Soundtrack of Love von _stups_ ================================================================================ Kapitel 1: The Soundtrack ------------------------- Ich ziehe mir meine Schuhe an, schnappe mir meinen iPod und verlasse meine Wohnung. Während ich die Treppen hinunter laufe stecke ich mir die Ohrenstöpsel in die Ohren und schalte die Shuffel-Funktion meines iPods an. Draußen ist es noch dunkel, es ist gerade mal fünf Uhr, außer mir ist kaum jemand zu sehen. Ich vergrabe die Hände in den Hosentaschen, ziehe die Schultern hoch und fluche kurz. Junge, heute ist es echt arschkalt. Erst als ich bei dem kleinen Diner ankomme nehme ich meine Hände wieder aus den Taschen und hauche sie kurz an. Der weiße Nebel gleitet zwischen den Fingern hindurch und ist sofort wieder verschwunden. Ich öffne die schwere Glastür, gehe hinein und setze mich wie jeden Tag in die hinterste Ecke. Rosie, die Bedienung, begrüßt mich mit einem freudigen: „Guten Morgen, Kai.“. Ich nicke ihr zu und nehme meinen Kaffee, schwarz und ohne Zucker, entgegen, den sie mir in einem Pappbecher auf den Tisch stellt. Rosie ist eine eher zierliche Frau mit roten Haaren und vielen Sommersprossen. „Da draußen friert man sich ja den Arsch ab.“, fluche ich leise und presse meine abgefrorenen Finger gegen den heißen Becher. „Vielleicht wird es ja gegen Mittag besser.“, sagt sie und wirft einen Blick mit ihren, schmalen braunen Augen, nach Draußen. Dann sieht sie wieder in meine Richtung und lächelt mich erneut an bevor sie wieder verschwindet. Ich gehe seit über zwei Jahren jeden Tag hier her und inzwischen kennen fast alle Kellnerinnen meinen Namen und wissen, was ich jeden Morgen bestelle. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Jetzt ist es schon 20 Minuten vor fünf. Ich nehme einen Schluck aus dem Becher und das heiße Zeug verbrennt mir die Zunge. Um kurz nach fünf Uhr verlasse ich die kleine Sitzecke, werfe den Pappbecher in den Müll und lege eine zwei Euro Münze auf den Tresen. „Bis Morgen.“, knurre ich und Rosie nimmt das Geld vom Tresen. Kaum bin ich wieder an der kalten Luft verschwinden meine Hände wieder in den Hosentaschen. Als ich an dem Haus ankomme, indem ich wohne schließe ich die untere Tür auf und nehme die Post aus dem Briefkasten. Das Haus ist schon alt und die Fassade bröckelt von Tag zu Tag etwas mehr, aber ich bin im Großen und Ganzen zufrieden, vor allem weil mich meine Nachbarn in Ruhe lassen. Meine Wohnung befindet sich im Dritten Stock, eine zwei Zimmer Wohnung, aber die Zimmer sind groß und hell, genauso wie die Küche und das Badezimmer. Ich schließe meine Tür auf, ziehe die Schuhe aus und nehme meine schwarze Wollmütze vom Kopf. In der Küche lege ich die Post auf den Tisch, nehme einen kleinen Löffel aus der Schublade und den Babybrei aus dem Kühlschrank, mein Kühlschrank ist klasse, einer von diesen riesigen amerikanischen Dingern. Ich laufe ins Wohnzimmer, stelle den Babybrei kurz ab und ziehe die Rollladen nach oben, aber Draußen ist es immer noch nicht richtig hell. Ich sehe auf die Uhr. Vierzehn Minuten nach fünf. Ich nehme den Babybrei vom Wohnzimmertisch und laufe zu dem kleinen Terrarium, das auf einer weißen Kommode steht. Um Punkt Viertel nach fünf geht das Licht des Terrariums an, der Zeitschaltuhr sei Dank. Ich öffne den Deckel, nehme den kleinen Napf heraus und schaufle zwei Löffel Babybrei darauf. Kaum steht die kleine Schale wieder an seinem Platz kommt Gizmo aus seiner kleinen Höhle und macht sich über den Babybrei her. „Morgen, Dicker.“, sage ich und schließe das Terrarium wieder. Gizmo ist mein Taggecko und nicht mehr weg zu denken. Er ist zehn Zentimeter groß, seine kleinen Beinchen sind blau, genauso wie die kleinen Ringe um seine Augen, sonst ist er grün und hat gelbe und drei rote Flecken auf dem Rücken. Normalerweise frisst er kleine Insekten, aber hin und wieder bekommt er, Bananen oder Babybrei, damit er nicht zu dick wird. Ich gehe zurück in meine Küche, setze mich auf einen der Hocker, die an einem Tresen stehen und schau die Post durch. Eine Postkarte von meinem besten Freund Cody aus Spanien, meine Handyrechnung, Werbung von Discountern, obwohl auf meinem Briefkasten ganz fett „Keine Werbung“ steht, und eine Versandtasche, die schon zu platzen droht. Ich habe weder etwas bestellt, noch erwarte ich irgendwelche Geschenke. Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer öffne ich den großen Umschlag, auf dem kein Absender und auch kein Empfänger steht, er wurde also persönlich eingeworfen. Ich hole den Inhalt heraus. Eine CD, in einer Papierhülle, und mehrere Briefumschläge. Ich lasse mich aufs Sofa fallen, lege die CD auf den kleinen weißen IKEA-Wohnzimmertisch und zähle die Umschläge. 10 Stück, auf jedem steht in großen schwarzen Ziffern eine Zahl, handgeschrieben. Ich nehme die CD in die Hand, drehe sie mit den Fingern hin und her und stehe schließlich auf. Ich drücke auf den Knopf, dass mein CD Player die CD, die ich als letztes gehört hatte auswirft und lege diese auf den Schrank, auf dem der Kasten steht. Ich schiebe die CD in die Anlage und drücke auf »Play«. „Les den ersten Brief.“ »Pause«. Das war der erste Track. Wenn die alle so „lang“ sind, dann werde ich in 10 Minuten fertig sein. Ich nehme den Brief mit der Zahl eins und öffne den Umschlag vorsichtig. Der Verfasser hat eine ordentliche Schrift, schlicht, aber auch keine 0815-Schrift. Hallo Kai, du fragst dich bestimmt, warum du heute Morgen dieses Couvert in deinem Briefkasten gefunden hast. Die Antwort ist einfach, ich bin zu feige dir etwas zu sagen, also musste ich mir überlegen, wie ich es dir anders mitteilen kann. Ich habe eine Bitte an dich. Hör die alle Tracks ganz an und les immer den dazugehörigen Brief. Dir wird nicht gleich einfallen, wer ich bin, aber du kennst mich. Nicht sehr gut, aber wir kennen uns. Hör dir jetzt bitte den zweiten Track an. Ich werde nervös, einer in meinem Umfeld hat mir etwas zu sagen, aber traut sich nicht, ich bin nicht der Typ, mit dem man nicht reden kann, also muss es etwas ernsteres sein. Ich lege den Brief zur Seite und drücke bei der Fernbedienung wieder auf »Play«. Dieses Mal ist ein Lied, ich kenne es. 3 Doors Down – Landing in London. Ich nehme mir den nächsten Brief, öffne das Couvert und ziehe den Brief heraus. 3 Doors Down – Landing in London Das Lied kennst du, das weiß ich, denn es ist das Lied, das wir im Hintergrund hörten, als ich das erste Mal mit dir geredet hatte. Im >Black Shack< trat ein junger Mann mit seiner Gitarre auf, nachdem eine Band bis elf Uhr gespielt hatte. Außer uns waren nur noch ein alter Mann da, der an einer Bar saß und ein Mann, der seinen Kopf auf den Tisch gelegt hatte und vor sich herschnarchte, da er wohl etwas zu viel getrunken hatte. Ich hatte mich an die Bar gesetzt und ein Wasser nach dem anderen in mich hinein gekippt, um nicht nach Hause gehen zu müssen. Wir hatten nicht viel miteinander geredet, eigentlich habe ich nur alle 15 Minuten ein neues Wasser bestellt und gegen zwölf Uhr hast du mich gefragt, ob es mir etwas ausmachen würde, das nächste Glas wo anders zu trinken, damit du zumachen könntest. Daraufhin verließ ich den Club und lief durch die dunklen Straßen. In dieser Nacht schlief ich nur eine Stunde lang, da du mir nicht mehr aus dem Kopf gingst. Ich kann mich an den Abend erinnern, ein ruhiger Abend. Normalerweise machen wir erst gegen drei Uhr zu, aber da fast nichts los war beschloss ich einmal früher Schluss zu machen. Ich kann mich noch an den Jungen mit der Gitarre erinnern, da ich mich später noch mit ihm unterhalten hatte, aber an einen Kerl an der Bar kann ich mich nicht wirklich erinnern. Immerhin sitzen jeden Abend zig Leute an der Bar und kippen irgendein Zeug in sich hinein, das ich ihnen zusammen mixte. Warum ich weiß, dass der Absender der CD ein Kerl ist? Ganz einfach, Frauen baggern mich einfach an, aber ich lehne immer ab, immerhin stehe ich auf Kerle. Also muss es ein Kerl sein, vor allem mache ich kein Geheimnis daraus, dass ich schwul bin. Ich schiebe den Brief zurück ins Couvert, nehme den Umschlag mit der Nummer drei und hole den Brief heraus. Das Lied ist zu Ende, es entsteht eine kurze Pause und der nächste Song beginnt. Boys like Girls – Thunder Your voice was the soundtrack of my summer Do you know you're unlike any other? You'll always be my thunder, and I said your eyes are the brightest of all the colours. Ich war den ganzen Sommer so oft ich konnte im >Black Shack<. Meistens nur um dich zu sehen. „Your voice was the soundtrack of my summer“. Ich dachte mir, es ist nur fair, wenn auch du deinen eigenen Soundtrack hast, deshalb diese CD. „Do you know you're unlike any other?“. Jedes Mal, wenn du dich über einen Gast aufregst pocht eine Ader an deiner Schläfe. Bevor du etwas trinkst fährst du immer erst einmal mit dem Daumen über den Glasrand, an der Stelle, an der du trinken wirst. Wenn du gestresst bist fährst du dir ständig durch die Haare. „You'll always be my thunder, and I said your eyes are the brightest of all the colours.“. Manchmal sieht man, dass deine Augen braun sind, aber meistens sind sie ganz schwarz, so schwarz wie die Nacht und die Lichter, die sich in deinen Augen spiegeln, sind die Sterne. Ich lege den Brief auf den Tisch. Fahre ich wirklich jedes Mal mit dem Daumen über den Glasrand? In Zukunft würde ich öfter darauf achten. Ich drücke auf »Stopp« als das Lied zu Ende ist und sehe auf die Uhr. Es ist viertel vor sechs. Ich bin um halb sieben mit meiner besten Freundin verabredet. Ich stehe auf, nehme die CD aus der Anlage und hole meinen Laptop. Ich schalte den Kasten an und warte ungeduldig, bis er ganz nach oben gefahren ist, das Notebook ist erst ein halbes Jahr alt, aber ich habe jede Menge Dateien auf dem Kasten. Ich öffne das Laufwerk, lege die CD hinein und hole meinen iPod und das Verbindungskabel zwischen Computer und dem iPod. Als ich zurück komme, fragt mich der Computer, auf welche Art ich die CD öffnen möchte. Ich drücke auf den Ordner und öffne danach iTunes. Ich stecke den iPod an und warte kurz bis er das Gerät erkennt. Dann ziehe ich alle 10 Tracks auf den iPod und benenne das Album spontan mit „Soundtrack of Love“. Ich werfe den iPod aus, räume das Kabel wieder auf und fahre den Laptop herunter. Ich lege den iPod zu den Briefen und verschwinde erst einmal ins Badezimmer, um mich fertig zu machen. Um fünf nach sechs mache ich mich auf den Weg. Ich krame die Umschläge, die ich einmal in der Mitte zusammengefaltet hatte, damit sie in die Tasche passten, und den iPod aus der Hosentasche und suche den vierten Brief. Die anderen stecke ich in die Innentasche meiner Jacke. Ich hole den Brief heraus und stopfe den Umschlag in meine Hosentasche, dann stecke ich die Stöpsel in die Ohren und schalte das nächste Lied an. Ich falte den Brief langsam auseinander und fange an zu lesen. Gnarls Barkley – Crazy My heroes had the heart to lose their lives out on a limb. And all I remember is thinkin' I wanna be like them. Früher las ich jeden Tag Comics, meine Mum hatte oft Mühe, mich aus meinem Zimmer zu bekommen, wenn ich eins der neuen Batman Comics bekommen hatte. Vor drei Tagen beschloss ich, auch mal etwas zu wagen. Die CD und die Briefe an dich. Ich gehe selten Risiken ein, da ich es hasse, wenn etwas nicht so klappt, wie ich es möchte. Aber wenn ich jetzt nicht den Mut aufbringe dir endlich das mitzuteilen, dass mich schon so lange beschäftigt, dann würde ich es bereuen, denn dann würde ich nie wissen, ob wir eine Chance gehabt hätten. Ich laufe gegen eine Frau, die mir entgegen gekommen war. Ich entschuldige mich schnell, hebe ihr die Tasche auf und laufe wieder weiter, aber höre sie noch über mich schimpfen. Das würde mich verrückt machen. Deshalb auch das Lied „Crazy“. Jetzt im Moment, während du die Lieder hörst und die Briefe liest, fühle ich mich, als wäre ich von einem Hochhaus gesprungen und warte auf den Aufprall. Lass mich nicht zu stark auf den Asphalt knallen. Ich grinse schief. Ich habe immer noch keine Ahnung, wer dieser Kerl ist, aber seine Briefe haben etwas, das mir gefällt. So übel kann der Kerl gar nicht sein. Ich schalte den iPod ab, das nächste Lied werde ich mir erst anhören, wenn ich in der Bäckerei angekommen bin. Ich ziehe den Umschlag aus der Hosentasche, lege den Brief wieder hinein und stecke ihn zu den anderen in die Jacke. Ich überquere die Straße und laufe an einigen Geschäften vorbei, die noch geschlossen haben und wohl auch erst in ein bis zwei Stunden öffnen werden. Ich bin schon seit fast zwei Stunden wach, das ist normal für mich, aber ich finde es immer wieder faszinierend, wie lange es in der Stadt ruhig ist. Bis auf ein paar vorbeifahrende Autos ist immer noch kaum jemand unterwegs. Ich biege in eine Seitenstraße ab, gehe etwas schneller an den Mülltonnen und Türen vorbei und komme am Ende der Straße an. Ich befinde mich jetzt auf einer anderen großen Straße und überquere erneut die Fahrbahn, ich muss nicht einmal wirklich nach rechts und links schauen, da die Straßen leer sind. Auf der anderen Seite muss ich nur noch an einem Schuhladen vorbei und schon stehe ich vor der Bäckerei. Ich sehe auf die Uhr. Zehn Minuten vor halb sieben. So wie ich Nele kenne wird sie zu spät kommen, also habe ich noch genug Zeit für das nächste Lied. Ich betrete die Bäckerei und stelle mich an einen der fünf Stehtische die im hinteren Bereich des Ladens stehen. Die Bedienung lässt mich vorerst in Ruhe, sie weiß, dass ich erst bestelle, wenn Nele da ist. Ich hole die Briefe heraus, lege den richtigen auf den Tisch und stecke die anderen zurück in die Tasche. Die kleinen Stöpsel kommen wieder in die Ohren und ich schalte den iPod an. »Play«. Ich falte den Brief auseinander, streife ihn auf dem Tisch glatt. Brief Nummer fünf, ich bin fast bei der Hälfte angelangt. Paramore – You are the only exception And that was the day i promised I’d never sing of love If it does not exist But darling, You are the only exception … Ich schreibe Songs. Ich singe die Lieder die ich schreibe, aber ich habe noch nie eine Ballade geschrieben, geschweige denn gesungen. And up until now I had sworn to myself that I was content with loneliness ‘Cos none of it was ever worth with risk Ich habe seit zwei Jahren keinen Freund mehr gehabt, ich weiß das ist wirklich erbärmlich. Aber mein letzter Freund hat mich einmal betrogen, ich hatte ihm verziehen und er schlief noch einmal mit einem anderen Kerl. Beim zweiten Mal war er zu feige es mir zu sagen, also vergingen drei Monate, bis ich die beiden schließlich in meiner Wohnung beim Vögeln erwischte. Damals habe ich mir geschworen, auf den einen zu warten. Ich ging Kerlen regelrecht aus dem Weg, bis ich an diesem einen verregneten Abend ins >Black Shack< gegangen war. Oh man, dieser Kerl weiß, wie man jemanden dazu bringt schon fast rot zu werden. Das Lied ist zu Ende und Nele betritt die Bäckerei, ich nehme die Stöpsel aus den Ohren und stecke den Brief zurück ins Couvert. „Seit wann schleppst du deine Post mit dir rum?“, fragt sie, umarmt mich kurz und stellt sich zu mir. „Weil das hier nicht irgendeine Rechnung oder so ist.“, antworte ich und wedele mit dem Brief in der Hand vor ihren Gesicht herum. „Zeig mal.“, sagt sie und will mir den Umschlag aus der Hand reißen, aber ich ziehe ihn rechtzeitig weg. „Ich sag dir was es ist, aber nicht was drin steht.“, schmunzele ich und packe den Brief in die Jackentasche zu den anderen. „Und was ist das jetzt?“, fragt sie und ich grinse breit. „Heute Morgen war in meiner Post ein kleines Päckchen indem eine CD und 10 Briefe waren. Zu jedem Lied gibt es einen Brief, den ich mir dazu anhören muss.“, erkläre ich und sie pustet die Backen auf. „Und warum das Ganze?“, fragt sie und ich muss erneut grinsen. „Der Absender traut sich nicht mir persönlich zu sagen, dass er auf mich steht.“ „Was kann ich euch bringen?“, fragt die Bedienung, die zu unserem Tisch gekommen ist und ich schaue an ihr vorbei an die Theke. „Ein Schokocroissant.“, sage ich und lächle sie kurz an. „Zwei.“, sagt Nele und die Bedienung verschwindet wieder. „Von wem?“, fragt sie und ich zucke kurz mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Er sagt ich kenne ihn, aus dem >Black Shack<, aber ich sehe jeden Tag zig Leute im Club, mir kann nicht jeder auffallen.“ „Aber du musst doch wenigstens eine Idee haben.“, sie zieht ihre Jacke aus und legt sie neben sich auf den Boden, das war typisch Nele. Ich schüttele den Kopf und sie stöhnt enttäuscht. „Weißt du sonst noch was über ihn?“, die Bedienung kommt an unseren Tisch, stellt die Teller vor uns und Nele bestellt sich einen Kaffee. „Er ist Musiker.“, sage ich und reiße eine Ecke des Croissants ab. „Na super, im >Black Shack< spielen auch so wenig Bands.“, sie stützt ihren Kopf mit dem Arm auf dem Tisch ab, schnappt sich mit der anderen Hand das Croissant und beißt ab. „Was stand denn bis jetzt schon so drinnen?“, Nele ist so neugierig. „Zu privat.“, grinse ich und sie verdreht die Augen. „Wann musst du heute Abend Arbeiten?“ „Um fünf Uhr muss ich dort sein, um acht spielt die erste Band und die ganzen Sachen müssen aufgebaut werden.“, antworte ich und sie nickt. „Ich und Malte kommen heute Abend, auch wenn heute eigentlich mein freier Tag ist. Wenn dein Verehrer dort ist, will ich das nicht verpassen.“, sie grinst mich breit an. „Zum Glück bist du nicht neugierig.“, sage ich und verdrehe die Augen. „Das wäre ja schrecklich.“, sie reißt den Mund beim Reden auf. „Kaum auszuhalten.“, knurre ich und Nele nickt. Um 8:27 Uhr verabschiedet sich Nele von mir, die sich mit ihrem Freund Malte trifft und ich mache mich ebenfalls auf den Weg, aber nicht nach Hause. Bevor ich zurück in meine Wohnung gehe besorge ich noch schnell in der Tierhandlung ein paar Heuschrecken für Morgen für Gizmo zum Essen. Auf dem Heimweg fängt es an zu Regnen und ich laufe etwas schneller. In der Wohnung ziehe ich meine nassen Schuhe aus und gehe erst einmal duschen. Um viertel nach neun sitze ich wieder in meinem Wohnzimmer, die Briefe vor mir auf dem Tisch und die CD bereits im Player. »Play« Ich falte den Brief auseinander und muss grinsen, da das aktuelle Lied eines meiner Lieblinsglieder ist, ich habe es auch auf dem iPod, da ich die Band liebe. 30 Seconds to mars – 100 Suns I believe in nothing, not the end and not the start I believe in nothing, not the earth and not the stars I believe in nothing, not the day and not the dark I believe in nothing but the beating of our hearts Das war alles, was zu diesem Lied im Brief stand, aber eigentlich sagte das ja auch alles. Ich stecke den Brief zurück und nehme gleich den nächsten. Ich warte bis das Lied aus ist und falte dann den Zettel auseinander. Phillip Poisel – Wo fängt der Himmel an Zwanzig Briefe geschrieben, bis einer gut genug war für dich Es waren deutlich mehr als 20 Briefe, ich habe immer wieder von vorne angefangen, bei jedem einzelnen der zehn Briefe. Ich habe 4 Stunden gebraucht, um die Lieder auszusuchen und zwei weitere, um die richtigen Worte für die Briefe zu finden. Ich lege den Brief zur Seite. Nur noch zwei Stück. Der Kerl hatte sich wirklich Arbeit gemacht. Es ist halb elf und mittlerweile höre ich sogar von Draußen den Straßenlärm. Ich lehne mich zurück und höre mir das Lied zu Ende an, dann stehe ich auf und gehe zu dem kleinen Terrarium. Ich schiebe den Deckel ein Stück zur Seite und hole Gizmo heraus, der über meine Hand auf meinen Arm läuft. Dann gehe ich zurück zum Sofa, setze mich hin und öffne den neunten Brief. Gizmo klettert über meine Schulter, den Nacken und macht es sich dann in der Kapuze meines Pullovers bequem. CD springt auf Track 9 und ich fange an zu lesen. Grease 2 - Who’s that guy Wenn du bis jetzt noch nicht drauf gekommen bist, wer ich bin, wovon ich ausgehe, dann hast du dich mit Sicherheit zumindest schon gefragt wer ich bin. Wer ist dieser Kerl, der Liter weise Wasser in sich kippt, nur um bei dir an der Bar zu sitzen. Und wer ist der Kerl, der dir diese Briefe schreibt und sich, spätestens jetzt kann ich es nicht mehr leugnen, in dich verliebt hat. Zumindest in den teil, den ich von dir kenne. Es gibt nur neun Tracks auf der CD, vielleicht ist es dir schon aufgefallen. Warte mit dem zehnten, mit dem letzten Brief, bis ich dir sage, dass du ihn lesen sollst. Im nächsten Brief erfährst du wer ich bin. Ich falte den Zettel wieder zusammen, lege ihn ins Couvert, Gizmo krabbelt wieder auf meinen Arm und ich lehnte mich zurück. Also sehe ich ihn, wenn ich den letzten Brief lese. Hoffentlich lässt sich der der Typ nicht allzu lange Zeit, sonst drehe ich heute noch durch. Kapitel 2: The 10th letter -------------------------- Es ist sechzehn Uhr. Ich gehe in die Küche, hole ein Glas aus dem Schrank und schütte etwas Mineralwasser hinein. Mit dem Glas in der Hand setze ich mich an den Küchentisch. Die Umschläge liegen in der richtigen Reihenfolge vor mir. Heute Morgen sahen die Couverts noch gepflegt aus, mittlerweile wurden alle einmal gefaltet und die Ecken sind umgeknickt. Einer hat sogar einen kleinen Riss, da ich ihn nicht richtig aufbekommen habe. Nur der 10. Brief sieht noch fast so aus wie heute Morgen abgesehen von dem Knick in der Mitte. Ich stapele die Briefe auf einen Haufen, falte sie wieder und stecke sie in meine Hosentasche. Dann trinke ich das Wasserglas auf Ex aus und gehe in den Flur, um mir meine Schuhe anzuziehen. Bevor ich mich auf den Weg mache gehe ich noch einmal ins Bad, überprüfe ob meine Haare sitzen, richte mein Hemd, Teil meiner „Arbeitskleidung“, und trage noch einmal Aftershave auf, immerhin war es durchaus möglich, dass ich heute Abend den Absender der Briefe treffen könnte. Ich ziehe mir einen Kapuzenpulli über, verlasse die Wohnung und laufe die Stufen hinunter, bis ich an der frischen Luft bin, die ich erst einmal tief einatme. Ich laufe durch die Straßen und es fängt an zu Regnen, woraufhin ich mir die Kapuze über den Kopf ziehe ich und meine Hände in den Hosentaschen vergrabe, ich hasse es, wenn ich kalte Hände habe. Als ich vor dem >Black Shack< ankomme krame ich die Schlüssel aus der Hosentasche und gehe durch eine Seitentür ins Gebäude. Ich nehme die Kapuze runter und schalte das Licht an. Wenn man den Club in normaler Beleuchtung sieht, ist es ein ganz gewöhnlicher Raum. Am Abend ist das Licht gedämmt und an den Wänden hängen kleine Lampen, die blaues Licht im ganzen Raum verteilen. Ich nehme die Barhocker vom Tresen, lege die Schlüssel ab und ziehe meinen Pullover aus. Der Pullover landet auf einem Hocker und ich mache mich daran, auch im restlichen Teil des Raumes die Stühle von den Tischen zu nehmen, in den nächsten Minuten mussten die ersten eintreffen. Um siebzehn Uhr fünf geht die Seitentür auf und Nik, unser Tontechniker spaziert mit einer Kiste herein. „Kannst du mir das abnehmen?“, fragt er, ich komme hinter der Bar hervor und schnappe mir den Karton. Ich laufe zur Bühne und stelle dort die Kiste ab. „Wie viele Gigs haben wir heute?“ „Als erstes spielt ein Solist Klavier und singt dazu, später kommt dann noch eine Band.“, sagt Nik und ich nicke. Die nächste halbe Stunde schleppe ich irgendwelche sauschweren Sachen aus dem Van vor der Tür in den Club während Nik beginnt die Anlagen aufzubauen. Um sieben trifft der erste Künstler ein, ein kleiner blonder Kerl, der seine Haare mit hundert Pfund Haargel an den Kopf geklatscht hat und ausschließlich schwarze Klamotten trägt. Ich unterhalte mich eine Weile mit ihm über belanglose Dinge und die Zeit vergeht ziemlich schnell, bis die ersten Gäste eintreffen und er schließlich auf die Bühne geht, sich hinter den Flügel setzt und zu spielen und singen beginnt. Um halb neun lassen sich Malte und Nele hier blicken und setzen sich an die Bar. „Bitteschön.“, knurre ich und stelle einem Kerl das Glas auf den Tresen, der daraufhin irgendetwas vor sich hinnuschelte, was wohl ein „Danke.“, werden sollt. Ich gehe zu Nele und Malte. „Was hätten die Herrschaften denn gerne?“, frage ich, obwohl die Frage überflüssig ist, Nele wird einen Martini bestellen und Malte einen TNT, die beiden waren beides Gewohnheitsmenschen. „Ich nehme einen Martini.“, sagt Nele und ich grinse schief. „Ich bekomm einen…“, fängt Malte an, aber ich beende seinen Satz, bevor er es tun kann. „…TNT.“, sage ich also und er nickt grinsend, sag ich doch, Gewohnheitsmenschen. Ich nehme einen Cocktailmixbecher und gebe alle Zutaten für den Martini zusammen mit Eiswürfeln hinein. Ich spieße zwei grüne Oliven auf einen Zahnstocher und lasse ihn in ein Glas fallen, gleichzeitig schüttele ich mit der linken Hand den silbernen Becher und schütte schließlich den Martini zu den Oliven ins Glas. Ich stelle ihn zur Seite und nehme mir ein neues Rührglas, in das ich dieses Mal außer Eiswürfeln die Zutaten für den TNT fülle, dann nehme ich ein Glas aus dem Schrank hinter mir und schütte den Inhalt des Cocktailmixbechers hinein. Ich schnappe mir beide Drinks und stelle sie vor Malte und Nele ab. „Bitteschön.“, grinse ich. „Angeber.“, lachte Nele und ich zucke mit den Schultern. „Wer kann der kann.“, sage ich und zwinkere ihr zu, bevor ich zum nächsten Gast gehe. Bis jetzt klappt es ja ganz gut, so zu tun, als wäre ich total gelassen, aber in Wirklichkeit muss ich die ganze Zeit aufpassen, dass mir nichts aus den Händen fällt oder ich etwas daneben schütte, was dennoch alle paar Minuten passiert. Bis jetzt ist noch nichts zu sehen von dem Verfasser der Briefe, worüber ich auf der einen Seite sehr froh bin, weil ich gar nicht weiß, wie ich ihm gegenüber treten soll, aber das macht mich wiederum nur noch nervöser. Irgendwann finde ich ein paar freie Minuten und stelle mich zu Malte und Nele. „Wo ist er?“, fragt Nele und ich zucke mit den Schultern. „Er war noch nicht hier.“, sage ich und schaue zum gefühlten 500. Mal zur Tür. Ich würde ihn vermutlich eh nicht erkennen, da ich schließlich keine Ahnung habe, wer hinter den Nachrichten steckt, aber ich konnte es nicht sein lassen. „Na, der lässt sich ja Zeit.“, schmollt sie und ich grinse schief. „Hey, Kai.“, neben Malte steht Philipp, der Sänger der Band, die in einer halben Stunde auftreten wird. Die Band hat schon öfter hier gespielt und nach den Auftritten saß ich öfter mit der Band noch bis tief in die Nacht in einer der Sitzecken und unterhielt mich mit ihnen. An einem dieser Abende verabschiedeten sich Erik und Roman, die Bandkollegen von Philipp, schon etwas früher, aber Philipp hatte noch keine Lust zu Gehen. Also saßen wir noch weitere zwei Stunden in der Sitzecke, redeten und tranken dabei reichlich Alkohol. Philipp war ziemlich betrunken und ich hatte auch schon ziemlich viel Intus. Seine Wangen waren damals gerötet und seine Haare waren das reine Chaos, er sah wirklich süß aus. Irgendwann nutzte ich die Gelegenheit, drehte mich zu ihm und lehnte mich über ihn. Damals riss er die Augen weit auf, protestierte aber nicht, im Gegenteil, er krallte seine Finger in mein Hemd und zog mich vorsichtig zu sich. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten lief draußen irgendein Vollidiot gegen die Mülltonnen und machte einen höllischen Krach, die ganze Stimmung war im Arsch. Philipp lachte nur hysterisch und verabschiedete sich fünf Minuten später mit der Ausrede, er müsse am nächsten Morgen früh raus. Ich war damals ziemlich wütend und enttäuscht, da Philipp echt süß ist und noch dazu ist er nicht auf den Kopf gefallen. Als wir uns das nächste Mal sahen, taten wir so, als wäre nichts gewesen, vielleicht konnte er sich auch einfach nicht mehr erinnern, so dicht wie der war. „Hey.“, grinse ich und schlage kurz mit ihm ein. Er wirft den Kopf kurz zur Seite, sodass seine schwarzen Haare ihm wild ins Gesicht fallen. „Was kann ich dir bringen?“, frage ich und er kratzt sich am Hinterkopf. „Ich bräuchte drei Wasserflaschen für den Auftritt.“, sagt er und ich gehe in die Knie, hole aus dem Schrank unter der Theke die Flaschen und gebe sie Philipp. „Danke.“, er lächelt mich breit an und ich nicke, bevor ich mich wieder um die anderen Gäste kümmere. Der Kerl am Klavier hört auf zu spielen, eine halbe Stunde Pause, bis der nächste Gig kommt. Meine Hände sind schwitzig, vielleicht kommt er auch gar nicht heute Abend, immerhin hat er das nicht erwähnt, er hat nur gesagt, dass ich den 10. Brief erst öffnen soll, wenn er es sagt, aber nicht wann das sein wird. Ich wische mir die Hände an der Hose ab und nehme die Briefe aus der Hosentasche. Ich nehme den 10. Brief und stecke ihn in die andere Hosentasche, die restlichen Briefe kommen dahin, wo sie vorher auch schon waren. „Ich mach mal Pause, bevor der große Ansturm kommt.“, sage ich zu Rick, dem zweiten Barkeeper. Er nickt und ich gehe einmal quer durch den Raum und dann aus der Seitentür heraus. Ich sehe auf die Uhr. Es ist fast viertel vor neun, also bleiben mir nur wenige Minuten um kurz Luft zu schnappen. Ich schließe die Tür und lehne mich daneben an die kalte Steinmauer. Es ist noch kälter als heute Morgen, wenn ich ausatme steigt weißer Nebel in die Luft. Es tut gut an der frischen Luft zu sein, auch wenn es Arschkalt ist. Die Tür neben mir geht auf und Nele kommt heraus. Sie holt ihre Zigaretten aus der Jackentasche und zündet sich eine an, dann bietet sie mir eine an und ich nehme dankbar an. Normalerweise rauche ich nicht mehr, nur hin und wieder, wenn ich nervös bin oder schon etwas zu viel getrunken hatte. Ich zünde sie an und ziehe einmal kräftig. „Denkst du er kommt noch?“, fragt sie und ich zucke mit den Schultern. „Man wird sehen. Vielleicht meldet er sich auch erst in ein paar Tagen.“, sage ich und lasse den Zigarettenqualm aus meinem Mund entweichen. „Solange lässt er sich bestimmt nicht Zeit.“, meint sie und wieder zucke ich nur mit den Schultern, als wäre es mir gleichgültig. Wir stehen die restlichen Minuten schweigend nebeneinander, bis sie fertig ist und wieder hinein geht. Ich ziehe noch ein letztes Mal an der Kippe, werfe sie dann auf den Boden und trete sie aus. Nachdem ich noch einmal die frische Luft eingeatmet habe, gehe ich wieder hinein. Die Luft ist viel wärmer und stickiger und in den paar Minuten in denen ich verschwunden war, hat sich der Club gefüllt. Ich gehe zur Bar und Rick ist sichtlich erleichtert, dass er nicht mehr alle alleine Bedienen muss. Bis kurz vor neun haben wir die Hände voll zu tun und kommen kaum nach, aber gegen neun wird es ruhiger, da die meisten die Band nicht verpassen wollen. Um punkt Neun Uhr gehen die Scheinwerfer auf der Bühne an und Philipp, Roman und Erik kommen nacheinander auf die Bühne. Philipp grinst breit, aber sieht ziemlich nervös aus, im Gegensatz zu Roman und Erik. Erik nimmt hinter seinem Schlagzeug platz, Philipp schnappt sich seine E-Gitarre und Roman seinen E-Bass. Philipp geht zum Mikro, verstellt noch kurz etwas an seiner Gitarre und grinst dann schief. „Hey Leute, wir freuen uns, dass heute wieder so viele gekommen sind und wünschen euch viel Spaß.“, sagt er und die Leute klatschen und jubeln laut. Die Band beginnt zu spielen, ein eher schnelles Lied. „Die Jungs sind Klasse.“, ruft Nele gegen den Lärm an und Malte nickt begeistert. Ich gebe weiter einen Cocktail nach dem anderen über die Theke, erst gegen halb zehn kann ich zwischendrin durchatmen. Rick übernimmt die Gäste, die an die Bar kommen und ich setze mich zu Malte und Nele. „Wir hätten gar nicht herkommen brauchen.“, motzt Nele und ich lache sie aus. „Du bist doch wohl nicht wirklich nur wegen meinem heimlichen Verehrer gekommen.“, sage ich und sie schmollt mal wieder. „Doch.“, murmelt sie und ich schüttele lachend den Kopf. Die Band ist gerade mit einem Lied fertig und Philipp fährt sich durch die Haare. „Das nächste Lied ist für eine ganz bestimmte Person, einen Freund.“, er lächelt schief und sieht mich direkt an, im gleichen Moment fängt mein Herz schneller an zu schlagen. „Es ist Zeit für Brief Nummer zehn.“, sagt er und in meinem Kopf dreht sich alles. Phillip ist der Kerl, der sich in mich verliebt hat? Das konnte nicht sein, er hätte mich doch einfach ansprechen können, warum hat er mir die Briefe geschrieben und die Lieder für die CD zusammen gesucht? Ich hätte doch merken müssen, dass er mich mag. Er sieht etwas verunsichert aus, aber die anderen Jungs beginnen zu spielen und er wartet auf seinen Einsatz. Erst jetzt bemerke ich, dass Nele und Malte mich anstarren. Ich sehe sie nur kurz an und verschwinde dann in der Menge, bis ich direkt vor der Bühne stehe. Ich starre Phillip an und hole den Brief aus der Hosentasche. Ich falte ihn auseinander, sehe aber weiter auf die Bühne. Er beginnt zu singen und ich sehe auf das Blatt. Hey Kai, das letzte Lied heißt „Free Fallin’“ und wurde Ursprünglich von Tom Petty gesungen. Heute gibt es zig Coverversionen des Liedes, bei Gelegenheit zeige ich dir meine Lieblingscoverversion von „The Almost“. Das Lied ist mein absolutes Lieblingslied, deshalb habe ich es als letztes ausgewählt. Ich hoffe du bist nicht allzu sehr enttäuscht, dass ich dein „heimlicher Verehrer“ bin. Kannst du dich an den Abend erinnern, an dem wir uns fast geküsst hätten? Ich kann mich natürlich daran erinnern, aber ich habe gedacht, er wüsste es nicht mehr. Ich kann mich noch sehr gut an den Abend erinnern, denn nach diesem Abend hatte sich für mich viel verändert. Wie du ja schon weißt, mochte ich dich von dem ersten Abend an, an dem ich dich das erste Mal gesehen hatte, aber es ist etwas anderes, wenn man jemanden mag, oder man jemanden mag und man merkt, dass der andere auch nicht ganz abgeneigt wäre. Allerdings war ich zu feige mit dir zu reden. Also musste ich es irgendwie anders anstellen, da lag es nahe, etwas mit Musik zu machen, da Musik quasi mein Leben ist. Bitte lass uns reden, wenn du fertig bist mit arbeiten. Phil Ich muss grinsen, ich falte den Brief wieder zusammen und sehe zu Philipp auf die Bühne. Er sieht mich an und ich nicke einfach nur, wir werden nach Feierabend reden. Ich warte bis das Lied vorbei ist, ich klatsche nicht wie die anderen, sondern ich sehe Philipp an und grinse schief. Als ich zurück zu Bar komme grinste mich Nele breit an und boxt mir auf die Schulter. „Es ist Philipp.“, sagt sie mit hoher Stimme und ich verdrehe die Augen. „Ach was.“, sage ich und sie streckt mir die Zunge raus. Sie seufzt laut und stützt ihren Kopf mit dem Arm auf der Theke ab. „Das ist sooo romantisch.“, schwärmt sie und ich ziehe die Augenbraue nach oben. Müssen Frauen immer so theatralisch sein? Ich gehe wieder hinter die Bar und nehme die Bestellungen entgegen, aber beobachte Philipp zwischendurch, wenn ich einmal kurz durchatmen kann. Ich wäre wirklich nie darauf gekommen, dass Philipp es sein könnte, der mir die Briefe geschrieben hat. Ich wusste, dass er mich mag, aber ich wusste nicht, dass es in diese Richtung geht. Um kurz vor zwölf Uhr verabschiedet Philipp sich und die Band und die Jungs spielen noch ein letztes Lied. Die Leute applaudieren, als sie fertig sind und Phil lässt sich feiern. Seine Haare hängen ihm ins Gesicht und seine roten Lippen zaubern ein verschmitztes Lächeln auf seine Lippen. Er schlägt mit den Jungs ein und die 3 laufen von der Bühne und verschwinden hinter der Bühne. „Hey!“, ein Kerl fuchtelt mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum. „Ich möchte ein Bier.“, sagt er und ich nicke, bevor ich mich wieder an die Arbeit mache. … zwei Stunden später. „Bis Morgen.“, nuschelt Nele müde vor sich hin. „Schlaf gut.“, sage ich und drücke Nele kurz an mich bevor sie sich an Malte klammert, der sie mit sich aus dem Club schleift. Nele hatte kaum etwas getrunken, aber mehr als sonst und sie war einfach keinen Alkohol gewohnt. Ich schließe hinter den beiden die Tür zu und ging zu der Sitzecke, in der Philipp auf mich wartete. „Hey.“, sagt er leise, ich lächele ihn an und setze mich ihm gegenüber. „Hey.“, sage ich und er grinst kurz nervös. Er starrt den Tisch an und knetet seine Hände, vermutlich ist es ihm jetzt peinlich, dass er sich mir so geöffnet hatte. „Danke.“, sage ich also, er sieht auf und guckt mich verwundert an. „Dass du dir die Mühe gemacht hast mit der CD und den Briefen.“, füge ich hinzu, seine Wangen werden rot und er grinst mich verlegen an. Ich habe keine Ahnung, über was wir reden sollen. Klar, gibt es jede Menge zu klären, aber eigentlich hatte er mir schon alles gesagt, oder besser gesagt geschrieben. „Warum hast du mir es nicht einfach gesagt, wenn du wusstest, dass ich dich mag?“, frage ich also, da das so ziemlich die einzig offene Frage ist. „Mir war klar, dass wir uns gut verstehen und das Sympathie vorhanden ist, aber nicht, ob es auch in die Richtung geht, in der ich dich mag.“, antwortet er leise und ich nicke. Es entsteht wieder eine kurze Pause. „Und, geht es in die gleiche Richtung?“, fragt er schließlich und ich muss schmunzeln. Dann zucke ich mit den Schultern und lehne mich zurück. „Ich weiß es nicht.“, entgegne ich und Phil nickt etwas enttäuscht. „Ich muss nach Hause.“, sagt er auf einmal und steht auf. So eine Dramaqueen, der Kerl kann mir doch nicht erst heute Morgen mitteilen, dass er in mich verliebt ist und jetzt sofort von mir verlangen, dass ich mich auf ihn stürze, auch wenn ich nicht ganz abgeneigt von der Idee bin. Ich stehe auf und schnappe mir meinen Pullover der neben mir liegt. „Gut, dann bringe ich dich eben nach Hause.“, sage ich und er sieht mich überrascht an. „Ich wohne gar nicht weit weg.“, will er sich herausreden, aber ich winke ab. „Umso besser, ich bin eh auch nur zu Fuß hier und draußen ist es arschkalt.“, lasse ich nicht locker und er grinst sogar ein wenig. Kaum zu glauben, aber ich hatte sogar ein schlechtes Gewissen, dass ich Philipp nicht sofort das geben konnte, was er sich erhofft hatte, aber so schnell geht das eben nicht. Ich bin auch nur ein Mensch und kann nicht von jetzt auf gleich bestimmen, in wen ich mich verliebe oder eben nicht. Wir kommen an die frische Luft und es ist wirklich sau kalt, schlimmer als heute Morgen. Phil holt schwarze Handschuhe aus seiner Jackentasche und zieht sie sich über die Finger, ich hingegen stecke, wie immer, meine Pfoten in die Hosentaschen. „Wie wohnst du?“, frage ich und er sieht mich an, als wäre ich völlig irre. „Wie, wie ich wohne?“, will er wissen und ich zucke mit den Schultern. „Na, WG, eigene Wohnung, oder bei Mama?“, beim letzten Vorschlag schlägt er mir gegen die Schulter und ich sehe ihn kurz böse an. „Wohngemeinschaft.“, sagt er und ich nicke interessiert. „Wie viele seid ihr?“ „Wir sind zu dritt, ich und zwei andere Jungs.“, erzählt er und fuchtelt dabei wild mit den Armen in der Luft herum. Auf einmal bleibt er stehen und ich laufe in ihn hinein, da er auch einen Schritt nach links gegangen ist und er vorher rechts von mir gelaufen war. „Wasn jetzt los?“, frage ich und Phil deutet auf das Haus. „Hier wohne ich.“ „Ach so.“, ist meine intelligente Antwort und er nickt. „Also dann.“, sagt er. „Also dann.“, wiederhole ich. Seine Wangen sind ganz rot und seine Lippen heben sich deutlich von seiner Haut ab, die hier draußen schneeweiß aussieht. Ich muss mir auf die Unterlippe beißen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. „Man sieht sich.“, knurrt er und ich nicke. Kann ich ihn jetzt wirklich einfach so gehen lassen? Wohl kaum. „Phil.“, so habe ich ihn bisher noch nie genannt, er sieht für mich mehr aus wie ein Philipp, als wie ein Phil, aber Phil hört sich irgendwie süß an und das ist er in diesem Moment allemal. „Mh-mh?“, macht er und bleibt in der Tür stehen. Vor der Tür ist ein kleiner Absatz, jetzt wo Phil darauf steht und ich vor ihm auf dem Bürgersteig ist er fast genauso groß wie ich. Ich gehe den einen Schritt, den ich von ihm entfernt stehe, und grinse schief. Er will zurückweichen, aber die Tür ist in seinem Rücken. „Sind hier irgendwo Mülltonen?“, frage ich, er sieht mich verwirrt an und schüttelt dann den Kopf. „Die sind auf dem Hinterhof.“, antwortet er und ich grinse noch etwas breiter. „Gut.“, sage ich, lege meine Hand in seinen Nacken und küsse ihn. Zuerst ziert er sich noch etwas, doch dann legt er seine Hand auf meinen Bauch und überlässt mir nicht mehr die ganze Arbeit beim Küssen. „Warte.“, fordert er auf einmal und ich will schon genervt stöhnen, aber er dreht sich nur herum, um die Haustür aufzusperren. Kaum sind wir im Treppenhaus, treffen unsere Lippen wieder aufeinander und wir stolpern die Treppe nach oben, bis wir endlich in Phils Wohnung sind. Wir schließen die Tür hinter uns und ich drücke ihn mit dem Rücken gegen die Wand. Phil ist ein guter Küsser, entweder er hatte schon reichlich Übung, oder er ist ein Naturtalent, dennoch reicht es mir nicht, ihn nur zu küssen. Ich dränge mein Knie zwischen seine Beine und ihm entweicht ein leises Stöhnen, das mein Vorhaben nur noch bestärkte. „Welches ist dein Zimmer?“, meine Stimme ist rau und kratzig, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Er legt eine Hand auf meinen Bauch und ich lasse mich von ihm in einen der Räume schieben. Zum Umsehen habe ich nicht wirklich Zeit, also schweift mein Blick nur kurz durchs Zimmer, um das Bett ausfindig zu machen. Ich drehe uns herum, sodass er mit dem Rücken zum Bett steht, dann ziehe ich ihm das T-Shirt über den Kopf und lasse meine Hände seinen Bauch und seinen Rücken sorgfältig erkunden. Mit einer Hand öffne ich erst seinen Gürtel und dann seine Hose und dränge ihn dann nach hinten, bis er sich auf das Bett fallen lassen muss. Ich ziehe mir ebenfalls das Shirt aus und werfe es zur Seite, bevor ich mich über ihn lehne. Einen ganz kurzen Moment halte ich inne und sehe ihn einfach an, seine Wangen waren noch röter als vorhin, seine Lippen waren leicht geöffnet und schrien danach wieder geküsst zu werden. Ich fahre ihn mit einer Hand über die Wange und durch die Haare, bis sie schließlich in seinem Nacken ruht. „Hast du Kondome?“, frage ich, er zögert kurz und nickt dann. Na bitte, der Tag ist gerettet. Kapitel 3: Zottelbärchen und Hasenpups -------------------------------------- So, da ich nicht genau weiß, wie lange die FF noch gehen wird, führe ich eine ENS-Liste ein. Jeder der das letzte Kapitel kommentiert bekommt eine Nachricht, wenn ein neues Kapitel online ist. Natürlich freue ich mich auch so über Kommentare, die im Moment ja leider noch Mangelware sind :( So, und jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapitel, ich hoffe es gefällt =) ____________________________________________________________ Phil liegt mit seinem Kopf auf meiner Schulter und spielt mit seinen Händen mit meinen Fingern herum. „Bist du müde?“, fragt er mich und ich fahre mit dem Zeigefinger meiner freien Hand über seinen Oberarm. „Nicht wirklich, an manchen Tagen müsste ich jetzt noch Arbeiten.“, antworte ich und streiche ihm die schwarzen Haare aus dem Gesicht. „Du solltest schlafen, dir fallen ja gleich die Augen zu.“, grinse ich und er schüttelt den Kopf. „Alles gut, ich bin nicht müde, wirklich.“, versichert er mir. „Lügner.“, flüstere ich ihm ins Ohr und er knurrt kurz. Nach wenigen Minuten ist er eingeschlafen, aber hin und wieder schmatzt er vor sich hin, was ich wirklich niedlich finde. Ich hätte das nicht tun dürfen, ich hätte nicht mit ihm schlafen sollen und ihm Hoffnungen machen, obwohl ich mir meiner Sache nicht sicher bin, aber darüber kann ich mir Morgen immer noch Gedanken machen. Ich schließe meine Augen, seufze übertrieben laut und theatralisch und schlafe kurz daraufhin ebenfalls ein. Als ich aufwache ist es halb fünf. Draußen ist es immer noch Dunkel, das hasse ich am Winter, es kommt mir dann immer vor, als würde ich mitten in der Nacht aufstehen. Durch den offenen Spalt der Tür kommt schwaches Licht ins Zimmer, außerdem haben sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich das meiste ins Phils Zimmer gut erkennen kann. Die Regale stehen voller CDs und alten Schallplatten, in einer Ecke stehen drei verschiedene Gitarren und die dazugehörigen Verstärker. An der Wand hinter uns kleben Plakate von Auftritten von seiner Band, was ich allerdings nur mit Mühe erkennen kann. Sein Bett besteht aus Holzpaletten, auf denen seine Matratze liegt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen ein Musikstudent würde hier wohnen. Vorsichtig nehme ich seinen Arm von meinem Bauch und klettere aus seinem Bett. Er grummelt kurz, aber schläft weiter. Ich will nicht gehen, aber ich kann auch nicht bleiben, also entscheide ich mich für den Weg, der für Beide das Beste ist und sammle meine Sachen zusammen, um kurz darauf sein Zimmer zu verlassen. „Wer bist du denn?“, ein Kerl erschreckt mich zu Tode, als ich gerade versuche Phils Zimmertür leise zu zu machen. Ich ignoriere den Kerl vorerst und ziehe mir mein Hemd an und schlüpfe danach in meine Hose. „Niemand.“, antworte ich dann und verlasse die Wohnung. Im Treppenhaus ziehe ich mir meine Jacke über und als ich an die frische Luft komme bleibt mir erst mal die Luft weg. Gerade lag ich noch in einem schönen warmen Bett und jetzt stand ich hier Draußen in der Kälte. Was habe ich auch anders erwartet kurz vor Winteranfang. Ich mache mich auf den Weg zum Diner, glücklicher Weise war es von hier nicht viel weiter als von meiner Wohnung aus. * „Hallo, Kai.“, sagt Rosie, als ich das Diner betrete und auf „meinen“ Platz zusteuere. „Guten Morgen.“, lächle ich sie an und setze mich in die Sitzecke. Kurz darauf kommt sie an meinen Tisch und stellt mir den Kaffee auf den Tisch. „Heute so gut gelaunt?“, fragt sie und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Verstehe, du hattest eine erfolgreiche Nacht.“, witzelt sie und zwinkert mir zu, bevor sie wieder verschwindet. Ja, die Nacht war erfolgreich, für mich. * Um sechs Uhr komme ich in meiner Wohnung an und das erste was ich mache ist, Gizmo zu füttert, dieses Mal mit kleinen Heuschrecken, die er sofort verschlingt. „Fresssack.“, lache ich und gebe ihm noch etwas mehr, da er gestern Abend schon auf sein Fressen verzichten musste, außerdem war gestern sein Diättag. Als ich mich aufs Sofa fallen lasse sehe ich vor mir die CD auf dem Tisch liegen. Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich schon ein schlechtes Gewissen Philipp gegenüber, aber es war richtig zu gehen. Um kurz nach Zehn klingelt es an der Tür, ich drücke die Freisprechanlage, sage aber nichts, da ich weiß wer es ist. „Mach auf, es ist schweinekalt.“, johlt Nele, ich drücke den Knopf und höre durch die Anlage, dass sie die Tür aufmacht. Nele will jetzt ganz sicher eine Langversion des gestrigen Abends hören, und wehe ich vergesse etwas, aber sie wird sich mit einer Kurzfassung abfinden müssen. „Morgen.“, nuschle ich, als ich ihr die Tür öffne und sie mich kurz umarmt. Sie läuft ins Wohnzimmer und als ich ebenfalls ins Zimmer komme schmeißt sie gerade ihre Jacke über meinen Sessel. Ich würde wahnsinnig werden, wenn ich mit ihr zusammen wohnen würde. „Erzähl, was war gestern noch mit ihm?“, fordert sie und ich lasse mich neben ihr aufs Sofa fallen. „Er hat nichts zu fressen bekommen.“, Nele schaut mich verwirrt an und ich verdrehe die Augen. „Gizmo, er musste gestern Abend hungern!“, sage ich, als wäre es ganz klar, von was ich sprach. Sie schlägt mir mit der Faust gegen die Brust. „Blödmann, du weißt ich meine Philipp.“, schmollt sie und ich lege meinen Arm auf die Lehne hinter ihr. „Musst du schon dazu sagen.“, ich tue auf total verständnislos und sie verdreht die Augen. „Sag jetzt!“, kreischt sie hysterisch und boxt mir in die Seite. „Ich hab mit ihm geschlafen.“, sage ich und sie weiß nicht so ganz, ob sie das gut oder schlecht finden soll, ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Das ist doch …toll.“, sagt sie schließlich und ich lege meinen Arm um sie und drücke sie an mich. „Es freut mich sooo, dass du dich für mein Sexualleben so freust.“, wimmere ich und wische mir über die Augen. Sie boxt mir in die Seite und versucht mich genervt anzusehen, muss aber mit einem Lachen kämpfen. „Du bist so doof!“, zickt sie und ich lache laut, woraufhin auch sie sich dem Lachen geschlagen gibt. „Aber mal im Ernst, was ist davor und danach passiert?“, fragt sie auf einmal und ich zucke mit den Schultern. „Nachdem alle weg waren haben wir noch kurz im >Black Shack< geredet, aber das Gespräch verlief eher zäh. Ich hab ihn nach Hause begleitet und auf dem Weg dorthin schafften wir es eine normale Unterhaltung zu führen. Als er ins Haus gehen wollte küsste ich ihn und schließlich landeten wir im Bett.“, fasse ich den gestrigen Abend zusammen und Nele lächelt zufrieden. „Warum bist du schon wieder zu Hause?“, fragt sie verwirrt und wieder zucke ich mit den Schultern. „Ich bin heute Morgen um halb fünf gegangen.“, sage ich und sie stöhnt genervt. „Noch ein Frühaufsteher.“, sagt sie, da sie wohl davon ausging, dass Philipp auch schon so früh auf war. „Nein, er hat noch geschlafen.“, als ich fertig bin mit reden schlägt ihre Hand gegen meinen Hinterkopf. „Au, Verdammt! Spinnst du?“, ich starre sie mit großen Augen an und ihre Augen durchbohren mich wütend. „Du bist so ein Arschloch!“, schreit sie, verschränkt ihre Arme vor der Brust und lehnt sich nach hinten. „Ich weiß, es ist nicht sehr höflich, aber deswegen bin ich doch nicht gleich ein Arschloch!“, verteidige ich mich, aber Nele bockt weiter. „Der Kerl schüttet dir sein Herz vor die Füße und du trittst drauf rum!“, sie hat Recht, aber man kann es auch übertreiben, ich bin heute Morgen einfach nur gegangen, aber das war doch auch alles. „Du übertreibst. Außerdem heißt es: ‚Der Kerl schüttet dir sein Herz aus’“, sage ich deshalb genervt. Sie kniet sich auf dem Sofa hin und dreht sich in meine Richtung. „Kai, der Kerl hat sich total in dich verknallt und du nutzt das aus. Du hast so ein Glück und verschenkst es einfach!“, mussten Frauen immer so eine poetische Scheiße reden? „Du hast nen Vogel.“, sagt sie und tippt mit ihrem Zeigefinger gegen meine Schläfe. Ich nehme ihre Hand weg und sehe sie böse an. „Hör auf damit.“, knurre ich und sie verdreht die Augen. Sie setzt sich wieder normal neben mich und lehnt sich an mich. „Ich will doch nur, dass du auch einmal glücklich bist.“, flüstert sie und ich lege wieder meinen Arm um sie. „Nele, ich bin glücklich.“, versichere ich ihr und sie schlingt ihre dünnen Ärmchen um meinen Oberkörper. „Ich meine so richtig!“, nuschelt sie gegen mein T-Shirt. „Ich hab dich als beste Freundin, ich bin todglücklich!“, grinse ich um die Stimmung wieder etwas zu lockern, ich mag es nicht, über so etwas zu reden. Gefühle, wenn ich nur an das Wort denke läuft es mir schon kalt den Rücken hinunter. „Schleimer.“, sagt sie und ich kann ein Grinsen in ihrer Stimme hören. „Mach dir keinen Kopf.“, sage ich und gebe ihr einen Kuss aufs Haar. * Ich treffe Phil das nächste Mal, als ich zwei Tage später auf dem Weg ins >Black Shack< bin. Er kommt mir entgegen, trägt seine schwarzen Handschuhe, einen Kapuzenpulli, eine schwarz graue Mütze und einen schwarzen Schal. Er sieht mir kurz ausdruckslos in die Augen und starrt danach wieder auf den Boden. „Hey, Phil.“, sagte ich, er nickte nur kurz und läuft weiter. Ich überlege kurz, ob ich auch einfach so tun soll, als wäre nichts gewesen, aber dann drehe ich mich herum und halte ihn am Arm fest. Er kann sich nicht entscheiden, ob er an mir vorbei starren soll, oder ob er mich ansehen soll, er entscheidet sich gegen mich. Wie war das noch gleich, ich bin ein Arschloch. „Komm mit.“, sage ich und auf einmal sieht erschrocken in die Augen. Ich nehme mein Handy aus der Hosentasche und rufe Rick an. „Ich komme etwas später.“, sage ich nur und warte gar nicht auf eine Antwort. Phil steht immer noch vor mir und starrt mich an, als ich seine Hand nehme und meine Finger mit seinen verschränke zuckt er kurz zusammen. Ich laufe mit ihm durch die Straßen und sehe ihn immer wieder von der Seite an, aber er reagiert immer noch abweisend auf mich, als ich ihn kurz anlächle zwingt er sich zu einem Grinsen, das eindeutig nicht echt ist. „Ich hoffe du hast nichts gegen Haustiere.“, sage ich und er zuckt mit den Schultern. „Ich habe eine Tierhaarallergie.“, er redet also doch noch mit mir. Wir kommen in meiner Wohnung an und erst jetzt lasse ich seine Hand los. „Ich stell dir mal Gizmo vor.“, grinse ich und schiebe Phil vor mir ins Wohnzimmer. Er sieht sich um, sucht einen Hund oder sonstiges auf dem Sofa und auf dem Boden, aber da wird er nichts finden. Sein Blick bleibt auf dem Terrarium hängen, aber Gizmo ist von hier nicht zu sehen. „Sag, dass du keine Spinne hast.“, fleht er und ich lache. „Ich habe keine Spinne.“, sage ich also und er atmet erleichtert aus. Ich gehe um ihn herum und öffne das Terrarium, woraufhin Gizmo sofort aus seinem Versteck kommt. So ist er mein kleiner Freund, immer auf der Hut, damit er ja nichts verpasst. Ich nehme ihn aus dem Glaskasten und drehe mich zu Phil. „Okay, das ist keine Spinne.“, grinst er und läuft zu mir. „Hallo, Gizmo.“, begrüßt er den Gecko und sieht dabei so niedlich aus, dass meine Lippen zu kribbeln anfangen, aber ich kann nicht schon wieder über ihn herfallen. Gizmo streckt kurz den Hals in Phils Richtung und dann flitzt er auf meine Schulter und versteckt sich unter meinem Hemdkragen. „Er ist hübschen Jungs gegenüber schüchtern.“, sage ich und Phil wird rot. „Es gibt schwule Eidechsen?“, grinst er und ich zucke mit den Schultern. „Wer weiß.“, schmunzle ich und er lacht leise. „Reden wir.“, bestimme ich, nehme seine Hand und ziehe ihn mit mir zum Sofa. „Okay, pass auf.“, fange ich an und er sieht auf unsere Hände, die ihre Finger ineinander geschlungen haben. „Ich kann dir nicht sagen, warum ich einfach gegangen bin, aber es war nicht wegen dir. Es wäre mir albern vorgekommen, wenn ich später einfach wieder zu dir gegangen wäre.“, Gizmo läuft meinen Hals nach oben und bleibt hinter meinem Ohr sitzen. „Du hättest mich wecken können.“, flüstert er und sieht mir in die Augen. „Nein, das hätte ich nicht tun können.“, lächle ich und er sieht wieder weg, er ist enttäuscht, aber es gibt keinen Grund dazu. „Es sieht wirklich zu süß aus, wenn du schläfst. Das Bild konnte ich gar nicht zerstören.“, sage ich, lege meine Hand unter sein Kinn und zwinge ihn dazu mich anzusehen. Also wenn ich eins kann, dann war es Leute in meinen Bann zu ziehen. Ich hauche ihm einen Kuss auf die Lippen und lehne meine Stirn gegen seine. „Lass es uns langsamer angehen. Haben wir erst einmal ein richtiges erstes Date, ein zweites Date und ein drittes.“ Ich lege meine Hand in seinen Nacken. „Wir sind kein Paar, aber vielleicht werden wir es, wenn wir uns erst einmal richtig kennen lernen.“, flüstere ich, er schließt die Augen und nickt. Ich ziehe ihn in meine Arme und drücke ihn fest an mich. Ich finde es gibt drei Arten von Umarmungen. Die erste ist eine lockere Umarmung zwischen Freunden, wenn man sich begrüßt. Die zweite ist eine normale Umarmung und die dritte Art ist eine innige Umarmung, bei der die Beiden Körper perfekt aneinander passen, als wären sie für einander gemacht. Diese Umarmung mit Phil gehört zur dritten Sorte, der Besten. * „Ich habe Morgen Abend frei, hast du Zeit?“, frage ich, als wir einige Minuten später vor Phils Haustüre stehen. Er nickt und lächelt breit. „Dann haben wir Morgen unser erstes Date.“, ich lege meine Hände auf seine Hüften, er stellt sich auf die Zehenspitzen und wir küssen uns. „Bis Morgen.“, flüstere, als ich mich zum Gehen umdrehe. Ich drehe mich noch einmal um und Phil steht mit hochrotem Kopf vor der Haustür und schaut mir dusselig nach. Es ist so leicht ihn aus der Fassung zu bringen. Es ist ungewohnt, das zwischen mir und Phil, denn wir sind in unserer, noch nicht vorhandenen, Beziehung körperlich schon viel weiter als auf der … Gefühlsebenen. Mir läuft ein Schauer den Rücken hinunter. Phil ist mir nicht egal, das ist mir spätestens vorhin auf der Straße klar geworden, als er einfach an mir vorbei gehen wollte, aber jetzt ist es meine Aufgabe, herauszufinden ob ich für etwas Festes mit ihm bereit bin. Ich betrete den Club und Rick sieht mich hinter der Theke erleichtert an. Es ist brechend voll und die Leute stehen ungeduldig vor der Bar. Ich ziehe mir meine Jacke aus, schnappe mir einen Cocktailmixbecher und nehme die erste Bestellung entgegen. * Am nächsten Morgen mache ich mich nachdem ich meinen Kaffee im Diner ausgetrunken habe auf den Weg zu Nele. Als ich bei ihr und Malte ankomme, geht Malte, der olle Morgenmuffel, ins Bad und grummelt vor sich hin, dass Nele noch schläft. Ich schleiche in ihr Zimmer und suche im Dunkeln nach ihrem Bett, als ich mir am Bettkasten den Fuß anhaue presse ich die Lippen zusammen um nicht laut aufzuschreien. Scheiße tut das weh, was müssen die auch die Rollladen ganz zu haben! Ich setze mich aufs Bett, lege mich hin und krieche unter die Bettdecke. Nele kuschelt sich an mich und fährt mit der Hand unter mein T-Shirt. Am liebsten würde ich laut loslachen, aber dann wäre der ganze Spaß ja schon vorbei. „Guten Morgen mein Schatz.“, sagt sie verschlafen und ich beiß mir auf die Unterlippe um wirklich nicht zu lachen. „Guten Morgen, Hasenpups.“, sage ich und Nele setzt sich schlagartig auf, zieht ihre Hand unter meinem T-Shirt hervor und es bleibt einen Moment ruhig. Ich höre die Bettdecke rascheln, Schritte auf dem Boden und Nele schaltet das Licht an. „Kai!“, schreit sie und ich kann endlich laut loslachen. „Ja, Hasenpups?“, sage ich unschuldig und blinzle sie an. „Was machst du hier?“, sie hat ihre Augen aufgerissen und läuft zum Fenster. „Ich wollte meine beste Freundin mal wieder sehen, wir waren soo lange getrennt.“, sage ich wehleidig und lasse meine Unterlippe zittern. Sie rollt mit den Augen und macht den Rollladen auf. Dann klettert sie zurück ins Bett und kuschelt sich wieder an mich. „Sag mal hast du dich vorhin nicht gewundert, dass Malte auf einmal ein Sixpack hat?“, grinse ich, sie zwickt mir in die Seite und ich lache. „Ich hab mit Phil geredet. Wir haben heute Abend unser erstes Date.“, sage ich ganz stolz und sie kichert. „Ihr habt irgendwie etwas in der Reihefolge vertauscht.“, lacht sie und ich zucke mit den Schultern. „Du bist doch nur neidisch.“, raune ich und fahre mit dem Zeigefinger über ihre Taille. „Spinner.“, lacht sie und schlägt meine Hand zur Seite. „Also denkst du es wird noch etwas Ernstes aus euch?“, will sie wissen und ich muss grinsen. „Wenn er mich immer noch mag, wenn er mich erst richtig kennt, dann haben wir gute Karten.“, antworte ich also und sie gibt ein komisches freudiges Geräusch von sich, das sich anhört als tritt man einer Katze auf den Schwanz, nur eben in freudig. „Also wenn er dich dann nicht mehr will, dann ist er selber Schuld. Ich würde dich sofort nehmen, wenn du nicht schwul wärst und Malte nicht wäre.“, sagt sie und ich lache. „Schön, dass meine Sexuelle Ausrichtung noch vor Malte kommt.“ „So war das gar nicht gemeint du Blödmann!“, lacht sie laut und ich stimme mit ein. „Was ist denn hier los?“, fragt Malte als er, nur mit einem Handtuch bekleidet ins Zimmer kommt. Ich setze mich auf. „Deine Freundin hat sich schon wieder an mich rangemacht, aber ich musste sie leider enttäuschen, da ich immer noch schwul bin.“, sage ich bedauernd, mache einen Schmollmund und Malte schaut verpeilt zwischen mir und Nele hin und her, wahrscheinlich hatte er wieder bis spät in die Nacht in irgend einem Club Platten aufgelegt. Ich grinse schief, stehe vom Bett auf und gehe auf Malte zu. Ich bleib ganz dicht vor ihm stehen. „Wir könnten ja einen Dreier machen.“, schlage ich fröhlich vor und Malte reißt die Augen auf. „Was denn, dann wären alle glücklich. Okay, außer dass du nicht so mein Typ bist.“, lache ich und Malte sieht mich weiter geschockt an. Gleichzeitig bekommen Nele und ich einen Lachanfall und kurz darauf fängt auch Malte laut an zu Lachen. Eine viertel Stunde später sitzen wir zu dritt am Frühstückstisch und Nele und ich machen uns immer noch über Maltes Gesichtsausdruck lustig, als ich den flotten Dreier vorschlug. „Du hättest dich wirklich selbst sehen sollen.“, sagt Nele und sieht ihren Freund liebevoll, aber zugleich belustigt an. „Jaja.“, knurrt er und ich lache. „Jetzt hab dich nicht so.“, sage ich und schlage ihm mit der Faust gegen die Schulter. Er grinst kurz, dreht sich dann zu Nele und küsst sie zärtlich. „Bis später.“, flüstert er und Nele seufzt kurz. „Bis später, Schatz!“, sage ich und winke ihm hinterher, als er die Küche verlässt. „So, was machst du heute Abend mit Phil?“, fragt sie neugierig und ich zucke mit den Achseln. „Kino?“ „Möööp!“, macht sie als Antwort zu meinem Vorschlag. Hach, wie ich diese tiefgründigen Gespräche mit Nele liebe. „Schlag etwas Besseres vor.“, verlange ich und sie verdreht sie Augen. „Du musst dir schon selbst etwas einfallen lassen, aber sei ein bisschen kreativer.“, tolle Hilfe wirklich, Danke Nele. „Toll.“, knurre ich und stehe auf. „Ich geh jetzt mal.“, sage ich, beuge mich zu Nele herunter und drücke ihr einen Kuss auf die Wange. „Tschüss, Hasenpups.“ „Bis dann, Zottelbärchen.“, grinst sie und wuschelt mir durch die Haare, woraufhin ich sie böse ansehe, sie weiß, dass ich das hasse. Ich fahre mir durch die Haare und richte sie wieder so, wie sie sich gehören. Als ich nach Hause komme ist es halb zwölf, also habe ich noch acht Stunden Zeit, bevor ich Phil abhole, diese werde ich wohl damit verbringen, mir zu überlegen, was wir heute Abend machen werden. Kapitel 4: Date #1 ------------------ Sooo, also ein neues Kapitel mit Phil und Kai. Zunächst mal ein Dankeschön an Tshioni und Schutzengel-007 für die Kommis, über die ich mich sehr gefreut habe =) @Schutzengel-007: jap Gizmo ist der Name von einem Gremlin und die Gremlins werden zu kleinen Monstern wenn sie nass werden :D Wer bei diesem Kapitel ein Kommi macht, bekommt eine ENS wenn ein neues Chap online ist. Viel Spaß beim Lesen! ___________________________________________________________ Es ist halb sieben, als ich Gizmo noch schnell etwas zu fressen gebe, danach ziehe ich mich um und hole mein Handy aus der Hosentasche. Ich wähle eine Nummer und warte ungeduldig, dass jemand rangeht. „Hey.“, meldet sich Nik am anderen Ende der Leitung. „Hat alles geklappt?“, frage ich und knete mit meiner freien Hand den Saum meines T-Shirts. „Ja, ich bin gerade auf dem Weg zu dir, ich bin in fünf Minuten da.“, höre ich ihn sagen und meine Nervosität zerfällt in Staub. Wenn das nicht geklappt hätte, dann hätte ich mir auf die schnelle etwas anderes überlegen müssen und ich habe schon für diese Idee lange genug gebraucht. Schließlich bin ich um halb acht bei Philipp vor der Tür und habe ein kleines Päckchen in der Hand, das in grünes Geschenkpapier, mehr oder weniger erfolgreich, eingepackt ist. Kurz nachdem ich die Klingel gedrückt habe, geht die Freisprechanlage an. „Komm hoch, ich bin fast fertig.“, sagt er hektisch und die Tür fängt an zu summen. Ich drücke die Glastür auf und betrete kurz darauf auch Phils Wohnung, dessen Tür er für mich offen stehen hat lassen. „Phil?“, rufe ich und höre einen lauten Knall. „Ich bin im Schlafzimmer!“, ruft er und als ich hinein komme hält er sich den Hinterkopf und starrt die Schranktür böse an. „Hast du dich angehauen?“, frage ich und gehe zu ihm. Er dreht sich zu mir und zeiht eine Grimasse, der Kerl sieht sogar zuckersüß aus, wenn er das Gesicht so verzieht als hätte er gerade drei Zitronen verschlungen. „Ja.“, schmollt er und ich nehme ihm die Hand vom Kopf, bevor ich ihm vorsichtig auf die schmerzende Stelle puste. Ich drücke ihn an mich. „Besser?“, flüstere ich ihm ins Ohr und er zuckt kurz zusammen. „Jap. Und jetzt lass uns gehen.“, lächelt er, dreht sich zu mir herum und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Hallo.“, sagt er und ich grinse ihn schief an. „Hi.“, knurre ich und gebe ihm einen Kuss auf den Mund. So gehört sich das! Erst jetzt fällt mir auf, was er anhat und ich bin schon wieder kurz davor, ihn einfach aufs Bett zu ziehen und ihm die Kleider, die so gut an ihm aussehen, vom Leib zu reißen, immerhin sind wir doch sowieso schon im Schlafzimmer, warum also nicht die Gelegenheit nutzen. Er trägt eine dunkle Levi’s Jeans, ein schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt, was wirklich nur wenige Kerle tragen können, ohne dass es wirklich schwul aussieht, und schwarze Nike Turnschuhe mit grüner Sohle, die ich sehe, als er aus dem Zimmer läuft. „Öhm, Kai?“, er steht in der Tür und sieht mich verpeilt an. „Komme schon.“, sage ich, gehe zu ihm, stütze die freie Hand gegen den Türrahmen. Ich beuge mich zu ihm nach vorne und hauche ihm einen Kuss auf den Hals. „Ich war nur von deinem süßen Hintern in diesen engen Designerjeans abgelenkt.“, flüstere ich ihm ins Ohr, stoße mich leicht nach hinten ab und mache mich auf den Weg aus der Wohnung heraus. „Kommst du?“, rufe ich an der Tür, ich höre ein kurzes: „Klar.“, aus der Wohnung, danach schnelle Schritte und das Klicken, das zu hören ist, wenn man seine Tür schließt. Als er zu mir aufschließt ist sein Kopf immer noch knallrot und er vermeidet es mich anzusehen. Wenn es nach dem Spruch: ‚Du bist doch nicht aus Zucker!’ gehen würde, dann dürfte der Kerl echt nicht in den Regen gehen, da musste man ja Angst haben, dass er zerfließt. „Was ist da eigentlich drin?“, fragt er und deutet auf das kleine Päckchen. Ich grinse breit. „Mach auf.“, sage ich also und drücke ihm das grüne Kästchen ich die Hand. Jeder in meinem Freundeskreis würde das Papier einfach wegreißen, zusammenknüllen und in den nächsten Mülleimer werfen, aber Phil entfernt jeden einzelnen Tesafilmstreifen vorsichtig, klappt dann das Papier zurück und nimmt das Geschenk heraus, das Papier klemmt er sich unter den Arm, aber so, dass nichts zerknittert. Als er das Shirt ausbreitet achte ich genau auf sein Gesicht, das von neugierig in überrascht und schließlich freudig wechselt. „Woher wusstest du, dass ich die Jungs liiiiiebe?“, fragt er und starrt das T-Shirt mit großen Augen an. „Du hast einen guten Musikgeschmack, du musst sie mögen.“, lüge ich, denn in Wirklichkeit habe ich mir von Nik Romans Nummer geben lassen und habe diesen über Phil ausgefragt, was für Musikrichtungen er genau mag, seine Lieblingsband, und so weiter. Es ist Zufall, und eine riesen Portion Glück, dass ausgerechnet heute Abend eine von seinen Lieblingsbands in einem Club hier ganz in der Nähe spielt und da habe ich Nik gebeten, okay ich habe ihn mit zwei Monaten frei Drinks bestochen, dass er mir zwei Karten besorgt, da er durch seine Arbeit viele Clubbesitzer und Bandmanager oder sogar die Bands selbst kennt, was ja zum Glück auch geklappt hat. Ich habe auch ein paar Lieder von Fall out Boy auf meinem iPod, aber ich bin mit Sicherheit kein so großer Fan wie Phil und ich freue mich ja schon auf dem Abend, was allerdings nichts nur an der Band lag, da musste es für Phil ja ein Megaevent sein. Er hängt sich das Shirt über die Schulter, nimmt das Geschenkpapier und legt es ordentlich zusammen, dann dreht er sich zu mir, strahlt mich an und umarmt mich. „Danke.“, sagt er, aber die eigentliche Überraschung weiß er ja noch gar nicht. „Och.“, sage ich, „Das ist doch nichts Besonderes.“, innerlich Lache ich laut, so wie die Bösewichte in Zeichentrickserie, wenn sie einen Plan geschmiedet haben. „Doch, echt, Danke.“, wiederholt er und ich winke ab. „Lass uns fahren.“, sage ich also, nehme seine Hand und laufe mit ihm zu meinem Wagen. Ich fahre einen schwarzen Mercury Cougar Baujahr 1970, ein echtes Goldstück, er ist erst einmal kaputt gewesen, obwohl ich den Guten jetzt auch schon einige Jahre habe. Ich öffne Phil nicht die Tür, das wäre zu dämlich, er ist doch kein kleiner Junge, oder eine Frau, die zu blöd ist eine Tür zu öffnen und wieder zu schließen. Ich steige in den Wagen, warte bis Phil neben mir sitzt und fahre los, normalerweise bin ich viel zu Fuß unterwegs, ich hasse Leute die nicht richtig Autofahren können, also gehe ich diesen Idioten, die sich Autofahrer schimpfen, aus dem Weg soweit es geht. Allerdings befindet sich der Club, in dem heute das Konzert statt findet, auf der anderen Seite der Stadt. Als wir vor dem Club ankommen schaut er mich fragend an und wir schnallen uns ab. „Zieh dein Shirt an, ein richtiger Fan braucht ein Fanshirt auf einem Konzert.“, grinse ich, er nickt zuerst nur, aber dann dreht er den Kopf zu mir und reißt die Augen auf. „Wir gehen… zu …öhm…“, stottert er und ich lache laut los, der Anblick war wirklich zu köstlich. „Mach schon, sonst fangen sie ohne uns an.“, grinse ich, er nickt schnell und zieht sich sein T-Shirt aus. Meine Fingerspitzen kribbeln, als meine Augen über seinen schmalen Oberkörper schweifen. Man, das muss echt aufhören. Ich atme tief durch, drehe mich nach vorne und fahre mir mit den Händen übers Gesicht. Mir fiel es bisher bei keinem anderen schwerer, meine Griffel bei mir zu behalten, als bei Phil. Er reißt die Tür auf und springt aus dem Wagen, es ist kaum zu übersehen, dass er völlig aufgedreht ist. Ich steige aus, wir laufen zum Eingang und ich nehme seine Hand, die so perfekt in meine passt, nur um sicher zu gehen, dass er nicht gleich irgendwo dagegen rennt. Bevor die Band kommt bestellen wir uns etwas zu trinken, ich ein Bier und Phil ein Wasser, damit er nicht ganz abdreht. Als die Band die Bühne betritt applaudieren wir laut und schreien was das Zeug hält, vor allem Philipp bekommt sich gar nicht mehr ein. Phil war mittlerweile aufgestanden, ich sitze immer noch auf meinem Barhocker, das Konzert ist eher im kleineren Rahmen, also gibt es keinen großen Ansturm vor der Bühne. Phils Augen leuchten, er bewegt die Lippen zum Text und wippt mit dem Fuß im Takt mit. Sein schmales Gesicht sieht im rötlichen Licht noch besser aus als sonst und seine hellen Augen sind deutlich zu sehen. Als er mich ansieht und merkt, dass ich ihn beobachtet habe, setzt er sich neben mich und sieht mich verlegen von der Seite an. Der Rest des Konzertes verläuft ruhiger, wir unterhalten uns über alles Mögliche, hören der Musik zu und zwischen den Liedern pfeifen, klatschen und schreien wir. Im Großen und Ganzen ein mehr als gelungenes erstes Date. Wenn ich ehrlich bin sogar das Beste das ich je hatte, nicht wegen dem Konzert, sondern weil Philipp mein Date war. Als wir aus der Kneipe kommen entschließe ich mich, meinen Wagen heute hier zu lassen, die Gegend ist sicher und außerdem hatte ich etwas getrunken. Wir laufen einfach los, in keine bestimmte Richtung, wir schlendern nur nebeneinander her und reden. „Wann war dein erster Kuss?“, fragt er und lächelt mich an. Ich lache laut los, mein erster Kuss war eine Katastrophe. „Ich war damals elf Jahr alt. Nicole Whitney wohnte bei uns um die Ecke. Ein Mädchen, das immer Kleider trug in den hellsten Farben. Ihre Haare waren blond und sie hatte lauter kleine Sommersprossen im Gesicht. Meine Kumpels folgten ihr einmal an einen Badeweiher, legten sich hinter einen Busch und beobachteten sie. Irgendwann sagte einer zu mir, dass ich niemals eine Chance bei ihr hätte. Irgendwann hatte ich genug Mut gefasst, ging zu ihr und küsste sie. Für mich schien die Welt in Ordnung, die Vögel zwitscherten und die Sonne prallte auf unsre Köpfe. Und auf einmal trat sie mir mit voller Wucht in die Eier. Ich lag am Boden und weinte als meine Freunde zu mir kamen und laut lachten. Nur einer lachte nicht und half mir auf. Jason Barrow, mit ihm hatte ich meinen ersten Kuss mit einem Jungen.“, erzähle ich und schmunzle die ganze Zeit dabei. „War wenigstens dein zweiter erster Kuss besser?“, will er wissen und grinst frech. Ich zucke mit den Schultern. „Jason war zwei Jahre älter als ich und an meinem zwölften Geburtstag knutschte ich mit ihm an der alten Eiche, im Garten meiner Eltern. Irgendwann zog Jason mir die Hose runter und blies mir einen. Spätestens da war mir klar, dass ich schwul bin, denn gleich am nächsten Tag wollte ich unsere kleine Aktion vom Vortag unbedingt wiederholen, da ich an nichts anderes mehr denken konnte, als ich Jason in der Schule küssen wollte schlug er mir eine rein und schrie mich an ich solle ihn nie wieder anfassen.“, ich lache bitter, dieser Flachwichser hatte mir die restliche Schulzeit versaut. Phil pustet die Backen auf und die Luft entweicht zischend zwischen seinen Zähnen. „Das ist hart.“, brummelt er aber ich zucke wieder mit den Schultern. „Du erzählst das so, als wäre es dir damals am Arsch vorbei gegangen.“, er sieht mir in die Augen, sucht Blickkontakt, aber ich sehe an ihm vorbei. „Ist lange her.“, knurre ich und versenke meine Hände in den Hosentaschen. Die Highschool war die Hölle, ich hatte Freunde, aber die die sich meine Freunde schimpften, redeten hinter meinem Rücken über mich. In der zehnten Klasse rastete ich aus und zertrümmerte Jason das Nasenbein. Ich bekam einen Verweis, flog aber leider nicht von der Schule. Danach war ich ein Einzelgänger und bestand schließlich meinen Abschluss als Bester des ganzen Jahrgangs. Wenn ich heute auf die Zeit zurückblicke bin ich froh, dass alles so war, sonst wäre ich heute vermutlich anders. „Wie war dein erster Kuss?“, frage ich, um von mir abzulenken. Wir setzten uns auf die kalten Steine, die überall im Stadtpark, in dem wir mittlerweile angekommen waren, verteilt sind. Er lächelt verträumt und sieht in den Himmel. „Mein erster Kuss war mit einem Jungen, okay er war schon fast ein Mann, zumindest für mich damals. Ich war dreizehn und er siebzehn. Er war groß, breite Schultern, aber so tiefe braune Augen, dass man sich in ihnen verlieren konnte. Ich war auf meiner aller ersten richtigen Party, mit Alkohol, Mädchen und es gab sogar einen riesen Pool.“, er sieht mich kurz an und ich kann kleine Sterne in seinen Augen erkennen, die sich darin spiegeln. „Lass mich raten, die Mädchen haben dich weniger interessiert.“, grinse ich und er schmunzelt. „Naja, damals dachte ich noch Mädchen wären das richtige für mich.“, er lacht kurz leise und ich muss tief durchatmen um nicht über ihn herzufallen. Ich ziehe ihn zu mir und küsse ihn zärtlich, das war ja wohl erlaubt. „Zum Glück hat sich das geändert.“, flüstre ich und wieder kichert er leise. „Naja, auf jeden Fall fiel ich an dem Abend in diesen verflixten Pool.“, es ist heute Vollmond, Phils Augen leuchten, als er wieder in den Himmel sieht. „Der Ritter mit den schokobraunen Augen rettete dich?“, frage ich etwas eifersüchtig aber er schüttelt den Kopf. „Es hatte keiner bemerkt, dass ich in den Pool gefallen war. Ich flüchtete ins Haus und setzte mich irgendwo in eine Ecke. Und dann kam Martin. Er zog sein Shirt aus und ich wollte schon vor dem Irren flüchten, aber dann hielt er es mir hin und lächelte mich an. Ich fand damals es sah albern aus, dass so ein muskulöse Kerl so süß lächelte. Ich zog mein Shirt aus, genauso wie meine Hose, nur meine Boxershorts behielt ich an. Ich zog das riesige Shirt an und bedankte mich. Er sagte kein Wort, nahm mich nur an der Hand, schleifte mich durch die ganze Wohnung bis wir an seinem Roller ankamen. Er fuhr mich nach Hause und ich fror wie ein Rohrspatz, bis er den albernen Helm abnahm und mich küsste. Einfach so.“, er lächelte mich an, aber ich sah weg. Er hatte damals eindeutig das größere Glück gehabt. „Wurde etwas aus euch?“, frage ich aber er schüttelt leicht bedrückt den Kopf. „Eine Woche später zog er weg.“, er seufzt laut, legt den Kopf schräg und sieht mich an. „Was ist?“, frage ich, nachdem er mich einmal von oben nach unten gemustert hat. Er bleibt an meinen Augen hängen und lässt sich mit seiner Antwort reichlich Zeit. „Deine Augen erinnern mich an die von Martin. Nur bei dir weiß ich noch nicht, was hinter der Wand aus Schokolade steckt.“, ich unterbreche den Blickkontakt und sehe nach oben. In meinem Kopf dreht sich alles, ich atme tief durch und schließe kurz die Augen. Das hier geht genau in die Richtung, vor der ich normalerweise schon wegrenne wenn ich merke, es wird ernst. „Seit wann singst du?“, frage ich und sehe ihn wieder an. Er fährt sich mit der Hand über den nackten Arm und zieht die Schultern zusammen. Ich ziehe meine Jacke aus und lege sie links neben mich, dann schlüpfte ich aus meinem Kapuzenpulli und ziehe die Jacke wieder an. „Ich singe seit ich denken kann, meine Mum spielt Klavier und irgendwann habe ich mich zu ihr gesetzt, sie hat gespielt und ich habe gesungen. Irgendwann spielte ich und sang und meine Mum stand immer neben dem Klavier und lächelte mich stolz an. Dass ich jetzt einen auf Rockstar mache gefällt ihr weniger, ihr wäre die klassischere Variante lieber gewesen, trotzdem unterstützen mich meine Eltern so gut sie können.“, erzählt er und träumt vor sich hin. Ich drücke ihm den Pullover in den Arm, sehe aber geradeaus. Ich habe keine Lust auf dieses kitschige Getue, nur weil ich ihm meinen Pullover gebe, ich hätte ihn jedem anderen auch gegeben. Im Augenwinkel sehe, dass er ihn sich überzieht, die Kapuze kurz richtet und sich dann die Ärmel über die Hände zieht. „Danke.“, sagt er leise, ich zucke mit den Schultern. „Kein Thema.“, knurre ich und lächle ihn kurz an. „Du spielst Klavier?“, frage ich um wieder aufs Thema zu kommen. Er nickt. „Ich habe früher viel Klavier gespielt, heute spiele ich mehr Gitarre, vor allem wegen der Band.“, ich nicke und nehme so unauffällig wie möglich seine Hand, sehe dabei weg. Ich bin eine Katastrophe, ich benehme mich wie ein kleiner Junge verdammt. Ich drehe mich wieder zu ihm und küsse ihn, wie in der Nacht, als wir miteinander geschlafen hatten. Als ich von ihm lasse passt ihm das so gar nicht, also presst er seine Lippen wieder auf meine, steht dabei auf, ohne sich dabei von mir zu trennen. Er setzt sich vorwärts auf meinen Schoß und ich unterbreche den Kuss, da ich mir ein genüssliches Lachen nicht verkneifen kann. Er erstickt mein Lachen mit seinen Lippen. Meine Hände ruhen auf seiner Hüfte und seine auf meinem Bauch. Erst einige Minuten später schaffe ich es selbst mich von ihm zu trennen, würde ihn aber am liebsten sofort wieder küssen. Er lächelt mich verpeilt an, beißt sich auf die Unterlippe und lacht dann leise. „Was ist?“, frage ich amüsiert und er richtet den Kragen meiner Jacke. „Du machst mich total gaga.“, lacht er und ich sehe ihn verdutzt an. Ich mache ihn gaga? Er hat sich doch gerade auf mich geschmissen und nicht umgekehrt. Wenn Phil wüsste wie viel Beherrschung es mich kostet, wenn er so auf mir sitzt. „Phil? Kannst du bitte runter gehen.“, sage ich , er sieht mich verwirrt an, bis ich nach unten sehe und er meinem Blick folgt. „Oh.“, macht er und springt von mir runter. Zum Glück trage ich meistens Jeans und keine Stoffhosen , sonst wäre es vermutlich peinlich geworden. Nicht vor Phil, aber vor denen, die sich sonst noch so auf den Straßen herumtreiben. „Lass und gehen.“, grinse ich, stehe auf und nehme seine Hand. * „Danke.“, grinst Phil mich auf dem Heimweg und beißt sich auf die Unterlippe. Ich bleibe stehen, halte ihn an seiner Hand fest und drehe ihn zu mir. Vorsichtig lege ich meine Hand auf seine Wange, er schließt die Augen und atmet tief ein. Ich bin immer wieder überrascht, wie Phil auf mich reagiert, so als würden wir uns schon ewig kennen. Ich beuge mich zu ihm hinunter und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen, als ich die Augen öffne lächelt er stumm und legte seine Stirn gegen meine warme Wange. Ich lege meine Arme um seinen schmalen Körper und drücke ihn fest an mich, aber nicht zu fest, da ich sonst Angst habe, ich könne ihn zerquetschten, er legt seine Hände auf meine Schulterblätter und krallt die schlanken Finger in meine Jacke. So stehen wir da, ganze zehn Minuten, bis ich es nicht mehr aushalte und ihn erneut küsse. Als sich unsere Lippen wieder trennen seufzt er laut und ich schiebe ihn ein Stück von mir weg. „Den Rest musst du alleine nach Hause laufen.“, lächele ich ihn an und er schmollt. „Ich will gar nicht erst in Versuchung kommen mit in deine Wohnung zu gehen, also gehe ich jetzt brav nach Hause.“, sage ich und werde sogar etwas rot, normalerweise konnte ich mich wirklich gut beherrschen, aber bei Philipp war es mir fast unmöglich. „Wäre das denn so schlimm?“, fragt er etwas enttäuscht und ich muss grinsen. Es wäre ganz und gar nicht schlimm, für mich, aber für Phil ist es besser. „Doch nicht beim ersten Date. Ein Schritt nach dem anderen.“, sage ich, ziehe ihn zu mir und küsse ihn. „Schlaf gut und träum von mir.“, flüstere ich, streiche ihm mit dem Daumen über die Wange und drehe mich zum Gehen um. Ich sehe nicht zurück, denn ich weiß, dass Phil mir nachsieht. Ich atme laut aus und bin sogar etwas stolz auf mich selbst, ich bin es nicht gewohnt, nach einer Verabredung mit einem Kerl alleine nach Hause zu gehen, aber es fühlt sich toll an. Nicht, weil ich Phil einfach stehen lasse, sondern, dass ich eine Sache mal ernst angehe und nicht alles nur auf das Körperliche beschränke. Als ich nach Hause komme ist es fast halb eins. Auf meinem Anrufbeantworter sind drei Nachrichten. Ich höre mir alle mit einem Grinsen auf den Lippen an. Um kurz nach zehn hatte mein bester Freund angerufen. „Hä, Alter. Isch lieg hier grad zwischen tschwei Kerlen, aber die sind total zu gekifft, ich glaube der eine ist ein Bauchnabelfetischilist, oder so.“, er machte eine Pause und lachte hysterisch, man ist der besoffen. „Isch komme Morgen Nachhausäää! Irgendwann wischen acht Uhr Morgensch uns zehn Uhr Abendsch, glaube isch.“, er nuschelt und im Hintergrund höre ich Geschmatze und Gemurmel. Ich habe ihn echt vermisst diesen ollen Suffkopp. „Wenn du misch Morgen nisch abholst dann sin wir nisch mehr Freunde. Väschdandän?“, das war das Ende der ersten Nachricht. Ich freue mich riesig auf Cody, wir kennen uns seit vier oder fünf Jahren, wir waren früher ein Paar, aber nicht sehr lange, da wir es beide normal nicht so mit der Treue haben und außerdem gab es im Bett einige Unstimmigkeiten, da wir beide eher aktiv sind. Das Ganze artete dann immer in einem kleinen Kampf aus, eine Zeit lang war das ganz spannend, aber irgendwann war es nur noch nervig. Cody arbeitet als Fotograf, nach fast jedem Shooting landet er mit einem Kerl im Bett, egal ob schwul oder nicht, Cody kann so schnell niemand widerstehen. Ich krame mein Handy aus der Hosentasche und schreibe ihm eine SMS, er soll mir doch bitte eine SMS schreiben wann er ankommt, da ich etwas Besseres zu tun habe, als zwischen acht und zweiundzwanzig Uhr am Flughafen zu stehen. Die zweite und die Dritte Nachricht ist von Nele. In der Ersten war sie noch ruhig, hat nur gesagt, dass ich sie anrufen soll wenn ich wieder Zuhause bin, in der Zweiten war sie leicht hysterisch und hat gefragt warum ich noch nicht Daheim bin und sie nicht angerufen habe. Das war vor ca. einer halben Stunde. Ich nehme das Telefon und lege es auf meinen Nachttisch bevor ich ins Bad gehe, wo ich mir meine Klamotten ausziehe und sie über den Wäschekorb hänge. Ich drehe die Dusche auf, kalt, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Ich hatte mich zwar mittlerweile wieder ganz gut im Griff, aber wenn ich an Philipps Lippen denke, seine Augen, seine Stimme, seinen schmalen Körper, der so gut an meinen passt, dann. „Fuck!“, fluche ich und sehe an mir herunter. So viel zum Thema kaltes Wasser. Nachdem ich mein Problem, mit Phils Hilfe, auch wenn er nichts davon weiß, gelöst habe wähle ich Neles Nummer und drücke auf den Lautsprecher. Dieses Scheiß Telefon war damals sau teuer, nur damit ich eine vernünftige Lautsprecheranlage hatte, aber es hat sich gelohnt, denn jetzt ist das Telefonieren während dem Kochen, Fernsehschauen, und Aufräumen kein Problem mehr. Ich höre mich an wie eine billige Werbesendung. Ich seufze laut und genau dann nimmt Nele ab. „Wie war dein Date?“, ist das erste was sie fragt und ziehe mir meine Boxershorts über. „Sehr gut, glaube ich.“, antworte ich auf ihre Frage und fahre mir durch die Haare. „Glaubst du?“ „Er war enttäuscht, dass ich nicht noch mit zu ihm gekommen bin.“, grinse ich und höre Nele leise kichern. „Ab dem Dritten Date ist es doch erlaubt, wenn ihr euch beeilt könnt ihr alles schon Übermorgen nachholen.“, schlägt sie vor und ich lache laut. „Geht leider nicht, ich muss Arbeiten, es sei denn du übernimmst meine Schichten für die nächsten vier Tage?“ „Vier Tage?“, sagt sie mit hoher Stimme und ich lache dreckig. „Nachholbedarf.“, sage ich nur und sie fängt laut an zu Lachen, hält sich aber vermutlich den Mund zu, denn es ist nur noch ein Glucksen zu hören, wahrscheinlich pennt Malte neben ihr. „Morgen kommt Cody wieder, kommst du mit zum Flughafen?“, frage ich, schiebe die Bettdecke zurück und setze mich auf die Bettkante. „Klar komm ich mit.“, gähnt sie und ich stimme mit ein. Man bin ich müde. „Bis Morgen.“, sage ich und sie gähnt nochmal laut in den Hörer. „Bis Morgen.“, nuschelt sie und legt auf. Ich lege mich hin, mache es mir mit meiner Bettdecke bequem und denke kurz an Gizmo, ich hatte ihm heute Abend nichts zu Essen gegeben, aber der muss jetzt bis Morgen Früh warten. Es dauert keine fünf Minuten bis ich tief und fest schlafe. __________________________________________________ Bis zum nächsten Chapter :P Kapitel 5: Date #2 ------------------ So, neues Kapitel da. Würde mich über Kommi freuen, Kritik ist aber auch erwünscht. =) _______________________________________________________ Heute Morgen bin ich wie immer im Diner gewesen, als ich nach Hause gekommen bin bekam ich die SMS von Cody, dass er um dreizehn Uhr ankommt. Nele kann doch nicht mitkommen, da sie Malte versprochen hatte ihn auf eine Messe zu begleiten, auf dem Weg zur Messe lassen mich die Beiden an meinem Wagen raus, den ich gestern Abend ja an der Kneipe hab stehen lassen. Und jetzt stehe ich alleine am Flughafen und warte auf Cody. Durch die Lautsprecher wird uns mitgeteilt, dass die Maschine aus Madrid jetzt ankommt. Erst jetzt merke ich eigentlich, dass Cody mir wirklich gefehlt hat, Nele ist Klasse und meine anderen Freunde auch, aber Cody und ich sind mittlerweile fast wie Brüder. Als er durch das Gate kommt sieht er müde aus, er hat eine Hawaiikette um den Hals hängen, seine Sonnenbrille auf und an seinem Hemd fehlen mehrere Knöpfe wenn ich das richtig sehe. Ich bin richtig erleichtert, dass er immer noch der gleiche Vollidiot ist wie vor zwei Wochen, als er in den Urlaub gefahren ist. Er sieht mich, nimmt die Sonnenbrille ab und hängt sie lässig an seine Kette. Als er bei mir ankommt lässt er seine schweren Koffer auf den Boden knallen, nimmt Anlauf und springt mich an. Ich lache laut los und umarme den Mistkerl und hebe ihn hoch, Cody ist zwar nicht wirklich kleiner als ich, aber ein wenig schmäler. Nachdem er wieder auf beiden Beinen steht klopft er mir auf die Schulter. „Alter.“, sagt er und ich verdrehe die Augen. „Das nächste Mal kommst du mit! Ich hatte noch nie so viel Sex und habe noch nie so viel Alkohol getrunken wie in den letzten zwei Wochen.“, erzählt er und strahlt mich an. „Ein Paradies für uns.“, seufze ich und boxe ihm dann gegen die Schulter. „Genau.“, lacht er und kaut wie ein Esel auf seinem Kaugummi herum. „Und jetzt bring mich nach Hause.“, grinst er, ich schnappe mir einen seiner Koffer und wir laufen raus zu meinem Wagen. „Ich hab übrigens gehört du wurdest weichgekocht.“, gähnt er, als wir sein Gepäck im Kofferraum verstauen. Ich sehe ihn fragend an und hebe eine Augenbraue nach oben. Weichgekocht? Ich bin doch keine Kartoffel oder so. „Ach das hast du gehört, ja?“, sage ich misstrauisch und er grinst. „Der Musikfreak.“, sagt er, wir steigen ein und ich starte den Motor. „Also Erstens, er ist kein Freak. Und Zweitens, bringe ich Nele um, wenn ich sie das nächste mal sehe.“, knurre ich und er lacht laut. Nele ist manchmal echt unmöglich, ich vertraue ihr, aber sie kann manchmal echt nicht ihre Klappe halten. „Bleib cool, Alter. Zu Erstens, ob er ein Freak ist oder nicht, davon möchte ich mich selbst überzeugen. Und ach ähm wegen zweitens, Nele hat nicht geplappert, ich hab neulich mit Malte telefoniert.“, er rutscht während dem Reden so lange mit seinem Hintern im Sitz hin und her, bis er bequem sitzt und dann lümmelt er auf dem Sitz, ich hab schon Angst, dass er gleich weg pennt. Ich knurre nur kurz zur Antwort und drücke aufs Gaspedal um den Wagen vor mir zu überholen, das Überholverbotsschild habe ich gekonnt ignoriert. Wir kommen bei ihm vor dem Haus an, er hat ein zwei Zimmer Apartment in der Nähe vom Flughafen. Als wir zusammen waren, war ich hier neunzig Prozent meiner Freizeit. Heute sind es vielleicht noch dreißig Prozent. „Hey, hast du heute Abend Schicht?“, nuschelt er vor sich hin und ich nicke gelangweilt. Mir macht mein Job Spaß, aber manchmal ist es nervig, dass ich immer abends bzw. nachts arbeite. „Wie wärs, wenn du den Freak fragst, ob er nicht kommen will. Malte hat bestimmt auch Zeit und Nele muss denk ich mal auch arbeiten. Heute Abend ist bestimmt nicht viel los, ein neuer Club eröffnet in der Nähe.“, er macht die Tür auf und setzt schon einmal einen Fuß auf den Gehweg. Eigentlich ist das gar keine so schlechte Idee, immerhin muss ich Phil sowieso irgendwann sagen, dass wenn man mit mir befreundet bzw. zusammen ist, dass man Cody zumindest respektieren muss. „Ich frage ihn und ich hab dir schon mal gesagt, dass er kein Freak ist.“, knurre ich, ziehe die Augenbrauen zusammen und sehe ihn an. „Okay, okay.“, lacht er und gähnt dann laut. Der Kerl gehört wirklich ins Bett, kein Wunder wenn er die ganze Nacht durchmacht und dann auch noch der Flug. „Geh pennen, du Pfeife.“, grinse ich, wir schlagen unsere Fäuste gegeneinander bevor er die Tür zuknallt, zum Kofferraum geht und seine Taschen herausholt. Er schaut nochmal kurz durchs Fenster, dass ich geöffnet habe und hebt kurz die Hand zum Abschied. „Bis später.“, blubbert er vor sich hin und schlendert dann zu seiner Wohnungstür. Ich starte den Motor und mache mich auf den Weg zu Phil, wenn ich ihn wegen heute Abend fragen möchte, dann muss ich ihn persönlich fragen, da ich seine Handynummer noch nicht habe. Als ich an seiner Tür klingel frage ich mich was ich hier eigentlich tue. Ich muss heute Abend arbeiten, ich kann doch Phil nicht mit meinen Freunden einfach sitzen lassen, während ich arbeite. Ich schnaube laut, jetzt konnte ich auch keinen Rückzieher mehr machen, die Klingel hatte ich ja jetzt schon gedrückt. Die Freisprechanlage ging an, zuerst war gar nichts zu hören und auf einmal schrie ein Kerl lachend ins Mikrofon: „Wer isn da?“. Ich überlege kurz, ob ich nicht einfach abhaue, aber das wäre einfach nur dämlich. „Kai. Ist Philipp da?“, wenn mich nicht alles täuscht ist Roman der, der am anderen Ende ist. „Komm hoch.“, sagt er, ich höre im Hintergrund ein lautes Lachen und dann surrt die Tür, sodass ich sie öffnen kann. Als ich nach oben kommen steht Philipp in der Tür und lächelt mich an, ich vermute Roman hat ihm Bescheid gesagt, dass ich da bin. „Hey.“, er strahlt mich an, ich nehme bei der letzten Treppe immer zwei Stufen auf einmal. Kaum komme ich bei ihm an, schon drücke ich ihm einen Kuss auf die Lippen. „Hi.“, sage ich nach dem Kuss und fahre mit dem Finger über seine Stirn, wo sich ein blauer Klecks befindet. „Was ist das denn?“, schmunzle ich und schmiere ihm das Zeug auf die Nase, was er mit einem Schnauben kommentiert. „Wir streichen unsere Küche.“, sagt er dann und wischt sich die Nase mit dem Saum seines T-Shirts ab. „Lässt du mich auch rein?“, grinse ich und er wird rot um die Nase. „Klar.“, nuschelt er und geht vor, ich folge ihm bis wir in der Wohnküche der WG angekommen sind. Roman und Erik sehen noch schlimmer aus wie Phil, die Beiden sind von unten bis oben mit Farbe beschmiert, genauso wie die Abdeckfolie auf dem Boden. Die Beiden sehen mich an, Roman streicht weiter die Wand und Erik bahnt sich mit viel Mühe einen Weg zu uns durch. „Lang nicht gesehen.“, lächelt er mich an, als wir einschlagen und ich nicke. „Nach eurem letzten Auftritt wart ihr ja schnell weg.“, schmunzle ich und sehe Phil aus dem Augenwinkel heraus an. „Philipp hat uns mit Mord gedroht, wenn wir uns nach dem Gig nicht verpissen.“, lacht er und Philipp sieht ihn wütend an, weil er mir das verraten hat, sein Kopf läuft noch röter an. „Wir gehen kurz in mein Zimmer.“, knurrt er an Roman und Erik gewandt und zieht mich dann mit sich aus dem Raum. „Erik hat übertrieben.“, murmelt er beleidigt vor sich hin und ich lache. Ich bin Erik dankbar dafür, dass er Phil in Verlegenheit gebracht hat, denn wenn er rot wird sieht er so niedlich aus, wirklich süß, Marshmallow sind ein Scheißdreck dagegen. Wir kommen in seinem Zimmer an, ich kicke die Tür hinter mir mit dem Fuß zu und ziehe ihn zu mir. Ich hauche ihm einen Kuss auf den Hals und er kichert leise. „Was machst du heute Abend?“, flüstere ich ihm ins Ohr und zuckt kurz zusammen. „Wir haben um sechs ein Konzert, aber um neun sind wir fertig.“, er schiebt mich von sich weg, ich scheine ihn ganz schön aus der Fassung zu bringen. „Wenn du willst könntest du danach ins >Black Shack< kommen. Mein Bester Freund, Cody, und Neles Freund sind auch da, Nele und ich müssen zwar Arbeiten, aber wenn wir Glück haben können wir um Zwölf den Laden dicht machen, danach könnten wir noch irgendwohin gehen.“, schlage ich vor, aber Phil sieht mich nur skeptisch an. Ich kann ihn verstehen, ich würde mich auch nicht unbedingt mit zwei fast Fremden zusammensetzen. Er beißt sich auf die Unterlippe und wippt mit den Füßen hin und her. Man ist der knuffig. „Okay, ich komme.“, sagt er dann entschlossen und für mich wirkt es so, als müsse er erst einmal Mut dafür fassen, das wollte ich nicht. Wenn ich ehrlich bin, ärgert es mich sogar, dass ein Teil unseres zweiten Dates damit drauf geht, dass ich arbeite während er mit meinem besten Freund herum sitzt. Und ich kenne Cody, hoffentlich vergrault er ihn nicht mit seinen Sprüchen. „Wir können auch Morgen etwas machen.“, sage ich schnell, aber er schüttelt lächelnd den Kopf. „Das heute Abend geht klar.“, versichert er mir und legt seine Hände auf meinen Bauch, woraufhin er an meinem Shirt herum zupft. Ich sehe ihm in die Augen, nur um sicher zu gehen, dass er das auch wirklich will. Ich lege im die Hand unters Kinn, beuge mich zu ihm hinunter und küsse ihn innig, hoffentlich bereut er es heute Abend nicht, zugesagt zu haben. Noch während dem Kuss ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche, löse mich von ihm und halt es ihm vor die Nase. „Gib mal bitte deine Handynummer ein.“, grinse ich ihn an und er lacht kurz. Dann schnappt er sich mein iPhone und während er daran herumspielt beißt er sich auf die Unterlippe und verzieht hin und wieder sein süßes Näschen. Gott, wer hat mir denn ins Hirn geschissen, seit wann befinden sich Worte wie 'Näschen' in meinem Wortschatz, ich verziehe kurz das Gesicht. „Hier.“, er drückt mir mein Handy wieder in die Hand und gibt mir dann einen Kuss. „Ich freu mich auf heute Abend.“, sagt er tapfer und ich mustere ihn skeptisch. Er verdreht sie Augen und schiebt mich dann vor sich aus seinem Zimmer. „Willst du was trinken?“, fragt er mich auf den Weg ins Wohnzimmer, aber ich schüttel den Kopf. „Ich muss gleich los.“, brumme ich und er zieht eine Schnute, ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Schon fertig?“, Erik steht auf einmal vor uns mit einer Cola in der Hand und grinst uns breit an. „Ich hab dir wirklich mehr zu getraut, Kai.“, er muss sich ein Lachen verkneifen, ich hingegen lache einfach laut los, während Phil rot neben mir anläuft, dabei sollte doch eigentlich ich rot werden und nicht er, oder? Ich drehe ihn ganz zu mir herum und küsse ihn, ich schiebe ihn wieder ein Stück von mir weg und ihm entweicht ein lautes Seufzen. „Das hebe ich mir für heute Abend auf.“, wende ich mich an Erik und zwinkere ihm zu. Phils Gesicht hat jetzt die Farbe einer Tomate angenommen und er versucht tief durchzuatmen. Lachend drehe ich mich um und gehe zur Wohnungstür, bevor ich die Tür hinter mir schließe, wünsche ich den Dreien lautstark viel Spaß beim Konzert. * „Einen 'Agent Jack' und deine Handynummer, bitte.“, schreit mir eine junge, blonde Frau ins Gesicht. „Moment.“, schreie ich zurück und blinzle ihr zu. Der Longdrink ist schnell fertig, dann schnappe ich mir einen Bierdeckel und einen Kugelschreiber, der hier immer irgendwo auf der Theke rumfliegt. Ich schreibe ihr die Nummer von Callcenter auf, irgend so ein Beratungsding. Freundlich lächelnd schiebe ich ihr den Drink mit dem Bierdeckel rüber, sie kichert entzückt und verzieht sich wieder. Glaubt die im Ernst ich gebe so einfach meine Handynummer raus. Ich atme genervt aus und wische mir mit dem Ärmel über die Stirn. In dem Schuppen hier ist es ätzend warm und wir müssen langärmlige schwarze Hemden tragen. Als ich meinen Arm wieder runter nehme steht auf einmal Philipp vor mir, ich bin ehrlich gesagt etwas überrascht, die Zeit ist heute beim Arbeiten so schnell umgegangen. Ich lächle ihn kurz an und gehe um die Theke zu ihm, die Leute müssen sich eben kurz mit Nele alleine zufrieden geben. „He...“, bringt er noch raus, bevor ich ihn an mich ziehe und ihn küsse. Er schiebt mich von sich weg und sieht sich nervös um. Angsthase. „Komm mit.“, ich verdrehe die Augen und ziehe ihn am Handgelenk mit mir. Cody und Malte machen gerade irgendeinen Scheiß mit den leeren Gläsern, die auf ihrem Tisch stehen, und zwei Cent Stücken. „Malte kennst du ja glaube ich vom Sehen.“, als ich das sage sehen die Beiden zu uns auf und Malte winkt fröhlich, Man es ist gerade mal halb Zehn und der Kerl ist schon besoffen. „Hallo, ähm... mir fällt es gleich ein.“, sagt er und streckt uns den Zeigefinger entgegen. Cody schlägt seinen Arm zur Seite und kratzt sich verpeilt an seinem Bauch. Oh Gott, der arme Philipp. „Philipp.“, helfe ich Malte und er springt auf. „Genauuu, das wars, Philipp. Philiiiiipp.“, er grinst uns dümmlich an und schielt leicht. „Hallo.“, murmelt Phil leise neben mir und er tut mir nur noch mehr Leid. „Und das hier ist Cody.“, sage ich und quetsche mich neben meinem besten Freund auf die Bank, sitze aber halb auf seinem Schoß, lege meinen Arm um seinen Hals und quetschte seine Wange gegen meine. „Meine schlechtere Hälfte.“, schiebe ich nach, Cody lacht hysterisch, bis er versteht, was ich gerade gesagt habe, dann schiebt mir mich beleidigt von sich weg und schmollt. „Jungs, seid nett zu Philipp.“, ermahne ich sie und sie setzen sich gerade auf, wie Schuljungen, denen gerade die Leviten gelesen wurden. Cody kneift die Augen zusammen und mustert Phil, dann sieht er Malte an und sagt kein Wort, sein Gegenüber legt den Kopf zur Seite und versteht nicht was Cody will, ich ehrlich gesagt auch nicht. „Rutsch endlich rein du Idiot.“, blöckt er auf einmal und schubst Malte weiter nach hinten. Der sieht ihn nur verpeilt an und krabbelt dann murmelnd weiter rein in die Sitzecke. Cody klopft neben sich auf die Bank und Phil sieht mich misstrauisch an, aber ich nicke ihm aufmunternd zu, auch wenn mir selbst nicht ganz wohl ist, wenn ich ihn hier gleich alleine lassen muss. „Ich muss.“, sage ich zu Phil und deute in Richtung Theke, er nickt nur und auf einmal klatscht Codys Arm auf Phils Rücken und Cody zieht ihn an sich. Oh lieber Gott mach, dass Philipp diesen Abend heil übersteht. An der Bar ist heute nicht so viel los, aber immer noch so viel, dass ich Nele nicht alleine lassen kann, scheiße. Was mich aber ziemlich beruhigt ist die Tatsache, dass Phil anscheinend Spaß hat, Cody, Malte und er lachen die ganze Zeit, aber zwischen drin sieht Philipp zu mir hinüber und lächelt mich beruhigend an. Um halb Zwei sind die Meisten verschwunden und den Rest schmeiße ich mit einem müden Lächeln raus. Erschöpft lasse ich mich neben Phil auf das Sofa fallen und lege die Arme rechts und links auf die Lehne. „Ich werde alt.“, scherze ich und Philipp boxt mir in die Seite. „Von mir bekommste kein Mitleid.“, nuschelt er und lehnt sich an mich. „Cody du Arsch, was hast du mit ihm gemacht?“, fauche ich und kneife die Augen zusammen. Cody hält die Hände unschuldig vor die Brust und lehnt sich dann an Phil, der ihn leicht irritiert von der Seite ansieht. Spinner, also Cody, nicht Phil. „Duuuuu, Kaiii?“, nuschelt Cody vor sich hin und streckt seine Hand nach meinem Gesicht aus. „Ja?“, frage ich grinsend und er lacht hysterisch. „Er ist kein Freak.“, schreit er herum und streckt die Arme in die Luft, lässt sie aber gleich wieder fallen, da es ihm wohl zu anstrengend ist. „Ich hoffe das sagt er auch von dir.“, nuschle ich leise, sodass es keiner hören kann. Nele liegt halb auf Malte, der seine Arme um ihren Oberkörper und seinen Kopf auf Neles Haar gelegt hat. Der scheint sich mittlerweile auch wieder gefangen zu haben, wahrscheinlich bewirkt der Alkohol jetzt nicht mehr, dass er aufgedreht ist, sondern dass er langsam müde wird, bei Cody ist es nicht wirklich anders. Ich stehe auf und gähne meinen Freunden was vor, eigentlich ist es heute noch recht früh. „Gehen wir?“, frage ich Phil, der nickt müde und steht ebenfalls auf. „Wir verziehen uns, bis dann Leute.“, Cody und Nele sehen auf, Malte ist scheinbar eingepennt. „Nimmst du mich mit?“, fragt Cody und setzt seinen Hundeblick auf, was reichlich dämlich bei ihm aussieht, vor allem wenn er betrunken ist. „Jaja.“, knurre ich genervt und ziehe Cody am Arm hoch. Er versucht alleine zu Laufen, scheitert aber kläglich, also klammert er sich an mich und lässt sich quasi von mir mitschleifen. Als wir nach Draußen kommen sucht Philipp den Autoschlüssel in meinen Hosentaschen, sperrt, als er ihn endlich gefunden hat, den Wagen auf und öffnet die Tür, klappt den Beifahrersitz nach vorne. „Kai, habe ich dir schon mal gesagt, dass du mein aller aller bester Freund bist?“, gluckst mir Cody ins Ohr und ich verdrehe die Augen. „Man bist du dicht.“, nuschele ich vor mich her und lasse Cody auf die Rückbank fallen, dann verstaue ich seine Beine noch im Wagen und klappe den Sitz wieder zurück. Geschafft. Phil nimmt auf dem Beifahrersitz platz und ich natürlich hinterm Steuer, kurz nachdem wir losgefahren sind hören wir Cody auf der Rückbank leise vor sich hinschnarchen. „Sorry.“, schmunzle ich und Phil sieht mich verwirrt an. „Bis jetzt ist unser zweites Date eine Katastrophe.“, erkläre ich meine Entschuldigung. „Ich fand den Abend bisher ganz nett, ich hatte zwar nicht viel von dir, aber Cody und Malte sind wirklich nett.“, kichert er leise und ich ziehe die Augenbraue nach oben. „Nett?“, frage ich wenig überzeugt und Phil gibt ein zustimmendes „Mh-mh.“, von sich. Klar, Cody und Malte sind nett, aber ich hätte nicht das Wort als Beschreibung für sie gewählt. Durchgeknallt, kindisch oder albern wäre wohl meine Wortwahl gewesen, aber nett höre ich zum ersten Mal im Bezug zu den Beiden. Wir halten vor Codys Wohnung und ich habe die Ehre ihn aus dem Auto zu hieven. „Fettsack.“, zische ich, als ich es endlich geschafft habe ihn aus der Karre zu bekommen. Okay, er ist nicht wirklich fett, aber er ist eben fast genauso groß wie ich und von der Statur ebenfalls ähnlich wie ich selbst. „Wir müssen seine Schlüssel suchen.“, sage ich zu Phil und er macht sich gleich daran in Codys Jacken und vorderen Hosentaschen zu schauen, wie ich schon vermutet hatte, hat befinden sie sich nicht in den Taschen. Ich stöhne genervt und mache mir einen Arm frei, damit ich in Codys Gesäßtaschen fassen kann. Und tatsächlich, da haben wir ja seinen Schlüssel. Wie kann der Kerl mit den Schlüsseln am Arsch hocken. Philipp nimmt die Schlüssel an sich und schließt erst mal die untere Haustür auf, dann hilft er mir Cody die Treppen nach oben zu bekommen und schließt dann noch die Wohnungstür zu Codys Dachgeschosswohnung auf. Ja, der Trottel wohnt im obersten Stock, wir durften ihn bis in den fünften Stock schleppen, der Kerl schuldet mir was. Erst als wir in seinem Schlafzimmer ankommen wird er allmählich wieder wach, ich hoffe nur nicht zu wach, Cody ist sehr gesprächig wenn er angetrunken bzw. betrunken ist. Ich lege ihn aufs Bett und ziehe ihm seine Schuhe aus. Als nächstes ist seine Hose dran, also mache ich mich daran seinen Gürtel zu öffnen und den Knopf seiner Hose, bevor ich ihm die Hose von den Beinen ziehe. Als ich Phil ansehe, muss ich mir ein Lachen verkneifen, er steht am Türrahmen gelehnt und grinst blöd vor sich hin. „Kai?“, Cody setzte sich auf und schielt mich an. Ich ziehe seine Decke unter den Beinen weg und lege sie dann über ihn drüber. „Was gibt’s?“, frage ich, während er sich schon wieder zurücklegt und sich in seine Decke einmummelt. „Dankeschön.“, blubbert er vor sich hin und ich streiche ihm die Haare aus dem Gesicht. „Schlaf gut.“, brumme ich dann und verlasse dann mit Phil zusammen die Wohnung. „Hast du Hunger?“, frage ich Philipp im Treppenhaus und lege meinen Arm um seine Schulter. „Ich bin am verhungern.“, grinst er. In der Nähe von Codys Wohnung ist ein McDonalds, das wird heute leider reichen müssen. Wir steigen in meinen Wagen und wenige Minuten später wieder aus, als wir beim Mc ankommen. „Sorry, das fünf Sterne Restaurant um die Ecke hatte keine Plätze mehr frei.“, scherze ich und Phil verdreht die Augen. „Da habe ich ja nochmal Glück gehabt, ich stehe auf Burger. Ich liebe die Dinger.“, er seufzt laut und ich lache ihn aus, woraufhin er mir kurz in die Seite boxt. Bei einer leicht genervten Frau bestellen wir unser Essen, entweder hat die Gute ihre Tage, oder sie ist übermüdet, auf jeden Fall sollte sie nicht häufig so unfreundlich sein. Nachdem sie uns drei BigMc, zwei Chickenbrüger und 9er Chicken McNuggets aufs Tablett geklatscht hat will sie schon wieder verschwinden, aber ich bin noch gar nicht fertig. „Öhm, wir hätten gerne noch zwei Kaffee.“, bestimme ich einfach mal für uns beide, die Schnepfe stöhnt genervt und macht sich daran den Kaffee zu besorgen. Sie stellt die beiden Pappbecher aufs Tablett. „Milch und so wäre noch gut.“, klugscheiße ich und grinse sie charmant an. Sie murmelt irgendetwas vor sich hin und legt dann die Milch und die Zuckertüten dazu. „Dankeschön.“, sage ich dann und nehme das Tablett. „Du bist unmöglich.“, kichert Phil, als wir Platz nehmen und ich zucke nur mit den Schultern. Ich öffne einen der BigMacs und nimm einen großen Bissen davon. „Guten Appetit.“, nuschle ich mit vollem Mund und grinse ihn blöd an. Am liebsten würde ich jetzt nach Hause gehen und schlafen, aber dazu würde ich heute wohl nicht so schnell kommen.Wir sitzen eine Weile da und schweigen uns an, okay, eigentlich haben wir gar keine Zeit zu reden, in den Pausen, in denen wir mal nichts im Mund haben, hängen wir am Kaffee. Satt lehne ich mich zurück, kippe mir den letzten Schluck Kaffee hinter und werfe ihn aufs Tablett. Phil sitzt neben mir, lümmelt in der Ecke und gähnt müde vor sich hin. Er war schon nach einem Chickenbürger und ein paar Nuggets satt, da sie sich vorhin in der Bar die ganzen Snacks hineingestopft hatten. „Gehen wir.“, beschließe ich, nehme seine Hand und ziehe ihn auf die Beine. Er nickt müde und hängt sich an meinen Arm. „Soll ich dich nach Hause bringen?“, frage ich, aber er schüttelt den Kopf. „Ich will noch nicht nach Hause.“, lächelt er mich an, es freut mich ehrlich gesagt sogar mehr, als ich dachte, ich bin sau müde, voll gefressen und meine Füße tun langsam weh, aber Phil jetzt nach Hause zu bringen, das will ich dann auch wieder nicht. Ich nehme ihn mit zu mir, im Auto schläft er aber fast ein und auch ich muss mich zusammenreißen nicht die Augen zu schließen. Zuhause legen wir uns auf mein Sofa und schauen noch eine DVD an. Der Film ist ganz gut, aber ich kennen ihn schon ziemlich gut. Phil hat seine Arme um mich geschlungen und sein Kopf liegt auf meiner Schulter. Er schläft längst. Es ist ungewohnt, dass jemand mir auf diese Art näher kommt, aber es ist kein schlechtes Gefühl, ich muss mich eben nur daran gewöhnen. Klar, in den letzten Jahren hatte ich viele Kerle bei mir Zuhause, aber da hatten wir anderes zu tun, als zu >kuscheln<. Ich verzieh das Gesicht, wie sehr ich solche Wörter hasse. Ich atme tief ein, gähne herzhaft und schließe die Augen. Kapitel 6: Dark sides ... ------------------------- So, mal wieder ein neues Kapitel, wenn auch etwas kurz =) Dieses Mal mit viel Drama und ich hoffe es verwirrt euch nicht all zu sehr, aber im nächsten Kapitel wird dann aufgeklärt, was damals passiert ist =) Ich freue mich natürlich wie immer über Kommentare, sowohl Lob als auch Kritik und wie immer bekommen die, die das aktuelle Kapitel kommentieren eine ENS, wenn ein neues Kapitel online ist. Danke an: Schutzengel-007, Naneryia und Laa für Kommentare beim fünften Kapitel =) So, viel Spaß beim Lesen und (hoffentlich) kommentieren =) ____________________________________________________________ Ich öffne erst ein Auge und sehe mich um. Das hier ist eindeutig meine Wohnung, aber nicht mein Schlafzimmer, sondern mein Wohnzimmer. Ganz klar ist auch, dass ich nicht in meinem Bett liege, sondern auf meinem schicken, schwarzen Ledersofa. Langsam setze ich mich auf und strecke mich, sodass die Gelenke ordentlich knacksen. Öhm, da war doch noch etwas. „Phil?“, rufe ich durch die Wohnung und stehe langsam auf. „Küche!“, tönt mir entgegen und ich raffe mich auf, um in besagten Raum zu trotten. Ich gehe zu ihm und ziehe ihn an mich, während er da irgendwas auf dem Herd rum panscht. Er trägt nur seine Shorts. „Morgen.“, brumme ich ihm ins Ohr und drücke ihm einen Kuss auf die nackte Schulter. „Riechst gut.“, grinse ich und Phil kichert leise. „Hab geduscht.“, gesteht er, dreht seinen Kopf zu meinem und gibt mir einen kurzen Kuss. „So, und du gehst jetzt auch Duschen, wenn du fertig bist gibt’s Frühstück.“, grinst er frech und schiebt mich von sich weg. „Jetzt versteh ich, was manche so toll an einer Beziehung finden!“, rufe ich laut, bevor ich im Bad verschwinde, Philipp kommentiert das Ganze mit einem „Blödmann!“, woraufhin ich laut loslache, während ich mich ausziehe. Das Duschen tut echt gut, mein Sofa sieht zwar echt toll aus und ist auch breit und groß genug, für zwei Personen, aber ich schlafe dann doch lieber in meinem Bett. Als ich fertig bin wickle ich mir nur schnell ein Handtuch um die Hüften und gehe dann in mein Schlafzimmer, um mir ein paar frische Klamotten anzuziehen. Ich schiebe die Schranktür auf , lasse das Handtuch auf den Boden fallen und ziehe mir ein paar Shorts über. Als ich einen Blick in den Spiegel werfe, drehe ich mich schlagartig zu meinem Bett um. „Was machst du hier?“, frage ich überrascht und zugegeben, er hat mich ein bisschen erschrocken, als ich auf einmal sein Spiegelbild gesehen habe. „Ich wollte mir Klamotten von dir leihen, meine stinken nach Rauch.“, erklärt er und setzt sich, mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, gerade hin. „Und deshalb liegst du auf meinem Bett herum?“, schmunzle ich und gehe auf das Bett zu. „Es sah so kuschelig aus.“, schmollt er und sieht dabei tierisch niedlich aus. Ich knie mich auf die weiche Matratze und lehne mich über ihn, sodass er sich wieder hinlegen muss. „Ist es auch.“, hauche ich ihm an seine Lippen und er grinst dusselig. „Aber jetzt hab ich echt einen riesen Kohldampf.“, lache ich, krieche wieder vom Bett und durchsuche meinen Kleiderschrank. „Hier.“, ich werfe ihm ein Shirt, ein paar Socken und eine alte Jeans von mir zu, die bei mir eh etwas eng ist. Ich ziehe mir ein schwarzes, kurzärmliges Hemd an und ein paar Jeans, während Phil damit beschäftigt ist sich ebenfalls anzuziehen. Er hüpft vom Bett herunter und tapst an mir vorbei aus dem Schlafzimmer. Als ich wieder in die Küche komme, fällt mein Blick auf die Uhr. Es war kurz nach neun Uhr. „Fuck!“, entfährt es mir und für einen kurzen Moment scheint sich alles zu drehen und in meinem Kopf summt es laut. Dass Phil mich etwas gefragt hat, merke ich erst, als er vor mir steht und mich besorgt ansieht. „Kai?“, seine Stimme dringt zu mir durch und ich schließe kurz die Augen. Ich habe es mir damals geschworen, an seinem Grab, hatte ich mir geschworen, dass das nie wieder passieren darf! „Hey, was ist los?“, Phil steht vor mir, hat seine Hände auf meinem Bauch liegen und es sieht jetzt sogar aus, als mache ich ihm Angst. „Hat mein Handy heute Morgen geklingelt?“, frage ich ihn und durchbohre ihn mit meinen Augen. „Ich wollte dich ausschlafen lassen.“, er tritt einige Schritte zurück, als er bemerkt, dass ich meine Hände zu Fäusten geballt habe. „Warum, verdammt! Wenn ich mir den Wecker stelle, dann wird es schon einen Grund haben!“, schreie ich ihn an und in meinem Kopf pocht es heftig. „Es tut mir Leid, Kai! Ich dachte nur...“ „Was dachtest du? Das du dich mal eben in meine Angelegenheiten einmischen kannst?“, ich werde noch lauter und sehe, dass sich in Phils Augen Tränen sammeln. „Es tut mir wirklich Leid!“, flüsterte er und ich war kurz davor, zu ihm zu gehen und ihn in den Arm zu nehmen, aber ich bin immer noch zu wütend. Ich muss nachdenken. „Verschwinde!“, brülle ich und richte meinen Arm in Richtung Haustür. „Kai.“, er spricht leise und eine Träne rollt seine Wange hinunter. „Geh.“, mein Herzschlag hat sich etwas beruhigt und auch meine Stimme ist leiser. Er stürmt an mir vorbei, streift meinen Arm und ich überlege ihn doch aufzuhalten, aber kurz darauf höre ich die Haustür zuknallen. Das nächst Beste, was ich zu fassen bekomme, ist ein Glas, das auf dem Tresen steht, ich schleudere es gegen die Wand und es zerspringt klirrend. Der Traubensaft läuft die Wand herunter. Ich schließe die Augen, lehne mich gegen die Wand und rutsche mit dem Rücken an ihr herunter, bis ich auf dem kalten Boden sitze. - „Er braucht Hilfe!“, höre ich meine Stimme rufen und sehe wieder sein Gesicht vor mir. Sein Shirt saugt sich langsam mit dem dunkelroten Blut voll und seine Augen starren durch mich hindurch. Auf seinen Lippen liegt ein stummes Grinsen und die Kraft in seiner Hand, die ich mit meiner fest umklammere, lässt nach. Im Hintergrund höre ich die Sirenen des Krankenwagens und um mich herum reden Menschen, viele Menschen. Mein Kopf fängt an zu schmerzen und ich lege meine Stirn an seine, er ist eiskalt. Auf einmal packt mich jemand an den Armen und will mich wegziehen, aber ich halte seine Hand so fest ich kann, bis auch meine Kraft nachlässt und seine kalten Finger aus meiner Hand gleiten. - Ich öffne die Augen und sehe, wie das Blut die Wand hinunter läuft. Nein, es ist kein Blut. Ich atme tief durch und ziehe mich an einem Stuhl auf die Beine. Ich hatte es versprochen. Meine Beine setzen sich von selbst in Bewegung, ich weiß nicht einmal, ob ich die Haustür hinter mir geschlossen habe. Mehrmals laufe ich gegen andere Menschen, die mir hinterher schreien, aber es dringt nicht bis zu mir vor. Erst als ich in dem Diner ankomme bleibe ich stehen und ich kann meinen Herzschlag im Kopf hören. „Hallo, Kai.“, Rosie lächelt mich höflich an und ich lasse mich in die nächste Sitzecke fallen, die ich sehe. Sie verschwindet kurz und kommt zurück, um mir einen Kaffee auf den Tisch zu stellen. Dankbar klammere ich mich an dem Becher fest und atme tief durch. Mein Handy klingelt und ich ziehe es aus der Hosentasche. Es ist nur Rick, also drücke ich ihn weg. Trotzdem muss ich mit jemanden reden, also rufe ich Cody an, der bis eben noch gepennt hat, aber er verspricht mir, sofort zu kommen. Fünfzehn Minuten später stolpert er ins Café, rutscht mir gegenüber auf die Bank und fährt sich durch die, bereits zerzausten, Haare. „Was ist los, Alter?“, seufzt er. „Phil hat heute Nacht bei mir geschlafen und dann hat mein Handywecker geklingelt und er hat ihn einfach ausgestellt. Ich bin viel zu spät aufgewacht. Ich war zu spät hier.“, sage ich abwesend und gehe den Morgen im Kopf noch einmal durch, ob ich das Klingeln wirklich nicht gehört hatte. Als ich Cody anschaue sieht er mich an, als habe ich irgendetwas im Gesicht. Automatisch fahr ich mir mit der Hand über das Gesicht und stelle fest: Nein, ich habe nichts im Gesicht. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragt Cody und fuchtelt mit den Händen in der Luft herum. Ich sehe ihn verwirrt an. „Du kannst doch nicht dein ganzes Leben lang jeden Morgen hier her kommen. Ich weiß, du hast es Alex damals versprochen, aber er würde mit Sicherheit nicht wollen, dass du deshalb dein Leben so einschränkst!“, Cody redet mit mir, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank und für einen kurzen Moment, halte ich die Luft an, als er Alex Namen sagt. „Hast du es Phil erzählt?“ „Natürlich nicht! Als ich gemerkt habe wie spät es ist, habe ich ihn aus der Wohnung geschmissen.“, knurre ich und wieder überkommt mich das schlechte Gewissen. In der nächsten Sekunde landet Codys Hand auf meiner Wange und hinterlässt einige Sekunden einen brennenden Schmerz. Ich stehe auf, lehne mich über den Tisch und funkle ihn wütend an. „Sag mal hast du sie noch alle?“, motze ich und er zuckt nur gleichgültig mit den Schultern. Ein verächtliches Schnauben folgt und ich schiebe mich aus der Bank. „Ich hätte dich nicht anrufen sollen, du bist für so eine Situation einfach der falsche Ansprechpartner.“, zische ich und will gehen, aber im nächsten Moment packen mich Codys Hände am Kragen. „Es ist so lange her, verdammt! Komm endlich darüber hinweg, bekomm dein Leben auf die Reihe und hör auf die Menschen, denen du wichtig bist, zu verletzen, Mensch!“, anfangs schrie er, doch dann wurde seine Stimme immer leiser und klarer, als er fertig ist mit reden, lässt er mich los und zieht mich in eine Umarmung. Zögerlich lege ich meine Arme um ihn und die Anspannung, die seit heute Morgen so schwer auf meinen Schultern lastet, fällt von mir ab. Am Abend komme ich mir vor wie ein riesengroßes Arschloch. Ich hatte mit Nele telefoniert und auch sie hatte mir den Kopf gewaschen, anders als Cody, aber beide machten mir klar: Ich habe heute Morgen überreagiert, habe mich wie ein Arschloch verhalten und außerdem muss ich endlich meine Vergangenheit loslassen. Morgen Abend gehe ich zu Phil nach Hause und erkläre ihm alles. Cody und ich hatten heute Morgen noch eine Weile geredet, dann waren wir aufgestanden und Cody hatte mir noch einmal eine geschmiert und gesagt ich solle mir Phil schnappen. In den letzten Tagen wurde mein Leben irgendwie auf den Kopf gestellt. Seit dem Morgen, an dem die Briefe von Phil in meinem Postkasten lagen, ist alles anders. Das erste Mal seit Langem habe ich mich wieder verliebt und trotzdem kann ich die Vergangenheit nicht einfach vergessen. An Arbeit ist heute nicht zu denken, also rufe ich Rick an und sage ihm ich sei erkältet. Den ganzen Tag verbringe ich vor dem Fernseher, auch wenn ich die Hälfte von dem Mist, der in der glotze kommt, gar nicht mitbekomme. Ich suche Gizmo, den ich vorhin raus gelassen hatte, und stecke ihn zurück in sein Terrarium. Es ist spät und ich bin müde, also ziehe ich mich bis auf die Boxershorts aus und lege mich ins Bett. Trotzdem kann ich anfangs nicht einschlafen, also überlege ich mir was ich Phil Morgen sagen werde, irgendwann falle ich dann doch in einen tiefen Schlaf und träume von Alex. Ich träume, dass er am Ende einer langen Straße steht und ich rufe ihn, aber er steht einfach nur da und lächelt mich an. Ich will zu ihm rennen, als plötzlich eine schwarze Gestalt zwischen uns tritt und laut lacht. Wieder rufe ich Alex Namen und ich renne so schnell ich kann, aber statt die Entfernung zwischen uns zu verringern, entfernt er sich immer weiter von mir. Plötzlich ertönt ein lauter Knall, die schwarze Gestalt lacht erneut und verschwindet. Die Kugel hat Alex am Herzen erwischt und das dunkelrote Blut fliest an ihm herunter. Ich schreie und wache schweißgebadet auf. Die restliche Nacht sitze ich in meiner Küche und denke nach. Ich muss Phil alles erzählen, wirklich alles. Ich habe Alex mehr geliebt als jeden anderen Menschen, aber Phil ist seit einer langen Zeit der erste Kerl, bei dem ich mir vorstellen kann, dass er die Lücke, die Alexander hinterlassen hatte auch füllen könnte. Als es Morgen wird gehe ich wie immer ins Café und trinke dort meinen Kaffee wie jeden Tag. * Gegen Mittag kommt Nele bei mir vorbei. Sie drückt mich fest an sich und ich muss ihr versprechen mich später noch einmal Schlafen zu legen, da ich schrecklich aussehe. „Ich habe von Alex geträumt.“, sage ich und starre an ihr vorbei. Früher habe ich fast jede Nacht von ihm geträumt. Meistens waren es sogar schöne Träume, von der gemeinsamen Zeit mit ihm, aber die Träume wurden weniger und seit zwei Jahren sind sie ganz verschwunden. „Er fehlt mir.“, ich habe Tränen in den Augen und ich schäme mich dafür. Ich hasse es vor anderen schwach zu wirken, oder gar zu weinen. Nele nimmt meine Hand und zieht mich ins Wohnzimmer, wo wir uns aufs Sofa setzen und sie mich fest drückt. „Das ist doch okay.“, flüstert sie und fährt mir übers Haar. „Du musst loslassen.“, das höre ich nicht zum ersten Mal, aber ich möchte ihn doch gar nicht los lassen. Ich stehe auf und laufe zum Fenster. Auf der Straße streitet ein Taxifahrer mit einem Mann, der auf seinem Fahrrad sitzt. „Ihr versteht das nicht.“, brumme ich und fahre mir mit den Händen über die brennenden Augen. „Er würde nicht wollen, dass du dich so fertig machst!“, nein, er würde nicht wollen, dass ich mich selbst fertig mache, aber er hat seine Versprechen immer gehalten, so möchte ich auch meines halten. „Ihr versteht es einfach nicht.“, wiederhole ich. „Kai.“, sagt Nele leise und ich drehe mich zu ihr herum. „Mein ganzes Shirt war voll mit seinem Blut, als sein kalter Körper in meinen Armen lag!“, schreie ich und Nele zuckt kurz zusammen. „Mein Versprechen war das Letzte, dass er gehört hat, bevor er die Augen schloss und starb. Ihr könnt es nicht verstehen, ich hatte ihn im Arm, als er starb und nicht ihr. Ihr kanntet ihn nicht einmal, ihr wisst nicht, was für ein toller Mensch er war.“, mein Hals brennt bereits, da ich so laut schreie und der verpasste Schlaf mir etwas nach hängt. Langsam steht Nele auf und kommt zu mir herüber. Sie legt ihr warmen Hände seitlich an meinen Kopf. „Er muss ein großartiger Mensch gewesen sein, denn du hast ihn geliebt.“, sie flüstert und legt anschließend ihre dünnen Ärmchen um meinen Körper. Mein Herz beruhigt sich langsam und ich lege mein Kinn auf Neles Haar. Wir stehen einige Minuten einfach so da, bis Nele mich an faucht ich solle sofort ins Bett gehen. Sie wartet sogar, bis ich im Bett liege und verschwindet erst dann. Schlaf finde ich dennoch nicht, meine Gedanken kreisen immer wieder um Alex und Phil. ________________________________ Bis zum nächsten Chap =) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)