Amor von abgemeldet (Mikaru x Kei) ================================================================================ Kapitel 2: ZWEITER AKT - KEI ---------------------------- Ich blickte auf, als es leise an der Tür klopfte und er dann den Raum betrat. Reflexartig legte ich meine Hände über meinen Schoß. Auch, wenn der Schaum vielleicht so oder so alles Explizite überdeckt hätte... Man konnte ja nie wissen! Aber ihm entging das nicht. Er trug einen gemütlich aussehenden Bademantel, grinste schief und blickte mich dann kopfschüttelnd an. „Was denn? Hast du Angst, dass ich dir was weggucken könnte?“, fragte er herausfordernd, jedoch ohne sein Lächeln zu verlieren, legte den Kleiderstapel auf den Wäschekorb neben der Badewanne, in der ich nun saß, seit wir hier angekommen waren. Er hatte mir noch geholfen, mich aus der nassen, steifgefrorenen Kleidung zu schälen – zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Meiner Unterhose habe ich mich selbständig hier im Badezimmer entledigt. „Hm... ich weiß ja nicht, ob du schon mal nen nackten Mann gesehen hast...“, gab ich kleinlaut zu, ließ die Hände dennoch geschützt über meiner Männlichkeit ruhen. „Hmmm, weißt du, ich zieh mich auch manchmal aus...“, erwiderte er dann amüsiert, verschränkte die Arme vor der Brust und ich bekam wieder das Gefühl, total zurückgeblieben zu sein. Das war mir schon vorhin aufgefallen, im Grunde schon, seit ich hier in seiner Wanne saß und über alles nachdachte. Er hatte mich schon bei unserem ersten Zusammentreffen angebrüllt, dass ich bescheuert wäre und schleunigst von diesem Teich runter sollte, weil er wohl gewusst hatte, worauf es hinaus lief. Und auch in dem Moment, in dem er so gut durchdacht gehandelt hatte und sich selbst auszog, damit die anderen Klamotten trocken blieben.. und er mich aufgefordert hatte, die Stiefel auszuziehen, weil die mich besonders schwer machten. Darauf wäre ich selbst überhaupt nicht gekommen! Schon gar nicht in so einer Situation! Jetzt erschien mir natürlich alles logisch. Aber in dem Augenblick... Mann, Mann. Und auch jetzt gab er so erwachsene Antworten, dass ich mir dagegen echt dumm vorkam. „Aber mal was anderes, Mikaru. Nicht, dass du dich wunderst, ich hab dein Portemonnaie und Handy auseinander genommen und auf die Heizung gelegt, damit das alles trocknen kann! Ob’s dem Handy was nützt, weiß ich nicht, aber schauen wir mal....“ Oh, und schon wieder hatte er mitgedacht! Wahnsinn! „Oh, super! Danke!“ Und wieder lächelte er, wandte sich dann zum Gehen. „Kein Problem! Ach so, die Sachen da sind für dich, die dürften passen, sind mir zu weit...“ Dann blickte er zu Boden, wo noch immer meine nasse Shorts lag, seufzte, hob sie auf und brachte sie zu der kleinen Heizung, damit sie dort trocknen konnte. Ups... Tja... Er war wohl wesentlich ordentlicher als ich selbst. „Danke!“, erwiderte ich nur, musterte ihn erneut. Viel älter als ich konnte er gar nicht sein. Wenn nicht sogar jünger! Und wieder setzte er zum Gehen an. Aber eigentlich fand ich es angenehmer, wenn er hier blieb und sich mit mir unterhielt. Dann konnte ich mich nämlich in Ruhe aufwärmen ohne mich zu langweilen. „Warte mal! Woher weißt du überhaupt, wie ich heiße!?“ Er blieb stehen, zog grinsend eine Augenbraue in die Höhe. „Dein Ausweis hat’s mir verraten.“ Ach so... stimmt, da war ja was mit Portemonnaie ausräumen. „Und du? Wie heißt du!?“ „Kei.“ Aha! „Passt zu dir.“ „Hm?“, hakte er nach, lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Tür. „Na, dein Name! Der steht dir gut!“ Jetzt blickte Kei mich irritiert an. Vermutlich hörte er solche Komplimente nicht oft. Aber na ja... vielleicht war es auch kein richtiges Kompliment. Aber auf jeden Fall konnte ich mir auch keinen Namen vorstellen, der besser zu ihm passen würde. Ach, egal. Wie auch immer. Ich war schon wieder dazu geneigt, Unsinn zu reden und zu denken! „Oh... Hm... danke...?“ „Bitte!“ Kei lächelte kopfschüttelnd. „Du bist wirklich ein komischer Vogel...“ Also wirklich! Nun war es an mir, die Arme vor der Brust zu verschränken und Kei empört anzublicken. Okay, ja, Ivy sagte auch des Öfteren, dass ich nicht ganz rund lief, aber er hier, er kannte mich doch gerade mal eine Stunde, wenn überhaupt und dann erlaubte er sich schon so ein Urteil! Aber na ja... in der Stunde war ja auch eine Menge passiert. Kei hatte mir zum Beispiel das Leben gerettet. „Hey! Womit hab ich das denn verdient?“ Doch statt vernünftig zu antworten, lachte er laut auf, hielt sich dabei eine Hand vor den Mund, so, als wäre er jemand, der nicht oft lauthals lachte und sich daher ein bisschen genierte. Wer hier wohl der komische Vogel war! Kurz blickte Kei zu mir, prustete dann wieder los, was mir langsam das Gefühl gab, dass ich irgendetwas im Gesicht haben musste. Also tauchte ich meine Hände wieder in das heiße Badewasser, wusch mir damit sicherheitshalber das Gesicht. „Oh Gott, sorry... aber… dein Blick!!” „Hey!“, protestierte ich lautstark, konnte jedoch auch nicht mehr ernst bleiben. Kei war einfach zu... sympathisch. Und sein Lachen zu ansteckend. Darüber hinaus konnte ich sogar vergessen, dass ich gerade ein saumäßiges Blind Date und eine Nahtoderfahrung hinter mir hatte. Trotzdem. Ich griff nach dem hellblauen Schwamm, der auf dem Badewannenrand ruhte und warf ihn nach Kei und hey – ich traf ihn sogar an der Brust. Und er hörte auf zu lachen, nicht aber zu grinsen. Denn rasch bückte er sich nach dem Schwamm, feuerte ihn zurück, wobei er ins Badewasser fiel und das Wasser aufspritzen ließ. „Ey! Geh ein bisschen sentimentaler mit mir um, ich habe eine NAHTODERFAHRUNG gemacht!“, gab ich ihm trotzdem zu verstehen, doch er nickte nur übertrieben verständnisvoll, kam einige Schritte auf mich zu, blieb dann aber direkt vor der Badewanne stehen. „Du weißt schon, dass der Teich nur ungefähr einen Meter tief ist? Und dass das Wasser wärmer ist als die Luft?“ Oh... Nein, das wusste ich nicht. Ups... hm... ertrunken wäre ich dann wohl doch nicht. Und jetzt, wo er es sagte... stimmte schon. Das Wasser war zwar kalt, nicht aber so kalt wie die Luft gewesen... Hmm... egal, unangenehm war es trotzdem! „Ähm....“ „Hmm?“ „Dann bist du ja gar kein Lebensretter!!“, rief ich empört aus, zog automatisch eine Schnute und griff bereits erneut nach dem Schwamm, der sich nun zwischen meinen Beinen befand, um ihn in der nächsten Gelegenheit wieder gegen Kei zu werfen. Das hatte der verdient! „Na ja... ehrlich gesagt habe ich auch überlegt, dich ein wenig paddeln zu lassen, bis du vielleicht selbst merkst, dass du stehen kannst... aber da du ja gar nicht erst versucht hast, zu stehen UND du dich wegen einer Katze in Gefahr gebracht hast....“ Und prompt landete der Schwamm in Keis Gesicht, fiel von dort aus auf seinen Schoß und dann in seine Hände, doch dieses Mal behielt er ihn bei sich, plante vermutlich schon die nächste Aktion, so wie er ihn ansah. „Du bist gemein!“, schimpfte ich daraufhin mit ihm, was er allerdings ziemlich cool aufnahm und nur mit einem Lächeln quittierte. „Von wegen. Ich hab dir doch geholfen, obwohl’s deine eigene Blödheit war. Na ja... und so tierliebe Menschen trifft man auch nicht alle Tage...“ Das stimmte allerdings! Die meisten waren eher ignorant. Nur Kinder und ein paar erwachsene Ausnahmen hatten heutzutage ein Herz für Tiere. Aber apropos Katze... Sofort richtete ich mich kerzengerade auf, als mir dieses Stichwort einfiel und ich blickte Kei fragend an, unsicher, ob ich die Antwort wirklich hören wollte oder nicht. Wenn sie es nicht geschafft haben sollte, würde es mir ewig Leid tun... Ich hatte es zwar versucht, aber was, wenn sie ebenso ins Eis eingebrochen und ertrunken war? Das wäre ohne meinen Sturz ganz sicher nicht passiert... „Wie geht es ihr!?“ Kei blickte mich mitleidig an, hob dann seine Hand, die noch immer den Schwamm umklammerte, legte diesen auf meinen Kopf. Und ich ließ ihn gewähren. Nach so einer stummen Nachricht ließ man doch fast alles mit sich machen. „Ach Gott... Sie war doch noch so jung!“ „Ja...“, erwiderte er leise, nickte traurig. „Sie hat dich zum Narren gehalten, Mikaru.... Als du gestürzt bist... hat sie in Nullkommanichts das Weite gesucht und ist wieder in den Park gelaufen!“, erklärte Kei dann grinsend, während mir ein riesengroßer, schwerer Stein vom Herzen fiel. „Boah! Jag mir doch nicht so einen Schrecken ein!“ „Aber es macht doch Spaß!“, erwiderte der Blonde daraufhin lächelnd, steigerte den Druck auf den Schwamm, sodass das gestaute Wasser über meine Haare lief, was sich anfühlte, als würde er ein rohes Eis über meinem Schädel zerquetschen. Mann ey! Was für eine Art von Humor! „Du bist ein gemeiner Sadist!!“ „Immer nur meckern, meckern, meckern! Pass auf, dass du nicht mit dreißig Jahren am Herzinfarkt stirbst“, lautete seine Antwort, ehe er mir durchs Haar wuschelte und dann einen Blick auf meine Hände warf, die sich im Augenblick links und rechts meiner Taille befanden. Leicht neigte er den Kopf zur Seite, grinste dabei auf eine Art und Weise, die ich zumindest in diesem Moment noch nicht nachvollziehen konnte. Aber auch nicht wichtig, denn eigentlich wollte ich jetzt erst einmal Stellung dazu nehmen, dass ich gewiss keinen Herzinfarkt bekommen würde. Doch auch da kam er mir wieder mal zuvor, indem er etwas sagte, womit ich SCHON WIEDER nicht gerechnet hatte. „Mensch, versteckst du deinen Schwanz gar nicht mehr vor mir?“ Boah! Daher also das Grinsen! Lasziv war es! Absolut! Und zusätzlich beugte er sich auch noch dichter hervor! Aber nicht mit mir! Rasch griff ich nach seinem Kopf und zog ihn zu mir hinab, zu der Stelle, die der Kerl so anstarrte. Pah, das hatte er jetzt davon! Für so einen Spruch hatte er es absolut verdient, auch mal ein bisschen abtauchen zu müssen. Es war zwar auch nicht beabsichtigt, aber tatsächlich spürte ich, wie Keis Nase gegen mein Ding stieß, weshalb ich ihn schnell wieder losließ und mit dem restlichen Badeschaum die Stelle wieder bedeckte. „Boah, Alter!“ Kei rieb sich lachend das Gesicht, griff dann in meinen Nacken und tauchte mein Gesicht dann ebenfalls für einen kurzen Moment ins Wasser. Na super, so lief das hier also! „Was denn!? Ich dachte, du wolltest ihn dir mal genauer ansehen!“ „Eigentlich nicht... Aber wenn du schon so fragst... dann stell dich doch mal hin.“ Mann, was für ein schlagfertiger Typ! Aber nicht nur das. Scheinbar auch ein Typ, der Männern mindestens nicht grundsätzlich abgeneigt war. Hm... Aber das ging trotzdem zu weit. „Hm, nein“, antwortete ich entschlossen, verschränkte die Arme erneut vor meiner Brust, um meinen Leib weitestgehend vor den Blicken des anderen zu schützen. Doch was tat er!? Er lächelte nur, wuschelte mir erneut durch die Frisur und wandte sich dann wieder zum Gehen um. „War nur ein Spaß. Aber komm mal langsam aus der Wanne raus... dann gibt’s nen Tee und was zu essen.“ Und dann ging er. „Und wehe, du guckst durchs Schlüsselloch!“, rief ich ihm noch nach, aber statt einer Antwort kicherte er wieder nur, schüttelte dabei den Kopf und verschloss dann die Tür hinter sich. Ich hörte, wie sich seine Schritte entfernten und ab dem Augenblick gab es auch nichts mehr, was mich in diesem Zimmer halten würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)