Tainted World von Na-Mi (Eiskalt) ================================================================================ Kapitel 5: -5- -------------- -5- Immer noch hallen deine Worte in meinem Kopf nach. Warum bin ich in deinen Augen das Problem? Ich verstehe nicht, was du mir damit sagen wolltest. Ich weiß, dass dich die Sache mit Mayu sehr verärgert hat, aber das war nicht das, was du meintest. Deine Stimme klang, als würde mehr hinter dem stecken, was du mir an den Kopf knalltest, als hätte es eine tiefere Bedeutung. Vielleicht ist es nur Einbildung, aber du wirktest erleichtert nach deinem letzten Satz, deine Rage war verflogen und du bist einfach gegangen und ich stand da, starrte an die Stelle an der du dich einen Augenblick zuvor noch befandest und wusste nicht zu verarbeiten, was in diesen wenigen Minuten geschehen war und vor allem kam ich mir zugleich unglaublich dumm vor. Mittlerweile habe ich mich daran gemacht die Unordnung im Eingangsbereich meiner Wohnung zu beheben. Behutsam sammle ich die Glasscherben auf, passe auf, dass ich mich nicht daran schneide, doch ich merke, wie meine Hände zittern. Ich bin immer noch ziemlich nervös. Ein Fragment des Spiegels in der Hand haltend, betrachte ich das Bild, dass es von mir zurückwirft. Meine Haare sind zerzaust und mein Antlitz ist gezeichnet von Ratlosigkeit, nein, eher Hilflosigkeit. Und zu gerne würde ich die Schuld dafür auf dich schieben. Du bist schuld, dass ich mit diesem blöden Spiel angefangen habe. Du bist schuld, dass sich alles geändert hat. Du bist schuld an meiner Hilflosigkeit. Ich glaube nicht mehr zu wissen, was du denkst. Ich glaube dich nicht mehr durchschauen zu können. Ich weiß nicht mehr, wie ich dir gegenübertreten soll. Das alles nur durch deine letzten Worte. Und immer noch ist es deine Schuld, dass ich dich so sehr begehre, dich mit niemandem Teilen will. Du gehörst mir. Die aufgekehrten Scherben befördere ich in den Müll und bringe diesen sogleich nach draußen. Einen Moment verharre ich, schaue gen Himmel, atme die frische Luft tief ein. Es ist bereits dunkel und leichter Nieselregen hat die Temperaturen um einige Grad abgekühlt. Ich fröstele leicht und beeile mich schnellstmöglich wieder ins Warme zu kommen. ~ Genervt stöhne ich, als mein Wecker klingelt. Mit einer ausladenden Bewegung meines rechten Armes wische ich das Teil vom Nachttisch. Mit einem Knall landet es auf dem Boden, doch will nicht aufhören so nervtötend zu läuten. Resignierend pelle ich mich aus meiner kuscheligen Decke, hebe das Gerät auf und schalte es aus. Kein Kratzer. Gute Verarbeitung. Ich stelle den Wecker wieder an seinen Platz und gehe mir einen Kaffe kochen. Genüsslich schlürfe ich die schwarze Brühe, spüre sogleich, wie sie mir Kraft und Energie gibt, Energie, so zu tun, als wäre alles normal zwischen uns. Dabei versuche ich keinen Gedanken an dich zu verschwenden. Nein, jetzt noch nicht. Wir sehen uns sowieso nachher, ob wir wollen oder nicht. Frisch geduscht und ordentlich angezogen mache ich mich auf den Weg zum Studio. Die Fahrt dort hin ist meiner Meinung nach viel zu schnell vorbei und wieder einmal bleibe ich zögernd vor der Tür stehen. Ich atme tief ein und versuche eine möglichst neutrale Miene aufzusetzen. ‘Lass dir nichts anmerken.’, sage ich mir und trete dann ein. Wie immer. Ich wünsche allen einen guten Morgen, lächelnd. Unweigerlich fällt mein Blick auf dich. Du sagst nichts, doch schaust du kurz zu mir und in diesem Moment fühle ich mich als hättest du einen Blitz auf mich geschossen. Ich spüre regelrecht, wie du mich heimlich verfluchst, die Distanz zwischen uns bewahren willst und meine Nackenhaare stellen sich dabei auf. Gruselig, dieses Gefühl. Deine Augen sind schon längst wieder auf deine Gitarre gerichtet, deren Saiten du gerade stimmst. Kurz schaue ich zu, wie deine schlanken Finger an den Mechaniken drehen, ehe ich von Tsukasa abgelenkt werde, welcher vorhat mir unsere heutigen Pläne zu erklären. In der Pause sitzt du wieder da, mit deiner Gitarre auf dem Schoß. Du schenkst mir mal wieder keine Beachtung. Wahrscheinlich kann ich mich nie daran gewöhnen, obwohl es doch immer so ist, wenn noch andere Personen bei uns sind. Kaum hörbar seufze ich und mit gespieltem Selbstbewusstsein gehe ich auf dich zu. Ich bleibe knapp vor dir stehen. Und wieder einmal weiß ich nicht was ich tue. “Den Spiegel musst du mir übrigens bezahlen.”, sage ich bestimmt. Du schaust mit gekräuselten Augenbrauen auf. “Ich muss gar nichts.”, erwiderst du mindestens genauso bestimmt wie ich. Oh, warum wusste ich nur, dass du das sagst? Ich verleiere die Augen. “Komm mir nicht damit.” Ich verschränke meine Arme, verlagere mein Gewicht auf mein linkes Bein. “Du hast ihn kaputt gemacht, also musst du ihn auch bezahlen.”, stelle ich klar. “Nein.” Das ist auch eine deiner Standartantworten mir gegenüber. Ich schnaufe entnervt. “Spar dir dein ‘Nein’. Ich kann es nicht mehr hören.” Ich bin sauer. “Egal was ich sage, immer heißt es nur ‘Nein, nein, nein, nein, nein…’”, äffe ich dich nach. Hizumi und Tsukasa schauen uns verwirrt an. Dein Blick verfinstert sich und du stellst die Gitarre neben dir in den Ständer. “Was ist?”, frage ich provokativ. Du stehst auf, packst fest meinen Oberarm und ziehst mich barsch aus dem Raum. Die Tür fällt ins Schloss, während du mich grob gegen die kalte Wand presst. “Was fällt dir eigentlich ein hier vor den Anderen so eine Show abzuziehen?”, fragst du, dein Gesicht so nah an meinem, dass ich deinen Atem spüren kann. “Was zwischen uns abgeht, geht niemanden was an.” “Ich ziehe gar keine Show ab.”, antworte ich trotzig. “Ich habe dich lediglich aufgefordert den Spiegel zu bezahlen.” “Und ich habe ‘Nein’ gesagt.” Wir schauen uns tief in die Augen, dein Griff lockert sich ein wenig, doch dein Blick bleibt kühl. “Und ich akzeptiere kein unbegründetes ‘Nein’ mehr. Also, warum?” “Weil ich nicht will.” Du presst mich wieder fester gegen das Mauerwerk. Ich lache leise voller Hohn auf. Du wirkst pikiert. “Das ist deine Antwort?”, ermittle ich mit hochgezogener Augenbraue. “Gefällt sie dir nicht?” Du kommst mir näher, als du ohnehin schon bist. Dein Gesichtsausdruck wird weicher. “Nein.”, sage ich betont, als nähme ich dich aufs Korn. Ich spüre deinen Körper an meinem. “Welche Antwort hättest du denn gerne?”, hauchst du, die Wut beinahe aus deiner Stimme verschwunden. Mein Herz schlägt so sehr, dass ich zittere. Beinahe berühren sich unsere Lippen und gerade als ich danach schnappen will, stößt du dich von mir ab. Durcheinander sehe ich dir hinterher. Meine Knie fühlen sich an wie Wackelpudding. Du willst zurück zu den anderen gehen, doch bevor du die Tür öffnest, halte ich dich auf. “Karyu.” Du drehst dich noch einmal um, siehst mich abwartend an. “Ich glaube ich weiß jetzt, warum ich dein Problem bin.” Du erwiderst nichts, drehst dich einfach um und gehst. Ich lehne nach wie vor an der Wand, versuche meinen Körper unter Kontrolle zu bringen. Es ist erstaunlich, was für Reaktionen du immer wieder in mir auslöst. Ich kann mir mein plötzliches grinsen nicht verkneifen. Vielleicht kann ich dich doch noch durchschauen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)