Spiegelbilder von Zyra (Makato x Taro) ================================================================================ Kapitel 10: H wie Humor ----------------------- Hallo! Wie einige sicher schon gemerkt haben, bilden die Kapitel ein Wort. Wer das Wort erkannt hat, weiß wie viele Kapitel es noch werden. Dann kommt noch der Epilog, der den Satz zu Ende führt. Mit anderen Worten: Wir steuern langsam aber sicher auf den Höhepunkt und später das Ende zu. Na ja, jetzt erst einmal viel Spaß mit diesem Kapitel! LG Zyra --- H wie Humor „Wie seht ihr denn aus?“, schallt uns Oms Stimme entgegen, als wir immer noch unterdrückt lachend durch den Garten auf die Villa zu schwanken. Man könnte denken, wir seien betrunken oder hätten einen ordentlichen Sonnenstich. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, wir seien betrunken oder hätten einen ordentlichen Sonnenstich. Bei dem sinnvolles Gekicher und unserem Getorkel. „Wir haben spontan entschieden, eine Wiese platt zu machen“, erkläre ich breit grinsend und ein Seitenblick zeigt mir, dass Taro ebenso übers ganze Gesicht strahlt. Om hebt zweifelnd die Brauen. „Hättet ihr dafür nicht auch die ‚Rasendes Rhinozeros‘ –Methode nehmen können?“, fragt sie vorwurfsvoll. „Eure Klamotten sind voller Grasflecken.“ „Ne, das lief eher wie ne Doppelwalze ab. Das fanden wir lustiger“, erklärt Taro und wir brechen beide in unterdrücktes Guffeln aus. Daraufhin sieht Om uns endgültig so an, als hätten wir irgendetwas genommen. „Habt ihr irgendwelche Drogen genommen?“, fragt sie und mustern uns noch mal kritisch. „Wir nehmen keine Drogen“, entrüsten wir uns aus einem Munde, wobei es deutliche Ähnlichkeit mit dem Protest eines Betrunkenen hat, der lallt: „Neeeeiiiinnn, ick bin net betrunk-en!“ Taro räuspert sich. „Keine Ahnung, woran es liegt. Wir haben jedenfalls nur unser Mittagessen gegessen. Vielleicht ist uns die viele Sonne nicht bekommen“, erklärt er und wir wissen alle, wie abwegig das klingt. „Vielleicht haben wir auch einen Lachschock bekommen. Zu viele Glückshormone auf einmal ausgeschüttelt, oder so“, mutmaße ich weiter und es ist genauso wahrscheinlich. Om seufzt. „Am besten geht ihr jetzt erst mal duschen. Und gebt eure Sachen sofort in die Wäsche. Dann gehen die Flecken hoffentlich wieder raus“, bestimmt sie streng, lächelt dann aber. „Und sag mir auf jeden Fall gleich Bescheid, wenn ihr anfangt irgendwelche Luftschlösser oder paradiesische Oasen zu sehen.“ „Okay“, versprechen wir, wobei wir schon wieder vom Lachen geschüttelt werden. Dabei ging der Scherz eindeutig auf unsere Kosten. *** Als wir später am Nachmittag gemeinsam bei Tee und Kuchen auf der Terrasse sitzen, haben Taro und ich uns wieder beruhigt. Unglaublich gute Stimmung haben wir immer noch, aber zumindest brechen wir nicht ständig in sinnloses Gekicher aus. „Wie hast du Yamaguchi-sensei eigentlich dazu überredet, uns den Freitag zu beurlauben?“, fragt Taro neugierig. Das ist wirklich eine gute Frage. Vielleicht kann die Antwort uns sogar noch mal nützlich sein. „Da ich die nächsten vier Wochen auf Reisen bin, wollte ich euch gerne vorher noch einmal etwas länger sehen. Das hat er akzeptiert“, erklärt sie gelassen. „Wo geht es denn dieses Mal hin?“, frage ich interessiert. Taro und ich freuen uns immer über die Postkarten und Briefe, die sie uns aus aller Welt schickt. Den Überblick, wo sie schon überall gewesen ist, haben wir allerdings schon lange verloren. „Ich mache eine ausgedehnte Asien-Reise“, erklärt sie und daran, wie sie es sagt, erkenne ich, dass China in jedem Fall inbegriffen ist. Ich zwinge mich, ja keinen kurzen, prüfenden Seitenblick auf Taro zu werfen. „Schreibst du uns wieder?“, frage ich, bevor er die Chance hat, genauer nachzufragen. Die ersten neun Jahre seines Lebens hat er in China verbracht. Er erinnert sich nicht gerne daran und bei dem, was ich über die Zeit weiß, wundert mich das nicht im Mindesten. „Ja, natürlich“, erwidert sie lächelnd und ich erkenne, dass sie sich wieder an meine Bitte halten wird, was die Post aus China betrifft. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie die erste Postkarte aus Peking bei uns eintrudelte. Danach kam für zwei Wochen gar nichts – was im Grunde nicht ungewöhnlich ist, wenn Om auf Reisen ist, aber ich habe ganz genau gemerkt, wie Taro immer unruhiger wurde. Seitdem ich mit Om darüber gesprochen habe, schreibt sie uns immer so, dass sie auf jeden Fall noch unter der Festnestnummer, die sie uns angegeben hat, erreichbar ist oder sie schickt die Briefe und Karten gesammelt vom Flughafen ab, wenn sie wieder ausreist. Das beunruhigt Taro weniger – oder er ist einfach besser darin geworden, seine Sorge vor mir zu verstecken. Ausschließen will ich das nicht. „Wo wir gerade beim Thema sind“, fährt Om fort, „Aki-san hat die nächsten zwei Wochen Urlaub. Deshalb möchte ich euch bitten, an den Wochenenden nach dem Rechten zu sehen und ein paar Dinge zu erledigen.“ Ich wechsele mit Taro einen Blick und grinse. Er denkt mit Sicherheit das Gleiche wie ich: Sturmfrei! In der Stadt, in unserer eigenen Wohnung ist das zwar Normalzustand – glücklicherweise –, aber die Villa für uns allein zu haben, ist noch ne Nummer größer. „Ja, klar“, antwortet Taro und ich nicke zustimmend. „Das ist überhaupt kein Problem. Wenn es die nächsten Wochen so schön bleibt, sind wir hier sowieso besser aufgehoben als in der Stadt.“ Die nächste Stunde verbringen wir damit, uns von Om in bestimmte Haushaltssachen einweisen zu lassen. Das ist zwar ein bisschen nervig, aber ein geringer Preis, wenn wir dafür die Villa für zwei Wochen „bekommen“. Die restliche Zeit bei Om ist wesentlich lustiger und entspannter. Wir faulenzen draußen in der Sonne, spielen Spiele, sehen gemeinsam Filme, schlagen uns den Bauch voll und bekommen ganz nebenbei durch Oms Reiseberichte auch noch ein bisschen Kultur mit. Besser kann das Leben eigentlich nicht sein. Oh Moment … wäre da nicht dieser kleine „Ich habe mich in meinen besten Freund verliebt“ – Schönheitsfehler. Ich meine, wenn man die Nähe zueinander als Kriterium nimmt, lief es das Wochenende wirklich gut. Wir haben gekuschelt und uns geküsst. Es war schön, aber auch anstrengend. Ständig musste ich mich zusammenreißen, damit ich mich nicht zu sehr gehen lasse. Immerhin darf ich mich nicht verraten. Es ist nur Schein, egal wie real es sich anfühlt und das ist schon ein ganz schön großer Wehmutstropfen. Seit Sonntagabend hänge ich deswegen in einem kleinen Stimmungstief – mal wieder. Zu allen Überfluss haben die Mädels am Wochenende auch noch einen Schnulzen-Filmeabend gemacht und sind immer noch über bestimmte Punkte am Diskutieren. Sich irgendwelche märchenhaften Mädchenliebesfantasien anhören zu müssen, macht die Sache wirklich nicht besser. Auch wenn ich es normalerweise nur belächele, bin ich dieses Mal kurz davor einem bissigen Kommentar abzugeben, doch bitte wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren. Niemand kann mir erzählen, dass ich plötzlich Taros Herz im Sturm erobern könnte, indem ich irgendeine dämliche, niveaulose „Ritterschar“ anführe und ihm das „Leben“ rette. Allein der Gedanken ist absurd. Taro würde mich auslachen oder fluchen wie ein Rohrspatz. Also allgemeine Aufforderung: Bitte lasst mich mit eure beknackten Märchengeschichten in Ruhe, ich habe im Hier und Jetzt genug Probleme, ohne dass ich mich noch mit denen von fiktiven Figuren beschäftigen muss. Ich seufze. Heute bin ich definitiv gereizt. Es bleibt zu hoffen, dass ich den Tag überstehe, ohne in die Luft zu gehen. „Was ist los?“, fragt Taro mich in der letzten Stunde. „Du stehst ziemlich unter Strom!“ War ja klar, dass er es bemerkt, denke ich deprimiert und ein klein wenig verärgert. „Dieser irrationale Ritter-Mist geht mir nur tierisch auf die Nerven“, gestehe ich ein, ohne darüber nachgedacht zu haben. Ich stoße abermals einen Seufzer aus. Jetzt kann ich es nicht mehr ändern. „Keine Ahnung, warum, aber ich kann diesen ‚Irgendwann findet mich mein Held‘- Schwachsinn nicht mehr hören.“ „Hm“, brummt Taro nachdenklich. „Kann ich nachvollziehen. Manchmal ist diese ganze realitätsferne Träumerei einfach nervig. Glück für dich, dass mein Held mich schon gefunden hat.“ Ich blinzele. Wer? Wie? Wo? Was? Welcher Held denn? Was hab ich da nicht mitbekommen? Um Ruhe bemüht, hebe ich fragend eine Augenbraue. Ich will mir nicht anmerken lassen, dass dieser Held wohl kaum ein Glück für mich ist. „Du weißt schon, diese kleine Nervensäge, derentwegen ich nach Japan gekommen bin“, erklärt er und lächelt mich warm und vertrauensvoll an. Es dauert einen Moment bis es „klick“ macht und ich begreife, dass er mich meint. Ha. Das soll mir mal jemand nachmachen. Ich habe keine dämliche, niveaulose „Ritterschar“, die ich herumkommandieren kann, gebracht, um der Held meines Liebsten zu werden. Sofort hebt sich meine Laune wieder ein bisschen, auch wenn es mit dem eigentlichen Problem nichts zu tun hat. Zumindest bekomme ich so nicht noch eins. Irgendeinen anderen angeblichen Helden, dem ich wohlmöglich auch noch in den Hintern treten muss, um Taro für mich allein zu haben, kann ich wirklich nicht gebrauchen. Der Schultag zieht sich hin und das einzige, was mich aufmuntert, sind Taros kleine Witzeleien, die wohl genau das bezwecken sollen. Ich liebe seinen Humor. Was das angeht, schwingen wir ziemlich auf einer Wellenlänge. Ironie mit ausgeprägtem Hang zum Sarkasmus – das ist schon etwas Herrliches, unter anderem versteht sich. Taro behauptet zwar manchmal mein Humor sei ihm teilweise zu makaber, aber in meinen Augen ist er da auch nicht „besser“. Wir nehmen uns da so gut wie gar nichts. Nach dem Abendessen hat sich meine Stimmung noch etwas weiter gebessert. Taro hat gekocht. Als wir ins Bett gehen, habe ich immer noch das Gefühl, fast zu platzen – so habe ich schon lange nicht mehr zugeschlagen. Zufrieden lasse ich mich in mein Bett fallen. Etwas, das ich wohl besser nicht getan hätte. Das zeigt das „Knack“ und „Knall“ ganz deutlich. Im nächsten Moment liege ich deutlich unbequemer. Da sind wohl mindestens drei Latten herausgefallen. „Verdammter Mist“, fluche ich. „Nicht schon wieder. Dieses dämliche Bett.“ Taro bricht in schallendes Gelächter aus. „Du hättest gerade deinen Gesichtsausdruck sehen müssen“, kichert er und ich kann nicht anders, als die Augen zu verdrehen. „Schön, dass ich dich so amüsiere“, murre ich ironisch. „Dafür kannst du die Latten auch wieder einsetzen.“ „Nicht mehr heute. Dazu hab ich echt keine Lust“, meint er und gähnt. Ich seufze. Na toll. Auch das noch. Ich habe immer meine liebe Not, die Dinger wieder an Ort und Stelle zu zwängen. Dazu ist eine ganz schöne Kraft von Nöten. Und auf diesen Kampf habe ich ebenso wenig Lust wie Taro. „Na gut“, sage ich und zucke mit den Schultern, „dann komm ich eben zu dir rüber.“ Anders als erwartet, erhebt Taro keine Einwände. Also schnappe ich mir Decke und Kissen und rutsche zu ihm hinüber. Ob das so eine gute Idee ist, frage ich mich sogleich, als ich meine Arme um ihn schlinge und er es sich in ihnen bequem macht. *** Es ist gerade mal Dienstag und ich sehne schon jetzt das Wochenende herbei. Mal wieder. Zumindest haben wir heute keinen Nachmittagsunterricht. Wenn nur diese nervige Sozialkundestunde um wäre. Ich gähne verhalten hinter vorgehaltender Hand. Omata gegenüber muss ich weder Müdigkeit noch Langeweile zur Schau stellen, das gibt nur einen dummen Spruch und im Moment hab ich nicht wirklich Bock, mich mit ihm herumzuärgern. Verwundert nehme ich kurz darauf wahr, dass Taro den Arm hebt … und sich meldet. Was hat er denn vor? Will er etwa etwas zum Thema beitragen? Was auch immer gerade Thema ist … Omata schaut Taro erstaunt an. Sein Redefluss bricht ab und er beginnt freudig zu grinsen. „Taro-chan. Was möchtest du dazu sagen?“, fragt er begierig. „Ähm –“ „Ja?“, hakt Omata nach. Es soll wohl auffordernd klingen, aber sein Gesicht strahlt nur Triumph und Neugier aus. „Eigentlich … wollte ich fragen, ob ich kurz auf die Toilette kann“, bringt Taro stockend hervor und schaut den Lehrer aus großen naiven Augen an. Ich bin froh, dass ich meinen Kopf immer noch lässig auf meinen Arm stütze und so nur die Hand heben muss, um mein breites Grinsen zu verbergen. Das hatte er also vor. Omata starrt ihn fassungslos an. Der Mund steht auf. Er blinzelt mehrmals. Enttäuschung und Verständnislosigkeit machen sich auf seinem Gesicht breit. Wiederholt schüttelt er ungläubig den Kopf. Die Klasse bricht in unterdrücktes Kichern aus. „Wenn das in Ordnung ist“, fügt Taro hinzu und seine Stimme klingt noch schüchterner. „Ähm, ja“, stottert der Lehrer immer noch perplex. „Natürlich“, setzt er kräftiger hinterher und während Taro sich erhebt, schleicht sich ein hintergründiges Grinsen in Omatas Züge. Oh, da kommt noch etwas nach. „Willst du Makato-kun nicht mitnehmen?“, fragt er gleich darauf. Taro legt den Kopf schief und wirft ihm und mir abwechselnd fragende Blicke zu. Es ist so klar, was jetzt kommt. „Er sieht so aus, als könnte er eine Erfrischung gebrauchen.“ „Inwiefern?“, meint Taro gespielt begriffsstutzig, dann hellt sich sein Gesicht begreifend auf. Im gleichen Augenblick tritt in Omatas Augen wieder das gewinnende Glitzern. Da freut er sich mit Sicherheit zu früh. „Oh ja klar“, ruft Taro aus. „Du kannst dir etwas kaltes Wasser ins Gesicht spritzen. Das macht dich sicher wieder munter.“ Abermals muss ich mein Amüsement verbergen, als die Gesichtszüge des Lehrers entgleisen. Und anscheinend ist Taro noch nicht fertig mit ihm. Auf ein Zeichen von ihm, schüttele ich nur stumm den Kopf, um seinen Vorschlag abzulehnen. „Du könntest ihm auch Kaffee besorgen“, murmelt Omata anscheinend zu sich selbst, bevor Tata überhaupt den Mund geöffnet hat. Diese Vorlage lässt er allerdings auch nicht ungenutzt. „Oh, klar“, stimmt er fröhlich zu. „Dann husche ich noch schnell beim Kiosk vorbei.“ Omata schlägt eine Hand vor die Augen und schüttelt deprimiert den Kopf. „Denn Kaffee, den er jetzt braucht, ist nicht so schnell gemacht“, nuschelt er fassungslos. Anscheinend ist er auf Doppeldeutigkeiten gepolt, sodass er gar nicht mehr darüber nachdenken muss. „Woher wollen Sie denn wissen, wie Toto am liebsten seinen Kaffee trinkt?“, setzt Taro zweifelnd noch einen drauf. „Vergiss es“, meint der Lehrer und wedelt mit der Hand in Richtung Tür. Taro schaut ihn noch kurz mit großen naiven Augen an und verschwindet schnell in den Gang hinaus. Ich hoffe, dass er mir wirklich einen Kaffee mitbringt. Ich könnte wirklichen einen gebrauchen. „Also was ist mit dir los, Makato-kun?“, fragt Omata mich. Seine Augen haben sich neugierig auf mich gerichtet. Er scheint mich als „Aufbaumaßnahme“ nutzen zu wollen, aber den Gefallen werde ich ihm nicht tun … zumindest nicht ganz. Ich muss an mir halten, um ein hinterhältiges Grinsen zu unterdrücken. „Ich hab einfach schlecht geschlafen“, meine ich und lächelte etwas wehmütig. „Es geht halt nichts über das eigene Bett.“ Sofort hellt sich Omatas Gesicht auf. Er wittert wohl eine Story. „Aha“, ruft er gedehnt aus. „Wo hast du denn geschlafen?“ „Bei Tata“, sage ich und reibe mir über die müden Augen. Der Lehrer hebt verwundert und zugleich interessiert die Augenbrauen. So. Jetzt gilt es, ihm den Spaß zu verderben. „Mir ist mal wieder Latten aus dem Lattenrost meines Bettes gebrochen und ich hatte gestern Abend keine Lust mehr, sie wieder ins Gestell zu zwingen. Da hab ich halt bei Tata im Bett schlafen. Das war ziemlich eng und ich bin mehrmals aufgewacht, weil ich halb aus dem Bett hing.“ Das ist nicht gelogen. Der Auslöser war allerdings, dass ich Taro nicht zu nahe kommen wollte, weil ich die Reaktion meines Körpers fürchtete. Zu recht, wie ich in den Morgenstunden feststellte. Die geballte Ladung „Taro“, die ich abgekommen habe, war ganz eindeutig nicht die, die mein Körper haben wollte. „Hm“, antwortet er nur. Er wirkt nicht ganz so deprimiert wie nach Taros Schlag, aber die Sensationsgier ist ihm ordentlich vergangen. Er beginnt seine langweilige Story, von „vor der Unterbrechung“, weiterzuerzählen. Ich schalte wieder ab. Fürs erste – bis Taro wieder kommt. Das dauert allerdings etwas. „Warum hat denn das solange gedauert?“, wird er gleich vom Lehrer gefragt. „Sie haben doch gesagt, ich brauch nicht schnell zu machen“, erklärt Taro schüchtern und sieht ihn verwundert an. Omata seufzt nur und schlägt wieder die Hand vor die Augen. „Setzt dich einfach“, sagt er in einem Moment der Resignation und wedelt abermals mit der Hand. Taro kommt breit grinsend – er nutzt die Gelegenheit, dem Lehrer den Rücken zuzudrehen vollkommen mit Feixen aus – auf mich zu und überreicht mir kindlich strahlend den Becher. „Danke“, flüstere ich ihm zu, aber doch laut genug, dass Omata es gerade so verstehen kann. „Du bist echt ein Schatz.“ Ich nehme einen Schluck und genieße das Gefühl. Herrlich. Wundervoller, schwarzer, starker Kaffee. Hach, da fühlt man sich gleich viel besser, denke ich entspannt und schlürfe die nächste Viertelstunde genüsslich meinen Kaffee. In diesem Zeitraum gelingt es mir das sinnlose Gebrabbel des Leerkörpers auszublenden. Das ändert sich jedoch schlagartig, als abermals Taros Name fällt. Wie es aussieht startet Omata noch einmal einen Versuch. „Stell dir vor, du bist mit Vivian-kun ganz alleine auf einer großen Lichtung. Was würdest du gerne tun?“, meint er und seine Stimme hat ihre Begeisterung tatsächlich wieder gefunden. Das ist ein echt plumper Versuch. „Hm“, gibt Taro gedehnt von sich. Er hat den Kopf nachdenklich schief gelegt und ein Finger liegt an seiner Wange. „Oh ja. Schmedderlinge beobachten!“, ruft er mit einer Begeisterung aus, die genauso kindlich ist wie seine Aussprache. Ich lache auf. Omata hingegen klappt der Mund auf. Er starrt Taro in einer Mischung aus Entsetzung und Verständnislosigkeit an. „Nicht?“, fragt Taro leise und verunsichert nach. So als würde erst der Gesichtsausdruck des Lehrers ihm sagen, dass das eine falsche Antwort war. Er beginnt zu plappern. „Na ja, wir könnten auch Federball spielen. Oh, das mochtest du ja nicht. Oder war das Tennis, Vivi-kun?“ Vivian antwortet nicht. Sie liegt lachend halb auf ihrem Tisch – wie der Rest der Klasse. Nur Omata steht vorne, blickt geschockt Taro an und sieht so aus, als würde er bald in Ohnmacht fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)