Unsterblich von Flordelis (My Immortal ~ Eternal Chronicles) ================================================================================ Kapitel 41: Ein neuer Plan -------------------------- Zetsu wusste nicht, was Tokimi oder Fuu vorhatten, aber er war sich im Klaren darüber, dass es im Moment nicht an der Zeit war, nachzuhaken, worin genau der Plan bestand. Philia stand immer noch vor ihnen und starrte sie böswillig an, bereit, zuzuschlagen, falls einer von ihnen zu nahe kommen versuchte. Sie selbst startete aber keinen Versuch, von sich aus anzugreifen, als wüsste sie genau, dass zwei ihrer drei Feinde etwas planten. Ein helles, von Fuu ausgehendes Glitzern, verriet schließlich, dass er gerade einen Zauber gewirkt hatte, ohne dass es einem von ihnen wirklich bewusst geworden war. In einer anderen Situation hätte Zetsu nun überlegt, wie genau seine Macht funktionierte, aber die Anspannung, einem Feind gegenüberzustehen, bei dem jede Ablenkung tödlich sein könnte, ließ das nicht zu. „Was immer du da versuchst, Magier“, sagte Philia schnaubend, „es wird dir nicht gelingen.“ „Er wird auch nicht dein Problem sein“, erwiderte Tokimi ruhig, „sondern ich.“ Damit faltete sie den Fächer zusammen, den sie im Kampf beständig mit sich trug und streckte die Arme aus. Als sich Funken um sie zu sammeln begannen, ließ Philia wieder 'Shoubi' knallen, aber das Schwert scheiterte an einer glitzernden, transparenten Mauer, die nur zu sehen war, als die Waffe direkt darauf traf. Das war also Fuus Zauber. Beeindruckend. Philia fand das allerdings weniger, weswegen sie wütend knurrte und dann wieder die Dornen beschwor, so zahlreich, dass sie fast die gesamte Front einzunehmen schienen. Doch selbst diese schafften es, im Verbund mit der Peitsche nicht, die Mauer zu durchbrechen, was ihre Laune immer tiefer sinken ließ. „Ich werde dich wieder dorthin zurückschicken, wo du hingehörst“, sagte Tokimi schließlich und begann dabei in einem hellen Licht zu leuchten. „Offenbar fehlen dir noch ein paar Jahre, um in Ruhe über diese Sache nachzudenken.“ Das hat ja bislang auch so unheimlich gut funktioniert. Die Aussicht, dass sie wieder ein Teil des Shinken werden würde, dass Leana sich möglicherweise noch einmal mit ihr auseinandersetzen müsste, behagte Zetsu nicht im Mindesten. Aber es sah nicht so aus, als wäre es an ihm, dem Plan zu widersprechen, vor allem, da er auch keinen anderen parat hatte – und mindestens das wurde wohl von jemandem erwartet, der widersprach. Also schwieg er einfach und presste die Kiefer aufeinander, wobei er fast schon die Hoffnung hatte, dass es ohnehin scheitern würde. Tokimi ging in die Knie, wobei ihr Haar einen interessanten Bogen beschrieb und das Glöckchen darin zu klingeln begann, dann explodierte das Licht um sie herum geradewegs. Philia hielt sich die Hand vor das Gesicht, machte sonst aber, im Vergleich zu dem Rückblick, keine Anstalten, irgendetwas zu tun. Sie begann diesmal nicht zu fluchen, sie regte sich nicht einmal auf, sondern blieb vollkommen ruhig, was bei Zetsu zu einem ratlosen Heben der Augenbraue führte. Als Tokimi sich schließlich wieder aufrichtete, war das Licht erloschen – aber nichts war geschehen. Noch immer ging eine ungute, aggressive Aura von ihr aus, die eindeutig nicht von Leana stammen konnte. Philia war immer noch hier. Sie ließ die Hand wieder sinken und enthüllte ein amüsiertes Lächeln. „Dachtest du wirklich, dieser Trick funktioniert noch einmal? Nur zu deiner Information: Ich bin wirklich wütend – und zwar nicht auf dich, sondern auf Izar! Und Rogus!“ Bei diesen Worten schien ein Feuer in ihren Augen glühen, das nicht nur von Hass, sondern auch einer Leidenschaft zeugte, die Zetsu beeindruckte. Er war sicher, dass sie in diesem Zustand, sogar einem vollkommen normalen Angriffszauber die Stirn geboten hätte. Aber es war nicht nur das. Als sie den Ellenbogen anwinkelte, schwirrten Manafunken um ihre Hand. „Das hier war auch nicht ganz unpraktisch. Dieser Körper hilft mir, noch mehr Mana freizusetzen, als mein Geist allein es je könnte – und das wiederum ist meine Trumpfkarte, um diesem verdammten Siegelzauber zu entgehen. Es gibt nichts, was du dagegen tun kannst.“ Sie zuckte lächelnd mit den Schultern. Tokimis und Fuus Reaktion, die bei beiden aus einer gerunzelten Stirn bestand, schien sie sehr zu amüsieren. „Jetzt seid ihr ratlos, was?“, stichelte sie weiter. „Tja, es gibt nichts mehr, was ihr tun könnt – also könnt ihr auch einfach aufgeben, dann werde ich euren Tod nicht zu lange hinauszögern.“ „Was lässt dich denken, dass du uns töten kannst?“, fragte Tokimi. „Bislang ist es dir noch nicht gelungen.“ Von diesem einfachen Fakt ließ Philia sich aber nicht von ihrem Plan abbringen, sie lächelte weiterhin. „Wer sagt dir, dass ich bislang ernst gemacht habe?“ Zetsu war nur allzu bereit, ihr das sofort zu glauben. Bei ihrer ersten Begegnung war der Körper noch neu für sie gewesen, inzwischen war sie an ihn gewöhnt und sein voriger, kurzer Kampf mit ihr, hatte ihm bereits ausgereicht, um zu wissen, dass sie eine gefährliche Gegnerin war und man sie nicht unterschätzen sollte. Es war ähnlich, wie bei Leana. Er war froh, dass er nie gegen seine Frau hatte kämpfen müssen, nachdem sie ein Eternal geworden war. Kämpfen wollte er aber auch jetzt nicht, er wollte sie nicht töten, sondern Leana wieder zurückholen. Irgendwie müsste ihm das gelingen. Er müsste nur ein wenig darüber nachdenken. Eine solche Situation hatte er doch bereits schon einmal erlebt. Als Nozomu von Jiruol besessen war, ist Ikaruga-senpai in sein Unterbewusstsein eingedrungen, um ihn dort zu treffen. Warum sollte das hier nicht gehen? Aber um das zu besprechen, müsste er Philia erst einmal ablenken. Kaum hatte er das gedacht, erschien Asake jenseits der Mauer, um die Eternal in einen Kampf zu verwickeln. Dieser war zwar aussichtslos, aber das war im Moment nicht weiter wichtig. Zetsu wandte sich den anderen beiden zu. „Da Plan A gescheitert ist, schlage ich einen Plan B vor.“ Tokimi wirkte davon nicht sonderlich überzeugt, aber Fuu nickte ihm lächelnd zu. „Wie soll er aussehen?“ „Es gibt die Möglichkeit, in Leanas Unterbewusstsein einzudringen. Wenn sie gegen Philia rebelliert, dürfte das helfen, diese wieder loszuwerden.“ Zumindest hatte das bei Jiruol gewirkt und Zetsu konnte sich nicht vorstellen, dass Philia trotz aller Wut stärker oder dickköpfiger sein könnte als der Schlachtgott. Während Fuu verstehend nickte, wirkte Tokimi nicht sonderlich überzeugt. „Wie soll das funktionieren?“ Er erklärte ihr in Kurzfassung das Prozedere, das die Brigade bei Jiruol und Nozomu durchgeführt hatte. „Ich denke, 'Gyouten' resoniert mit 'Shoubi', deswegen können wir diese Methode hier ebenfalls anwenden. Und es ist besser, als sie zu töten.“ An einem solchen Plan wollte er nämlich keinesfalls beteiligt sein, so viel sollten seine Verbündeten wissen. Zumindest Fuu würde es sich bestimmt denken können – und Tokimis Meinung dazu interessierte ihn nicht weiter. Asake zeigte sich derweil überraschend ehrgeizig und noch dazu erfolgreich, wie Zetsu feststellte, als er zwischendurch mal zum Kampfgeschehen hinüberblickte. Verletzungen hatte das Shinjuu natürlich nicht davongetragen, aber er wirkte durchaus ein wenig erschöpft. Zetsu hoffte daher, dass diese Diskussion nicht noch ewig weitergehen würde. Tokimi seufzte schließlich. „Fein. Wir versuchen es.“ Im Klartext: Sie hat keine Ahnung, was wir sonst tun sollen. Aber auch gut. „Also, wie machen wir das?“, fragte Tokimi. Zetsu warf erneut einen Blick zu den Kämpfenden. Philia war vollkommen in ihre Auseinandersetzung mit Asake vertieft und beachtete ihre anderen Feinde gar nicht mehr. Also sah er es als sicher genug an, weiter über diese Pläne zu sprechen. „Ich glaube kaum, dass ich ihr noch einmal nahe genug komme, dass ich es auf gewöhnliche Art und Weise versuchen kann.“ Seine beiden Gefährten runzelten nachdenklich die Stirn. Da keiner von ihnen etwas sagte, schaltete Zetsu sich erneut mit einem leisen Seufzen ein: „Könnt ihr es nicht hinbekommen, dass die Zeit stillsteht? Zumindest für einen Moment? Mehr benötige ich nicht.“ Fuu und Tokimi tauschten einen Blick miteinander. Sie sagten nichts, aber, sehr zu Zetsus Verwunderung, kamen sie dennoch zu einer Einigung. Als sie ihn wieder ansahen, nickten sie beide. „Das können wir machen.“ Er ließ sich seine Erleichterung nicht im Mindesten anmerken, damit keiner der Anwesenden Schwäche darin entdecken konnte. Dann wandte er sich wieder Philia zu und Asake wusste sofort, was los war und verschwand mitten im Kampf. In seinem Inneren konnte Zetsu ihn erleichtert seufzen hören, er dachte daran, dass er sich später daran erinnern müsste, das Shinjuu noch gebührend für sein Durchhaltevermögen zu loben, nun war aber etwas anderes wichtiger. Fuu löste die Mauer auf und konzentrierte sich dann gemeinsam mit Tokimi auf einen anderen Zauber. Damit Philia keinen der beiden in ihrer Konzentration stören konnte, griff Zetsu sie nun selbst wieder an, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Anders als Leana war Philia nicht unbedingt sonderlich aufmerksam, sobald sie einen Gegner hatte, auf den sie sich konzentrieren musste. Das war im Moment ein entscheidender Vorteil für die Gruppe. Wie schon zuvor war sie auch in diesem Kampf nun wieder nur darauf konzentriert, Zetsu davon abzuhalten, ihr zu nahe zu kommen oder sie auch nur mit einem Zauber treffen zu können. Er wich der Peitsche, die äußerst artistische Formen annehmen konnte, immer wieder aus, fand dabei aber, wie erwartet, keine Gelegenheit, selbst anzugreifen oder ihr auch nur zu nahe zu kommen. Dass Philia gerade aussah wie Leana, machte es für ihn nicht leichter. Auch wenn er sich immer wieder sagte, dass es nicht seine Frau war, die ihn hier als Feind betrachtete, sondern eine gänzlich andere Person, nagte das Gefühl an ihm. Leana hätte immerhin alles Recht der Welt, wütend auf ihn zu sein, bis zu dem Punkt, an dem sie ihn eben derart angreifen würde. Immerhin hatte er das Versprechen gebrochen und einfach aufgegeben, sich ohne jeglichen Widerstand töten lassen. Es hätte ihn absolut nicht gewundert, wenn ein Teil von Philias Zorn tatsächlich jener von Leana auf ihn war. Das ist in Ordnung. Wenn du so wütend bist, tob dich ruhig aus – aber dann werde ich dich zurückholen. Philia schien jedenfalls die Energie nicht im Mindesten auszugehen. Nachdem die Peitsche nicht zum gewünschten Erfolg führte, beschwor sie erneut Dornen und schleuderte sie Zetsu entgegen. Doch das scheiterte daran, dass er ein Manaschild vor sich aufbaute, an dem die Dornen abprallten. Philia zeigte keinerlei Frustration auf ihrem Gesicht, aber ihr Zorn schien dafür nur noch zuzunehmen. Doch bevor sie noch mehr Dornen rufen konnte, kam es Zetsu vor, als würde in seinen Ohren eine Uhr existieren, die immer langsamer tickte, bevor sie schließlich ganz verstummte. Im nächsten Moment rührte Philia sich nicht mehr, sie war mitten in der Bewegung eingefroren. „Das ist deine Chance“, sagte Tokimi. Als er sich zu seinen beiden Begleitern drehte, erkannte er, dass alles, außer ihnen, derart bewegungslos war. Selbst Kobayashi und Ylva, die sich immer noch im Kampf mit den Rosenwesen befanden, rührten sich nicht mehr. „Wir können das nicht lange aufrechterhalten“, mahnte Fuu. „Beeil dich, Zetsu.“ Er nickte dem Magier zu und zog dann sein 'Gyouten' hervor. 'Shoubi' war gerade ebenfalls wieder in Schwertform, weswegen er einfach nur mit seinem Schwert ausholen und es auf ihre Klinge treffen lassen musste. Dabei konzentrierte er sich darauf, dass er Leana wiedersehen wollte, dass es wichtig war, dass sie zurückkam. Ein grelles weißes Licht, das von den beiden Shinken ausging, blendete ihn, so wie beim letzten Mal, so dass er die Augen schließen musste und dabei nur hoffen konnte, dass er nun wirklich dort landen würde, wo Leana war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)