Feeling~ von -Nami (The Story of Draco & Astoria) ================================================================================ Die Maus in der Falle --------------------- Hallo! :] In diesem Kapitel möchte ich euch einen Einblick auf die Normen der Gesellschaft zeigen. Ich hoffe das mir das gelungen ist. Viel Spaß mit dem Kapitel noch. Liebe Grüße Verschwunden. Wie ein stürmischer Wirbelwind, der so schnell gekommen, wie er gegangen war und ebenfalls Spuren hinterlassen hatte. Sie war alleine im Raum und sah ihm immer noch sprachlos, verdattert hinter her. Wie vor den Kopf gestoßen. Nein! Nein! Das wiederholte sie immer in Gedanken. Sie würde ihn nicht heiraten. Niemals! Irgendetwas dröhnte in ihrem Kopf. Jedoch hörte sie nicht genauer hin. Verwirrt rannte sie Draco nach. Jetzt, wo sie frei war, wo ihr Vater nicht mehr über ihr Leben bestimmte, würde sie endlich das tun, was sie schon immer tun wollte. Nicht, dass sie über den Verlust ihres Vaters trauerte. Im Gegenteil! Sie hatte ihn geliebt auf ihre Art und Weise, aber sie musste nach vorne sehen. Er hatte ihr Leben kontrolliert, hatte fest gesetzt, was sie tun oder lassen sollte. So etwas war bei Reinblütern üblich. Bei der Erziehung der Mädchen waren sie sehr streng. Schon sehr früh wurden ihnen bei gebracht wie man sich verhielt, Manieren gelehrt. Sie erinnerte sich, dass sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Daphne oft in Ballsälen war, um mit anderen zu kommunizieren, um Konversation zu lernen. Aber nun konnte sie frei bestimmen, welche Kleidung für sie angemessen war, welche Gesellschaft für sie angebracht war.   Wenn Draco erst ihr Ehemann war, würde er das Kommando übernehmen, sie überwachen und beobachten. Sie kannte das alles schon von ihrem Vater. Er hatte jeden Schritt ihrer Mutter überprüft, hatte sie gefragt, ausgehorcht mit wem sie die Zeit verbracht hatte. Manchmal glaubte sie sogar, dass er sie für untreu gehalten hatte. Solch eine Ehe wollte sie nicht sein. Nein ganz und gar nicht. Warum sollte sie auch ihren Ehemann betrügen? Es würde ihr nur noch mehr Ärger bringen und das war eine Affäre nicht wert. Ohne Vertrauen und leichte Zuneigung wollte sie keine Ehe führen. Und sie war sich absolut sicher, dass Draco nichts für sie empfand. Er war kalt, arrogant und selbstverliebt. Ein reicher Snob, der sich alles nehmen konnte was er wollte. Und plötzlich fragte sie sich: Was für eine Ehe ihre Eltern geführt hatten? Was für Gefühle sie sich entgegengebracht hatten? Respekt? Akzeptanz? Freundschaft?   Als Astoria ihn erreichte, griff sie nach seinem Arm, um ihn zum Stehen bleiben zu zwingen. Er sah sie überrascht an und hob eine Augenbraue. So herablassend, eingebildet hatte er sie damals auch angesehen. In Hogwarts. Ihr viertes Schuljahr, sein sechstes. Als die schwierigste Zeit seines Lebens begann. Doch das wusste sie ja nicht. Erst später wurde ihr so einiges über ihn und über seine Familie klar. Damals war er ein beliebter Slytherin und wirkte reif und mächtig. Dabei war er feige wie ein Würmchen. Aber das alles war nun vorbei. Sie hatte schon zwei Liebhaber hinter sich gelassen und einen arroganten Ex-Verlobten würde sie auch abwimmeln können wie ein lästiges Insekt, hoffte sie zumindest. Leicht aus der Puste ließ sie ihn wieder los. Sie spürte seinen Blick und wurde plötzlich nervös. Was wollte sie nochmal sagen? Unruhig spielte sie mit ihren Fingern. Sie musste ihm klar und sachlich erklären, dass eine Ehe mit ihm nicht funktionieren würde.   „Astoria?“ Sie hörte ihren Namen und holte nochmals Luft. „Hör mal Draco.“ Sie strich eine Strähne aus ihrem Gesicht, um ihre Nervosität zu überspielen. Sie hatte noch nie einen heiratswilligen Mann abgeschoben und das war auch das Problem. Sie hatte keine Erfahrung in solchen Dingen. „Es ist nicht so, dass ich dich nicht heiraten möchte… ähm…“ Sie biss sich angespannt auf die Zunge. „Aber?“, half er ihr weiter und sie nahm sich Zeit, um ihm selbstbewusst und arrogant in die Augen zu schauen.   „Es wird nicht funktionieren.“ Sein Blick verfinsterte sich. Sie bemerkte, wie er seine Wut unterdrückte und sich beherrschte. Seine kräftigen Hände legten sich auf ihre Schulter. „Dann haben wir ein gewaltiges Problem, Astoria, denn ich hab mir in den Kopf gesetzt dich zu heiraten und zwar am Samstag, wie wir vor Monaten geplant hatten und du wirst dich nicht davor drücken.“ Sein Blick war so durchdringend, dass sie es nicht wagte zu protestieren. Er war sich so verdammt sicher, dass er seinen Willen bekommen würde. „Außerdem“, fuhr er fort. „Du hast die Firma von deinem Vater geerbt. Denkst du wirklich, dass sie es zulassen, dass eine unverheiratete Frau das Kommando übernimmt? Ich denke nicht. Wenn du das Unternehmen behalten willst, hast du keine Wahl als mich zu heiraten.“ Obwohl sie eigentlich wissen müsste, dass eine verheiratete Malfoy nicht arbeiten durfte.   Ein spöttisches und zugleich hinterhältiges Grinsen schlich sich in sein Gesicht und sie erwiderte es mit einem zornigen Blick. Erpressung war das beste Mittel gegen eine unwillige, entrüstete Frau. Er hatte Recht, aber das musste er nicht unbedingt wissen. Es würde nur sein Selbstvertrauen verstärken. Aber sie hatte da noch ein Ass im Ärmel. Ein Insekt musste man halt mit Insektenspray bekämpfen und das würde sie tun. Diesen Mistkerl würde sie wie eine Ameise zerquetschen und fallen lassen.   „Sei dir da nicht so sicher. Du vergisst da was ganz Bedeutsames!“ „Ach ja?“ Sie funkelte ihn böse an und wünschte ihn in diesem Augenblick in die Hölle. Aber dass er die Hölle gerade hinter sich hatte, wusste sie nicht, aber sie würde es garantiert erfahren. „Politik! Erinnerst du dich? Die Wahlen finden bald statt. Da du im Ministerium arbeitest, müsstest du es eigentlich wissen.“ Er runzelte die Stirn und nahm seine Hände von ihrer Schulter. „Was hat das damit zu tun? Astoria“, fragte er sie. „Wir reden hier von einer Ehe und nicht von Politik, dass dich eigentlich nicht interessieren sollte, weil es nichts für Frauen deinesgleichen ist. Hörst du?!“ Sie ignorierte gekonnt den letzten Satz. „Hast du dir mal das System, das Harry Potter und seine Gruppe erstellt haben, angeschaut?“ Sie sah, wie er sich ratlos durch die Haare fuhr. „Ich hab mich informiert und mir ein paar Reden angehört und in einem der Punkte stand etwas über Frauenrechte.“ In diesem Augenblick ging ihm ein Licht auf. „Falls sie es mir nicht erlauben das Unternehmen meines Vaters zu behalten, werde ich zu Harry Potter und seinen Leuten gehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mir helfen werden. Immerhin bekommen sie meine Stimme und als Gegenleistung versichern sie mir das Unternehmen zu behalten.“   Stille. Abrupte, absolute Stille. Und dann lachte er. Sie hörte ihn zum ersten Mal ehrlich lachen. Diesen fröhlichen Laut aus seinem Mund zu hören, überraschte sie. Denn ein Insekt nervte nur und lachte nicht. „Ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, warum sie dich nach Slytherin geschickt haben.“ Er grinste und machte einen Schritt auf sie zu. „Aber jetzt weiß ich es. Du bist gerissen und dickköpfig.“, fügte er hinzu. „Aber denkst du wirklich, dass das mich daran hindert dich zu heiraten?“ Sie schluckte und überlegte fieberhaft, wie sie einen weiteren Gegenschlag ausführen konnte. Ohne, dass sie es merkte, kam er ihr immer näher. „Wir können doch...“, versuchte sie zaghaft einzuwenden. Schleimen, schleimen, und schleimen damit dieses Insekt abrutschte.   Sie versuchte einen Schritt zurück zu gehen, als sie bemerkte, dass er ihr sehr nahe war. Doch er drückte sie gegen die Wand. Diese Nähe machte sie unsicher und sie verlor in diesem Moment ihre Schlagfertigkeit. Astoria wehrte sich dagegen und schob ihn zur Seite. Leider vergaß sie, dass er stärker war, als sie. „Draco“, zischte sie. „Ich werde dich trotzdem heiraten, da kannst du tun und lassen, was du willst, aber glaub mir, einen Malfoy abservieren könnte dich teuer zu stehen kommen.“ Sie schüttelte den Kopf. Warum gab er nicht auf? Sie hatte ihm doch mehrmals ihren Standpunkt der Dinge erklärt. „Wie wäre es mit einer Kostprobe?“, fragte er mit seiner rauen, anziehenden Stimme. Sie sah ihm in die Augen, während er seine Hände an der Wand abstützte. „Kostprobe?“, hakte sie noch kurz nach, aber dann verstand sie und wurde fuchsteufelswild. Was dachte er sich, wer sie war. Sie war kein Mädchen, dass leicht zu haben war und nur, weil er dachte, dass sie heiraten würden, hieß es doch nicht, dass sie es gleich mit ihm tat. „Du sturer, durchtriebener Mistkerl! Ich hab dir doch gesagt, dass ich -“ Noch bevor sie ihren Satz zu Ende sprechen konnte, küsste er sie. Fordernd, verführerisch. Und sie bemühte sich nicht auf ihn einzugehen, nicht auf den Kuss zu reagieren. Krampfhaft. Es sollte nicht mehr als eine Berührung der Lippen sein.   Er wartete, wissend, dass sie nachgeben würde. Nicht ahnend, was sie mit ihren Händen machen sollte, legte sie sie auf seine Brust. Ihr wurde schwindlig. Die Welt um sie drehte sich. Sie versuchte sich ein letztes Mal gegen den heißen, leidenschaftlichen Kuss zu wehren. Doch es war zu spät. Sie schloss genießerisch die Augen und vergaß alles um sich herum. Etwas flackerte in ihr. Feuer in Form von Verlangen. Seine Hände legten sich besitzergreifend um ihre Taille, drückten sie enger an sich. Astoria spürte seinen Körper. Es fühlte sich an, als würde unter ihren Füßen die Erde beben. Und dann löste er seine Lippen von ihren. Nur für ein paar Zentimeter. Sein heißer Atem strich leicht über ihre Wange. Ihr Herz schlug in unregelmäßigen Takten. Draco fuhr seinen Weg an ihrem Hals fort. Dabei strich er ihr die Seiten entlang. Doch auch sie blieb nicht untätig und wanderte von seiner Brust zu seinem hellen, weichen, blonden Haaren. Es fühlte sich unter ihren Fingern sanft an. Sie hörte nur noch das Rauschen ihres Blutes, das Klopfen ihres Herzens und das spöttische Lachen ihres Verstandes. Starke Begierde wuchs in ihr. Doch bevor sie vollends den Kopf, ihren heiligen Kopf, verlor, drückte sie ihn kurz an sich, um sich dann wieder von ihm zu entfernen. Der Nebel verzog sich und sie schnappte nach Luft. Was tat sie da? Dem Feind in die Falle tappen!, schrie ihr Verstand. Aber es war überfällig. Denn sie war zur Hälfte hinein getappt. Und die andere Hälfte würde sich im Laufe der Zeit ergeben. Denn sie klebte in seinem Spinnennetz und würde ihm nicht entkommen bis er sie vernascht hatte.   Astoria ließ ihre Augen geschlossen und lehnte sich an die kühle Wand. Alles, was für sie vorher noch eine Bedeutung hatte, war verschwunden. Zum Teufel mit ihm, dachte sie. Nein, zur Hölle mit ihm. Am besten sollte sie ihm einen der Unverzeihlichen auf sein ach so hübsches Gesicht schicken und ihn somit direkt ins Grab senden. Während ihrer Rede als ehemalige Verlobte würde sie grauenhafte Musik spielen lassen, zum Schluss auf sein Grab spucken und natürlich mit dem Stil einer Greengrass davon gehen. Schwarze Rosenblätter würden auf seinem Grab liegen und bösartige Raben würden sich in der Nähe befinden und zum Lied krähen. Aber wahrscheinlich würde ein Avada Kedavra ihn zwar umbringen, jedoch nicht zur Hölle fahren lassen. Schade. Sehr, sehr schade. Ob Merlin in seinem Falle eine Ausnahme machen würde? Bestechung würde da aber sicher nicht helfen. Bedauerlicherweise erlaubte ihre gute Erziehung und ihr ordnungsmäßiges Verhalten es nicht, solch eine Tat auszuführen. Aber vielleicht eines Tages dann mit Genuss.   Sein raues Lachen holte sie zurück in die Wirklichkeit. Er drückte sie an sich und sie roch wieder seinen Duft, der nach teurem Aftershave stank. Widerlich. Sie sah hoch. „Ich freue mich schon auf unsere Hochzeitsnacht. Aber vielleicht“, seine Hände fuhren nach unten. „falle ich schon vorher über dich her.“ Ihr stockte der Atem. „Draco!“ Mit aller Kraft, die sie noch hatte, versuchte sie ihre Stimme ruhig zu halten. Ihr entfuhr aber leider ein Keuchen. „Es ist wirklich besser, wenn wir…“ Ein Räuspern ertönte. „Verzeiht. Mr. Malfoy eure Mutter erwartet Euch.“ Er trat zurück und sah mit seinen kalten Blick das Dienstmädchen an, dass verloren ihm Gang stand. „Sagt ihr, dass ich gleich bei ihr sein werde.“ „Jawohl.“ Mit schnellen Schritten verschwand sie, wie ein flüchtendes Tier. Astoria sah ihr seufzend nach. Das war ein weiterer Punkt, den sie nicht wollte. Dienstboten. Nicht, dass sie was gegen sie hätte. Nur musste sie tagtäglich mit ansehen, wie diese diskriminiert wurden. Die Menschen und auch die magischen Geschöpfe wurden in Klassen eingestuft. Ihre Familie gehörte zu den obersten. Die Dienstboten oder Familien wie die Weasleys gehörten zur ärmeren Mittelschicht. Jedoch gewannen die Weasleys, dank Harry Potter, Ansehen. Sie gab es ungern zu, aber sie hatte ein weiches Herz und hatte oft Mitleid mit ihnen. Das schlimmste aber war, dass Dienstboten zu viel von den Leuten wussten, für die sie arbeiteten. Sie wussten, wann sie gut oder schlecht gelaunt waren, ob sie eine Affäre hatten oder nicht, ob sie mit den Familienmitgliedern gut zu sprechen waren oder nicht. Sie hatten zu viel Anteilnahme an ihrem Leben! Und das wollte sie nicht. Ihr Privatleben sollte auch privat bleiben. Ob sie später ebenfalls Dienstboten haben würde? Kochen konnte sie zumindest nicht. Ein Koch würde da sein. Und der andere Kram? Sie hatte keine Ahnung.   „Du hast ihr Angst gemacht.“, murmelte sie vor sich hin. Draco kratzte sich an seinem Hinterkopf. „Hab ich?“ Sein Kopf drehte sich in ihre Richtung. Ihr Blick war ernst und leicht zornig. „Du solltest gehen.“ Sie wandte sich ebenfalls um. „Und wenn ich das nicht tue?“ Beherrscht sah sie ihn an. Noch nie hatte es ein Mensch geschafft, sie zur Weißglut zu bringen. Aber Draco war einer, der es bestimmt mit Wohlgefallen tun würde, der den Faden bald reißen lassen würde, der ihr gutes Benehmen und ihr akzeptables Verhalten durch den Wind schießen würde. Und viel schlimmer: er war gefährlich! Sollte sie lieber doch Angst vor einem ehemaligen Todesser haben? „Ich werde dich nicht heiraten und ich werde nicht mit dir schlafen, Draco!“ Entschlossen machte sie einen Schritt in die entgegensetzte Richtung, als seine Arme sie aufhielten, die sich um sie schlangen. „Ich bin nicht irgendjemand, Astoria“, hauchte er ihr ins Ohr. „Merk dir das! Wir gehen morgen essen.“, entschied er und lächelte selbstverliebt. „Ich schick dir eine Eule. Und wehe du kommst nicht.“, fügte er zornig hinzu. Als er sie losließ, zitterte sie, als hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben. Noch bevor sie das Gesagte registrierte, hörte sie wie sich die Schritte entfernten.   ~*~*~   Ein kleiner Lichtstrahl fiel auf ihr helles Haar. Der Raum war umhüllt von Dunkelheit. Ihre leuchtend blauen Augen wanderten zur Decke. Ihr ungekämmtes Haar schmiegte sich in das Kissen. Sie hörte die Schritte der Bediensteten am frühen Morgen. Leichte Schatten lagen unter ihren Augen. Ein Beweis, dass sie schlecht geschlafen hatte. Sie hatte versucht an nichts zu denken, aber immer, wenn sie glaubte, dass sie in das Land der Träume hinab glitt, tauchte er auf – Draco Malfoy. Ihr Verlobter. Korrigiere. Ex-Verlobter. Mieses Insekt oder Mistkäfer in diesem Falle. Sie fragte sich, wann er aufgeben würde? Er war doch sonst so ein Feigling. Er hatte sich verändert. Ein wenig. Etwas. Ein klitzekleines bisschen. Aber er hatte es. Jedoch war er innerlich immer noch ein überhebliches, großkotziges Arschloch, wenn man es so sagen durfte. Dann vertreib doch diesen Schisser, flüsterte ihr ihre innere Stimme zu. Aber wie? Seufzend legte sie sich auf die Seite. Sein Stolz würde es nicht zulassen und früher oder später musste sie so wieso heiraten. Auf ein paar Jahre kam es wirklich nicht an. Sie war in einer Zwickmühle und kam nicht mehr heraus. Wie weit würde er gehen?, fragte sie sich.   Mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck stand sie auf. Rasch ließ sie die Vorhänge zur Seite gleiten, um Licht ins Zimmer einzulassen. Mit ihren sanften Fingern öffnete sie das Fenster. Sie erblickte den Garten ihrer Mutter. Alles voller Rosen. Aber sie liebte die Gelben. Die Farbe gefiel ihr einfach. Der Gärtner goss sie wie jeden Morgen. Astoria atmete tief die frische Morgenluft ein. Die Sonne schien, aber sie war noch nicht an ihrem höchsten Punkt angelangt. Auf ihren Armen bildete sich eine Gänsehaut. Verträumt ließ sie ihren Kopf an ihre Hand sinken. Unerwartet klopfte es an ihre Tür. Ohne sich umzudrehen sprach sie: „Herein.“ Ein Zimmermädchen betrat ihr Schlafgemach. Ohne sie zu beachten, fing diese an ihr Bett zu machen. „Eure Mutter erwartet euch im Salon.“ Astoria schloss das Fenster und lächelte leicht. „Hmm. Verstehe. Würde es euch etwas ausmachen die Unterlagen meines Vaters in seinem Arbeitszimmer nicht anzurühren? Es soll alles so bleiben, wie er es hinterlassen hat. Ich werde mich später darum kümmern. Sorgt einfach dafür, dass niemand das Zimmer betritt.“, sagte sie freundlich und doch zeigte sie, dass sie die Chefin im Haus war. Das Dienstmädchen nickte und huschte eilig aus dem Zimmer. Sie hatte ehrlich nicht erwartet, dass ihr Vater ihr, der Zweitgeborenen, das Unternehmen hinterließ. Daphne war älter als sie und verheiratet mit Terence Higgs und Dadys Liebling und sie erwartete ein Kind. Sie nicht. Nicht verheiratet und nicht schwanger und nicht Dadys Liebling. Sie konnte sich keinen Reim daraus machen, aber sie hatte es geerbt. Wahrscheinlich war er davon ausgegangen, dass sie Draco heiratete. Aber das würde sie nicht. Ein breites Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht. Das konnte sie sich zu nutzen machen. Jedoch musste sie vorher mit dem Helden der Nation sprechen. Das würde ein Klacks werden. Die Brave und Unschuldige zu spielen war ein Kinderspiel. Etwas, dass sie ihr Leben lang getan hatte. Potter herum zu bekommen, damit er ihren Wunsch erfüllte, würde das Einfachste werden, dass sie jemals getan hatte. Allerdings musste sie davor Draco in die Wüste schicken. Mit fliegenden Fingern zog sie ihr Nachthemd aus. Ihr heller Teint war wie Marmor. Geschickt zog sie eine elegante rote Bluse mit einem passenden Rock an. Ihr langes rehbraunes Haar strich sie nach hinten. Als sie zur Tür schritt, klopfte an ihrem Fenster eine Eule. Danach schloss sie die Tür, um der Bitte ihrer Mutter zu folgen.   Geschockt saß sie einige Minuten im Speisesaal, aber davon merkte ihre Mutter nichts. Fröhlich befahl sie den Bediensteten Tee in ihre Tassen einzugießen. Ihre Mutter wirkte glücklich und kicherte wie eine Sechzehnjährige. Sie sah das Magazin, das ihre Mutter ihr gegeben hatte an. »Erbin verlobt mit jungem Malfoy«  war der neu erschienene Titel im Tagespropheten. „Ich wusste, dass du zur Vernunft kommst.“ Astoria blickte ihre Mutter verwundert an, die die Tasse hob um davon zu trinken. „Vernunft?“ Ein Grinsen schlich sich in ihr Gesicht. „Als ich den Tagespropheten gelesen hab, war ich sehr überrascht. Ich war davon überzeugt, dass du die Verlobung lösen willst. Aber diese Malfoys sind zu stolz um sich so etwas bieten zu lassen. Verständlich, jedoch mir diese erfreuliche Neuigkeit zu verschweigen, finde ich ungezogen von dir Astoria! Du hättest mir sagen müssen, dass du dich mit Draco am gestrigen Tag geeinigt hast.“ Astoria blinzelte und machte große Augen. „Aber Mutter! Ich hab mich mit Draco gar nicht vertragen! Wie… ich versteh nicht, wie das passieren konnte.“ Ihre Mutter lächelte wissend. „Astoria, du brauchst dich nicht zu genieren. Ich verstehe deine Sicht sehr gut, aber du musst auch verstehen, was aus der Firma deines Vaters werden soll. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Draco dir ein guter Ehemann sein wird.“ Sie stand auf und reckte das Kinn königlich. „Und du gesunde Kinder gebärst. Ich muss mich mit Mrs. Malfoy noch über einige Dinge einigen. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.“ Verdattert ließ sie ihre Tochter stehen. Allein im Salon saß sie auf einen antiken Stuhl aus Holz und trank Tee. Vor ihr der Tagesprophet. „Möchten sie speisen Miss Greengrass?“, fragte ein Hauself, der ihr Tee nachschenkte. „Nicht jetzt!“, antwortete sie verbittert. Er hatte sie reingelegt. Die Information sickerte langsam zu ihr durch. Wut stieg in ihr auf. Er hatte sie aufs Kreuz gelegt. Er hatte sie den Haien zum Fraß vorgeworfen. Wie sollte sie das alles klären ohne, dass es als Skandal endete? Er hatte es gewusst. Sie würde sich niemals mit den Medien anlegen. Der Ruf einer Person war sehr wichtig. Ihre Mutter würde nie wieder mit ihr reden, falls sie den Ruf, das Ansehen der Greengrasses beschmutzte.   ~*~*~   „Ich kann's nicht glauben! Wie kannst du seelenruhig hier rum sitzen und mir verschweigen, dass du heiratest?!“ Blaise sah seinen Kollegen verärgert an. Draco zuckte gelassen mit den Schultern und blätterte weiter in seinen Unterlagen. „Es ist doch nur eine Hochzeit.“ Blaise verdrehte die Augen. „Aus dir soll einer schlau werden.“ Er schrieb einen Bericht über einen Unfall im Zentrum Londons, die ein paar junge Zauberer ausgelöst hatten und wie die Auroren vor gegangen waren. Ein riesiger Vergessenszauber war die Lösung. „Die Greengrass‑Schwestern sind ein großer Fang und dass du eine von ihnen bekommst ist pures Glück.“ Blaise musterte seinen Freund und Kollegen. Draco schmunzelte manchmal, wenn er den Tagespropheten sah, aber sagte nichts zu der Hochzeit, die bevorstand. „Ach Verdammt!“ Blaise wandte sich ab, als Draco weiter schwieg und zu dem Thema nichts sagte. „Du machst also Astoria zu deiner Braut?“, fragte er nach wenigen Minuten. Blaise konnte es sich nicht verkneifen. Er selbst war mit einer langweiligen Frau verheiratet, das ihm tierisch auf die Nerven ging. Aber keiner wusste von der heimlichen Affäre, die er mit Pansy Pakinson hatte.   Und Astoria Greengrass war laut den Gerüchten eine intelligente, ruhige Frau. Er hatte sie nur einmal bei einem Fest gesehen. Und sie war wirklich hübsch. Eine solche Naturschönheit gab es selten. Anscheinend war sich Draco über dieses Wissen gar nicht bewusst. Was für ein Glückspilz. „Ist da jemand eifersüchtig?“, fragte Draco, als hätte er seine Gedanken gelesen. „Ich hab selbst eine Frau.“ Draco blickte zum ersten Mal hoch. Ein wissendes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Scheint aber, dass Hannah deine Bedürfnisse nicht stillt.“, er lehnte sich an seinen Stuhl zurück und legte den Kopf schief. „Woran liegt das wohl?“ Blaise sammelte beleidigt die Papiere zusammen. „An mir bestimmt nicht.“ Schadenfroh legte Draco die Füße auf den Tisch. „Aha.“ Blaise stand auf und gab die Papiere einem Kobold, der sie weiter leitete. „Komm mir nicht mit deinem Aha. Übrigens müssen wir eine Sauftour starten bevor du so endest wie ich.“ „Hässlich und unbefriedigt? Bestimmt nicht!“ Draco lachte und sah in das zerknirschte Gesicht seines Freundes. „Ha ha. Du bist ja heute sehr witzig drauf.“   Als die Uhr 3 schlug, streckte sich Draco. „Mittagspause.“ Blaise nahm sich seine Jacke von der Garderobe und seufzte. „Na endlich!“ Als er die Tür aufmachen wollte, um mit Draco in den Flur zu treten, stieß er mit einer Frau zusammen. Astoria. Während Draco sich seinen Mantel anzog, grinste er Astoria an. „Astoria.“, murmelte er nicht überrascht. Er hatte sich schon gedacht, ob sie vielleicht herkommen würde. Sie wollte nun mal Krieg und den konnte sie haben. „Das ist mein Freund Blaise Zabini. Blaise darf ich dir meine Zukünftige vorstellen? Astoria Greengrass.“ Blaise sah sie an und lächelte zur Begrüßung. „Freut mich.“, er reichte ihr die Hand und blickte kurz zu Draco, „Dann werde ich das junge Glück mal alleine lassen.“ Die Tür schloss sich leise. Es war plötzlich ruhig, als würde jeder mithören wollen, was in dem Arbeitsraum getrieben wurde. „Ich hab dir doch eine Eule geschickt. Sag bloß du kannst heute Abend nicht mit mir essen gehen?“ Astoria verzog angewidert das Gesicht. „Hör auf so zu tun, als würde ich mit dir essen gehen wollen.“ Seufzend ließ er sich in einem der Geschäftssessel nieder. „Nicht das Theater schon wieder.“ Er verdrehte die Augen, als hätte sie sich kindisch verhalten. „Dieses Theater gibt es nur, weil du meine Entscheidung nicht akzeptieren wolltest.“ Vor Wut wurde sie rot und stampfte nicht sehr damenhaft durch den Raum, was sie noch nie getan hatte. Etwas, dass Draco sofort gemerkt hatte. „Du hast … hast mich in die Enge getrieben mit diesem lächerlichen Artikel. Hast du jemanden bestochen oder ihm genug erzählt, dass es für eine gute Story reicht?“ Sie warf zornig den Tagespropheten auf den Boden. „Die Presse auf mich zu hetzen, ist richtig feige. Fällt dir nichts Besseres ein du… du Blondschopf!“ Draco schmunzelte. „Blondschopf? Etwas Besseres fällt dir wohl nicht ein. Dabei dachte ich, du seist ein Genie.“   Außer sich blieb sie vor ihm stehen. „Ich bin nun mal nicht perfekt. Und jetzt verlange ich, dass du das wieder hin biegst!“ Seine Miene verdüsterte sich. „Ich denk nicht mal dran! Entweder heiratest du mich oder du schadest deinen wunderschönen Ruf. Deine Entscheidung, wie du gesagt hast.“ Er zuckte gelassen mit den Schultern. Knurrend biss sie sich auf die Lippe. „Mistkerl.“ Er legte den Kopf arrogant schief. „Was hast du erwartet, Astoria. Dass ich der brave Bub von neben an bin? Warum siehst du nicht ein, dass es das Beste ist, wenn wir heiraten und Frieden schließen. Ich will ebenso wie du meine Ruhe, ob du es glaubst oder nicht.“ Astoria ging alles durch im Kopf. Was hatte sie, beim Merlin, getan, dass sie das verdiente? Sie war immer die perfekte Tochter gewesen und jetzt das! Entschlossen und nicht nachgiebig verschränkte sie die Arme vor ihrem Körper. „Das ich das von einem Malfoy höre.“ Er grinste keck. „Tja wir Malfoys sind voller Überraschungen.“   „Das hab ich bemerkt.“, sagte sie trocken. Seufzend setzte sie sich auf einen Sessel neben ihn und schloss die Augen. „Meine Güte, Draco. Können wir nicht einfach…“ Sie wedelte mit den Händen in der Luft. Sie war am Ende ihres Lateins. „Wieso hörst du nicht einfach auf zu denken? Ich werde dich schon nicht auffressen.“ Er stand genervt auf und zog sie hoch. „Wer weiß? Vielleicht frisst du mich auf, wenn ich mal nicht aufpasse.“ Gereizt verdrehte er die Augen. Zum Glück hatte er in den letzten Jahren gelernt Geduld zu haben, sonst würde er völlig durchdrehen. Er legte seine Hand auf ihren Rücken und schob sie durch die Tür, die er gerade geöffnet hatte. „Deine Fantasie geht mal wieder mit dir durch.“ Verstimmt wandte sie sich ab.   Als sie im Flur waren, sah sie ihn fragend an. „Wo gehen wir hin?“ „Essen.“ Kurz und knapp. Da sie keine Lust hatte sich weiter mit ihm zu streiten, folgte sie ihm. Ohne weitere Gefühlsregungen verließ er die Halle des Ministeriums. Als sie draußen waren, wurden ihnen oft Fragen gestellt wie, wann und wo die Hochzeit stattfände und natürlich hätte man ihnen gratuliert. Astoria unterdrückte es, ihrem Gesicht einen quälenden Ausdruck zu verleihen. Sie war in der Falle und alles was sie gegen ihn verwenden könnte, würde in einem Skandal enden. Und die allerwichtigste Regel einer Greengrass war: Lass es nicht zu, dass Leute schlecht über dich reden. Pass auf, was du zu welcher Person sagst und ziehe dich niemals in Dinge rein, die dir nur Unglück bringen.   Der Name Malfoy reichte ihr um ihr Unglück zu bringen. Verdammt und zugenäht! Seit dem gestrigen Tag fluchte sie nur noch. Sie musste lernen ihr Temperament bei ihm zu zügeln, wie man es mit Pferden machte. Die Ehe mit ihm würde sicher schwierig werden und verdammt anstrengend. Sie blickte ihn an. Kalt wie eh und je. Seine Hand war immer noch auf ihrem Rücken. Warm und besitzergreifend. Sie fragte sich, ob er sie mal schlagen würde, wenn sie etwas Falsches sagen würde? Sie durfte sich nicht einschüchtern lassen und sie musste es schaffen, ihm die meiste Zeit aus dem Weg zu gehen. Eine andere Lösung hatte sie nicht. Nicht in diesem Fall. Sie würde Daphne über die Ehe aushorchen und über die Schwangerschaft, die ihre Schwester gerade führte. Ein Kind wäre natürlich sehr schön, aber sie hoffte, dass er nicht gleich einen Erben verlangte. Mit einem Ausatmen zeigte sie, dass sie schon aufgegeben hatte, sich weiterhin zu wehren. Sie musste es positiv sehen. Mittagessen mit ihrem >Nicht-mehr-Ex-Verlobten< stand jetzt an. Sie verzog ihr Gesicht zu einem künstlichen Lächeln. Es würde schon gut werden, redete sie sich ein. Nur nicht an die Zukunft denken, sagte sie sich. Er würde sie schon nicht umbringen, aber sie hoffte, beziehungsweise wünschte sich, dass er sich vorher von ihr scheiden ließ oder vor ihr starb. Dann könnte sie ihr restliches Leben genießen. Na hoffentlich. Merlin könnte ihr ruhig etwas Glück schenken. Sie sah ihn wieder an und konnte nicht anders als zu schmollen. Dieser Idiot, der aussah, wie ein Gott, hatte es wirklich geschafft. Sie würde bald Mrs. Malfoy heißen. Es war nur eine Frage der Zeit und des Ortes. Fortsetzung folgt.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)