Das schwarze Einhorn von Ryon ================================================================================ Kapitel 2: Decampment --------------------- Endlich war die Woche um. Der Tag auf den Oka schon sehnsüchtig gewartet hatte war nun da. >Wo bleibt er denn nur? Er soll sich beeilen!< Nervös ging Oka in seiner kleinen Hütte auf und ab. Er hatte schon all seine Habseligkeiten, von denen er nicht besonders viele besaß, zusammengepackt. Außer den einfachen, etwas lädierten Sachen die er am Leibe trug, hatte er nur noch ein schwarzes Lederband an dem ein Amulett befestigt war. Das Amulett war aus einem seltsamen, schwarzen Holz gefertigt und in ihm waren drei kleine Steine eingearbeitet. Ein dunkelvioletter, ein blutroter und einer der aussah wie ein Ziegelstein. Gedankenverloren nahm er das Amulett in die Hand und betrachtete es. >Einmal habe ich Großvater nach diesen Amulett gefragt. Er wollte mir nicht gleich antworten doch schließlich sagte er: "Das ist ein Amethyst, ein Rubin und ein Jaspis." Damals habe ich ihn mit offenem Mund angestarrt und als ich endlich meine Sprache wiederfand fragte ich: "Das ist ja wertvoll! Warum verkaufst du es nicht!" Bei diesen Worten sah ich, wie er wütend wurde. Er schrie nicht, das war nicht seine Art. Also sagte er mit so ruhiger Stimme wie möglich: "Hör zu Okami! Du darfst dieses Amulett nie verkaufen hörst du?! Es ist das Wertvollste was wir haben, richtig. Aber du wirst den waren Wert erst sehr viel später erkennen. Man kann es nicht mit allen Schätzen dieser Welt aufwägen. Also. Versprich mir, dass du ihn nie verkaufen wirst, auch nach meinem Tod!" Ich gab ihm feierlich mein Wort, auch wenn ich ein mulmiges Gefühl dabei hatte. Das hat wahrscheinlich daran gelegen, dass er über seinen Tod sprach.< Oka seufzte. >Was soll's. Es ist lange her. Auf seinem Sterbebett hat er mir den Stein geschenkt und mir verraten, dass dieser Stein von meiner Mutter stammt. Er sagte es ohne jeden Groll gegen sie. Das war selten. Wenn er über meine Eltern gesprochen hatte, dann ja doch nur schlechtes.< Es polterte und als Oka sich umdrehte, sah er Kitsu, der hilflos versuchte durch das Fenster in die Hütte zu gelangen. Schnell verstaute er das Amulett unter seinem Hemd. Auch, wenn er Kitsu vertraute, so konnte er ihm doch nicht alles erzählen. "Hilf mir mal!" Kitsu verzog das Gesicht woraufhin Oka grinsen musste. Dennoch war Oka mit zwei großen Schritten bei seinem Freund und zerrte ihn durch das Fenster. Mit einem lauten Bums setzte es Oka auf sein Hinterteil und Kitsu machte eine elegante Bauchlandung. Schnell stand Kitsu wieder auf und begann seine Kleider abzuklopfen, denn, obwohl er privat hier war, konnte er das, was er in 19 Jahren gelernt hatte, nicht von einer Minute auf die andere vergessen. Auch Oka richtete sich wieder auf, verzog sein Gesicht und rieb sich an seinem Hinterteil. "Was hast du denn da alles mitgeschleppt? Kein Wunder dass du stecken geblieben bist!" Verwundert sah Oka auf den dicken Wollmantel, den Kitsu gerade vom Boden aufhob. Kitsu folgte seinem Blick und grinste. Dann nahm er den schwarzen Wollmantel mit Kapuze und warf in Oka den Kopf. Der jedoch reagierte schnell und fing das dicke Knäuel rechtzeitig ab. "Zieh ihn an, du wirst ihn brauchen. Einerseits wird dich der dicke Stoff vor der Kälte schützen und andererseits die Kapuze vor unangenehmen Blicken." Vielsagend zwinkerte Kitsu Oka zu. "Ich hab noch ein paar Dinge mit dir zu besprechen bevor es losgehen kann, also setzt dich und hör gut zu!" Beide setzen sich gegenüber auf den Boden und gespannt wartete Oka darauf, dass Kitsu mit seinem Vortrag beginnen würde. Der zog aber zuerst eine Tasche zu sich. Sie war aus einem dunkelbraunen Rauleder gefertigt und hatte einen Gurt dessen Länge man verstellen konnte. Kitsu öffnete sie und nahm als erstes ein großes Pergament heraus, das in Leder eingewickelt war und mit ein paar einfachen Nadelstichen zusammengehalten wurden. Wider Okas Erwartung machte Kitsu das kleine Paket nicht auf, sondern hielt es verschnürt vor dessen Nase. "DAS ist der Grund für deine Reise. Es ist der Friedensvertrag für die Magierin, der von mir bereits unterzeichnet worden ist. Deine Aufgabe wird es sein, dieses Packet, so wie es ist, zu ihr zu bringen." Kitsu legte das Packet zur Seite und nahm erneut die Tasche zu sich. Nun zog er erneut ein Pergament hervor, etwas kleiner als das vorherige, das er diesmal allerdings aufrollte. "Dies hier ist eine Karte. Sie wird dir hoffe ich nützlich sein, da du ja mit Erdkunde vertraut bist. Auf ihm sind die vier Ländereien, Kasai, Taki, Chirigaku und Toppu eingezeichnet, also die Orte, die du aufsuchen musst, um dort je einen Sensèi zu finden." "Woran werde ich sie eigentlich erkennen?" Das war eine der Fragen, die Oka schon die ganze Woche beschäftigten. Sich dort draußen zu orientieren schön und gut, aber ganze Landstriche zu durchqueren und dort eine Person finden zu müssen, von der man nicht wusste, wie sie aussah, das war eine andere Sache. "Tja, es tut mir leid das sagen zu müssen, aber es gibt kein besonderes Symbol, das sie tragen. Sie sehen aus wie normale Menschen und offenbaren sich nur wenigen." Okas Mut verschwand mit einem Mal. >Na toll. Was soll ich jetzt machen? Ich finde die doch nie im Leben!< Kitsu bemerkte wie sein Freund betrübt wurde und beruhigte ihn. "Keine Sorge! Es gibt da einen Weg sie zu finden. Sie werden sich nämlich an den Orten aufhalten, an denen die Energie der Elementargeister gebündelt ist." "Aha. Und was heißt das genau?" "Nun, pass auf. In Taki ist ja alles eingefroren, oder steht unter Wasser, je nachdem wie es den Elementargeistern beliebt. Das heißt dort herrscht das Element Wasser." "Ja und weiter?" "Ach komm! Wenn ein Land vom Element Wasser beherrscht wird, wirst du den Sensèi sicher nicht in einem Herdfeuer finden!" Oka grinste. "Stimmt, da hast du recht. Also muss ich einfach nach einem Ort suchen, wo viel Wasser, beziehungsweise Eis ist." "Genau, schlaues Kerlchen!" Der sarkastische Unterton in Kitsus Stimme war nicht zu überhören. Oka verzog das Gesicht zu einer Grimasse, sagte aber nichts, sondern wartete darauf, dass sein Freund weitere Anweisungen geben würde. "Nun, da deine Reise lang sein wird, schlage ich vor, noch etwas zu essen. Ich habe dir etwas mitgenommen, das du gleich essen kannst und der Rest wird Proviant für deine Reise sein." "Aber wenn der Proviant aufgebraucht ist, was soll ich dann machen?" "Dummerchen! Jagen gehen natürlich was sonst?" Schon wieder schwand Okas Mut, aber nun ja... Immerhin wusste er ein Feuer zu machen und ein Tier zu erlegen würde er schon irgendwie hinbekommen. Ein Rascheln riss Oka aus seinen Gedanken und als er sich umsah, bemerkte er, dass Kitsu dabei war zwei handgroße Laibe Brot und etwas Käse auszupacken. Schweigend aßen sie alles auf. Es war schon stockdunkel als Kitsu und Oka endlich am Rande der Stadt angekommen waren. Zu Fuß hatte sich der Weg ziemlich gezogen, doch Kitsu erklärte Oka, sie dürften nicht reiten um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu erregen. Hier draußen war fast kein Licht mehr. Nur in einiger Entfernung nahm Oka einen Lichtschimmer wahr, der wohl von einem Haus, das am Stadtrand stand, kommen musste. Um die Stadt herum war eine zwei oder vielleicht drei Meter hohe Steinmauer errichtet worden, um vor ungebetenen Gästen zu schützen. Zwischen Oka und dieser Mauer lag ein offenes Grasfeld, durch das sich ein langer, dünner Weg, der von Pferde- und Fußspuren zertreten war, schlängelte. Hinter Oka begann der Wald der zuerst noch ziemlich licht war und leicht beritten werden konnte. Doch nach und nach schien er sich zu verdichten. Oka hoffte, dass er den Weg ohne größere Mühe reiten konnte. Seine Aufgabe war auch so schon schwer genug. Da knackte hinter ihm ein kleiner Zweig. Als Oka sich umdrehte, erkannte er endlich Kitsu, der mit dem versprochenem Pferd vor ihm stand und grinste. Oka staunte nicht schlecht. So weit er in der Dunkelheit erkennen konnte war sein Pferd schwarz und hatte einen Mond auf der Stirn. "Na, da staunst du! Die Stute heißt Tanrei. Sie ist gutmütig und zutraulich, sodass sie dich nicht abwerfen wird, aber trotzdem ist sie ein schnelles Pferd." Oka war begeistert. Zwar konnte er die genaue Fellfärbung Tanreis nicht erkennen aber das, was er sah, genügte um ihn zu faszinieren. "Und ich soll wirklich auf ihr reiten? Ist sie nicht zu kostbar für so ein Unterfangen?" "Hey! Immerhin reist du in MEINEM Auftrag und du bist dabei die Nicht-Magische-Welt zu retten ja?" Oka nickte. Ihm war klar, dass sein Freund versuchte die Abschiedsstimmung, die in der Luft lag zu überspielen. Oka hob seine Tasche auf und hängte sie sich um. Der Mantel von Kitsu war schön warm, aber er hatte nun Mühe damit, auf Tanreis Rücken zu kommen. Nach ein paar Versuchen schaffte er es dann aber doch. Zum Glück hatte er schon zuvor einmal auf einem Pferd gesessen und es geritten, wenn auch nur kurz, aber es reichte um ihm ein Gefühl von Sicherheit zu geben. "Ich habe noch was für dich. Hier nimm!" Mit diesen Worten reichte Kitsu Oka einen Dolch. Fasziniert betrachtete Oka das Schmuckstück und nahm es aus der ledernen Scheide. Es war ein einfacher Dolch ganz aus Silber und ohne jegliche Verzierung und doch strahlte er etwas besonderes aus. Oka steckte ihn wieder in die Scheide und befestigte ihn am Gurt seiner Tasche, um ihn immer griffbereit zu haben. Als er aufblickte, sah er, dass Kitsu Tränen in den Augen hatte. Noch nie hatte er seinen Freund weinen sehen und es gab Oka einen kleinen Stich, Kitsu so zu sehen. "Tut mir leid. Aber ich werde dich vermissen. Der kleiner Wildfang, der mehr ärger als sonst was stiftet, wird mir abgehen, ob du es glaubst oder nicht." Oka war gerührt und nun stiegen auch ihm Tränen in die Augen. "Ich komme wieder, du wirst sehen. Und dann werde ich ein gefeierter Held sein und dein Vater wird mich akzeptieren müssen!" Oka beugte sich etwas vom Pferd herab und schloss Kitsu in die Arme. Ein paar Minuten verharrten sie so, bis Kitsu sich schließlich löste. "Du solltest besser losreiten, denn wenn die Sonne aufgeht, musst du so weit wie möglich fort von hier sein." Stumm nickte Oka und wendete Tanrei. Er ritt ein paar Schritte, hielt dann aber an und drehte sich noch einmal zu Kitsu um. "Leb Wohl Kitsu-san!" Beide wussten, was dies bedeutete. Es war das erste Mal, dass Oka ihn nicht bei der angebrachten Anrede '-sama' nannte sondern auf '-san' wechselte. In diesem Moment waren sie sich so nahe wie nie zuvor. "Leb auch du Wohl, mein lieber Oka-chan! Und sieh zu, dass du heil wieder kommst!" Oka lächelte seinem Freund aufmunternd zu. Dann drehte er sich wieder um und gab Tanrei das Zeichen zum losreiten. Kitsu stand noch lange da und sah seinem Freund nach. Die Tränen in seinen Augen wollten nicht verebben, aber früher oder später musste er zum Schloss zurückkehren. Okas Tränen wurden inzwischen langsam vom Wind, der ihm ins Gesicht blies getrocknet. Er ließ alles zurück, was er je gekannt und geliebt hatte. Ob er Kitsu wohl je wieder sehen würde? Keiner konnte es ihm sagen und so ritt er stumm den Weg entlang, mit Trauer in seinem Herzen, aber auch mit Zuversicht auf das, was noch vor ihm lag. ~Fortsetzung folgt~ Tja, das war's... leider, ich weiß, geht mit der Handlung noch immer nix weiter... aber keine Sorge... das kommt noch versprochen! ^^ Würde mich über Kommentare freuen...*liebschau* LG Ryon ^_- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)