Alltagsheldinnen von Gaomee (Tenten und Sakura) ================================================================================ Kapitel 1: Trennung ------------------- Alltagsheldinnen Der Regen prasselte auf ihre Haare, drückte sie resolut hinab, sodass sie an ihrem Gesicht klebten. Die Hände unter die Achseln geklemmt, lief sie die Straßen entlang. Die schlechten Wege, unbepflastert wie sie waren, verwandelten sich langsam aber sicher in schlammig trübe Flüsse, in welchen Tenten knöcheltief versank. Erschöpft stieß sie die Tür zum Ichiraku-Imbiss auf. "Hey, Leute." "Gut siehst du aus", meinte Lee und betrachtete ihre durchnässten Kleider sowie ihre schlammige untere Hälfte. Tenten winkte matt ab, ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Ich zieh' übrigens aus", verkündete Tenten während sie nach Luft rang. Lee zog die Augenbrauen zusammen. "Meinst du mit aus ... aus? Also komplett völlig aus eurer Wohnung aus?" "Yup!", machte Tenten gespielt enthusiastisch. Lee schien nicht zu begreifen. "Aber er zieht doch mit ... aus, oder?" "Nee, bestimmt nicht." Lee hatte offenbar ernste Verständnisschwierigkeiten bezüglich dem, was bei Tenten zu Hause vor sich gehen musste. "Moment, also ... Du ziehst aus der Wohnung aus, aber er zieht nicht mit aus ... ? Aber dann ... seid ihr doch ... getrennt. So voneinander." "Ja, Lee, darum geht's bei der ganzen Sache. Wir trennen uns. Oder jedenfalls trenne ich mich." Lee saß da. Mund offen. Augen groß. "Aber ihr seid doch schon drei Jahre-" "Verdammt, Lee!" Tentens Faust fuhr auf den Tisch nieder. "Das weiß ich auch. Also ... Kann ich bei dir einziehen?" "Öhm ... " Unter Lees Schädeldecke drehten sich die Zahnräder - Auf Hochtouren. Es muss natürlich nicht erwähnt werden wie plötzlich das alles kam. Da saß ein unschuldiger Junge mit Topfschnitt und wartete darauf mit dem Essen beginnen zu dürfen und jetzt wollte jemand bei ihm einziehen. Aber Lee war schon immer offen gewesen, freute sich immer über Besuch. "Klar ... Und er zieht nicht mit ein?" "Nein, Lee, zum letzten Mal ... Er zieht nicht mit mir um." Tenten war erschöpft. Vom Laufen, vom Tag, von Allem. Von was sie gesehen hatte und was diese Erkenntnis gerade mit ihrem Hirn anstellte – eine Barbecuefeier. Ja, genau, ihr neues Wissen grillte gerade ihr Hirn. "Aber Tenten, drei Jahre- !" "Lee", schnitt Tenten gequält ab. "Ich hab' dazu gerade echt nicht die Nerven." Obgleich Lee nicht verstand, weshalb sie für diese Konversation Nerven brauchte, hielt er erstmal die Klappe, winkte der Kellnerin, damit sie Tenten auch eine Nudelsuppe zum Aufwärmen brachte. Tenten sah nicht so gut aus. Ihr halblanges braunes Haar war klitschnass und in einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden, der überall Strähnen verlor. Diese räkelten sich auf Tentens blasser Haut wie Parasiten unter dem Gewebe. "Brauchst du'n Handtuch oder so?" Abgestumpft blickte sie auf die Tischkante, während sie auf ihrem Stuhl zusammensank und den Kopf schüttelte. "Musst du dann ... Ich meine ... Diese ganze Ausziehsache ... Packen?" Tenten schüttelte verwirrt ob dieses Wortsalats den Kopf, antwortete aber: "Ja, Lee, ich werde ein paar Sachen packen müssen. " "Achso, und stell dich schonmal auf Binden in deinem Bad ein", warnte sie ihn auch noch. Lee schluckte und ihm lief ein Schauer über den Rücken. "Ach, was soll's? Neue Erfahrungen sind immer gut. Aber ich klapp' nicht den Klohdeckel 'runter!" Tenten hob beruhigend eine Hand. "Erwarte ich auch nicht." Dann wurde eine Schüssel vor ihr auf den Tisch gestellt und sofort verschlungen. Zwischen Bissen und Schlürfern, erklärte Tenten "Er ist gleich nicht da. Er geht abends immer trainieren. Egal, was ist. Kommst du mit, die paar Sachen packen?" Lee nickte und ließ sie essen. "Was sagst du dazu, Neji?", holte er schließlich den Rat des Freundes ein, der mit ihnen am Tisch saß, bisher jedoch geschwiegen hatte. Er warf der armselig aussehenden Tenten einen Blick zu und sagte: "Ist mir egal." "Brauchst du auch Bücher?", erkundigte Lee sich, während er mit einem Sack vor dem großen Bücherregal im Schlafzimmer stand. "Ich benutz' mein Bücherregal nämlich nicht." "Ja, warte, ich such' meine gleich 'raus", rief Tenten als sie mit den Armen voller Toilettenartikeln aus dem Bad kam. Als sie dem Bett einen angewiderten Blick zuwarf, schmiss sie wuchtig die Sachen in den Sack . Dann durchkämmte sie das Regal, kümmerte sich nicht darum, wenn eins von seinen Büchern auf dem Boden landete. "Willst du die nicht aufheben?", fragte Lee und bückte sich schon danach. "Nein", blaffte sie so energisch, dass Lee seine Hand zurückzog, als hätte man sie ihm geschlagen. "Okay", machte er kleinlaut und hielt von da an nur noch den Sack und die zwei Koffer. Die Wohnung war Tenten so vertraut und doch plötzlich fremd. Da war diese kleine Stimme hinter ihrer Schädeldecke. Sie hämmerte und schrie "Lass mich 'raus!", aber Tenten blieb stark. Sie reagierte nicht über. Sie hatte einfach keine Lust mehr. Als sie einen letzten Blick auf ihr Heim warf – weiches Licht, dunkles Holz – beschloss sie, etwas einzusperren. Ihre Gedanken in ein Gefängnis des Stumpfsinns. Dann zog sie die Tür hinter sich zu und holte zu Lee auf, der das ganze Gepäck vor sich balancierte. Kapitel 2: Guter Dinge ---------------------- Der Himmel war grau und in der Ferne lungerten schon regenschwangere Wolken, aber Tenten war trotzdem guter Dinge. Tenten war immer guter Dinge. Tausende von Gedanken zogen durch ihren aufgeweckten Kopf. Was passierte eigentlich mit dem Rest der Zahnpasta, den man nicht aus der Tube bekam? Oder weshalb wussten die Vögel, in welche Richtung sie fliegen müssten, um nach Süden zu gelangen? Mit einem Lächeln grüßte sie all ihre Bekannten auf der Straße, die verbissen in den dicksten Wintermänteln noch ein paar wichtige Besorgungen zu machen hatten. Nur halbherzig wurde sie zurückgegrüßt. Aber Tenten zuckte nur mit den Schultern und akzeptierte es. In ihren Armen trug sie ihre Einkäufe, denn ihr Lebensgefährte würde später auf und davon zum Trainingsplatz sein und sie wollte sich mit Arbeitskollegen treffen. Daher kam es, dass Tenten ihren Tag etwas umgestaltet hatte. Sie hatte eigentlich noch ein paar Kraftübungen machen wollen, aber sie hatte keine Lust gehabt, sobald sie aus dem Apartmenthaus geschritten war und hatte sich stattdessen entschieden lieber nur schnell einkaufen zu gehen. Sie stieg die vielen, grauen Stufen in dem grauen Treppenhaus hoch. Während sie in ihrer Jackentasche nach dem Schlüssel suchte, musste sie die braune Einkaufstüte auf einem Arm balancieren. Das war gar nicht so einfach und dann hörte sie den verdammten Schlüssel endlich klimpern, aber da war soviel Müll in ihrer Jackentasche, dass ihre Finger eine Sekunde brauchten, um ihn ausfindig zu machen. Wie immer stieg sie die letzte Stufe hoch, steckte wie immer den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn wie immer um. Wie immer schob sie die Tür mit ihrer Hüfte auf, weil sie die Einkäufe trug, und stellte sie auch wie immer direkt auf den Küchentisch und wie immer hörte sie ein Hecheln und Jaulen aus dem Schlafzimmer ... oder auch nicht. Das Jaulen und Hecheln war neu. Tentens Ohren spitzten sich. Verwundert lauschte sie den Geräuschen. "Uh, uh, uh, oh!", klang es aus dem Schlafzimmer. Zwei Stimmen. Männlich, weiblich. Zuerst hatte sie sich tatsächlich noch gesagt, es sei bestimmt nur ein Porno, der zu laut auf seinem neuen Arbeitslaptop aufgedreht war und dass sie sich zu ihm schleichen würde, um es in ein 4D-Erlebnis umzuwandeln, aber die Wahrheit kroch in ihr hoch. Das wahre Bild stahl sich der Frau auf dem Weg zur Schlafzimmertür immer irgendwie in die Gedanken. Fassungslos legte Tenten ihr Ohr an die Tür und lauschte einen Augenblick. "Uh, uh, ah!", ertönte es jetzt. Mit offener Kinnlade öffnete sie die Tür und betrachtete mit einem urkomischen Gesichtsausdruck, was sich auf ihrem Bett abspielte. Vor Ekel war ihre Oberlippe hochgezogen, aber ihre Brauen in Verwirrung zugekniffen. Das Ergebnis war eine lachhafte Gesichtskirmes. Das große Plümo lag auf dem Boden, das Laken jedoch war kunstvoll um eine junge Frau mit wuscheligen blonden Haaren und rotem, verschmiertem Lippenstift drapiert. Allein das war schon lustig, aber dazu kam noch die Position, in der sich die Frau befand. Ihre Unterarme stützte sie auf das Bett. Allerdings waren das auch die einzigen Körperteile, die das Bett berührten. Der Rest war in der Luft, ebenso kunstvoll, wie das Laken um ihren Körper gewickelt war, hatte sie ihre Beine um Tentens Mann gewickelt und der steckte seinen hässlichen, hochroten Penis doch tatsächlich in ihre Möse. Raus und dann auch wieder rein - immer wieder, wiederholte Male - , während seine Hände ihre Hüfte hielten. Es ist selbstverständlich unnötig zu sagen, dass er sich kein bisschen verrenkte, sondern gemütlich auf seinen Knien fickte und "uh, uh, ah!"- Geräusche machte. Die Frau machte eher "uh, uh, oh!"-Geräusche. Endlich lösten sich Tentens verklemmten Züge und sie zog erstaunt die Augenbrauen hoch. "Hallo, Schatz." Im nächsten Moment hätte sie fast gelacht, denn der ganze Anblick wurde noch ungemein lustiger. Immer noch seinen Dödel rein und raus schiebend, wandte ihr Herzblatt seinen Kopf jetzt in Richtung Tür, genauso die Frau. Ihre erstaunten Gesichter waren zum Schreien, fand Tenten. "Hi, Schatz", machte er und auch die Frau versuchte mit einer Hand zu winken, was ob ihrer Position natürlich nicht leicht war. "Toll", kommentierte Tenten noch und dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging zur Tür hinaus. Die ganze Zeit über, in der sie die Treppe hinab ging, fand sie das alles eigentlich noch witzig und war ziemlich gelassen, aber die Erkenntnis sickerte am Ende doch durch. Als sie nämlich unten angekommen war, sah sie ein, dass sie gerade ihre Wohnung wegen einer Blondine mit viel zu rotem Lippenstift verließ, und begann zu rennen als würde es ihr Leben kosten ihren Schritt zu verlangsamen. Sie rannte als sei der Teufel persönlich ihr auf den Fersen. Und die Wolken, weil sie ja ach so viel Mitleid mit der armen Person hatten, die unter ihnen sich die Straßen entlang hetzte, begannen zu weinen. Und zwar so richtig. Kapitel 3: Zusammenleben ------------------------ Bang! Krach! Wums! Und dann traf sie ihn. An der Seite, mit dem Fuß. Und trotzdem sagte er "Du bist lahm." Und sie zuckte mit der Schulter. Passiert, dachte sie. "Tat übrigens gar nicht weh", versicherte Neji ihr als sie, nach zwei Stunden auf dem Übungsplatz, sich umzogen. Wieder zuckte Tenten mit den Achseln. "Natürlich nicht", machte sie automatisch, aber es klang nicht so spöttisch wie sonst. Sie verlor ihren Biss, beobchtete Neji mit gemischten Gefühlen. Lustlos hämmerte sie auf ihn ein oder drehte sich viel zu langsam, weniger schwungvoll, wenn sie ihm einen Tritt verpassen wollte. Sie wich auch nicht so schnell und geschickt aus. "Du bist wirklich lahm", sagte er deswegen. "Ja, und du bist'n Arschloch. Zwei Fakten, die schon seit 'ner Weile bekannt sind." "Nein, ich meine, du bist wirklich lahm", versuchte Neji sich durchzusetzen, aber ihm fehlte die Wortfertigkeit. "Aber eigentlich interessiert mich das ja nicht. Das ist alles viel zu anstrengend", setzte er noch hinzu, um keine falschen Eindrücke von sich zu vermitteln. "Von etwas anderem wäre ich nie ausgegangen", versicherte Tenten abwesend, während sie sich einen Pullover überzog. "Warum machen Menschen das überhaupt. Es ist mir ein vollkommenes Rätsel. Nichts als Mühe! Wenn es etwas gibt, worüber ich mich aufregen kann, dann ist es diese Scheißrasse", fuhr er fort. "Dieser ganze Beziehungsmist ... ", setzte er noch einen drauf. " ... der ist einfach zum Kotzen. Meine Frau wird für mich kochen und das war's." "Deswegen hast du noch keine", erläuterte Tenten ihm. "Stellt sich nämlich heraus, Frauen stehen nicht so auf emanzipationsfeindliche, miese Arschloch-Hyugas, die ein Problem mit interhumanem Zusammenleben aufweisen. Daran würd' ich arbeiten." "Du bist einfach nur verbittert. Du solltest dich einkriegen und konzentrieren. So wie ich. Dann ging's dir besser", riet Neji, während er sich eine witzige Mütze aufsetzte. "Und einen Sinn für Mode solltest du dir auch anschaffen. Dazu wird dir jede Boulevardzeitschrift raten, wenn du dir 'ne Frau angeln willst", versetzte Tenten. "Und, was macht ihr heute?", stellte ein Anderer eine Frage in die Runde. Auch andere Paare verließen den Übungsplatz. Lee kam zu ihnen herbeigeeilt. "Heute läuft Columbo im Fernsehen. Lust das zu gucken, Tenten?" "Klar", machte diese. "Ich geh a-...", begann Sakura, hielt aber inne als ihr Blick auf Tenten fiel. Ihr schien etwas einzufallen und sagte dann: "... nicht aus. Ich geh' nicht aus. Kerle sind scheiße. Sogar Sasuke und alle anderen sowieso", beteuerte sie mit starkem Nicken. Dann winkte sie Lee zum Abschied und hopste davon. "Sie ist gut geworden", kommentierte Lee in die unangenehme Stille hinein. "So beim Schlagen und Treten und so ... Wollt ihr 'mal den blauen Fleck sehen, den sie mi- ...? Neji ging. Tenten klopfte dem enttäuschten Lee auf die Schulter. "Ein andermal vielleicht. Wir sollten gehen sonst kommen wir zu spät für das Abendprogramm." "Columbo!", freute sich Lee und boxte im Gehen die Luft. Der Himmel war noch immer grau und beide Kämpfer hüllten sich in ihre Mäntel, damit sie sich bei den Temperaturen nicht erkälteten. "Hallo, hier ist Rock Lee. Ich hätte gern Neji gesprochen." "Natürlich", versicherte die schüchterne Hinata und fügte hinzu: "Warte, er nimmt gleich in seinem Zimmer ab. Ich muss nur kurz 'rüberlaufen." Tatsächlich hob der Hyuga den Hörer ab. "Ja, Tsunade?" "Quatsch, ich bin doch nicht Tsunade. Ich bin's Lee. Sag' 'mal, das mit Tenten - Schrecklich, oder?" Verwirrtes Schweigen von Seiten des Hyuga. "Verzeihung?", begann er dann zögerlich. "Ich bin's Rock Lee! Ich – mit – dir- quatschen – über – Problem – von – Partner!", formulierte Lee sein Anliegen überpräzise. "Mit mir?", versicherte sich Neji und Lee bejahte. "Nein", beschied er. "Neji, jetzt mach nicht so'n Aufstand. Was, wenn sie so traurig ist, dass sie die nächste Mission nicht mitmachen kann?" Neji, offensichtlich überfordert mit diesem Maß an Vertrautheit und Menschlichkeit, krächzte ein wenig fassungslos in den Hörer: "Keine Ahnung. Ist mir egal?" "Aber du kannst dir doch gar nicht vorstellen ... Ich meine – drei Jahre!" "Du auch nicht. Du kriegst noch nichtmal ein Mädchen dazu mit dir auszugehen", konterte Neji. "Aber sie trainiert mit mir!", verteidigte Lee sich. "Dieses Gespräch ist vorbei", stellte Neji fest, aber Lee erklärte: "Wenn du jetzt auflegst, sind wir keine Freunde mehr!" Klick. "Hmm. Das ist bestimmt ein Fehler der Telefongesellschaft." Dann schnappte er sich die Popcorntüte und gesellte sich zu Tenten ins Wohnzimmer. "Na, wie geht's?" Sie hatte sich in eine Decke gehüllt und starrte wie in Trance auf den Fernseher. Sie zuckte mit den Achseln. "Der Typ hat sie umgebracht und Columbo weiß es, aber er braucht noch so'n lausigen Beweis." "Nein, nein, ich meine ... dir." Tenten sah ihn an. Sie war noch immer bleich. Sie war jetzt seit zwei Tagen bleich. Natürlich verstand Lee, dass drei Jahre nicht in zwei Tagen bei ihm auf der Couch wieder gutgemacht werden konnten, aber Fakt war, er konnte sich wirklich nicht vorstellen, wie es war nach drei Jahren in einer Beziehung betrogen zu werden. Vielleicht sollte er trotzdem etwas Aufmunterndes sagen, aber ihm fiel einfach nichts ein. "Hmm .... Möchtest du vielleicht etwas Bestimmtes hören? Irgendwelche Wünsche? Vielleicht 'Das Leben geht weiter' oder mehr wie 'Das Leben ist kein Ponyhof'?" "Keine Ahnung, Lee, das hier ist auch mein erstes Mal in so 'ner Situation, okay?" Lee nickte und da sagte Columbo plötzlich: "Kopf hoch, den ziehen wir schon zur Rechenschaft!" Grinsend sah Lee Tenten an und zitierte: "Kopf hoch, den ziehen wir schon zur Rechenschaft!" Das entlockte sogar Tentens vollen Lippen ein Lächeln. Er wollte ihr noch mehr sagen. Etwas wie, er würde immer für sie da sein und sie könne sich bei ihm ausheulen, aber stattdessen sagte er nur: "Hier, probier das Popcorn, es ist echt lecker." Kapitel 4: Heulsusen -------------------- Die Geschichte war jetzt schon zwei Wochen her. Lee weckte sie jeden Morgen, machte ihr sogar Frühstück während sie Kaffee kochte. An jedem der vierzehn Tage sagte er dann "Wow, ich glaube, das ist der beste Kaffee, den ich je getrunken habe" wie in einer Sitcom aus den Fünfzigern. Aber danach gingen sie ihrem normalen Tagesablauf nach und sahen nicht besonders viel voneinander, da Lee immer noch Sakura trainierte und Tenten meistens mit Neji zum Übungsplatz ging. Zu Mittag aß Tenten eigentlich nicht besonders oft, weil ihr nach dem Sport der Sinn nicht unbedingt nach Nahrung stand, weil sie einen empfindlichen Magen hatte, aber Lee aß gerne und zwar immer mit seinem ehemaligen Sensei Gai im Ichiraku. Aber ihrer beiden Tage wurden nicht nur von Kraftsport kontrolliert, denn sie bereiteten sich gerade auch auf eine kommende Mission vor. Da gab es noch jede Menge Papierkram zu erledigen. Der heutige Tag verlief nicht viel anders. "Du bist lahm", sagte Neji. "Du bist ein Arschloch", sagte Tenten und dann jedoch, beschlossen sie ausnahmsweise noch etwas trinken zu gehen. Immer, wenn Tenten dies vorschlug, stimmte Neji nur murrend zu, aber er tat es jedes Mal und lehnte nie ab. Tenten glaubte, es läge daran, dass er sowieso nichts zu tun hatte. Alles, wofür er am Morgen aufstand, war sein Training. Als sie in der Kneipe saßen und ein Bier tranken, schweigend natürlich, näherten sich mit gleichmäßigen Tap-Taps Füße, die in fellbesetzte Stiefel mit Pfennigabsatz eingepackt waren. "Hi", piepste Ino als sie sich an die Thecke anlehnte und somit plötzlich neben Tentens Kopf auftauchte. "Wie geht's, Süße?" Die Frage war offensichtlich an Tenten gerichtet. Wie so oft zuckte sie nur mit der Schulter und blickte den Neuankömmling abwartend an. "Nicht so schlimm", winkte Ino ab. Dann packte sie Tenten am Arm und sagte noch schnell "Ich darf mir doch die Gute 'mal ausleihen, oder?" bevor sie die Gute mit an ihren Tisch zog. Neji bestellte noch ein Bier und war froh, Inos Stimme nicht mehr in seinem unmittelbarem Umfeld zu haben. Am Tisch angekommen, ließ Ino Tenten auf einen Stuhl fallen und setzte sich ihr gegenüber. "Wir haben zu reden", teilte Ino ihr mit und schob ihr gleichzeitig einen bunten Cocktail zu. "So'n Bier schmeckt doch nicht", erklärte sie und fuhr auch umgehend fort "Du brauchst'n neuen Kerl. Ich weiß, du und ... du weißt schon ... ihr ... " Tenten nickte, runzelte dann aber sofort die Stirn. "Woher-?", begann sie, aber Ino fiel ihr augenblicklich mit "Lee hat's Sakura erzählt. Sakura mir" ins Wort als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. "Die Mädels und ich gehen Ende der Woche aus. Sei dabei. Wir checken vorher deine Anforderungen und dann geht's ab." Ino zwinkerte. Kurz fragte Tenten sich, was für Anforderungen und was zur Hölle wohl abgehen sollte, aber dann entschied sie, dass sie der Blondine nicht absagen wollte. Eigentlich war das Angebot nett gemeint, wenn auch etwas verdreht gestellt. "Danke, ich komme gern." "Gut", machte Ino abwesend, während sie irgendetwas in ihrer Handtasche suchte. Sie gab auf und drehte sich Tenten wieder zu. "Achso, aber zieh dir vernünftige Klamotten an." Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, klingelte auch schon ein Mobilfunktelefon. Erst klingelte es und dann ertönte der Refrain von 'I'm a barbie girl'. "Come on Barbie, let's go party!", sang das Telefon und hektisch wühlte Ino wieder in ihrer Handtasche herum, während sie abwesend murmelte: "Ich komme, Ken, gib mir 'ne Sekunde!" "Ah, ah, ah, yeah" und dann klappte Ino ihren Fund endlich genervt auf. "Ja?", inquisierte sie unfreundlich. Allerdings erhellte sich ihre Miene sofort. So war sie eigentlich ganz hübsch, mit einem Lächeln auf den Lippen. "Achso, schön, dass du dein Telefon endlich 'mal benutzt, Shika." Sie bedeutete Tenten, sie einen Augenblick zu entschuldigen. "Ich will, dass ihr beide morgen frisch auf der Matte steht – Rasiert! Und sag' Choji, dass er 'was Gesundes frühstücken soll. Ich hol' euch mit dem Auto so um neun Uhr ab." Obwohl Shikamaru die leitende Einheit in ihrem Team war, konnte sich Tenten doch ziemlich gut vorstellen, wer in der Gruppe wirklich die Hosen anhatte. Oder den Minirock oder Röhrenjeans oder was auch immer. Das mit den Hosen war wahrscheinlich eh nur eine veraltete Metapher, befand Tenten. Zufrieden klappte Ino ihr Mobilfunktelefon zu und lächelte ihren Gegenüber an. "Das war das und jetzt lass mich dir erklären, weshalb ich plötzlich Interesse an deinem Wohlbefinden zeige, obwohl mich das vorher auch nicht gejuckt hat", begann sie. "Ich kann einfach nicht mit ansehen – mitverantworten wirklich – wie eine selbstbewusste Kunoichi den Bach 'runter geht." "Ich geh doch gar nicht den Ba-", wollte Tenten protestieren, aber Ino beachtete den Einwand gar nicht. "Ich bin eine Helfernatur. Ich muss helfen, bin von Grund auf gut. Jedenfalls hab' ich gesehen wie trostlos mit diesen Klamotten – Oder hast du die vorher auch schon getragen?" Verwundert sah Tenten an sich herab. Sie hatte keinesfalls mehr ihre Sportsachen an, sondern Jeans und ein Sweatshirt, das ihr noch nichtmal viel zu groß war. "Egal – Jedenfalls bist du trostlos herumgelaufen in diesen farblosen, altmodischen Kleidern mit hängendem Kopf und dann erzählt Sakura mir diese Trägödie! Ich konnte einfach nicht anders und - " Plötzlich vibrierte etwas und Ino brachte wiederum ihr Mobilfunktelefon zum Vorschein, warf einen Blick auf den Display. "Ach, der schon wieder", murmelte sie missmutig mit zusammengezogenen Brauen. Desinteressiert wandte sie sich von ihrem kleinen technischen Begleiter ab. "Du siehst, Tenten, ich meine es ehrlich mit dir. Ich kann nicht zulassen, dass du vor die Hunde gehst ... " Abrupt hörte sie auf zu reden und schien an etwas Bestimmtes zu denken. Ohne auf die Uhr zu schauen, sagte sie "Ist es schon so spät? Ich kann es fühlen – Ich muss los!" Dann war sie auch weg mit einem "Tschüssi und Küsschen!". Ob Ino vielleicht zu hektisch war? Vielleicht aß sie ja zu wenig, ernährte sich nicht richtig? Gleichgültig verwarf sie den Gedanken und sah zu Neji hinüber. Der saß mittlerweile an seinem dritten Bier und starrte dumpf die Wand an. Allerdings wurde es langsam echt wieder Zeit, dass sie etwas mit Leuten unternahm, die nicht Neji oder Lee waren. Da kam Inos Angebot wie gerufen. "Schaut euch dieses Festmahl an!", kreischte Ino, derweil sie eine allumfassende Geste machte. Der Club benutzte einen merkwürdigen blauen Schein als Beleuchtung und die Musik bestand aus "Bum, bum" und "Ntz, ntz". "Wohlwahr", murmelte Tenten. Ino räkelte sich geradezu auf der Bar. "Drei Tequillashots" , schmatzte sie dem jungen Ding zu, das die Drinks mischte. Dieses war geradezu übereifrig der Bestellung nachzukommen. Ino und Sakura tanzten viel. Sie waren noch nicht einmal schlecht. Hübsch waren sie noch dazu. Sie wussten wahrlich wie sie ihre natürlich Schönheit bis ins Unermessliche aufputschen konnten. Ino trug einen silbrig glitzernden Stofffetzen quer über der Brust. Tenten konnte noch nicht ganz ausmachen wie der Stofffetzen überredet wurde dort zu bleiben, aber sie verdächtigte entweder Klebestreifen oder durchsichtige Plastikbänder, die am Rücken entlang führten. Bei der hautengen Jeans – die übrigens aussah, als wäre sie unter einen Rasenmäher gekommen – war das offensichtlicher. – Ein Strasssteingürtel. Sakura bevorzugte einen ähnlichen Stil. Der Unterschied lag bei den Farben. Während Ino gern grell war, trug Sakura gern dunkle Farben. Der Rock war weinrot und ihr Top, dessen Träger sich um den Hals binden ließen, war schwarz. Tenten trug ein schlichtes, weißes, ärmelloses Hemd und eine Jeans. Sie konnte noch nichts Definitives sagen, war sich aber ziemlich sicher, dass das der Grund war, weshalb sie nicht zum Tanzen aufgefordert wurde. Seufzend bestellte sie sich einen Gintonic. Tequilla war nicht so ganz ihr Ding. Selbst Margaritas trank sie lieber mit Gin. "Einsam?", fragte der Barkeeper mit einem charmanten Lächeln und einem Augenzwinkern. "Ich hab' bald Schluss und du siehst eigentlich ganz hübsch aus-" "Verpiss dich", informierte Tenten ihn und charmanter Gentleman, der er war, kam er ihrem Wunsch nach. Hechelnd kehrten die beiden Tanzdiven zur Bar zurück. "Hübsch habt ihr getanzt", merkte Tenten an. "Oh, danke!", japste Sakura. "Also ... Du tanzt ja selber gar nicht", fasste Ino ihre unglaublich intelligente Beobachtung zusammen. Tenten gab ihr einen Daumen hoch. "Clever kombiniert, Watson." "Warum nicht?", fragte sie pickiert als wäre es eine persönlich Beleidigung nicht zu tanzen, wenn man in ihrer Begleitung war. Tenten zuckte die Achseln. "Liebling", weihte Ino ein. "Du musst dich auch ein wenig verkaufen, damit dich wer fragt. Sex sells." Ino deutete auf ihren Aufzug. Tenten seufzte wieder. "Ich hab' mir schon seit einer Weile keine neuen, glamorösen Kleider mehr gekauft. Tut mir Leid." "Macht gar nichts!", beteuerte Ino in dem Ton, der aussagte, dass eigentlich für so ein Vergehen eine zweite Entschuldigung angebracht war. "Das ist nicht so schlimm", fügte Sakura hinzu und blickte Tenten mit ehrlichen Augen an. "Es ist bestimmt schwer .. jetzt so ... ", versuchte sie etwas auszudrücken, ohne Tenten zu nahe zu treten. "Kein Ding. Sag's ruhig." "Naja, jetzt musst du dich bestimmt umstellen nach so langer Zweisamkeit, um nun wieder ein Singledasein führen zu können. Du machst sicherlich eine harte Zeit durch. Bestimmt musst du ja die ganze Zeit an ihn denken und so", bemitleidete Sakura, aber Tenten schüttelte den Kopf. "Eigentlich gar nicht." Das wunderte selbst Ino, denn sie hörte auf ein Fleischpaket am anderen Ende der Tanzfläche anzuschmachten und schenkte dem Frauengespräch ihre Aufmerksamkeit. "Eigentlich hab' ich noch gar nicht allzuviel über ihn nachgedacht. Um ehrlich zu sein- ... " An dieser Stelle emphasierte Tenten ihre Worte " ... wollte ich mich kaputtlachen das letzte Mal, dass ich über ihn nachgedacht habe. Ihr hättet es sehen müssen. Da auf meinem Bett. Es war ... urkomisch. Das sage ich euch." Ino sah ein wenig peinlich berührt drein gemischt mit Verwirrung, Sakura indes regelrecht schockiert. "Tenten? Trinkst du schon die ganze Zeit?", fragte die Taktvollere vorsichtig, deutete auf das Glas, welches stolz auf der Thecke prangte. Ino beschied, dass ihr das zu persönlich wurde und sie lieber wieder in einen Konservationsbereich hinübergleiten wollte, in dem sie sich auskannte. "Genug von dem alten Kerl. Siehst du hier irgendwen, der dir gefällt?" Sie drehte Tenten an den Schultern herum und diese starrte zweifelnd in die Runde. Erstaunlicherweise gab es sogar Kerle, die pinke T-Shirts trugen, obwohl sie augenscheinlich hetero waren und mit einer Frau tanzten. "Ich glaube, ich bin in Sachen Männern nicht auf dem neusten Stand", stellte Tenten fest. "Kein Problem. Geh zu einem hin und rede mit ihm. Quatsch über den größten Scheiß", gab Ino Instruktion und schubste die Frau damit in die Menschenmasse hinein. Allein kämpfte sich Tenten durch den Club, stolperte endlich aus der zur Musik pulsierenden Masse heraus und wankte bis sie die Tür erblickte und auf sie zusteuerte. Da erspähte sie etwas aus dem Augenwinkel. "Neji? Du hier?" Ertappt guckte der Mann hoch. "Nein", schnauzte er schlecht gelaunt "Ich bin sein Zwillingsbruder." Nach dieser sarkastischen Hochleistung fixierte sein Blick starr einen Punkt im Nichts, aber das störte Tenten keineswegs. Sie setzte sich zu ihm. "Was machst du hier?" "Cognac trinken." Er hob sein Glas. "Du?" "Mit Ino und Sakura ausgehen." "Bah", war sein angewiderter Kommentar. Da stahl Tenten ihm sein Glas. "Lass mich auch." Neji konnte gar nichts dagegen unternehmen, denn im nächsten Augenblick wurde seine Aufmerksamkeit von einem jungen Mädchen gefordert. "Neji, Neji, kauf mir so einen Cocktail. Bitte, bitte. Daddy hat's mir erlaubt", flehte die junge Hanabi. Sie hatte sich richtig aufgetackelt. Lockenstab, Lipgloss, Eyeliner – Das ganze Sortiment. "Sag' dem Kellner, wer du bist und gib ihm das Geld." Er drückte ihr ein paar Scheine in die Hand. "Wenn er dir dann immer noch nichts geben will, sag' ihm, mit wem du hier bist – mir. Das wird seine Meinung ändern" und los war er sie. "Süß", bemerkte Tenten und Neji hustete, weil er sich beim Trinken verschluckt hatte. "Sag das noch einmal und wir tragen das draußen aus!" "Krieg dich ein!", machte Tenten verdrossen. Sie legte den Kopf in den Nacken. Ino und Sakura tanzten mittlerweile bestimmt wieder munter. Ein bisschen Zeit verstrich ehe Tenten wieder etwas sagte. "Ich muss echt an ihn denken. Immer. Egal, wann - Er kommt mir in den Sinn", murmelte sie der Decke zu. Man konnte ihre Stimme über der Musik kaum verstehen. Neji tat so als habe er ihr Gerede nicht bemerkt. "All die klitzekleinsten Dinge wie Kaugummikauen oder barfuß um fünf Uhr morgens ins Bad gehen erinnern mich an ihn. Die unscheinbarsten Sachen machen mich fertig. Sie nehmen sein hübsches Gesicht und schlagen mir damit direkt auf den Mund." "Hör auf 'rumzuheulen. Das ist ja zum Kotzen", beschwerte sich Neji als er es nicht mehr ignorieren konnte. "Du bist echt 'ne Heulsuse." Sie hatte noch gar nicht geweint. Kein einziges Mal. In Drei Wochen. Sie hatte sich nicht beschwert, nicht mit dem Schicksal gehadert. Und jetzt sollte sie eine Heulsuse sein?, fragte sich Tenten nachdenklich. "Du bist die Heulsuse, du Arsch." Neji schnaubte "Als ob. Wer redet hier denn so schnulzig?" "Du beschwerst dich andauernd über alles", klärte sie ihn auf. "Du bist so ein Weichei. Da heult irgendein Mädchen auf der Straße und du kriegst' einen Anfall, bist total angeekelt. Das nennst du reif und ruhig?" Verächtlich schnaubte Tenten und verschränkte die Arme. "Nein, aber diese Scheißmädchen müssen gar nicht heulen. Die machen das nur für die Aufmerksamkeit." Bekräftigend nickte er, war überzeugt von sich selbst. "Ach", verachtete Tenten ihn. "Und du machst nie etwas wegen Aufmerksamkeit, z.B. arrogant vom Übungsplatz spazieren und mir sagen, dass ich lahm bin, obwohl ich dich voll am Bein getroffen hab' und du eigentlich humpeln möchtest?" "..." Darauf wusste der Hyuga keine Antwort. Also schwiegen sie. Im Einklang. Nicht verdrossen, aber sie redeten einfach nicht mehr miteinander, sondern hingen ihren Gedanken nach, während "Ntz, ntz, ntz" immer weiter in die Ferne rückte. Kapitel 5: Entführung --------------------- "He, Tenten." Geweckt wurde sie mit einem Klaps auf den Hinterkopf. "Deine Freundinnen wollten dich mitnehmen, hab gesagt ich kümmer mich drum. Jetzt wollen wir aber auch los", informierte Neji sie über den neusten Stand der Dinge, obwohl er sie und Hanabi bereits zum Ausgang lenkte. "Ins Auto", befahl er und setzte sich prompt ans Steuer, Cognac hin oder her. "Danke", sagte Hanabi und grinste glückselig vor sich hin, während Neji anfuhr. Allein durfte sie nicht ausgehen, aber mit ihrem viel älteren Cousin an der Seite stellte es kein Problem dar. Sie klappte die Beifahrerabschattung herab und betrachtete sich im Spiegel, der dort angebracht war. Sie machte Kussmünder und blinzelte schmachtend. "Was machst denn du da für einen Mist?", wollte Neji wissen. "Ich übe", teilte das Mädchen ihm mit, ohne sich von seinem genervten Tonfall beeindrucken zu lassen. "Egal, was du da machst, ich schmeiß dich gleich 'raus und fahr die Heulsuse noch nach Haus." "Ist gut." Schon hopste Hanabi auch aus dem Auto und auf das gigantische Hyugaanwesen zu. Als sie sicher im Inneren verschwunden war, drehte Neji den Kopf nach hinten. "Wohnst du immer noch bei Lee?" "Yup." Dann wendete er mitten auf der Straße. Um diese Uhrzeit war sowieso kaum ein Schwein wach. Schon gar keins, dass noch Autofahren konnte. Tenten lag mehr auf der Rückbank als dass sie saß und starrte aus dem Fenster. Der Wagen ruckelte sie hin und her und so fielen ihr Strähnen ins Antlitz, die keine Lust mehr auf den Pferdeschwanz hatten. Unerklärlicherweise wurde Neji das Schweigen plötzlich unangenehm, als er sie so im Rückspiegel betrachtete. "Diese Scheißstraßen!", sagte er deswegen. "Dass dieses Scheißdorf nicht einfch 'mal irgendwelche Scheißarbeiter anheuern kann, um die zu pfalstern." Nach einer Weile setzte er noch einen drauf: "Diese Scheißstraßen, mein' ich." Da das allerdings kein Kommentar war, der Erwiderung bedurfte, wurde es alsbald wieder still im Wagen. Nur das Summen des Motors war zu hören. "Und der Lee. Behandelt der dich gut?" Tenten nickte. "Und sonst so?", fragte Neji und sie zuckte nur mit den Schultern. Dann schien ihr jedoch etwas einzufallen. "Willst du 'mal, etwas echt Lustiges hören?" "Klar." "Also. Da war diese Frau auf meinem Bett und die hatte vielleicht 'ne Pose drauf!" Nachdem Tentens unglaublich lustiges Erlebnis erst zur Hälfte erzählt war, entschied Neji, dass Tenten eine Abkühlung dringend nötig hatte. Weil er fand, dass er einmal wieder eine gute Tat vollbringen sollte, fuhr er Tenten erstmal ein Stückchen aus Konoha-Gakure hinaus. Es gab da einen kleinen Waldsee nicht weit von der Stadtmauer entfernt. Zu dieser Zeit des Jahres und dieser Zeit des Tages war er eiskalt. Mit Vorfreude erfüllt zerrte Neji seine Begleitung von der Rückbank und half ihr bis zum Rand des stillen Sees. "Ich würde ja wirklich mehr über ihren roten Lippenstift hören, aber, um ehrlich zu sein, interessiert es mich nicht die Bohne." Dann flog sie. Mitten ins Wasser. Ihr Schrei gellte in die Nachtluft empor und mehrere erschrockene Vögel machten hastig ihren Abgang. Das Ufer war nicht besonders seicht und fiel rasch ab, sodass Tenten ordentlich untergetaucht wurde. Hechelnd, keuchend, fluchend, nass, missmutig und verstimmt brachte sie es fertig sich endlich wieder an Land zu schleppen. "A-a-arsch-sch-l-lo-o-ch ... ", stammelte sie mit klappernden Zähnen. "M-M-issss-g-geburt", folgte und noch ein paar weniger verständliche Worte. Sie war ein echtes Häufchen Elend, wie sie zitternd auf dem Boden lag und verzweifelt die Arme um sich geschlungen hielt. Plötzlich fühlte Neji sich als müsse er kotzen. Nicht genauso, aber das Gefühl kam dem des Kotzenmüssens sehr nahe. Es fing im Bauch an und kämpfte sich hoch bis zur Kehle. Vielleicht war es auch ein schlechtes Gewissen ... Aber den Gedanken verwarf er schnell als lächerlich. Trotzdem lief er zum Auto und kehrte mit einer Decke zurück, die irgendwann einmal in seinem Kofferraum gelandet und seitdem einfach nicht wieder verschwunden war. "Leg das um", riet er und schmiss ihr die verarbeitete Wolle hin. "W-Wieso? E-erfr-r-r-roren b-bin ich eh ... b-besser d-dran", brachte sie mühsam hervor. Das gefiel Neji gar nicht. "Jetzt rede doch nicht schon wieder so einen Unsinn, Heulsuse." Aber seine Stimme verlor an Selbstsicherheit. Die Situation wurde ihm immer unangenehmer. "B-b-bin keine Heu-Heulsuse!", kreischte Tenten wahnsinnig. Das machte sogar Neji Angst. Wenn Menschen sich nicht benahmen wie sie sollten, mochte er das gar nicht. Weder im Kampf noch sonst wo. Damit kam er nicht klar. Also blieb ihm nichts anderes übrig als sich neben die verstörte Tenten zu setzen und zu schweigen. Anders wusste er sich nicht zu helfen. "K-k-kalt", klapperte Tenten. "Hmm", machte Neji und analysierte die Decke, die immer noch neben Tenten im Dreck lag. "Vielleicht solltest du die Decke-" "Ich weiß, du Blödmann!", keifte sie ihn an. "Mach du das", klärte sie ihn über ihre Wünsche auf. "Achso." Unglücklich versuchte er die Decke um Tentens Leib zu wickeln ohne die Frau dabei tatsächlich berühren zu müssen. Böse blickten ihre Augen ihn unter dichten, schwarzen Wimpern an. Ihm war noch nie aufgefallen wie lang Tentens Wimpern waren. Oder wie sehr ihr blasses Gesicht selbst in der vollkommenen Dunkelheit einer Nacht im Wald herausstach. "Du bist ziemlich blass", teilte er ihr mit. Immer noch erntete er nur böse Blicke. "Bin ich es etwa Schuld, dass dein Kerl eine andere gevögelt hat?", fragte er verzweifelt. Da drehte Tenten sich um und zeigte ihm die kalte Schulter. "I-i-itjot", nannte sie ihn und es klang recht merkwürdig, denn am Ende musste sie niesen. Als sie nach einer halben Stunde immer noch zitterte, kam Neji die bahnbrechende Idee, sie ins Auto zu tragen. Er klappte die Rückbank zurück, sodass eine große Liegefläche entstand. Dann eilte er zurück, um Tenten vorsichtig in seine Arme zu nehmen und zu seinem Wagen zu tragen. Elegant meisterte er dies, doch als er sie auf der Rückbank ablegte, stieß er sich den Kopf. "Scheißauto!", fuhr er in die Luft und trat gegen einen Hinterreifen. Nachdem seine Wut verflogen war, setzte er sich auch ins Auto, schloss die Tür und machte die Heizung an. "Ausgezeichnete Batterie hat das Auto", prahlte er, während er sich den Kopf hielt. "Das gibt 'ne Beule", prophezeite Tenten. "Du kannst ja wieder normal reden!" Unterdrückte Freude schwang in seinen Worten mit. "Komm her", befahl Tenten und, obwohl Neji nunmal Neji war, widersprach er nicht, sondern leistete Folge. Nun lagen sie beide ausgestreckt auf der Rückbank. Sie eingemummelt in eine alte Wolldecke, er das Kinn in die Handfläche gestützt. Ihre Gesichter waren einander zugewandt. "Du machst mein Auto nass", beschwerte sich Neji. "Du hast mich nassgemacht", erwiderte Tenten und setzte sich vorsichtig auf. "Ich zieh mich jetzt aus." Und das meinte sie auch so. Vor Nejis erstaunten Augen begann sie sich aus ihren nassen Kleidern zu schälen. Das nasse T-Shirt war nicht schlimm. Ihren weißen schmucklosen Bh hatte er sowieso darunter erkennen können, aber dann knöpfte sie ihre Hose auf und bald darauf war ein Reißverschluss zu hören. Schwarz, dachte Neji fasziniert. Sie trug ausnahmsweise schwarze Unterwäsche. Es war noch nicht einmal so, dass Neji Tenten noch nie in Unterwäsche gesehen hatte, denn beim Übungsplatz gab es keine getrennten Umkleiden, sondern es war nur so, dass er Tenten noch nie in Unterwäsche auf der Rückbank seines Autos, klitschnass, weitab von Konoha-Gakure, mitten in der Nacht gesehen hatte. Ehrlich musste er zugeben, dass die Situation ihn ein wenig überforderte, als er ihre Oberschenkel, Knie und Waden zu sehen bekam. Sogar ihre Knöchel und Füße wurden entblösst, weil sie sich die tropfenden Socken entnervt abriss. "Du bist ja rasiert, so an den Beinen und alles." Mit den Worten versuchte er seine Unruhe zu verbergen und hasste sich gleichzeitig dafür, weil er es sonst abstoßend fand, wenn Leute daherquatschten. Und genau das tat er gerade – daherquatschen. Dumm daherquatschen. "Da", stieß Tenten hasserfüllt aus und schmiss ihm eine ihrer schwarzen, nassen Socken ins Gesicht. "Hey!", empörte er sich, hielt aber sofort die Klappe, als er das Bündel, welches Tenten repräsentierte, neben sich liegen sah. Plötzlich fielen ihm die schwarzen Balken unter ihren Augen auf, die senkrechten Falten, die sich neuerdings in ihre Mundwinkel gegraben hatten. Da fiel Neji eine Szene ein, die er einst im Fernsehen erblickt hatte. Aus einem Impuls heraus lehnte er sich vor und küsste Tentens kalten, vollen Lippen. Die Heizung musste langsam Wirkung zeigen, dachte Neji, denn er fühlte wohlige Wärme in sich aufsteigen als er spürte wie Tentens Lippen sich sanft gegen seine bewegten. Sie saugte einfühlsam an seiner Unterlippe und befühlte seine Zähne mit ihrer Zunge und .... hatte plötzlich wohl keine Lust mehr. Mit einem wütenden Murren riss Tenten sich los und rollte sich auf ihre andere Seite, sodass Neji auf einen Hinterkopf starrte, wo gerade noch ein süßer Mund gewesen war. Hoffnungsvoll wartend legte Neji sich auf den Rücken und schloss die Augen. Vogelgezwitscher. Igitt, dachte er. Die fröhlichen Melodien entsprachen gerade gar nicht seiner Stimmung. Ihm war kalt und er fühlte sich ... schlecht. Irgendwie ... abgelehnt. Dann erst sah er sich um. Er lag hinten in seinem Wagen. - Er fühlte sich noch schlechter. Er war mitten im Wald. - Ihm wurde übel. Tenten lag neben ihm. - Er stieg aus. Müde fuhr er sich über das Gesicht und streckte sich. Als er dann immer noch nicht zu seinem Normalzustand zurückkehrte, wusch er sich das Gesicht und die Arme im eiskalten Wasser des Sees. Nachdem sich die Wasseroberfläche von seiner Morgentoilette erholt hatte, fungierte sie als Spiegel. Neji konnte sich ganz klar erkennen. Seine kurzen, schwarzen Haare, seine bleiche, unattraktive Haut, seine ebenso unattraktiven, bleichen Augen, dünne Lippen, die aussahen wie ein Strich in seinem trostlosen Gesicht. Ernüchtert und mit hängenden Schultern kehrte er seinem Spiegelbild den Rücken und stapfte zurück zum Auto. Heute, wo es zu spät war, fiel ihm natürlich auf, dass er nicht im geringsten aussah wie irgendwer, der im Fernsehen in irgendeiner Szene in irgendeinem Auto sein könnte. Beim Wagen angelangt, blendete ihn die Sonne. Er setzte sich hinter das Steuer und wollte den Motor anlassen. "Brrrummmmmbrrrummmmm ... ", machte er – Der Motor. Es klang fast hämisch, mehr wie "Brrruhahahaha! Du kannst mich mal!" Natürlich konnte der Motor sich nicht so deutlich artikulieren, aber als er nach dem fünften Versuch immer noch nicht ansprach, war seine Aussage ziemlich klar. Nejis Hinterkopf prallte auf die Kopfstütze. "Toll", versicherte er sich selbst mit einem wahnsinnigen Lächeln auf den Lippen. "Grandios!" Und dann lachte er hysterisch. Es war echt zum totlachen, fand er plötzlich. Er lachte so sehr, dass er sich vornüberbeugen musste, mit der Stirn gegen das Steuer knallte und Bauchkrämpfe bekam. Das schrille Geräusch weckte natürlich die Tenten aus ihrem Schlaf auf dem Rücksitz und murrend richtete sie sich auf. Wild standen ihre braunen Haare vom Kopf ab und als Neji dies sah, musste er gleich nochmal lachen. Tenten allerdings verstand nicht besonders viel. Sie dachte an einen Lachgasangriff eines verfeindeten Dorfen, aber die Theorie zerstörte sich augenblicklich selbst, da sie evidenterweise nicht lachte. "Hast du sie nicht mehr alle?", fragte sie deshalb und der sonst so ernste Hyuga erlitt einen neuerlichen Lachanfall und prallte mit Wucht gegen die Innenseite der Beifahrertür. "Warum lachst du dir einen ab?", wollte Tenten jetzt mit mehr Nachdruck wissen. Unfähig zu antworten, versuchte der Angesprochene den Motor anzulassen und sah sie dabei immer noch lächerlich komisch kichernd und erwartungsvoll an. "Brrrummmmm!", machte der Motor wieder. "Brrrummmmmbrrrummmmm!", gab er mehrere Male zum Besten und Tentens Mundwinkel begannen auch zu zucken als sie sich daran erinnerte, dass sie hier mitten an so einem winzigen Waldweg standen. Bald ertönte das hysterische Lachen zwei vollkommen bekloppter Menschen im Wald. "Wow, Tenten, du warst aber ... lange aus", bemerkte Lee, als er beobachtete wie seine Mitbewohnerin zombiegleich an ihm vorbei in den Flur schlurfte. "Harte Nacht, was?" Lee lachte leise nervös. "Uhm, hast du bei den Mädels übernachtet oder ... ?" Tenten hob die Hand während sie sich auf die Couch fallen ließ. "Schreckliche Nacht. Ich rede ein andermal darüber. Zur Beruhigung: Kein Sex!" "Okay!", verkündete Lee beruhigt und sprang energiegeladen zur Küche, um ein ausgewogenes Sonntagsfrühstück für die schlafende Tenten zu machen. Weiter in der Stadtmitte schlurfte ein ähnlicher Zombie über gepflegten Rasen. Er zog noch nicht einmal seine Schuhe aus, bevor er die Papierschiebetür beiseite drückte und durch das Hyugawohnzimmer Richtung Treppe tapste. "Oh", machte Hanabi amüsiert, die schon so früh vor dem Fernseher saß. Bald darauf wurde Nejis Marterweg ins Bett von einem ständigem Singsang aus "Neji ist verlie-hiebt!", begleitet. Kapitel 6: Sensibelchen ----------------------- Der Montag kam und Neji und Tenten trafen sich beim Übungsplatz. Nicht ganz so locker wie sonst gingen sie aufeinander zu. Tenten räusperte sich. "Weißt du... ", begann sie und ihr war anzusehen wie unwohl sie sich in ihrer Haut fühlte. "Fangen wir an", meinte Neji und stapfte davon. Dankbar folgte Tenten ihm einfach nur. Endlich waren Tentens Leistungen verbissener, energischer. Seit drei Wochen hatte Neji keinen richtigen Faustschlag mehr von ihr ins Gesicht bekommen, aber das änderte sich jetzt dramatisch und er lächelte deswegen. Bis über beide Ohren. So ging es eine ganze Weile lang, über Tage, Wochen und schließlich Monate. In den vergangenen paar Monaten hatte Tenten Gelegenheit gehabt zu begreifen, wie groß Konoha-Gakure tatsächlich war, denn sie sah ihre verflossene Liebe nie. Gar nicht. Nicht, dass sie das davon abhielt immer wieder an ihn erinnert zu werden, aber es war hilfreich wenigstens sein Gesicht nicht im Supermarkt sehen zu müssen, ihn wohlmöglich auch noch grüßen zu müssen, weil sie nicht dämlich so tun wollte als kannte sie ihn nicht. Wahrscheinlich lag dies aber auch daran, dass Lee in einem anderen Stadtviertel lebte, bei einem anderen Laden seine Einkäufe tätigte, sowieso vollkommen andere Etablissments besuchte. Wo er immer in ein teures Steakhaus wollte, da ging Lee zum Ichiraku-Imbiss. Das fand Tenten reizend. Diese teuren Restaurants mochte sie sowieso nicht sehr. Außerdem hatte sie einige ihrer Missionen erfolgreich absolviert, aber vor allem hatte sie sich endlich wieder ein Privatleben anschaffen können, mit ihren ganz eigenen Freunden. Ino hatte sie zu ihrem persönlichen Wohltätigkeits-Projekt auserkoren und drückte ihr immer verstohlen irgendwelche Proben in die Hand. Parfume, Lippenstift, Concealer, irgendwelche Cremen oder kleine, ausgeschnittene Inserate für Dessous. Einige von der Sorte waren manchmal tolerierbar, aber einige sah man auch nicht allzu häufig. Tentens Liebling war eine Anzeige für einen besonders teuren Büstenhalter, bei dem die Hälfte fehlte. Das Bild ließ vermuten, dass es gar kein Büstenhalter war, sondern ein Nippel-Hoch-Halter, damit der Kerl besser drankam. Sakura hingegen war subtiler. Ab und an ludt sie Tenten zu einem Abendessen bei sich zu Hause ein. "Komm doch 'mal vorbei heut Abend", bat sie. "Nur ich und eine kleine Gruppe meiner Freunde", versprach sie. Aber immer, wenn Tenten ankam, hatten fast alle merkwürdigerweise abgesagt. Übrig blieben Sakura, Sasuke (oder irgendein anderer Typ, der als billiger Notersatz herhielt) und immer ein Kerl, der überwältigenderweise für Käse schwärmte und immer zerknitterte Sakkos trug. Tenten wusste nicht, welchen Eindruck sie bei Sakura machte, dass diese glaubte, ein solcher Mann könnte ihr gefallen, aber eigentlich interessierte es sie auch nicht sehr, denn diese Treffen waren immer höchst amüsant, insbesonders, weil der käseliebende Mann im Sakko gar nicht begriff, dass Tenten ihn verarschte. "Sie sagen also, dass französischer Blauschimmelkäse besser ist als holländischer Blauschimmelkäse?", würde Tenten das Gespräch vertiefen. "Ja, ja, das ist genau, was ich meine!" Dann lächelte der Kerl immer und sagte etwas wie "Schön, dass es jemanden gibt, der mich im Bezug auf Käse so versteht." Dabei sah Tenten ihm immer tief in die Augen und hauchte: "Ja, Käse ist einfach ... geil." Und schon sabberte er auf seinen Teller. Tenten ging nämlich nicht mehr im Unterhemd aus, sondern im schwarzen Cocktailkleid. Es hatte einen angenehmen Ausschnitt, saß nicht zu eng und war billig gewesen – und, zack, gekauft auch. Es war perfekt für Tenten. Sie lieh sich immer schwarze Pumps von Ino aus und legte vielleicht eine Kette oder einen Schal um und war somit ohne viel Aufwand passend gekleidet. Außer natürlich, wenn sie einen Frauenabend machten. Dafür brauchte sie kein Cocktailkleid. "Tenten?", rief Lee aus der Küche. "Sakura für dich. Mädelsnacht morgen!" "Alles klar!", erwiderte Tenten. "Kannst du Binden vom Supermarkt mitbringen?", hängte sie noch eine Bitte hintenan. "Kein Ding!", versicherte Lee. Mittlerweile störte ihn das gar nicht mehr. Seitdem er das einmal für Tenten machen musste, weil sie krank gewesen war, tat er es immer gerne. Die Kassiererin bemerkte immer, was für ein erwachsener und fürsorglicher Mann er doch war, dass er Damenartikel kaufte und sich nicht davor ekelte. Überhaupt mochte Lee Tenten in seiner Wohnung. Sie verteilte ihren natürlichen Duft auf allen Kissen und Teppichen, leistete ihm Gesellschaft und gab ihm jemanden, für den er kochen konnte. "Wow! Wie ein Gourmet! Fantastisch!", sagte Tenten dann immer und stöhnte extra genüsslich, damit Lee freudig auf seinem Stuhl auf und ab hopste. Am darauffolgenden Tag zog Tenten sich also einen bequemen, buntgestreiften Pullover an und krallte sich die DVD, die sie vorhin ausgeliehen hatte. "Ich bin dann weg. Bis morgen oder so!", rief sie beim Hinausgehen. "Viel Spaß und pass' auf dem Nachhauseweg auf!", verabschiedete Lee. Währenddessen zappte er Fernsehkanäle durch. Der Weg war für andere lang, aber Tenten fand ihn überhaupt nicht schlimm oder anstrengend. Sie ging ihn gerne. Er führte in ein besseres Viertel. Hier waren die Apartmentgebäude nicht grau, sondern mit Pastellfarben angestrichen. Bäume säumten den Bürgersteig und immer wieder sah man Familien mit Kindern wie sie einen Abendspaziergang genossen. Das Lachen der Kinder rührte Tenten jedesmal. Sakura besaß eine überaus schöne, gemütliche Wohnung. Wenn man eintrat, stand man im Esszimmer. Der Esstisch war aus schlichtem, dunklen Holz gezimmert, genau wie die Stühle, aber es stand immer eine kunstvoll bemalte Schale darauf mit exotischen Früchten darin – Feigen, Mangos, Kaktusfrüchte, Maracujas, Sternfrüchte oder Granatäpfel. Tentens Favorit war die Sternfrucht, weil sie so erfrischend sauer war. Überall hangen Bilder in warmen Braun- und Rottönen. Manchmal waren Stilleben darauf zu sehen oder Landschaften. Ein Bild war allerdings anders. Impressionistisch gestaltet konnte man darauf zwei Körper vermuten, die umeinander gewickelt waren. "Bodies" war es betitelt worden, aber die meisten Bilder waren einfach nur abstrakt. Allerdings beherbergte Das Zimmer auch viel afrikanische Kunst. Auf allen waagerechten Flächen, auf Kommoden oder Fensterläden, lugten Osterinselköpfe aus Holz oder stabähnliche Frauen mit hängenden Brüsten hervor. Wenn man zur Küche wollte, musste man durch einen Vorhang aus an Schnüren aufgereihten Perlen. Daran hatte Tenten besonderen Spaß, doch sie verkniff es sich als sie ankam, denn sie wurde sofort ins Wohnzimmer gelotst. Dieses wurde von einer großen Übereckcouch in lustigem Gelb beherrscht. Übersäht war das ganze Zimmer mit Kissen und Decken in den fantasievollsten Mustern. Selbst die Fensterbänke waren ausgepolstert. Deswegen hielten sich dort auch die meiste Zeit über die zwei Katzen auf. Nachts, wenn sonst alles still war, war ihr gleichmäßiges Schnurren ungemein beruhigend. "Brr", gab eine genießerisch von sich und streckte sich als Tenten ihr den Rücken streichelte. Ino räkelte sich auf dem Sofa und wartete auf Sakura, die mit ihrem DVD-Abspielgerät kämpfte. Technik war nicht so ganz Bereich ihrer Expertise. "Ha!", rief sie freudig als der Fernsehbildschirm ihr huldvoll ein "Lädt"-Zeichen gab. Nennenswert an diesem Erfolg war, dass er gar nicht nötig war, denn merkwürdigerweise begannen die Frauen zu reden, sobald der Film anfing. Immer. "Wie läuft's mit dir und diesem Käse-Typen, Tenten?", wollte Ino wissen indes sie abwesend auf die Opening Credits schaute. "Welchen meinst du? Der letzte stellte sich als schwul heraus und der davor dachte, ich mach mich über ihn und seinen Camembert lustig." "Achso." Ino schiffte in fruchtbarere Gewässer ein. "Wie geht's Sasuke?" Sakura lächelte verlegen und blickte auf ihr hölzernes Kaffeetischchen hinab. "Er lässt schon seine Kleider hier liegen", teilte sie stolz mit. "Nicht immer", schränkte sie hastig ein "Aber manchmal. Da sagt er 'Ich hol's später ab, Baby'. Ich wasch' sie dann immer und er sagt 'Danke, aber das wär' nicht nötig gewesen'." Begeistert blickte sie ihre Freundinnen an. Ino klatschte Beifall und Tenten gab ihr zwei Daumen hoch. "Wollt ihr 'mal sehen?", fragte sie aufgeregt und rannte ins Schlafzimmer davon, während der Film gerade mit seiner Handlung began. "Seht her!", prahlte Sakura mit einem schwarzen T-Shirt, das sie hoch empor hielt. "Yeha!", tönte Ino. Nachdem die Beziehungsstatus aller Anwesenden ausdiskutiert worden waren (Tenten hatte keinen, Ino hatte vier und Sakura hatte einen schwammigen, in welchem der Kerl sie nur manchmal traf, aber dann seine Kleider bei ihr ohne Sorge liegen ließ), hob Ino ihr Weißweinglas und räusperte sich. Der Film zeigte gerade wie ein Pärchen sich küsste und dann in den Laken eines Bettes versank. "Ich habe begonnen ein Buch zu schreiben." Mit wichtiger Miene trank sie einen Schluck Chardonnay und fuhr fort. "Ich hatte schon seit Längerem diese Idee und dann ... vor ein paar Wochen hat meine Freundin Isabelle mich einer guten Freundin der Frau des Bruders ihres Freundes vorgestellt – Jedenfalls war das eine Verlegerin und sie mag die Idee!" "Ahhh!", kreischte Sakura und fiel der Blondine um den Hals. "Ich schreibe ein Buch. Ich schreibe ein Buch!", rief diese immer wieder. "Du wirst ja richtig intellektuell", bewunderte Tenten, aber Ino winkte ab. "Quatsch. Ich schreibe ja nicht über Quantenphysik." "Worüber dann?", wollte Sakura wissen. "Wie man sich einen Kerl angelt", schwebte Ino vor. Dabei bekam sie einen abwesenden Ausdruck in den Augen und allen war klar, dass Ino in Gedanken schon Ausgaben signierte. Sakura riss sie aus ihrem Tagtraum: "Und wie willst du das anstellen?" Ino wachte auf und zuckte die Schultern. "Jedes Kapitel beinhält eine andere Methode oder Technik sich einen Kerl zu schnappen. Ich habe mir auch gedacht, dass ich versuchen sollte ein paar besonders harte Nüsse zu knacken und dann über meine Erfahrungen mit sehr resistenten Kerlen zu schreiben", dachte Ino laut. "Da Sasuke ja leider vollkommen off-limits ist ... " Sakura nickte heftig "... dachte ich, ich versuch' mein Glück bei Neji." Lächelnd blickte Ino in die Runde. Sakura war es gleichgültig, aber Tenten wurde plötzlich wieder so blass wie vor einigen Monaten. Es dauerte eine Weile, aber schließlich musste selbst Ino ihren Redefluss unterbrechen und Tenten fragen, was los war. "Ach nichts. Es ist nur so ... " Das Trickreiche war, dass sie selber nicht wusste, was sie den Frauen eigentlich sagen wollte. "Wisst ihr, er ist doch so sensibel. So etwas solltest du nicht mit ihm machen ... ", bekannte Tenten ihre Sorge. Ino verstand allerdings nicht sofort, weil sie schon bei einem anderen Thema gewesen war. "Was?" "Neji", erläuterte Sakura. Ino sah zweifelnd von einer zur anderern. "Nicht dein Ernst!", lachte sie Tenten aus. Selbst Sakura musste einräumen: "Ich glaube nicht, dass Neji unbedingt ein Sensibelchen ist." Tenten gab auf "Hast wohl Recht", aber das mulmige Gefühl in der Magengrube blieb, selbst als Inos Lachen versiegte, selbst als der Film endete. Kapitel 7: Avantgarde --------------------- Es vergingen mehrere Wochen bis Tenten wieder an Inos Vorschlag dachte. Der erste Vorfall begann mit einem harmlosen Lied im Radio. Es war uralt. Aber es war nun einmal jenes Lied gewesen, das in dem feinen Lokal gespielt worden war, als er sie damals zum ersten Mal auf eine Tanzfläche gezogen hatte. Genau konnte sie spüren, wie seine Finger an ihrem Rücken sie an ihn pressten, er ihre Hand hielt. Zärtlich drückte er zu. Sacht schleiften seine polierten Schuhe über das Parkett und zahm und unsicher konnte sie ihre eigenen Füße seinen folgen hören. Die süßen, kleinen, schwarzen Schuhe, die sie getragen hatte, mit der schmalen, putzigen Schleife vorn, sprangen ihr sofort wieder ins Gedächtnis, ebenso die glatte Textur seiner Anzugsjacke. Meilenweit von diesem Abend entfernt saß Tenten in Lees spartanischem Wohnzimmer, die Arme um ihre Knie geschlungen und die Augen geschlossen. Ob den Gefühlen, die die altmodische Melodie ihrer Brust entriss, musste sie ihr Gesicht verzerren, um die Tränen zurückzuhalten. Mit jedem Atemzug wurde es agonisierender den Brustkorb zu heben und zu senken und schließlich ließ sie sich auf den Rücken rollen und zu einem Ball zusammengezogen versteckte sie ihr Weinen hinter ihren Händen, als sie schluchzend aufgab. Obgleich ihres lautstarken Flennens war sie noch nie von solcher Stille ummantelt worden. Schnell kam und verging der Sommer, der sich nie lang mit Konoha-Gakure befasste. Tenten verbrachte ein paar gemütliche Tage zu Hause, ging ins Kino mit Lee oder hörte Ino zu, was ihr für das Buch so vorschwebte. Sie hatte daran gedacht Neji zu warnen, aber da sie ihn nicht mehr täglich sah, war ihr eigentlich nicht danach. Sie hatte noch ein paar freie Tage übrig, aber der Sommer hatte sich längst verabschiedet. Übernacht hatte es das erste Mal wieder gefroren und man konnte die enttäuschten Blicke, die aus jedem Fenster strahlten, regelrecht spüren. So kommen wir zu unserem zweiten Vorfall. Es hatte nicht nur gefroren, es war auch ein windiger Tag, ein halbes Jahr nach der Szene im Auto und Tenten schlurfte zur Mülltonne. Unerklärlicherweise hatte sie sich die Zeit zum Mantelanziehen gespart. Jetzt zitterte sie. Sie wollte gerade ihren letzten Schlurfer vollenden, da mochte sie das Eis auf dem Bordstein nicht mehr. Pflatsch - landete sie auf ihrem Hintern. Wie Murphy es natürlich so will, hatte sie ausgerechnet heute den Müllsack nicht zugeknotet, ergo war sie bald ein bemitleidenswerter Anblick am Straßenrand mit einer Bananenschale auf dem Kopf. Fast erwartete sie, dass auch noch ein Kind aus einem Haus gelaufen kam, um "Haha!" zu schreien, mit dem Finger auf sie zu zeigen und sich wieder aus dem Staub zu machen. Von dem Kind wurde sie verschont, von dem Erwachsenen, der aus dem Auto stieg, natürlich nicht. "Haha", machte Neji, behielt seine Hände aber in den Manteltaschen. "Was machst du hier?" Mühsam rappelte Tenten sich wieder auf. Mit hochrotem Kopf versuchte sie ihren Abfall wieder in die Plastiktüte zu bugsieren. "Du warst lange nicht mehr beim Training." "Ich hatte ja auch Sommerpause. Tsunade hat dir bestimmt so'n dämlichen Zettel geschickt." Sie blickte auf. "Weil du Teamleiter bist und so." Er nickte, aber das sah sie nicht mehr, denn sie widmete sich einem vergammelten Stück Brot. "Ihh." "Lass mich ... ", bot Neji an und nahm ihr die Tüte aus der Hand. Wesentlich geschickter stellte er sich beim Aufsammeln an und als er den Müllsack plus Inhalt erfolgreich in der Tonne platziert hatte, nuschelte Tenten: "Du hast ja auch Taschen, da sind deine Finger nicht steifgefroren." Nach einem kurzen Schweigen und einer ausgiebigen Inspektion beider Parteien des Bodens, begann Partei Neji einen Vorschlag auszuführen: "Magst du mit zu mir kommen?" Überrascht fuhr Tentens Blick hoch. Sie war noch nie bei ihm zu Hause gewesen. "Hm." "Mein Onkel ist gestorben", fügte er hinzu als wäre das eine passende Erklärung für seinen Antrag zumal er seinen Onkel nicht einmal gemocht hatte. "Außerdem dachte ich, ich seh 'mal nach der Heulsuse." Tenten verdrehte die Augen, ließ sich aber trotzdem breitschlagen. Wieso auch nicht? Vielleicht konnte sie ihn nun warnen. Außerdem fehlte ihr ein bisschen männliche Gesellschaft ... Lee nicht mit eingeschlossen. "Klar." Und so schlicht kam es, dass nach längerer Zeit eine Frau, die keine Hyuga war, das Hyugaanwesen betrat. Das Gartentor quietschte nicht, der Vorgarten war bildhübsch – mit großen Grasnarben und kunstvoll geschnittenen Büschen, duftenden, exotischen Blumen und Obstbäumen. Alles leuchtete in frischem Grün oder sattem Braun, ab und an ein Farbklecks. Der Kies knirschte unter Tentens Turnschuhen und sie sah ein paar junge Hyugamädchen, die in feinen Kleidern spielen mussten. "Was ist, wenn sie die dreckig machen?" "Sie machen sie nicht dreckig", versicherte Neji und sein Blick sagte alles, was zu dem Thema zu sagen war. Die armen Kinder. So konnte man doch nicht großwerden. Die Inneneinrichtung eines der Nebenhäuser war fast schon gemütlich. Alle Wände waren mit hellem Holz vertäfelt und die Treppe knarzte sogar heimelig. Oben angelangt öffnete Neji die Tür zu seinem Reich. Verblüfft blieb Tenten im Türrahmen stehen. Nejis Aufenthaltsräume waren gar nicht, wie sie es erwartet hatte. Allerdings wusste sie auch nicht so recht, womit sie gerechnet hatte. Schwarzer Anstrich? Waffen an den Wänden? Eine mittelalterliche Folterkammer? Vielleicht war ihre Fantasie ein wenig mit ihr davon gelaufen, aber so hell und freundlich hätte sie es sich nicht träumen lassen. Gegenüber von der Tür gewährten Panoramafenster einen herrlichen Blick auf einen kleinen Teich mit einer Trauerweide und einem Blumenbeet. Vor dem Fenster ganz links stand ein kleiner Schachtisch und an der Wand daneben ludt eine beige Couch zum Ausruhen ein. Die restlichen Wände des Zimmers wurden von Bücherregalen beherrscht. Alle Wände. Bücherregale bis zur Decke. Sie konnte die Titel nicht erkennen, aber Bücher von allen Arten und Größen, Farben und Verwitterungen waren zu erkennen. Selbst das war aber noch nicht das Eindrucksvollste. Mitten im Zimmer wurde jeder, der eintrat, von diesem modernen, abstrakten Kunstwerk überwältigt. Fasziniert taumelte Tenten ein paar Schritte über den flauschigen, cremefarbenen Teppich. "Was ist es?" "Der Künstler nannte es 'hockende Frau'." Amüsiert betrachtete Neji wie Tenten näher trat, um die "hockende Frau" besser aufnehmen zu können. "Sie sieht so traurig aus. Ihr Kopf ist gesenkt", stellte Tenten fest, aber Neji schüttelte sacht den Kopf. "Sie ist zufrieden mit sich selbst und entspannt." Zweifelnd sah sie ihm in die Augen. Dann zuckte sie mit den Achseln und wandte sich ab. Wenn er meinte. Es war schließlich sein Kunstwerk. "Spielst du Schach?", wollte Neji hoffnungsvoll wissen. Tenten schüttelte den Kopf und huschte weiter ins Schlafzimmer. Stirnrunzelnd folgte er ihr. Ein Doppelbett. Das erste, was Tenten dachte, war: Er hat ein Doppelbett. Erst dann fiel ihr auf, dass ein Blumenstrauß in einer stilvoll bemalten Vase seinen Nachttisch zierte. Das schien auch nicht zu ihm zu passen. Sonst befanden sich im Zimmer noch ein paar mehr Bücherregale, ein großer Schrank und eine angsteinflößende Truhe aus demselben dunklen Holz wie alles andere und ein großes Aquarium. "Süßwasser", erklärte er als er ihrem Blick folgte. "Sie sind wunderschön." Lauter bunter Fische schwammen durch ein künstliches Korallenriff. "Du kannst sie auch füttern, wenn du willst?", schlug Neji vor, ließ es aber klingen, als hätte er selbst nur bloß keine Lust dazu. Tenten nickte abwesend. Schon bald schob er sie näher an den großen Glaskasten heran, schloss ihre Finger um eine Dose Fischfutter und führte ihre Hand über die Wasseroberfläche. Immer mehr wurde zu den Tieren gekippt. Eifrig schossen die Fischchen, groß und klein, nach oben, tummelten sich dort. Während Neji das Futter mit einer Hand wieder absetzte, konnte Tenten seinen warmen Atem im Nacken spüren. Sie wandte sich um und nahm das ganze Dekor seiner Wohnstätte in sich auf. Alles war schön und hell. Neji war fast schon eine Nervensäge, wie er sich nie um etwas zu kümmern schien, wie er simple. menschliche Dinge abstoßend fand, aber langsam begriff Tenten, dass seine Augen andere Dinge sahen. Wenn sie sich die Statue im Wohnzimmer ansah, sah sie eine dunkle Masse, aber sie war davon überzeugt, dass Neji tatsächlich die hockende Frau darin sah. Sein Sinn für Ästhetik unterschied sich vielleicht nur von dem allgemeinen Verständnis der Schönheit. Wie frustrierend das sein musste von niemandem verstanden zu werden. "Du hast ... eine sehr schöne Wohnung." "Wenn du meinst." Er schaute hoch zur Decke als hätte er dort etwas Faszinierendes entdeckt. Kapitel 8: Surrealität ---------------------- Von da an sah sie Neji mit anderen Augen und er begann sich ihr zu öffnen. Erst eine Woche später fragte er sie heimlich, ob sie ihn in eine Kunstausstellung begleiten wollte. Es war ein moderner Künster. Ein Künstler der Avantgarde, der der Ansicht war, dass Kunst nicht ein Abbild von etwas konstruieren sollte, sondern etwas, was in dem Betrachter selbst läge. An dem Abend sagte Tenten Lee, dass sie mit einem der Käse-Kerle ausgehen würde. Sie zog sich ihr Cocktailkleid an und einen langen Schal plus Mantel. Dann löste sie ihren Pferdeschwanz und schüttelte ihre braunen Haare aus. Neji lachte sie allerdings aus. "Was trägst du denn da?" Er trug verwaschene Jeans und ein grünes Hemd. "Ich dachte .. Wir gehen doch zu einer Ausstellung, oder?" Hastig plumpste Tenten auf den Beifahrersitz, weil Neji schon bereits den Motor wieder anließ. Auf dem Weg erklärte er ihr: "Nicht so eine Kunstausstellung. Hier werden keine Gemälde von gutbürgerlicher Natur gezeigt." "Hä?" Tenten runzelte die Stirn und gab ihrem Fahrer einen bösen Blick. "Was soll der Mist? Wohin bringst du mich?" Mit einem geheimnisvollen Grinsen kündigte Neji an: "Das wirst du schon sehen." Tenten war vollkommen eingenommen. Es war ihr noch nicht einmal peinlich "overdressed" zu sein. Wie in einem Traum schritt sie durch die verschiedenen Gänge. Surrealistisch wurde diese Kunst genannt, weil sie über die Realität hinaus ging. Merkwürdige Wesen aus Farbe schmolzen dahin. Landschaften, die sich als der Körper einer Frau entpuppten. Bilder, die selbst jene von Sakura in den Schatten stellten. So etwas hatte sie noch nie vorher erblickt. Da hingen Uhren, die in der Wüstensonne zerschmolzen. Verstohlen steckte Tenten sich Broschüren und kostenlose Postkarten ein. Neji mochte Tenten als Begleitung auch. Zwar kamen sie nie ganz über ihre "Du bist lahm" – "Du bist ein Arschloch"- Wortwechsel hinweg, aber nun verband sie etwas, über das sie auch friedlich miteinander reden konnten. Oft stellte Tenten dem Erfahreneren Fragen über Künstler oder Maltechniken. "Wie hat er das gemacht?" "Durchgepaust", erklärte Neji und erfreute sich an ihrem erstaunten Gesichtausdruck ob der schlichten Technik. "Allerdings nennt man es Frottage, damit es nach mehr klingt." "Oh." Es wurde kälter. Viel kälter. Und gleichzeitig breitete sich wohlige Wärme aus, ohne, dass es jemandem auffiel. Der Oktober rückte immer näher heran und Tenten überlegte schon, was sie Lee zu Weihnachten schenken würde. Sie dachte an einen Römertopf, da er in letzter Zeit so gerne kochte. Neulich hatte Tenten eine winzige Flasche Crepe de Chine auf einem Trödelmarkt gefunden und beschlossen, dass es das perfekte Geschenk für Ino war. Sie liebte Düfte und dieser berühmte Duft fehlte ihr soweit Tenten Bescheid wusste. Für Sakura allerdings plante sie einen Abdruck von einem der surrealistischen Werke zu ergattern und darauf zu hoffen, dass er der Freundin gefiel. Draußen schneite es und als Tenten die Schneeflocken betrachtete, überlegte sie, ob Neji wohl auch ein Geschenk verdiehnt hatte. Hastig, verstohlen beäugte sie ihn am Steuer. Draußen war es dunkel und er blickte angestrengt auf die Straße. "Diese ganzen Betrunkenen!", beschwerte er sich mürrisch. Tenten verdrehte die Augen. Wahrscheinlich würde er ihr auch nichts besorgen. "Ich seh' dich dann Montag", verabschiedete Neji sich und machte auf dem Absatz kehrt. "Warte." Tenten lächelte ihm schräg zu. "Jetzt stell dich doch wieder hin." Sie deutete auf den schneebedeckten Gehweg. "Was denn?", wollte er schlechtgelaunt von ihr wissen. "Weißt du", schalt Tenten. "Du bist echt'n ziemlich schwieriger Geselle. Jetzt stell dich da hin und ich zeig dir wie die Erwachsenen-" Hierbei kniff sie ihn in die Wange, wonach er griesgrämig ihre Hand wegfuchtelte und bockig wegzuckte. "sich verabschieden." "Was soll der Mist?" Da wurde er aber auch schon an den Schultern gepackt und federleicht auf die Wange geküsst. "Das ist sehr vornehm und überhaupt nicht peinlich", belehrte sie ihn als spräche sie mit einem Grundschüler. Misstrtauisch glotzte der Mann ihr entgegen. "Keine Sorge", beruhigte Tenten ihn nachdem sie ihm spielerisch gegen die Brust schlug. "Du musst niemanden küssen. Ich dachte nur, es wäre langsam Zeit, dem Hyuga Manieren beizubringen." Lachend zog sie sich zurück ins Apartmenthaus wonach er "Mir bringt keiner Manieren bei. Mit meinen Manieren ist alles in Ordnung!" schrie. "Sicher!" Da packte er die Gelegenheit beim Schopf und lief ihr nach. Überrascht war Tenten als sie seine schweren Schritte die Treppen hinter ihr hochrasen hörte. "Was gibt's?" Ganz nah schob Neji sein Gesicht an ihres heran. Ihre Nasen berührten einander fast. "Glaubst du, du kannst weiter so mit mir spielen? Was fällt dir ein?" Tentens Kinnlade klappte herab. "Was?", kreischte sie. "Ich soll mit dir spielen?" "Ja, klar!" "Du bist ein Arschloch. Was soll das? Warum beleidigst du mich? - Ich spiele nämlich nicht." Ihre Zähne knirschten beim Ende ihres letzten Satzes. Er steckte ihr seinen Finger fast ins Auge. "Weil du gemein bist!" "Bin ich nicht!", empörte Tenten sich. "Doch, klar." "Nein." "Doch." "Nein" "Doch!" Ein Mann trat aus seiner Wohnung auf den Flur hinaus. Er trug einen rot-weiß gestreiften Schlafanzug und einen Bademantel mit Gummibären darauf. "Könnt ihr zwei Betrunkenen vielleicht 'mal eure Klappe halten?!" Hochnäsig warf er ihnen noch einen Blick über die Schulter zu, bevor er die Tür hinter sich zuknallen ließ und die beiden Betrunkenen wieder allein waren. "Doch", flüsterte Neji nach einer Weile. "Nein", sagte Tenten streng und fügte hinzu: "Wir können uns nicht weiter hier streiten. Komm mit. Lee macht heute irgendwas mit Guy." Also verlagerten die beiden ihr Streitgespräch auf Lees Flur. "Nein." "Doch." "Nein." "Doch." "Sag 'mal Neji." Tenten wandte sich von der Anrichte ab, wo sie gerade Wasser kochte. "Weißt du überhaupt noch worum es geht?" Süffisant lächelte sie, als sie keine Antwort zu hören bekam. "Dacht ich's mir doch." Neji fuhr von seinem Stuhl auf, in welchem er gesessen hatte. "Die Frage ist ja wohl eher, ob du noch weißt, worum es geht? Huh?" Er machte einen großen Schritt auf sie zu, aber Tenten bewaffnete sich mit dem kochenden Wasser. "Komm näher und ich verbrenn deine hübschen Augen – Nein, ich hatte von Anfang an keine Ahnung, worüber du redest!" "Denk mal scharf nach." Mit den Worten setzte Neji sich und starrte beleidigt die Wand an. "Du bist echt kindisch", warf sie ihm vor, gab sich aber keine Mühe zu analysieren, was sein Problem war. "Du bist kindisch, so unerwachsen hat sich eine Frau mir gegenüber noch nie verhalten", warf Neji ihr vor. "Als ob eine Frau sich jemals irgendwie dir gegenüber verhalten hätte. Außer ich kommt doch keine in zwanzig Meter entfernung von dir!", beleidigte sie Neji zurück. Direkt ins Gesicht!, dachte sie sich. Allerdings hatte sie damit tatsächlich bewirkt, dass Neji nicht weiter aufbrauste, sondern insultiert schwieg. Nach einer Weile fand Tenten es einfach unertragbar wie sie beide schweigend in der Küche waren und setzte sich ihrem Gast gegenüber. "Das hier ist lächerlich. Erzähl's mir." "Du hast mich geküsst", gab Neji verstohlen zu. Tenten richtete sich schnurgerade auf. "Nein", begann sie langsam. "Hab ich nicht." "Doch natürlich!", beteuerte Neji und sah ungläubig zu ihr auf. "dass du derart lügst, hätte ich nicht erwartet." "Ich lüge doch gar nicht!" "Aber du hast mich geküsst!" "Wo? In deiner verdrehten Fantasie?" "Nein!", verbesserte er sie. "In meiner Scheißschrottkarre!" Tenten lächelte und schüttelte entschieden den Kopf. "Ohh, nein!" Immer noch fuchtelte sie wie verrückt mit ihrem Finger. "Du hast mich geküsst!" "Was?" Neji ließ entrüstet die Schultern sinken. "Aber ... " Kurz gingen ihm die Argumente aus. Aber geübter Beschwerdekünstler und Grießgram, der er war, fand er seine Fassung sofort wieder. Und zwar verschränkte er die Arme. "Du hast zurückgeküsst." herabwürdigend warf sie ihm einen Blick aus ihrem Augenwinkel zu. "Ich ... " Sie überlegte. Hmmm. "Ich – Ich hatte bestimmt etwas getrunken." "Ja!", klagte Neji an. "Von meinem Cognac – Und das nutzt du jetzt schamlos aus!" Tenten verdrehte die Augen. "Was zur Hölle?" Zur Antwort erhielt sie nur ein beleidigtes Nicken, aber so leicht würde sie ihn nicht davon kommen lassen. "Nee, nee ... Du hast mich in den See geschmissen. - Ich hab jedes Recht dir anzutun, was auch immer – Was auch immer! - ich will." Fröstelnd erinnerte sie sich: "Der See war arschkalt!!" "Du hattest es nötig", verteidigte sich Neji, aber damit ging er direkt in die Falle. "Haha!" Triumphierend zeigte Tenten mit einem langen Finger auf ihn. "Du hast es zugegeben! Ich muss keine Verantwortung für meine Taten übernehmen – Ich war nämlich ein wenig angetrunken!" "Nee nee nee nee nee", machte Neji mit einer bekräftigenden Geste. Er lehnte sich über den Tisch. "Du spielst unfair." Aber Tenten lächelte glorreich und schüttelte den Kopf. "Du bist ein Arschloch. Ergo hast du alles verdiehnt, was dir zustößt. Hamlet war auch'n Arschloch gegenüber Ophelia und dem sind auch viele furchtbare Sachen zugestoßen!" Das machte Neji wütend. Wie konnte sie einfach unschuldige literarische Figuren in ihren Disput hineinziehen. "Lass Hamlet gefälligst aus der Sache raus!" "War ja klar, dass du ihn verteidigst!" Und so ging es weiter und weiter bis sie erschöpft auf dem Fußboden saßen, nebeneinander an die Tischbeine gelehnt. "Weißt du, ... ich mag's, wenn du wütend wirst." Tenten betrachtete sein Profil und runzelte ihre Stirn auf eine ganz besondere Art und Weise. Es war, als hätte Neji ihr gerade erzählt, dass er an einem Freitagabend gerne in den Gassen herumschlich und dann bereitwillig die Kotze der Betrunkenen aufsammelte, damit er daraus ein vorzügliches Mal kochen konnte. So ungefähr sah ihr Stirnzrunzeln aus. "Soll das so 'ne Art .. Kompliment sein?" Neji machte eine wage Kopfbewegung. "Schon möglich .... Es sah eine ganze Weile danach aus ... als ob du ... nachdem dieser Kerl ... " Er rang einen Moment um Worte "Du weißt schon was gemacht hat, als würdest du ... weich werden", gestand er offenherzig. Er sah zu Boden und rümpfte die Nase. " Und ... tut mir Leid, dass ich dich geküsst habe", entschuldigte Neji sich schließlich. Tenten lächelte ihn an. "Nicht so schlimm. Tut mir auch Leid, dass ich dich zurückgeküsst habe." Neji zuckte mit den Schultern. "Schon gut. War gar nicht so schlimm." "Echt nicht?", wollte Tenten sich versichern lassen. Neji antwortete nicht sofort und so wartete sie eben gespannt auf seine Antwort. "Ernsthaft. War eigentlich ziemlich gut." Zufrieden seufzte Tenten. Allerdings wandte sie sich dann zu ihm und küsste ihn kurz auf den Mundwinkel. "Fängt das schon wieder an?" Aber Tenten blinzelte ihn nur unter dichten Wimpern verführerisch an, sodass er sich im nächsten Moment an sie gepresst wiederfand, wie er sie ins Wohnzimmer trug und erst sie dann sich selbst auf der Couch ablegte. Er küsste ihre Schultern und behutsam liebkosten seine großen, rauen Hände ihren Körper. Sie konnte hören wie seine Hornhaut ihren Hemdstoff reizte, so still war es plötzlich. So friedlich. "He", warf sie dazwischen, aber Neji würdigte es nur mit einem "Hmm", weil er fasziniert von ihrer dunklen Hautfarbe war. Schließlich war er leichenblass. "Nur damit wir uns verstehen – Du hast angefangen!" Neji nickte, war sich aber wahrscheinlich gar nicht sicher, was er da zustimmte. Kurz darauf schob er nämlich ihr T-Shirt am Rücken hoch und über ihren Kopf. Darauf folgte ein erstaunlich liebevollen Kuss . Probehalber aber doch fordernd war er, sodass sie automatisch ihre Hände an seinen Hals legte, seine Hauptschlagader dort mit dem Daumen liebkoste. Rasch konnte sie dort das Blut pulsieren fühlen. Kapitel 9: Plötzlicher Sinneswandel? ------------------------------------ "Super gespannt, wen sie mitbringt. Du nicht?", erkundigte Sakura sich, während sie den Tisch mit Tellern bedeckte. Tenten hatte ihr von einem Kerl erzählt. Er war wohl etwas Besonderes, also nahm Sakura nur ihr bestes Geschirr, bestreute den Tisch mit kleinen, roten Weihnachtssternen und stellte lange Kerzen auf. "Nee", antwortete Sasuke, der über ein paar Rechnungen Sakuras gebeugt in der Küche stand. "Aber ... Sie sagte, sie kennt ihn schon eine Weile. Ich glaube, es ist doch der Typ mit dem Camembert", spekulierte Sakura. "Er war zwar beleidigt wegen irgendetwas oder anderem, aber ich wette, er hat sich eingekriegt." Als Sakura über ihren mysteriösen Gast nachdachte, schüttelte Sasuke den Kopf und blickte sein Mädchen verweifelt an. Selbst er konnte erkennen, dass diese Käse-Kerle nichts für Tenten waren. Wie kam Sakura bloß auf diese Ideen? Außerdem trugen die Männer immer zerknitterte Sakkos. Aber das sprach er nicht laut aus, stattdessen bemerkte er: "Ist dieser Firlefanz überhaupt nötig?" "Ja!", beteuerte Sakura eindringlich. Sasuke bezweifelte das zwar, bevorzugte es aber sich über Sakuras Mobilfunktelefonrechnung zu wundern. "Du hast letzten Monat ja- .... ", begann er, wurde aber von der Klingel unterbrochen. "Drrr", machte sie. "Drrrr, drrrr." Immer energischer wurde sie bis Sakura zum Einlassknopf für die Apartmenthaustür gestürzt war. Die ungeduldigere Klinglerin entpuppte sich als Ino mit Begleitung. "Kein Wunder", murrte es in der Küche. Ino ignorierte es, trat ein. "Ist er schon da?", zog Ino Erkundigung ein, wurde aber enttäuscht. Sakura allerdings wurde angenehm überrascht. "Shikamaru?" Tatsächlich tauchte die Schlafmütze hinter Ino im Flur auf. "Hi", winkte er. Strubbelig waren seine Haare zusammengebunden und seine Kleidung sah auch nicht gerade herausgeputzt aus. Es sah eher so aus als wäre er zu Hause in Jeans und einem schwarzen T-Shirt herumgelaufen – bis Ino ihn überfallen hatte, ihm das Hemd in die Hose gesteckt und ihm eine graue Anzugsjacke übergeziogen hatte. Aber nichtsdestotrotz mochte sie den stillen Mann. Er schien in seiner eigenen Welt zu leben, fand Dinge faszinierend, die Sakuras Verstand noch nicht einmal beginnen konnte zu erfassen. In anderen Worten war ihre Auffassungsgabe im Vergleich zu seiner fassungslos. Haha. Freundlich bat Sakura ihn herein. "Die Hexe hat mich hergeschleift. Sag mir wenigstens, dass es was Gutes zu mampfen gibt", flehte er flüsternd. Sakura grinste und nickte. "Es gibt Gans! Mit Soße, Zuchiniauflauf, Maisbrot, Kartoffelcremesuppe und Spargelröllchen", zählte Sakura strahlend vor Stolz auf. Shikamaru nickte zufrieden. Während Shikamaru Sasuke und der Rechnung Gesellschaft leistet, huschte Sakura schnell zu Ino hinüber. "Schläfst du mit-?" "Spinnst du?", empörte sich Ino, bevor die Freundin ihre Frage komplettiert hatte. "Aber ich musste einen Notfallersatz auftreiben. Mein erster Ersatz ist krank und mein zweiter ist nunmal Shikamaru, weil er sowieso nichts zu tun hat", führte Ino aus und beide nickten verständnisvoll. Als es das zweite Mal klingelte, war es wesentlich milder und kündigte Tenten und den Mistery-Gast an. Oben angekommen legten alle den Kopf schief und hielten hinter den zwei Personen nach einer dritten Ausschau. Es gab aber keine dritte Person. Nur Neji und Tenten. Neji trug einen grünen Pullover und Bluejeans, dazu schwarze Lackschuhe. Im Prinzip sah er ganz normal aus. Stumm grüße er mit einem Nicken und betrat vorbei an der erstaunten Menschentraube wie auf der Hut das Esszimmer. Sasuke und Shikamaru hatten das schnell mit der Schulter weggezuckt, aber die Frauen waren etwas aus ihrer Fassung gerückt. "Nicht dein Ernst!", sagte Ino etwas zu laut. Fast schon erbost klang sie. "Das ist mein Experiment!", jammerte sie eigensüchtig. Sakuras Kinnlade ließ sich einfach nicht schließen. "Wie- Wie lange ... Ich meine ... " Angestrengt versuchte sie ernst zu bleiben, gab aber dann auf. "Komm, Tenten, du verarschst uns doch. Ich dachte, der Kerl mit dem Camembert hätte sich entschuldigt und ... ", versiegten ihre von Desperation geprägten Erklärungen. Tenten grinste schief und zuckte mit den Schultern. "Nee, eigentlich nicht." Ob Tentens schelmischen Ausdrucks wussten die zwei nichts mehr zu sagen und schüttelten fassungslos den Kopf. "Krass", sagte Ino. "Jetzt ist meine Überraschung ruiniert." Sakura wurde hellhörig. "Überraschung?" Niedergeschlagen erklärte Ino: "Ja, ich und Shikamaru sind wohl zusammen und ich will es nur noch eine Weile geheim halten, weil meine Verlegerin meint, es ist schlechte Publicity für das Buch, wenn ich vergeben bin." Augenblicklich war Ino im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und Tenten konnte aus dem Rampenlicht schleichen. "Ich mag deine Freunde nicht." "Jetzt mach keinen Aufstand!", flüsterte Tenten energisch und gab Neji einen Stoß mit dem Ellbogen. "Ich darf soviele Aufstände machen wie ich will!", protestierte er genauso leise und stieß sie zurück. "Das war meine Rippe und nein darfst du nicht." "Doch" "Nein." "Doch" "Nein." Epilog: Vorwort --------------- Wie man sich einen Kerl angelt Vorwort Ich hatte die Idee schon eine ganze Weile lang und bin nun natürlich überaus froh, sie umsetzen zu dürfen. Allerdings muss ich mich bei meinen Freundinnen Tenten Hyuga und Sakura Haruno bedanken. Sie haben mir immer zugehört und mich unterstützt. Ich sage euch. Mir zuzuhören ist nicht einfach! Allerdings haben sie beide weitaus mehr vonstatten gebracht als ich es jemals könnte. Sakura lebt mit ihrem Partner zusammen und hat es geschafft durch eine ziemlich merkwürdige Beziehung zu stehen. Und Tenten ist eine viel bessere Anglerin als ich. Ein besonders schwieriges Exemplar bändigt sie gerade, obwohl sie einen schweren Schicksalschlag erlitten hat. Für euch zwei habe ich wirklich Respekt. Ihr seid meine Alltagsheldinnen, die mich immer auf den Boden der Tatsachen zurückholen, wenn mein blondes Köpfchen einmal wieder über die Wolken segelt. Ino Yamanaka Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)