Cod3s von _Myori_ ================================================================================ Alte Bekannte ------------- Nervös ging ich im Badezimmer auf und ab, wie ein Tiger im Käfig und fuhr mir mit zittrigen Fingern über den Mund. Verdammt! Was hatte ich nur getan?! Du bist über sie hergefallen- das hast du getan …, rief mir wieder eine Stimme zu und mein Blick fixierte erschrocken den Spiegel- doch diesmal war dort nichts. Ich seufzte und fuhr mir durchs Haar. Nun verlor ich endgültig den Verstand… Fin kam mir wieder in den Sinn. Fin… was dachte sie nun von mir? Ich hätte mich am liebsten in dem Moment gern selbst geohrfeigt. Ich hatte unbewusst ihr Vertrauen ausgenutzt und sie beinahe- wütend schluckte ich den Gedanken runter und tigerte weiter auf und ab. Du musst dich endschuldigen… Ich lachte bitter. Leichter gesagt, als getan. Ich beendete meinen Rundgang vor dem kaputten Spiegel und starrte in diesen. Ich versuchte eine Miene, die nach Schuldgefühlen aussah und schwankte dabei zwischen Heul- und Lachkrampf hin und her, nicht sicher, ob ich mich über mich selbst und meine Grimassen schlapp lachen oder darüber weinen sollte, dass ich es absolut nicht hinbekam, ein glaubwürdig reuemütiges Gesicht aufzusetzen. Irgendwann drehte ich mich gefrustet um und sammelte mein Hemd vom Boden auf. Vielleicht sollte ich mir zu allererst etwas Sauberes anziehen… Zeitschindung! , flötete die Stimme in meinem Kopf. Mit einer zornigen Handbewegung versuchte ich unsinnigerweise meine Halluzinationen zu verscheuchen und trat, das Hemd anziehend, aus dem Badezimmer- und blieb im Türrahmen stehen. Die Eingangstür war zu. Ich runzelte die Stirn. Hatte es nicht geklingelt? Und hatte Fin nicht gesagt, dass sie gleich wieder zurückkommen wollte?! Erst jetzt fiel mir auf, dass Fin ja eigentlich schon sehr lange für die Definition „gleich“ weg war… Vorsichtig trat ich in den Flur und schaute mich um. Gerade, als ich Fins Namen rufen wollte, hörte ich ihre Stimme. „Nero? Ich bin hier. Im Wohnzimmer…“ Etwas irritierte mich. Ihre Stimme zitterte, war brüchig und leise. Ich ging nur wenige Schritte in den Flur hinein und lauschte. Es war still im Wohnzimmer. Irgendetwas war hier falsch. Warum war sie im Wohnzimmer? In meinem Kopf erklangen die Alarmglocken schrill. Instinktiv schaute ich mich nach etwas um, das mir als Waffe dienen könnte- zur Verteidigung, versteht sich!, keifte mein Gewissen. Ich verdrehte die Augen. Warum sprach ich mit mir selbst und warum musste ich dabei immer von einem Extrem ins nächste fallen?? Schnell gab ich meine Suche nach einer passenden Waffe auf und schlich zum Wohnzimmer. Noch stand ich dort einige Sekunden, unschlüssig was ich machen sollte und fuhr mir nervös über die Lippen. Ich schloss die Augen, atmete tief und lautlos ein und lugte ins Wohnzimmer. Zuerst sah ich nichts, erst als ich zu Fins Esstischecke schaute, entdeckte ich sie- an einen Stuhl gefesselt und mit verbundenen Augen. Bei diesem Anblick vergaß ich alle Vorsicht. Schnell lief ich auf sie zu, löste die Augenbinde und machte mich unverzüglich daran, sie zu befreien. „Fin! Was ist hier passiert?!“ Fin sah nicht gut aus; sie war blass, hatte verweinte Augen und kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. „Verschwinde von hier Nero, bitte!“ Ihre Stimme hatte nun vollkommen an Festigkeit verloren und war nicht mehr, als ein heiseres, hohes Wimmern. „Das werde ich tun- sobald du auch verschwinden kannst…“ Mit aufeinander gebissenen Zähnen schluckte ich einen wütenden Fluch hinunter. Was waren das für Knoten?! Zum Glück fand ich ein Messer, dass zufälligerweise auf dem Tisch lag, mit dem ich die dicken Schnüre durchbekam. Es dauerte lange, aber ich schaffte es. Fin fiel mir fast kraftlos in die Arme. Vorsichtig umfasste ich ihre Schultern und sah ihr in die Augen. Sie schaute mich verstört an. „Alles in Ordnung?“ Fins Augen füllten sich mit neuen Tränen. „ Bitte… geh weg… hau ab, ich bitte dich! Er ist hier noch irgendwo…“ Ihr Blick huschte nervös hin und her. Ich runzelte die Stirn. „Wen meinst du?“ Doch Fin hörte mir nicht zu. „Er ist wegen dir hier!“ „Wer?“ Zur Antwort fiel die Wohnzimmertür in meinem Rücken geräuschvoll zu und Fin stieß so etwas wie einen Schrei aus. In einer Bewegung wirbelte ich auf dem Absatz um und zugleich in die Höhe. Der Mann, der nun im Wohnzimmer stand, ließ auch mich aufschrecken. Er war komplett in schwarz gekleidet, trug helles kurzes Haar und zog ein langes Schwert hinter sich her- ein schwarzes, das rötlich schimmerte. Ich schluckte. Ja, das war er… diese stechenden Augen- genauso hatte Fin ihn beschrieben. Der Mann grinste. „ `tschuldigung … Stör ich?“ Mein Herz pochte so laut in meiner Brust, dass ich befürchtete, mein Gegenüber könnte es zerspringen hören, denn in diesem Moment zog er seine hellen Brauen in die Höhe und guckte verwundert. „Was ist los, Nero? Erkennst du mich denn nicht wieder?“ Er schob die Unterlippe deutlich vor. „Jetzt bin ich aber beleidigt…“ Ich spürte, wie mir eine Schweißperle am Kinn herunter rann. Fin war inzwischen hinter mir einige Schritte zurückgegangen, zupfte mit zittrigen Händen an meinem Hemd und wimmerte mir flehende Worte ins Ohr. Doch ich hörte nicht hin- oder besser: ich hörte im Moment gar nichts, außer meine eigene Stimme in meinem Kopf, vermischt mit den Bildfetzen aus der Vergangenheit, die nicht meine zu sein schien- jedenfalls erinnerte ich mich nicht an sie. Wieder fühlte ich mich gefesselt, die Narben an meinen Schläfen begannen wieder zu brennen und ich hörte mich einen Namen schreien. Die Wut, die ich damals verspürt hatte, übertrug sich nun auf die Gegenwart. Mein Griff um das Messer wurde fester. Doch … ich erinnerte mich sehr wohl. Jetzt, wo er vor mir stand, bekam ich alles in einen Zusammenhang. Wortlos schob ich Fin weiter nach hinten. „Verschwinde Ares!“, presste ich mit aufeinander gebissenen Zähnen hervor. Natürlich brachte diese Drohung gar nichts- im Gegenteil… Ares begann breit zu grinsen und schulterte locker sein Schwert. „Gott, du erinnerst dich ja doch! Das hör ’ ich gerne… Hat der Alte es doch nicht geschafft, dir das Hirn weichzuschmoren.“ Und dann gab er ein lautes, dreckiges Lachen von sich, dass ich vom ersten Moment an hasste. Doch von dem einen auf den anderen Augenblick wurde er wieder ernst, zog seinen Mantel aus, stellte sich breitbeiniger hin, umfasste den Schaft seines Schwertes mit beiden Händen und ließ es wieder seitlich von sich zu Boden sinken. „Mal sehn, was du noch so behalten hast.“ Und damit preschte er vorwärts, war – bevor ich auch nur Luft holen konnte- bei mir und zog sein Schwert direkt vor meiner Nase in die Höhe. Einem Reflex folgend, hielt ich das Messer, das ich immer noch in der Hand hielt, vor meinen Körper und versuchte den Schwertstreich abzuwehren- ohne Erfolg. Das zierliche Messerchen gab unter der Wucht seines großen Verwandten sofort nach, zerbrach und wurde mir aus der Hand geschlagen. Ares verweilte kurz in der Position, die er gezwungen war, einzunehmen und schaute mich mit hochgezogenen Brauen und unschuldigem Dackelblick seiner hellen kalten Augen an. „Ups, war ich das?“ Völlig überrumpelt von seiner Schnelligkeit stand ich da und starrte ihm ins Gesicht. „Du gehörst zu dieser Mafia, richtig?“ Wieder lachte Ares kurz und ein Funkeln stahl sich in seine Augen. „Mafia? Das sind wir schon lange nicht mehr… aber wenn du damit besser klar kommst…“ Und wieder erwachte er im Bruchteil einer Sekunde aus seiner Starre und ein weiterer Schwerthieb durchschnitt die Luft, doch diesmal schaffte ich es, diesem auszuweichen. Ich ließ mich nach hinten fallen, stützte mich mit den Händen auf dem Boden ab, meine Beine wirbelten durch die Luft, dass Ares auf Abstand gehen musste und ich kam mit einem weiteren Schwung wieder auf die Beine. Ohne darüber nachzudenken, was ich da machte, hob ich die Hände vor meinen Körper in die Luft, drehte die Handinnenflächen nach oben und stellte mich etwas seitlich. Überrascht über meine eigene Tat, starrte ich erst ein paar Sekunden verdutzt auf meine merkwürdige Handhaltung, ehe mich Ares’ zufriedenes Schnaufen aufblicken ließ. „Das ist Karate, falls dir der Name entfallen ist…“ Jetzt schaute ich noch ungläubiger. „So was kann ich?!“ Ares zuckte mit den Schultern, ließ sein Schwert fallen und nahm dieselbe Grundstellung wie ich ein. „Ist nix besonderes, Junge. Gehört zur Ausbildung dazu…“ Er war wieder mit ein, zwei Schritten an mich herangetreten, wehrte geschickt ein paar meiner halbherzigen Schläge ab, tauchte dann unter dem nächsten ab und zog mich mit seinen Beinen von meinen. Ich hatte noch nicht ganz den Boden erreicht, da holte er mit seinem Fuß aus und trat mir so in die Magengrube, dass ich würgte und Sterne sah. Fin rief von irgendwoher meinen Namen. „… Genauso wie Kickboxen.“, vollendete er seinen Satz, drehte sich um und ließ mich liegen. Ich fühlte mich, als wenn mir gleich alles hochkommen würde, doch dieses Gefühl hielt Gott sei Dank nicht allzu lange an, sodass ich schnell wieder auf die Beine kam. Meine anfängliche Angst und der Funken Respekt vor diesem Schrank von Mann hatten sich mit Handkuss von mir verabschiedet und einer unheimlichen Wut höflich die Tür in mein Denken aufgehalten. Kaum hatte ich das Gleichgewicht wieder zurückerhalten, stürmte ich mit erhobener Faust von hinten auf Ares zu, verfehlte seinen Kopf jedoch um Zentimeter, was er mir im selben Moment zugute kommen ließ, indem er meinen Arm packte und mich über seinen Rücken nach vorne gegen die nahe Wand schleuderte. „… Und nicht zu vergessen: Judo. Sehr nützlich, wenn du mich fragst… “ Auch wenn ich im Moment nichts weiter als bunte Sterne und Punkte sah, konnte ich mir sein breites Grinsen bildlich vorstellen. Wieder ertönte Fins Stimme, doch diesmal brach sie mitten im Satz ab und ich hörte nur noch ein verängstigtes Gurgeln. Sofort riss ich alarmiert die Augen auf und sah Fin, wie sie hilflos in der Luft baumelnd das Handgelenk von Ares umklammerte, dessen Hand sich um ihren Hals geschlossen hat. „Es ist gesünder für dich, wenn du dich aus diesem Kampf heraushältst…“, brummte der Riese. „Lass sie los!!“, brach ich wütend hervor. Tatsächlich ließ Ares seinen Arm sinken, sodass Fin wieder auf ihren eigenen Beinen stand und schaute mir verblüfft dabei zu, wie ich versuchte, wieder Herr über meinen Körper zu werden. „Erstaunlich… du stehst ja noch mal auf.“ Mit rasselndem Atem stemmte ich mich an der Wand hoch. Mir tat alles weh. „Was willst du eigentlich?“ Ares legte den Kopf schief und ohne noch einmal auf Fin zu schauen, lockerte er seinen Griff und ließ sie los. Wieder grinste er. „Was glaubst du denn, was ich will?“ Die Wut kochte in mir von Sekunde zu Sekunde mehr hoch. Ich hatte keine Ahnung. War er gekommen, um mich – und vielleicht auch Fin- umzubringen? Aber warum hat er sich dann vorher die Mühe gemacht, dafür zu sorgen, dass ich nicht sterbe? Ich schwieg und starrte ihn nur an. Ares seufzte. „Ich muss dir also noch weiter auf die Sprünge helfen…“ Fin huschte verängstigt hinter mich und zog mich diesmal so stark am Arm, dass ich tatsächlich gezwungen war, ein paar Schritte mit ihr mit zu stolpern. Sie drängte Richtung Flur, aber bevor wir diesen erreichen konnten, stellte sich Ares uns in den Weg. „Bist `ne schlechte Gastgeberin, Süße, mich hier einfach so stehen zu lassen.“ Dass Fin sich überhaupt noch auf den Beinen hielt, war bemerkenswert. Ich zog sie an meine Seite und funkelte Ares an. „Das ist eine Sache zwischen uns, Fin hat nichts mit der Organisation zu tun, also halt sie daraus!“ Ares zog gelangweilt die Schultern hoch und hielt die Tür auf. Es hatte keinen Zweck, jetzt abzuhauen, das wusste ich. Es war mir in dem Moment völlig egal, was mit mir passieren könnte- hauptsache Fin war in Sicherheit. Ich drehte Fin zu mir um, sodass sie mich mit Tränen in den Augen ansah. „Geh. Bitte.“, flüsterte ich. Sie schüttelte langsam den Kopf und neue Tränen quollen aus ihren grünen Augen. Es tat mir in der Seele weh, sie wegzuschicken. Ich wollte sie bei mir wissen, aber ich wollte sie noch stärker nicht in Gefahr sehen. Hinter ihr sah ich Ares genervt die Augen verdrehen, dann packte er Fin kurzerhand am Handgelenk und schob sie aus der Tür. Sie schrie mir beinahe erschrocken meinen Namen zu, ehe die Tür ins Schloss fiel und Ares den Schlüssel hörbar im Schloss drehte. „Du kennst ja die Regeln, Süße: keine Polizei!“, rief Ares ihr grinsend durch die geschlossene Tür zu. „Lass das gefälligst.“, knurrte ich. Ares ließ seine rechte Schulter kreisen und begann um mich herum zu gehen. Ich beobachtete ihn wachsam. „Ach, da hat’s aber wen erwischt…“, säuselte er gekünstelt. „Wäre wohl besser gewesen, ich hätte mir für dich `nen Typen ausgesucht. Obwohl…“, Ares unterbrach seinen Rundgang und verzog das Gesicht. „…Bei meinem Glück wäre der bestimmt schwul gewesen.“ Er klatschte laut in die Hände. „Egal. Deswegen bin ich nicht hier. Also? “ Er ging leicht in die Knie und nahm wieder diese Grundposition vom Karate ein und winkte auffordernd mit der Hand. In mir hatte sich inzwischen so viel Wut angestaut, dass ich dieser Einladung ohne zu zögern nachkam- und bereute es wieder im nächsten Moment, denn Ares war schneller. Ich hatte mich ihm nicht einmal auf Armeslänge – wohlgemerkt meiner – genährt, da hatte er schon mit seiner Pranke nach meinem Kopf geangelt und mich mit ausgestreckten Arm erneut gegen die Wand geworfen- diesmal machte ich die Bekanntschaft mit Fins Geschirrschrank. Von lautem Geklirre begleitet, ging ich zu Boden. Ares hatte sich keinen Millimeter bewegt, er schaute mir nicht einmal mehr dabei zu, wie ich aus dem Scherben- und Holzhaufen heraus kroch, sondern starrte gelangweilt eine andere der vier Wände an. Mit zusammengebissenen Zähnen zog ich mir die gröbsten Glassplitter aus den Handflächen und funkelte ihn böse an. „Bist du nun fertig mit deinem Rumgespiele?“, brummte er. Ich fasste es nicht… Ares war wirklich gelangweilt! Der Typ war echt nicht normal. Mit einem wütenden Schrei stürzte ich auf ihn zu und hob die rechte Hand zur Faust. Wieder tauchte Ares unter meinem Schlag ab, aber diesmal war ich vorbereitet, diesmal war ich schneller… Blitzschnell riss ich mein Knie hoch und traf Ares` Nase, sodass dieser aufschrie und gezwungen war, auf Abstand zu gehen. Einen Moment lang stand er nur da und schaute gebannt auf das Blut, dass nun an seinem Handrücken klebte, den er zuvor gegen seine Nase gedrückt hatte. Doch dann verzog er seine Lippen zu einem Lächeln und schaute mich mit einem Funkeln in den Augen an, das mir irgendwie bekannt vorkam- unter das kalte Glänzen hatte sich ein Hauch von Mordlust gemischt. „Na bitte, geht doch…“, raunte er und wischte sich grinsend das Blut an seiner Hose ab. Und damit begann der richtige Kampf. Die Zeit des Ausprobierens war vorbei, das wurde mir schnell und schmerzhaft beigebracht. Selbst nach langen Schlagabtauschen war Ares nicht müde genug, um von mir abzulassen. Während ich mich darauf konzentrierte, nicht allzu viele Schläge einstecken zu müssen, war er damit beschäftigt, mich auf jede erdenkliche Art anzugreifen. Mir wurde schnell bewusst, dass Ares einiges mehr beherrschte, als nur Karate. Doch ich lernte so schnell, dass ich mir wieder selbst ein Stück unheimlich war. Irgendwann wendete sich das Blatt und nun bekam auch Ares ein paar Schläge ab. Und dann machte er einen Fehler; er ließ von mir ab und guckte mir amüsiert zu, wie ich mich schwer atmend auf die Knie stütze. „Du hast nachgelassen, mein Lieber.“, bemerkte er. Auch ihm standen die Schweißperlen auf der verletzten Stirn. Ja, er hat einstecken müssen und dafür fühlte ich mich ein wenig stolz. „Früher warst du ganz anders. Damals, da warst du mir ebenbürtig und gnadenlos und jetzt? Jetzt habe ich das Gefühl gegen ein Gör zu kämpfen!“, rief er mir wütend entgegen und ballte die Hände zu Fäusten. Mühsam richtete ich mich auf. „Ist mir egal, wie ich früher war, ich will damit nichts mehr zu tun haben. Ich habe mich geändert!“ Hinter Ares blitzte sein Schwert auf. Der Mann lachte. „Glaubst du, ja? Woher willst du das wissen? Du hast keine Erinnerungen an diese Zeit, zumindest so wenige, dass du dir nicht im Klaren bist, was du damals alles getan hast.“ Die Worte waren fast beiläufig gesprochen worden, jedoch fühlten sie sich wie ein Faustschlag in die Magengegend an. … du bist und bleibst ein Mörder! , erklang die Stimme wieder in meinem Kopf. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du wieder zur Besinnung kommst. Und dann bist du wieder der Mistkerl, der Menschen umbringt… Die Wut und der Hass über mich selbst schafften sich durch einen brüllenden Aufschrei Freiraum und ich stürmte erneut auf Ares zu, der mit dieser Reaktion wohl nicht gerechnet hat, denn er blieb wie angewurzelt stehen. Im nächsten Moment fiel ich mit ihm zu Boden. Im Fall griff ich über ihm hinweg nach dem Schwert und hielt es ihm schnaubend an die Kehle. Zum ersten Mal sah ich echte Verblüffung und Erstaunen in seinen Zügen. „Halt den Mund!“, schrie ich ihn an. „Oder ich bring dich um!!“ So schnell wie die ungewohnten Emotionen in sein Gesicht getreten waren, waren sie auch wieder verschwunden. „Dann tu es…“ Ares war auf einen Schlag hin todernst geworden und schaute mich mit festem Blick an. Er wehrte sich nicht einmal, obwohl es für ihn ein Leichtes gewesen wäre, mich von ihm herunter zu stoßen. Ich drückte die scharfe Kante fester in seine Haut, bis ein paar Tropfen dunklen Blutes den Hals hinunterflossen. Ich begann zu zittern. Eine Stimme in mir forderte seinen Tod und griff regelrecht nach meiner Hand, welche das Schwert hielt, während eine andere dagegen arbeitete. In meinem Kopf herrschte das reinste Chaos. Töte ihn! … Lass ihn am leben, du bist kein Mörder… Bring ihn um… Du wolltest dich doch bessern … Mach schon!! … Denk doch an Fin! ... TÖTE IHN!! … Dumpf fiel die Klinge zu Boden. Eine Weile saß ich noch über ihn gebeugt da, doch dann stand ich schnell auf und trat von ihm zurück. „Ich kann nicht…“, flüsterte ich, mehr zu meiner inneren Stimme, als zu Ares. Dieser richtete sich schweigend auf, das Gesicht emotionslos. Ich ging zur Tür und schloss diese wieder auf. Noch bevor ich sie ganz aufgemacht hatte, fiel mir schon Fin weinend um den Hals. Doch sie ließ mich schnell wieder los, als sie sah, dass Ares sich noch bewegte. Er war aufgestanden und hatte sein Schwert wieder in die Hand genommen. Meine Kehle wurde trocken und ich umklammerte Fin fester. Ares kam mit gemächlich schlurfenden Schritten auf uns zu, den Blick gesenkt, sodass ich sein Gesicht nicht sah. Es war alles vorbei, das wurde mir nun schmerzlich klar. Fins Augen huschten immer schneller zwischen mir und ihm hin und her und sie wurde, je näher er kam, unruhiger. Meine Gedanken rasten. Was sollte ich tun? Ich war zu erschöpft, um noch einmal gegen ihn zu kämpfen und nun war er gewarnt und würde besser aufpassen und- Plötzlich hob er die freie Hand zu seinem Gesicht. Ein tiefes Brummen ertönte aus seiner Brust, erst leise, dann immer lauter und irgendwann erkannte ich das Geräusch als Lachen, ein dunkles ausgelassenes Lachen, das etwas erleichtertes, ja sogar fröhliches an sich hatte. Er hob den Kopf und fuhr sich durch die kurzen Haare. „Ich wusste es: Du hast dich kein Stück verändert- du bist immer noch Nero…“ Ares lächelte glücklich und in seinen Augen schimmerte es ungewöhnlich, als unterdrücke er nur mit Not die Tränen. Und ehe ich mich versah, stand Ares schon vor mir und drückte mich fest an seinen muskulösen Körper. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)