst, hast du bereits verloren“   „Möglich…“   Unbewusst strich sie erneut mit den Fingern der linken Hand über den Verlobungsring an ihrem rechten Ringfinger, was Ren keineswegs entging und schüttelte leicht ihren Kopf.   „Ich für meinen Teil habe mich entschieden alles zu tun um euch zu beschützen. Selbst wenn ich zerbrechen sollte wird dies auch nichts daran ändern“ Sie stockte. Sie atmete tief durch ehe sie weitersprach: „Ich habe mich für Hao entschieden das kannst weder du noch einer der anderen ändern. Also versucht es am besten erst gar nicht“   Ren lachte leise auf als hätte Anna einen Witz erzählt und schüttelte leicht seinen Kopf.   „Kampflos aufgeben… Hao hat dir viel beigebracht, Anna“   Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und senkte ihren Blick leicht.   „Erinnerst du dich noch an früher? Als wir vor aussichtslosen Situationen standen, bist du es immer gewesen, die uns Mut gemacht hat“   Er machte einige Schritte auf die Blondhaarige zu und blieb neben ihr stehen um ihr ins Gesicht sehen zu können.   „Aber vielleicht hättest du welchen für dich aufheben sollen. Ich meine, willst du wirklich dein Glück wegwerfen?“   Sie schüttelte leicht den Kopf. Wenn sie eine andere Wahl hätte, würde sie dies niemals tun. Doch sie hatte nun einmal keine andere Wahl. Ihr Schicksal war bereits besiegelt und nun musste sie alles daran setzen, dass ihre Freunde nicht mit ihr in diesen Abgrund fallen würden, dass ihre Freunde den Mut bekamen weiterzukämpfen. Nicht für Anna sondern für sich selbst.   „In dieses Gespräch setzt du deine ganze Hoffnung, oder?“   „Einer muss doch den Mut haben zu retten, was uns wichtig ist“   Anna schüttelte leicht den Kopf.   „Du meinst, was dir wichtig ist“   Ren zögerte einen Moment als er den Ausdruck in dem Gesicht des jungen Mädchens erkennen konnte.   „Dir etwa nicht, Anna?“   „Nein“ sie schüttelte ihren Kopf erneut leicht „Im Moment ist mir nur wichtig, dass Hao eure Leben verschont“   „Du kannst uns nicht beschützen, Anna“ Er klang ruhig und beherrscht. Es war nicht die Reaktion, die Anna erwartet hatte „Nicht vor allem“   Sie musterte ihn einen momentlang.   „Aber ich kann es versuchen“   „Du allein, Anna? Bist du verrückt?“   Sie schnaubte leise auf als sich ein grinsen auf seine Lippen schlich. Der Blick, den er ihr zuwarf erinnerte sie mehr denn je an Hao. Auch er sah sie immer wieder mit diesem Blick an, der ihr nur klarmachte, dass sie zu schwach war um alles zu schaffen.   „Das ist kein Spiel, Anna“   Anna nickte leicht. Wer wusste das besser als sie?   „Nein, soviel ist sicher. Wenn das hier ein Spiel wäre, hättet ihr mich beschützen können“   Anna sah ihn für einen Moment über ihre Schulter hinweg mit einem Blick an, der nicht gutes zu bedeuten hatte. Es war fast so, wie ein stummes Vorzeichen, wie ein Schrei nach Freiheit. Doch Ren hörte ihn nicht.   „Das Gespräch ist beendet“   , sagte sie leise und ging auf die Tür zu, um den Tao zum Gehen zu bitten. Hao hätte jeden Moment zurückkommen können und es wäre wohl nicht sehr angebracht wenn er Ren antreffen würde. Sie wollte um jeden Preis verhindern, dass es schon wieder zu einem Streit kam. Schnell öffnete sie die Tür.   „Geh bitte“   „Schon?“   Anna begann leicht zu zittern. Mit geweiteten Augen sah sie auf den Türgriff, den sie mit ihrer Hand fest umklammerte und war froh darüber, dass sie mit dem Rücken zu Ren stand. Ihr Blick wanderte hinauf, direkt in das grinsende Gesicht des Mannes, der gerade ins Zimmer eintrat. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken und als Hao ihren Freund fixierte beherrschte nur noch eins ihr denken: Sie musste Ren ganz schnell aus diesem Raum wegbringen.   „Wie es aussieht hattet ihr gerade ein kleines Gespräch, nicht wahr?“   , fragte Hao an Ren gewandt während er eintrat und eine Hand besitzergreifend auf die Hüfte der Kyoyama legte um sie an sich zu drücken.   „Er ist noch in ziemlich guter Verfassung“, stellte Hao fest und lachte leise auf "Du hast ihm also noch nicht alles erzählt?"   Anna schüttelte leicht den Kopf.   „Größtenteils“   „Soll ich es tun?“   Sie schüttelte erneut den Kopf, diesmal schneller, ängstlicher.   „Wovon redet er?“   , fragte nun Ren plötzlich an Anna gewandt und ignorierte die Tatsache, dass sie sich noch immer in den Armen Haos befand und nicht einmal versuchte sich zu befreien.   „Hast du mir etwas verheimlicht, Anna?“   Sie nickte leicht ehe sie sich nun doch aus der Umarmung des Schamanen löste und an ihm vorbei zur Tür hinausging.   „Wir werden draußen weiterreden“   Ren zögerte. Er fixierte Hao mit seinem tödlichen Blick und schien wirklich zu überlegen ob er denn nun Anna folgen sollte oder Hao angreifen sollte. Anna, die dies schon vorausgesehen zu haben schien, schüttelte den Kopf und trat wieder neben Hao.   „Ren“, sagte sie in einem flehenden Ton „lass uns bitte draußen weiterreden“   Ren zögerte. Erst als sein Blick auf ihren traf nickte er nur stumm und ging an Hao vorbei zur Tür raus ohne ihn nochmal eines Blickes zu würdigen. Er würde noch genug Gelegenheiten haben Hao zu bekämpfen. Anna wollte ihm gerade aus dem Zimmer folgen, da schlang Hao erneut seinen Arm um ihre Hüfte und drehte sie zu sich herum um ihr einen Kuss aufzudrücken den sie weder erwiderte noch versuchte sich dagegen zu wehren. Stattdessen schloss sie einfach ihre Augen und ließ es geschehen, denn sie wusste ganz genau was Hao damit bezwecken wollte. Er wollte Ren provozieren. Ihn dazu bringen, seine Selbstbeherrschung zu verlieren. Hao wollte unbedingt einen Kampf provozieren. Und Anna betete dafür, dass er es nicht schaffen würde. Doch sie kannte Ren gut genug um es besser zu wissen. Ren war nicht die Sorte Mensch, die so etwas einfach mit einem Schulterzucken auf sich beruhen lassen würde.   „Anna…“   , hörte sie sein geschocktes flüstern hinter sich als sie ihre Arme nun doch um Haos Nacken legte und versuchte es so gut wie möglich so aussehen zu lassen, als wenn der Kuss gewollt gewesen wäre. Ren würde sie zwar dafür hassen, würde aber wenigstens nicht versuchen einen Kampf zu starten. Mit einem leisen schnauben wandte Ren sich ab, ging den Gang entlang in Richtung Ausgang und Anna wusste, dass er wütend auf sie sein musste, sehr wütend. Hao löste sich dennoch nicht vor ihr. Obwohl er bereits bekommen hatte was er wollte, machte es nicht den Anschein auf Anna, dass er genug hatte. Anna hingegen hatte genug. Tränen liefen ihre Wangen hinab, was Hao keineswegs zu stören schien. Leise wimmernd versuchte sie ihren Kopf wegzudrehen um diesen unfreiwilligen Kuss endlich lösen zu können, was er jedoch mit einer Hand an ihrem Kinn zu verhindern wusste. Erst nach einiger Zeit schien er genug zu haben und löste sich endlich von dem weinenden Mädchen. Er strich ihr leicht über den Kopf und hauchte ihr noch einen Kuss auf die Lippen ehe er sie grinsend musterte.   „Ich werde hier auf dich warten“   Eine Drohung, damit sie nicht auf falsche Gedanken kam. Eine Vorwarnung darauf, was sie bei ihrer Rückkehr erwarten würde. Sie versuchte das Zittern zu unterdrücken aber es brachte ihr nichts. Hao bemerkte es mit einem breiten Grinsen und sie wusste, dass er es genoss. Er genoss es, diese Macht über sie zu haben. Sie nickte leicht bevor sie sich umdrehte und schnellen Schrittes aus der Tür hinaus in den Flur ging, bevor er es sich womöglich noch anders überlegte. Ihre Schritte beschleunigten sich als sie plötzlich das Gefühl hatte, dass er ihr folgen würde. Erst als sie sich nach einiger Zeit vor der großen gläsernen Eingangstür im Foyer befand verlangsamten sich ihre Schritte bis sie schließlich ganz stehen blieb. Mit dem Handrücken wischte sie sich fahrig die Tränen aus dem Gesicht ehe sie eine Hand an das kühle Glas der Tür legte. Warum verspürte sie plötzlich diesen Wunsch einfach zu fliehen? Es wäre so einfach. Sie müsste nur aus dieser Tür gehen und laufen. Einfach irgendwohin laufen, wo sie niemand finden konnte. Ein Ort, an dem niemand sie suchen würde. Dann wäre sie endlich wieder frei... Und ihre Freunde wären tot… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)