Der Pfau von Phillia (Deutschland, das sind wir selber) ================================================================================ Kapitel 6: 06 - Albrecht und seine Freunde ------------------------------------------ Man schob in Brandenburgs Verstand den Besprechungstisch zurecht. Es ging um eine recht heikle Situation. Die Sehnerven meldeten, dass Berlin drauf und dran war, zu versuchen, Brandenburg mit sich mit zu ziehen, damit sie gemeinsam an den Wannsee gehen konnten. Man war sich allerdings einig, dass man nicht zum Wannsee gehen wollte, denn so schön er auch war, hatte man dieses Buch hier noch zu Ende zu lesen, und man wollte nicht warten. Was also tun? Albrecht setzte sich als Erster und eröffnete die Besprechung. Kleine elektrische Impulse huschten umher und brachte seinen Mitbewohnern und ihm etwas zu trinken. Die Lampe auf dem Tisch illuminierte den gesamten roséfarbenen, runden Raum. Ihm gegenüber saß sein böser Zwillingsbruder Albert und die Schwester der beiden, Albiline, hatte ihre Ellenbogen zwischen den beiden Herren aufgestützt und blickte stolz zwischen ihnen umher. Albrecht räusperte sich. „Das Problem ist-“ Er wurde sofort von einer fast fauchenden Albiline unterbrochen. „Wir wissen, was das Problem ist, Dummkopf! Paul will uns schon wieder zu etwas überreden, was wir nicht wollen, und diesmal werden wir nicht nachgeben, diesmal werden ihm klipp und klar sagen, dass er nicht alles mit uns machen kann!“ Albrecht seufzte. „Nein, das können wir nicht tun, Albiline. Wir sind doch-“ „Ist doch egal!! Wir wollen jetzt dieses Buch fertig lesen, Punkt! Weißt du überhaupt, worum es geht? Es geht um Gewässer! Meinst du nicht, dass das höchst interessant ist?“ „Natürlich ist es das, Albiline. Bitte beruhige dich.“ „Ich bin ruhig.“ „Sehr gut. Was meinst du denn dazu, Albert?“ Der böse Zwillingsbruder sah gelangweilt auf. „Hm?“ fragte er nach und lächelte dann müde. „Ich bin dafür, dass wir ihm jeden Knochen einzeln brechen und seine Organe über dem Fußboden verteilen.“ Albrecht und Albiline blickten ihn kurz an, dann vertieften sie sich wieder in ihr Gespräch. Albert packte einen Impuls und verschlang ihn mit Haut und Haaren. „Wir haben zwei Möglichkeiten, uns zu entscheiden.“ sagte Albrecht. Er hatte das alles ganz logisch nachvollzogen. „Erstens: Wir sagen Nein.“ Schon wieder ergriff Albiline das Wort. „Und dabei bleibt es auch! Nein ist die einzige Option!“ Eigentlich war es höchst sinnlos, mit diesen beiden zu diskutieren. Ehrlich gesagt hatte es noch nie irgendetwas gebracht. Sie waren beide unvernünftig und ihre Meinungen waren eigentlich ziemlich unbrauchbar. Nur manchmal hörte Albrecht auf die Meinung einer der beiden. Sie waren zu stur, um erfolgreich ein Gespräch führen zu können. Aber er musste es versuchen. Er hatte schließlich noch Zeit. Einer der Impulse, die es erfolgreich an Albert vorbei geschafft hatte, teilte Albrecht mit, dass Paul noch drei Meter entfernt war. Zeit genug. „Prinzipiell stimme ich dir zu, Albiline, wir können uns nicht alles von ihm gefallen lassen. Aber du kennst Paul. Es ist sinnlos,--“ Sie hatte sich nach vorne gelehnt und Albrecht eine Ohrfeige gegeben. „Das ist es nicht!! Wir müssen nur anfangen, uns gegen ihn aufzulehnen, und dann werden wir eines Tages den Sieg davontragen!!“ „Wir könnten seine Gedärme davontragen.“ schlug Albert vor. Er wurde ignoriert. Albert war es gewöhnt, ignoriert zu werden. Es war nicht leicht, der böse Zwillingsbruder von jemandem zu sein, der so vernünftig war wie Albrecht. Schade. Er wäre lieber der böse Zwillingsbruder von Thüringen, der wurde bestimmt nicht so intensiv ignoriert wie Albert. Albrecht dachte über Albilines Vorschlag nach. Das war gar nicht schlecht. Er musste nur anfangen. Andererseits hatte er schon oft einfach Nein gesagt oder es mit Aktionen ausgedrückt, und es hatte niemals Früchte davongetragen. Er hatte über die Jahrhunderte resigniert, und vermutlich würde eine Explosion vonnöten sein, um ihn dazu zu bringen, es noch ein einziges Mal zu versuchen. Albrecht seufzte laut auf, Albiline setzte sich wieder auf ihren Stuhl und Albert nahm einen Schluck Gehirnflüssigkeit. „Wie gesagt. Zwei Möglichkeiten. Wir sagen Nein, lesen weiter und bekommen in Zukunft Probleme mit Paul, außerdem würden wir ihn enttäuschen...“ Im Hintergrund konnte das Gezeter von Albiline gehört werden, dass ihnen sowas vollkommen egal sein sollte, aber Albrecht fing einfach an, lauter zu sprechen. „... oder wir sagen Ja, verbringen einen Tag am Wannsee und können das Buch erst später fertig lesen. Lasst uns abstimmen. Wer für Nein ist, hebt bitte jetzt die Hand.“ Albilines Hand war in die Höhe geschossen wie eine Rakete und sie blickte Albrecht bedrohlich an. Er notierte eine „Eins“ auf den Notizblock vor sich. „Gut. Wer für Ja ist, hebt bitte jetzt die Hand.“ Er selbst hob seine Hand und blinzelte zu Albert, der angefangen hatte, auf den Boden zu treten. Wenn er so weitermachte, würde Brandenburg bald Kopfschmerzen haben. Also notierte er auf die andere Seite auch eine „Eins“. Gleichstand. Patt. Wie so oft. „Albert, bitte entscheide dich. Paul müsste inzwischen nur noch zwei Meter entfernt sein. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Albert musterte seine beiden Kollegen. Albrecht sah ihn ernst und etwas frustriert an. Albiline hob drohend eine Faust. Sie wollte sich endlich gegen ihren Paul auflehnen. Gegen Paul natürlich, nicht gegen „ihren“ Paul, wie lächerlich, haha, ha. Albert wollte weder Ja noch Nein sagen. Er wollte mit Bernie, dem bösen Zwillingsbruder von Thüringen, einen Hund essen. Während der Hund noch am Leben war. Er lächelte entrückt. „Wollen wir nicht einen Hund essen?“ Albiline verzog angewidert das Gesicht. Albrecht seufzte. „Überlass' das mal Thüringen, mit so etwas beschäftigen wir uns nicht. Bitte entscheide dich.“ Albert wollte sich aber nicht entscheiden! Er stampfte noch einmal mit dem Fuß auf. Albiline kannte ihren Bruder und flüsterte ihm zu, während Albrecht von einem Impuls abgelenkt war, dass ein Nein dazu führen würde, dass Paul weinen würde. Das gefiel Albert, weinende Menschen machten Spaß. „Ich bin für Nein.“ sagte er dann. Albrecht hob eine Augenbraue, schrieb auf seinen Notizblock aber eine „Zwei“. Diesen Zettel übergab er einem Impuls, der ihn an den Rest des Körpers transportieren würde. Als Paul bei Brandenburg angekommen war, nachdem er ihm schon vor vier Metern zugerufen hatte, dass sie gemeinsam an den Wannsee gehen würde, wurde ihm ein entschiedenes Nein entgegengeschmettert. Paul drehte irritiert den Kopf und fragte Albrecht ein weiteres Mal. Albiline hatte sich schon aus dem Versammlungszimmer in ihren Raum zurückgezogen, wo sie an ihrem Racheplan gegen Gilbert weiterarbeitete, und Albert war irgendwohin gelaufen, Albrecht wusste nicht, wohin, und er wollte es auch gar nicht wissen. Als die neue Frage ankam, war Albrecht allein im Raum, und er übergab dem Botenimpuls sofort eine bejahende Antwort. Paul strahlte. Er und Brandenburg breiteten ein paar Stunden später ihre Badetücher am Strand vom Wannsee aus. Albiline zeterte fürchterlich herum, Albrecht versuchte, sie zu beruhigen, und Albert schwebte in einem Traum von Massenmord, Brandschatzerei und Blut. Alles wie immer in Brandenburg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)