Nachtglitzer von Pusteblume1991 (AltairxAlena) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7: Zuhause? ------------------------------ Kapitel 7: Zuhause? Alena war wie erstarrt. Ihr Herz schlug holprig und dennoch rasch in ihrer Brust. Ihre Hände zitterten, während sie langsam zu dem Mann aufsah. „Bitte tötet mich nicht.“ Ihre Augen wanderten zu ihm empor. „Das habe ich nicht vor“, schnaube der Fremde, den sie nun erkannte. Altair! Was tat er hier? Würde er… wollte er…? „Steh auf.“ Alena gehorchte, auch wenn ihre Beine zitterten als wären sie aus Pudding. Ein zweiter Mann kam heran, ebenfalls eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. „Scheint so, als hätte das Weib noch einmal Glück gehabt.“ Doran ließ seinen Blick einmal prüfend über sie gleiten. Altair nickte. „Ich werde sie zu Al Mualim bringen.“ Er bemerkte wie sie zusammenzuckte, beachtete es aber nicht weiter. „Tut das, wir kümmern uns um die restlichen Templer.“ Verwirrt hörte Alena eine gewisse Vorfreude dabei heraus. Machte es ihm Spaß zu töten? Würde man sie töten? Al Mualim persönlich? Sie schüttelte innerlich den Kopf. Nein sie wollte nicht sterben! Nicht jetzt, ihr Vater hätte das nicht gewollt. Alena beobachtete die beiden Männer, die sich leise unterhielten, während sie einen Schritt nach dem anderen nach hinten ging, ehe sie sich umwandte und davonlief. Sie sah nicht zurück, sondern lief einfach weiter. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass sie bereits nach wenigen Metern eingeholt werden würde, aber dem war nicht so. Leider ging ihr bereits nach einigen Metern die Puste aus. Sie war es einfach nicht gewöhnt, schnell, lange und durch die Wüste zu laufen. Erst jetzt erlaubte sie es sich, stehen zu bleiben. Vor ihr lag nichts außer Sand. Alena ging in die Knie. Ihre Seiten schmerzten, sie war es wirklich nicht gewohnt. Ein großer Schatten zeichnete sich auf dem Sand ab. Etwas…jemand war hinter ihr. Noch während sie sich hastig herumdrehte, vernahm sie das Schnauben eines Pferdes. Sie musste ihre Augen mit der Hand abdecken, um zu der Person aufschauen zu können. „Was sollte das!?“, der Assassine glitt elegant vom Pferd. „Es ist dumm von dir, ohne Wasser in die Wüste flüchten zu wollen.“ Altair blieb vor ihr stehen. Hastig senkte sie den Blick. „Außerdem verschwendest du damit meine Zeit“, knurrte er dann und packte sie am Arm. „Steig auf!“, befahl er ihr. Sie zögerte, schüttelte dann jedoch den Kopf. Nein, sollte er sie sofort töten dann war es endlich vorbei. Altair schien das jedoch etwas anders zu sehen. Kurzerhand packte er sie an den Hüften und hob sie auf den schwarzen Hengst, ehe er ebenfalls aufstieg, sodass Alena vor ihm saß. Nicht dass das Weib auf noch mehr dumme Gedanken kam. Er konnte nicht verstehen, warum sie sich so zierte. Hätte er sie töten sollen, dann wäre sie auch bereits tot. Er schnaubte. Frauen. Er stieß dem Pferd mit dem Stiefel in die Seite, welches sich daraufhin sofort in Bewegung setzte. Zielsicher führte er den schwarzen Hengst über die Dünen zurück. Seine braun-goldenen Augen wechselten von dem Weg zu dem schwarzen Schopf vor ihm. Was ging nur in diesem Weib vor? Er verstand sie wirklich nicht. Altair schnaubte, was kümmerte es ihn? Alena schwieg während dem Ritt. Sie hätte auch nicht gewusst, was sie hätte sagen sollen. In ihren Gedanken schwirrte so viel umher. Würde man sie töten? Sie… benutzen? Unwillkürlich zitterten ihre Hände. Natürlich würde man sie töten. Warum auch sollte sie am Leben bleiben? Ihr Vater war tot, die Assassinen brauchten sie nicht mehr und wollten nun wohl einen möglichen Informanten erledigen. Sie. Als das Pferd schließlich langsamer wurde, wäre sie am liebsten hinuntergesprungen und geflüchtet. Wenn Altair langsamer wurde, bedeutete das, dass sie bald da wären. Sie wollte diesem Al Mualim nicht gegenübertreten. Die Wachen vor dem Dorftor waren verstärkt worden. Waren es bei ihrer ersten Ankunft nur zwei gewesen, so standen dort nun insgesamt acht bewaffnete Männer. Sie wurde kurzerhand von dem Pferd gehoben. Altair nickte seinen Brüdern zu, bevor er sie am Handgelenk fasste und zur Burg zog. Sein eiliger Schritt machte ihr Schwierigkeiten. Konnte er nicht etwas langsamer laufen? Auch am Burgtor waren die Wachen verstärkt worden. Rechneten sie mit einem weiteren Angriff? „Komm schon.“ Altair zog an ihrem Handgelenk. Eilig schloss sie zu ihm auf und ließ sich mehr oder weniger freiwillig von ihm ins Innere führen. Eine Treppe hinauf auf eine kleine Plattform, von der eine weitere Treppe nach oben führte. Sie blieben an einem Schreibtisch stehen. Alena sah sich unsicher um und bemerkte erst jetzt, dass auch hier viele dieser Assassinen waren. „Ihr habt sie gefunden, Altair.“ Aus dem Schatten trat eine in schwarz gekleidete Person. Al Mualim. Alena senkte hastig den Blick, auf eine Ohrfeige konnte sie nun wirklich verzichten. Es war mehr als genug für einen Tag. „Meister.“ Altair verneigte sich leicht. „Sind die Templer tot?“ Der Meister nahm am Schreibtisch Platz. „Ja.“ Al Mualim nickte. „Sehr gut. – Weib, sieh mich an!“ Alena hob langsam den Blick. Ihre Augen glitten unsicher in dem Raum umher. „Weißt du, warum du hier bist?“ Sie nickte. „Ihr wollt mich t-töten.“ Al Mualim lachte so plötzlich auf, dass sie heftig zusammenzuckte. Was war daran so lustig? „Es scheint, als wärest du falsch informiert, Weib.“ Er bedeutete Altair sie loszulassen. „I-ich verstehe nicht.“ „Das scheint mir auch so.“, der Ordensmeister erhob sich wieder, kam um den Schreibtisch herum und blieb vor ihr stehen. „Deine Familie ist tot, das weißt du.“ Sie nickte. Sie hatte es immerhin selbst gesehen. „Gut. Dein Vater verriet mir, welche Informationen er weitergegeben hatte und bat mich um einen gefallen. Im Gegensatz verlangte ich etwas von ihm.“ Alena sagte nichts. Um was hatte er ihn gebeten? Von was redete der alte Mann da? „Du weißt nicht, wovon ich spreche“, vermutete er, als sie auch nach einer Weile nicht reagierte. „Dein Vater bat mich dich aufzunehmen.“ Ihr Kopf schoss in die Höhe. Was? „Du scheinst überrascht. – Nun denn, wie dem auch sei, ich werde seiner Bitte nachkommen, denn im Gegenzug erzählte er uns Interessantes über die Templer.“ Alenas Kopf hämmerte schmerzhaft. Sie sollte hier bleiben? Bei all den Männern? Alleine? Was hatte ihr Vater sich dabei gedacht? Sie wollte keineswegs bei diesen Monstern bleiben. „Ich möchte Euch keine Umstände machen. Ich werde gehen.“ Die Ohrfeige, die sie unvorbereitet traf, beförderte sie zu Boden. „Wiedersprich mir nicht Weib! Du bleibst! Die Frauen im Dorf können fleißige Hände immer gebrauchen, aber vergiss nicht, dass ich meine Meinung ändern kann, falls dir der Tod lieber ist.“ Alena hielt sich die pochende Wange. Sie sollte hier arbeiten? Für immer? Sie schien nichts anderes zu sein als eine Gefangene, wenn auch nun aus anderen Gründen. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen, ehe es vollkommen schwarz wurde und Dunkelheit sie umhüllte. Etwas Kaltes legte sich auf ihre Stirn. Ihre Lider zuckten, ehe sie langsam die Augen öffnete. Das erste was sie sah, war die steinerne Decke über ihr. Ihre Augen wanderten weiter zu dem Rascheln neben ihr. Unruhig huschte ihr Blick zwischen dem Mann, der Wasserschale in seinen Händen und ihren Händen hin und her. „Du bist wach.“ Altair erhob sich. „Ich werde nach Azrael schicken, er soll dich noch einmal untersuchen.“ Damit erhob er sich und verschwand lautlos aus dem Raum. Alena sah ihm nach. Langsam kamen ihre Erinnerungen zurück. Die Assassinen hatten sie vor den Templern gerettet und mitgenommen. Bei dem Gedanken an Al Mualim wurde ihr heiß und kalt gleichzeitig. Er sagte, sie solle hier bleiben. Wollte sie das? Gehen konnte sie nicht, das hatte man ihr schon deutlich gemacht. Sie rieb sich über die Wange. Aber was sollte sie hier tun? Außer putzen, nähen und kochen? So hatte sie sich ihr Leben sicherlich nicht vorgestellt. Sie wollte heiraten, Kinder bekommen. Ein mehr oder weniger normales Leben haben. Die Tür wurde aufgestoßen. Ein älterer Mann trat freundlich lächelnd ein. „Ah, da haben wir die Patientin.“ Er ließ sich auf dem Schemel neben dem Bett nieder. „Wie fühlst du dich mein Kind?“ Alena nickte. Abgesehen von ihrer momentanen Situation ging es ihr soweit ganz gut. „Gut, gut. Ich bin Azrael der Heiler. Und du?“ Alena erstarrte. Niemand hatte bisher nach ihrem Namen gefragt. Warum auch? Sie war schließlich nichts weiter als ein Druckmittel gewesen. Weib, Mädchen, Ungläubige – so hatte man sie bisher gerufen. „A-alena“, zögerte sie, doch Azrael nickte lediglich. „Ein schöner Name für eine schöne junge Frau.“ Unwillkürlich schoss ihr die Röte ins Gesicht. Komplimente hatte sie noch nie bekommen. „Das reicht alter Mann. Kümmere dich um deine Arbeit und sonst nichts.“ Alena bemerkte Altair erst, als dieser aus dem Schatten trat und den Alten leicht an der Schulter anstieß. „Altair, ich versuche nur nett zu dem Mädchen zu sein. Immerhin soll sie sich doch wie Zuhause fühlen.“ Die Bemerkung brachte ihm ein Schnauben von dem Assassinen ein. „Tue einfach deine Arbeit“, knurrte der in weiß gekleidete dann. Irgendwie schien er gereizt, zumal sie nicht verstand, warum er sie so anstarrte. Zumindest nahm sie das an, denn die Kapuze verdeckte sein Gesicht und dennoch war es in ihre Richtung gedreht. Alena schüttelte den Kopf, ehe sie ihre Aufmerksamkeit dem Mann neben sich schenkte. Er tastete sie behutsam ab, fragte ob sie Schmerzen hätte, doch sie verneinte. Azrael war ein netter alter Mann und sie verstand nicht, warum Altair diesen mit seinen Blicken zu erdolchen schien, wenn er mit ihr sprach. Ächzend erhob er sich von dem kleinen Schemel. Azrael trat an den Assassinen heran. „Es geht ihr gut. Sie sollte sich ein wenig ausruhen, dann ist sie morgen wieder in Ordnung.“ Altair nickte, ohne den Blick von ihr zu nehmen, was Alena immer nervöser machte. Als der Heiler schließlich das Zimmer verlassen hatte, herrschte eine Weile Schweigen. Ein unangenehmes Schweigen, das sie mit einem Seufzer durchbrach. „D-danke.“ Sie sah zu dem Assassinen. „Danke, dass Ihr mich gerettet habt.“ Altair nickte lediglich und überging das Thema. „Komm.“ „Wohin?“, sie runzelte die Stirn. „Ich zeige dir deine Kammer.“ Sie folgte Altair schweigend den Gang entlang, eine Treppe nach oben, nur um sich in einem weiteren Gang wiederzufinden. Altair führte sie bis ans Ende ebenjenes Ganges und blieb schließlich vor einer einfachen hölzernen Tür stehen. „Deine Kammer.“ Er deutete auf die einfache Tür, bevor er diese öffnete. „Dir ist es nicht gestattet, sie ohne Begleitung zu verlassen. Es wird dich jemand abholen und begleiten.“ Er bedeutete ihr einzutreten. Alena nickte. Sie wollte nun wirklich nicht mit ihm darüber diskutieren, dass sie sich sicherlich auch bald alleine zurecht fand. Die Kammer war klein, aber was hatte sie auch erwartet? Ein einfaches, kleines Bett mit Kissen und Laken stand in der rechten Ecke. An der Wand gegenüber der Tür war ein kleines Fenster eingelassen worden, wodurch sie nun den Mond sehen konnte. An der linken Wand standen ein Schrank und eine kleine Truhe sowie ein Teppich vor dem Bett. Es wirkte trostlos. Ob alle Kammern so aussahen? Sie bezweifelte es. „Essen wirst du mit den anderen zusammen. – Morgen früh holt dich jemand ab.“ Damit schloss er die Tür und ließ sie allein im Zimmer stehen. Alena sah sich einen Moment unschlüssig um. Hier sollte sie bleiben? So ganz wohl war ihr bei der Sache nicht. Lieber würde sie in einem kleinen Haus mit Mann und Kindern wohnen, aber von diesem Gedanken konnte sie sich nun wohl endgültig verabschieden. Wer wollte schon eine Frau, die alleine unter Männern gelebt hatte? Unbehaglich ließ sie sich auf dem Bett nieder. Es fühlte sich nicht so an, als wenn dies hier ihr Zimmer war, sie dachte eher, jeden Moment würde jemand hereinkommen, dem diese Kammer gehörte. Sie seufzte, ehe sie sich langsam auf das Bett sinken ließ. Es war alles zu viel gewesen für einen Tag. Mehr verkraftete sie nicht. Ihre Gedanken schweiften zu ihrer Familie. Wo hatte man ihre Körper hingebracht? Wieder schossen ihr die Tränen in die Augen. Sie hatte sich nicht verabschieden können. Sie war zu feige gewesen einzugreifen. Würden sie sonst vielleicht noch leben? Alena schüttelte den Kopf und drehte sich auf die Seite. Die dunkle Kammer behagte ihr nicht. Sollte sie vielleicht nach einer Lampe fragen? Oder wäre das für Al Mualim Grund genug, sie steinigen zu lassen? Dieser Meister, wie ihn alle nannten, machte ihr das Leben wirklich schwer. Zumal sie ihn nicht wirklich einschätzen konnte. Er schien ein Spiel zu spielen, von dem sie nun wirklich keine Ahnung hatte wie man es spielte. Sicherlich waren alle diese Männer hier in diesem Spiel aus Intrige, Erpressung und Verrat geübt. Vielleicht war es auch nur etwas, das Männer verstanden? Sie wusste es nicht. Langsam aber sicher wurden ihre Lider schwerer, bevor sich ihre Augen gänzlich schlossen. Dass etwas später jemand ihr Zimmer betrat, um zu schauen, ob sie noch da war, bemerkte sie nicht mehr und würde es wohl auch nie erfahren. Leise schloss ebenjene Person die Tür wieder und verschwand ein Stück weiter hinter der Nächsten. Seine Kammer. Warum Al Mualim dem Weib ein Zimmer neben dem seinen gab, verstand er nicht. Vielleicht sollte er auf sie achten. Darauf hatte er wirklich keine Lust. Immerhin war er Assassine und nicht der Aufpasser eines Weibes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)