You are mine von NaBi07 (^^ oneshoot) ================================================================================ Kapitel 1: Erinnerungen ----------------------- Langsam zog eine einsame Wolke am Himmel entlang und machte sich auf den mühsamen Weg die Sonne zu verdecken. Stück für Stück wanderte sie dem glühenden Ball entgegen, doch als sie endlich ihr Ziel erreichte, gelang es ihr nicht die unbändigen Strahlen dieser Kugel einzufangen und zu verstecken. Die sengende Hitze brannte weiterhin ungehindert auf den, von der Sonnen gebräunten Körper eines jungen Mädchens, das den Weg der kümmerlichen Wolke aufmerksam beobachtet hatte. Gähnend schirmte sie die Augen vor dem grellen Schein ab. Mit den Füßen im kühlen Nass, trieb sie auf der alten Luftmatratze ihrer Schwester und genoss den Pool ihrer Großeltern, der bei solch einer erbarmungslosen Sonne recht willkommen schien. Das Mädchen schloss die Augen und gönnte ihnen eine kleine Pause. Lustlos paddelte sie mit der Rechten im Wasser und träumte vor sich hin. Ein leises Summen umschwirrte ihr Ohr. Genervt wedelte sie mit ihrer Linken in der Luft und hoffte so den unliebsamen Störenfried zu vertreiben. Als sich das Insekt endlich dazu entschlossen hatte, die junge Schülerin in ruhe zu lassen, zog es weiter, um irgendwo einen kühlen Platz im Schatten zu finden. Froh von dem lästigem Plagegeist befreit zu sein, sann sie über ihre jetzige Situation nach. Groll stieg in ihr auf. Die Sommerferien hatten gerade erst begonnen und trotzdem ersehnte sie das baldige Ende dieser endlosen Langeweile. An all dem waren allein ihre Eltern Schuld. Eigentlich hätte sie jetzt mit ihren Freunden am Strand liegen können oder in einer Bar genüsslich einen Cocktail mit exotischen Früchten schlürfen können. Doch dank ihrer Eltern vergammelte sie jetzt im Haus ihrer Großeltern. Ihre ganze Clique hatte das vergangene Jahr damit verbracht, mit allerlei Nebenjobs ihr Urlaubsgeld zu verdienen. Vor einer Woche sind sie dann in den heiß ersehnten Urlaub auf irgendeine Südseeinsel gefahren. Nur sie allein durfte nicht mitfahren. Beim bloßen Gedanken an die vielen Partys, die sie verpasste, zog sich der Groll und der Hass auf ihre Eltern mehr und mehr zusammen. Sie hasste sie dafür, dass sie, als Sechszehnjährige, immer noch nach der Schule sofort nach Hause kommen musste. Sie hasste sie dafür, dass sie nie allein draußen spazieren gehen durfte. Sie hasste sie dafür, dass sie an ihr klebten und sie behüteten wie eine Puppe aus Glas. Aber wehe ihre Eltern sollten mal nicht an ihr hängen, dann kam die tolle große Schwester und ersetzte sie. Lora hatte immer einen besserwisserischen Spruch auf Lager und wusste genau,wie sie ihrer kleinen Schwester auf die Nerven gehen konnte. Kochend vor Wut, plantschte Chiara wie wild im Wasser umher, so dass viele kalte Tropfen, des wohltuenden Nasses auf ihre Haut landetn. Seufzend hielt sie inne und wischte die kleinen, schillernden Perlen davon. Langsam beruhigte sie sich wieder. Sie kannte ihre Eltern lang genug, um diese zu verstehen, doch trotzdem hatte sie gehofft, ihre Eltern mit ihrer trotzigen Haltung umzustimmen. Laut krakeelend und tobend, hatte sie ihr Elternhaus verlassen, als sie einsehen musste, dass ihre letzte Hoffnung, mit ihren Freunden mitzufliegen mit deren Abreise vorüber gegangen war. Vor lauter Verzweiflung, war sie zu ihren Großeltern geflohen und verharrte nun seit qualvollen fünf Tagen bei ihnen. Wieder erhob sie ihre Hand,um ihre Augen zu schützen und blickte sehnsuchtsvoll in den Himmel. Die kleine Wolke zog davon und ließ die glühende Kugel hinter sich. Das gezwitscher der Vögel, die sich nicht von der Hitze beeindrucken ließen, durchbrach die Stille des Nachmittags. Chiara verfolgte einen kleinen Spatzen, der sich gerade in dem alten Apfelbaum niederließ. Plötzlich erstarb der Vogelgesang. Chiara starrte auf eine dunkle Gestalt, die sich im Schatten des Apfelbaumes versteckt hielt. Blinzelnd versicherte sie sich nochmal um dessen Gegenwart. Der Wind frischte auf und ein eiskalter Schauer durchzuckte ihren spärlich bekleideten Körper. Reflexartig schnellte das überraschte Mädchen hoch und versuchte mit den Händen ihren Halbnackten Oberkörper zu bedecken. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und kippte über die Seite laut plantschend in den Pool. Mit den Armen wedelnd und den Beinen rudernd, versuchte sie sich auf zustellen. Doch der Boden entglitt ihren Füßen. Ein letztes Mal, lufschnappend, tauchte sie auf, dann sank sie auf den Grund des Pools. Ihre Lunge schien zu zerplatzen und ihr Körper wurde immer schwerer. Langsam wirbelte das Wasser umher und die Sonne, die die Ertrinkende auch vom Grund aus sehen konnte, verschwamm in einem Strudel aus Licht. Verängstigt, blickte das achtjährige Kind, auf die Gestalt einer verschwommenen Erinnerung. Herz rasend, starrte es auf den dunklen Schatten und fürchtete um sein Leben. Eine bizarre Fratze grinste dem Kind entgegen und kroch darauf zu. Es zitterte am gesamten Leib und atmete hastig die kühle Nachtluft ein. Gelähmt vor Furcht, beobachtete es jeden Schritt dieser namenlosen Gestalt. In der erklang lautes Gelächter. Gelähmt vor Angst beobachtete es die Fratze. Der Schatten kam immer näher. Seine schulterlangen, weißen Haare bildeten einen stechenden Kontrast zu seiner schwarzen Erscheinung. Schweiß perlte von der Stirn des Kindes herab. Langsam streckte das Ungetüm den Arm nach dem jungen Opfer aus. Ein erstickter Schrei erklang in der feuchten Gasse. Leise, gurgelnde Laute. Dann ein Schuß. Schreiend und keuchend erwachte Chiara in einem fremden Raum. Noch mit den Gedanken bei den Geschehnissen ihrer Vergangenheit, ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Bebend legte sie ihr Gesicht in ihre Hände und schluchzte tief. Bis sie eine Vertraute Stimme aus ihrem Schrecken endgültig erwachen ließ. Langsam kehrte Chiara zurück in die Gegenwart und begann ihre Umgebung wahrzunehmen. Ein besorgtes Gesicht mit kraus gezogener Stirn und weit geöffneten Augen starrte sie an und blickte auf das noch verschreckte Mädchen herab. "Geht es dir gut?" Kopfnickend bejahte sie die Frage ihrer Schwester. Lora kannte ihre kleine Schwester zu gut, um zu wissen, dass dies eine blanke Lüge war, doch sie wollte nicht weiter in ihren Wunden bohren und nahm die Antwort hin. "Was ist passiert?", fragte die noch sichtlich benommene, um sich ein Bild ihrer jetzigen Situation machen zu können. "Ich weiß nicht genau." Schuterzuckend blickte die große Schwester aus dem Fenster und beobachtete das Treiben auf dem Parkplatz vor dem Gebäude. Einige Neuankömmlinge suchten verzweifelt einen freien Platz für ihr Auto, um endlich aus dem viel zu warm gewordenen Gefährt aussteigen zu können. Andere verabschiedeten sich von ihren Gästen und gaben hier und da einen kleinen Gruß mit auf dem Weg. Dann besann sich Lora wieder auf die Frage ihrer Schwester und versuchte sich an das Geschehene zu erinnern. "Als ich dich am Pool besuchen wollte, da hast du schon bewusstlos im Gras gelegen. Ich habe sofort den Krankenwagen rufen lassen." Sachlich gab sie die wenigen Informationen an ihre jüngere Schwester weiter. Chiara betrachtete sie nun etwas genauer und stellte fest, dass sie wie immer ihre Haare nach oben gesteckt hatte. Diese Frisur und ihre Brille verliehen ihr einen strengen und erwachsenen Ausdruck der kaum zu ihrem sonstigen Erscheinen einer Studentin passte. Chiara kannte ihre Schwester nur als eine maßlos, regelverbundene Frau die kein eigenes Hobby hatte und nur sehr selten mit Studienkollegen etwas unternahm. Der Wind drang durch das offen stehende Fenster und ließ die Gardinen hin und her tanzen. Chiara beobachtete das Spiel des Windes und wartete bis die Zeit des Schweigens langsam vorüber zog. Dabei versuchte sie den Drang eines Hustens zu unterdrücken um ihre Schwester nicht aus den Gedanken zu reißen, doch lange hielt sie es nicht aus und ein leichtes bellen durchdrang die Stille. Lora schreckte auf und richtete den Blick wieder auf ihre Schwester, die noch bleich und erschöpft wirkte und setzte den Bericht fort. "Die Ärzte meinen, dass deine Lungen voller Wasser waren und du daran hättest sterben können." Strinrunzelnd beobachtete sie die Reaktion ihres Gegenübers, doch Chiara verzog keine Miene, sodass sie kurz aufseufzte. "Nun gut. Ich werde dem Arzt melden, dass du aufgewacht bist", sagte sie mit sachlicher Stimme und verließ den Raum. Der starke Geruch von Desinfektionsmitteln, machte Chiara erst jetzt bewusst wo sie war und eine Woge der Übelkeit überkam sie. Langsam rutschte die wieder ins Bett, so dass sie sich vollends ausstrecken konnte. Noch immer verspürte ihr Körper den Nachhall des Albtraumes und begann leicht zu frösteln. Chiara konnte sich nicht erklären, was dieser Traum zu bedeuten hatte und an Einzelheiten konnte sie sich ebenfalls nicht erinnern. Doch eins war klar. Der Traum entsprach der Wahrheit und er musste eine Erinnerung an die Zeit sein, in der sie damals verschleppt und für mehr als einen Monat spurlos verschwunden war. Eigentlich müsste sie sich an dieses Erlebnis erinnern können, doch leider hatte ihr Gedächtnis eine gewaltige Lücke. Darüber ärgerte sie sich sehr, denn damals ist auch ihr großer Bruder mit verschleppt worden und nie wieder aufgetaucht. Der 13-jährige Junge hatte für großes Aufsehen gesorgt, als herauskam, dass er viele Probleme mit der schiefen Seite des Lebens hatte. Am Ende wurde die Entführung ihm und seinen Schulden bei diversen "dunkeln" Gestalten zugeschoben und hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, er wäre von den Entführern ermordet und irgendwo verscharrt worden. Doch Chiara wusste es besser, schon immer bestand zwischen ihr und ihrem Bruder ein unzertrennliches Band. Ganz anders als bei Lora und Chiara in der Gegenwart. Darum wusste sie, dass ihr geliebter Bruder auf keinen Fall tot war, sondern sogar in ihrer Nähe lebte. Dem war sie sich ganz sicher. Eines Tages würde Chiara hinter das Geheimnis der Entführung kommen und ihren Bruder wiederfinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)