Red Moon von HiYasha (Bellas Leben nimmt eine völlig ungeahnte Wende: sie wird zum Werwolf) ================================================================================ Kapitel 4: Stille ----------------- Wollt ihr wissen, wie es weiter geht? Warum sich Bella ausgerechnet in einen Wolf verwandelt hat? Den natürlichen Feind der Vampire, wo sie doch selbst ein Vampir hat werden wollen? Und warum sollte es gerade sie erwischen, wo doch nur Mitglieder des einen Indianerstamms aus La Push sich verwandeln? Fragen über Fragen... Stille Ich konnte nicht lange bewusstlos dagelegen haben, denn der Mond begann gerade erst seinen Lauf. Die Bäume um mich herum glänzten leicht in dem silbrigen Licht, die Blätter raschelten laut in den Ästen. Nagetiere liefen schnüffelnd am Boden entlang, etwas weiter entfernt hörte ich das Traben kleiner Hirsche. Edwards Geruch war verschwunden, nur ein Hauch des widerlichen Gestanks war noch von dem Weg zu riechen, der in weiter Entfernung verlaufen musste. Es roch nach mehreren. Sie mussten ihn geholt haben. Ich hatte keine Ahnung, ob ich ihn ernsthaft verletzt hatte. Wohl eher nicht. Langsam konnte ich wieder klar denken, die roten Schleier verschwanden, die Wut hatte sich gelegt, aber ich steckte immer noch in diesem seltsamen Körper. Ich drehte mich und versuchte zu erkennen, was mein Verstand schon längst wußte. Ich war ein Wolf. Wie hatte das nur passieren können? Was hatte ich mit diesen Wesen zu tun? Mir fiel nichts dazu ein. Ich holte meine menschlichen Gedanken in den Vordergrund verdrängte diese animalische Kreatur, die ebenfalls in meinem Kopf wohnte, überließ es ihr, den Weg zu erkennen und diese großen Pfoten zu lenken, während ich versuchte, mich so weit wie möglich von dem hell erleuchtenden, übel riechenden Haus zu entfernen, von dem ich hergekommen war. Warum ich? Wieder fiel mir nichts dazu ein, was als Antwort taugen könnte. Also lief ich weiter, recht schnell und ohne zu ermüden. Die langen Beine brachten mich rasch voran, tiefer in den Wald hinein, wo ich mich problemlos verbergen konnte. Ich lief gewiss bereits eine Stunde, mein Verstand wusste schon lange nicht mehr, wo ich mich befand. Aber das Tier hatte keine Angst und führte mich weiter, durch köstlich duftendes Moos, hohe Farne, vorbei an glucksenden Bächen, an denen ich meinen Durst stillen konnte. Ich lief immer weiter, weg von den Vampiren, die mich verfolgen könnten, wobei mir der Gedanke durch den Kopf ging, dass ich von ihnen vielleicht sogar Hilfe erhoffen konnte. Oder auch nicht. Ich hatte einen von ihnen angegriffen und verletzt. Und langsam, als sich die Nebel lüfteten, die in meinem Kopf herrschten, da wurde mir klar, dass er für mich jemand Besonderes war. Oder gewesen war. Mein Gefährte in einem anderen Leben, mein Freund, mein Partner. Ich hatte meinen Geliebten angegriffen. Und verletzt. Bestimmt! Ich hatte sein Fleisch reißen spüren. Eine seltsame Leere herrschte in meinem Kopf. Glücklicherweise. Denn eigentlich war ich verzweifelt. Was hatte ich getan? Sie würden sauer sein. Seine ganze Familie. Ob sie mich jagten? Ich stieß die kalte, große Nase in die Höhe und sog die Luft prüfend ein. Die Nacht strotze vor Gerüchen, aber der von Vampiren war nicht dabei. Ganz schwach erkannte ich den Geruch eines anderen Wolfes, aber er war sehr weit entfernt. Also lief ich weiter. Ihm entgegen. Was sollte ich sonst tun? Angenehm friedlich erschien mir diese Welt im kalten Mondlicht. Ich hatte keine Angst, ich fror auch nicht. Ich lief einfach weiter. Aber den Gedanken in meinem Kopf konnte ich nicht davon laufen. Es wurden immer mehr. Wohin sollte ich gehen? Wie kam ich aus diesem Körper wieder heraus? Und wie bin ich erst hinein gekommen? Natürlich erinnerte es mich an das, was ich bereits gesehen hatte. Paul, der sich vor Wut schäumend vor meinen Augen in einen Wolf verwandelt hatte. Die Parallelen waren unübersehbar. Aber was hatte der schnell erregbare Indianerjunge mit mir zu tun? Ich war doch weiß. Warum konnte mir das überhaupt passieren? Ich hatte nicht die geringste Idee, was ich tun könnte, und so legte ich mich einfach hin, als ich eine weiche Stelle fand, die mich zum Schlafen einlud. Ich drehte mich im Kreise, trat die Halme zu Boden und legte meinen mächtigen Körper nieder. --- Das Erwachen war schlimmer. Ich war es nicht gewohnt, mitten im Wald aufzuwachen. Auch wenn mich meine animalische Seite zu beruhigen versuchte, so war ich doch reichlich nervös und verängstigt. Ich sprang von meinem Lager auf und trabte sofort los, dem fernen Duft des Wolfes entgegen, den ich immer noch vernahm. Ob er mir Hilfe bieten konnte? War er einer von uns? Mir fiel ein, dass sie sich untereinander hören konnten. Angeblich. Warum vernahm ich dann keine Stimmen? Keine Gedanken? War das meiner Eigenschaft zu verdanken, dass ich niemanden in meinen Kopf ließ? Alles abschirmte, wie Edward immer sagte? War es deswegen so still? Oder war einfach keiner da? Panik erfasste mich so langsam, und ich beschleunigte meine Schritte. Lief ich in die falsche Richtung? Sollte ich lieber zurück zu den Vampiren, hoffen, dass sie meinen Angriff nicht übel genommen hatten und sie um Hilfe bitten? Aber ich hatte einen von ihnen verletzt. Ich hatte Edward verletzt. Edward ... Die Erinnerung an ihn stieg in mir hoch. Erinnerungen ohne üblen Gestank, an einen wohl duftenden Körper, an ein wunderschönes Gesicht, an eine strahlende Gestalt. Wie hatte ich nur so fehlgeleitet sein können, dass ich ihn angegriffen hatte? Wie sehr hat dieses Vieh, in dem ich stecke, Herrschaft über meine Seele ergriffen? War ich ihm jetzt für immer willenlos ausgeliefert? Alice... Alice würde mich sehen. Und sie würden kommen… und mich retten. Aber warum hatte sie dann nicht schon vorher gesehen, dass ich Edward angreifen würde? Warum hat sie ihn ohne Warnung gehen lassen? Ich schnaufte missmutig. Die Erklärung war einfach. Sie konnte mich nicht sehen. Alice konnte Wölfe nicht sehen, keinen von ihnen. Daher wusste sie auch nie, was sie vorhatten. Und sie würde auch mich nicht finden, nicht mit ihrer Gabe. Aber mit all ihren anderen Fähigkeiten könnten sie mich finden ... wenn sie wollten. Sie könnten mich riechen, mich verfolgen, mich aufgreifen, mich stellen… aber vielleicht wollten sie das auch gar nicht. Ich war ein ... Werwolf... Auch wenn der Gedanke schwer fiel. Ihr natürlicher Feind. Warum sollten sie mich also suchen? Und die anderen Wölfe? Warum hörte ich die nicht? Wo waren sie? Ich hob die Stimme, mein langgezogenes Klagen durchschnitt die Luft. Es war so still, totenstill. Keine Hilfe. Keine Antwort. Keine Rettung. Ich war allein. Ich wollte heraus aus diesem Körper, aber ich wußte nicht wie. Vielleicht war es auch ganz gut, dass ich ihn hatte. Er kam mit dem unbekannten Wald besser zurecht, strauchelte nicht, sondern trottete einfach den schmalen Wildpfad entlang. Eigentlich war er gar nicht so schlecht. Mein Fell war lang und zottelig, braun, haselnussbraun, mit dunkleren Streifen. Die Sinne waren hervorragend, meine Nase erkannte mühelos jeden Geruch, ob er sich an Steinen oder Bäumen fest gesetzt hatte oder durch die laue Morgenluft geweht wurde. Die Augen waren scharf, doch waren die Farben anders, als ich sie kannte. In der Nacht fehlten sie ganz, aber das Bild, das sich mir da bot, war von einer Intensität, die ich kaum glauben konnte. Das Gehör war gigantisch. Ich hörte Wasser, Tritte, Flügel, sogar Motorengeräusche einer sehr weit entfernten Straße. Ich konnte sie filtern, konnte die Ohren drehen, um so der Quelle nachzuspüren, von der sie kamen. Und dieser Körper war so kraftvoll und geschmeidig. Es fühlte sich einfach perfekt an, sich mit ihm zu bewegen. Jeder Schritt war weich und geschmeidig, kein Hindernis konnte mich aufhalten, kein Pfad war zu lang, kein Fels zu steil, kein Bach zu breit. Ehrlich gesagt fühlte es sich großartig an. So wohl hatte ich mich in meinem ganzen Leben noch nie in meinem Körper gefühlt. Nur das ich jetzt ein Wolf war. Ich streckte mich, drückte den elastischen Rücken durch, um die Muskeln meiner Hinterläufe zu spüren, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie lange sie mich tragen würden ohne zu ermüden. Doch das Tier dachte nicht nach, schon wetzten die harten Krallen wieder über den steinigen Grund und brachten mich dem fernen Wolfsduft näher. Er zog mich magisch an. Am späten Vormittag erreichte ich endlich eine Lichtung, auf der der Geruch immer intensiver wurde. Gebückt schlich ich mich an. Ich hatte ihn gleich gesehen. Er hatte mich auch erkannt und näherte sich vorsichtig. Ich jaulte kurz auf. Konnte ich das Risiko eingehen, ihm schutzlos zu begegnen? Aber das Tier zog mich ohne Abzuwarten zu ihm hin. Sein Fell war tiefschwarz, und ich wußte gleich, wer er war. Ich war nicht gerade entzückt, ausgerechnet ihn zu sehen. Es gab einen anderen Wolf, den ich lieber getroffen hätte. Aber dieser hier konnte mir vielleicht helfen, wieder aus diesem Körper heraus zu kommen. Und vielleicht konnte er mir ein paar Fragen beantworten. Mit gesenktem Kopf ging ich langsam auf ihn zu. Er stand am Rande der Wiese und schaute zu mir herüber. Seine Nase schnüffelte unentwegt in der Luft, als hoffte er, durch meinen Geruch zu erraten, wer ich sei. Immerhin war er mir nicht feindlich gesinnt. Langsam kam er zu mir herüber, und mein tierisches Ich wußte, wie ich mich verhalten musste: Ich legte sich einfach ins Gras und wartete. Er stand vor mir und blickte mich mit schräg gestelltem Kopf an. Dann schnellte sein Kopf nach vorne und packte mich im Nacken. Mich erfasste furchtbare Angst, als ich seine scharfen Zähne in meinem Fell spürte, aber das Wolfswesen in mir duckte sich nur und hielt still. Er war groß, riesig, und ich im Verhältnis dagegen klein. Ich hatte keine Chance gegen ihn. Er schaute auch nicht gerade erfreut. Mir war Sam immer schon sehr grimmig vorgekommen, und die Unterwerfungsgeste, die er eben von mir forderte, verbesserte meine Meinung von ihm nicht gerade. Immerhin, ich wußte, wer er war, wogegen er, wie ich vermutete, keine Ahnung hatte, wer ich war. Vorteil für mich! Jetzt stand er mit etwas Abstand vor mir, und als ein seine Gestalt anfing zu zucken, wusste ich auch schon, was nun passieren würde. Das schwarze Fell verschwand, und stattdessen stand ein dunkelhäutiger, schwarzhaariger Mann vor mir. Groß. Und nackt. Das war nicht zu übersehen. Ich versuchte nicht hinzuschauen. Völlig ungerührt griff er an das lederne Band, das an seinem Knöchel befestigt war, öffnete den Knoten und zog die abgewetzten Shorts an, die damit an seinem Körper befestigt waren. Dann sprach er zu mir mit seiner tiefen, doch recht wohlklingenden Stimme. Ich verstand kein Wort. Es war eine seltsame, sehr weiche Sprache mit einigen Klicklauten. Es musste die Sprache seines Stammes sein. Ich hatte sie nur sehr selten gehört, Jacob verwendete sie ab und zu, wenn er mit seinem Vater sprach. Sam redete auf mich ein, aber ich sah ihn nur fragend an. Anscheinend hatte er irgendeine Reaktion erwartet, und als diese nicht kam, fing er auf einmal an, Englisch mit mir zu sprechen. Er hatte wohl kapiert, dass ich keines seiner Worte verstanden hatte. „Ich weiß nicht, wer du bist. Ich kann deine Gedanken nicht hören. Ich habe dich nie zuvor gesehen. Nicke mit dem Kopf, wenn du dies verstehst.“ Und auch wenn ich Sam nicht besonders leiden konnte, so war ich doch froh, dass er mit mir sprach. Also nickte ich brav mit dem großen Kopf. Seine pechschwarzen Augen glänzten, als er mich genau musterte. „Eine Frau, ein Mädchen.“, sagte er mehr zu sich selbst als zu mir. War ja wohl nicht zu übersehen. Ich hatte kein so ein Dingsda. „War dies deine erste Verwandlung?“ Wieder nickte ich gehorsam. „Wer bist du nur?“ Auf diese Frage konnte ich ihm mit Nicken keine Antwort geben. Also blieb ich stumm liegen und wartete. Er würde schon eine Idee haben. „Stammst du aus La Push?“ Es war zwar nicht abgemacht, aber ich vermutete mal, dass ich für ein Nein den Kopf wohl schütteln sollte. Also tat ich es. „Nicht aus La Push?“ Er grübelte, dann fragte er erneut. „Von den Makah?“ Wieder ein Kopfschütteln. „Ein anderer Stamm?“ Kopfschütteln. Nun schaute er verblüfft. „Keine indianische Abstammung?“ Wieder ein Kopfschütteln von mir. Das schien ihn schwer aus dem Konzept zu bringen. Ihm war klar, dass er hier mit Kopfschütteln nicht großartig weiter kommen würde. „Dann pass mal auf, Mädchen. Ich versuche dir zu helfen, dich zurück zu verwandeln. Aber dann wirst du nackt sein. Wir sind hier alleine, keiner sieht dich, nur ich. Ich werde dir versprechen, deine Würde zu wahren, aber ich muss dich als Mensch sehen, damit ich mit dir reden kann. Hast du das verstanden?“ Ich nickte wieder gehorsam mit dem Kopf, obwohl ich es gar nicht cool fand, dass der Leitwolf mich gleich mal ohne Klamotten sehen sollte. Aber die lagen zerfetzt sehr weit entfernt von hier. Und ich hatte auch nichts dagegen, ihn mit all den Fragen zu überhäufen, die mir inzwischen auf der Seele brannten. Also hörte ich ihm geduldig zu. Ich brauchte den ganzen Nachmittag, bis ich es geschafft hatte, Sams Anweisungen umzusetzen. Der neue Körper war mir so unbekannt, dass ich erst mühsam heraus finden musste, wie ich gezielt einzelne Muskeln bewegen konnte. Es war etwas anderes, den Wolf einfach laufen zu lassen, wie hier Körper und Geist zu vereinen, um eine bestimmtes Gefühl zu erzeugen und gleichzeitig die Muskeln vollkommen zu entspannen. Aber Sam war ein guter Lehrer, und ein geduldiger dazu, und so hatte ich es nach mehreren Stunden geschafft, das seltsame Fell abzustreifen und wieder meine ursprüngliche Gestalt anzunehmen. Nackt, versteht sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)