Etwas, das man sieht, aber nicht gesehen werden kann von KaitoDC (Fortsetzung der ersten Staffel) ================================================================================ Kapitel 23: Mysterium Kame -------------------------- Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag, lieber Leser. Nun, hier ist, wie versprochen, das 23. Kapitel. Ich fürchte jedoch, dass Ihnen nach diesem Kapitel ziemlich der Kopf schwirren wird... KaitoDC Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version Ishutaru Ishizu – Ishizu Ishtar (Isis) Ishutaru Mariku – Marik Ishtar (Malik) Hikari – Licht Muto Sugoroku – Solomon Muto Aibou – Partner Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler Honda Hiroto – Tristan Taylor Mazaki Anzu – Tea Gardner Atemu – Atem (Pharao, Yami) Mou hitori no boku – Mein anderes Ich ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 23 – Mysterium Kame „Was?!“, riefen fünf Stimmen gleichzeitig. Ryo, Honda, Jonouchi, Anzu und Yugi sahen mit geweiteten Augen auf das Telefon, als wollten sie, dass Ishizu sogar durch das Gerät hindurch sehen konnte, wie fassungslos sie waren. Yami konnte gerade noch verhindern, dass ihm ein ähnlicher Laut entkam, stattdessen hob er beide Augenbrauen. „Sag nicht, Kame Yamamoto!“, sprach Honda, gespannt auf die Antwort. „Woher kennt ihr ihn?“, entgegnete Ishizu überrascht. Sie hatte nicht wirklich erwartet, dass ihren Freunden in Japan dieser Name geläufig sein würde, doch nun war sie dennoch verwundert, wo sie doch auch ein wenig gehofft hatte, dass ihre Freunde denjenigen kennen würden. Schließlich war Domino, wenn auch keine Kleinstadt, keine besonders Große. „Dieser arrogante Möchtegern-Lehrer hat doch tatsächlich etwas mit dieser ganzen Sachen zu tun“, murrte Jonouchi mit finsterer Miene. Diese Tatsache wollte ihm nicht wirklich zusagen. „Der Geschichtsreferendar ist also dieser angebliche Co-Leiter, der die Steintafel nach Japan bringen ließ“, sagte Yami nachdenklich. Ihm kam es so vor, als würde jede Person, der sie jemals begegnet waren, eine wichtige Rolle spielen. „Geschichtsreferendar?“, fragte Ishizu irritiert. „Ja, der ist vor einigen Tagen neu an unsere Schule gekommen und hat sich im Geschichtsunterricht als neuen Referendaren vorgestellt. Wir haben gerade bei ihm Gruppenarbeit auf dem Plan, zum Thema Pharaonen. Wir haben zufälligerweise den Namenlosen Pharao“, antwortete Honda und betonte das 'zufälligerweise' besonders. „Ich denke nicht, dass das alles Zufall ist“, erwiderte Ishizu in einem skeptischen, aber auch besorgten Tonfall. Es schien ihr nicht zu gefallen, im Unwissen zu tappen. „Es ist doch höchst ungewöhnlich, dass dieser Mann bei meinen Ausgrabungen dabei war und ohne Marikus oder meine Erlaubnis diese mysteriöse Tafeln nach Domino transportieren ließ, und jetzt nun auch noch an eurer Schule eingestellt ist, ausgerechnet eure Klasse bekommen hat und euch den Namenlosen Pharao, den Retter der Welt ist, zuteilt hat.“ Die anderen konnten ihr nur zustimmen. Der Referendar war wahrlich ein Mysterium an sich. „Fragt sich nur, welche Rolle er in diesem ganzen Spiel spielt. Wieso ließ er die Tafeln hierhin bringen? Zu welchem Zweck? Auf welcher Seite steht er?“ Für kurze Zeit herrschte Schweigen, in der alle über die zahlreichen Fragen Ryos rätselten. Yugi jedoch hatte bereits eine Vermutung, die er nach einer Weile äußerte. „Ich glaube, ich weiß, warum“, begann er zögerlich. Sofort wandten seine Freunde sich ihm zu, gespannte und auffordernde Blicke waren auf ihn gerichtet. „Wir wissen jetzt, dass der Referendar sich als Co-Leiter der Expedition der Ishutarus ausgegeben hatte, um wahrscheinlich einige neue Steintafeln zum Namenlosen Pharao nach Domino zu bringen. Unter anderem auch die Tafel, die ich kurz vor meinem Gedächtnisverlust entziffert hatte. Ich denke, mein Gedächtnis genau wegen dieser einen Steintafel vergessen zu haben, irgendein Zauber muss auf diesem gelegen haben. Yami hatte ja gesagt, es gäbe magische Steintafeln, die nur zum Schutz und Wahrung der Geheimnisse verzaubert wurden. Und... nun ja, meine Theorie ist jetzt, dass Kame-sensei“, Yugi sprach die formelle Anrede in einem Unterton aus, welches alle verwunderte, er schien so spöttisch, was nicht wirklich zu ihrem kleinen Freund passen wollte, „deswegen diese Tafeln nach Domino bringen wollte. Es ist doch ein wenig ungewöhnlich, dass das Museum überhaupt eine Steintafel ausgestellt hatte, deren Übersetzung noch keiner wusste. Vielleicht musste ich es einfach nur vor das Gesicht bekommen, deshalb wurde es nach Domino gebracht. Er wollte, dass ich mein Gedächtnis verliere, mit gutem Grund. Ich behaupte, dass er einen Keil zwischen euch, meine Freunde, und mich treiben wollte.“ Nach dieser Rede waren die anderen Anwesenden bzw. Zuhörenden, schließlich war Ishizu im einige Tausend Kilometer entfernten Ägypten, ein wenig geplättet. Sie alle konnten Yugis Gedankengänge nur allzu gut nachvollziehen, doch es so gesagt zu bekommen war einigermaßen beeindruckend. Es war ihnen bisher fremd gewesen, dass Yugi so abweisend war, zumindest klang er seiner Stimme nach zu urteilen danach. Den letzten Satz hatte Yugi in einem eigenartig wütenden Unterton ausgesprochen. Dies überraschte sie nun doch um einiges. „Du könntest mit deiner Vermutungen recht haben, Yugi, es passt alles zusammen. Es wäre klug, euch auseinander zu treiben, denn einzeln wärt ihr nicht stark genug, um den dunklen Kräften entgegen zu setzen“, sagte Ishizu eine Weile später. „Das würde auch erklären, weswegen er doch eigentlich so viel über den Pharao weiß. Denn er kann wahrscheinlich auch Hieroglyphen entziffern, zumindest bei den Tafeln, die nicht verzaubert wurden, und reimte sich den Rest dann zusammen. Er hatte während seiner ersten Unterrichtsstunde mit Absicht behauptet, der Pharao wäre nur böse und hätte nichts für sein Volk getan. Damit wollte er wahrscheinlich erreichen, dass Yugi endgültig das Vertrauen zu Yami verliert.“ „Aber wieso dann so kompliziert?“, zweifelte Anzu ein wenig an Hondas Aussage. „Wieso sollte er sich erst die Mühe machen, sich an unserer Schule zu bewerben, um darauf zu hoffen, dass er genommen wird und ausgerechnet in unsere Klasse kommt?“ „Nun ja, ich denke, er hat einige Vorbereitungen getroffen, damit er auch uns im Unterricht bekommt“, sagte Yugi beiläufig. „Ja, das sicherlich, aber dennoch, dies kostet doch einiges an Arbeit. Diese Schattenduellanten, die wahrscheinlich von ihm gesandt wurden, damit sie dich fertig machen, Yugi, was sie auch größtenteils geschafft hatten, hätten es auch getan. Du warst vollkommen enttäuscht und... verletzt von uns, es gab so oft die Gelegenheit, dich irgendwie zu besiegen, es waren zwei Wochen vergangen, in der wir nicht miteinander redeten, da gab es so viele Chancen. Wieso also nutzte der Referendar diese nicht? Stattdessen ist er jetzt an unserer Schule. Wozu das alles?“ „Stimmt, ich hätte leicht in einem Duell besiegt werden können. Ich hatte mich in der Zeit auch gefragt, wieso niemand mich angegriffen hatte, denn ich war da am ehesten verwundbar...“ Nun war Yugi vollends verwirrt. Dieser Referendar warf immer wieder neue Fragen auf, dessen Beantwortung noch weit entfernt schien. „Ich frage mich auch, warum er so viele Steintafeln nach Japan bringen ließ, wieso nicht nur diese eine“, warf Ryo ein. Schon seit geraumer Zeit spukte ihm diese Frage im Kopf herum, doch die anderen waren zu beschäftigt mit den anderen Fragen gewesen, als dass er hätte stören wollen. „Es wäre wohl weitaus unauffälliger gewesen, als mehrere Tafeln zu transportieren, und diese auch nur über den Namenlosen Pharao, ist das nicht ein wenig unvorsichtig?“ „Da ist was dran...“, murmelte Jonouchi. „Und ist es nicht unsinnig, dass er uns den Namenlosen Pharao behandeln ließ? Ich meine, es ist doch klar, dass wir dann nachforschen und die Wahrheit über den Pharao herausfinden – und zwar dass er nicht böse ist, sondern gut!“ „Vielleicht dachte er ja, wir würden nur Schlechtes über ihn finden...“, entgegnete Yugi nachdenklich. „Was ich ja auch getan hatte, ich meine, die ganzen Informationen, die der Museumsdirektor mir gegeben hat.“ Niemand hatte bisher bemerkt, dass Yami diesen ganzen Diskussionen fern geblieben war. Zu sehr waren sie eingenommen von den Rätseln, die sich ihnen nach und nach auftaten. Dem Pharao konnte dies nur recht sein, denn seit Yugis Äußerung der Vermutung, Kame hätte den Gedächtnisverlust hervorrufen wollen, lenkte ihn etwas ab – und zwar die Barriere, die er errichtet hatte, um die Schatten vor Yugi zu schützen. Seitdem das Thema vollends auf den Referendaren gerichtet war, wurden diese Schatten plötzlich aggressiver und versuchten mehr denn je, die Mauer zum Einsturz zu bringen. Es kostete ihm beinahe seine gesamte Konzentration, um ihnen entgegen zu setzen. Er hielt nur mit Mühe seine Sitzhaltung aufrecht, um den anderen keinen Grund zu liefern, in Sorge zu geraten, denn dies hätte es zweifellos, wenn er sich kraftlos vom Tisch abgestützt oder eine erschöpfte Miene gezogen hätte. Die Barriere zu stärken kostete ihm mehr Kraft, als er erwartet hätte. Was ist geschehen, dass die Schatten jetzt so offensiv sind?, fragte sich Yami in Gedanken. Es muss irgendetwas mit dem Referendaren zu tun haben, bloß was? Verdammt, wenn dies so weiter geht, wird die Mauer irgendwann zerbrechen... Da spürte Yami einen Blick auf sich ruhen und sah auf. Yugi blickte ihn aus sorgenvollen Augen heraus an. Er hatte eben erst bemerkt, dass Yami seit einiger Zeit keinen Ton von sich gegeben hatte. „Was ist los?“, fragte Yugi sein andere Ich leise, sodass ihn niemand außer Yami verstehen konnte. „Nichts“, antwortete Yami schnell, vielleicht sogar zu schnell, denn Yugis Blick wurde skeptisch. „Das glaube ich dir nicht, Mou hitori no boku.“ „Es ist wirklich nichts, Aibou. Ich habe nur über eure Fragen nachgedacht.“ Yami wollte ihm nicht sagen, was ihn tatsächlich zum Grübeln brachte, ansonsten hätte er abermals eine Diskussion über diesen Schutzwall und ihren damit verbundenen Kosten an Energie entfacht, was er dringend zu vermeiden versuchte. „Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“, fragte Yugi und beobachtete seinen Yami mit scharfem Blick. Er war nicht wirklich überzeugt, dass Yami nur über diese Fragen nachgedacht hatte. Er sieht... erschöpft aus, seine Augen wirken so müde... . „Hm“, machte Yami und versuchte sich die letzten Worte Yugi ins Gedächtnis zu rufen. Die ganze Informationen, die der Museumsdirektor Yugi gegeben hatte... die Fotos... die Fotos von den Steintafeln... aus... Ägypten?! Ihm kam eine Idee. Yugis Miene wurde finster. Es kostet ihm zu viel Energie, diese Schutzmauer um meinen Geist zu halten. „Mou hitori no boku, hör bitte endlich au-“, doch da wurde Yugi von diesem unterbrochen. „Freunde“, sagte Yami in einem fast schon eindringlichen Tonfall und bekam somit die volle Aufmerksamkeit der anderen, die ihn nun erwartungsvoll ansahen. „Was ist, wenn der Referendar diese Tafeln nach Domino bringen ließ, um Yugi noch weiter von uns zu trennen?“ „Das musst du uns aber nun näher erklären“, sagte Ryo mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er kam gerade nicht wirklich mit. „Ihr wisst, dass Yugi den Museumsdirektor nach Fotos von Steintafeln über mich gefragt hatte. Es kann wohl kaum Zufall sein, dass diese Fotos nur Informationen beinhalten, die mich schlecht darstellten, die einen dazu verleiten könnten, mich zu verachten. Kann es da nicht sein, dass Kame dies eingefädelt hatte?“ Einige Zeit lang dachten sie über die Vermutung Yami nach, wobei sie schließlich zu einem Ergebnis kamen: Die Theorie klang durchaus plausibel. „Das würde klären, warum er so viele Tafeln hierhin geschafft hat, auch, weswegen er uns den Namenlosen Pharao behandeln ließ. Vielleicht hatte er sich bereits gedacht, dass Yugi ein wenig mehr über den Pharao herausfinden wollte, als er sein Gedächtnis verloren hatte, und dass wir nun für das Projekt weiter im Museum nachforschen würden, und schlussendlich nur herausfinden, dass der Pharao böse sei“, murmelte Anzu. „Ist dies nicht einiges an Aufwand, nur um Yugi von Euch zu drängen, Pharao?“, fragte Ishizu ein wenig zweifelnd. „Das stimmt zwar, doch es hätte wohl seine ganze Wirkung gezeigt, wenn der Plan vollends aufgegangen wäre. Yugi hatte uns durch diese negativen Informationen, die diese Fotos beinhaltet hatten, misstraut und hatte sich von uns entfernt; ohne Yugi waren wir alle für einige Zeit geschwächt, vor allem hatte es auch dann innerhalb unserer Clique einige Probleme gegeben. Wir wären nicht stark genug gewesen, um den dunklen Mächten zu trotzen.“ Yamis Stimme war voller Ernst, denn seine Aussage entsprach der Wahrheit. Sie alle hatten es in letzter Zeit nicht leicht gehabt, und dann noch gegen einen Feind zu kämpfen, der ihnen scheinbar immer einen Schritt voraus war, wäre zu viel gewesen. Doch nun fragten sie sich wieder: Wieso hatte der Referendar, falls dieser nun wirklich ihr Gegner war, woran sie kaum Zweifel hegten, so viele Chancen ungenutzt gelassen? Wieso hatten ihre Gegner sie nicht schon vor Wochen angegriffen, wo sie geschwächt waren? „Woher soll dieser Kame den Pharao eigentlich kennen? Wieso will er den Weltuntergang, wer ist dieser Typ denn überhaupt in Wirklichkeit?!“ Jonouchi raufte sich frustriert die Haare. Er hasste es, nichts zu wissen. Noch mehr störte es ihn jedoch, dass niemand die Antworten auf seine Fragen wusste. Nach diesem überaus verwirrenden und frustrierenden Telefonat beschlossen die Freunde, dem Museumsdirektor am Montag einen weiteren Besuch abzustatten, den sie so oder so hätten wegen ihrem Geschichtsreferat tun müssen. Sie wollten Beweise für ihre Theorien finden und den Direktor nach einem gewissen Kame Yamamoto ausfragen. Indes sollte Ishizu in Ägypten die Stellung halten und ihre Expedition bewachen, falls der Referendar sich bei den Mitarbeitern melden sollte. Außerdem hatte Yugi seinen Yami sofort ins Bett verfrachtet, kurz nachdem ihre Freunde die Wohnung verlassen hatten, was erst am späten Abend passiert war, denn dieser konnte seine Haltung nicht mehr wahren und war auf dem Sofa zusammen gesackt. Yugi war augenblicklich besorgt zu ihm geeilt und hatte ihm dann hinauf in ihr Zimmer geholfen. Kaum waren sie dort angekommen, hatte sich Yami auf sein Futon gelegt und war so schnell eingeschlafen, dass Yugi ihn nicht einmal dazu auffordern konnte, diese Barriere endlich zu lassen. Er wusste, Yami würde auch im Schlaf diese Mauer aufrecht erhalten, auch wenn er nicht wirklich wusste, wie. Ansonsten wäre er wohl schon längst wieder zusammen gebrochen. „Dieser... Sturkopf!“, murmelte Yugi und schnaubte. Es schien, als wäre er wütend auf seinen Freund, doch einen Augenblick später trat wieder ein besorgter Glanz in seine Augen. Nur um mich zu schützen, nimmst du Schaden auf dich... Ein bedauerndes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Danke, Mou hitori no boku. Am nächsten Tag hatte Yugi seinem anderen Ich verboten, sich auch nur ansatzweise zu überanstrengen. Nachdem Yami den Blick seines Aibous gesehen hatte, hielt er lieber seinen Mund, ansonsten hätte er wohl wirklich um sein Leben fürchten müssen. Deshalb verbrachten sie den Sonntag ziemlich ruhig, was in letzter Zeit nun doch ungewöhnlich war – das hieß, sie saßen im Wohnzimmer und sahen fern, nachdem Yugi seinem Großvater im Laden ausgeholfen hatte. Yugi hatte Yami noch des Öfteren darum gebeten, diese Schutzmauer fallen zu lassen, doch dieser blieb eisern. Yugi konnte nur tief seufzen. „Wie wollen wir den Museumsdirektor eigentlich fragen? 'Ja, könnte so ein Typ namens Kame Sie angeheuert haben, Yugi Fotos zu geben, um unseren 3000 Jahren alten Freunde schlecht dastehen zu lassen?'“, fragte Jonouchi. Es war Montagnachmittag, genauer gesagt 16 Uhr, und er und seine Freunde hielten sich in der Stadt auf. Sie waren auf dem Weg zum Historischen Museum, welches sie bereits in und auswendig kannten, so oft, wie sie dem in den letzten Jahren einen Besuch abgestattet hatten. „Nun ja, vielleicht sollten wir ihn zunächst fragen, woher er denn die Fotos hat“, schlug Anzu vor. „Doch wie sollen wir weiter vorgehen?“, fragte Ryo und sah nachdenklich in die Runde. Die anderen hoben irritiert eine Augenbraue. „Wenn sich herausstellt, dass der Referendar tatsächlich hinter alldem steckt, wie sollen wir uns ihm gegenüber stellen? Wir haben ihn ja am Dienstag, also morgen, wieder, sollen wir ihm dann nach dem Unterricht zur Rede stellen? Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen, ihn auf einmal zu fragen, wieso er dies alles tut. Wieso er den Weltuntergang herbeiführen möchte.“ „Da hast du recht“, stimmte Honda zu. „Sonst spüren die Gegner doch uns zuerst auf und fordern uns zu einem Duell heraus, doch dass wir dem Feind mal einen Schritt voraus sind, ist noch nie passiert... das ist irgendwie seltsam...“ „Ist doch 'nen gutes Zeichen!“, rief Jonouchi plötzlich und hielt triumphierend die Faust in die Luft. „Diesen Typen werden wir aufhalten, noch ehe er überhaupt 'Schattenduell' sagen kann, ha, wäre doch gelacht, wenn nicht!“ Honda, Anzu, Ryo, Yugi und Yami sahen ihn nur blinzelnd an, mussten jedoch dann lächelnd ihre Köpfe schütteln. Typisch Katsuya. Nach einer Weile kamen sie dann am Museum an und betraten es. Ihnen sprang augenblicklich der rote Banner entgegen, auf dem die Letter 'Neue ägyptische Ausstellungsstücke – 2. Etage' prangten. Die Freunde sahen sich an, bis sie sogleich die Treppe hinauf in den 2. Stock stiegen. Neugier keimte in ihnen auf und sie fragten sich: Würden sie einige neue Steintafeln zum Namenlosen Pharao finden? Sie sahen sich im gesamten Raum um und erblickten auch bald die Ecke, die ihrem Jahrtausend alten Freund gewidmet war. Und tatsächlich – dort waren mehr Steintafeln als noch vor einigen Wochen, wo sie mit dem Geschichtskurs hier waren. Während die anderen interessiert diese Artefakte begutachteten, blieb Yugi vor der Tafel stehen, die sein Leben nochmals verändert hatte. „Die Welt naht sich dem Ende zu und eine dunkle Macht legt sich wie ein Schatten über sie. Nur der Namenlose Pharao kann sie noch retten. Sein Hikari wird ihm die Kraft dazu geben, doch zu einem hohen Preis. Die Welt steht auf Messers Schneide, bereit, in die Tiefe zu stürzen“, wisperte Yugi. Jetzt, wo ich diese Tafel so vor mir habe... ich kann nicht glauben, welche Magie sie doch in sich trägt. Dass ich wegen ihr mein Gedächtnis verloren hatte... . Das ist wohl der Preis, den ich zu zahlen hatte, damit Yami seinen eigenen Körper bekommt. Hm, der Referendar ist also unser Gegner... . Aber... warte mal... woher wusste er, dass ich mein Gedächtnis verlieren würde, wenn ich diese Tafel erblicke? Yami beobachtete sein jüngeres Ich mit nachdenklichem Blick. Er las sich die Steintafel, vor der Yugi stand, nochmals durch. Ich wünschte, ich wüsste, welcher Zauber auf dieser Tafel liegt, hing er seinen Gedanken nach. Mit meiner Magie könnte ich ihn aufspüren, doch ich kann nicht riskieren, auch nur ein Fünkchen meiner Magie darauf zu verschwenden, zu groß wäre die Chance, dass die Schatten in Yugis Seele eindringen. Diese waren am Sonntag ja vergleichsweise harmlos und nicht mehr ganz so aggressiv wie am Abend zuvor. Gestern konnte ich mich ein Glück ausruhen und neue Energie tanken, ansonsten... Nein, diese Schatten werden diese Mauer nicht durchbrechen, das lasse ich keinesfalls zu. Sein Blick wurde mit einem Mal verbissen und wanderte wieder zu der schicksalhaften Steintafel. Es besteht keinen Zweifel daran, dass ein mächtiger Schutzzauber darauf liegt, welches Yugis Gedächtnis gelöscht hat. Doch ist dies der einzige Schutzzauber? Schließlich konnte es kein Archäologe jemals übersetzen, also ist es eine der Magischen Steintafeln, die wohl am stärksten mit Magie beschützt wurden. Da fiel Yami etwas ein. Wieso... wenn dies die Schutzfunktion der Tafel war, dass demjenigen, der nicht eingeweiht ist und trotzdem die Macht dazu besaß, die Hieroglyphen zu lesen, das Gedächtnis genommen wird, dann muss der Zauber jetzt gebrochen worden sein, denn Yugi kann sich wieder an alles erinnern. Und nun steht er wieder davor, kann sie anscheinend lesen, wieso setzt diese Schutzfunktion nicht wieder ein? Yamis Blick glitt weiter über die übrigen Steintafeln, ohne sie wirklich zu sehen. Er war in Gedanken versunken. Oder... ist es, weil er mein Hikari ist und der Gedächtnisverlust der Preis war, den er zu zahlen hatte, damit ich jetzt einen eigenen Körper besitze? So prophezeit es zumindest diese Tafel. Sicherlich hat die eigentliche Schutzfunktion keine Wirkung auf meinen Aibou, und nur wegen der Prophezeiung bekam er diese Amnesie. „Hey, Yugi, Yami!“, rief Jonouchi plötzlich. Die beiden Angesprochenen zuckten erschrocken zusammen, waren sie doch zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt gewesen und hatten nicht mehr auf ihre Umgebung geachtet. Sie sahen Katsuya fragend an. „Diese Steintafeln über dich, Pharao, beinhalten sie nun gute oder schlechte Nachrichten über dich?“ „Hm...“ Yugi besah sich nun zum ersten Mal auch die anderen Tafeln und überflog diese, da verfinsterte sich seine Miene auch schon einen Augenblick später. Auch Yami las sie sich teilweise durch, Wut keimte in ihm auf. „Ja, wir hatten recht. Hier sind nur Tafeln ausgestellt, die nur angeblich böses über Yami berichten“, sagte Yugi, versuchte, seinen Ärger darüber hinunter zu schlucken. „Kame...!“, knurrte Jonouchi. Dieser Typ wurde ihm immer unsympathischer, so weit es überhaupt noch möglich war. „Kommt, lasst uns den Direktor suchen, dann erfahren wir mehr“, schlug Anzu vor, denn sie wusste, die anderen würden nun erst recht wissen wollen, ob Kame alles eingefädelt hatte. Da sie sich auf der zweiten Etage befanden, brauchten sie nur einige Korridore zu passieren, da kamen sie auch schon vor dem Büro des Direktors an. Sie wollten gerade anklopfen, als sie dumpfe Stimmen aus dem Zimmer vernahmen. Es schien, als würde sich jemand mit dem Direktor streiten, denn die Lautstärke und der Tonfall der beiden Stimmen waren unmissverständlich. Doch die Freunde konnten nicht wirklich ein Wort verstehen, dazu war die Tür zu dicht und es erklang nur immer wieder gedämpftes Gerede. „Wer wohl in dem Zimmer ist?“, flüsterte Anzu und sah zur Tür. Dies würden ihre anderen Freunde ebenfalls äußerst gerne wissen wollen. Da wurde plötzlich die Tür zum Büro aufgerissen – und vor ihnen stand Kame Yamamoto. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)