The Kiss von Nara_x3 ================================================================================ Kapitel 1: The Kiss ------------------- Einst, vor langer Zeit, stand die Stadt „Pompeji“ in voller Blüte. Damals hätte nie jemand daran gedacht, dass der dort schlummernde Vulkan einmal ausbrechen könnte… Ein jeder lebt in den Tag hinein, gefangen in seinem eigenen Alltagstrott. So auch Marcus und Julia. Wieder einmal hatten sich die beiden heimlich in der Nacht getroffen und verschlafen nun den halben Tag. Niemand weiß von ihren Treffen, denn eigentlich sind sie verboten. Warum? Nun, Marcus ist ein einfacher, junger Mann der unteren Schicht. Sonderlich viel Geld hat seine Familie daher nicht… Es reicht gerade zum Leben. Julia dagegen stammt aus einer reichen Handelsfamilie. Und so ist ihr die Wahl des Ehemannes nicht gestattet. Beide wissen nur zu gut, dass ihre Liebe verboten ist, unerwünscht. Eine Hochzeit zweier Personen aus zwei Ständen, die nicht weiter voneinander entfernt sein könnten? Unmöglich. Es sei denn, man akzeptiert die Tatsache, von da an ein Verstoßener zu sein… Und trotz alledem halten sie sich nicht an die Stände-Regel – Denn ihre Liebe ist stärker als alles! Eines Nachts treffen sich Marcus und Julia erneut. Es ist alles wie immer, sie treffen sich an ihrem „geheimen“ Ort, umgeben von Olivenbäumen und Sträuchern am Rande des Flusses „Sarnus“. Doch als sie zur Begrüßung gerade die Arme umeinander legen wollen, ertönt hinter ihnen ein hysterischer Schrei! Julia steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben – Denn dieser Schrei ist ihr nur zu gut bekannt… „Mutter“, spricht Julia mit heiserer Stimme, als sie sich zu ihr herum dreht, das Gesicht bleich wie Kalk. „J-julia…! Was hat das zu bedeuten?!“ „Mutter, lass es mich dir erklären-“ „Nein, Julia! Glaubst du etwa, ich wüsste nicht, dass du dich Nacht für Nacht aus deinem Zimmer stiehlst? Aber ausgerechnet für…“, sie deutet mit zittriger Hand auf Marcus, dann schüttelt sie den Kopf und funkelt sie finster an, „Du wirst augenblicklich mit mir zurückkehren – Und diesen Straßenköter wirst du nie wieder sehen!“ Der Zorn in ihrer Stimme lässt die Luft förmlich erzittern. Julia setzt an, etwas zu erwidern, doch sobald sie den Mund öffnet, schließt sie ihn sogleich wieder. Die Wut in dem Blick ihrer Mutter ist zu schmerzhaft. Es fühlt sich an, als verbrenne sie mit dem bloßen Blick ihre Haut… Ihre Mutter lächelt, kaum merklich, zufrieden, zornig. Sie klatscht einmal laut in die Hände, Schritte nähern sich, und nur einen Moment später, kommen hinter einem Olivenbaum zwei Soldaten hervor. Noch ehe Julia oder Markus reagieren können, kommen sie direkt auf die beiden zu, packen Marcus grob an den Oberarmen und zerren ihn von Julia weg. „Marcus!“ Julia will zu ihm, doch ihre Mutter hält sie zurück. „Julia!“ Vergebens versucht er sich aus den festen Griffen der beiden Soldaten zu befreien, tritt um sich, springt herum wie ein wildes Tier – Bis einer der Soldaten ihn hart mit dem Rücken gegen einen der Bäume stößt. Mit einem Ächzen wird ihm die Luft aus der Lunge gepresst, er ist regungslos, kann nur auf den Boden starren. Und Julias verzweifelten Ruf nimmt er nur dumpf wahr, bevor ihm schwarz vor Augen wird… Es vergehen nur wenige Minuten in denen die beiden voneinander getrennt sind. Doch gefühlt sind bereits Stunden verstrichen… Mit gesenktem Blick geht Julia neben ihrer Mutter her, umgeben von weiteren Soldaten. Marcus ist ebenfalls in Begleitung von Soldaten, allerdings schleppen diese ihn in die entgegengesetzte Richtung – Und das bereits seit drei endlosen Minuten… Sie seufzt. Warum musste das alles nur eine solche Wendung nehmen…? Plötzlich wird die Erde von einem lauten Donnern erschüttert! Der Boden beginnt unter ihnen zu zittern, die Vögel fliegen aufgescheucht in die aufgehende Sonne empor. Aus dem großen Berg, nahe der Stadt, steigt Rauch auf, eine riesige schwarze Wolke, die sich auf die Stadt zu senken droht. Schlagartig wirbelt Julia herum und stürmt zwischen den perplexen Soldaten hindurch. Sie rennt, als wenn es um ihr Leben ginge, in ihren Augen glitzern dabei Tränen. Und die panischen Rufe ihrer Mutter ignoriert sie… Ihre Chance war nun gekommen, sie kann frei sein. Aber sie würde es nicht lange sein, denn die Zeit ihres Todes nähert sich rasant. Sie würde nun sterben, alle würden jetzt sterben – Und wenn dies passiert, will sie zumindest in Marcus schützenden Armen sein… Auf einmal wirft das Erdbeben sie zu Boden! Sie rutscht weiter, schlägt sich dabei die Knie auf und bleibt zitternd liegen. Der pochende Schmerz in den Knien nimmt ihr die Kraft, aufzustehen. Sie spürt, wie das warme Blut über ihre Haut rinnt, spürt noch immer das Beben unter sich. Und die Angst der Leute um sich kann sie förmlich riechen… Eine Träne rinnt über ihre Wange und mit einem Mal blendet sie den Schmerz komplett aus. Marcus… So abrupt wie das Beben eingesetzt hatte, verschwindet es wieder. Taumelnd richtet sich Julia auf, ruft verzweifelt nach Marcus, wird nun heftig angerempelt von einer in Panik geratenen Menschenmasse. Und sie erhält keine Antwort… Aber davon lässt sie sich nicht unterkriegen. Sie bahnt sich entschlossen ihren Weg durch die Menschen, ruft immer wieder nach ihrem Liebsten, wird nur von der stillen Hoffnung, sein Gesicht zumindest noch ein Mal zu sehen, auf den Beinen gehalten – Und endlich hört sie seine tiefe, sanfte Stimme! Erleichtert bleibt sie stehen, als er auf sie zugerannt kommt. Die Tränen kullern über ihre Wangen, ein warmes Gefühl macht sich in ihre breit, lässt sie die helle Aufregung um sich herum vergessen. Und als Marcus endlich seine Arme um sie legt, verlieren ihre Beine den Halt. Überglücklich sackt sie in seinen Armen zusammen, die Tränen fließen unaufhörlich. „Oh Gott, ich dachte ich sehe dich nie wieder!“, bringt sie unter Tränen hervor, die Hände fest in sein Hemd gekrallt. Sanft schließt er die Arme fester um sie. „Ruhig, Julia… Jetzt bin ich ja bei dir.“ „Wie… Wie hast du es überhaupt geschafft, den Soldaten zu entkommen?! Du warst doch bewusstlos!“ Marcus grinst. „Eine Zeit war ich es, aber noch vor dem ersten Beben kam ich bereits wieder zu mir, und stellte mich bewusstlos. Als das Beben auftrat, sah ich meine Chance gekommen und überwältigte sie. Der Gedanke an dich gab mir Kraft…“ „Marcus…“ Die beiden schauen sich tief in die Augen. Die Geräusche um sie herum verstummen komplett. Für sie zählt nur noch der jeweils andere… Bis ein erneutes Beben sie zu Boden wirft! Mit einem Mal ist die stille Illusion verschlagen, das Beben vorbei und die helle Panik um sie herum dringt in ihr Gehör ein, verunsichert beide. Hilflos blickt Julia zu ihrem Marcus auf. Dieser scheint jedoch auch nicht zu wissen, was zu tun ist… Auf einmal herrscht Stille. Es ist fast, als würde jeder den Atem anhalten, in stiller Erwartung seines Todes. Da segelt auf einmal ein Schneeflöckchen vom Himmel, direkt auf Julias Hand. „Schnee? Und das im Sommer?“ „… Das ist kein Schnee“, bemerkt Marcus ernst und richtet den Blick zum Himmel. Die gewaltige, graue Wolke senkt sich bereits drohend über ihrer kleinen Stadt. „Jetzt ist es also soweit… Die Welt geht unter.“ „Das ist mir egal!“, meint Julia und umschließt fest seine Hand. „Was soll’s, dann sterben wir halt – Aber ich werde zumindest glücklich sterben, weil du an meiner Seite bist. Marcus… Ich liebe dich mehr als mein Leben!“ Unter Tränen lächelt sie ihm zufrieden zu, ihre blauen Augen strahlen förmlich. Und auf seinem Gesicht breitet sich nun auch ein Lächeln aus. Sacht streicht er ihr eine verirrte Locken aus dem Gesicht und spricht zärtlich: „Du hast recht, Julia… Wozu brauchen wir diese finstere Welt, die uns an so viele grausame Verbote fesselt, wenn wir doch gemeinsam frei sein können nach unserem Tode!“ Bei diesen Worten legt Julia die Arme um seinen Hals und küsst ihn. Ein wenig überrascht kippt Marcus beinahe nach hinten, doch er fängt sich und legt sacht die Hand auf ihre Hüfte, so vorsichtig, als hätte er Angst, sie könne zerbrechen. Als sei das alles ein Traum, der nur zu bald vorbei sein würde. Als jedoch ein Grollen in der Ferne ertönt, ist er sich sicher, dass es keiner ist. Dieses Grollen ist der Schlag zum Untergang ihrer Welt. Doch das ist alles nicht mehr wichtig… Marcus und Julia würden einander nie wieder loslassen. Selbst, wenn die Erde untergeht… Sanft rieselt der „Schnee“ auf sie herab. Grauer Schnee… Asche. Sie bedeckt sie gänzlich, hüllt alles in einen weichen, grauen Schleier… Sie versteinert alles… … Und Marcus und Julia sind für alle Zeit vereint. Vereint in einem Kuss… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)