Dear Boss- Die Geschichte von Frederick Abberline von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- "Herbst des Schreckens" wurde die Zeit der Rippermorde auch genannt. Im Stadtteil Whitechapel herrschte Ausnahmezustand. Viele der Menschen lebten dort auf engsten Raum. Gewalt, Prostitution und Armut waren an der Tagesordnung. Als dann dieser Stadtteil Londons Schauplatz eines grausamen Mörders wurde fühlten sich die Menschen im stich gelassen, und fordern Polizeistreifen in den Gassen um weitere Morde zu verhindern. Doch auch die Streifenpolizisten konnten die Morde nicht verhindern. Wie ein Schatten schien der Ripper existent aber nicht greifbar. Je mehr er mordete und je mehr in der Presse erwähnt wurde, desto mehr Vergnügen schien er an diesem "Job" zu finden. Doch bis heute bleibt seine Person ein Rätesl... Wer war der Ripper? Was war der Hintergrund der Morde? Fragen über Fragen auf die keine Antwort mehr gefunden werden kann. Trotzdem gibt es keinen Charakter der so oft in Romanen oder Filmen verwendet wurde wie Jack the Ripper und bietet so unzähligen Stoff für Hollywood oder für Autoren. Jack the Ripper- Ein Mörder der in die Kriminalgeschichte einging. Kapitel 1: Eine lange Nacht --------------------------- Es war der Abend des 30. August 1888, ich hatte einen langen Tag hinter mir, den ich mit Büroarbeit verbracht hatte.. Müde und an die Decke starrend lag ich in der Badewanne meines kleinen Mietapartment in der Baker street. Eine noble Gegend und für einen Inspektor eigentlich genau das Richtige. Wie ich durch einen Kollegen wusste spielten die Sherlock Holmes Romane überwiegend in der Baker Street. Nicht das mich dies sonderlich interessieren würde. Doch London war in vielerlei Hinsicht etwas besonderes. Es gab wohl keine Stadt in der Reichtum und Elend so nahe beieinander lagen wie hier. Während die obere Schicht der Gesellschaft bei rauschenden Bällen und Teeparties beisammen saßen, starben so viele Menschen in den ärmeren Vierteln der Stadt an Hunger, Durst und mangelnder Hygiene. Und kaum einen der oberen Gesellschaftsschicht interessierte es. Wiedem auch sei. Die Reichen wurden immer reicher und den Armen zog man das letzte Hemd aus. Und das kümmerte bei der Wirtschaftslage niemanden, denn London gehörte in diesem Zeitalter zu der wohl schillernsten Metropole Europas. Neben Paris wohlbemerkt. Nachdenklich nippte ich an meinem Glas welches gefüllt mit Französischem Absinth in meiner Hand ruhte. Ich war grade seit einem Jahr wieder in London gewesen. Nun ja nicht das Westminster nicht zu London gehörte, doch nun war ich wieder mitten drin, und es erfüllte mich mit Unbehagen. Ich wusste nicht wie lange ich in der Badewanne lag, doch nun spürte ich erst wie kalt das Wasser geworden war. „Abberline?!“ Brüllte jemand und hämmerte gegen die Türe. Das Klopfen lies mich aus meinen Gedanken aufschrecken und hatte zu Folge das sich das Badewasser in Bewegung setzte und den Boden benetzte als es über den Rand der Badewanne schwappte. „Einen Moment bitte“ antwortete ich gequält während meine Hände nach einem Handtuch griffen und mein Hirn damit beschäftigt war den Rausch des Absinthes zu widersagen um nicht auf dem nun nassen Boden auszurutschen. Die kleine Mietwohnung war wirklich nicht groß und das erkannte ich immer wieder aufs neue wenn ich das Chaos erblickte. Nach einem Seufzen meiner Seits setzte das Klopfen an der Tür wieder ein. Na wunderbar, dachte ich bei mir, möchte der werte Herr vor der Tür nicht gleich mit einem Rammbock die Wohnung stürmen? Wäre wohl besser. „ Inspektor.“ Kam noch einmal ungeduldig von draußen während ich meine Kleidung anzog und das Hemd zuknöpfte. Grade er noch einmal klopfen wollte, riss ich die Tür auf und die Faust des Polizisten ging ins Leere. Innerlich amüsiert zog ich meine Augenbraue hoch und richtete die Manschettenknöpfe. „Godley, was führt Sie zu mir“ fragte ich prüfend und blickte den mir bislang unbekannten an. „Das werden Sie noch früh genug sehen, Inspektor. Kommen Sie.“ Antwortete er etwas grunzend und außer Atem. Ein weißes Taschentuch lag in seiner Hand mit der er die schweißnasse Stirn abtupfte. Er sah aus als wäre er durch halb London gerannt, dabei lag meine kleine Wohnung nicht mal im obersten Stockwerk des Hauses, sondern vielmehr im ersten Stock. Und die Sommerhitze hatte auch nachgelassen, denn seit Tagen herrschten dunkle Wolken und Regen am Londoner Himmel. Gesagt getan, ich schloss die Türe ab, nahm zuvor noch meinen Hut und Mantel ehe ich mit dem Sergeant von dannen zog. Vor dem Haus stand die Kutsche des Scotland Yards, kein besonderes Transportmittel. Das Scotland Yard gab sich nicht sonderlich viel Mühe wenn es darum ging seine Angestellten möglichst bequem zum Einsatzort zu bringen. „Sie sind ein bisschen blass um die Nase“ stellte ich bei einem der Polizisten der Godley begleitet hatte fest. Ohne zu antworten schloss diese besagte blass-gesichtige Person die Tür der Kutsche. „Nun Ihnen wird noch das Lachen vergehen Inspektor.“ Nun schien sich auch Godley unbehaglich zu fühlen und ich fragte mich warum, doch reden wollte er offenbar auch nicht. Das einzige was er sagte war, dass ich es sehen würde wenn ich angekommen wäre. Neugierig blickte ich aus dem Fenster wohin die Reise wohl gehen würde, und nach einigen Minuten ahnte ich es. Whitechapel. Selbst durch die geschlossene Türe der Kutsche drang der Gestank Whitechapels an meine Nase. Es war ein undefinierbarer Gestank der erst erkennbar wurde wenn man sich genauer umsah. Unrat, Kot, Urin und hab verweste Tiere zierten die kleineren Gassen. Es war nunmal ein Gegend die man eigentlich eher meiden sollte. „Darf ich nun erfahren was wir hier suchen?“ fragte ich und hatte langsam dieses ~Sie werden früh genug sehen was los ist~ Spiel satt. Godleys Gesichtsfarbe änderte sich schlagartig als die Kutsche hielt. „Nun sehen Sie es“ murmelte er benommen öffnete die Türe, machte aber keine Anstalten mir zu folgen. Schaulustige hatten sich versammelt und einige Polizisten hatten Mühe diese zurück zuhalten. Es sprach sich nunmal schnell herum wenn etwas nicht stimmte. Und so viele Polizisten in dieser Gegend hatten die Bewohner Whitechapel´s schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen. „Mary Ann Nichols“ rief mir jemand zu und ich drehte mich in die Richtung. „Was?“ „Der Name der Nutte“ Meine Nackenhaare stellten sich auf. Ein recht junger Polizist, ein Grünschnabel, frisch von der Polizeischule titulierte die tote Nutte. Sicher würden viele sagen: Genau das war sie doch. Aber es gab wohl nettere Bezeichnungen für Frauen die einfach kein Glück im Leben gehabt haben . „Ich hoffe ich habe mich verhört“ raunzte ich den Polizisten an ehe ich auf die Leiche zu ging. Seufzend kniete ich mich nieder, blickte zu der Frau zu meinen Füßen, reckte meinen Kopf in die Höhe und lies meinen Blick schweifen. Buck's Row, so der Name der Straße. Es war zwar eine kleine Seitengasse, nichts besonderes aber trotzdem befanden sich auf jeweils beiden Straßenseiten Wohnhäuser. „Wurden die Anwohner befragt?!“ fragte ich und sah mich um, als Godley nun doch die Kutsche verlassen hatte um bei den Ermittlungen behilflich zu sein. „Ja, doch niemand hat etwas gesehen oder gehört.“ „Natürlich hat niemand etwas gesehen oder gehört. In dieser Gegend ist man alleine. Grade in dieser“ ich räusperte mich kurz „ Branche.“ Godley nickte nur zustimmend während ich mich weiter umsah. Ermordet... auf eine grauenhafte Art und Weise, die eher einer Schlachtung glich. Während der Untersuchung des Tatortes hatte sich Godley auf meine Anweisungen noch einmal an die beiden Männer gewendet die, die Tote gefunden hatten. „200 Meter bis zum Krankenhaus“ murmelte ich vor mich hin ehe ich wieder zu Godley blickte. „200 Meter bis zum Krankenhaus und niemand will etwas gesehen oder gehört haben. Entweder sie verschweigen etwas oder der Mörder kennt sich hier bestens aus“ stellte ich fest. Einige Stunden später lag die Tote bereits in der Gerichtsmedizin, die notdürftig und eher etwas sporadisch wirkte. Es wurde wohl eine lange Nacht. Godley war damit beschäftigt eine Zigarette zu drehen während ich ungeduldig wie ein Tiger im Käfig vor der Tür der Gerichtsmedizin wartete. Nach einiger Zeit wurde es mir jedoch zu Bund und trat einfach ein. Ich war Inspektor, ich musste wissen was los war, ich musste wissen ob es Hinweise gab. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, das der Gerichtsmediziner grade soweit kam um die Organe die fehlten bestimmen zu können ehe er nun blass auf einem Stuhl in der Ecke saß und in einen Eimer mit seinem Erbrochenen sah. Er blickte kurz auf, ekel und entsetzen standen in diesem Gesicht geschrieben und so schnell er auch aufgesehen hatte, so schnell blickte er nun wieder in den Eimer um sich ein weiteres mal zu übergeben. Hatte ich etwas verpasst? War dieser Mann nicht genau für so etwas ausgebildet worden? War das nicht sein Beruf? Godley war mir nun gefolgt und hatte hinter mir Stellung eingenommen. Ebenso verständnislos wie ich blickte er nun den Gerichtsmediziner an. „Wir brauchen einen Mediziner mit einem starken Magen“ flüsterte ich und Godley nickte nur ehe er sich abwendete und auf die Leiche zu ging. „Mary Ann Nichols, oder auch Polly genannt. Sie ist 43 Jahre und schlug sich die letzten Jahre als Prostituierte durchs Leben. Sie lebte in Arbeitshäuser und Pensionen. Sie hat einen Ex- Mann wie wir herausgefunden haben. William Nichols, er ist Druckmaschienenbauer. Er hat Mary Ann Nichols verlassen als Stimmen laut wurden das Sie eine Affäre mit einem anderen Mann hatte. Doch William Nichols hatte sie dann verlassen wegen einer Krankenschwester. Nach einem Jahr folgte dann die standesgemäße Scheidung. Sie hatte keine feste Unterkunft. Mietete sich immer wieder in Pensionen ein. Und heute morgen wurde sie dann gegen 3.40 Uhr in der Buck´s Row von Charles Cross und Robert Paul gefunden.“ erklärte Godley das bisher bekannte über den Fall. „Sie sagten 3.40 Uhr. So weit ich weis waren Constable Thain und Sergeant Kerby in der Nähe gewesen, ungefähr zum selben Zeitpunkt. Und von den beiden will auch niemand etwas gehört oder gesehen haben?“ Das ganze war einfach merkwürdig. Zwei Angestellte des Scotland Yards waren in unmittelbarer nähe und niemand möchte etwas gehört haben. Wohnhäuser mit bis zu zwölf Personen in einem Raum unmittelbar in der Nähe und niemand möchte etwas gehört oder gesehen haben. Entweder verschwiegen die Personen etwas, oder der Mörder hatte mit solch einer Präzession gearbeitet und hatte das alles geplant. In Gedanken ging ich noch einmal jedes Detail durch das Godley genannt hatte. Und dann hatten wir wenigstens einen Anhaltspunkt gehabt, und konnten schon einmal einen potentiellen Verdächtigen ausschließen. „Ich nehme an der Ex-Mann war es nicht“ murmelte ich nur leise als mir ein Zeitungsartikel wieder einfiel das William Nichols vor ein paar Monaten Selbstmord begangen hatte, nachdem seine kleine Druckmaschienenfirma den Bach runterging und rote Zahlen schrieb. Zumal würde ich ein Gentleman wie er es war, sicher nicht 8 Jahre nach der Scheidung seine Ex-Frau ermorden. Doch während ich so grübelte und mir die Leiche der Frau ansah, fiel mir etwas in ihrer Hand auf. Es sah aus wie Stiele einer Frucht. Behutsam nahm ich die Hand der Toten und drehte diese vorsichtig, so das die Handinnenfläche nach oben zeigte. Fest umschlossen ruhten diese Fruchtstiele in ihrer Hand. Es schien als wäre das sozusagen ihr letzter Halt gewesen, während der Mörder auf sie einstach. „Traubenstiele“ murmelte Godley während ich meine Entdeckung fast schon etwas triumphierend ins Licht hielt. Trauben waren zu dieser Zeit sehr teuer, genau wie alle anderen Obstsorten. „Bleibt nur die Frage- Wie kommt eine Prostituierte an Trauben?“ fragte ich Godley der ebenso ratlos auf die Traubenstiele sah. Doch ich ahnte es ja bereits- es würde eine lange Nacht werden Kapitel 2: Die Freudenmädchen von Whitechapel --------------------------------------------- Der 2. September brachte noch einmal eine Hitzewelle mit sich die unvorhersehbar über London herein brach. Und so waren nach einem Tag die Untersuchungen an Mary Ann Nichols abgebrochen worden, denn durch die Hitze waren die Verwesungsgase derartig unerträglich geworden, das weitere Untersuchungen unmöglich geworden waren. Und außerdem brachten diese ohnehin keine neuen Ergebnisse. Denn wohl jeder der mit dem Fall vertraut gemacht worden war, tappte im dunkeln. Jeglicher Hinweis führte ins nichts. Das erste mal in meiner Polizeilichen Karriere war ich ratlos. Und das Schlimmste war, dass die Presse sich nun auch noch in die Angelegenheiten des Scotland Yard einmischten und unter den Bürgern Whitechapels Panik aufkommen lies. Sie hatten dem Mörder einen Namen gegeben. Jack The Ripper, war geboren. „Natürlich ist es nicht der geeignetste Zeitpunkt, Inspektor, aber dennoch benötigen wir Informationen“ murmelte Godley leise während wir den Kirchhof von Whitechapel betraten. Die Beerdigung von Mary Ann Nichols war nur mäßig besucht. Der Priester, ein Messdiener und vier Frauen waren anwesend. Prüfend sah ich mich um, und stellte fest das der Toten am Tag ihrer Beerdigung wirklich wenig Aufmerksamkeit engegen gebracht wurde. Doch so war Whitechapel nunmal. Man starb einsam. „Miss Nichols ist nicht einmal unter der Erde, Godley. Und ich denke das es passendere Zeitpunkte als diesen gibt, um die Freundinnen der Toten zu befragen.“ stellte ich fest und wollte wieder gehen, als die Trauerfeier beendet war, und das kleine Grüppchen sich auflöste. Jede der Frauen verließ den Ort alleine. „Ich wusste nicht das sich Kunden für den Tod einer Hure interessieren“ drang hinter mir die Stimme einer jungen Frau an mein Ohr. Etwas erschrocken über die Worte dieser, drehte ich mich zu ihr und musterte sie eine Weile. Vor mir stand eine junge Frau mit rot gelockten Haaren, blassem Taint, zierlicher Gestalt und wenig prachtvollen Kleidern. Mary Jane Kelly war ihr Name, wie sich später herausstellte. „Nun das liegt daran das ich weder ein Kunde bin, noch Interesse an den Diensten Ihrer Freundin Miss Nichols hatte“ entgegnete ich höflich und lächelte etwas zaghaft. „Mein Name ist Inspektor Abberline. Und ich darf annehmen das Sie eine Freundin der Toten sind?“ „Inspektor? Das hieße dann, das es Scotland Yard nicht gleichgültig ist was in dieser Gegend geschieht?“ „Nein Ma ´am. Es ist niemandem gleichgültig was hier vor sich geht“ „So.?!“ kam etwas verwundert von Mary. Doch ich konnte es verstehen, denn nicht oft bekamen die Menschen hier Hilfe die auch wirklich eintraf, insbesondere die Polizei verwehrte oftmals jegliche Hilfe. Whitechapel sei ein hoffnungsloser Bezirk, so war es oft zu lesen, wenn Anträge zur Gewährleistung der Sicherheit abgelehnt wurden. „Ich werde alles was in meiner Macht steht, unternehmen um den Mörder zu fassen“ „Dann gehen Sie zur Nickles- Bande. Es können nur McQueen und seine Bande von Idioten hinter dem ganzen stecken. Es war in der Nacht in der Mary Ann ermordet wurde. McQueen ist der Bailiff der Bande und lauert uns auf, um die Miete einzutreiben. Er sagte wenn wir nicht auf fünf Pfund die Woche kommen würden, dann... hätte unser letztes Stündlein geschlagen.“ begann Mary zu erzählen. Ich lauschte aufmerksam der jungen Frau und dachte einen Moment nach. Aber wenn es wirklich McQueen gewesen sein sollte. Wieso hat er dann mit solch einer Präzession die „Einnahmequelle“ dieser Frau entfernen können? Diese Tat hatte schon etwas chirurgisches. Man brauchte gewisse Kenntnisse um so sauber, und doch schnell zu arbeiten. Und McQueen hatte diese Kenntnisse wohlkaum. Und dann kamen mir wieder die Traubenstiele in den Sinn. McQueen, der so hinter dem Geld der armen Frauen hinterher war, hätte sich wohlkaum Trauben leisten können. Nein McQueen konnte nicht dahinter stecken. Das wäre unmöglich. „Ich werde mich darum kümmern Ma ´am. Doch Sie sollten in Zukunft vorsichtiger sein, und menn nicht sogar die abendlichen Aktivitäten einstellen“ riet ich ihr, doch stattdessen traf ich auf grenzenloses Unverständnis. Ihre Blicke durchbohrten mich und es sah aus als wolle Sie mich mit ihrem Blick töten. „Die abendlichen Aktivitäten einstellen? Inspektor Abberline. Ich denke es ist Ihnen nicht sehr geläufig wie man hier in dieser Gegend lebt. Aber ich für meinen Teil weis wovon ich lebe. ..“ Mary wollte weiter sprechen, doch eine ihrer Freundinnen gesellte sich zu ihr. „Wer ist denn der junge Mann?!“ hörte ich die Fremde fragen und Mary verstummte schlagartig, als auch noch eine zweite hinzu kam. Na herrlich. Ich meinte es gut mit diesen Frauen, und um einen weiteren Mord zu verhindern mussten die Frauen in Sicherheit sein, Sicherheit die es in Whitechapel nicht gab und wohl nie geben würde. „Hören Sie Ma ´am. Seien Sie einfach vorsichtig. Sie und ihre Freundinnen. Das war alles was ich damit sagen wollte. Falls Ihnen und ihren Freundinnen etwas ungewöhnliches auffällt. Kontaktieren Sie mich.“ brachte ich nur leise zu stande. Godley sah sich das ganze wohl belustigt an. Denn nun war ich es der von einer Frau vorgeführt wurde. Ich beschloss es dabei vorerst zu belassen und mich zurück zu ziehen. „Ma´am“ ich nickte den Damen und und wendete mich zum gehen, und wie ein kleiner Hund folgte mir Godley. „Inspektor... ich glaube wir sollten wirklich dieser Nickles-Bande nachgehen. Miss Kelly schien ängstlich zu sein, richtig panisch. Wenn Sie ihr Vertrauen gewinnen möchten, dann gehen wir dem ganzen sofort nach“ murmelte Godley leise während er seinen rundlichen Körper langsam richtung Kutsche bewegte. „Gut ich werde McQueen aufsuchen, aber Sie Godley... werden mich begleiten!“ beschloss ich und grinste dann etwas während Godley in der Kutsche platz nahm und mit dem weißen Taschentuch sein Gesicht abtupfte und in dem Moment wohl leichenblass wurde. Menschen wie McQuee, trieben sich selten bei Tag in den gassen umher. Sie warteten meist bis ihre Schuldner schutzlos der Dunkelheit ausgeliefert waren um dann ihre Drohungen auszusprechen, oder bereits ausgesprochene Drohungen in die Tat umzusetzen. Vor Jahren gab es in Westminster einen ähnlichen Mord. Eine junge Frau wurde brutal verstümmelt da ihr Mann bei einer dieser zwielichtigen Banden Geld geliehen hatte. Er bekam Drohungen, sogar welche die an seine Frau gerichtet waren, doch war es ein Fehler diese nicht ernst zu nehmen. Mit solchen Banden war nicht zu spaßen. Am Abend des 4. September suchte ich mit Godley, Whitechapel ein weiteres mal auf um mich mit dem Bailiff McQueen zu unterhalten. Doch dieses Vorhaben war schwieriger als geplant, denn niemand wusste wo er sich aufhielt, also beschloss ich meine Suche im Ten Bells zu beginnen. Der Geruch von Alkohol, Schweiß und Dreck drang an meine Nase und lies kurz die Nackenhaare aufstellen. Es war noch immer in meinen Augen eine unangenehme Gegend. Ruhelos während ich durch die Menschenmenge ging wanderte mein Blick in dem Pub umher. Doch ich erkannte neimanden der im entferntesten McQueen sein konnte, doch ich erkannte jemand anderen. Mary Kelly. Mit ihren Freundinnen saß sie im hintersten Eck an einem Tisch und schien sich prächtig zu amüsieren, denn sie lacht und unterhielt sich sichtlich aufgeregt mit ihren Freundinnen. Als sie zu mir sah nickte ich ihr kurz zu und musterte sie noch eine ganze Weile, ehe sie sich erhob und auf mich zuging. „Sie halten also Ihr Wort Inspektor?“ fragte sie mich. Und sah mich wieder einmal prüfend an. „Ja ich halte mein Wort aber ich denke wir sollten uns wo anders unterhalten“ murmelte ich während ich meinen Blick erneut durch den Pub schweifen lies. Wenige Minuten später fanden wir uns in einer Seitengasse wieder. Sie erzählte mir ausführlich von den Nickles und ihren krummen Geschäften. Diese Nickles Bande schien es faustdick hinter den Ohren zu haben. Und doch gab es keine eindeutigen beweise mit denen man sie überführen und inhaftieren konnte. Somit dümpelten wir weiterhin im dunkeln. Kapitel 3: Annie Chapman ------------------------ Die Ermittlungen waren in vollem Gange, doch stand noch immer Ratlosigkeit an der Tagesordnung und es machte mich wahnsinnig, nicht zu wissen wer hinter diesem grausamen Mord steckte. Doch es sollte nicht der erste und letzte Mord sein. Am Morgen des 8. September 1888 klopfte es wie beim ersten Mord an meiner Tür. Es konnte nur Godley sein, also erhob ich mich schlaftrunken von dem kleinen Sofa und wankte auf die Türe zu. Mein Kopf hämmerte vom Absinth und Laudanum am Vorabend. Als ich jedoch die Tür öffnete und Godley tatsächlich vor dieser stand, blickte er mich ernst an und musterte mich eine Weile. Als ich so an mir herunter sah, erkannte ich das ich wohl in der Nacht auf dem Sofa eingeschlafen sein musste, denn ich trug noch die Kleidung vom Vortag. Wiedem auch sei. Godley unterrichtete mich das eine Frauenleiche in irgendeinem Hinterhof von Whitechapel gefunden wurde. Mit einem mal war ich schlagartig wach, machte mich kurz frisch und begleitete dann Godley auf ein weiteres mal nach Whitechapel. Die Leiche lag in einem Hinterhof der Hanbury Street. Dieses mal schien sich der Ripper selbst übertroffen zu haben. Langsam und bedächtig näherte ich mich der Leiche und hielt ein Taschentuch vor meine Nase und Mund. Der Gestank war jetzt schon unerträglich gewesen und Fliegen surrten durch die Luft und ließen sich immer wieder auf der Leiche nieder. Der Ripper war dieses mal mit äußerster Brutalität vorgegangen. Die Kehle der Frau war durchgeschnitten, doch nirgendwo an den Hauswänden waren Blutspritzer zu erkennen. Ein tiefer Schnitt der die Organe freilegte war am Bauch der Prostituierten zuerkennen. Die Organe waren über ihre rechte Schulter geworfen worden und ruhten neben ihrem Kopf. Ich musste sehr an mich halten und drehte mich einmal kurz weg um durchatmen zu können. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte machte ich mich daran die Leiche zu untersuchen. Es wirkte als wäre sie wieder nur an diesem Ort abgelegt worden, denn nichts wies darauf hin das man sie an selber Stelle auch ermordet hatte. Und dann, die Parallele zum ersten Opfer... unter dem Arm der Leiche entdeckte ich Traubenstiele. „Wieder Traubenstiele. Aber warum?“ kam von Godley der vorsichtig über meine Schulter zu der Toten blickte. Ein bekannter Geruch drang an meine Nase als ich mich über die Tote beugte. Ich schloss kurz die Augen konzentrierte mich auf den Duft, es dauerte einen Moment bis ich diesen erkannte. Behutsam führte ich meine Hand an ihre Lippen und wischte einen Tropfen an ihrer Lippe ab und roch an diesem. „Absinth“ roch ich heraus doch da war noch eine andere Note in dem Geruch, eine mir wohlbekannte. Laudanum. Doch nur jemand der dies täglich zu sich nahm, konnte diesen Geruch erkennen. Sicher, Godley wusste von meinen Problemen, doch die umherstehenden Polizisten sollten davon nichts erfahren. Also warf ich Godley einen vielsagenden Blick zu, der wohl zu verstehen schien. „Er wiegt die Frauen in falscher Sicherheit. Wer würde Trauben als Geschenk skeptisch betrachten. Ein reicher Mann kann wohlkaum gefährlich sein.“ kam es mir mit einem mal in den Sinn. „Sie meinen er nutzt es als Lockmittel?“ „Exakt“ „Mistkerl“ „Dem kann ich nur zustimmen, Godley“ „Sir, wie Sie sicherlich schon erfahren haben, wurde heute in der Hanbury Street eine weitere Leiche gefunden. Wie ich durch sichere Quelle erfahren habe, handelte es sich bei der prostituierten um Annie Chapman. Sie wurde heute Morgen von zwei Arbeitern im Hinterhof des Arbeiterhauses gefunden.“ begann ich meinem Boss zu erzählen. Charles Warren, der Polizeichef der Metropolitan Police London, und kein sehr angenehmer Zeitgenosse. Im Gegenteil. Es war eine furchtbare Person, der ich nur zu gerne meine Meinung gegeigt hätte, doch verpackte ich diese immer höflich und geschickt in meinen Ausführungen über das Geschehene. Doch er hatte dem Haftbefehl der Nickles-Bande stattgegeben und sie waren frühen Mittag von Godley und ein paar Männer gefasst worden. Man würde sie zwar nur kurzweilig festhalten können, doch was es schon einmal ein Anfang. „Und ... wer denken Sie steckt dahinter? Eine Rothaut.. oder ein Jude.. vielleicht?!“ platze es dem Polizeichef ohne weiteres heraus. Ja, die Gesellschaft war engstirnig, vor allem die Art der Gesellschaft in der sich Warren bewegtet. „Bei allem Respekt, Sir, Aber ich halte es für unklug solche Vermutungen zu äußern, wenn sie nicht belegt werden können“ bat ich ihn. Wenn etwas dieser Art an die Öffentlichkeit gelangen würde, so wäre ein Aufstand in Whitechapel nicht mehr aufzuhalten gewesen. Denn in dieser Gegend gab es eine Menge Geschäfte die von jüdischen Mitbürgern mit jahrelanger harter Arbeit aufgebaut wurde. „Ich bitte Sie Inspektor. Ihnen mögen, so manche Lösungen eines Falles im Traum einfallen, aber es geht hier um Tatsachen. Es wurden zwei Dirnen ermordet. Weisgott bin ich niemand der solche Dienstleistungen für gut heist, und je mehr Dirnen sterben umso besser. Doch kann dies nur das Werk eines Wahnsinnigen sein“ wetterte Warren weiter. „Scharf beobachtet, Sir“ „Ich bin kein freund von Sarkasmus, Inspektor.“ „Das weis ich, Sir. Verzeihung. Aber es kommt nur jemand in Frage der sich mit der menschlichen Anatomie auskennt. Denn es wurde mit äußester Genauigkeit vorgegangen, das dies das Werk eines Chirurgen sein kann“ „Oder einem jüdischen Metzger, hieß es nicht das ein Stück Leder im Mund der Leiche gefunden wurde?“ kam wieder von Warren. ~Nur zu gerne würde ich Ihnen mit einem Stück Leder das Maul stopfen~ dachte ich bei mir und meine Lippen verzogen sich kurz zu einem Lächeln. „Sir, dies war ein Hingespinst eines Journalisten der vor Ort war, und von Sergeant Godley sozusagen eine Bestätigung eines nicht vorhandenen Gegenstandes erschleichen wollte. Doch es wurde kein Lederstück gefunden, Sir. Lediglich Traubenstiele wurden wie auch bei der ersten Leiche gefunden.“ „Wer würde denn einer Hure Trauben schenken, die kosten ein Vermögen“ „Sehen Sie Sir. Es kann nur ein Bürger sein der vermögend ist und der über die nötigen Kenntnisse des menschlichen Körpers verfügt“ „Wollen Sie etwa damit sagen das es ein braver Bürger der Oberschicht ist?!“ nun wurde Warren laut. und Irgendwie genoss ich diesen Moment. Warren schien innerlich schon derart zu brodeln, das es nun endlich nach außen durchdrang. Ich hatte mein Ziel erreicht, ich hatte ihn wieder einmal auf die Palme gebracht. „Ein Bürger Londons, ein Engländer wäre wohlkaum im Stande zu solch einer Tat. DAS ist die Tat eines Monsters, eines Barbaren, nicht die eines Chirurgen oder eines reichen Bürgers“ donnerte er nun weiter. „Nun gut, Sir, aber wir müssen bedenken das in Whitechapel der ideale Schauplatz für solch eine tat ist, und wir müssen die Wachen aufstocken.“ Warren hielt bei meinen Worten inne, doch lehnte er wie so oft ab. „Das würde nur zu viel Aufsehen erregen. Wir möchten keine Panik erzeugen“ „Glauben Sie mir, es dauert nicht mehr lange, bis diese Panik durch unsere Machtlosigkeit ausbrechen wird, Guten Tag“ Ich erhob mich, nahm meinen Hut und meinen Mantel den ich sorgfältig über die Schulter legte. „Inspektor. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, kümmern Sie sich um die Angelegenheiten die für Sie bestimmt sind“ knurrte Warren leise und verzog seine Augen zu Schlitzen. Ich hatte beschlossen nichts mehr zu sagen, und den Triumph zu genießen, denn Warren fuhr nur aus der Haut wenn er sich unterlegen fühlte, und das fühlte er sich wohl in meiner Gegenwart ununterbrochen, denn aus irgendeinem mir unerkennbaren Grund fuhr er nur bei mir aus der Haut. Am Abend hatte ich mich dazu entschlossen mich mit Mary Kelly zu treffen. Durch einen weiteren besuch in der Gerichtsmedizin, mit ihrem Magenschwachen Leichenbeschauer, hatte ich mich etwas verspätet, doch aus irgendeinem unerklärlichen Grund war ich erleichtert das Mary noch am verabredeten Ort auf mich wartete. „Ma´am“ hauchte ich leise neigte den Kopf. „Sie... haben Annie gefunden“ gab Mary mit belegter Stimme zurück. Sie musste geweint haben, denn im fahlen Licht der Straßenlaterne glänzte ihre Wange als würden noch immer Tränen über diese kullern. „Ja, das ist richtig“ „Sie haben gesagt, das Sie uns helfen werden“ „Ma´am ich tue alles was in meiner Macht steht, und wir sind wieder ein ganzes Stück weiter in der Ermittlung“ „Wie viele von uns müssen noch sterben ehe wir hier raus geholt werden“ Meine Hände packten sie an der Schulter und ich sah sie eindringlich an. Mary schien kurz zusammen zu zucken, denn sie blickte mich erschrocken an. Kurz schloss ich meine Augen. „Sie haben gesagt das Sie etwas unternehmen werden“ sagte sie noch einmal leise, aber nicht minder eindringlich. Und genau dieses Versprechen, und diese Machtlosigkeit machten mich wahnsinnig. „Für den Moment kann ich nichts weiter tun als Ihnen und Ihren Freundinnen zu raten, das nächtliche Geschäft zu meiden, bis der Mörder gefasst ist. Sie Nickles-bande wurde verhaftet aber wir können sie wohl nicht länger als ein paar Tage festhalten.“ „Die Nickles-Bande ist gefasst worden? Wann?“ „Heute Mittag. Godley hatte dafür gesorgt, das Chief Warren dem ganzen stattgibt.“ „Aber, das heist wenn die Nickles es waren dann...“ „Es ist nicht sicher das es die Nickles- Brüder waren, noch ist garnichts sicher Mary. Ich bitte Sie einfach, sich für eine kurze Zeit aus dem Geschäft zurück zu ziehen“ unterbrach ich sie und blickte sie eindringlich an. „Und wie soll ich das tun? Ich habe kein Geld, kein Dach über dem Kopf.“ Auf dieses Gespräch war ich vorbereitet, Ich zog meine Geldbörse aus der Manteltasche und drückte ihr etwas Geld in die Hand. „Kaufen Sie sich und ihren Freundinnen etwas zu Essen und mieten Sie sich in eine Wohnung ein. In ein paar Tagen werde ich im Ten Bells eine Nachricht für Sie hinterlassen. Sagen Sie niemandem wo Sie hingehen, mir auch nicht“ hauchte ich leise und Mary sah auf. Ich wusste nicht was in ihr vor sich ging. Sie schien nachdenklich gestimmt zu sein. „Was ist mit Ihnen, reicht das Geld nicht aus?“ wollte ich dann wissen und sah mich kurz wieder um ehe ich dann wieder in ihre Augen sah. „Doch das tut es, aber... wieso helfen Sie mir? Ich meine, das hat noch nie jemand für mich getan, ich weis garnicht wie ich mich bei ihnen Bedanken kann “ „Mary... befolgen Sie meinem Rat, das ist Dank genug.“ Mary nickte nur knapp und trat ein paar Schritte von mir zurück. Auch ich nickte ihr zu und verabschiedete mich. Ein längst vergessenes Gefühl stieg in mir auf. Ein Gefühl das ich seit dem Tod meiner geliebten Frau nicht mehr empfunden hatte, und doch wusste ich das es ein Fehler war... jedenfalls für diesen Moment. Kapitel 4: Dear Boss -------------------- Mary schien meinen Rat zu befolgen, denn als Godley und ich uns zwei Tage später noch einmal in Whitechapel umsahen, lief sie uns nicht über den Weg. Und ich war doch sehr erleichtert darüber. „Sie sehen etwas angeschlagen aus, Inspektor“ „Nun, das wird der mangelnde Schlaf in letzter Zeit sein“ Godley beließ es bei dieser Antwort und harkte nicht weiter nach, worüber ich mehr als nur froh war. Als die Kutsche hielt, stiegen wir an der Hanbury Street aus um noch einmal die Anwohner zu befragen. Der Ripper hatte in dem Hinterhof eines Arbeiterhauses gegen 5 Uhr morgens eine Prostituierte ermordet, und niemand wollte etwas gehört haben. Das alles ging über meine Vorstellungskraft hinaus. Godley klopfte gegen die Holztür eines Wohnhauses und eine kleine ältere Dame öffnete. „Ma´am“ Godley setzte seinen Hut ab und ich beobachtete das Schauspiel schweigend und etwas belustigt. Natürlich war nichts lustiges an dieser Situation, aber es war amüsant mit anzusehen wie Godley unbeholfen vor dieser Frau stand. „Entschuldigen... Sie die Unannehmlichkeiten, mein Name ist Sergeant George Godley, ich bin am Jack the Ripper Fall als Ermitler beteiligt und wir müssen ein paar Fragen stellen“ Nun schob ich Godley beiseite reichte der Frau die Hand und blickte sie sanft lächelnd an. „Inspektor Abberline, entschuldigen Sie die Störung. Aber Sie wohnen ziemlich nahe am Tatort, ist Ihnen etwas ungewöhnliches aufgefallen?“ „Nein, Sir. Mein Sohn fand die Leiche aber gehört oder gesehen hat niemand was“ Wieder die selbe Antwort, genau wie ich es erwartet hatte, niemand wollte etwas gesehen oder gehört haben. „Der Hof ist für jeden frei zugänglich?“ meldete sich Godley wieder zu Wort. „Ja, Sir, der Hof ist frei zugänglich, da der Hof auch Durchgang zu den Häusern des Hinterhofes ist“ Ich dachte einen Moment nach und blickte an der Frau vorbei in das Innere des Hauses. „Wie viele Menschen leben hier?“ „Neunzig Menschen.“ war die kurze und knappe Antwort und es lies mich doch ziemlich staunen. Neunzig Menschen lebten hier auf dem engsten Raum zusammen, hatten kaum Essen, keine Privatsphäre, und der Tod war ihr ständiger Begleiter. „Danke, Ma´am“ murmelte ich setzte meinen Hut wieder auf und zerrte Godley mehr oder weniger mit mir mit. „Das passt einfach nicht, 90 Menschen leben auf engsten Raum zusammen und niemand hat etwas gehört oder gesehen. Das ist mir unbegreiflich.“ murmelte Godley und ich seufzte leise. „Genau so weit war ich auch schon“ stellte ich fest und blickte noch einmal zu dem Haus. Ich sah zu dem kleinen Gang der in den Hinterhof führte und legte den Kopf schief. Von der Neugierde gepackt versuchte ich zu denken wie ein Mörder. „Er hat sie hier ermordet“ murmelte ich als seltsame Bilder vor meinem geistigen Auge zuckten. Für gewöhnlich hatte ich dies nur in der Nacht, doch nun konnte ich es vor meinem geistigen Auge sehen. „Er musste einen Kontaktmann haben, der die Frauen zu ihm lockt.“ Ich sah mich weiterhin in der Seitengasse um. In der Dunkelheit konnte man dies durchaus für einen sicheres „Versteck“ verwenden. Doch die Schreie müssten an den Hauswänden widerhallen, doch was ist wenn das Opfer keine Zeit hatte zu schreien. „Er hat auf sie gewartet, während das Opfer ahnungslos und benommen vom Laudanum versetzten Absinth diesen kleinen Durchgang passierte. Die Haustür sind auf der Straßenseite gelegen und eine Haustür befindet sich im Hinterhaus.“ dachte ich laut nach. Das dachte ich immer somit konnte Godley meinen Gedanken folgen und konnte sich ebenfalls ein Bild des Tathergangs machen. Ich reckte meinen Kopf in die Luft und begutachtete die sperrlichen Fenster. Viele von diesen waren vernagelt worden um sich vor der bald hereinbrechenden Kälte zu schützen, denn viele der Scheiben waren zerbrochen und das Geld war knapp, also reichte es nicht für eine Reparatur. „Ich denke ich habe den Grund gefunden warum niemand etwas gehört haben will“. „So?“ fragte Godley und sah sich etwas um, drehte sich einmal auf der Stelle und lief dann in seinem gewohnten Watschelgang auf mich zu. „Ja, die zerbrochenen Fensterscheiben, wurden mit Brettern versehen um die nächtliche Kälte abzuhalten, und somit wurde dieser Raum praktisch schalldicht gemacht, es dringt kein Geräusch von außen nach innen und auch andersrum.“ Godley musterte mich skeptisch nickte dann jedoch. Es war die perfekte Gegend, heruntergekommen und nach Tod schreiend., das perfekte Verbrechen in der Perfekten Umgebung. „Inspektor?“ fragte dann Godley während er sich nun wohl doch dazu durchgerungen hatte, sich in dem Hinterhof umzusehen. „Was ist wenn der Mörder hier gestanden hatte, und dann sein Opfer von hinten gepackt und den Mund zugehalten hat, somit konnte nicht einmal ein Schrei die Kehle des Opfers verlassen“ setzte Godley seine Ausführungen weiter fort, nachdem er meiner Aufmerksamkeit sicher war. „Gute Beobachtung, Sergeant“ „Danke“ Doch erst der 25. September, 17 Tage nach dem Mord an Annie Chapman, sollte der Fall eine Wendung mit sich bringen. Auf dem Revier angekommen lies ich mich zunächst in den schweren Schreibtischsessel aus schwarzem Leder sinken und lehnte mich zurück. Grübelnd blickte ich an die Decke während Godley sich dem Teekessel widmete. „Er hat das alles geplant... er tötet nicht wahllos“ kam es mir mit einem mal. Ein Mord war grausamer als der andere. Der Mord an Mary Ann Nichols war längst nicht so grausam wie der an Annie Chapman. Denn Annie Chapman wurde regelrecht ausgeweidet und es fehlten Organe und Geschlecht. Bei Mary Ann Nichols fehlten lediglich Geschlecht, nicht das dies Grausam genug war, doch sprach der Mord an Annie Chapman von einer zunehmenderen Brutalität des Rippers. Und außerdem standen die Opfer alle in Kontakt. Grade als ich mich einer Zigarette widmen wollte, wurde die Tür aufgerissen. „Sir es kam Post, es heist ich solle den Brief an Sie weiterleiten. Chief Warren hat ihn bereits zu Gesicht bekommen, und möchte erfahren wie Sie darüber denken“ erzählte ein Hilfspolizist aufgeregt. Ich nahm meine Füße von dem Mahagonischreibtisch und beugte mich vor. Ich beäugte den Hilfspolizisten der völlig verdattert und aufgeregt im Türrahmen stand und den Brief fest umklammert in den Händen hielt. „Wollen Sie dann nicht eintreten, oder warten Sie auf eine Extraeinladung?“ fragte ich etwas schroff, auch wenn dies nicht in meiner Absicht stand. Schnellen Schrittes lief er auf mich zu und legte den Brief auf meinen Schreibtisch. Dann verschwand der junge Mann wieder aus meinem Büro. Was konnte in diesem Brief stehen das es diesen armen Polizisten so mitnehmen konnte. „Inspektor?“ fragte Godley und deutete an das ich den Brief öffnen sollte. Doch ich lies mir aus einem unerklärlichen Grund ziemlich viel Zeit. Ich sammelte mich zunächst ehe meine Finger langsam das Siegel öffneten und den Brief auseinander falteten. Doch was dort geschrieben stand, entsprach jeglicher Grausamkeit des Rippers. Fassungslos begann ich nun den Brief noch einmal für Godley laut vorzulesen, denn dieser lugte schon die ganze Zeit ungeduldig über meine Schulter und kniff die Augen zusammen um die Schrift entziffern zu können. „Lieber Boss, 25. Sept.1888 mir kommt ständig zu Ohren, die Polizei hätte mich geschnappt, aber sie wird mich jetzt nur nicht erwischen. Ich habe gelacht wenn sie so schlau aussehen und darüber reden, sie wären auf der richtigen Spur. Dieser Witz über "Leather Apron" hat mich richtig zum Lachen gebracht. Ich bin hinter Huren her und ich werde nicht aufhören, sie aufzuschlitzen, bis ich geschnappt werde. Der letzte Job war großartige Arbeit. Ich habe der Dame keine Zeit zum Kreischen gelassen. Wie können sie mich da schnappen? Ich liebe meine Arbeit und will wieder weitermachen. Sie werden bald von mir und meinen komischen Spielchen hören. Ich habe etwas von dem roten Zeug vom letzten Job in einer Ginger Bierflasche aufbewahrt, um damit zu schreiben, aber es wurde dick wie Kleister und ich kann es nicht mehr benutzen. Rote Tinte tut´s auch, hoffe ich, ha ha. Beim nächsten Mal schneide ich die Ohren der Dame ab und schicke sie den Polizisten, nur so zum Spaß, das würden sie doch auch tun, oder? Halten Sie diesen Brief zurück, bis ich noch ein bißchen mehr gearbeitet habe, dann geben sie ihn sofort heraus. Mein Messer ist so schön und scharf, ich möchte gleich wieder an die Arbeit gehen, wenn sich die Gelegenheit für mich bietet. Viel Glück. Ihr ergebener Jack The Ripper Macht ihnen doch nichts aus mir diesen Markennamen zu geben PS: Habs leider nicht geschafft, den Brief zu veschicken, bevor ich die rote Tinte von meinen Händen hatte. Verdammt. Kein Glück bisher.Nun sagen sie ich wäre ein Arzt. ha ha.“ „Dieser Mistkerl verhöhnt uns“ murmelte Godley während er mit dem Taschentuch über seine Stirn fuhr. „Da stecken nicht die Nickles-Brüder dahinter, sie befinden sich noch immer in Gewahrsam.“ fiel mir wieder ein. Das alles nahm wirklich eigenartige Züge an. Ich beschloss Mary einen Brief zukommen zu lassen und nahm Briefpapier und meinen Füllfederhalter. Doch ich hätte nie gedacht das diese Zeilen so unglaublich schwer sein würden zu formulieren. „ Liebe Mary, Wie versprochen habe ich Ihnen einen Brief zukommen lassen, in der Hoffnung das Sie wohlauf sind. Die Nickles-Brüder werden bald wieder auf freiem Fuß sein, denn es wurde bestätigt das Sie mit den Morden nicht im Zusammenhang stehen, und ich bin auch von deren Unschuld überzeugt. Und wenn die Zeit gekommen ist, werde ich es Ihnen erklären. Ich bitte Sie weiterhin vorsichtig und auf Ihre eigene Sicherheit bedacht zu sein. Whitechapel ist noch immer kein sicherer Ort für Sie und ihre Freundinnen. In der Hoffnung das Sie wohlauf sind. Ihr F.G. Abberline.“ Ich hatte unzählige Briefe begonnen und auch den den ich ihr letzten Endes zukommen lies, empfand ich als Peinlichkeit meinerseits. Am selben Abend machte ich mich noch einmal nach Whitechapel auf um den Brief im Ten Bells zu hinterlegen. Doch grade als ich das Pub betrat, erblickte ich sie. Mary. Ihr langes gelocktes rotes Haar fiel ihr etwas ins Gesicht als sie sich vorbeugte um sich mit einer ihrer Freundinnen zu unterhalten. Wieso war sie so leichtsinnig? Nahm sie denn diese Morde garnicht ernst? Doch dann sah sie in meine Richtung und ihre grünen Augen trafen trotz der Entfernung auf die meinen, ein Gefühl der Atemlosigkeit machte sich in mir breit. Sie war jung, schön und intelligent, und hatte weisgott etwas besseres verdient als diese Hölle in der sie lebte. Und in diesem Moment wusste ich nicht einmal mehr ob es Liebe oder doch Mitleid war. Ohne zu ihr zu gehen, hinterlegte ich den Brief und verschwand wieder aus dem Ten Bells und aus Whitchapel. _________________________________________________________________________________ ANMERKUNG: Dieses Kapitel beinhaltet die Originalübersetzung des Briefes den Jack the Ripper am 25. September 1888 der Metropolitan Police zukommen lies. Echtheit des Briefes wurde bis zum heutigen Tag in Frage gestellt. Damals hieß es sogar das ein eifriger Reporter diesen Brief verfasst hatte. Quelle: jacktheripper.de Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)