Higher Than Hope von Katherine_Pierce (Lasst die Spiele beginnen!) ================================================================================ Kapitel 4: Die Eröffnungsfeier ------------------------------ Die Verschönerungsprozedur hatte den größten Teil des Tages in Anspruch genommen, so dass Catherine nicht mehr allzu lange warten musste, ehe sie gemeinsam mit Merlin den Wagen von Distrikt 4 besteigen würde. Zunächst aber traf sie auf ihren Mittribut. Auch er hatte sich einer langwierigen Behandlung unterziehen müssen, welche aus ihm einen jungen Mann gemacht hatte. Er wirkte um einiges erwachsener als sonst. Und vor allem sah er unglaublich gut aus. Das musste Catherine ihm schon lassen. Merlin trug ein blaues Hemd, dazu passende Hosen und Lederstiefel. Sein Haupt wurde von einer Krone aus verschlungenem Seetang bekränzt, die golden glänzte. Außerdem war ein Gürtel um seine Körpermitte geschlungen, aus dem selben Material wie auch die Krone. Als sie Merlin so sah, entfuhr Catherine ein Seufzer. „Wow, das hat sich gelohnt.“, meinte sie anerkennend. Merlin, der nicht so extrem begeistert ausgesehen hatte, als er von Janice endlich in die Freiheit entlassen worden war, sah auf. Er unterzog Catherine einer genauen Musterung. „Kann ich nur zurückgeben.“, erwiderte er steif. Ihn ärgerte es einfach, dass man ihn den ganzen Tag nicht in Ruhe gelassen hatte. Er konnte es nicht leiden, wenn man so an ihm rumwerkelte, als wäre er ein lebloser Gegenstand, den man nach Belieben formen konnte. Allerdings musste er doch zugeben, dass ihn dieser Tag von dem Bevorstehenden abgelenkt hatte. Merlin war nicht scharf darauf, in der Arena sein Leben zu lassen. Jetzt war er ein wenig ruhiger als zu dem Zeitpunkt, da sie hier angekommen waren. „Danke.“, meinte Catherine, die sich umsah. Zwar waren ihre Stylisten bei ihnen, doch von Finnick und Rufus Jacoby keine Spur. Normalerweise war doch Letzterer pünktlich wie ein Uhrwerk. Dass er sich jetzt nicht dort befand, wo man ihn erwartete, das war seltsam. Andererseits hatte er sich vielleicht schon mal im Vorfeld nach möglichen Sponsoren erkundigt. Also war es besser, sich nicht zu beschweren. Lange mussten sich die beiden Tribute und ihre Stylisten nicht gedulden. Finnick tauchte als erster auf. Und natürlich konnte er es nicht lassen, gleich wieder seinen Charme spielen zu lassen. „Babe, du siehst wunderschön aus.!“, hauchte er Catherine zur Begrüßung entgegen, während er einen Arm um sie legte. Widerwillig ließ sie junge Dame sich das gefallen. Sie wollte lieber, dass Jack Jackson so mit ihr sprach. Finnick, das wusste jeder, vernaschte, was bei Drei nicht auf dem Baum war. Und Catherine hatte nicht die Absicht, sich in seine Trophäensammlung einzureihen. Da konnte Finnick noch so gut aussehen und noch so sehr baggern, sie würde nicht auf ihn hereinfallen. „Du siehst stattlich aus, Merlin.“, bemerkte Finnick an den Jungen gewandt. Er schenkte beiden ein Lächeln. In diesem Moment kam trat auch endlich Rufus Jacoby auf den Plan. Er wirkte irgendwie gehetzt. Bestimmt hatte er die Zeit vergessen und war nun in Eile. Diese Vermutung stellte sich als sehr naheliegend heraus. Kaum hatte Jacoby die Gruppe erreicht, verkündete er auch schon, dass sie nun aufbrechen müssten, wollten sie pünktlich sein. Und Pünktlichkeit gehörte im Kapitol zum guten Ton. Zumal Merlin und Catherine ohnehin ihren Umzugswagen besteigen würden, um die unsäglich Runde zu drehen, so dass die Menge sie begaffen konnte. Keiner von den beiden Tributen fühlte sich bei der Vorstellung sonderlich wohl. Sie waren sich zumindest in dieser Hinsicht ähnlich. Nichts verabscheuten sie so sehr, wie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Zumal es hierbei um mehr ging, als bloßes Präsentieren. Von diesem ersten Eindruck konnte ihr Leben in der Arena abhängen. Gute Kostüme und schöne Tribute lockten Sponsoren, wie das Licht die Motten. „Dann wollen wir mal.“, meinte Finnick in die Runde, sich in Bewegung setzend. Catherine musste notgedrungen mit ihm Schritt halten, da er seinen Arm immer noch um ihre Taille liegen hatte. Nicht, dass ihr das besonders gut in den Kram gepasst hätte, aber wehren konnte sie sich schlecht dagegen. Außerdem wollte sie nicht, dass ihr Kostüm in irgendeiner Art und Weise litt. Der Stoff war schließlich hauchdünn und Catherine hatte Angst, dass er bei einer zu heftigen Bewegung riss. Unter keinen Umständen würde sie zulassen, dass Fitz' Arbeit sich in Wohlgefallen auflöste. Dafür hatte er bestimmt zu sehr daran geknobelt. Zudem schätzte Catherine es, dass sie sich einmal im Leben so schön kleiden konnte, ohne sich dumm vorzukommen. Sie gab es ungern zu, doch sie hatte eine Leidenschaft für schöne Kleider. Eigentlich mochte sie alles, das schön oder ästhetisch war. Allerdings kam es auch öfter vor, dass sie anderer Meinung war, als ihre Umwelt, wenn es darum ging, ob man etwas als schön bezeichnen konnte oder nicht. „Woran denkst du gerade?“, riss Finnick sie ein wenig unsanft aus ihren Gedankengängen. Catherine hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass sie in den Fahrstuhl gestiegen und die vier Stockwerke ins Erdgeschoss gefahren waren. Von dort aus würden sie in die Halle gehen, in welcher die Umzugswagen standen und nur darauf warteten, die Tribute aufzunehmen, um sie der Menge vorzuführen. Irritiert sah sie Finnick an. In seinen grünen Augen funkelte es. Er schien ehrlich interessiert zu sein an dem, was ihr so durch den Kopf ging. Daher entschloss Catherine sich, wahrheitsgemäß zu antworten. Das konnte nicht schaden. Und wenn Finnick sie auslachen sollte, bitte. Das bewies dann nur, dass er ein ziemlicher Trampel war. „Daran, was Schönheit ist.“, sagte sie leise, „Und dass ich mich noch nie zuvor in meinem Leben so schön gefühlt habe, wie jetzt.“ Finnick hörte zu, ohne sie zu unterbrechen. Er sagte auch nichts weiter zu ihrer Äußerung. Vielmehr schien er darüber nachzudenken. Langsam nickte er. „Ich verstehe, was du meinst. Auch wenn ich dich korrigieren muss: du bist auch dann schön, wenn du es selbst nicht so empfindest.“ Diese Worte, so ungewöhnlich ernst gesprochen, erstaunten Catherine nicht wenig. Sie hatte Finnick eigentlich immer für einen ziemlich oberflächlichen Gesellen gehalten. 'So kann man sich irren.', dachte sie bei sich, errötet aber dennoch aufgrund seiner Worte. „Das Reizvolle an dir ist, dass du nicht um jeden Preis schön sein willst, sondern deinen Charakter unterstreichen lässt, was die Natur dir gegeben hat.“, führte Finnick seinen Gedanken weiter aus. Das überraschte nun auch Merlin, der nichts von solchem Geschwätz hielt. Er war eben zumeist mit dem Meer, und ihm allein, beschäftigt. In den ganzen 14 Jahren seines bisherigen Lebens hatte Merlin sich noch nie zuvor darum geschert, ob er jemanden gutaussehend fand oder andersherum. Andererseits begriff er rasch, dass solche Schmeichelworte Finnick so manche Tür aufgetan hatten. Welche Frau würde nicht dahinschmelzen, wenn man ihr sagte, dass sie ohnehin schon hübsch war, ihre eindrucksvolle Persönlichkeit dies aber noch besser zur Geltung brachte? Merlin schüttelte den Kopf. Frauen waren ja so berechenbar. Es war nur gut, dass er sich niemals mit dem Problem würde auseinandersetzen müssen. Das war ein ziemlich dämlicher Grund, froh zu sein, zum Tribut gemacht worden zu sein, aber besser als seine verbleibenden Tage in Angst zu fristen. Vielleicht konnte er sogar Finnick bitten, sein Werk zu vollenden. 'Ja, das werde ich tun.', nahm Merlin sich vor. Auch er hatte nicht bemerkt, dass sie im Erdgeschoss angekommen waren. Nun würde Finnick sie noch bis zu ihrem Wagen geleiten und dann war Showtime, wie Merlins Stylistin es ausgedrückt hatte. Er konnte nur hoffen, dass seiner Mutter nicht das Herz brach, wenn sie ihren Jungen, den sie oft genug noch als ihren kleinen Liebling bezeichnete, die Übertragung sah. Obwohl ihr das mal wieder ähnlich sähe. Merlins Mutter war furchtbar sentimental und konnte wirklich schnell in Tränen ausbrechen. Ein wenig konnte er sie durchaus verstehen. Welchem Elternteil würde es nicht schwer fallen, das geliebte Kind dem Kapitol zu opfern? 'Genug davon!', fauchte Merlin sich innerlich an. Er hatte eine Rolle zu spielen und das würde er nach bestem Wissen und Gewissen auch tun. Vielleicht war man ihm dann bei seinem Tod ein wenig gnädiger. Jedenfalls dann, wenn er durch eine Teufelei der Spielmacher ums Leben kam und nicht von einem anderen Tribut ermordet wurde. Das klang nach einem annehmbaren Plan. Fast schon zufrieden bestieg Merlin den Wagen, der Distrikt 4 repräsentierte. Das Gefährt war ebenso blau, wie die Kostüme, die er und Catherine trugen. Seine Partnerin allerdings schenkte der unmittelbaren Umgebung keine Aufmerksamkeit. Nein, Catherine war vollauf damit beschäftigt, nach Distrikt 5 Ausschau zu halten. Der Wagen war direkt hinter ihnen und bis sie selbst vor das Publikum gefahren wurde, hatte sie noch genügend Zeit, um den ein oder anderen Blick auf Jack Jackson zu erhaschen. In der Theorie war das ein guter Plan. In der Praxis auch. Da die Tribute nichts Anderes zu tun hatten, als ihre Plätze einzunehmen, konnte Catherine wirklich in aller Seelenruhe nach Jack Ausschau halten, ohne dass man sie scheel angesehen hätte. Es war nur natürlich, dass sie sich neugierig umsah. Als allerdings Jack auf den Plan trat, gekleidet in einfachste Klamotten, der Uniform eines Steinmetzen nachempfunden, stockte ihr schier der Atem. Er trug blau. Ein netter Kontrast zu seinen roten Haaren, die leicht zu leuchten schienen. Das konnte natürlich nur Einbildung sein, doch Catherine zog es vor, die andere Version für wahrscheinlicher zu halten. So kam sie sich weniger verrückt vor. Denn mal ehrlich, sie kannte Jack nur vom Sehen. Sie wusste, dass er aus Distrikt 5 stammte, dass er ein Tribut war und dass sie in der Arena gegeneinander würden bestehen müssen. Das war aber schon alles. Mehr hatte sie nicht über ihn in Erfahrung gebracht und sie kannte ihn nur, weil sie beide zufällig zu Tributen auserkoren waren. Nichts besonderes also. Passierte schließlich jährlich in Panem. Nur, dass Catherine das Gefühl nicht los wurde, dass da mehr war. Es war nicht so einfach, wie sie es vielleicht gern gehabt hätte. Allein der Gedanken daran, dass sie ihn eventuell würde töten müssen, weil ansonsten sie dran glauben musste, ließ sie zusammenzucken. Sie mochte sich das nicht näher vorstellen. Er durfte einfach nicht... Nein, kein Blut sollte seine roten Haare verkleben. Sein Gesicht sollte durch nichts entstellt werden. Erst, als Merlin ihr einen schmerzhaften Stoß in die Rippen gab, bemerkte Catherine, dass sie Jack ganz ungeniert angestarrt hatte. Und was tat er? Zurückstarren. Mit demselben, bohrenden Blick. Catherine spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Wie peinlich! Sie hatte sich erwischen lassen! Zu ihrem Ungemach musste sie ein Lächeln auf Jacks Zügen entdecken, das ihr nicht genehm sein konnte. Auf sie wirkte es fast schon spöttisch, irgendwie auch mitleidig. Gerade so, als habe sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. Obwohl sie manchmal selbst daran zweifelte. Sie schluckte, ehe sie sich endlich, endlich von Jack abwandte. Die ersten drei Distrikte hatten ihre Runden bereits begonnen. Mit einem Ruck setzte sich auch der Wagen, auf dem sich Merlin und Catherine befanden, in Bewegung. Sie gab sich allergrößte Mühe, unbewegt zu schauen. So, als ob es sie nicht im Mindesten tangierte, dass sie dem sicheren Tod entgegen ging. Oder dass sie sich reichlich lächerlich gemacht hatte, indem sie einen Fremden auf so ungehörige Art und Weise angestarrt hatte. Irgendwie beneidete sie Merlin. Er wirkte unglaublich ruhig und gelassen. Beinahe schon stoisch. 'Ob er niemals Angst verspürt?', fragte Catherine sich, ihm einen kurzen Seitenblick zuwerfend. Kaum eine Minute später, als sie der Menge vorgeführt wurden, spürte sie, wie ein Zittern den hochgewachsenen Jungen erfasste. Für einen Augenblick wagte sie einen längeren Blick auf ihn. Erst da wurde es Catherine ersichtlich, dass Merlin sich tierisch zusammennahm. Er war schließlich erst 14 Jahre alt! Die Situation musste ihn doch unglaublich belasten. Und sie selbst hatte nichts Besseres zu tun, als ihren Feind anzuschmachten, wie ein Mondkalb. 'Ich sollte mich was schämen!', schalt sie sich. Sie hatte immerhin versprochen, auf Merlin aufzupassen. Dafür zu sorgen, dass wenigstens er es heil nach Hause schaffte. Aber was tat sie, kaum, dass sie ein hübsches Gesicht erspäht hatte? Richtig, sie ließ sich davon ablenken und einlullen, statt ihrer Aufgabe nachzukommen. Und da konnte Jack Jackson hundertmal in ihren Träumen vorgekommen sein. Ihre oberste Priorität hatte Merlins Wohlergehen zu gelten. Unwillkürlich straffte Catherine die Schultern. Es war an der Zeit, ihre kleine, von Illusionen geprägte Traumwelt hinter sich zu lassen und endlich Merlin zu beschützen. Als ob er ihren Gedanken erahnt hätte, schob sich fast schüchtern seine Hand in die ihre. Ein kaum merkliches Lächeln erblühte auf ihrer beider Züge, als Catherine sie fest mit ihren Fingern umschloss und sanft drückte. Majestätisch thronten die Tribute aus Distrikt 4 auf ihrem Wagen und ließen die Massen an sich vorbeiziehen. Es war, als wären sie zu einem Einverständnis gekommen. Als hätten sie beide ihre Rollen akzeptiert und würden sich nun vollends darauf konzentrieren, wenigstens einen von ihnen im Triumph und nicht leblos und kalt heim zu schaffen. Später, als Catherine und Merlin auf den Beginn der Interviews warteten, hielten sie sich immer noch bei der Hand. Während es Catherine vorkam, als hielte sie den kleinen Bruder, den sie nie gehabt hatte, erschien es Merlin völlig anders. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er die Hand eines Mädchens mit der seinen umklammerte. Nun ja, eines Mädchens, das nicht seine Schwester war. Er musste zugeben, dass es sich um Einiges besser anfühlte, als er je vermutet hätte. Irgendwie fühlte er sich sicher, wenn er so einen Kontakt mit Catherine hatte. Vorhin, als sie vom Wagen geklettert waren und sich für einen Moment hatten loslassen müssen, hatten sie sich in die Augen gesehen und Merlin meinte, darin eine unmissverständliche Botschaft herausgelesen zu haben. Vielleicht hatte er sich geirrt und in dem Fall war das eben bedauerlich, aber nicht zu ändern. Aber falls nicht, nun, dann war er ein ziemlicher Glückspilz. Catherines graue Augen hatten versprochen, ihn zu beschützen. Sie hatte ihm mit einem einzigen Blick gesagt, dass sie alles tun würde, damit er überlebte. Dabei wusste sie nicht einmal etwas von seinem ehrgeizigen Projekt. Einen Moment lang spielte Merlin mit dem Gedanken, sie einzuweihen. Falls sie wider Erwarten gegen die Karrieros und alle andere bestehen sollte, auch gegen diesen rothaarigen Teufel aus Distrikt 5, konnte sie sein Werk zur Vollendung führen. Die Idee gefiel Merlin ausnehmend gut, wie er auch ihre Nähe, die so ungewohnt war für ihn, genoss. Es war definitiv an der Zeit, jemand anderem zu erlauben, einen gewissen Einblick in sein Innenleben zu bekommen. Und Merlin hatte beschlossen, dass Catherine dieser Mensch sein würde. In der Arena würden sie gewiss zunächst als Team arbeiten und wenn er ihr erst von sich erzählte... Nun, abgesehen von dem, was er aus ihrem Blick gelesen hatte, glaubte er ohnehin nicht, dass sie imstande wäre, ihm auch nur einen Fingernagel abzubrechen. Ein äußerst zufriedenes Lächeln zierte Merlins Züge. Als er seine drei Minuten Interview bekam, fiel es ihm alles andere als schwer, nicht selbstbewusst aufzutreten. Dennoch war er heilfroh, als man ihn entließ und Catherine an die Reihe kam. Sie tauschten einen kurzen Händedruck, dann musste sich das Mädchen die Fragen von Ceesar Flickerman gefallen lassen. Leicht eingeschüchtert nahm Catherine auf dem ihr zugewiesenen Stuhl Platz. Dann wandte sie sich Flickerman zu. Dieser stellte sie erneut kurz vor, ehe er wissen wollte, wie sie auf ihre Ernennung reagiert hatte. Über diese Frage ärgerte Catherine sich maßlos, doch sie entschied sich zur Ehrlichkeit. Immerhin war der Beweis auf Zelluphan gebannt und konnte beliebig oft ausgestrahlt werden. „Nun ja, ich bin 17, deswegen hatte ich nicht damit gerechnet, ehrlich gesagt.“, gab Catherine zu, „Als es dann doch passiert ist, war ich ziemlich fassungslos.“ Flickerman schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln. „Das kann ich mir vorstellen.“, meinte er, bevor er zur nächsten Frage überging. „Hast du denn in Distrikt 4 außer deiner Familie noch jemanden, der sich um dich sorgt?“ Catherine legte ihren Kopf schief. Sie verstand nur halb, worauf Flickerman hinauswollte. Deutete er etwa an, dass sie einen Freund haben könnte? Falls ja, dann musste sie ihn und ihre Zuhörerschaft leider enttäuschen. Darum schüttelte sie auch den Kopf, antwortete aber: „Nein. Nur meine Familie, sonst niemand.“ Wie sie es voraus gesehen hatte, waren weder Flickerman, noch die Menschenmenge besonders erfreut das zu hören. Im Kapitol liebten sie unglückliche Liebesgeschichten. „Gibt es denn wirklich niemanden, der dir sonst noch am Herzen liegt?“, bohrte Flickerman nach. Wieder nahm Catherine sich Zeit, einen Moment zu überlegen. Dann lächelte sie leicht. „Ich hab mich mit Finnick und Merlin angefreundet, aber das ist auch schon alles.“ Es widerstrebte ihr zwar, dennoch tat sie so, als ob es ihr nicht besonders nahe ging, dass sie keinen von beiden wirklich gut kennenlernen würde. „Wie schön!“, verkündete Flickerman, „Und was tust du in deiner Freizeit, wenn du nicht in der Schule bist oder beim Fischen hilfst?“ Ein weiteres Lächeln erschien auf Catherines Lippen. „Nun, ich schwimme für mein Leben gern und ich singe. Aber das tue ich nur, wenn ich völlig allein bin.“, verriet sie. „So,so.“ Der Rest des Interviews plätscherte vor sich hin, ohne, dass irgendein interessantes Thema zur Sprache gekommen wäre. Als es vorbei war, kam Catherine nicht umhin, eine gewisse Erleichterung zu verspüren. Alle hatten sie angestarrt. Und das mochte sie nicht. Sie fühlte sich bedrängt von den vielen Augen, die auf sie gerichtet gewesen waren. Ein verdammt schlimmes Gefühl. Merlin, der das durchaus mitbekommen hatte, schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln. Danach ergriff er aus eigenem Antrieb ihre Hand, um sie irgendwie zu trösten. Und wenn es nur ein bisschen war. Besser das, als überhaupt nicht. Dankbar ließ Catherine ihn gewähren. Allerdings vergaß sie beinahe Merlins Anwesenheit, als Jack Jackson an ihnen vorbeiging. Er warf ihr einen undefinierbaren Blick aus seinen grünen Augen zu, der sie erschauern ließ. Und als er sie versehentlich streifte, durchfuhr Catherine ein wohliges Gefühl. Unwillkürlich musste sie lächeln. Obwohl es Jack war, den Flickerman nun mit dämlichen Fragen belästigte und die der junge Mann kaum beantwortete, bekam Catherine nichts mit von dem, was gesprochen wurde. Ohnehin war es mehr Ceesar Flickerman, der sprach und die Zuhörer unterhielt. Der Eindruck, dass Jack Jackson nicht gerade das gesprächigste Wesen war, das je erschaffen worden war, hielt sich hartnäckig. Sowohl bei Catherine, als auch den Zuschauern. Offensichtlich war Jack kein Freund großer Worte. Oder welchen überflüssiger Art. Nach einer halben Ewigkeit waren auch die letzten Tribute von Flickerman befragt und ausgequetscht worden. Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen. Weder Catherine noch Merlin konnten ihre Müdigkeit länger im Zaum halten. Wenn Finnick sie nicht gelotst hätte, wären sie sicher in irgendeiner dunklen Ecke gelandet und hätten sich hoffnungslos verlaufen. Finnick aber kannte sich ziemlich aus. Immerhin war er ein gern gesehener Gast im Kapitol, auch wenn ihm meist Herzschmerz und Tränen folgten. Langsam, da müde, trotteten Catherine und Merlin hinter ihrem Mentor her, der selbst jetzt nicht die Klappe halten konnte. Stattdessen erzählte er ihnen, dass sie einen tollen Job hingelegt hatten und dass sie gewiss ein paar Sponsoren gefunden hatten. Ansonsten würde Finnick eben nachhelfen. Und da bei seinem Anblick ziemlich viele betuchte Damen schwach wurden, konnte er sein hübsches Gesicht ohne Skrupel einsetzen. Nicht, dass er überhaupt welche besessen hätte... „Gute Nacht.“, gähnte Catherine, als sie ihr Zimmer erreicht hatten. Sie schenkte ihren Begleitern ein müdes Lächeln, dann zog sie sich zurück. Mehr als erleichtert, endlich in ihre Bett sinken zu können, schaffte Catherine es gerade noch, sich aus ihrem Kostüm zu schälen, ehe sie unter die Daunendecke kroch. Sobald ihr Kopf das weiche Kissen berührte, war sie entschlummert, einem neuen Tag entgegen. Morgen würde sie trainieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)