Bored von kleines-sama (Creek (Kapitel 3 online)) ================================================================================ Kapitel 3: Vorfreude -------------------- Kapitel 3 Vorfreude Auf dem Weg nach Hause sprach Tweek kein einziges Wort. Er saß neben Craig auf dem Beifahrersitz und blickte während der gesamten Autofahrt auf seine Hände, die er im Schoß gefaltet hatte. Wenn er ehrlich war, dann wusste er nicht so recht, was er von der Ehre halten sollte, die Stan und Wendy ihm und Craig erwiesen. Die Paten eines Kindes zu werden, bedeutete eine große Verantwortung einzugehen. Im Restaurant hatten sowohl Tweek als auch Craig sich bedankt und darum bemüht, möglichst geschmeichelt zu wirken; doch nun waren sie beide allein und Tweek wagte es nicht, Craig ins Gesicht zu schauen. Erst als sie beide das Haus betraten, in dem sie wohnten, wurde es unmöglich, das Schweigen weiter aufrecht zu erhalten. Überraschenderweise war es Craig, der es brach. „Möchtest du jetzt schon schlafen?“ Es wundert Tweek, dass seine Stimme weder besonders missgelaunt noch verärgert klang. „Von mir aus können wir noch ein bisschen fernsehen.“ „Ähm“, machte Tweek, „klar, ngh, gerne, wieso nicht.“ Weil er sich selbst die Möglichkeit geben wollte, sich kurz zurückzuziehen, fügte er hinzu: „Ich mache mir eben einen Kaffee. Möchtest du auch einen?“ Craig schüttelte den Kopf und machte sich anschließend ohne ein weiteres Wort auf den Weg hinüber ins Wohnzimmer. Bei jedem anderen Menschen hätte dieses kurz angebundene Verhalten abweisend gewirkt, doch weil Craig Tucker für seinen Pragmatismus bekannt war, hatten sich die meisten Leute inzwischen an seine nicht allzu freundliche Art gewöhnt und nahmen sie kaum mehr als störend wahr. Tweeks Gedanken überschlugen sich, während er einen neuen Papierfilter in die Kaffeemaschine einlegte. (Weil er sich mit den modernen Maschinen nie hatte anfreunden können, kochte er seinen Kaffee immer noch auf traditionelle Art und Weise, auch wenn dies ein wenig umständlicher war.) Wenn er ehrlich war, dann hatte er damit gerechnet, dass Craig auf Stans und Wendys Bitte, der Taufpate für ihr Kind zu werden, alles Andere als begeistert reagieren würde. Soweit Tweek wusste, kam dieser nämlich nicht sonderlich gut mit Kindern zurecht. Jedenfalls hatte sie beide noch nie über Adoption gesprochen, und auch über die gelegentlichen Pflichtbesuche seines einzigen Neffen Jamie (den Sohn seiner jüngeren Schwester) schien Craig sich nie sonderlich zu freuen. Mit zitternder Hand griff Tweek nach seiner Kaffeetasse, ging langsamen Schrittes hinüber ins Wohnzimmer und setzte sich neben Craig, der bereits den Fernseher eingeschaltet hatte und mit relativ gleichgültig wirkender Miene den Geschehnissen auf der Mattscheibe folgte. Ob ich ihn auf die Patenschaft ansprechen sollte, fragte Tweek sich selbst, und sogar in seinen eigenen Gedanken klang seine Stimme zweifelnd und verunsichert. Er konnte überhaupt nicht einschätzen, wie Craig sich momentan fühlte. Und er war sich nicht sicher, ob er das Risiko eingehen wollte, schlimmstenfalls einen heftigen Streit zu provozieren; nicht jetzt, wo endlich alles so gut zwischen ihnen beiden lief. Zum zweiten Mal an diesem Abend brach Craig das Schweigen, das wie dicke Luft den Raum ausfüllte. „Ist alles okay bei dir?“, fragte er und wandte sogar den Blick vom Fernseher ab. „Du bist so still.“ Tweek fühlte sich ertappt und begann hektisch zu nicken, nicht ohne den halben Inhalt seiner Kaffeetasse auf seine Hose zu kippen. „K-klar“, antwortete er rasch und griff nach ein paar Taschentüchern, die auf dem Couchtisch lagen, um den Stoff provisorisch zu trocknen. Leider schien seine Antwort Craig nicht überzeugen zu können; dieser warf ihm einen äußerst skeptischen Blick zu und erwiderte schließlich: „Du machst dir Gedanken wegen dem Baby, nicht wahr? Du weißt schon, weil Stan und Wendy möchten, dass wir die Taufpaten werden.“ Tweek hielt in seiner Bewegung inne. Er blickte zu Craig hinüber und stockte kurz, ehe er mit beinahe schon leidend klingender Stimme zugab: „Ja, ngh, stimmt.“ „Du musst dir keine Sorgen machen“, sagte Craig mit ruhiger Stimme und wandte sich wieder dem Fernseher zu. „Ich bin mir sicher, dass Stan und Wendy nichts zustoßen wird; das Kind kommt also gar nicht erst in unsere Obhut. Und wenn wir es besuchen, du weißt schon, zum Geburtstag und so, läuft mit Sicherheit alles glatt. Du wirst es nicht fallen lassen oder so etwas in der Art. Also zerbrich dir nicht den Kopf.“ Tweek nickte und konnte ein zaghaftes Lächeln nicht ganz unterdrücken. Allem Anschein nach hatte Craig kein Problem damit, Patenonkel zu werden; viel eher schien er sich Gedanken darüber gemacht zu haben, dass Tweek sich in dieser Situation überfordert fühlen konnte. Ihm fiel ein schwerer Stein vom Herzen. Bebe Stevens starrte missmutig auf den Prospekt, der in ihrem Schoß lag; es handelte sich um einen bunten Flyer, der für tolle Urlaubsreisen warb. Ein Kunde musste ihn vergessen haben. Sie war beim Abräumen eines Tisches darauf gestoßen und hatte ihn eingesteckt, ohne weiter darüber nachzudenken. Nun saß sie allein im Pausenraum und trank eine Tasse Kaffee auf Kosten des Hauses, während sie mit wehmütiger Miene durch die Seiten blätterte und den Blick über die aufregenden Angebote schweifen ließ. Ihre letzte Urlaubsreise war etwa sieben Jahre her; es hatte sich um ihre Flitterwochen gehandelt. Gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann Clyde war sie in Deutschland gewesen. Und obwohl der lange Flug ermüdend gewesen war und es während ihres zweiwöchigen Aufenthaltes fast ununterbrochen geregnet hatte, behielt sie die Zeit in Deutschland in guter Erinnerung. Bebe nahm einen großen Schluck Kaffee, schloss für einen Moment die Augen und dachte daran zurück, wie sie zusammen mit Clyde durch Münchens Straßen spaziert war. Sie hatten viel gelacht und waren unter ihrem Schirm eng zusammengerückt, wenn der Regen besonders schlimm wurde. Im selben Moment, in dem Bebe ihre Augen öffnete, hatte sie alle schönen Erinnerungen an München wieder verdrängt. Anstatt an den Geruch von frisch gebackenen Brezeln oder den Blick auf die Frauenkirche, dachte sie an den Wind, der kalt durch die Gassen geblasen und ihr den Regen ins Gesicht geschleudert hatte. Ohne ihn bin ich besser dran, dachte Bebe und legte den Prospekt zur Seite. Die Trennung von Clyde war auf jeden Fall die richtige Entscheidung gewesen. Das Geld, das sie als Aushilfe in Tweeks Kaffeeladen verdiente, reicht zum Leben, doch um in Urlaub zu fahren, müsste Bebe lange sparen und darauf hatte sie keine Lust. Anstatt erneut nach Europa zu reisen oder wenigstens mal für eine Woche ans Meer zu fahren, gab sie ihr Geld lieber für manikürte Fingernägel oder teure Frisuren aus (für ihre blonden Locken bekam sie oft Komplimente von jungen Männern und darauf wollte sie auf keinen Fall verzichten). Als beide Zeiger der Uhr, die im Pausenraum an der Wand hing, auf die Zwölf zeigten, seufzte Bebe leise auf und erhob sich von ihrem Platz. Sie tröstete sich selbst mit der Aussicht auf ihren für den Nachmittag geplanten Besuch im Nagelstudio, während sie nach einem feuchten Lappen griff und über die Platte von Tisch Nummer acht wischte. Tweak's Kaffeeladen war bereits seit zehn Minuten geschlossen. Ehe er Feierabend machte und nach Hause fuhr, wollte Tweek nur noch rasch den Tisch im Pausenraum abwischen. Eigentlich war dies zwar die Aufgabe seiner Aushilfe, doch weil Tweek den Eindruck hatte, dass Bebe in letzter Zeit untypisch unglücklich und aufgewühlt wirkte, nahm er ihr dieses Versäumnis nicht übel. Er war ein sehr rücksichtsvoller Vorgesetzer und packte bei der Arbeit lieber selbst an, anstatt seine Mitarbeiterin zusätzlich zu belasten. Seit ihrer Scheidung von Clyde ist sie nicht mehr dieselbe, dachte Tweek mitfühlend und griff nach dem Prospekt, der auf dem Tisch im Pausenraum lag. Erst als die Tischplatte sauber glänzte, warf er einen genaueren Blick auf den bunten Flyer: Es handelte sich um Werbung für Urlaubsreisen. Vorne auf der ersten Seite waren die großen Sehenswürdigkeiten Europas abgebildet: der Eiffelturm, das Brandenburger Tor, die Sixtinische Kapelle... Tweek warf den Prospekt auf dem Weg hinüber zum Parkplatz in den Müll. Er war ein sehr ängstlicher Mensch und fürchtete sich vor dem Fliegen. (Auf Bitten seiner Mutter hatte er es einmal sogar ernsthaft versucht gehabt, doch am Ende hatte er es einfach nicht geschafft, sich ins Flugzeug zu setzen). Ein Urlaub in Europa kam für ihn nicht infrage. Während Tweek den Motor seines Wagens startete, inhalierte er tief. Der leichte Geruch von Zigarettenqualm hing noch immer in der Luft. Auch wenn Tweek selbst Nichtraucher war, spürte er sofort, wie ihn der altbekannte Geruch beruhigte. Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Craig hatte ihn gestern beim Einkaufen begleitet und im Auto ein paar Zigaretten geraucht. Gerade bog Tweek in die Hauptstraße ein, als ihm der Gedanke in den Sinn kam, dass Craig und er mal wieder Urlaub machen könnten. Keine Reise nach Europa, keine Flüge oder Kreuzfahrten; mit dem Auto in die Berge zu fahren und eine Woche in einer gemütlichen Unterkunft zu verbringen, reichte ihm völlig aus. Vielleicht könnten sie ja sogar dasselbe Bungalow wie vor zwei Jahren mieten? Da Tweek sich an völlig fremden Orten zumeist unwohl fühlte und Craig sowieso ein echter Gewohnheitsmensch war, stand einem Erholungsurlaub in der Umgebung wohl nichts im Wege. Ein paar Tage später beschloss Tweek, Craig auf dieses Thema anzusprechen. Sie saßen im Wohnzimmer auf der Couch und aßen ein paar Sandwiches, die er gemacht hatte; Tweek hatte sich bei der Zubereitung große Mühe gegeben und hoffte, dass sie Craig schmeckten. Er wartete bis zur Werbepause ab, ehe er auf sein Anliegen zu sprechen kam. Gedanklich hatte Tweek sich die Worte bereits zurechtgelegt, doch trotzdem fiel es ihm schwer, sie zu formulieren. Nervös nestelte er am Saum seines hellgrünen Pullovers herum und bemühte sich darum, möglichst unbefangen zu klingen, während er sprach: „Ähm, C-craig... Was hältst du davon, wenn, ngh, wir mal wieder in Urlaub fahren?“ Eigentlich ist es bescheuert, dass ich so verunsichert klinge, schoss es Tweek durch den Kopf, noch ehe er seine Frage beendet hatte. Immerhin wollte er Craig ja nicht anbetteln. Dessen Gehalt war zwar deutlich höher als seines, doch trotzdem verdiente Tweek sein eigenes Geld und beabsichtigte, sich an den Kosten für den Urlaub zu beteiligen. Es war ihm wichtig zu wissen, dass er niemandem auf der Tasche lag. Craig wandte den Blick vom Fernsehbildschirm ab und zog die Augenbrauen zusammen. „Urlaub?“, wiederholte er und sprach das Wort aus als handelte es sich dabei um etwas völlig Abstruses. Tweek nickte eifrig. „Ich habe mir überlegt, dass es doch g-ganz schön wäre, wenn wir für eine oder zwei Wochen in die Berge fahren“, erklärte er, „so wie letztes Mal.“ Craig zuckte mit den Schultern. „Von mir aus“, sagte er schließlich. „Aber ich kann dir nicht versprechen, dass daraus in nächster Zeit etwas wird. Ich muss erst einmal Urlaub beantragen und ob mir der genehmigt wird, steht in den Sternen. Die Kanzlei hat einige neue Fälle übernommen; ich ertrinke praktisch in Papierkram. Ich denke nicht, dass mein Chef begeistert sein wird, wenn ich mir jetzt freinehme.“ „Oh“, machte Tweek und senkte den Blick. Dass aus dem geplanten Urlaub wohl doch nichts werden würde, enttäuschte ihn, um ehrlich zu sein, wirklich sehr. Insgeheim hatte er sich bereits ausgemalt, wie er gemeinsam mit Craig romantische Spaziergänge durch die Berge unternahm. „Ich kann nichts dafür“, warf Craig ein, der seine Enttäuschung zu registrieren schien. Seine Stimme klang untypisch gereizt; normalerweise sprach er in einem recht monotonen Tonfall. „Ich würde mir zu gerne ein paar Wochen Urlaub nehmen und mit dir in die Berge fahren, das kannst du mir glauben! Zumindest würde ich es lieber tun als täglich neun Stunden im Büro zu sitzen und jedes Mal, wenn ich einen Stapel Papiere abgearbeitet habe, sofort einen neuen auf den Schreibtisch gelegt zu bekommen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gerne ich meinem Chef den Mittelfinger zeigen würde! Aber momentan kann ich mir wirklich keinen Fehltritt erlauben; der Arsch hat mich sowieso auf dem Kieker.“ „Ich wollte dir, gah, keinen Vorwurf machen!“, beteuerte Tweek rasch. „Tut mir leid, dass dir die Arbeit im Moment so wenig Spaß macht. Ich habe nicht g-gewusst, dass es so schlimm ist.“ „Die Arbeit macht mir nie Spaß“, warf Craig augenrollend ein, „aber in letzter Zeit ist es im Büro wirklich unerträglich. Mein Chef kann mich seit der letzten Betriebsfeier nicht mehr leiden. Er hat seine neue Freundin mitgebracht und ist furchtbar eifersüchtig geworden, weil sie ununterbrochen mit mir geflirtet hat.“ „Wirklich?“ Tweek konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Wenn er ehrlich war, dann erfüllte ihn die Gewissheit, dass ausgerechnet er einen solch attraktiven Mann abbekommen hatte, mit Stolz. Craig wurde sehr oft angesprochen. Und solange es sich dabei nur um Frauen handelte, konnte Tweek über die Flirts lachen. Craig nickte; auch er grinste, was sehr selten vorkam. „Sie sah wirklich gut aus“, erzählte er. „Groß, schlank, langes Haar und ordentlich Holz vor der Hütte; vermutlich ist sie nur wegen seines Geldes mit dem Chef zusammen. Ich habe überhaupt kein Interesse an ihr gezeigt, aber du weißt doch, wie verrückt die Frauen sind: Nichts finden sie heißer als einen Mann, der sie komplett ignoriert. Sie hat den ganzen Abend lang nicht von mir abgelassen, obwohl ich auf nicht einen einzigen Flirt eingegangen bin. Dieses Spektakel ist natürlich auch den Anderen nicht entgangen und bald war das Mädchen die Lachnummer der Betriebsfeier. Mein Chef hat sich schrecklich geärgert, denn natürlich hatte er sie mitgebracht, damit wir alle neidisch werden. Nun ja, dieser Plan ist wohl nach hinten losgegangen.“ Tweek hielt sich die Hand vor den Mund, während er kicherte. „Weiß dein Chef denn nicht, dass du überhaupt kein Interesse an Frauen hast?“, hakte er neugierig nach. Craig zuckte mit den Schultern. „Ich erzähle auf der Arbeit nicht sonderlich viel von meinem Privatleben“, meinte er schließlich. „Aber ich glaube auch nicht, dass sich an der Einstellung meines Chefs irgendetwas ändern würde, selbst wenn ich ihm von dir erzählen würde. Er hat sich vollkommen auf diese Sache versteift. Vermutlich sucht er ein Ventil, um Druck abzulassen, und hat in mir das perfekte Ventil gefunden.“ „Du, ngh, Armer“, sagte Tweek, beugte sich hinüber zu Craig und küsste diesen zärtlich auf die Lippen. Craig erwiderte den Kuss und legte seine rechte Hand in den Nacken seines Gegenübers. „Ich werde trotzdem fragen“, meinte er, als sie beide sich voneinander gelöst hatten, „du weißt schon, wegen dem Urlaub. Vielleicht habe ich ja Glück und bekomme ihn doch genehmigt.“ bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)