Just a Daydream von The_Stampede (Help me leave behind some reasons to be missed) ================================================================================ Kapitel 2: Prayer ----------------- Prayer Vash wollte sich gerade das letzte Mal in seinem Bett umdrehen, um einen weiteren Versuch zu starten Schlaf zu bekommen, doch wie versprochen kam Meryl in sein Zimmer um ihn zu wecken. „Guten Morgen Vash. Und? Gut geschlafen?“ „Ja! Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr man so ein Bett vermissen kann!“ Seine Stimme war rau und getrübt, was Meryl nicht beirrte. „Wenn du wüsstest! Also, wir machen uns immer getrennt Frühstück, weil Milly immer viel früher aufstehen muss als ich. Deshalb... schau einfach zu, dass du so langsam auf die Beine kommst.“ „Mache ich. Bis gleich...“ Und wieder war er alleine im Zimmer. Noch immer war er müde, seine Augenlider schwer wie Blei, aber er bekam keinen Schlaf. Kopfschmerz machte sich breit. Genauso die Angst zu versagen. Gestern hatte er erst den ersten Schritt in die eigentlich richtige Richtung gemacht, aber schon heute dachte er an der Klippe zu stehen und sich umdrehen zu müssen. Wie viel Leid er wieder hervorrufen könnte, wie viel Chaos anrichten und Schmerzen zufügen? Allein schon, wenn er in einer Stadt wieder wieder erkannt werden würde... Dadurch würde er auch wieder Meryl und Milly in Schwierigkeiten bringen... Und das alles nur für eine Fiktion? Eine Idee? Einen Tagtraum? Allein jemanden zu finden, der in der Lage wäre seinen Traum zu verwirklichen... durch die Welt reisen und jemanden suchen, den es vielleicht gar nicht gibt?... bereits da scheiterte einiges. Auch sein Atmen wurde nun schwer... Er wälzte sich wieder im Bett auf die andere Seite. Was war im nun lieber? Der Versuch sich selber und anderen ein noch nicht einmal vorstellbares Leben zu ermöglichen, dabei aber fatal scheitern, vielleicht sogar Leben riskieren zu können, oder... einfach nichts tun? … „Vash? Geht es dir nicht gut?“ „Was? Doch, ich bin nur wieder eingeschlafen. Es ist einfach so schön gemütlich...“ Meryl nicht im Blickfeld habend spürte Vash aber, wie sie sich auf den Bettrand hinter ihm nieder ließ. „Ich habe dir einen Tee gemacht. Scheinst dir ja gestern noch eine kleine Verkühlung zugezogen zu haben. Du bist so heiser...“ So gut er konnte riss sich Vash zusammen und wand sich ihr zu, sich ebenso im selben Zug aufsetzend. Er zögerte. „Danke.“ Er fühlte sich unwohl. Sie hatte ihm gestern geschworen, dass sie an seiner Seite bleiben würde, wenn er den Weg geht. Aber nun wollte er alles abbrechen, am liebsten die Zeit zurück drehen bis zu dem Zeitpunkt, wo er ihr alles erzählte. Wie sollte er ihr das nun beibringen? Die Tasse angenommen und einen Schluck getrunken lächelte er krampfhaft. Ob das auffiel? „Wenn es dir nicht gut geht bleib liegen. Nur... der Bürgermeister würde uns gerne mal sprechen. Ich kann ihm aber auch sagen, dass es dir nicht gut geht! Bleib liegen wenn...“ „Nein, ist schon okay.“ Viel Kraft auftreibend um sich erheben zu können trat Vash vom Bett weg und zupfte an seiner Kleidung. „Geh schon mal vor, ich komme gleich nach, wie bereits versprochen.“ Nickend erhob sich auch Meryl und wie gebeten verließ sie das Zimmer. Vash kleidete sich neu ein... Die Zimmertür hinter sich schließend erblickt er schnell Meryl wieder im nächsten Raum. „Ich sagte doch, du kannst schon mal vor gehen?“ „Ich wollte aber auf dich warten, du machst mir halt ein bisschen Sorgen. Aber bilde dir da nichts drauf ein! Ich mache mir um jeden und alles Sorgen, wenn...“ „Danke, Meryl.“ Schweigen. „Äh... möchtest du noch etwas essen? Wir... wir können das auch nachher machen...“ „Nachher. Lass uns los gehen.“ Wie er sprach... das machte Meryl noch besorgter. Sie merkte, dass etwas nicht stimmte. Und so viel sie bis jetzt wusste war sie sich auch nicht sicher, ob sie es ändern konnte... sie hoffte einfach, dass sie eine Wende bringen konnte... irgendwie... Zusammen gingen sie hinaus und sie führte ihm zum gesuchten und erwartungsvollen Bürgermeister. „Miss Stryfe! Da sind sie ja endlich. Und sie sind dann...“ „Richtig. Freut mich sie kennen zu lernen.“ „Mich ebenfalls, Vash the Stampede. Wenn sie mir bitte folgen würden...” Ahnungslos folgte Vash den Beiden und sah sich immer verwirrter um, um eine leise Vorstellung davon zu bekommen, was nun geschehen würde. „Ich weiß, Miss Stryfe, sie haben nicht mit einer so schnellen Antwort gerechnet, aber dies soll natürlich nicht heißen, dass wir ebenso unsere Mühen minimiert haben. Wir haben unsere Kontakte für solche Fälle.“ Und schon bald waren sie in einem Raum, in welchem zwei Assistentinnen bereit standen und sich höflich zur Begrüßung verneigten. „Hier, sehen sie her.“ Die Damen rollten eine Karte aus und der Bürgermeister deutete auf eine Stadt auf dieser Karte hin. Sie war mit einigen Symbolen markiert, aber nicht zu deuten. „Dort ist er, Prof. Dr. Jarm. Wir haben ihn bereits kontaktiert, er weiß über ihr Interesse Bescheid.“ „Meryl? Habe ich was verpasst?“ Sehr breit grinsend deutete auch sie auf die Stadt und strahlte über ihr ganzes Gesicht. „Dort werden wir ihn finden. Den Typen, der die Technologie entwickeln kann, die aus deiner zerstörerischen Energie eine blühende Stadt macht! Die Plant in dir wird zu einer Geoplant.“ Vash fasste gar nicht, was ihm gerade gesagt wurde. Der schwerste Schritt war nun getan... der Weg war geebnet... „Tut mir Leid, dass ich dir noch nichts davon gesagt habe. Ich wollte dich überraschen. Ich scheine es wohl geschafft zu haben...“ „Oh Meryl! Du bist so verrückt!“ Meryl ergriffen drückte er sie an sich und schwor auf sein Leben, dass er nicht aufgeben würde für sein Ziel zu arbeiten, sogar zu kämpfen. „Vielen dank! Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll!“ „Ist doch gut! Aber das wir nun wissen heißt nicht, dass alles jetzt Friede Freude Eierkuchen ist! Wir müssen noch zur Stadt und so und sonst noch alles!“ Doch er schien nicht zuzuhören. Er tat es zwar, aber es kam ihm einfach nicht darauf an, dass noch ein langer Weg vor ihnen lag. Er war einfach dankbar. Dankbar für ihre Mühen, die sehr von Herzen kamen. Und die Tatsache, dass eine menge Probleme nun aufgelöst wurden war nebensächlich. Irgendwie. Nachdem Vash Meryl wieder los ließ bedankte er sich ebenfalls herzlich bei dem Bürgermeister und versprach auch ihm sich bald revanchieren zu können. „Ist schon in Ordnung. Wir werden das für uns Mögliche in die Wege leiten, damit sie schon bald die Reise antreten können. Der Rest liegt dann nur noch an ihnen.“ „Vielen Dank.“ Meryl und Vash wurden von den Damen wieder nach draußen begleitet und als sie dann das Haus verließen, stand plötzlich die ganze Stadt vor der Tür. „Was...?“ „Tut mir Leid, Meryl... die Arbeiter haben gemerkt, dass ich komisch war und dann musste ich ihnen einfach erzählen, was du mir erzählt hast...“ Milly schämte sich in Grund und Boden. „Milly, du hast nicht den ganzen Leuten hier gesagt, dass Vash..?“ „Doch...“ Für kurze Zeit war es ruhig. Als jeder jeden einmal angesehen hatte ging ein Toben und Jubeln los. Die Menge war nicht mehr aufzuhalten und begann ein großes Fest zu starten. Während die Launen der Menschen ihren Lauf nahmen drängelte sich Milly an Meryls Seite und versuchte sich ein weiteres Mal zu entschuldigen. „Ich wollte doch eigentlich niemandem von Vashs Idee erzählen! Ich freute mich nur so und alle haben gefragt: ´was ist los?´ und so und dann ist mir das so raus gerutscht...“ „Och Milly! Ich erzähle dir nie wieder etwas! Aber na ja gut, ich glaube, dass Vash eigentlich nichts gegen eine Party hat!“ Und dieser genannte Vash war bereits von der Masse weggetragen worden, zum nächsten Saloon. Anscheinend sollte auch seiner Meinung nach seine Entscheidung begossen werden. Milly und Meryl beugten sich und folgen. Selten war die Stadt so in Feierlaune wie in diesem Moment, ebenso feierte Vash noch nie so ausgelassen. Alle tranken, aßen und tanzten an und auf den Tischen, ließen Probleme und Stress für das restliche Heute sein und dachten nicht an Morgen. Nur Vash, denn dieser trank darauf, dass sein Traum wahr werden würde. Für sich und für alle anderen. Er stellte sich auf seinen Stuhl und hob seinen gefüllten Krug. „Bald wird sie kommen: Eine Welt, grün, neu, voll Freude und Neugier. Mit Weiten, wie ihr sie noch nie wahrgenommen habt, mit Farben, wie ihr sie noch nie gesehen habt, mit Frische, wie ihr sie noch nie gerochen habt, mit Leben, wie ihr es noch nie gefühlt habt... Alles wird anders sein, aber nicht fremd. Es wird die Heimat sein, nach welcher ihr alle gesucht habt! Diese Stadt wird mein Zentrum sein und ich werde euch die neue Welt schenken! Euch und all den anderen, die sie verdient haben! Auf die neue Welt!“ Alle Krüge erhoben sich und aller Zuspruch wurde in den riesigen Raum gerufen. Die Zukunft war niedergeschrieben, in ein goldenes Buch. Doch am Abend sollte bereits die Reise los gehen. Und das war Vash klar. In einer gelegenen Sekunde verschwand er aus dem Saloon und verzog sich ungesehen ins eigene Haus. Dann verschanzte er sich im Badezimmer und wollte vorerst nicht mehr raus kommen. Doch er wurde ertappt und jemand stand vorwurfsvoll im Türrahmen. „Meryl? Was machst du hier?“ „Das selbe könnte ich dich fragen. Du weißt, ich hab den perfekten Sinn für dich entwickelt. Wie kannst du nur einfach abhauen? Was ist los?“ Ein letztes Mal ging sich Vash durch seine Haare und seufzte schwer. „Silberbromid und Natriumthiosulfat. Wenn die Sonne aufgeht, zerfallen die Stoffe und meine Haare werden schwarz.“ Etwas verwundert über die Idee fragte Meryl mit ihrer Gestik genauer nach. „Nun, ich befürchte, dass es hauptsächlich wieder Probleme geben wird, weil man mich wieder erkennt. Ich will nicht, dass vor allem ihr beide wieder in Gefahr geratet wegen mir... Deshalb mache ich mir die Haare schwarz. Das hält aber nur eine Wäsche, ich werde es erneuern müssen. Ganz schwarz will ich sie nicht behalten. Das wäre dann nicht mehr ich“ „Davon wollte ich dir auch abraten. Das sähe nicht so gut aus wie dein Blond.“ Vash schaute interessiert in den Spiegel, durch diesen zu Meryl, und hob selbstsicher eine Augenbraue. „Also findest du, dass ich gut aussehe?“ „Ich habe nur gesagt, dass schwarz nicht so gut aussieht wie blond!“ Sie grinsten sich an. Doch der Grund für sein kurzes Verschwinden war noch nicht komplett. „Okay, mir fällt es auch ein bisschen schwer so schnell neues anzufangen. Ich bin gerade hier angekommen und ich gehe schon wieder...“ „Ach komm, solange Milly und ich bei dir sind ist doch alles beim Alten. Und nichts hat sich geändert.“ „Zumindest noch nicht.“ Der letzte Blick in den Spiegel, dann der erste Blick der sagte: „Dann lass uns gehen.“ Meryl nickte. Milly auch aus dem Saloon geholt waren einige Leute da um Vash, Milly und Meryl zu verabschieden. Ebenso der Bürgermeister. Es war bereits Nacht und alle drei Monde waren zu sehen. „Zwischen dieser Stadt und der Nächsten sind 1600 Kilometer Wüste und regelmäßig starke Stürme. Die sind nicht zu Fuß oder mit ähnlichem zu durchqueren, deshalb werden wir euch diese Motorräder für euren Weg leihen. Aber ihr werdet nur bis zu der nächsten Stadt mit ihnen kommen. Sie sind besonders schwer, circa eine Tonne, damit die Reibung von Rad zu heißem Wüstenboden nicht zu groß ist, sonst würde das Hartgummi der Hitze unterliegen und platzen. Und leider wäre der Treibstoff zu teuer für weitere Strecken. Für euch wird ein Hin und Rückweg aber sicher drin sein. Wir würden euch gerne mehr Hilfe anbieten, aber mehr können wir nicht tun.“ „Vielen Dank.Wir werden bald wieder kommen. Und dann wird alles anders.“ Vash legte sich einen dunkelbraunen Mantel und einen weißen Schal um und nahm auf dem ersten massigen Motorrad platz. Auf dem Zweiten Meryl und Milly hintereinander, sodass Meryl am Steuer saß. Das Geräusch und die Intensität der Motoren ließ den Boden beben und den Herzrhythmus neu einpendeln. Alle Drei verabschiedeten sich bei ihren Freunden mit einem Handgruß. „Wir werden uns beeilen! Vermisst uns nur nicht zu sehr!“ Die Füße vom Grund erhoben und Gas gegeben verließen sie laut die Stadt und ihre Gestalten verschwammen in der staubigen dunklen Ferne... Die Umgebung zog in einer rasenden Geschwindigkeit an den Augen der Reisenden vorbei. Das eigentliche Wüstenbraun war in ein nächtliches Blau-schwarz getaucht und gab keinen Anhalt von Orientierung. Nur die Monde zeigten ihnen den Weg in die nächste Stadt: Die Stadt February. Immer wieder sah Vash in den tiefen Himmel, zu dem Mond mit dem großen Krater und dachte daran, dass er in Zukunft alles besser machen wird. Nie wieder soll ein solches Risiko eingegangen werden. Nie wieder sollen Menschenleben geopfert werden müssen. Nie wieder soll er Schuld an Leid haben. Im Gegenteil. Bald soll alles anders sein. Bereits jetzt waren die ersten Wüstenstürme zu fühlen, der Sand schlug vereinzelt wie kleine feine Glassplitter gegen die ungeschützten Hände und Wangen, hinterließ unangenehmen, aber ertragbaren Schmerz, und eine wachsende Sehnsucht. Je weiter sie fuhren, desto weniger Gedanken waren noch bei der Vergangen und immer mehr Hoffnungen legten sich in das Kommende, was sich nach der halben Nacht in den ersten Sonnenstrahlen offenbarte. Die Felsen der Wüste warfen weite Schatten über den trockenen Erdboden. Der Himmel verfärbte sich langsam violett, fast schon rot, und nun wurden sich die Drei der Weite ihres Weges erst wirklich bewusst. Denn alles was sie sahen war nur karge, leblose Steinwüste. Und Meryl beobachtete bereits mit ungutem Gefühl, wie Vashs Haar immer sicherer dunkel wurde, mit jeder Sekunde, in welcher die erste Sonne weiter über den Horizont ragte. Vash selber nahm nur seine Sonnenbrille, welche er noch immer behalten hatte, aus seiner Hosentasche und setzte sich diese auf, alles andere als Unwichtig auffassend. Zumindest war alles soweit unwichtig, bis der Blick weit genug gleiten konnte und die ersten dichten Stürme vernahm. Die Geschwindigkeiten wurden hochgeschraubt, die Bremsen nicht mehr in Betracht gezogen und die Körper enger auf das Gefährt gelegt, denn die Luft wurde schon viele Meter vorher aggressiv und unklar. Wieder knallten scharfe Sandkörner auf die Haut und reizten sie stark, bei den Frauen stärker als bei Vash. Dieser bemerkte die Schmerzen der Beiden, lockerte seinen Schal und fuhr näher an Meryl und Milly heran, ihnen den Schal mit Mühen überreichend. „Ihr braucht den eher als ich.“, rief er eher als dass er es sagte und musste sich wieder von ihnen distanzieren. Der Schal war lang genug, sodass sowohl Meryl als auch Milly Schutz hinter diesem fanden. Zur Sicherheit nahmen nun auch sie Sonnenbrillen aus ihren Taschen und setzten sich diese auf. Nun mussten sie nur noch ohne den Halt zu verlieren durch den Kern des Sturmes kommen, der genau auf ihrem Weg lag. Der Sturm nahm zu viel Fläche ein, ausweichen war keine Option. Nun ging auch die zweite Sonne auf und die Wüste nahm ihren gewohnten sterilen Farbton an. Der Wind zerrte und riss an ihren Kleidungen wie ein Raubtier. Was bereits eingerissen war hielt nicht mehr lange. Vash drückte noch mehr auf das Gas. In seinem Gesicht hinterließ der Sand immer tiefere Kerben und Schnitte, aber das schien vollkommen egal. Auch, wenn es noch schlimmer wurde. Meryl und Milly schützten sich so gut sie konnten und das auch mit Mühe und Not, denn sie konnten sich auch gerade so auf dem motorisierten Gerät halten, indem Milly sich fest an Meryl klammerte. Vash klammerte sich an sein Ziel, das hielt ihn auf Kurs. Auch, wenn es immer stärker wurde. Sie hörten ihre Umhänge und Mäntel peitschen und bissen sich auf die Zähne, sie sollten es bald geschafft haben. Und für einen Moment blieb ihnen jeder Glaube auf der Strecke. Sie bremsten langsam ab und sahen hinauf. Sie standen im Zentrum des Sturmes und nur noch ein verhältnismäßig lauer Wind umkreiste sie und wirbelte seicht die nahen Meter auf. Nur ein Unterschied von wenigen Zentimetern war zwischen dieser Ruhe und dem brutalen zerreißenden Sturm. Der Sand schloss sie zwar ein, aber der blaue Himmel war wie durch einen Tunnel genau über ihnen zu sehen... und einfach dieses Nichts in mitten von dieser einzigen zerstörerischen Kraft... „Wow... das... das ist unglaublich...“,stotterte Meryl völlig übermannt und sah sich fasziniert um. Auch für Vash und Milly war das ein neues und unbekanntes Gefühl im Auge eines Sturmes zu stehen und demnach öffneten sie ihre Arme um die Situation regelrecht einfangen zu können. Es war einfach episch und einmalig. Vash nahm einen tiefen Atemzug und sagte, dass sie lieber weiter ziehen sollten. So toll diese Sekunden seien, sie mussten weiter. Der Staub und Sand zog ein letztes Mal durch ihre Kleidung, der Himmel war ihnen das letzte Mal so weit entfernt und das Adrenalin war das letzte Mal so unausgeglichen in ihren Körpern verstreut. Die Drei stiegen wieder auf die Motorräder und schauten ein letztes Mal hinauf, fuhren dann mit 1500 PS wieder in die Gefahrenzone hinein. Direkt der erste Windstoß mischte sie auf, aber sie hielten sich und entfernten sich aus dem riesigen Radius des Sturmes. Sie ließen den Augenblick zurück, den sie eben erlebten und fuhren wieder in die monotone und tote Wüste. Die weiteste Strecke hatten sie hinter sich. Die letzten zwei Stunden von den insgesamt geschätzten acht sollten schnell vorbeigehen. Sie konnten nun schneller Fahren und sich einfach auf gar nichts konzentrieren, einfach stur durchfahren. Nur einer konnte nicht ganz abschalten. In Vashs Augen war Unsicherheit und Nervosität zu sehen, doch er versteckte dies so gut wie möglich unter seiner Sonnenbrille. Auch, wenn er nicht von seinen schweren Gedanken loskam, die Zeit verging schnell und die Stadt war endlich in Sichtweite. So unwohl wie Vash sich fühlte deutete er Milly und Meryl an, dass sie die letzten Kilometer richtig Gas geben sollten, und somit holten sie alles aus den Maschinen raus, was noch raus zu holen war. Demnach waren sie schon bald in der Stadt angekommen. Sie wurden den Umständen entsprechend empfangen, denn sie mussten am Rande der Stadt für ihre großen Gefährten einen Unterstand mieten. Bereits für etwas längere Zeit bezahlend suchten sich die Drei erst Mal einen Platz zum Schlafen und vorerst bleiben. Nach der langen Reise wollten sie nicht so schnell wieder die Stadt verlassen. Aber gerade dies machte Vash fast verrückt. „Vash? Ist irgendetwas?“ Meryl fiel sein ungewohntes Verhalten und Unwohlsein auf und demnach sorgte sie sich sichtlich. „Ist schon okay. Lass uns lieber einfach eben essen und dann etwas schlafen. Wir sollten uns nicht mehr Stressen als wir es eh schon tun...“ So besorgt sie war musste sie sich erst mal mit dieser Antwort abfinden. Mehr würde sie wohl nicht mehr aus ihm heraus holen können. Also besuchten sie nun ein kleines Restaurant und dann eine ebenso kleine Herberge. Sie nahmen sich zwei Zimmer unter falschen Namen bis zum nächsten Tag und betraten bereits jeweils ihre Räume so geschafft und müde wie sie waren. Vash war alleine in einem, aber noch immer sehr nervös. Er zog sofort die Gardinen zu und hängte ein „Bitte nicht stören“-Schild an die Außenklinke der Tür. Mantel herab gerissen, Hemd weggeworfen und im Badezimmer verschanzt wusch er sich zu aller Erst lange und ergiebig die verfärbten Haare. Der Schaum der sich in der Wanne sammelte ähnelte einer aggressiven, grauen, chemischen Masse und klebte überall. Mit einem kalten Wasserstrahl verschwand seine Tarnung im Abfluss. Nach längerem und intensiveren Waschen als nötig gewesen legte er sich schnell das Handtuch über den Kopf und stellte sich vor den Spiegel in der Ecke des Zimmers, in welcher kein Fenster die Möglichkeit gab ihn zu sehen. Er hatte schon das Silberbromid und Natriumthiosulfat in der Nähe um seine auffälligen blonden Haare direkt wieder zu schwärzen. Nur um sich wieder sicherer zu fühlen... Immer wieder überdeckte er die eigentlich ausreichende Schicht der Mischung mit einer weiteren Schicht und hoffte, dass es genug sei um bloß nicht erkannt zu werden. Als er sich dann einigermaßen Sicher war schlich er wieder zum Fenster, öffnete sehr sehr leicht die Gardine um die Sonnenstrahlen ihr Werk tun zu lassen und nach einigen geschätzten 20 Sekunden waren die Stoffe wieder zersetzt und die Haare färbten sich phasenweise schwarz wie ein Schwarz-Weiß-Bild einer Sofortbildkamera. Er kontrollierte sein Aussehen und verschloss die Gardine wieder komplett. Zwar zog er sich dann wieder ein Shirt an und legte sich in das Bett, aber seine Nervosität ließ nicht nach. Wie die letzte Nacht, die er in einem Bett verbracht hatte, wälzte und rollte er sich immer wieder hin und wieder her, von links nach rechts, setzte sich auf und versuchte sich wieder hinzulegen. Doch es blieb letztendlich bei einem angespannten Sitzen und Starren ins nichts. Er hätte sich übergeben können so widerlich nervös war er. Jemand wollte sein Treiben beenden. „An der Tür steht bitte nicht stören!“ „Oh, tut mir leid... ich wollte nicht klopfen weil ich dich nicht wecken wollte, wenn du geschlafen hättest...“ Meryl stand leicht eingeschüchtert im Türrahmen, wurde dann doch hinein gebeten. „Meryl... ich... ich dachte du wärst jemand anders. Ich wollte dich nicht anbrüllen...“ „Ich hätte klopfen sollen.“ Sie kam herein und schloss die Tür hinter sich. „Frag bitte nicht, was ich hier bei dir mache... ich halte mich schon selber für bescheuert... aber... ich habe mir Sorgen gemacht weil du so komisch warst...“ Etwas schief lächelnd rieb sie sich den Nacken und bemerkte erst, wie wirklich schlecht es Vash ging, als sie keine Antwort bekam. Sie trat näher an ihn heran, setzte sich zu ihm auf das Bett. „Ich habe mir wohl nicht umsonst Sorgen gemacht, oder?“ Vash seufzte, als würde er etwas zurückhalten wollen, und hielt sich die Stirn. Sein Schweigen kam Meryl unendlich lang vor. „Ich... ich kann einfach gar nichts mehr machen ohne zu befürchten, dass mich wer erkennt... du weißt, wie das enden würde... und dann seit ihr auch noch bei mir... wenn ich euch da mit in Probleme reinziehen würde, würde ich mir das nie verzeihen!“ „Vash... dich wird man nicht wieder erkennen... Zumindest wird nichts passieren, solange man dich nicht sicher wieder erkennt. Und bevor dich irgendwer so sicher erkennen sollte, sind wir schon wieder weg!“ Das überzeugte ihn nicht im Geringsten. Seine Augen bekamen eine Tiefe, die einen mit seinem grausamen Gefühls-misch-masch ansteckten. Meryl dachte ein wenig nach, wusste vielleicht eine angenehme Lösung. „... Aber... ich hätte noch etwas an dir zu verbessern... da ist einfach noch eine Sache, die noch zu typisch für dich ist...“ Kurz erhob sich Meryl wieder, um etwas aus einer Tasche hervor zu holen. Sie kramte ein wenig und hielt dann ein Etui in Händen. „Nimm einfach die hier. Du solltest dann echt nur noch in Probleme kommen, wenn du dich echt dumm anstellst!“ Und das letzte, das Vash verriet, wurde ersetzt. Seine kreisrunde, orange Sonnenbrille. Denn in Händen hielt er nun eine schlichte Schwarze, die ihm irgendwie gefiel. Vash wurde locker und seine Mundwinkel hoben sich endlich. „Du denkst echt an alles. Danke.“ Er nahm sie neugierig an, präsentierte sich auch sofort einmal mit dieser. „Steht sie mir?“ Er schob sie wieder so weit herab, dass er über den Rand schauen konnte und Meryl nickte. „Zwar nicht so gut wie dein gesamtes altes Aussehen... aber so lange du so herumlaufen musst ist es alle Mal akzeptabel.“ „Immer hin. Wenn es dir gefällt beruhigt mich das.“ Meryl trieb es, zum Glück ungesehen, eine leichte Röte in ihr Gesicht. Vash hatte sich nun auch noch mal erhoben und sich im Spiegel begutachtet. „Vielen dank, Meryl. Dann kann ich anscheinend nur noch hoffen und beten. Für mich als auch für dich und Milly. Also... Wenn... wenn euch das zu Bunt mit mir wird... ihr könnt auch...“ „Denk da gar nicht erst dran!“ Mit einem Sprung stand Meryl vor Vash und drückte ihren Finger bedrohlich auf sein Brustbein, nachdem er sich ihr erschrocken zu wand. „Ich habe dir etwas in einem kaum zu toppenden epischen Moment versprochen und das nehme ich sehr ernst! Wehe dir du hast das vergessen!“ „Was? Nein! Das... das habe ich doch nicht vergessen! Ich... ich will dich nur nicht in Schwierigkeiten bringen, nur weil du mir etwas versprochen hast. Zu deinem Wohl solltest du so ein Versprechen lieber auflösen... böse wäre ich dir auch nicht.“ Vash nahm die neue Brille wieder ab und lächelte herzlich. Meryl konnte ihre drohende Position nicht mehr aufrecht halten, nicht bei seinem Lächeln. Aber ihre Stimme blieb streng. „Ich werde dich nicht alleine lassen! Das hättest du wohl gerne! Bevor ich dich das alles alleine machen lasse.... da... da muss schon etwas echt krasses passieren!“ „Pass auf was du sagst, sonst werde ich einige krasse Dinge für dich anstellen, das wirst du nicht glauben!“ Beide sahen sich erst zwar lächelnd an, aber sie brachen den Blickkontakt doch schnell ab. In Vashs Aussage konnte man zu viel hinein interpretieren und das machte beide innerhalb von Bruchteilen verlegen. „Verdammt...... Nun, äh... du weißt, wie ich das meine...“ „Ja... keine Sorge...“ Sie nickten sich kurz zu, sahen dann wieder auf, weiter nickend. „Ich... ich geh mal wieder...“ „Und ich... versuche noch mal zu schlafen... ich habe bestimmt schon Augenringe als hätte ich eine Woche nicht geschlafen...“ „Dann schlafe und... erhole gut!“ Meryl ging zur Tür und sah noch einmal zu Vash. Danach verschloss sie beim Herausgehen die Tür wieder. Wieder Platz im Bett eingenommen konnte Vash sich langsam entspannen und in einen tiefen Schlaf fallen. Vielleicht eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür, zwei dunkle blau-violette Augen sahen ins Zimmer und die Tür ging wieder zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)